Sieben Päpste - Hans Küng - E-Book

Sieben Päpste E-Book

Hans Küng

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Beschreibung

Sein Leben lang hat Hans Küng der katholischen Kirche gedient (allerdings nicht immer zur Freude der Kirchenoberhäupter): als weltweit geachteter Theologe, als Priester und viel gelesener Autor. In dieser ganzen Zeit begegneten ihm eine Reihe von Päpsten. Nun blickt er zurück und schreibt über »seine« Sieben Päpste, die er selbst erlebt und begleitet hat: Der heftig umstrittene Pius XII. und der große Kirchenreformer Johannes XIII., der »Pillenfeind« Paul VI. und Johannes Paul I. (der schon nach 33 Tagen im Amt verstarb), der »Wunderpapst« Johannes Paul II., vor allem aber Benedikt XVI., der schon als Kardinal zu Küngs ärgsten Widersachern zählte, und der amtierende Papst Franziskus, der für die große Hoffnung auf eine Erneuerung der katholischen Kirche steht. Sieben ganz unterschiedliche Papstpersönlichkeiten, von Hans Küng meisterhaft porträtiert und in ihrer Leistung kritisch gewürdigt.

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Mehr über unsere Autoren und Bücher:

www.piper.dewww.piper.de/hans-kuengwww.weltethos.org

ISBN 978-3-492-97141-6

Dezember 2016 © Piper Verlag GmbH, München 2015 Litho: Lorenz & Zeller, Inning am Ammersee Covergestaltung: Büro Jorge Schmidt, München Covermotive: AKG-Images (Papst Pius XII., Papst Johannes XXIII., Papst Paul VI., Papst Johannes Paul I., Papst Johannes Paul II.), Picture Alliance/dpa (Papst Benedikt XVI., Papst Franziskus) Datenkonvertierung: CPI books GmbH, Leck

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Einführung

Persönliche Erfahrungen und Erkenntnisse

Pius XII.Pacelli,

Johannes XXIII.Roncalli,

Paul VI.Montini,

Johannes Paul I.Luciani,

Johannes Paul II.Wojtyła,

Benedikt XVI.Ratzinger,

Franziskus, Bergoglio:

Über diese sieben Päpste will ich schreiben, wie ich sie als Zeitzeuge, Theologe und Insider des Katholischen erlebt habe.

»Zwischen dem Tübinger Theologen und den Päpsten waltet ja eine Art Reichsunmittelbarkeit – mit allen damit verbundenen Ambivalenzen.« Dieses Wort des Politikwissenschaftlers Professor Hans Maier, langjähriger Bayerischer Kultusminister und Vorsitzender des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, hat mir erst das Charakteristikum meines Umgangs mit den Päpsten bewusst gemacht und in einen historischen Zusammenhang gebracht. »Reichsunmittelbarkeit« meint in meinem Fall wohl das Verhältnis einer gewissen Unmittelbarkeit und Direktheit ohne Zwischeninstanzen und Beachtung eines Dienstweges, mit Ambivalenzen, positiv-konstruktiven wie negativ-konfrontativen Spannungen.

Es geht hier nicht um eine allgemeine, umfassende, kritisch erarbeitete Geschichtsschreibung zu den letzten sieben Päpsten, von der man Neutralität und Vollständigkeit erwarten müsste. Es geht auch nicht um eine Würdigung der Regierungs- und Verwaltungsaufgaben der Päpste oder um die Darstellung alltäglicher Abläufe, liturgischer Handlungen, Audienzen und Empfänge. Hier geht es vielmehr um einen Bericht von sehr individuellen »Erfahrungen«, die ich persönlich, direkt oder indirekt, mit den letzten sieben Päpsten gemacht habe, und von oft unkonventionellen, aber begründbaren »Erkenntnissen«, die mir in meinem langjährigen Studium der Papstgeschichte und Papstideologie aufgingen, dies oft im persönlichen Umgang mit den sieben Päpsten meiner Lebenszeit.

