Sie werden mit dem nächsten freien Chatbot verbunden - Eldar Sultanow - E-Book

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Eldar Sultanow

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Beschreibung

Besser leben mit KI? Ob wir mit Siri sprechen, Netflix schauen oder einen Kundenservice kontaktieren, wir alle nutzen KI längst im Alltag – meist jedoch, ohne es zu merken. Doch woran erkennt man, ob und wann eine künstliche Intelligenz ihre Finger im Spiel hat? Der IT-Experte Eldar Sultanow erklärt nicht nur, was KI überhaupt ist, sondern deckt zugleich auf, wo uns die Algorithmen in oft unscheinbaren Geräte- und Programmanwendungen bereits unbemerkt begleiten, beraten und beeinflussen. Denn trotz all der Erleichterungen, die KI mit sich bringt – von Zeitersparnis über Effizienzsteigerung bis hin zur nachhaltigen Verbesserung von Gesundheit oder Lebensqualität – sollten wir nie vergessen, dass sich KI und deren Schöpfer an unseren Daten »nähren«. Sultanow zeigt deshalb, wie wir künstliche Intelligenz zu unserem Zweck nutzen und trotzdem die Kontrolle behalten können. Sein Buch ist ein Plädoyer dafür, das Menschliche trotz aller Begeisterung für neue digitale Möglichkeiten nicht aus den Augen zu verlieren.

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Seitenzahl: 273

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Wie KI unseren Alltag bereits beherrscht und wie man sie erkennt

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen

[email protected]

Wichtiger Hinweis

Ausschließlich zum Zweck der besseren Lesbarkeit wurde auf eine genderspezifische Schreibweise sowie eine Mehrfachbezeichnung verzichtet. Alle personenbezogenen Bezeichnungen sind somit geschlechtsneutral zu verstehen.

Originalausgabe

2. Auflage 2024

© 2023 by Redline Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH

Türkenstraße 89

80799 München

Tel.: 089 651285-0

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Wir behalten uns die Nutzung unserer Inhalte für Text und Data Mining im Sinne von § 44b UrhG ausdrücklich vor.

Redaktion: Silvia Kinkel

Umschlaggestaltung: Sabrina Pronold

Umschlagabbildung: Shutterstock.com/M7Studio

Satz: Carsten Klein

eBook: ePUBoo.com

ISBN Print 978-3-86881-964-9

ISBN E-Book (PDF) 978-3-96267-585-1

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-96267-586-8

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.redline-verlag.de

Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.m-vg.de

Inhalt

Vorwort

Einleitung

Wer bin ich?

Warum dieses Buch?

Richtungskorrektur im Tech-Hype

Gamechanger Offline-Wildnis

KI erobert unseren Alltag

Was ist KI überhaupt?

KI – dein Freund und Helfer

So erkennst du KI

Vom Datenspender zum Nutznießer

Intelligente Haushaltshilfe

Dein Finanzprofi: KI für dein Geld

Lernen mit KI

KI für Selbstfürsorge und Persönlichkeitsentwicklung

Karriere dank KI

Wie weit wollen wir gehen?

Gesellschaft auf Autopilot?

Keine Grenzen zwischen Mensch und Maschine

Eine ganz neue Arbeitswelt

Über die Wirkung von KI auf Menschen

Digitalisierung: Motor für soziale Vernetzung statt Treibstoff für die Einsamkeit

Eine ganz neue Qualität von Zweiklassengesellschaft

KI macht Jobs in Kunst und Unterhaltung streitig

Die Verschmelzung von menschlichem Potenzial und KI

KI für eine bessere Welt

Wege aus dem digitalen Labyrinth

Digitale Humanisten als Hoffnungsträger

Arbeitsplätze werden menschlicher

Eine grüne Zukunft dank KI

Über den Autor

Danksagung

Quellen

Vorwort

Da du dieses Buch aufgeschlagen hast, suchst du vielleicht nach einer Antwort, nach einem Rat oder vielleicht sogar nach einem Verbündeten auf einer Reise, die uns alle in unbekanntes Terrain führt.

»Sie werden mit dem nächsten freien Chatbot verbunden« ist mehr als nur ein Titel. Es ist eine Einladung, eine Expedition in die Welt der künstlichen Intelligenz. Eine Welt, die nicht mehr bloß Science-Fiction, sondern mittlerweile ein integraler Bestandteil unseres täglichen Lebens ist.

»Sie werden mit dem nächsten freien Chatbot verbunden« mag auf den ersten Blick humorvoll wirken, doch verbirgt sich dahinter eine tiefere Wahrheit. In einer Ära, in der die Grenze zwischen Mensch und Maschine immer mehr verschwimmt, begleiten, beraten und beeinflussen uns unbemerkt die Algorithmen. Das sind nicht irgendwelche Algorithmen, sondern solche, die intelligenter werden. Von Tag zu Tag. Dieses Buch ist nicht nur ein Augenöffner, wie KI unseren Alltag bereits durchdringt, sondern auch ein Werkzeugkoffer, um diese Technologie zu unserem Vorteil zu nutzen.

Dieses Buch ist auch eine Einladung zum Dialog. Es geht nicht nur darum, die Technologie zu verstehen, sondern auch darum, wie wir als Gesellschaft damit umgehen wollen. Welche ethischen Richtlinien brauchen wir und wie setzen wir diese um? Wie stellen wir sicher, dass der Einsatz von KI dem Wohlergehen aller und nicht nur wenigen Privilegierten dient? Dies sind keine leichten Fragen, aber sie sind entscheidend für das Versprechen eines besseren Lebens mit KI.

