Shadow Falls Camp – Erwacht im Morgengrauen - C.C. Hunter - E-Book
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Shadow Falls Camp – Erwacht im Morgengrauen E-Book

C.C. Hunter

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Beschreibung

Was ist Kylie wirklich? Die Suche geht weiter: der 2. Band der Spiegel-Bestsellerserie ›Shadow Falls Camp‹ Von dem Moment an, als Kylie im Shadow Falls Camp angekommen ist, will sie nur eines wissen: Was bin ich? Umgeben von Werwölfen, Vampiren, Hexen und Gestaltwandler möchte Kylie endlich herausfinden, welche Art von Wesen sie ist, und was ihre übernatürlichen Kräfte zu bedeuten haben. Kaum hat Kylie sich einigermaßen im Camp eingelebt, überschlagen sich die Ereignisse. Ihre übernatürlichen Fähigkeiten entwickeln sich, ein Geist taucht auf und warnt sie, dass jemand, den sie liebt, sterben wird, und eine Vampirgang zieht mordend durch die umliegenden Städte. Auch in Kylies Liebesleben ist keine Besserung in Sicht: Sie versucht zwar ihre Zeit mit Derek zu genießen, kann aber Lucas nicht vergessen. Als sie ein Wochenende bei ihrer Mutter verbringen soll, um endlich Abstand zu gewinnen, findet sie auch dort keine Ruhe: Ohne den Schutz des Camps ist sie gefährlichen dunklen Mächten ausgeliefert und es kommt zu einem Kampf auf Leben und Tod.

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Seitenzahl: 553

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C.C. Hunter

Shadow Falls Camp - Erwacht im Morgengrauen

Band 2

FISCHER E-Books

Inhalt

Für meinen Mann, Steve [...]1. Kapitel2. Kapitel3. Kapitel4. Kapitel5. Kapitel6. Kapitel7. Kapitel8. Kapitel9. Kapitel10. Kapitel11. Kapitel12. Kapitel13. Kapitel14. Kapitel15. Kapitel16. Kapitel17. Kapitel18. Kapitel19. Kapitel20. Kapitel21. Kapitel22. Kapitel23. Kapitel24. Kapitel25. Kapitel26. Kapitel27. Kapitel28. Kapitel29. Kapitel30. Kapitel31. Kapitel32. Kapitel33. Kapitel34. Kapitel35. KapitelDanksagungLESEPROBE1. Kapitel

Für meinen Mann, Steve Craig – meinen Partner, meinen besten Freund und meinen Helden.

Deine Liebe, deine Unterstützung und deine Bereitschaft, die Wäsche zu machen, haben es mir ermöglicht, meine Träume zu verwirklichen und sie zu unserer Realität werden zu lassen. Danke, dass du ein Teil meiner Träume bist. Ich liebe dich.

1. Kapitel

»Du musst es aufhalten, Kylie. Du musst! Oder es wird etwas Schreckliches geschehen – jemandem, den du liebst …«

Die rätselhafte Warnung des Geistes vermischte sich mit dem Knistern und Knacken des riesigen Lagerfeuers vor Kylie, und ein eisiger Lufthauch ließ sie frösteln. Außer ihr bemerkte keiner der dreißig anderen Shadow Falls Camp-Teilnehmer die Anwesenheit des Geistes.

Sie waren alle in einem zeremoniellen Kreis um das Lagerfeuer versammelt, und auch Miranda, die direkt neben Kylie stand, hatte keinen blassen Schimmer, dass gerade ein Geist in der Nähe war. Aufgeregt drückte sie Kylies Hand. »Das ist so cool«, murmelte Miranda und schaute zu Della, die gegenüber im Kreis stand.

Miranda und Della waren nicht nur Kylies engste Freundinnen, sondern auch ihre Mitbewohnerinnen in der Hütte, die sie im Camp bewohnten.

»Wir danken für diese Opfergabe.« Chris oder Christopher, wie er sich heute Abend nannte, stand in der Mitte des Kreises und hob den geweihten Kelch in den dunklen Nachthimmel, während er irgendwelche Formeln murmelte.

»Du musst es aufhalten«, flüsterte die Stimme hinter Kylie wieder, so dass sie sich nicht auf die Zeremonie konzentrieren konnte.

Kylie schloss die Augen und sah sofort den Geist vor sich, so wie er ihr jetzt schon einige Male erschienen war: eine Frau, Mitte dreißig, mit langen dunkelbraunen Haaren, die ein langes weißes Nachthemd trug – und das Nachthemd war blutgetränkt.

Frustration machte sich in Kylie breit. Wie oft schon hatte sie den Geist angefleht, ihr zu erzählen, wer sie war und was sie von ihr wollte? Aber die Frau hatte nur immer dieselbe Warnung wiederholt.

Kurz gesagt, Geister, die aus dem Jenseits kommen, sind ziemlich mies in Sachen Kommunikation. Wahrscheinlich genauso mies wie Geisterseher-Anfänger darin waren, sie zum Sprechen zu bringen. Kylie blieb nur abzuwarten, bis der Geist irgendwann seine mysteriöse Warnung erklären würde. Allerdings war jetzt nicht der optimale Zeitpunkt dafür.

Gerade ist es ziemlich ungünstig. Können wir unser Gespräch vielleicht auf später verschieben? Es sei denn, du möchtest mir jetzt genauer erklären, was du von mir willst … Kylie formulierte die Worte in ihrem Kopf, in der Hoffnung, der Geist könne ihre Gedanken lesen. Gott sei Dank verschwand die eisige Kälte und sie konnte wieder die Hitze der Sommernacht spüren – Texashitze: schwül, stickig und heiß, auch ohne das Lagerfeuer.

Danke. Kylie versuchte, sich zu entspannen, aber es gelang ihr nicht so recht. Das hatte aber auch einen guten Grund. Das zeremonielle Ereignis in dieser Nacht bedeutete ein weiteres erstes Mal in ihrem Leben.

Ihr Leben, das um so vieles einfacher gewesen war, als sie noch nicht wusste, dass sie nicht nur menschlich war. Es wäre natürlich hilfreich, wenn sie endlich mehr über ihre nicht-menschliche Identität herausfinden könnte. Dummerweise war aber der einzige Mensch, der Antworten für sie hatte, Daniel Brighten, ihr leiblicher Vater. Sie hatte nicht einmal gewusst, dass es ihn gab, bis er ihr vor einem Monat einen Besuch abgestattet hatte. Aber er hatte sich ganz offensichtlich dazu entschieden, Kylie mit ihrer Identitätskrise allein klarkommen zu lassen, denn er ließ sich nur noch selten blicken.

Ja, Daniel war tot – gestorben, ehe sie geboren war. Kylie war sich nicht sicher, ob es im Jenseits irgendeine Art Elternkurse gab, aber sie war versucht, ihm mal vorzuschlagen, es herauszufinden. Denn im Moment liefen seine Besuche immer so ab: Sie merkte, dass er sie beobachtete, aber sobald sie ihm eine Frage stellen wollte, löste er sich in Luft auf. Zurück blieben nur ein kalter Lufthauch und ihre unbeantworteten Fragen.

»Okay«, wandte sich Chris nun an die Jugendlichen, »lasst eure Hände jetzt los und macht euren Kopf frei – versucht an gar nichts zu denken. Aber achtet darauf, den Kreis nicht zu unterbrechen.«

Kylie und die anderen folgten seinen Anweisungen. Sie ließ die Hände ihrer Nachbarn los – ihr Kopf allerdings weigerte sich, frei zu werden. Eine Windböe fuhr ihr in die langen, blonden Haare und wehte ihr eine Strähne ins Gesicht. Sie strich sich die Haare hinters Ohr.

Hatte ihr Rabenvater etwa Angst, sie könnte ihn um einen Rat in Sachen Sex bitten, oder so? Das hatte zumindest bei ihrer Mutter immer den Effekt gehabt, dass diese sich schnellstens aus dem Staub gemacht hatte – um dann verzweifelt nach einer passenden Infobroschüre für Teenager zu suchen. Dabei hatte Kylie nie vorgehabt, ihrer Mutter Sexfragen zu stellen. Mom war sicherlich die letzte Person, zu der sie damit gegangen wäre.

Bloß der kleinste Hinweis, dass Kylie Interesse an einem Typen hatte, verursachte bei ihrer Mutter Panik, und die Buchstaben S-E-X blinkten wie Warnsignale in ihren Augen. Gott sei Dank war Kylie, seit sie im Shadow Falls Camp war, von jeglicher Art Teenager-Sex-Broschüren verschont geblieben.

Was sie da nur wieder verpasst hatte im letzten Monat? Bestimmt gab es wieder neue Studien und Statistiken, die ihre Mutter garantiert alle für sie aufbewahrte, um sie ihr bei ihrem nächsten Besuch unter die Nase zu halten. Der Besuch stand in drei Wochen an, und Kylies Vorfreude hielt sich in Grenzen. Sicher, ihre alles andere als gute Beziehung zueinander hatte sich seit ihrem letzten Treffen deutlich verbessert – vor allem nachdem ihre Mutter erzählt hatte, dass Daniel ihr leiblicher Vater war. Aber die neue Mutter-Tochter-Bindung fühlte sich noch sehr zerbrechlich an.

