Silvia-Gold 23 - Charlotte Vary - E-Book

Silvia-Gold 23 E-Book

Charlotte Vary

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Beschreibung

Der Altersunterschied beträgt mehr als dreißig Jahre - und schon deshalb hat niemand der Ehe zwischen Nina und Dr. Carlo de Cariolani eine Chance gegeben. Er hat sich mit seinem Reichtum ihre Jugend gekauft, so tuschelt man. Und auch die Geburt des Kindes bringt die bösen Stimmen nicht zum Schweigen. Im Gegenteil, Gerüchte werden wach, ob Carlo de Cariolani überhaupt der Vater ist.

Nina ist völlig verzweifelt über den Hass, der ihr von allen Seiten entgegenschlägt. Und als sie ihren früheren Schulfreund wiedersieht, ist ihr Herzeleid so groß, dass sie nicht Nein sagt, als er ihr seine Schulter zum Trost anbietet - eine Stunde mit fatalen Folgen ...

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Seitenzahl: 107

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Inhalt

Cover

Impressum

In einer schwachen Stunde

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: shutterstock / Monkey Business Images

Datenkonvertierung E-Book: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-4418-9

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

In einer schwachen Stunde

Eine junge Frau kämpft um ihren Ruf

Von Charlotte Vary

Der Altersunterschied beträgt mehr als dreißig Jahre – und schon deshalb hat niemand der Ehe zwischen Nina und Dr. Carlo de Cariolani eine Chance gegeben. Er hat sich mit seinem Reichtum ihre Jugend gekauft, so tuschelt man. Und auch die Geburt des Kindes bringt die bösen Stimmen nicht zum Schweigen. Im Gegenteil, Gerüchte werden wach, ob Carlo de Cariolani überhaupt der Vater ist.

Nina ist völlig verzweifelt über den Hass, der ihr von allen Seiten entgegenschlägt. Und als sie ihren früheren Schulfreund wiedersieht, ist ihr Herzeleid so groß, dass sie nicht Nein sagt, als er ihr seine Schulter zum Trost anbietet – eine Stunde mit fatalen Folgen …

Die Studentinnen, die man als Hostessen für den Internationalen Juristenkongress in München ausgewählt hatte, waren samt und sonders ausnehmend attraktiv, klug und gebildet. Sie hatten ja die Aufgabe, hochgelehrte Doktoren der Rechtswissenschaft aus aller Welt für eine Woche als Fremdenführerinnen, Begleiterinnen und Sekretärinnen zu betreuen. In allen Ehren natürlich, und für eine sehr anständige Bezahlung.

Sie wurden von einem Münchener Modeschöpfer mit korrekten blauen Kostümen und kleidsamen altrosa Dirndlgewändern ausgestattet, damit sie die gastgebende Stadt würdig vertreten konnten.

Nina Keller, zweiundzwanzig Jahre alt, gehörte auch zu den Auserkorenen. Wegen ihrer perfekten italienischen Sprachkenntnisse wurde sie einem Dr. Carlo de Cariolani zugeteilt, da man annahm, der Herr sei Italiener.

Dr. de Cariolani – es stellte sich dann heraus, dass er auch den Titel eines Conte trug – war jedoch Österreicher, Wiener seit drei Generationen. Und somit würde Nina, die übrigens auch Englisch und Französisch sprach, sich nicht überanstrengen müssen, was die Konversation betraf.

Nina war sehr glücklich über den Job. Sie war nämlich eine arme Studentin. Geld war bei den Kellers immer Mangelware. Wie sollte es auch anders sein bei einer alleinerziehenden Mutter, Verkäuferin in einem Warenhaus, die ihre Kinder weitgehend ohne Hilfe großgezogen hatte? Herta Keller hatte jeden Cent zusammengekratzt, um ihrer begabten Tochter ein Studium zu ermöglichen.

Freilich, Nina hatte nach ihrem Abitur jeden erreichbaren Job angenommen. Momentan kellnerte sie neben ihrem Studium noch in einem Café.

Der neunzehnjährige Alfie, ihr Bruder, machte seiner Mutter da schon mehr Schwierigkeiten. Er hatte Automechatroniker gelernt und kam nie mit seinem Verdienst aus. Alfie war ein bildhübscher Bengel mit einem Hang zum süßen Leben und zu schnellen Autos. Die Zeit, wo er seine Mutter würde finanziell unterstützen können, lag noch in weiter Ferne oder kam nie.