In diesem Geschehen der letzten Jahrzehnte blieb ich nicht nur, wie mein früherer, inzwischen verstorbener hochgeschätzter Kollege, der Soziologe Ralf Dahrendorf, ein »engagierter Beobachter«. Ich wurde nolens volens ein bescheidener Mitakteur, oft auch Mitleidender, der – aufgrund fachlicher Kompetenz und publizistischer Präsenz – nicht nur als analytischer Problematisierer, sondern auch als synthetischer Problemlöser und Verfechter von Visionen bestimmte Überzeugungen, Werte und Maßstäbe vertrat. Nicht römische Konformität wurde mir zum Ideal, sondern das offene und unerschrockene Einstehen, Widerstehen und Standhalten im Kampf für Freiheit und Wahrheit in katholischer Kirche und Ökumene.

Um eine persönliche Wertung der sehr unterschiedlichen Pontifikate kann und will ich mich nicht herumdrücken, aber sie ist im Kern theologisch begründet. Dass bestimmte Päpste weniger gut »wegkommen« als andere, hat natürlich auch mit meiner Sympathie oder Antipathie zu tun. Wie könnte es anders sein? Doch entscheidend wurde für mich die Nähe zum Evangelium Jesu Christi, auf das sich alle diese Päpste als »Stellvertreter Christi« zumindest theoretisch berufen. Konkret wurde diese Nähe als Treue zum Zweiten Vatikanischen Konzil, das die gesamte katholische Kirche repräsentiert und das Evangelium für unsere Zeit in maßgeblicher Weise neu interpretieren wollte. Auch bei scharf kritisierten Päpsten verschweige ich nicht ihre (in der Kirchenpresse und von Hoftheologen ohnehin ständig ausgebreiteten) positiven Leistungen, und umgekehrt bei hochgelobten Päpsten nicht ihre Versäumnisse und Fehlentscheidungen.

Also alles in allem der kritische Beitrag eines engagierten Zeitzeugen, der sich gewiss um Fairness bemüht, aber gerade deshalb sein Auge auch auf oft vernachlässigte oder bewusst ignorierte schwarze oder graue Seiten der Papstgeschichte richten und seine Stimme den Opfern päpstlicher Politik und Lehre leihen musste und muss. Die Stimme eines Insiders durchaus, aber nicht die eines vatikanischen Höflings, sondern eines katholischen Theologen und früheren Konzilstheologen, der allen Schwierigkeiten zum Trotz loyal zu seiner kirchlichen Gemeinschaft steht und der erst durch konkrete Reaktionen ganz bestimmter Päpste zu einem, wie manchmal von Zeitgenossen etikettiert, »Leader der loyalen Opposition seiner Heiligkeit« gemacht wurde.

Für meine »persönlichen Erfahrungen und Erkenntnisse« und deren Verankerung in soliden Argumenten kann ich mich auf frühere Publikationen stützen, vor allem auf die drei umfangreichen Bände meiner »Erinnerungen«, die meine Lebensgeschichte mit der kirchlichen und politischen Zeitgeschichte verknüpfen. In jedem der Bände ist selbstverständlich von den Päpsten, mit denen ich es in meinem Leben zu tun hatte, immer wieder die Rede. Doch in diesem kleinen Buch hier fasse ich die zerstreuten biografischen Erinnerungen und strukturellen Erwägungen zusammen und biete für jeden einzelnen Papst eine zusammenhängende Geschichte. So gesehen geht es auch hier nicht – ganz so, wie ich es in meinen Abschiedsreden ankündigte – um ein wirklich neues Opus, aber doch um ein neues Opusculum, das dem Leser, so hoffe ich, eine fortlaufende, spannende Lektüre der jüngsten Papstgeschichte zu bieten vermag.

Bei dieser Erzählung ist mir natürlich bewusst, dass die sieben Päpste unserer Zeit eine einzigartige, rund zweitausendjährige Tradition hinter sich haben. Auch wenn der Primat des römischen Bischofs in seiner Anfangsphase und späteren Begründung mit vielen exegetischen und historischen Fragezeichen versehen werden muss, kommt dem Papsttum doch unbestreitbar ein solch religiöses und weltpolitisches Gewicht zu, dass es auch im 21. Jahrhundert ernst genommen zu werden verdient. Andererseits muss auch jeder informierte und redliche Katholik zugeben, dass in dieser Reihe von nach offizieller Zählung 268 »Heiligen Vätern« – etwa im 10. oder 16. Jahrhundert – einige höchst unheilige, unmoralische, ja, verbrecherische Gestalten auszumachen sind. Diese Erinnerung lässt uns Menschliches, Allzumenschliches auch bei Päpsten des 20. und 21. Jahrhunderts erwarten.