Ich möchte deinen Mut wecken, dich aktiv an der KI-Debatte zu beteiligen. Denn die KI-Revolution ist kein Zuschauersport, sie erfordert unsere aktive Teilnahme, unser kritisches Denken und unser Engagement. In diesem Buch findest du daher nicht nur Erklärungen und Anekdoten, sondern auch Reflexionsfragen und Handlungsimpulse, die dazu anregen, über die eigene Rolle in der sich verändernden Welt nachzudenken. Ich beende dieses Buch mit einem Gefühl der Hoffnung und Inspiration, weil KI das Potenzial hat, unsere Welt auf beispiellose Weise zu verbessern. Wir stehen an der Schwelle zu einem neuen Zeitalter der Intelligenz, und du bist Teil dieser aufregenden Reise.

Dein

Eldar Sultanow

Einleitung

Digitalisierung und KI sind stärker, als uns bewusst ist, in unserem Alltag angekommen und breiten sich rasend schnell weiter aus. Können wir das aufhalten? Nein. Das müssen wir auch nicht. Was wir jedoch müssen, ist, sie verantwortungsvoll einzusetzen für unsere wichtigsten Ziele. KI ist Teil meiner großen Hoffnung für eine bessere Welt, und zwar nicht für eine bessere Online-, sondern für eine bessere Offlinewelt. Klingt das komisch? Auch wenn es dir beim Lesen dieses Buches manchmal anders vorkommen mag, bin ich der festen Überzeugung, dass Maschinen per se gut sind: KI kann Großes leisten, um unseren Planeten zu retten. Sie kann helfen, den Klima- und Artenschutz zu verbessern, den Schutz der Wälder voranzubringen oder eine intelligente Kreislaufwirtschaft zu etablieren. Denn etwas zurückzugeben ist längst überfällig. Wir wären schließlich mit all unserem Fortschritt nicht da, wo wir heute sind, ohne den Planeten und das Leben dermaßen ausgebeutet zu haben. Die Fischbestände haben sich in den vergangenen 40 Jahren halbiert. Wir haben 20 Prozent der Pflanzendecke auf dem gesamten Planeten unwiederbringlich zerstört. In nur 50 Jahren hat die Menschheit den Bestand aller Säugetiere, Vögel, Fische und Reptilien um 60 Prozent reduziert (FOCUS online, 2018). Wir sind für diese irreversible Vernichtung verantwortlich – die Aussterberate ist heute bis zu 1000- mal höher als naturgegeben. Beispielsweise sind Pottwale sehr gefährdet. Mensch und Klimawandel beeinflussen ihr Wanderverhalten, verirrte Pottwale sind dem Tod geweiht. Ihre Flosse ist so einzigartig wie eine Signatur. Mit KI erkennen wir die Wale wieder und schützen sie. KI macht unseren Planeten wieder grün, nachhaltiger und besser. Mit KI erkennen wir Anomalien im Ozean und schützen die Arten. Mit KI schützen wir unsere Wälder. Mit KI schützen wir Bienenstöcke und vieles mehr. So wird jede in der Realwelt verbrachte Minute wertvoller.

Wer bin ich?

Heute entwickle ich KI-basierte Systeme für Nachhaltigkeit, wie zum Beispiel für den Artenschutz in einem globalen Technologie- und Beratungsunternehmen. Die Entwicklung von komplexen Softwarearchitekturen ist mein »täglich Brot«.

Angefangen hat es im Jahr 1999 mit dem Bundeswettbewerb Mathematik, Jugend forscht »Fachbereich Mathe/Informatik«, Abi 2000 mit Leistungskursen in Mathe und Physik – es dreht sich alles nur um eines: Computer und Zahlen. Heute lebe ich von der Softwareentwicklung, Data Science (Datenwissenschaft) und der Entwicklung künstlicher Intelligenz. Sosehr ich mich für den technischen Fortschritt begeistere und ihn aktiv mitgestalte, stimmt mich die aktuelle Richtung, in die sich die Menschheit bewegt, nachdenklich. Für einige ist KI besorgniserregend, für andere noch weit weg. Viele sprechen über KI und denken dabei an eine ferne Zukunft. Dabei ist sie längst da und umgibt uns, auf Schritt und Tritt, Tag und Nacht – auch jetzt und hier.

Warum dieses Buch?

KI ist bereits allgegenwärtig und meistens unsichtbar. Sie schleicht sich auf leisen Sohlen in unseren Lebensalltag und ernährt sich von Daten, ja, richtig gehört, du fütterst sie Tag für Tag mit Daten, genauer gesagt, mit deinen Daten. Ich auch, jeder von uns. Dass wir unbewusst und vielleicht ungewollt Datenspender sind, ist gar nicht mal das große Problem. Spannender ist, dass du KI schalten und walten lässt, ohne dass du es merkst. Ob du willst oder nicht, lässt du dich durch KI von der Entscheidung bis zum Handeln beeinflussen. In dem Moment, in dem du es mitbekommst, ist es bereits zu spät. Und das führt mich zu meinem Anliegen: Lasst uns vom passiven Konsumenten zum aktiven Gestalter unserer Erfahrungen werden: Mit diesem Buch lernst du, KI zu erkennen und zum eigenen Vorteil einzusetzen. So kannst du die noch ungeahnten Vorteile der künstlichen Intelligenz voll ausschöpfen.