Kylie fragte sich, ob ihre Beziehung nicht zu speziell war, als dass sie mehr als ein paar Stunden miteinander verbringen konnten. Was, wenn sie nun nach Hause kam und feststellte, dass sich eigentlich gar nichts verändert hatte? Was, wenn die Distanz zwischen ihr und ihrer Mutter noch genauso groß war wie zuvor? Und was war mit Tom Galen, dem Mann, den Kylie die ganze Zeit für ihren Vater gehalten hatte? Der ihre Mutter und sie für so eine Tussi verlassen hatte, die gerade einmal ein paar Jahre älter war als Kylie selbst? Kylie war total geschockt gewesen, als sie ihn beim Knutschen mit seiner viel zu jungen Assistentin erwischt hatte. So sehr, dass sie ihm bis heute nichts davon erzählt hatte.

Ein warmer Windzug wehte ihr den Rauch des lodernden Lagerfeuers ins Gesicht. Ihre Augen brannten und sie blinzelte, wagte es aber nicht, aus dem Kreis herauszutreten. Wie Della ihr erklärt hatte, durfte man das aus Respekt für die Vampir-Kultur auf keinen Fall tun.

»Macht euren Kopf frei«, wiederholte Chris und gab den Kelch an einen Jugendlichen auf der anderen Seite des Kreises weiter.

Kylie schloss ihre Augen und versuchte wieder der Anweisung zu folgen, aber da hörte sie plötzlich rauschendes Wasser. Sie riss die Augen auf und schaute zum Wald. War der Wasserfall wirklich so nah? Seit Kylie die Legende von den Todesengeln gehört hatte, wollte sie unbedingt zu den Wasserfällen gehen. Nicht, weil sie gern einen Todesengel treffen wollte. O nein, mit Geistern hatte sie nun wirklich genug um die Ohren. Aber sie wurde das Gefühl nicht los, dass die Wasserfälle nach ihr riefen.

»Bist du bereit?« Miranda lehnte sich zu ihr und flüsterte: »Er kommt näher.«

Bereit wofür? war Kylies erster Gedanke. Dann fiel es ihr wieder ein.

Machte Miranda Witze?

Kylie starrte auf den Kelch, der im Kreis herumgereicht wurde. Ihr stockte der Atem, als sie merkte, dass er nur noch zehn Leute von ihr entfernt war. Trotz des Rauches holte sie tief Luft und versuchte, nicht angeekelt auszusehen.

Sie versuchte es wirklich. Aber allein der Gedanke daran, an einem Kelch zu nippen, aus dem schon zwanzig andere getrunken hatten, verursachte Übelkeit. Doch das mit Abstand Ekligste an der Sache war der Inhalt: Blut.

Im letzten Monat war es ihr zwar immer leichter gefallen, Della dabei zu beobachten, wie sie ihre tägliche Ration zu sich nahm. Ja, verdammt, Kylie hatte sogar einen halben Liter gespendet – das machte man eben so für seine Vampir-Freunde. Aber die lebenswichtige Flüssigkeit selbst zu trinken war eine ganz andere Sache.

»Ich weiß, es ist ekelhaft. Stell dir einfach vor, es wäre Tomatensaft«, flüsterte Miranda der neben ihr stehenden Helen zu. Als ob Flüstern bei diesen Leuten etwas bringen würde.

Kylie schaute sich im Kreis der übernatürlichen Campteilnehmer um. Auf ihren Gesichtern tanzten die Schatten des Lagerfeuers. Sie entdeckte Della, die böse in ihre Richtung schaute, ihre Augen glühten in einem genervten Goldton. Das Supergehör war nur eine ihrer Gaben. Zweifellos würde Della Miranda später noch auf das »ekelhaft« ansprechen. Was dann wieder darin enden würde, dass Kylie die beiden davon abhalten musste, sich gegenseitig umzubringen. Wie zwei Menschen befreundet sein und sich trotzdem so oft in die Haare bekommen konnten, war ihr schleierhaft. Den Friedensstifter für die beiden zu spielen, war echt ein Vollzeitjob.

Sie beobachtete die anderen, wie sie den Kelch zum Mund führten. Sie wusste, wie viel es Della bedeutete, deshalb bereitete sich Kylie innerlich schon darauf vor, einen Schluck Blut aus dem Kelch zu nehmen, ohne ihn direkt wieder auszuspucken. Kylies Magen rebellierte trotzdem.

Ich muss das tun. Ich muss das tun. Della zuliebe.

Vielleicht magst du den Geschmack ja sogar, hatte Della vorher gesagt. Wäre es nicht total cool, wenn sich herausstellen würde, dass du ein Vampir bist?

Nicht wirklich, hatte Kylie gedacht, sich aber nicht getraut, es auszusprechen. Sie nahm an, ein Vampir zu sein wäre nicht schlimmer als ein Werwolf oder ein Gestaltwandler. Auf der anderen Seite musste sie daran denken, dass Dellas Exfreund ihre kalte Haut so abstoßend gefunden hatte, dass er mit ihr Schluss gemacht hatte. Della hatte fast geweint, als sie es Kylie und Miranda erzählt hatte. Da zog es Kylie doch vor, ihre eigene Körpertemperatur zu behalten. Und dann noch der Gedanke, sich fast ausschließlich von Blut zu ernähren …? Also, Kylie aß sowieso ziemlich selten Fleisch und wenn sie es tat … dann sollte das Tier schon tot und gekocht sein, bitte.

Holiday, die Campleiterin und Kylies Mentorin, hielt es für unwahrscheinlich, dass Kylie irgendwelche körperlichen Verwandlungen durchmachen würde. Allerdings hatte Holiday auch gesagt, dass alles möglich wäre. Die Wahrheit war, dass Holiday – die selbst eine Fee war – Kylies Zukunft nicht vorhersehen konnte, weil Kylie eine Ausnahme war.

Und Kylie hasste es, eine Ausnahme zu sein.

Sie hatte schon in der Welt der Menschen nirgendwo dazugehört, jetzt war sie auch noch hier der Außenseiter. Dabei fühlte sie sich gar nicht ausgestoßen oder so. Ganz im Gegenteil, sie fühlte sich übernatürlichen Leuten näher als normalen. Zumindest, wenn sie sich sicher war, dass sie nicht auf dem Speiseplan von jemandem stand. Della, Miranda und sie waren inzwischen beste Freundinnen – es gab nichts, dass sie nicht mit ihnen teilen konnte. Die Blutspende war ein Beweis dafür.

Okay, eine Sache gab es schon, die Kylie nicht mit ihren beiden besten Freunden teilen konnte. Geister. Die meisten Übernatürlichen hatten ein Problem mit Geistern. Dabei hatte Kylie ja selbst ein Problem damit, was aber diese nervigen Gestalten nicht davon abhielt, sich in schöner Regelmäßigkeit bei ihr blicken zu lassen.

Was auch immer sie am Ende sein sollte, eins stand schon mal fest: Sie zog Geister an wie ein Magnet. Das war ihre Gabe. Oder zumindest eine davon … Holiday glaubte, dass das Geistersehen nur eine von Kylies vielen Gaben war und dass sich die anderen im Laufe der Zeit erst zeigen würden. Kylie hoffte nur, dass mögliche andere Gaben einfacher zu handhaben waren als diese unentschlossenen, kommunikationsgestörten Toten.

»Gleich sind wir dran«, raunte Miranda ihr zu.

Kylie sah, wie der Kelch an Helen gereicht wurde. Kylie schluckte. Ihr Blick wanderte zu Derek, der Halbfee war. Er stand in der Reihe drei Leute vor Helen. Kylie hatte verpasst, wie er das Blut getrunken hatte. Doch das war ihr ganz recht. So musste sie wenigstens beim nächsten Kuss nicht dauernd an das Blut in seinem Mund denken.

Er lächelte sie liebevoll an und Kylie wusste, dass Derek ihre innere Unruhe spüren konnte. So verrückt das auch klang, aber seine Fähigkeit, ihre Gefühle zu lesen, war für sie einerseits anziehend, hielt sie aber andererseits davon ab, ihm noch näherzukommen. Also, es war weniger seine Fähigkeit, ihre Gefühle zu spüren, die sie davon abhielt, die Beziehung zu ihm zu vertiefen, als vielmehr seine Fähigkeit, diese auch zu kontrollieren. Weil er Halbfee war, konnte Derek ihre Gefühle nicht nur lesen, sondern auch beeinflussen – nur eine leichte Berührung genügte, um Furcht in Faszination oder Wut in Gelassenheit zu verwandeln. War es da verwunderlich, dass sie zu diesem verdammt süßen Typen einen gewissen Abstand hielt?

Auch wenn das vielleicht etwas paranoid von ihr war, aber nachdem sie ihren Vater – pardon, ihren Stiefvater – dabei erwischt hatte, wie er ihre Mutter betrog und nachdem Trey, ihr Exfreund, sie fallengelassen hatte, nur weil sie nicht bereit gewesen war, mit ihm ins Bett zu gehen, fiel es Kylie nicht leicht, dem männlichen Geschlecht zu vertrauen. Und das war bei jemandem, der in der Lage war, ihre Gefühle zu manipulieren, noch schwieriger.

Trotzdem mochte sie Derek sehr gern und am liebsten würde sie alle Bedenken über Bord werfen. Sogar in diesem Moment – da sich ihr beim Gedanken an das Bluttrinken der Magen umdrehte – fühlte sie sich zu ihm hingezogen. Sie wollte sich am liebsten an seine Brust schmiegen, ihm so nah sein, dass sie die goldenen Sprenkel in seinen grünen Augen sehen und sich darin verlieren konnte. Sie wollte seine Lippen auf ihren spüren. Seinen Kuss schmecken. In den vergangenen Wochen hatte sie nämlich herausgefunden, wie gut er küssen konnte.