Damit ist nun genügend deutlich gemacht: Dieses Buch bietet selbst bei (von Päpsten!) heiliggesprochenen Päpsten keine Hagiografie. Von einem kritischen Wissenschaftler darf man auf argumentativ begründete sowie an der Historie und dem Evangelium geschärfte Urteile hoffen, die nicht mit oberflächlichem und moralisierendem Aburteilen zu verwechseln sind. Die Urteilskriterien können sehr verschiedenartig (politisch, literarisch, kunsthistorisch, philosophisch …), aber doch nicht einfach beliebig sein. Für Christen, und auch für christliche Kirchenhistoriker, muss das letztlich ausschlaggebende Kriterium die Christlichkeit eines Papstes sein. Und diese wird gemessen an den christlichen Urintentionen, letztlich an dem Christus Jesus selber, wie er in den neutestamentlichen Schriften mit einem unverwechselbaren Profil bezeugt ist. Dabei kann zumindest deutlich werden, was klar unchristlich ist und übrigens auch von Nichtchristen oft als solches erkannt wird. Doch auf wahrhaft Menschliches und authentisch Christliches aufmerksam zu machen bereitet dem Verfasser dieses Buches sehr viel mehr Freude, und er hofft, dass auch dies ihm gelingen wird.

Tübingen, im Juni 2015

Hans Küng

Pius XII.Pacelli (1939–1958)

2. 3. 1876

Geboren in Rom. Studierte Philosophie an der Päpstlichen Universität Gregoriana und Theologie am päpstlichen Institut Sant’Apollinare

1899

Priesterweihe und 1901 Eintritt in den Dienst des Staatssekretariats

1917

Titularerzbischof von Sardes, Übernahme der bayerischen Nuntiatur (bis 1925)

1920

29

Nuntius für das Deutsche Reich

1929

Kardinal

1930

Staatssekretär Pius’ XI.

1933

Reichskonkordat

2. 3. 1939

Wahl zum Papst als Pius XII.

1950

Dogmatisierung der Aufnahme Marias in den Himmel

9. 10. 1958

Gestorben in Castel Gandolfo

[1]

I.PiusXII.– Eugenio Pacelli

»Unser« Papst: PiusXII.

Dunkle Schatten lägen über der Welt, erklärt uns im Päpstlichen Collegium Germanicum-Hungaricum zu Rom in seiner Tischrede am Tag der üblichen Priesterweihe 1948 der neue Apostolische Visitator für Deutschland, Alois Muench, Bischof von Fargo/USA. Aber niemals habe der Fels Petri so unerschüttert gestanden wie gerade heute. Was dies beweise? Es beweise die große Anhänglichkeit und Anerkennung, die dem Heiligen Vater von allen Seiten entgegengebracht werde. Mit Ergriffenheit hören wir Alumni sein Glückwunschtelegramm für unsere Neupriester, unterzeichnet von Giovanni Battista Montini, Substitut, dem wichtigsten Mann des Staatssekretariats.

Für unsere geistige Formung im Germanikum ist die Ergebenheit gegenüber dem Papst von kapitaler Bedeutung. Ich bin mit meinen 20Jahren erst wenige Tage in Rom, da fahren wir »Erstjährigen« zusammen mit den Neupriestern und ihren Angehörigen in die päpstliche Sommerresidenz Castel Gandolfo, um dort von PiusXII. persönlich empfangen zu werden. Es ist der 13.Oktober 1948#. Ein großes Erlebnis, keine Frage. Selbst Protestanten und Sozialdemokraten damals sind von diesem Papst begeistert. Eine hohe, schlanke Gestalt, ein vergeistigtes Gesicht, sprechende Hände. Mit seiner perfekten Gestik, seinen Sprachkenntnissen, seiner Rhetorik, seiner klassischen Bildung erscheint PiusXII. allgemein als Idealbild eines Papstes schlechthin.