Es ist mir ein großes Anliegen, dass jeder KI bewusst wahrnehmen und zu seinem Vorteil nutzen kann. Mit diesem Buch gebe ich dem Leser die neuesten Tools an die Hand.

KI ist wie Mikroplastik: Sie ist überall und keiner sieht sie. In einer digitalisierten Welt, in der sich künstliche Intelligenz ohne Stopptaste in unseren Alltag einklinkt, scheint es, als ob wir immer seltener selbstbestimmte Teilnehmer in einem ständig komplexer werdenden System sind. KI ist schon längst da – oftmals ohne explizite Kennzeichnung. Wenn du eine E-Mail, einen Text im Internet oder auch ein Buch liest, hat womöglich künstliche Intelligenz die Finger im Spiel. Du bemerkst es nicht. KI kann sogar mit dir telefonieren, und es ist dir oftmals nicht möglich, sie von einem Menschen zu unterscheiden.

Aber was wäre, wenn wir nicht mehr nur der unbewusste Datenspender, sondern der Nutznießer dieser revolutionären Technologie sein könnten? Wenn du jederzeit erkennst, ob du es mit einer KI zu tun hast oder nicht? Wenn wir den Spieß umdrehen und den Mitspieler KI souverän entlarven, uns vor ihm schützen oder, noch besser, ihn für unsere Zwecke einsetzen? Ich lade dich dazu ein, mit mir das Rätsel der künstlichen Intelligenz zu entschlüsseln, die Kontrolle über KI zu übernehmen und neue Wege zur Bereicherung und Gestaltung deines Lebens zu entdecken. Nutze die konkreten Hinweise und praktischen Tipps, um den Nebel zu lichten und die verborgenen Potenziale der KI für dich einzusetzen. Nutze die Tricks, mit denen wir KI im Alltag erkennen. Es sind unscheinbare Anwendungen in Geräten und Programmen. Also habe ich meine Sherlock-Holmes-Schirmmütze aufgesetzt und überraschende Hinweise aufgespürt, die dich zu den geheimen Verstecken der fleißigen Datensammler und -verarbeiter im Reich der KI führen.

Ich möchte dich dazu inspirieren, die Herausforderungen der KI-Ära anzunehmen und zu meistern und vom Datenspender zum maximalen Nutznießer von KI im Alltag zu werden. Nutze die Tools, die ich dir in diesem Buch zeige. Lasst uns unsere Lebensqualität durch KI-Anwendungen verbessern, unsere Effizienz steigern, Zeit sparen und mehr Zeit für uns selbst zurückgewinnen. Ich lade dich auf diese aufregende Reise ein, um zu entdecken, wie wir die Macht der KI für uns nutzen können, uns jedoch auch die Frage stellen: Ist unsere Lebenszeit in der realen Welt nicht besser aufgehoben?

Schon jetzt verbringst du viel unwiederbringliche Lebenszeit in der Digitalwelt. Wer nicht digital ist, ist nicht relevant. Zeig mir deine Followerzahl, und ich sage dir, wie wichtig du bist. Relevanz kannst du dir scheinbar kaufen. In der digitalen Welt vergleichen sich Menschen über Faktoren wie Likes und Kommentare. Und dabei geht es nicht um qualitativen Inhalt, sondern um Meinungsführerschaft. Alle reden von einer Freiheit, die es gar nicht gibt. Stell dir den digitalen Fortschritt wie einen enthusiastischen Trainer in der Welt der sozialen Medien vor: Er motiviert dich ständig, aktiv zu sein und neue Verbindungen zu knüpfen. Gleichzeitig beeinflusst er auf subtile Weise unser Leben – sowohl privat als auch beruflich. Er bringt uns dazu, neue Fähigkeiten zu entwickeln und an unsere vernetzte Welt anzupassen, und das mit einem Augenzwinkern. Dabei verlierst du echte Lebenszeit.

Vielleicht brauchen wir ein Korrektiv, wie, wo und wofür wir unseren Fortschritt in der Digitalisierung und bei der künstlichen Intelligenz einsetzen. Wir brauchen eine Richtung, und zwar keine, die sich von selbst ergibt, sondern eine, die wir bewusst wählen und dann auch einschlagen.

Richtungskorrektur im Tech-Hype

Die besorgniserregende Situation, in der sich die Menschheit befindet, bringen einige Beispiele auf den Punkt: Roboterhunde sollen einsame Menschen im Altersheim unterhalten. Sie sollen Demenzkranken in der Klinik Gesellschaft leisten und als Nächstes sterbende Patienten auf der Palliativstation betreuen. Es ist nachgewiesen, dass sie den Zustand der Patienten verbessern können. Das ist einerseits gut, als Ergänzung zu Menschen, aber wäre es nicht andererseits viel wichtiger zu überlegen, wie wir stattdessen Zeit gewinnen, um am Kranken- oder Sterbebett der Großmutter menschliche Wärme zu schenken?

Pärchen-Apps (sogenannte Sextracker) sollen dein Sexualleben organisieren. So müssen wir uns selbst keine Gedanken mehr machen, wir geben die Verantwortung einfach ab. All das ist längst keine Fiktion mehr, sondern bereits Realität. Aber nützen uns solche Funktionen wirklich? Bringen uns diese Apps zum Reflektieren, so wie angeleitetes Tagebuch-Schreiben? Machen uns manche Apps erst auf unser Bauchgefühl aufmerksam? Oder werden wir durch einen von KI festgelegten Handlungsplan fremdbestimmt?