Miranda räusperte sich und holte Kylie damit zurück in die Realität. Als sie Dereks Grinsen sah, wusste sie, dass er ihre Gefühle gespürt hatte und den Grund für ihre geröteten Wangen kannte. Schnell schaute sie zu Miranda.

Oh, Mist. Miranda streckte Kylie bereits den Kelch entgegen. Es war so weit.

Sie nahm den Kelch in die Hände. Er fühlte sich warm an, fast so, als wäre der Inhalt gerade erst von seinem Spender abgenommen worden. Sie spürte wie sich ihr Magen verkrampfte und sich ihr der Hals zuschnürte. Sie wusste nicht einmal, ob das Blut tierisch oder menschlich war.

Nicht darüber nachdenken.

Sie holte Luft und der Geruch von Kupfer stieg ihr in die Nase. Noch ehe ihre Lippen das Glas berührten, spürte sie den Brechreiz in sich aufsteigen.

Tu es einfach. Zeig Della, dass du ihre Art respektierst.

Sie atmete tief ein, hob das Glas und hoffte inständig, dass Della ihr das hoch anrechnen würde. Sie erinnerte sich daran, dass sie das Blut nur schmecken, nicht trinken musste und setzte das Glas an.

In dem Moment als die warme Flüssigkeit ihre Lippen berührte, wollte sie das Glas wieder absetzen, aber irgendwie war etwas von dem dickflüssigen roten Blut durch ihre zusammengepressten Lippen gelangt. Ihr Brechreiz meldete sich. Doch dann schmeckte sie das Blut und es war wie eine Geschmacksexplosion auf ihrer Zungenspitze. Wie Kirschen, aber besser, ein bisschen wie reife Erdbeeren, aber würziger und süßer. Der exotische Geschmack ließ sie gierig schlucken. Während die Flüssigkeit ihre Kehle hinab rann, verschwand auch der Geruch von Kupfer und der Kelch roch plötzlich nach würzigen Früchten.

Sie hatte schon fast den ganzen Kelch geleert, als ihr wieder bewusst wurde, was sie da trank. Sie riss sich den Kelch von den Lippen, konnte aber nicht verhindern, dass ihre Zunge die letzten Tropfen aus den Mundwinkeln leckte.

Auf einen Schlag spürte sie die Intensität der Blicke auf sich und eine Erkenntnis machte sich in ihr breit. Gemurmel drang an ihr Ohr …

Wenigstens wissen wir jetzt, was sie ist.

Wie kommt es, dass sie nicht kalt ist?

Sieht so aus, als müssten wir noch mehr Blutspender finden.

Dellas triumphierender Schrei folgte.

Kylies Hände fingen an zu zittern. Der Rauch des Lagerfeuers stieg ihr in die Nase und kratzte in ihrem Hals, so dass es ihr schwerfiel zu atmen.

Fuck! Fuck! Fuck! Was hatte das nur zu bedeuten? War sie jetzt … ein Vampir? Sie suchte Holidays Gesicht in der Menge, in der Hoffnung, dass sie ihr bestätigend zulächeln würde und ihr zu verstehen geben würde, dass alles okay war, dass es … nichts bedeutete. Aber als sie den Blick der Campleiterin sah, fand sie darin denselben Ausdruck wie bei den anderen. Und der drückte nur eins aus: Verwunderung.

Sie blinzelte die Tränen weg und drückte dem Nächsten in der Reihe den Kelch in die Hände. Scheiß auf den Respekt. Kylie drehte sich um und rannte los.

 

Fünf Minuten später rannte Kylie immer noch. Sie rannte schneller, als sie es sich je zugetraut hatte. Aber war sie so schnell wie ein Vampir? Sie atmete stoßweise die heiße, feuchte Sommerluft ein. Obwohl die Nachttemperatur immer noch über 25 Grad lag, spürte sie, wie es ihr kalt den Rücken hinunterlief. Verwandelte sie sich etwa gerade in einen Vampir? Verschwand ihre Körperwärme? Hatte Della nicht erzählt, dass die Verwandlung schmerzhaft war? Genauer gesagt, extrem schmerzhaft?

Hatte sie Schmerzen? Emotionale Schmerzen, ja. Aber körperlich? Bis jetzt nicht.

Sie lief weiter. Sie hörte ihre Schritte auf dem Waldboden. Das Geräusch des Gestrüpps, das an ihrer Jeans hängenblieb und sich dann mit einem lauten Reißen wieder löste, schien ihr lauter zu sein als sonst. In ihrem Kopf dröhnte ihr Herzschlag. Bumm. Bumm. Bumm.

Wie oft hatte sie Della schon gesagt, dass sie kein Monster war? Und dennoch … die Vorstellung, dass Kylie ein Vampir sein könnte, war einfach zu viel.

Sie konnte immer noch das Lagerfeuer riechen, der Geruch hing in ihren Kleidern. Aber der Geschmack des Blutes auf ihrer Zunge war stärker. Sie rannte schneller. Noch schneller. Konnte sie etwa deswegen so schnell laufen, weil sie ein Vampir war?

Sie wollte nicht daran denken.

Wollte es nicht akzeptieren.

Schließlich ging ihr die Puste aus, sie rang nach Luft. Die Muskeln in ihren Beinen verkrampften sich und ihre Knie zitterten. Sie blieb stehen, doch ihre Beine gaben nach und sie brach im Unterholz zusammen. Sie zog die Beine eng an den Körper, schlang die Arme fest um die Knie und bettete den Kopf darauf.

Sie holte mühsam Luft, ihre Lungen schrien nach Sauerstoff. Ein Atemzug nach dem nächsten. Völlig ausgepowert kam sie langsam zur Ruhe. Moment mal, müsste sie als Vampir nicht auch eine ähnliche Ausdauer wie Della haben? Vielleicht kam das ja erst mit der veränderten Körpertemperatur. Ihre Wangen waren nass, sie musste geweint haben.

Die Luft kühlte sich plötzlich ab. Wurde eisig.

Nicht vampirkalt. Totenkalt.

Sie war nicht allein – ein Geist hatte sich zu ihr gesellt. Aber wer war es diesmal? Holiday hatte ihr erklärt, dass ihre Fähigkeiten mit der Zeit besser werden würden und sie dann auch in der Lage sein würde, mit mehreren Geistern gleichzeitig zu reden. Aber im Moment gab es nur einen Geist, den sie sehen wollte. Sie hatte nur einen Wunsch.

Sie brauchte Antworten. »Daniel?« Sie rief den Namen ihres Vaters. Und dann noch einmal lauter. »Daniel Brighten! Was bin ich?«

Als er sich nicht zeigte, schrie sie seinen Namen wieder und wieder. Ihr tat schon der Hals weh, aber sie hörte nicht auf. »Komm gefälligst her. Antworte mir endlich oder ich schwöre dir, dass ich deine Anwesenheit nie wieder zulassen werde. Ich werde dich ausschließen, dich aus meinem Gehirn löschen und mich weigern, dich je wieder zu sehen, mit dir zu reden oder sogar an dich zu denken!«

Sie drohte ihm, ohne zu wissen, ob sie überhaupt in der Lage war, das alles zu tun, aber sie spürte, dass sie es könnte. Sie ließ den Kopf auf die Knie fallen und versuchte zu atmen. Plötzlich kam die Kälte näher und umfing sie – wie eine Umarmung. Es war nicht irgendeine Kälte, es war Daniels Kälte.

Sie hob den Kopf und sah den Geist neben sich knien. Seine blauen Augen, die dieselbe Farbe wie ihre eigenen hatten, schauten sie an. Seine Augen waren, so wie fast alles an seinem Gesicht – von der ovalen Gesichtsform bis zur leicht nach oben zeigenden Nasenspitze – den ihren so ähnlich, dass es schon fast unheimlich war. Als er den Arm um sie legte, wurde der Kloß in ihrem Hals noch größer.

»Nicht weinen.« Er wischte ihr eine Träne von der Wange. »Mein kleines Mädchen sollte niemals weinen müssen.« Obwohl die Berührung eiskalt war, hatte sie etwas Tröstliches.

»Ich habe Blut getrunken und es hat gut geschmeckt.« Sie spuckte die Worte aus wie ein Geständnis.

»Und du glaubst, das ist schlecht?«, fragte er.

»Ich … ich habe Angst.«

»Ich weiß«, sagte er leise. »Ich hatte auch Angst.«

»Hast du auch Blut getrunken? Sind wir … Vampire?« Das Wort kam ihr nur schwer über die Lippen.

»Ich habe Blut nie probiert.« Er schaute sie mitfühlend an. »Aber, Kylie, du hast nichts falsch gemacht.« Seine Stimme klang liebevoll, und die Worte beruhigten sie sofort. Die Kälte, seine Kälte nahm ihr die Angst vor dem Ungewissen und sie fühlte sich … geliebt.

In dem Moment wurde ihr klar, dass der Liebe keine Grenzen gesetzt waren, nicht einmal durch den Tod. Liebe hatte keine Temperatur. Vielleicht war es gar nicht so schlimm, kalt zu sein. Sie lehnte sich an ihn und suchte bei ihm Trost.