So bildete Nina die ganze Zukunftshoffnung von Frau Keller. Wenn Herta im adretten weißen Kittel und mit schmerzenden Füßen hinter der Delikatessentheke des Warenhauses stand, dann träumte sie von einer glänzenden Partie für ihre Nina. Hübsch genug war die Tochter ja dazu, und hoffentlich war sie auch klug genug.

***

Die kleine Wohnung im Münchener Ostbahnhofviertel gehörte zu denen, die noch nicht luxussaniert waren. Daher war die Miete noch einigermaßen erschwinglich. Dafür fehlte es den zweieinhalb Zimmern an jedem Komfort. Eine nachträgliche in die Speisekammer eingebaute Dusche war der Gipfel neuzeitlicher Errungenschaften. Nina schlief mit ihrer Mutter in den Ehebetten des Schlafzimmers. Alfie musste mit der Klappcouch im Wohnzimmer vorliebnehmen.

Jetzt saßen die Drei beim bescheidenen Abendbrot am Küchentisch. Es gab heiße Würstchen mit Kartoffelsalat.

»Denk dir, ich habe den Hostessen-Job bei den Juristen ergattert, Mama«, berichtete Nina freudig. »Morgen bekommen wir unsere Uniform, ein Kostüm und ein Dirndl. Wer zufriedenstellend arbeitet, der darf die Sachen anschließend behalten. Klasse, nicht?«

Herta Kellers müde Augen belebten sich.

»Das ist einmal eine gute Nachricht«, erwiderte sie zufrieden und stolz. »Das Geld kommt auch gerade recht. Die alte Couch im Wohnzimmer ist total zusammengelegen und tut’s nicht mehr. Du steuerst doch ein bisschen mit zu einer Neuen?«

»Na klar, Mama«, stimmte Nina zu. »Wenn auch mein Herr Bruder sie durchgelegen hat.«

Alfie grinste. »Sei du bloß froh, dass dir die kaputten Sprungfedern erspart geblieben sind!«, frotzelte er. »In Zukunft hätte ich sowieso in meiner alten Karre übernachten müssen. Das Sofa wäre eines Nachts unter mir zusammengebrochen.«

»Sei nur recht freundlich und zuvorkommend zu dem Herrn, den du betreuen musst, Nina«, riet Herta Keller ihrer Tochter. »Damit er keinen Grund zur Beschwerde hat.«

Nina kniff die Augen zusammen. »Was meinst du damit, Mama?«, warf sie schroff hin. »Wenn du zart andeuten willst, ich soll mit ihm flirten, dann … Du weißt doch, wie ich über diesen Punkt denke! Du liest zu viele Illustrierten! Nur, weil eine gewisse Hostess Silvia Sommerlath in den siebziger Jahren den Schwedenkönig ergattert hat …! Herren aus gehobenen Kreisen heiraten höchst selten arme Studentinnen. Wer so etwas hofft, ist ein Traumtänzer! Ich gebe mich jedenfalls nicht solchen rosaroten Illusionen hin!«

Herta Keller lachte verlegen. »Ach Ninalein, was du dir immer gleich denkst! Woher kommt denn der Herr, um den du dich kümmern musst? Es ist sicher mächtig anstrengend, sich immer in einer fremden Sprache auszudrücken. Ich könnte das jedenfalls nicht.«

»Keine Sorge, Mama«, erwiderte Nina und winkte ab. »Er hat zwar einen italienischen Namen, stammt aber aus Wien. Ein Conte Dr. de Cariolani!«

»Huiii!« Alfie pfiff durch die Zähne. »Schicker Name! Frag ihn doch mal, ob er keinen Chauffeur und Leibwächter braucht! Das wäre was für mich!«

Nina schmunzelte. »Ich protegiere niemanden. Dich Windbeutel am allerwenigsten«, entgegnete sie und zauste die schwarzen Locken ihres Bruders. Sie liebte den »Kleinen«, wie sie ihn manchmal trotz seiner Proteste nannte, und sie konnte ihm nicht böse sein. Aber oft sorgte sie sich um ihn.

***

In der Halle des Hotels »Vier Jahreszeiten« herrschte viel Betrieb. Nina bat an der Rezeption, man möge sie bei Dr. de Cariolani anmelden. Er habe sie hergebeten, um mit ihr wegen ihrer Arbeit zu reden. Der Empfangschef nannte ihr die Nummer der Suite und deutete dann auf den Lift.

»Sie werden bereits erwartet, gnädige Frau!«

Nina grinste innerlich. Auf diesen Titel hatte sie eigentlich keinen Anspruch.