Soziale Kompetenzen und Fähigkeiten im Umgang mit anderen Menschen (sogenannte Soft Skills) sind im Zeitalter der Digitalisierung das A und O. Das für deine greifbaren und messbaren Fachkompetenzen (Hard Skills) nötige Wissen gibt es mittlerweile kostenlos an jeder Ecke im Internet. Oder du fragst einfach den Chatbot ChatGPT. Für einen kurzen Moment denke ich: »Ein Glück, dass es noch Begabungen gibt, die mich als Mensch ausmachen – meine sozialen Fähigkeiten.« Falsch gedacht. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis du dir wieder die Frage stellen darfst, was uns Menschen überhaupt noch einzigartig macht. Die künstliche Intelligenz befindet sich bereits an dem Punkt, Soft Skills zu lernen, Gefühle zu lesen und sogar auszusenden. Was hast du der KI dann noch voraus? Was zeichnet dich als Mensch aus, wenn die Technologie selbst das kann?

Was brauchen wir in der heutigen Zeit, in der es so leicht geworden ist, sich von der Begeisterung und dem Potenzial der künstlichen Intelligenz mitreißen zu lassen? Wie sorgen wir dafür, dass KI auf ethische und verantwortungsvolle Weise entwickelt und eingesetzt wird? Die Antwort von Rodrigez und Kannan (2023) ist verblüffend einfach: kritisches Denken. So lautet auch mein Appell: Kritisches Denken ist in der heutigen Zeit wie eine neue Währung, vielleicht bald die wichtigste, neben sauberem Wasser, frischer Luft und das Leben ermöglichende Temperaturen.

Jeder soll KI erkennen und für sich nutzen können. Wenn wir nicht wissen, wo KI im Spiel ist, können wir nicht beurteilen, wie vertrauenswürdig Akteure und Tools in unserer digitalen Umwelt sind. Vertrauen ist häufig ein Knackpunkt, wenn es um die Akzeptanz von KI geht. Wenn wir sowohl in der Gegenwart als auch in der Zukunft einen echten Wertbeitrag für unsere Gesellschaft liefern wollen, dann müssen wir anfangen, proaktiv und selbstbestimmt zu handeln. Wir müssen zum Dirigenten der KI-Sinfonie werden, statt nur ein Orchestermitglied zu sein. Nutze die künstliche Intelligenz geschickt, um deine eigene Lebensmelodie zu komponieren und dabei die Harmonie zwischen Technik und Alltag zu meistern. Nutze die Tools und Prinzipien, die ich dir in diesem Buch vorstelle, um menschliche und zutiefst ethische Werte zu bewahren.

Dieses Buch lüftet das Geheimnis, wie sich die KI klammheimlich in unseren Alltag einklinkt, wie ein freundlicher Nachbar, der überraschend zum Kaffee vorbeikommt. Ich zeige dir, wie du die Kraft der KI clever für dich einsetzen kannst, ähnlich einem erfahrenen Schachspieler, der strategisch seine Figuren bewegt, um das Spiel des Lebens zu meistern. Während du diese Zeilen liest, arbeitet die KI im Hintergrund, leise und diskret, wie ein unsichtbarer Helfer, der deine Entscheidungen unterstützt und deine Lebensqualität auf subtile Weise scheinbar ständig verbessert. Keine Sorge, ich zeige dir Wege, wie du die KI aus dem verborgenen Winkel des Unbewussten ans Licht des bewussten Wahrnehmens holst.

Wie KI unseren Alltag erobert

Tauche ein in eine Welt, in der dein Smartphone nicht mehr dein treuer Begleiter, sondern dein KI-Komplize wird. Entdecke, wie KI in Echtzeit deine Vorlieben versteht und dir passgenau Angebote präsentiert, die so unwiderstehlich sind, dass dich deine Kauflaune übermannt. KI-basierte Bots und Influencer sind dabei von Menschen kaum mehr unterscheidbar. Deshalb Vorsicht: Hinter den verführerischen Vorschlägen lauert die Frage »Wer kontrolliert wen?«.

KI hat sich auch zum Superhelden im Gesundheitswesen gemausert, vom kleinen Fitnesstracker, der mehr über unsere Schritte weiß als wir selbst, bis hin zur Diagnosestellung, bei der den Ärzten ein wenig auf die Finger geschaut wird. Autonome Fahrzeuge erobern die Straßen und Versorgungsdrohnen liefern Pakete aus. Kann KI uns vor Staus bewahren oder sind wir den Launen eines Algorithmus ausgeliefert? Dieses Buch gibt dir Werkzeuge an die Hand, um KI zu erkennen und zu verstehen. Entdecke die Hinweise im Alltag, die auf KI hindeuten, und lerne, wie du die Kontrolle über deine Daten behältst. Hinter all den fleißigen Datensammlern und den Informationen, die dir die Systeme appetitlich zubereiten und servieren, stehen Interessen von größeren Gruppen, die die Welt der Daten wie Schachmeister beherrschen. Erkenne sie und entscheide selbst.

Vom unbewussten Datenspender zum aktiven Nutznießer

Der zweite Teil dieser spannenden Reise enthüllt dir, wie du die künstliche Intelligenz geschickt als persönlichen Assistenten für deine Ziele einsetzt. Der Weg führt dich von der Ahnungslosigkeit des unbewussten Datenspenders zur bewussten Nutzung der Möglichkeiten, die künstliche Intelligenz bietet. Gestärkt durch die Fähigkeiten und das Wissen aus dem ersten Hauptteil erhältst du nun den Schlüssel zur aktiven Steuerung deiner digitalen Welt.