Minuten vergingen. Sie blinzelte die Tränen weg und setzte sich aufrecht hin. Er erhob sich von den Knien und setzte sich neben sie. Kylie wischte sich die Tränen ab und schaute ihren Vater an, den sie ihr ganzes Leben lang nicht gekannt hatte. Und obwohl sie jetzt durch den Tod voneinander getrennt waren, fühlte sie sich doch mit ihm verbunden. »Sag es mir. Sag mir bitte, was ich bin.«

Das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht. »Ich wünschte, ich könnte dir geben, was du brauchst, aber ich kenne die Antworten nicht. Ich war noch älter als du, als ich herausgefunden habe, dass ich anders bin. Und erst als ich achtzehn war und schon aufs College gegangen bin, sind zum ersten Mal seltsame Dinge passiert.«

»Was für Dinge?«, fragte Kylie, obwohl sie sich fast sicher war, die Antwort schon zu kennen. »Hast du Geister gesehen?«

Er nickte. »Ich dachte, ich hätte den Verstand verloren. Eines Tages traf ich einen alten Mann beim Angeln. Er erzählte mir, er sei Fee.«

»Hat er dir auch gesagt, was du bist?«, wollte Kylie wissen.

»Nein, er hat nur gesagt, dass ich nicht menschlich sei. Und natürlich dachte ich, er sei verrückt. Es hat Monate gedauert, bis ich es glauben konnte. Aber als ich versucht habe, ihn wiederzufinden, war er weg.«

»Und was ist mit deinen Eltern? Haben die dir denn nichts gesagt?«

»Nein. Und als ich in der Lage war, andere Übernatürliche zu erkennen, habe ich herausgefunden, dass sie beide Menschen waren. Zu dem Zeitpunkt war mir noch nicht klar, dass ich nicht ihr leiblicher Sohn sein konnte. Erst seit meinem Tod weiß ich, dass ich adoptiert worden bin. Sie sind deshalb aber nicht weniger meine Eltern. Sie haben mich geliebt. Und dich würden sie auch lieben.«

»Sie haben dir nie gesagt, dass du adoptiert bist? Wie konnten sie dich so anlügen?«

»Damals dachte man, es sei das Beste, eine Adoption geheim zu halten, auch vor dem Kind. Ich habe noch nicht herausgefunden, wer und was meine wahren Eltern sind. Die Antworten, nach denen du suchst, sind also dieselben, die ich vor meinem Tod gesucht habe. Vielleicht findest du sie ja für uns beide …«

»Aber …« Kylie zögerte.

»Aber was?«

»Ich dachte immer, Geister könnten alles sehen. In den Filmen ist das zumindest so. Gibt es da auf der anderen Seite nicht jemanden, der dir alles sagen kann?«

Er lächelte. »Das sollte man meinen. Aber nein, sogar hier wollen sie, dass man die Antworten selbst findet.«

»Das ist doch zum Kotzen«, entfuhr es Kylie. »Tot zu sein sollte doch wenigstens ein paar Vorteile haben.«

Er musste lachen. Der Klang war ihr so vertraut. Noch etwas, das sie von ihm geerbt hatte – die Art, wie er lachte. Ihre Gedanken schweiften zu ihrem Stiefvater, den sie so liebhatte und der sie und ihre Mutter dennoch verlassen hatte. Sie war sich immer noch nicht sicher, ob sie ihm je verzeihen könnte. Falls sie das überhaupt wollte. Plötzlich kam ihr ein verrückter Gedanke: Sie hatte den falschen Vater geliebt.

Kylie schluckte. »Ich habe dich mein ganzes Leben lang vermisst«, sagte sie leise. »Ich wusste nicht, dass ich dich vermisst habe, aber jetzt weiß ich es. Du hättest bei mir sein sollen.«

Er legte eine Hand auf ihre Wange. »Ich war doch da. Ich habe gesehen, wie du deine ersten Schritte gemacht hast. Und an dem Tag, als du vom Fahrrad gefallen bist und deinen Arm gebrochen hast, habe ich versucht, dich aufzufangen. Und erinnerst du dich noch daran, wie du den Mathetest verhauen hast und so sauer warst, dass du weggerannt bist und eine Zigarette geraucht hast?«

Sie verzog das Gesicht. »Ich hasse Mathe. Aber die Zigarette hab ich noch mehr gehasst.«

»Ich auch«, lachte er. »Ich war da, Kylie. Aber ich kann hier nicht mehr viel länger bleiben.«

Ihr war nicht gleich klar, was er damit meinte, doch dann traf es sie wie ein Faustschlag. »Das ist nicht fair. Ich hab dich doch gerade erst kennengelernt.«

»Meine Zeit in diesem Zwischenreich ist begrenzt. Ich habe das meiste bereits verbraucht, um dich aufwachsen zu sehen.«

»Dann bitte um mehr Zeit!« Tränen traten ihr in die Augen. Sie hatte doch bereits einen Vater verloren, sie wollte nicht noch einen verlieren. Nicht jetzt. Nicht ehe sie ihn richtig kennengelernt hatte.

»Ich werde alles versuchen, aber es kann sein, dass es nichts bringt. Ich bereue es nicht, die Zeit bei dir verbracht zu haben.« Er lächelte sie an. »Ich sehe in dir das Beste von deiner Mutter und das Beste von mir. Und – obwohl du das jetzt bestimmt nicht hören willst – ich sehe auch das Beste von Tom Galen. Er ist kein schlechter Mensch, Kylie.«

Sie wollte Daniel gerade sagen, dass er unrecht hatte, dass sie nicht wie Tom Galen war, als ein plötzlich aufkommender Windstoß ihre Gedanken unterbrach. Es fühlte sich an, als wäre etwas vorbeigesaust, etwas, das zu schnell für das menschliche Auge war. Etwas Übernatürliches.

Die düstere Stille, die folgte, bestätigte Kylie in ihrer Annahme. »Ich wette, das ist Della.« Kylie sah sich um. »Sie sucht mich bestimmt.« Noch bevor Kylie den Satz beendet hatte, fühlte sie, wie die Kälte von ihrem Vater schwächer wurde. »Nein, bitte … geh jetzt nicht.« Ihre Worte verhallten in der warmen und doch irgendwie schaurigen, einsamen Stille.

Weg. Er war einfach weg.

Kylie seufzte. Dann ging ihr auf, dass er zwar zu ihr gekommen war, ihr aber keine Antworten hatte geben können. Ihre Hoffnung, dass sie mit seiner Hilfe mehr über ihre Identität erfahren würde, war soeben zerstört worden.

Sie biss sich auf die Lippe und schob den Gedanken an ihren Vater zur Seite, um sich auf Della zu konzentrieren. Wie konnte sie ihrer Freundin von ihren Sorgen erzählen, ohne deren Gefühle als Vampir zu verletzen? Würde Della jetzt total sauer auf sie sein, weil sie den Kreis durchbrochen und die Vampirkultur nicht respektiert hatte? So wie sie Della kannte, war die Antwort wohl: Aber so was von sauer.

Della hatte ein ziemlich großes Potential an angestauter Wut und es brauchte nicht viel, um sie rasend zu machen. Teilweise konnte diese Aggression wohl mit ihrem Vampirsein erklärt werden – Vampire waren nicht gerade für ihre friedliche Gemütslage bekannt, aber bei Della kamen die meisten Probleme von ihrer Familie. Anscheinend hatte ihr eh schon strenger Vater die Veränderungen seit Dellas Verwandlungen bemerkt und mochte sie ganz und gar nicht. Della brachte es nicht über sich, ihren Eltern zu erzählen, dass sie ein Vampir war, weshalb ihr Vater sich inzwischen alles Mögliche als Erklärung für ihr seltsames Verhalten und ihr verändertes Aussehen ausmalte – von harten Drogen bis hin zu absoluter Faulheit. Das Traurige daran war, dass Della ihren Vater so sehr liebte, dass es ihr das Herz brach, ihn zu enttäuschen.

Kylie wartete darauf, dass Della zurückkehren und in einem großen Staubwirbel vor ihr zum Stehen kommen würde. Aber das tat sie nicht. Hatte Della, die sich vor Geistern fürchtete, etwa die Anwesenheit ihres Vaters gespürt und sich davongemacht? Die absolute Stille hatte plötzlich etwas Bedrohliches.

»Della?«, rief Kylie.

Keine Antwort. Außer man zählte die Totenstille als Antwort. Kylie erinnerte sich an Dellas Cousin, Chan, und an seinen unangemeldeten Besuch, als sie gerade erst ein paar Tage im Camp war. Seine Anwesenheit war auch von dieser Totenstille begleitet worden.

Sie erinnerte sich noch sehr genau an diese Nacht. Della hatte ihr damals versichert, dass er nur scherzte, als er sie als Snack bezeichnete. Aber Kylies Zusammentreffen mit der Blutsbrüder-Gang, für die sie tatsächlich fast zur Zwischenmahlzeit geworden wäre, machte es ihr irgendwie schwer, einem unbekannten Vampir zu vertrauen.

Als die Stille anhielt, zwang sich Kylie etwas zu sagen. »Ich weiß, dass da jemand ist.« Sie stand auf und hoffte, ihr vorgetäuschter Mumm wäre echt. Der Windstoß streifte sie wieder. »Wenn du das bist, Della, dann ist das nicht sehr witzig.«

Niemand antwortete ihr. Kylie stand da und überlegte, was sie als Nächstes tun sollte. Da hörte sie es. Ganz leise, aber unverkennbar das Rascheln von Büschen – jemand war hinter ihr. Sie hielt den Atem an und drehte sich mit einem Ruck um.