Sie trug das neue dunkelblaue Hostessenkostüm, eine dazu passende Tasche und hochhakige Schuhe. An der Wand des breiten, teppichbelegten Hotelflurs hing ein Spiegel, und sie prüfte darin kurz ihr Aussehen. Sie benötigte wenig Make-up für ihr ausdrucksstarkes Gesicht mit den frischen Farben. Ein wenig Lippenrot und eine Andeutung von Lidschatten genügten. Sie war ein dunkler Typ, der von Natur aus wirkte.

Der Page war hinter ihr hergerannt. Er klopfte jetzt an eine Tür und riss sie für sie auf. Und dann stand Nina Dr. de Cariolani gegenüber.

Er war ein schlanker, mittelgroßer Mann jenseits der Fünfziger. Mit seiner aufrechten Haltung, dem kurzgeschnittenen silbergrauen Haar und den feinen Zügen des schmalen Gesichts wirkte er sehr distinguiert.

»Frau Keller, nicht wahr?«, begrüßte er sie mit leicht wienerisch gefärbtem Tonfall. »Bitte, nehmen Sie Platz!«

Er selbst saß kerzengerade hinter dem großen, prächtigen Diplomatenschreibtisch und betrachtete Nina eine Weile in schweigender Prüfung. Sie schien befriedigend ausgefallen zu sein. Dr. de Cariolani erläuterte der Hostess nun in liebenswürdiger Art, wie er sich den Verlauf der vor ihnen liegenden Woche vorstellte. Natürlich handelte es sich vorwiegend um die Abende, denn die Tage waren ja ausgefüllt mit anstrengenden Sitzungen.

Dr. de Cariolani äußerte den Wunsch, den heutigen oder einen der folgenden Abende in der Oper zu verbringen. Er bat Nina, dafür Karten zu besorgen. Sie sollte ihn dann telefonisch oder per SMS benachrichtigen, ob es geklappt hatte. Am liebsten wäre ihm gleich der heutige Abend, da eine berühmte Sängerin als »Salome« auftrat.

Dann stellte er noch einige verbindliche Fragen nach Ninas Studium und ihren privaten Verhältnissen. Zuletzt notierte er sich ihre Adresse. Er würde ihr jeweils einen Wagen schicken, wenn er ihre Dienste benötige.

Nina nickte. »Vielen Dank. Wünschen Sie … eine zweite Opernkarte? Oder genügt eine?«, fragte sie vorsorglich.

Der Conte lächelte mit schmalen Lippen. »Natürlich würde ich die Oper am liebsten in Ihrer reizenden Begleitung besuchen, Frau Keller«, entgegnete er galant. »Oder mögen Sie am Ende keine klassische Musik?«

Nina versicherte eiligst das Gegenteil. Dann war sie entlassen.

»Uff!«, stöhnte sie draußen auf dem Hotelflur leise. »Woher jetzt Opernkarten nehmen und nicht stehlen? Die Vorstellungen sind doch immer ausverkauft! Das hat der gute Mann sicher nicht bedacht. Na, versuchen wir es erst einmal ganz normal an der Theaterkasse!«

Aber die Dame am Schalter lächelte nur mitleidig. Da war absolut nichts zu wollen. Vor nächster Woche gab es nicht einmal einen Platz im dritten Rang, geschweige in einer Loge.

Nina war verzweifelt. Wenn sie schon gleich den ersten Wunsch ihres »Schützlings« nicht erfüllen konnte, welche Blamage! Dr. de Cariolani würde sie für unfähig halten. Wahrscheinlich hatte er keine blasse Ahnung, wie begehrt Opernkarten in München waren. Hätte er nicht den Zirkus, das Hofbräuhaus oder ein Rockkonzert im Olympiapark wählen können?

Aber dann kam Nina doch ein rettender Einfall. Alfie kannte doch dieses Mädel, das im Opernchor sang, diese Linda Sowieso! Vielleicht konnte sie etwas managen …

Nina raste zu der Autowerkstatt, in der ihr Bruder zurzeit arbeitete. Alfie lag unter einem metallic-silbernen Porsche, unter dem seine langen Beine hervorguckten. Er hörte sich das Anliegen seiner Schwester an, während er den Boden des Gefährts auf Roststellen untersuchte, und motzte: »Na, du hast vielleicht Nerven! Die Sache mit dieser Linda ist seit einem Vierteljahr nicht mehr akut. Oper ist nicht mein Bier. Die Gesangstante war mir zu dramatisch.«

Doch Nina hörte nicht auf, ihn zu bearbeiten. Sie hatte ihren Ehrgeiz.