Es geht darum, nicht nur Konsument zu sein, sondern die eigenen digitalen und realen Erfahrungen gezielt zu gestalten. KI bietet uns Werkzeuge, die weit über den bloßen Konsum hinausgehen. Eines dieser mächtigen Werkzeuge ist die Automatisierung, die dir wertvolle Zeit spart und deine Effizienz steigert. Lass die KI deine repetitiven Aufgaben wie E-Mail-Sortierung und -Beantwortung, Sprachübersetzungen oder Texterkennung und Korrektur erledigen. Nutze die gewonnene Zeit für dein strategisches und kreatives Schaffen.

Die Möglichkeiten der KI reichen jedoch weit über diese Art der Automatisierung hinaus. KI bietet zahlreiche Instrumente zur Verbesserung deiner Gesundheit und persönlichen Weiterentwicklung: von intelligenten Gesundheitsassistenten, die personalisierte Gesundheitspläne erstellen, bis hin zu Lernplattformen, die sich deinem individuellen Lernrhythmus anpassen. Künstliche Intelligenz ebnet dir den Weg zu einem gesünderen und erfüllteren Leben.

Diese transformative Kraft der KI eröffnet dir die Chance, deine Ziele in einer Art und Weise zu erreichen, die noch vor wenigen Jahren undenkbar schien. Wir stehen an der Schwelle zu einer Zukunft, in der wir die Kontrolle behalten und gleichzeitig die ungeahnten Vorteile der künstlichen Intelligenz voll ausschöpfen.

Wie weit wollen wir gehen?

Bei aller Euphorie sollten wir kurz innehalten und uns fragen, ob sich der Mensch womöglich in der Digitalisierung verliert und unbemerkt auf der Strecke bleibt. Die aktuellen Fortschritte von KI sind so gewaltig, dass sich immer mehr Menschen Sorgen machen – um die Gestaltung ihrer Zukunft, ihren Arbeitsplatz, ihren Stellenwert in der Gesellschaft, ihre Sicherheit unter den alles überwachenden Augen einer technologisierten, naturentfremdeten Welt. Immer mehr Menschen haben Angst vor der Konkurrenz namens Maschine. Und wir haben Fragen: Welchen Preis zahlen wir für die Fortschritte? Endet der Mensch womöglich als Verlierer gegenüber der Technik? Wollen wir wirklich Roboterhunde, die sterbenden Patienten auf der Palliativstation zur Seite stehen?

Der dritte Teil dieses Buches richtet den Blick auf die Gefahren, die eine ungebremste Digitalisierung und die massiven KI-Fortschritte mit sich bringen. Viele Beispiele sind bereits jetzt real oder werden es in Zukunft sein. Um zu erkennen, wo wir derzeit stehen, müssen wir genau hinsehen. Der Status quo ist deutlich weiter, als ChatGPT vermuten lässt, und deutlich weiter als all das, was die Tagespresse weiß und schreibt. Spitzenforschung findet »im stillen Kämmerlein« statt. Die rasante Entwicklung bewegt sich in eine spannende Richtung und projiziert ein reales Bild von morgen. In diesem Bild sind die Maschinen uns Menschen sehr ähnlich und dennoch gibt es Grenzen zwischen Mensch und Maschine, und zwar solche, die noch lange bestehen werden – sosehr sich die Forschung auch bemüht, diese Grenzen aufzuweichen.

Digitalisierung treibt uns in eine Illusion der Perfektion, entfernt uns von der Akzeptanz unserer menschlichen Schwächen und lässt die Vorstellung entstehen, dass ausschließlich Rationalität und Effizienz entscheidend für unseren Erfolg sind. Neueste KI-Fortschritte machen Maschinen uns Menschen immer ähnlicher. Roboter qualifizieren sich für Aufgaben in der Pflege, für den Einsatz in Therapien, für die Reinigung sanitärer Anlagen oder sogar als Sexualpartner. Mal abgesehen von Datensicherheit und Privatsphäre: Wie weit soll das Ganze noch gehen? Umgekehrt macht die Vernachlässigung unserer Gefühle und Empfindungen uns zu Robotern, sprich wir werden den Maschinen immer ähnlicher. Maschinen könnten uns eine ganz andere Qualität von Zweiklassengesellschaft bescheren: Wer kann sich im Alter oder Krankheitsfall menschlichen Beistand leisten und wer bekommt Roboterhunde? Wer hält die Zügel der Technologie in der Hand, wer versorgt sie mit seinen Daten und entdeckt dabei eine Bindung, die fast so intensiv ist wie die zu unserem alltäglichen Begleiter, der sich »Handy« nennt? Die entscheidende Frage lautet: Ist das eine wünschenswerte Welt oder sind die ethischen Grenzen bereits überschritten?

Wege aus dem digitalen Labyrinth: Wie wir Menschlichkeit bewahren und das digitale Diktat geschickt umschiffen

Im vierten Teil navigieren wir gemeinsam durch das digitale Dickicht, um überspitzt formuliert das »digitale Eis« aufzutauen. Es geht darum, das Maximum aus dem echten, nicht-virtuellen Leben herauszuholen, als würden wir aus einem »digitalen Winterschlaf« erwachen. Es gibt einen Ausweg aus der Entmenschlichung und der digitalen Abhängigkeit, und zwar durch ein Gut, das uns elementar von den Maschinen unterscheidet. Mit unserer einzigartigen menschlichen Fähigkeit, echte Gefühle zu empfinden, haben wir gegenüber Maschinen immer die Nase vorn. Auch wenn Maschinen Emotionen erkennen und imitieren können, fehlt ihnen etwas – das echte Mitfühlen. Diese Kluft zwischen künstlicher und echter Empathie bleibt ihre Achillesferse und unsere menschliche Superpower. Und mithilfe dieser einzigartigen menschlichen Stärke werden wir in dem Spiel Mensch gegen Maschine triumphieren. Selbstverständlich reichen wir als Gewinner der Technik mit sportlicher Geste die Hand und passen nicht unser Verhalten im Optimierungswahn und falschen Glauben an einen Rationalitätsmythos den Maschinen an.