2. Kapitel

Zuerst konnte Kylie nichts erkennen, bis sie ihren Blick senkte, wo er auf ein paar Augen traf – Augen, die in der Dunkelheit der Nacht golden glühten. Das waren keine Vampiraugen. Nein, das war nicht Dellas goldener Schimmer, wenn sie wütend war. Diese Augen waren nicht ansatzweise menschlich.

Ein Hund?

Nein.

Ein Wolf.

Sie stolperte beinahe, als sie einen Schritt zurück machte. Jede Faser in ihrem Körper schrie: Renn! Aber der nächste Gedanke, der ihr durch den Kopf schoss, hielt sie davon ab, zu flüchten. Lucas?

Ihr stockte der Atem, aber nicht vor Angst. Etwas wie Sehnsucht loderte in ihr auf. Doch das warme, aufregende Gefühl verwandelte sich schnell in das ungute Gefühl, betrogen worden zu sein. Der gutaussehende Werwolf hatte sie geküsst und damit um den Verstand gebracht. Er hatte sie erst angemacht und war dann mit Fredericka abgehauen.

Kylie schaute blitzschnell zum Mond, der von Wolken bedeckt war. Doch selbst durch den grauen Schleier konnte sie erkennen, dass kein Vollmond war. Der war erst nächste Woche wieder, die Werwölfe im Camp planten nämlich schon ihre Zeremonie.

Das bedeutete, dass der Wolf nicht Lucas sein konnte. Also war es wohl ein echter Wolf. Ein echter, wilder Wolf. Was wiederum hieß, dass sie zusehen sollte, sich so schnell wie möglich vom Acker zu machen, bevor er zum Angriff überging.

Sie schaute den Wolf an. Doch entgegen ihrer Erwartung einer zähnefletschenden, sprungbereiten Bestie war das, was sie sah, gar nicht so furchteinflößend. Die goldenen Augen fixierten sie. Die Wolke vor dem Mond musste weiter gezogen sein und Kylie konnte die Umrisse des Wolfes jetzt genauer erkennen. Sein Fell war dick und von rötlich grauer Farbe. Sie würde nicht so weit gehen, das Tier hübsch zu nennen, aber es war auch nicht so schrecklich.

Der Wolf senkte die Schnauze und bewegte sich langsam auf sie zu. Obwohl das immer noch nicht wirklich feindselig auf sie wirkte, machte Kylie einen Schritt zurück. Als würde er ihre Angst spüren, duckte sich der Wolf noch tiefer auf den Boden in einer unterwürfigen Haltung.

»Was bist du – ein Schoßwolf von jemandem?« Doch da kam ihr ein Gedanke. Ein echter Wolf hätte nicht so einen Überschall-Windstoß verursachen können. Aber ein echter Gestaltwandler konnte das.

Sie stemmte die Hände in die Hüfte und schaute das Tier böse an. »Verdammt, Perry, bist du das?«

Perry, der mächtige Gestaltwandler aus dem Camp, liebte diese kleinen Scherze. Aber Kylie hatte nun wirklich genug von seinen Tricks. Irgendwann reichte es auch.

»Das Spiel ist vorbei oder ich ziehe dir die Ohren lang – wie beim letzten Mal.« Kylie erwartete, dass die üblichen glitzernden Funken regnen würden, die immer erschienen, wenn Perry sich zurückverwandelte. »Jetzt sofort!«

Keine Funken.

Das Tier bewegte sich langsam und geduckt auf sie zu.

»Nein«, sagte sie mit Nachdruck. Kylie versuchte sich damit abzufinden, dass es doch ein echter Wolf war. »Komm nicht näher.« Sie hielt ihm eine Handfläche entgegen, und der Wolf schien ihr tatsächlich zuzuhören. »Es ist nichts Persönliches, aber ich bin doch eher der Katzentyp.« Ihre Stimme hallte laut und ihr fiel wieder auf, wie unnatürlich still es im Wald war.

Kein Grillenzirpen. Kein Vogelgezwitscher. Nicht einmal der Wind traute sich zu wehen. Sie schaute nach oben zu den Baumwipfeln, die so unbeweglich waren wie ein Foto. Sogar die Pflanzenwelt schien vor Angst innezuhalten.

Sie kämpfte gegen die aufsteigende Panik an und richtete den Blick wieder auf den Wolf. Sie war sich jetzt sicher, dass die Gefahr nicht von dem Tier ausging. Nein, da war noch etwas anderes, das weitaus gefährlicher war. Sie schauderte und die Härchen auf ihren Armen stellten sich auf.

Der Wolf sprang auf und schnüffelte mit erhobener Schnauze. Er knurrte und machte einen Schritt zur Seite. Dann drehte er sich wieder zu ihr und schaute sie mit seinen goldenen Augen an, so als wollte er sie vor der Gefahr warnen.

Als ob das nötig gewesen wäre. Ihr Herz klopfte wie wild. Der kalte Wind kam wieder auf, diesmal war er noch näher, und es roch plötzlich faulig, nach Tod. Der Wolf knurrte lauter.

»Kylie?« Ihr Name hallte in der Ferne, brach durch das Dickicht der Bäume. Sie wandte sich in die andere Richtung, und der Luftzug streifte sie wieder. Aber dieses Mal schien er vorbeizuziehen. Wer oder was auch immer das war, wollte sie allein. Kylie verschränkte die Arme und versuchte das Zittern zu kontrollieren.

Der Wolf winselte leise und schaute sie wieder an. Er neigte leicht den Kopf, als wollte er sich von ihr verabschieden. Dann drehte er sich um und verschwand mit einem Rascheln im Unterholz.

»Kylie.« Sie hörte wieder ihren Namen. Jetzt erkannte sie Dereks Stimme.

»Ich bin hier!«, rief sie. Sie wollte keine Sekunde länger allein sein und rannte los.

 

Sie rannte Dereks Stimme entgegen. Ihr Herz klopfte laut, während sie unter Ästen hindurchschlüpfte und über Dornenzweige sprang. Sie lief und lief. Als könnte sie vor der Angst und all ihren Problemen davonlaufen. O ja, sie würde so gern den ganzen Mist hinter sich lassen. Mit jedem Schritt, den sie auf den weichen Waldboden setzte, fühlte sie, wie zwar die Angst weniger wurde, die Probleme allerdings blieben. Sie konnte sie nicht abschütteln. Doch die körperliche Anstrengung tat trotzdem gut. Bis ihr Lauf abrupt gestoppt wurde, als plötzlich etwas vor ihr auftauchte oder besser … jemand.

Derek.

Sie prallten zusammen, er schnappte nach Luft und fiel dann mit einem dumpfen Geräusch zu Boden. Kylie verlor die Balance und landete auf ihm. Er schlang instinktiv die Arme um sie, und sie atmete den herben Duft seines Aftershaves ein.

»Du hast also den Wolf geschickt«, murmelte sie außer Atem. Ihr war seine Fähigkeit, mit Tieren kommunizieren zu können, wieder eingefallen.

»Was für einen Wolf?« Er schaute sich um. »Ist alles okay bei dir?«

Er schob sie vorsichtig neben sich auf den Boden. Eins ihrer Beine lag noch auf seinem und sein linker Arm war noch um sie geschlungen, so dass seine Handfläche genau in ihrer Taille lag. Wärme und Geborgenheit durchströmten sie. Mit der anderen Hand schob er ihr die Haare aus dem Gesicht. Er schaute sie besorgt an und Kylie musste sofort wieder gegen die Tränen kämpfen.

»Kylie, rede mit mir.« In seiner Stimme lag dieselbe Besorgnis wie in seinem Blick, und das warme Gefühl, das sie immer bekam, wenn er sie berührte, breitete sich in ihrem Bauch aus.

»Verdammt, geht es dir gut?«

Sie blinzelte zu ihm hoch und öffnete den Mund, um Ja zu sagen, aber was herauskam, war die Wahrheit. »Nein, es geht mir nicht gut.«

»Was ist passiert?« Sein Arm schlang sich enger um ihre Taille.

Sie hatte im Moment echt viele Probleme, doch eins stach heraus. »Ich habe Blut getrunken.«

»Wir haben alle Blut getrunken. Das war doch ein Teil der Zeremonie«, sagte er und sie hatte das Gefühl, er bemühte sich sehr, das Richtige zu sagen.

»Aber es hat mir geschmeckt«, wandte sie ein.

»Ich weiß«, gab er zu. »Deine Gefühle, als du es getrunken hast, waren mehr als deutlich. Du sahst fast euphorisch aus.«

Sie hob den Kopf. »Was bedeutet das?«, und als Derek nicht sofort antwortete: »Jetzt sag mal ehrlich: Was heißt das jetzt für mich?«

»Vielleicht nur, dass du Blut magst«, antwortete er vorsichtig.

»Oder ich bin vielleicht ein Vampir!?«, gab sie zurück und ließ dann den Kopf wieder auf den Boden sinken. Sie schloss die Augen.

Er schwieg eine Minute lang und sagte dann betont munter: »Hey, hast du echt einen Wolf gesehen?«

»Ja«, antwortete Kylie. »Er hat sich ziemlich komisch benommen, schon fast freundlich.«

»Er ist nicht mehr hier«, stellte Derek fest, als ob er durch seine Gabe die Umgebung auf Tiere checken könnte. »Es war wahrscheinlich nur ein streunender Hund.«

»Er sah aber wie ein Wolf aus.«

»Dann war es wahrscheinlich ein Mischling.«

»Wahrscheinlich«, räumte sie ein und dachte, dass sie wahrscheinlich überreagierte.