Für uns Deutschsprachige ist er überdies »der Papst der Deutschen«: ausgesprochen germanophil vor, während und nach der Nazizeit. Seit seiner Zeit als Nuntius in Deutschland ist er von einer fast gleichaltrigen, fähigen deutschen Ordensfrau, seiner höchst einflussreichen Vertrauten »Madre« Pasqualina Lehnert, betreut und von deutschen Mit- oder Zuarbeitern umgeben, zumeist Jesuiten, die unsere Professoren an der Päpstlichen Universität Gregoriana sind.

Noch wird in dieser Zeit keine öffentliche Kritik an Pacellis hochdiplomatischer »Judenpolitik« laut, noch ist seine diktatorische »Innenpolitik« nicht ruchbar geworden. Er erscheint als der »Pastor angelicus«– so lautet der Sinnspruch in der »Prophezeiung« des irischen Bischofs Malachias für ihn, den 106.Papst. Bis zum Weltende sollen es insgesamt 111Päpste sein; bald werden wir in der Basilika von San Paolo fuori le mura die 111Medaillons mit den Papstportraits (damals noch fünf leere) samt ihren Sinnsprüchen bestaunen. Inzwischen wissen wir freilich: diese »Prophezeiung« ist eine Fälschung aus dem Jahr 1590#. Viele glauben trotzdem an sie.

Wichtig für uns auch: Eugenio Pacelli ist unverkennbar ein Sympathisant unseres Kollegs. Als Nuntius in München und Berlin hatte er die Konkordate des Vatikans mit Bayern und Preußen abschließen können. Kaum war er von PiusXI. zum Kardinalstaatssekretär ernannt, hatte er schon einen offiziellen Besuch im Collegium Germanicum gemacht. Das war am 12.Januar 1933 gewesen. Nicht bekannt ist im Kolleg, dass derselbe Pacelli in diesen Tagen seinen Vertrauten und Vorsitzenden der katholischen Zentrumspartei, Prälat Ludwig Kaas, einen Altgermaniker, zu einer Koalition mit Hitler gedrängt hatte. Am 30.Januar 1933 war Hitler zum Reichskanzler ernannt worden, und bereits am 20.Juli desselben Jahres hatte er mit Pacelli das »Reichskonkordat« abgeschlossen. Ein unschätzbarer Prestigegewinn für den deutschen Diktator.

Aufschlussreich, was Pacelli damals als Kardinalstaatssekretär im Germanikum erklärt hatte. Die Erfahrungen seiner Mission jenseits der Alpen hätten ihm »die providentielle Bedeutung« des Kollegs in überzeugender und greifbarer Form vor Augen geführt«. Drei Vorzüge habe das römische Studium. Erstens: »Rom macht weltweit! Ohne den Sinn für die Heimat verkümmern zu lassen, gibt die Ewige Stadt Verständnis für den Mitmenschen anderer Länder und Zonen, Ehrfurcht vor seiner Art, Verbundenheit mit ihm durch das wunderbare Einheitsband derselben Liebe zu Christus und damit auch jene brüderliche Gesinnung, aus der die wahre Völkerversöhnung und der ersehnte Friede ersprießen.« Zweitens: » Nicht als ob diese Liebe dem anderen Klerus der Heimat fehlte. Aber die eigene Erfahrung unterbaut die Festigkeit der Liebe noch stärker und verleiht ihr den köstlichen Beigeschmack der persönlichen Vertrautheit.« Und drittens: »« »Ich glaube«, fährt Pacelli fort, »wir können den Geist Ihres Heims am besten mit zwei Worten bezeichnen: Selbstzucht und Übernatürlichkeit«, und schließt mit dem Satz: »Wenn Priestertum Gnade ist, dann ist der Weg zum Priestertum am Grabe des Felsenmannes unter der segnenden Hand des Papstes doppelte Gnade und doppelte Verantwortung.« Die ganze katholische Rom-Ideologie? Das war sie in nuce. Und die Germaniker applaudierten begeistert.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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