Dieses Buch ist eine Erinnerung daran, was uns als Menschen auszeichnet in einer Welt, in der Emotionen, Bedürfnisse und zwischenmenschliche Beziehungen manchmal hinten runterfallen. Wir sind nicht digital. Es geht nicht nur um Kennzahlen, Social-Media-Einfluss, Effizienz und Leistungssteigerung. Es geht um Sinn, um Erdung und eine Rückbesinnung auf die Freude an Erlebnissen in der echten Welt. Keine Maschine dieser Welt, wie ausgeklügelt und fortgeschritten ihre künstliche Intelligenz auch sein mag, kann Menschlichkeit kompensieren und zu einem erfüllten Leben beitragen. Ein wirklich erfülltes Leben finden Menschen nicht in der digitalen Welt allein. Sogar ein Techie wie ich braucht mehr als Pixel und Bytes, damit sein Herz höherschlägt – manchmal.

Dieses Buch ist wie ein Trainingshandbuch für das Leben im Zeitalter der Maschinen und zeigt, wie wir im Beruf, auf dem Arbeitsmarkt und im Privatleben den Robotern und Algorithmen ein Schnippchen schlagen können. Vielleicht macht Regulierung von KI an einigen Stellen Sinn, vor allem für einen sinnstiftenden Einsatz von KI, um große Herausforderungen zu meistern, von der Klimakrise über den Welthunger bis zum Artensterben. Maschinen sollen uns Arbeiten abnehmen, die uns Zeit für echte soziale und menschliche Interaktionen rauben – sei es in der Pflege, im Krankenhaus, im öffentlichen Sektor, letztlich in der Wirtschaft gemeinhin.

Das Buch ruft zum Handeln und Erhalt unserer Menschlichkeit in der mehr und mehr technologisierten Welt auf. Es zeigt Wege für den Einsatz von Maschinen auf, die die zwischenmenschliche Interaktion in den Vordergrund stellt, statt sie wegzurationalisieren. Das Buch spornt und leitet Menschen an, auf humane Fähigkeiten zu setzen, auf Fähigkeiten, die Maschinen nicht besitzen. Maschinen sind nicht in der Lage, Potenziale in anderen Menschen zu entfalten oder Unternehmertum auszuprägen. Genau das sind die Fähigkeiten von Menschen, in die ich Hoffnung stecke, dass sie die Welt dort »entdigitalisieren«, wo es dringend nötig ist. Wir müssen zwischen gutem und schlechtem Technologieeinsatz unterscheiden, seine Folgen tiefgreifend beurteilen und uns als Botschafter einflussreich dafür oder dagegen positionieren.

Wir brauchen ein Manifest für die Menschlichkeit in einer digitalen Welt. Denn Menschlichkeit ist wichtiger denn je. Gute Ansätze gibt es bereits. Zum Beispiel stellen Nida-Rümelin und Weidenfeld mit ihrem Buch Digitaler Humanismus ein technik- und zugleich menschenfreundliches Konzept vor, das Mensch und Maschine auf würdevolle Weise in Einklang bringt. Der digitale Humanismus stellt unsere Würde als menschliches Wesen online und offline wieder her.

Gamechanger Offline-Wildnis

»Eldar, jahrelang machst du KI, Tech und all dieses Zeug, und jetzt fängst du an, uns davor zu warnen? Was ist los mit dir?«

Um das zu verstehen, muss ich auf ein Schlüsselerlebnis zurückgreifen. Im Jahr 2015 flog ich auf die Philippinen, ins vom Taifun zerstörte Gebiet Biri: 14 Stunden Flug, 22 Stunden Busfahrt und anschließend nachts noch eine Überfahrt mit der Fähre. Ich sag es mal so: Die Sitzabstände entsprechen nicht dem europäischen Standard, Hühner und Schweine waren übrigens auch mit an Bord. Endlich angekommen, muss ich ziemlich mitgenommen ausgesehen haben. Und dann passierte etwas Unvergessliches: Menschen, die noch viel mitgenommener aussahen als ich, in zerfetzter Kleidung, winken mir aus den Trümmern ihrer Häuser zu, mit einer Schüssel Reis in der Hand. »Hier gibt’s Essen« für den fremden Mann. Abends kommt ein Einheimischer namens Rudy vorbei und sagt: »Ich lade euch auf eine Flasche Reiswein ein. Nur die Flasche fehlt noch.«

In dem Moment habe ich mich geschämt. Jahrelang habe ich »Probleme« gelöst wie: »Wie mache ich eine Website schneller?«, »Wo muss der Link hin, damit mehr Leute für noch mehr Umsatz klicken?« Und jetzt stand ich vor elementaren Problemen, die man mit «Metaverse« bestimmt nicht lösen kann. Es gab kaum Decken, Betten schon gar nicht. Ich schlief auf einer Tür und konnte es mir aussuchen: Lege ich mich auf die Decke drauf, damit es weicher ist, oder decke ich mich damit zu, um nicht von Mücken zerstochen zu werden? Und was ging mir nachts durch den Kopf? Du kannst nichts haben und das Leben ist so intensiv wie nie.