Die nächsten Minuten schwiegen sie beide. Kylie hatte die Augen geschlossen und genoss es einfach nur, neben Derek zu liegen. Langsam entspannte sie sich. Als sie die Augen wieder öffnete, strahlten die Sterne über ihr wie im Märchen. Die Gräser um sie herum tanzten im Wind. Derek tat dies, er ließ die Welt um sie herum wie eine Utopie erscheinen, einfach zu schön, um wahr zu sein. Sogar die Luft war plötzlich erfüllt vom würzigen Geruch der Pflanzen und dem Duft von Wildblumen. Sie schloss wieder die Augen und ließ sich fallen.

»Glaubst du, du bist ein Vampir?«

Seine Frage holte sie aus ihren Träumen. Sie sah ihn an. »Ich hab keine Ahnung. Ich bin total verwirrt.«

Er streichelte ihre Wange. »Ist es denn wirklich so wichtig, was du bist, Kylie? Mir jedenfalls ist es überhaupt nicht wichtig.«

»Natürlich ist es wichtig.« Sie stützte sich auf einen Ellenbogen auf. »Du verstehst das nicht, weil du ja weißt, was du bist. Das hast du schon immer gewusst. Aber bei mir ist alles, was ich bisher über mich wusste – wer ich bin, was ich bin, wer mein Vater ist –, zerstört. Und ich steh da mit nichts außer einem Haufen Fragen. Nichts ist mehr so wie vorher.«

Tränen traten ihr in die Augen. »Und …«

Dereks Mund senkte sich auf ihren. Ihre Lider flatterten, als sie die Augen schloss. Der Kuss war so süß. Sie konnte an nichts mehr denken und genoss nur den Moment. Und das tat so gut.

Als er den Kuss beendete, wollte sie nicht, dass es schon vorbei war. Sie öffnete die Augen. Die zauberhafte Wirkung des Kusses ließ nach und ihr fiel wieder ein, dass er sie unterbrochen hatte. Sie richtete sich auf. »Warum hast du das gemacht?«

»Was denn gemacht?«, fragte er.

»Mich geküsst, obwohl ich gerade mitten im Satz war.«

Er lächelte. »Du magst es doch nicht, wenn ich meine Gabe benutze, um dich zu beruhigen. Deshalb dachte ich, ich probiere es einfach mal mit meinem Charme.«

»Wenn das nur dein Charme ist, nicht deine Gabe, wie kommt es dann, dass alles aussieht wie im Traum?«

Er schüttelte den Kopf und seine braunen Haare fielen ihm dabei ins Gesicht. »Ich hab dir doch schon gesagt, dass ich das nicht bin.«

Sie schaute ihn vorwurfsvoll an.

»Also falls ich das bin, dann mache ich es nicht absichtlich. Ich schwöre es dir. Mit dir zusammen zu sein, macht mich glücklich und wenn ich glücklich bin, beflügelt das meinen Charme.« Sein Lächeln war ansteckend, und schnell hatte sie das in ihr aufkeimende Misstrauen vergessen.

Sie gab ihm einen Klaps auf die Schulter. »Du glaubst also, du hast soo viel Charme, was?«

Sein Lächeln wurde zu einem Grinsen. »Ich glaube, du stehst auf meine Küsse.« Sein Blick schweifte zu ihrem Mund, wo sie immer noch den Kuss spüren konnte.

»Ach echt?«, zog sie ihn auf. »Bist du dir da so sicher?«

»Ich bin mir jedenfalls sicher, dass du gerade nicht traurig bist. Und das ist das Wichtigste, oder?« Er fuhr ihr mit dem Finger über die Lippen. »Ich hasse es nämlich, wenn du traurig bist.«

Ihr Herz machte einen Sprung und sie fragte sich, ob das ein Geständnis gewesen war, dass er doch ihre Gefühle manipulierte. Auf der anderen Seite, was war daran falsch, jemanden glücklich machen zu wollen und ihm seine Angst zu nehmen? Oh, verdammt, worauf wartete sie eigentlich noch? Was hielt sie davon ab, mit ihm zusammenzukommen? Ihm mehr Küsse zu geben, und vielleicht noch mehr. Sie lehnte sich näher zu ihm …

»Siehst du?«, sagte er grinsend und hob die Augenbrauen. »Gib es zu.« Er kam näher, sein Mund war dem ihren so nah …

»Gib zu, dass du auf meine Küsse stehst. Und dann sag, dass du mit mir zusammen sein willst.«

Sie schlug die Augen auf und grinste zurück. »Ich gebe zu, dass ich auf deine Küsse stehe, aber stehst du auch auf meine?«

»Mehr als auf alles andere.« Er rückte noch näher. »Ich will mit dir zusammen sein.« Er küsste sie wieder. Zuerst ganz sanft, dann intensiver. Sie spürte seine Zunge an ihren Lippen. Sie ließ zu, dass er sie auf den Rücken drehte und sich über sie beugte. Sie spürte seine Hand unter ihrem Shirt über ihre nackte Haut gleiten. Er hatte sie schon vorher so berührt, aber sie hatte immer das Gefühl, dass er die Hände nicht weiter nach oben führen würde; er würde nicht weiter gehen, als es ihr recht war.

Und allein diese Gewissheit brachte sie dazu, mehr zu wollen. Zu wissen, dass es ihre Wahl war und dass er jede Entscheidung respektieren würde, bedeutete ihr viel. Aber war das genug, um den letzten Schritt zu gehen?

Sie fasste nach seiner Hand und überlegte sich ernsthaft, sie weiter nach oben zu führen, ihm die Erlaubnis zu geben …

»Ihr zwei geht besser zurück ins Camp.« Die dunkle Stimme drang in Kylies umnebeltes Bewusstsein.

Kylie und Derek schossen auseinander. Burnett, der vorübergehende Campleiter und ein Mitglied der Fallen Research Unit, einer Einheit des FBI, die sich mit Übernatürlichem beschäftigt, stand über ihnen. Kylie spürte, wie ihr Gesicht heiß wurde vor Scham, weil sie und Derek beim Rummachen im Gras erwischt worden waren.

Derek schien es allerdings nicht so viel auszumachen. Er sprang auf und sah sich um. »Was gibt es denn?«

Kylie stand auf. Erst da bemerkte Kylie Burnetts ernsten Tonfall und seine rotglühenden Augen. Das war ein Zeichen, dass er in Verteidigungshaltung war. Anscheinend lauerte da draußen eine Gefahr.

»Was ist passiert?«, fragte Derek wieder.

»Jemand war hier«, antwortete Burnett.

»Wer denn?«, brachte Kylie hervor.

»Ich weiß es nicht. Aber es war ein Vampir oder mehrere und auf keinen Fall jemand von uns. Jetzt seht zu, dass ihr zurück zum Camp kommt.«

»Vielleicht sollte ich mitkommen?«, bot Derek an.

»Und sie allein lassen?«, fragte Burnett missbilligend.

Derek sah von Burnett zu Kylie und wieder zu Burnett. »Du hast recht. Ich werde dafür sorgen, dass sie sicher zurückkommt. Willst du, dass ich dann wieder hierherkomme?«

»Nein«, lehnte Burnett ab. »Ich komme schon allein klar. Du kannst auf das Camp achtgeben und sag auch den anderen, dass sie vorsichtig sein sollen. Bleibt zusammen.«

Und sie allein lassen? Kylie wiederholte Burnetts Frage immer wieder in ihrem Kopf und mit jeder Wiederholung fühlte sie sich mehr gedemütigt. Sie wollte den beiden sagen, dass sie auf sich selbst aufpassen konnte. Oh, Della wäre ausgerastet, wenn man sie so behandelt hätte, als müsste sie beschützt werden. Doch dann erinnerte sich Kylie daran, wie sie sich zuvor gefürchtet hatte, bevor sie Derek gefunden hatte. Offensichtlich war sie nicht wie Della.

Hieß das, dass sie kein Vampir war? Oder hieß das, sie war ein Vampir ohne auch nur einen Funken Mut? Gab es überhaupt Weichei-Vampire?

Burnett fuhr fort: »Lasst Holiday nicht weggehen. Notfalls bindet sie fest. Verstanden?«

»Verstanden.« Derek fasste Kylie am Ellenbogen und wandte sich zum Gehen.

Kylie bewegte sich keinen Zentimeter. »Ich habe es vorhin gespürt«, platzte sie heraus. »Es ist ein paarmal an mir vorbeigekommen. Fast so, als wollte es mich ärgern oder mich testen.« Sie erinnerte sich, wie da etwas immer wieder an ihr vorbeigezogen war, ohne sich ihr zu zeigen.

»Das ist seltsam. Vampire spielen normalerweise nicht solche Spielchen«, sagte Burnett nachdenklich. »Wenn sie ein Opfer entdeckt haben, greifen sie an und töten … Jetzt aber los, geht zum Camp.«

Kylie spürte einen kalten Schauer. Derek bemerkte ihre Angst und nahm ihre Hand, um sie zu beruhigen. Ihre Furcht ließ nach.

»Komm.« Derek fasste sie wieder am Ellenbogen. Der Klang seiner Stimme half ihrem Gehirn dabei, eine Verbindung zu ihren Beinen herzustellen, und sie setzte sich in Bewegung.