Endlich kramte Alfie nach seinem Handy und rief das Mädel vom Opernchor an. Dann ging alles erstaunlich glatt. Die Choristin hatte eine Kollegin, die mit einem Beleuchter ein Verhältnis hatte, der wiederum der Neffe der Dame an der Kasse war. Kurz, nach einigen Verhandlungen und Rückfragen bekam Nina zwei zurückgegebene Logenkarten für den heutigen Abend.

Erschöpft, aber triumphierend kam sie nach Hause.

»Mama, ich gehe in die Oper! Was soll ich bloß anziehen?«

Diese Frage war verhältnismäßig leicht zu beantworten, denn Nina kannte nicht die Qual der Wahl. Sie besaß nur ein »kleines Schwarzes« mit ein wenig Silber am Ausschnitt, das für den Anlass infrage kam. Einen Abendmantel hatte sie nicht. Aber es war ja gottlob ein warmer Sommerabend.

Dr. de Cariolani hatte ihr den Wagen geschickt und erwartete sie auf den Stufen des Opernhauses. Seinem gelassenen Gesicht war der Aufruhr nicht anzumerken, in den Ninas Anblick ihn versetzte.

Das Mädchen war schön, mehr noch, es hatte eine hinreißende Ausstrahlung. Dunkles, welliges, schulterlanges Haar umgab ein Gesicht mit olivbraunem Teint und schimmernden goldfarbenen Augen. Ein Gesicht mit starken, ausdrucksvollen Zügen, mit ausgeprägten Wangenknochen und einem vollen, sinnlichen Mund. Es war ein leidenschaftliches Gesicht, das keinen kalt ließ.

Der makellos gewachsene Körper, die endlos langen Beine, die das enge Kleid freigiebig sehen ließ, taten noch ein Übriges. Dr. de Cariolani war mehr als beeindruckt. Diese Nina war eine vitale junge Frau mit einem Hunger nach Leben und einer bezaubernden Frische.

Der Conte reichte ihr den Arm und führte sie feierlich zur Loge. Er registrierte jeden bewundernden Blick, der seiner jungen Begleiterin galt, und verbuchte ihn zu seinen Gunsten.

Auch Nina genoss den Abend. Dr. de Cariolani behandelte sie wie eine Dame, nicht wie ein Mädchen, das ihm gegen Bezahlung die Reize von München zeigte. In der Pause tranken sie am Büffet Champagner. Nach Schluss der Vorstellung lud der Conte Nina in ein Luxusrestaurant zum Essen ein. Er sparte an nichts.

Herta Keller war noch auf, als Nina nach Mitternacht heimkam. In ihrem Bademantel saß sie am Tisch bei ihrem geliebten schwarzen Kaffee, den sie Tag und Nacht trinken konnte.

»Wie war’s?«, fragte sie, und ihre Augen glänzten vor Spannung.

»Sehr schön, Mama«, gab Nina unbefangen zurück und reichte ihrer Mutter eine lachsfarbene Rose, die Herr de Cariolani einem der Blumenverkäufer im Lokal für sie abgekauft hatte. »Die habe ich dir mitgebracht!«

»Wunderbar! Und wie sie duftet!«, schwärmte Herta Keller. Entzückt stellte sie die Blume in eine Glasvase. »Der Conte war also nett zu dir?«

»Er ist ein tadelloser Kavalier«, antwortete Nina. »Und ich bin nur noch hundemüde! Gute Nacht, Mama! Bleib nicht mehr so lange auf!«

Frau Keller folgte ihrer Tochter.

»Sagtest du nicht, Herr de Cariolani sei unverheiratet?«

»Aber Mama!« Nina rollte entrüstet die Augen. »Fängst du schon wieder an? Er ist vierundfünfzig, über dreißig Jahre älter als ich! Bitte lass mich mit deinen ausschweifenden Fantasien zufrieden! Kannst du deine Kuppelversuche nicht endlich mal sein lassen? Der Conte denkt nicht an so was, und ich erst recht nicht!«

Herta Keller zog den Mund schief. »Du solltest mir dankbar sein, Nina«, murmelte sie. »Ich will ja nur, dass du es einmal besser hast als ich. Gute Ratschläge haben noch nie geschadet.«

***

Der nächste Tag brachte wieder einen klaren Sommerabend. Carlo de Cariolani äußerte den Wunsch, den Starnberger See kennenzulernen.