Mir wurde klar, wie viel Zeit ich in dieser Tech-Blase verbracht hatte und wie lebensfern die Probleme waren, die ich löste.

Und immer schießt mir dieselbe Frage durch den Kopf: Was macht unser Leben intensiv? Wollen wir als Helden oder zumindest als Beobachter von Heldentaten in die Geschichte eingehen, oder uns mit einem Platz in der »Langeweile-Lounge« begnügen, wo unsere Taten uns zu Zuschauern des Alltäglichen machen? Und mein Tun? Es ist manchmal so emotionslos und unauffällig, dass es fast schon ein eigenes trockenes Stand-up-Comedy-Programm verdient.

Was bedeutet »Held sein«? Was ist das, das die Antwort auf folgende Frage am Ende unseres Lebens bestimmt: Hattest du bis Anfang 30 ein wildes Leben, das sich normalisiert hat? Na ja, dann kannst du dich nicht beschweren. Oder war alles von Anfang bis Ende einfach nur genial?

Ist es Einfluss, ist es das Erlebnis, Angst überwunden und Grenzen gesprengt zu haben, ist es unternehmerischer Erfolg, ist es Bestätigung, ist es das Gefühl, über jede Herausforderung erhaben zu sein, sind es Kontrasterlebnisse?

Auf den Philippinen ist mir zumindest klar geworden, was es nicht ist: Routinen, Komfort und Technologie. Technologie macht alles bequem für uns: Der Thermomix kocht für dich, Alexa fährt morgens um sieben Uhr die Jalousien hoch und es gibt Drohnen – kein Witz –, die mit aufgespanntem Regenschirm über deinem Kopf fliegen, damit du während eines Wolkenbruchs weiter beidhändig WhatsApp-Nachrichten tippen kannst. Im Zeitalter von Lieferando und mindestens zwei Autos in jedem vierten Haushalt hört sich das an wie »das Jahrhundert des perfekt gemachten Nestes«. Fortschritt bringt Wohlstand und Komfort, das stimmt. Das Leben mag früher nicht unbedingt besser, aber auf jeden Fall intensiver gewesen sein. Und wenn wir schon bei Verschwendung sind: Was sollte mehr vermieden werden als ein Leben, das die Würze der Intensität vermissen lässt?

Technologie macht unser Leben einfacher, bequemer, aber auch langweiliger. Sie ist wie ein Buschmesser, das auf deiner Dschungel-Safari die Zweige aus dem Weg räumt. Oder noch besser formuliert: wie eine gut ausgebaute Autobahn für die Reisegruppe »Erste Welt« – breit, komfortabel und mit vielen interessanten Zwischenstopps.

Und das war es dann mit der Offline-Wildnis. Dabei brauchst du genau das: Erlebnisse. Dann denke ich an meine Jugend zurück: diese intensive Safari durch die Premieren meines Lebens: Das erste Mal knutschen, das erste Mal besoffen, die erste Schaumparty, meine erste Langzeitbeziehung (drei unvergessliche Wochen). Es hagelte Premieren. Und ab 30? Dann hören die Premieren auf: sechs Jahre lang dieselbe Bürotür geöffnet, die gleiche Rolltreppe genommen, der gleiche Bürostuhl: höhenverstellbar, ergonomisch, mit Doppelarmlehne, Rückenverstärkung und mittelhartem Federkern. Geht es noch langweiliger?

Technologie und Routinen sind bequem – keine Frage. Für ein intensives Leben brauchst du aber Erlebnisse, und zwar konträre Erlebnisse. Gegensätzlichkeit macht lebendig. Das Leben sprüht vor Intensität in jenen Momenten, in denen wir uns am Rande des Nervenkitzels bewegen, zum Beispiel beim täglichen Radfahren durch Frankfurt, wo du jedes Mal superfroh bist, lebendig auf der Arbeit anzukommen. Weit vor unserer Zeit war alles ein Erlebnis. Bei einer Kutschfahrt von A nach B war dein Leben in Gefahr. Du konntest überfallen, ausgeraubt, verschleppt, erdolcht werden. Da war Ankommen bereits das Ziel. Und heute? Mit Sicherheit kein Funkeln in den Augen des Kollegen im Einwohnermeldeamt, als wäre er begeistert von der alltäglichen Expedition in die Schreibstube.

Alles ist so bequem und unkompliziert geworden, dass das tägliche Abenteuer meistens auf der Strecke bleibt. In unserer sicheren Welt vergessen wir leicht, wie wertvoll und bemerkenswert das einfache Dasein ist, und brauchen gelegentlich eine kleine Erinnerung, um die Schönheit des Lebens zu schätzen.