Sie gingen schnell und ohne zu reden. Ab und zu hörten sie den Schrei einer Eule oder das Zirpen von Grillen in der Ferne. Die Geräusche beruhigten Kylie, denn sie bedeuteten, dass kein Eindringling in der Nähe war.

»Warum hast du mir nichts von dem fremden Vampir erzählt?« Dereks Stimme klang enttäuscht.

»Ich … ich dachte zuerst, es wäre Della und dann …« Dann hatte sie gedacht, es wäre Chan, aber das konnte sie Derek nicht erzählen. Sie hatte es Della versprochen. »Dann habe ich dich rufen gehört und bin dir entgegen gerannt.« Sein Gesichtsausdruck war angespannt. »Von dem Wolf habe ich dir erzählt.«

»Das mit dem Vampir wäre aber wichtiger gewesen.«

»Ja, und ich hätte es dir noch erzählt … Aber dann hast du mich geküsst.«

»Also war es meine Schuld?« Er klang inzwischen gereizt.

»Ein bisschen.« Kylie verstand nicht, warum er jetzt sauer auf sie war, wo sie sich doch noch vor ein paar Minuten so innig geküsst hatten. Sie beschleunigte ihre Schritte.

Sie gingen die nächsten fünf Minuten schweigend nebeneinanderher. Mit jedem Schritt wurde ihr bewusster, wie dumm ihr Streit war. »Ich hätte es dir wahrscheinlich gleich sagen sollen. Ich habe nicht nachgedacht.« Sie schaute ihn nicht an, weil sie Angst hatte, dass er ihr Friedensangebot ausschlagen würde.

Sie hörte wie er tief Luft holte. »Es tut mir leid. Ich hätte nicht sauer sein sollen.«

Er fasste wieder nach ihrer Hand. Seine Handfläche fühlte sich gut an. »Der Gedanke, dass du verletzt werden könntest, macht mir Angst.« Er klang älter als er war. Ernster. Und sein Bedürfnis, sie zu beschützen, gab seiner Stimme einen anderen Klang. Obwohl Kylie immer noch ein wenig verärgert war, dass er dachte, sie könnte sich nicht selbst beschützen, mochte sie den neuen Klang.

Ja, mit Derek fühlte sie sich sicher. Trotzdem schaute sie immer wieder zu den Bäumen hoch und betete, dass der Wind nicht aufhören würde zu wehen und die Nacht nicht wieder so totenstill werden würde.

3. Kapitel

»Was ist passiert?« Miranda passte sie zwanzig Minuten später im Speisesaal ab.

Sobald Derek Holiday von dem fremden Vampir auf Beutezug erzählt hatte, rief die Campleiterin alle Jugendlichen zusammen.

Kylie war noch total aufgewühlt. Entweder war es die Angst oder aber Dellas miese Stimmung. Sie war sich nicht sicher. Dellas kalte Schulter war über den ganzen Raum hinweg spürbar.

»Komm schon, sag es mir«, drängelte Miranda. »Danach muss ich dir auch was erzählen.«

Kylie sah wieder zu Della rüber. »Wie sauer ist sie eigentlich auf mich?«

Miranda schielte zu Della. »Auf einer Skala von eins bis zehn, wobei zehn schon ein wirklich sehr angepisster Vampir ist, würde ich sagen, ist sie etwa bei 15 … Tendenz steigend.«

»Na toll«, seufzte Kylie.

Miranda zuckte mit den Schultern. »Sie kommt schon wieder runter. Du kennst sie doch. Jetzt erzähl schon, was passiert ist.«

Kylie schüttelte den Kopf. »Ich bin weggerannt und …«

»Aber warum bist du weggerannt? Und warum hast du vorher das Blut runtergekippt, als wäre es ein kaltes Bier in einer heißen Sommernacht?«

Kylie schaute auf ihre Schuhe. Sie wollte nicht darüber reden, nicht jetzt. »Ich weiß es nicht.«

»Du hast den Geschmack gemocht, stimmt’s?« Miranda klang beleidigt.

Kylie schaffte ein Nicken.

»Okay, und was ist dann passiert?« Miranda blickte sie fragend an.

Kylie schluckte.

»Komm schon, das ist unfair.«

»Ich bin weggerannt und dann habe ich gespürt, dass da jemand war – ein Vampir oder so. Und dann hat Derek nach mir gerufen. Ich glaube, er hat das, was da war, verscheucht. Dann bin ich zu ihm gelaufen und wir haben …«

»Was habt ihr?« Miranda hing an ihren Lippen.

Angefangen rumzumachen. »Nichts. Burnett ist aufgetaucht.«

Wie aus dem Nichts kam plötzlich Della angerauscht. »Und du hast ihm gesagt, dass es wahrscheinlich Chan war, oder?« Della hatte anscheinend die ganze Zeit gelauscht.

Kylie schaute Della an. »Nein, habe ich nicht.«

»Wer ist denn Chan?«, wollte Miranda wissen.

»Niemand«, zischte Della. »Kümmere dich gefälligst um deinen eigenen Kram.« Offensichtlich wollte Della nicht, dass bekannt wurde, dass ihr missratener Cousin die wichtigste Camp-Regel gebrochen hatte: keine unerlaubten Besuche. Das galt besonders für diejenigen, die gegen die Bemühungen der FRU waren, die Übernatürlichen zu regieren.

Miranda sah unzufrieden aus.

»War es denn Chan?«, fragte Kylie, und es war ihr egal, dass Miranda zuhörte. Kylie verstand Dellas Loyalität gegenüber Chan. Er war damals der Einzige gewesen, der Della bei der schmerzhaften Verwandlung beigestanden hatte. Trotzdem war es naheliegend, dass Chan, der die Regel schon einmal gebrochen hatte, dies auch wieder tun würde.

»Ich hab dir doch gesagt, dass er nicht zurückkommt«, antwortete Della schnippisch.

»Aber wie kannst du dir da so sicher sein?« Kylie fiel wieder ein, wie sie sich gefürchtet hatte, als sie im Wald auf Dellas ätzenden Cousin getroffen waren. Sie verschränkte die Arme vor der Brust. Nur weil Della glaubte, dass Chan keine Bedrohung war, hieß das ja nicht, dass es stimmte. Wer sagte denn, dass er nicht doch einer der Blutsbrüder war.

»Weil ich ihm vertraue, so wie ich nur wenigen Menschen vertraue. Ich dachte, du und Miranda ihr wärt meine Freunde. Ich verlange doch nur, dass ihr die Tatsache respektiert, dass das heute Abend wichtig für mich war. Dass –«

Kylie platzte der Kragen. »Verdammt nochmal, Della. Warum muss es denn immer nur um dich gehen?« Da bemerkte Kylie Dellas Blick. Es war derselbe Blick, den Della hatte, wenn ihre Eltern zu Besuch kamen. Der Blick, der bedeutete, dass Della sich wie ein Außenseiter fühlte.

Kylie schluckte ihren Ärger hinunter. »Ich wollte dich doch respektieren. Ich bin einfach durchgedreht, okay?«

»Warum?« Della klang immer noch sauer, aber in ihrem Blick lag Schmerz.

»Warum was?«, fragte Kylie zurück, obwohl sie genau wusste, was Della gemeint hatte. Sie brauchte nur noch ein paar Sekunden, um zu überlegen, wie sie es ihr am geschicktesten beibringen sollte.

Della machte einen Schritt auf sie zu. »Du bist ausgeflippt, weil du Angst hast, ein Vampir zu sein, stimmt’s? Du denkst, ich bin ein Monster, oder? Du hast Mega-Schiss, dass du vielleicht so sein könntest wie ich. Deshalb bist du doch durchgedreht, oder?«

Kylie öffnete den Mund, aber es kam nichts heraus. Wahrscheinlich, weil sie Della sowieso nicht anlügen konnte. Als Vampir würde sie das auf jeden Fall merken. Della machte auf dem Absatz kehrt. Kylie machte Anstalten, sie aufzuhalten, aber Della war bereits verschwunden.

»Wo ist sie hin?« Kylie suchte den Speisesaal mit den Augen ab, konnte sie aber nicht sehen. Der Raum war voller Jugendlicher, die aufgeregt umherliefen.

»Lass sie gehen, sie beruhigt sich wieder«, sagte Miranda.

»Das kann ich nicht.« Kylie wusste, wie verletzt Della war.

Schließlich entdeckte Kylie doch noch Dellas nachtschwarze glatte Haare hinter einer Gruppe von Gestaltwandlern. Kylie ging zu ihr rüber.

Miranda folgte ihr. »Jetzt mal ernsthaft, warum lässt du ihr nicht ein bisschen Zeit?«

»Verschwinde«, knurrte Della, noch bevor Kylie bei ihr angekommen war.

»Nein.« Kylie blieb standhaft.

Dellas Augen glühten in einem wütenden Goldton. Sie hob ihre Oberlippe nur ganz leicht, aber weit genug, dass ihre langen Eckzähne entblößt wurden. Früher hätte sich Kylie bei diesem Anblick in die Hosen gemacht, aber das war lange her. Della jagte ihr keine Angst mehr ein.

»Ich glaube doch nicht, dass du ein Monster bist«, sagte Kylie beschwichtigend. »Aber das heißt ja nicht, dass ich nicht trotzdem Angst davor habe.«

»Lügnerin«, knurrte Della.