Mein Augenöffner-Moment auf den Philippinen machte mir klar, wie lebendig und intensiv die Offline-Welt sein kann. Als würde ich plötzlich die Farbenpracht der Natur im Vergleich zu der aus Nullen und Einsen bestehenden Digitalwelt erkennen. Diese Erfahrung führte mir vor Augen, wie Bequemlichkeit die eigene Wahrnehmung des wirklich Aufregenden im Leben dämpfen kann. Karl-Heinrich Bette (2004) nennt ein treffendes Zitat des französischen Extrembergsteigers Éric Escoffier: »Wir wollen Beute und nicht Rente!« Aber was ist denn mit »Beute« in diesen Tagen gemeint? Während die Wikinger Wild erbeuteten, um die Sippe zu ernähren, erbeute ich heute Klicks und Likes, um mein in Mitleidenschaft gezogenes Dopaminsystem zufriedenzustellen. Wir haben eine Digitalwelt geschaffen, in der eine rücksichtslose Aufmerksamkeitsökonomie (Attention Economy) herrscht. Die Währung in dieser digitalen Welt ist ein sehr wertvolles, durch unsere Lebenszeit stark begrenztes Gut, das wir nur einmal ausgeben können: Aufmerksamkeit. Und dieses Gut investieren wir und gleiten sanft in eine Art digitalen Überdruss hinein, verführt von dem Verlangen nach einer perfektionierten Onlineversion unseres Selbst. Diese digitale Welt hat die Anziehungskraft einer faszinierenden Fata Morgana, die es uns erschwert, den Weg zurück in die belebende Offline-Wildnis zu finden.

Wenn Offline-Wildnis der Ort ist, an dem soziale Interaktion nicht digitalisiert ist, an dem das elementar Menschliche wie Emotionen, Bedürfnisse und Kreativität durch KI weder erkannt noch beeinflusst oder gar emittiert wird, wie viele dieser Orte gibt es noch in deiner unmittelbaren Umgebung? Die Coronazeit hat unser Sozialleben weiter verändert: Der einst übliche Small Talk zwischen Kellner und Gast wurde aufgrund der Ansteckungsgefahr zu einer echten Seltenheit. Noch gefährlicher waren Veranstaltungen mit vielen Menschen, und »sich die Hand zu geben« konnte das Todesurteil bedeuten. Es war nicht nur eine Zeit der Vergiftung des Soziallebens, sondern auch die Schaffung einer neuen Zweiklassengesellschaft: Wer die Luca-App besaß, konnte schnell und bequem im Restaurant Platz nehmen – die anderen nicht, und das war nur die Spitze des Eisbergs.

Nun will ich all das nicht komplett schlechtreden. Diese Apps sind wirklich hilfreiche Lösungen, die Menschen während der Coronazeit gut unterstützt, unnötigen Papierverbrauch vermieden und einen großen Beitrag zur Überbrückung dieser schwierigen Zeit geleistet haben.

Es geht vielmehr um Folgendes: Technologie ist unser Helfer, um die Offline-Welt zu bereichern und uns mehr Zeit zu schenken, die wir im echten Leben genießen. Sie ist wie ein persönlicher Assistent, der uns dabei unterstützt, dem realen Dasein mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Technologie und künstliche Intelligenz sollen den Menschen die Zeit für echte soziale Interaktion freischaufeln und nicht wegnehmen, stupide Arbeiten abnehmen und Raum für Kreativität schaffen – ganz nach dem Prinzip »Take the robot out of the human work«. KI ermöglicht Menschen, bisher Unmögliches zu schaffen, zum Beispiel die Bekämpfung der Flussblindheit (Deutsches Ärzteblatt, 2021). Die Flussblindheit ist die zweithäufigste Ursache einer infektionsbedingten Erblindung, 30 Millionen Menschen sind infiziert, 99 Prozent davon in Afrika. Sie zählt zu den »Big Five«, also den fünf armutsassoziierten Tropenkrankheiten, die in Summe schon 90 Prozent ausmachen. Mit KI erkennen wir die Infektion früh und behandeln die Menschen, bevor es zu spät ist.

KI erobert unseren Alltag

In den vergangenen Jahren hat sich die KI still und heimlich in unsere täglichen Routinen eingeschlichen. Jetzt ist sie da und mischt sich auf ihre eigene, leichtfüßige Art in zahlreiche Aspekte unseres Alltags ein. Dieser Vormarsch von KI-Technologien hat unser Leben nicht nur effizienter, sondern noch komplexer gemacht, und er geschieht, ohne dass wir es wahrnehmen. Wir haben es mit einer schleichenden Präsenz zu tun: KI ist überall und nirgendwo. Sie ist mittlerweile in fast allen Aspekten unseres täglichen Lebens präsent, obwohl du es kaum oder gar nicht bemerkst.

Wann und wo passiert das?, fragst du dich. Wo ist es mir bewusst, wo nicht? Beginnen wir bei Tagesanbruch: im Morgengrauen, wenn der Wecker klingelt. Eine sanfte, aber künstliche Stimme weckt dich, informiert dich über die Wetteraussichten für den Tag und erinnert dich an deine Termine im Kalender. Diese Stimme ist die einer KI, dein persönlicher Assistent, der deine Tage strukturiert, deine E-Mails sortiert und deine Fragen beantwortet.

Künstliche Intelligenz ist schon lange kein futuristisches Konzept mehr, sondern allgegenwärtige Realität. Sie ist überall, in deinem Smartphone, in deinem Auto, in deinem Haus. Sie steuert unsere Suchmaschinen und unsere Social-Media-Feeds, verwaltet unseren Stromverbrauch, unterstützt bei medizinischen Diagnosen und sogar bei der Ausbildung unserer Kinder. Sie ist immer anwesend: Herzlich willkommen in einem neuen Zeitalter.

Was ist KI überhaupt?

Bevor wir richtig loslegen, möchte ich ein paar wichtige Begriffe erläutern, die dir helfen, KI besser zu verstehen. KI ist ein komplexes Thema. Um es dennoch möglichst illustrativ und verständlich rüberzubringen, greife ich auf die sinnvollen Analogien von Jessica Fritz zurück (Fritz, 2023).