»Ich lüge nicht. Du kannst meinen Herzschlag checken, wenn du willst«, beharrte Kylie. »Los, hör dir mein Herz an, dann wirst du schon sehen, dass ich nicht lüge.«

Della machte Anstalten, wegzugehen, doch Kylie packte sie am Ellenbogen. »Wehe, du gehst jetzt einfach weg«, drohte Kylie.

»Lass mich los.« Dellas Stimme war rau. Als Kylie sie nicht losließ, fuhr sie herum, die Augen glühten und ihre Zähne waren vollständig entblößt.

Kylie hörte, wie ein Raunen durch die Menge ging. Der Streit hatte offensichtlich für Aufmerksamkeit gesorgt. Della hatte es anscheinend auch bemerkt, denn sie sah sich um und fauchte. Die Umstehenden wichen zurück wie verschreckte Mäuse.

Kylie hatte immer noch keine Angst.

»Ähm, wir sollten jetzt auch besser gehen.« Miranda stieß Kylie mit dem Ellenbogen an. »Die ist echt sauer.«

Kylie schaute Miranda nicht an. Ihr Blick war weiter auf Della geheftet. Sie sollte wissen, dass sie keine Angst vor ihr hatte. »Ich gehe hier nicht weg, bis sie mir zuhört.«

»Ich muss dir nicht zuhören. Ich weiß, was du denkst.« Dellas Blick war voller Wut und wirkte gleichzeitig so verletzt.

»Das ist nicht fair.« Kylie hielt dem Blick weiterhin stand.

»Nicht fair ist, dass ich dachte, wir wären Freunde.« Schmerz flackerte in Dellas goldenen Augen auf.

»Ich bin deine Freundin, ich habe dir mein Blut geschenkt«, wandte Kylie ein.

»Ich auch«, meldete sich Miranda zu Wort. Sie klang nervös.

Als sich Dellas Gesichtsausdruck immer noch nicht veränderte, fuhr Kylie einfach fort. »Und ich erinnere mich auch, wie du mir erzählt hast, wie viel Angst du hattest, als du herausgefunden hast, dass du dich verwandeln wirst. Du hast erzählt, du hast dich so gefürchtet, vor dem, was passiert. Du hast gesagt, du wolltest dich nicht verwandeln.«

Della wandte sich wieder zum Gehen. Aber Kylie redete einfach weiter und ließ ihren Ellenbogen nicht los. »Bist du die Einzige, die Angst haben darf?« Kylie spürte Wut in sich aufsteigen und Tränen traten ihr in die Augen. »Bist du so besonders, dass das niemand sonst darf?«

Kylie erwartete schon fast, dass Della sich losreißen würde. Notfalls mit Gewalt.

Doch das tat sie nicht. Aber sie drehte sich auch nicht um. Sie stand einfach nur da für ein paar ewig lange Sekunden. Eins. Zwei. Drei. Kylie zählte und wartete, in der Hoffnung, dass das bedeutete –

»Okay«, brachte Della gepresst hervor und drehte sich endlich um. Ihre Augen waren nicht mehr golden. Sie senkte den Blick. »Du hast recht.« Sie schaute weg und dann sah sie Kylie an. »Es tut mir leid.«

»Meine Fresse«, entfuhr es Miranda. »Ich wusste nicht, dass Vampire überhaupt in der Lage sind, sich zu entschuldigen.«

Della warf Miranda einen bösen Blick zu. »Ich hab mich ja auch nicht bei dir entschuldigt. Also, warum suchst du nicht deinen Besen und fliegst nach Timbuktu. Das heißt, nur wenn du das mit deinem Legastheniker-Orientierungssinn überhaupt jemals findest. Und denk erst gar nicht daran, zurückzukommen.«

Miranda machte einen angriffslustigen Schritt auf Della zu. »Du bist so gemein …«

Della bleckte die Zähne und knurrte. »Ich habe gehört, wie du zu Helen gesagt hast, Blut sei ekelhaft. Dabei hattest du versprochen, zu respektieren, dass …«

Kylie schob sich zwischen die beiden. »Ihr beiden könnt euch so viele Beleidigungen wie ihr wollt um die Ohren hauen und euch meinetwegen später auch gegenseitig umbringen. Aber im Moment …« Sie wandte sich Miranda zu. »Ich muss kurz mit Della allein sprechen. Bitte.«

Miranda reckte das Kinn in die Höhe. Es gefiel ihr nicht, aber sie überließ Kylie das Feld. Das war das Gute an Miranda. Sie konnte auch von einem auf den nächsten Moment total sauer sein, fast so schnell wie Della, aber Miranda war auch genauso schnell wieder normal. Della dagegen – die war Meisterin im Nachtragendsein. Und obwohl sie immer so tat, als wäre sie unverwundbar, erkannte Kylie ihre Verletzlichkeit. Und die war sogar noch größer als bei Miranda.

Als sie endlich zu zweit waren, schauten sich Della und Kylie eine Weile schweigend an. Dann brach Kylie das Schweigen. »Es tut mir auch leid. Ich wollte dich und deine Kultur doch respektieren. Ich bin echt einfach ausgeflippt.«

Della nickte. »Ich verstehe es ja. Erst hab ich es nicht verstanden, aber … jetzt tue ich es.« Della seufzte, und ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. »Du konntest nicht genug davon bekommen, hab ich recht? Von dem Blut. Es hat dir einfach zu gut geschmeckt.«

Kylie war nicht stolz darauf, gab es aber zu. »Es hat unglaublich geschmeckt.«

Della berührte Kylies Arm. »Aber du bist immer noch warm.«

Kylie nickte. »Und wenn ich ein Vampir wäre, müsste ich jetzt doch schon kalt sein, oder?«

»Ich bin mir nicht sicher«, gestand Della. »Vielleicht hast du dich einfach noch nicht verwandelt. Aber du wirst es noch tun.«

Kylie erinnerte sich daran, wie Della erzählt hatte, dass das Verwandeln sich anfühlte, als würde einem kochendes Wasser durch die Adern laufen.

»Ich werde für dich da sein«, sagte Della, als hätte sie Kylies Gedanken gelesen. »Wenn es passiert, meine ich. Du musst da nicht allein durch. Ich denke, ich erinnere mich noch daran, was Chan damals getan hat, um mir zu helfen.«

»Ich weiß, dass du das tun wirst.« Kylie versuchte zu lächeln. In dem Moment fiel ihr Blick auf Miranda, die vom anderen Ende des Saals zu ihnen rüberschaute und dabei aussah wie ein geprügelter Hundewelpe. Kylie hatte ein schlechtes Gewissen, dass sie Miranda weggeschickt hatte. »Und Miranda wird mir auch helfen. Sie ist auch für mich da. Und sie würde auch für dich da sein. Ich würde mir wirklich … wirklich wünschen, dass ihr zwei mit dem Gezanke aufhört.«

Della zuckte mit den Schultern. »Sie macht mich einfach wahnsinnig.«

»Und du sie«, verteidigte Kylie Miranda.

»Ja, aber sie ist nicht wie du. Du weißt irgendwie, was ich fühle, und weißt dann auch, was du sagen musst.« Della runzelte die Stirn, als würde sie angestrengt nachdenken. »Es ist fast so, als könntest du meine Gefühle lesen, so wie Derek und Holiday, weißt du?«

»Nein.« Kylie schüttelte den Kopf, aber irgendwie dachte sie dann doch darüber nach. War sie nicht schon immer gut darin gewesen, Menschen einzuschätzen? So wie bei ihrer Mom. Sie hatte immer gespürt, dass es etwas gab, das zwischen ihnen stand und ihre Mutter davon abhielt, sich wirklich auf sie einzulassen.

»Ist hier alles okay?«, unterbrach eine vertraute weibliche Stimme Kylies Gedanken.

Kylie und Della drehten sich zu Holiday um.

»Ja«, antworteten Kylie und Della wie aus einem Mund.

Holiday drückte Kylies Arm. »Wir müssen uns mal über heute Abend unterhalten. Und zwar sobald sich hier alles etwas beruhigt hat.«

Kylie nickte und obwohl Holidays Berührung etwas Beruhigendes hatte, wurde sie den Verdacht nicht los, dass Holiday sie nur berührt hatte, um zu sehen, ob ihre Haut schon kälter war – um herauszufinden, ob sie sich schon in einen Vampir verwandelte.

»Später, okay?«, fragte Holiday.

»Ja.« Kylie wollte gern mit Holiday reden, aber sie hatte das Gefühl, die Campleiterin würde ihr sowieso nur wieder dasselbe erzählen wie immer. Ich weiß die Antworten nicht. Ich glaube, das musst du für dich selbst herausfinden.

Aber wie sollte Kylie nur die Antworten finden? Ihr Plan, etwas von Daniel zu erfahren, war jedenfalls nicht aufgegangen. Was blieb ihr jetzt noch?

Holidays Handy klingelte und riss Kylie aus ihren Gedanken.

Holiday ging hastig dran. »Burnett?« Ihr Gesichtsausdruck wurde ernst. »Nein. Sie haben sich verwählt.«

Kylie hörte Enttäuschung in Holidays Stimme. Die Campleiterin war ganz eindeutig besorgt um Burnett. Kylie fühlte sich irgendwie dafür verantwortlich. Immerhin war sie diejenige gewesen, die von der Vampirzeremonie weggelaufen war. Wenn Burnett jetzt etwas zustoßen sollte, wäre es Kylies Schuld. Sie starrte auf die Holzwand des Saals und versuchte, mit ihren Schuldgefühlen klarzukommen.