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Officer Shawn Everly ist neu in Las Vegas – und wird als Streifenpolizist gleich ins kalte Wasser geworfen. Alles andere als kalt ist jedoch die Begegnung mit Feuerwehrmann Trent Marshall. Zwischen den beiden Männern knistert es gewaltig, auch wenn ihre Gefühle angesichts ihrer Berufe unter keinem guten Stern stehen. Doch was soll man tun, wenn die Anziehung so groß ist, dass nichts und niemand sie aufhalten kann – am wenigsten sie selbst... Band 1 der "Sin City Uniforms"-Reihe. Buch ist in sich abgeschlossen!
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Seitenzahl: 256
Veröffentlichungsjahr: 2017
Deutsche Erstausgabe (ePub) Januar 2018
Für die Originalausgabe:
Copyright © 2014 by Morticia Knight
Originally published in the English language as
»All fired up«
by Totally Entwined Group Limited, UK
The moral rights of the author have been asserted.
Für die deutschsprachige Ausgabe:
© 2018 by Cursed Verlag
Inh. Julia Schwenk
Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung,
des öffentlichen Vortrags, sowie der Übertragung
durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile,
Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit
Genehmigung des Verlages.
Bildrechte Umschlagillustration
vermittelt durch Shutterstock LLC; iStock
Satz & Layout: Cursed Verlag
Covergestaltung: Hannelore Nistor
ISBN-13: 978-3-95823-677-6
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www.cursed-verlag.de
Aus dem Englischen von Anne Sommerfeld
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Klappentext:
Officer Shawn Everly ist neu in Las Vegas – und wird als Streifenpolizist gleich ins kalte Wasser geworfen. Alles andere als kalt ist jedoch die Begegnung mit Feuerwehrmann Trent Marshall. Zwischen den beiden Männern knistert es gewaltig, auch wenn ihre Gefühle angesichts ihrer Berufe unter keinem guten Stern stehen. Doch was soll man tun, wenn die Anziehung so groß ist, dass nichts und niemand sie aufhalten kann – am wenigsten sie selbst...
Widmung
Ein herzliches Dankeschön an Crystal Marie, weil ich einen ihrer geschützten Ausdrücke stehlen durfte. Jap, sie ist ein feines Luder.
Mit wiegenden Hüften liefen Thorin Eichenschild und Michael Jackson laut – und schlecht – Beat It singend die Straße hinunter. Heldenhaft versuchten sie, den Inhalt ihrer großen, pinken Plastikcocktailgläser nicht zu verschütten, indem sie sie hochhielten, während sie mit den Armen und dem Hintern wackelten. Sie hatten nur mäßigen Erfolg. Während die beiden Männer ihren ungestümen Tanz fortführten, stießen sie mit einer jungen Frau zusammen und fegten sie beinahe von ihren glitzernden High Heels.
Officer Shawn Everly beschleunigte seine Schritte und joggte hinüber, um sie einzuholen. Er konnte nicht leugnen, dass Streife laufen auf dem Las Vegas Boulevard alles andere als langweilig war. Als er die beiden fröhlichen Trinker erreicht hatte, tippte er Thorin auf die Schulter. Der Zwergenanführer wirbelte herum und schüttete beinahe seinen Drink über Shawn.
»Oh, hallo… Entschuldigung, Officer. Ich… äh…«
Shawn musste den Drang niederkämpfen, aufgrund des Entsetzens im Gesicht des Feiernden laut loszulachen.
»Meine Herren, heute Nacht ist es außergewöhnlich voll. Es sind Familien mit kleinen Kindern hier und wir wollen nicht, dass irgendjemand verletzt wird – Sie inbegriffen.«
Schwankend meldete sich Michael Jackson zu Wort. »Er ist in Ordnung. Hat einen Drachen bekämpft und so. Hat sogar ein Schwert zum Schutz.«
Er deutete auf die Schwertattrappe am Kostümgürtel seines Freundes. Offensichtlich hatte Michael weniger Kontrolle über seinen Verstand als sein feiernder Kumpel. Shawn wandte sich wieder an Thorin.
»Werden wir heute Abend Probleme mit euch beiden haben?«
Energisch schüttelte er den Kopf. »Nein, Sir, wir amüsieren uns nur, so wie alle anderen auch. Aber wir werden vorsichtiger sein.«
Shawn nickte ihm knapp zu und kämpfte verzweifelt darum, die Fassung zu bewahren. »Gut. Ich will keine Beschwerden über euch hören, in Ordnung?«
»Verstanden, Officer.«
»Oh, und Thorin?«
»Ja, Sir?«
»Viel Glück mit Smaug.«
Der Mann starrte Shawn an, als hätte er den Verstand verloren. Es dauerte einen Moment, bevor er schnaubend lachte. »Ja, danke, Officer.«
Die beiden Männer zogen weiter und fuhren fort, wo sie aufgehört hatten – in einer etwas gezügelteren Version. Shawn ließ seinen Blick über das kaum zu kontrollierende Chaos schweifen. Bunte Neonschilder und blinkende Lichter reichten für eine Reizüberflutung bereits aus, doch hinzukamen lautes Hupen, verrückt angezogene Menschen, Geschrei, Lachen und Musik. Das alles kämpfte gegen die Hintergrundgeräusche aus den spektakulären Hotelcasinos an.
Knackend meldete sich sein Funkgerät. Er war den Boulevard so weit hinuntergelaufen, dass er durch die Menschenmassen, die sich auf dem Gehweg tummelten, von seinem Partner getrennt worden war.
»Wo bist du, Vicki?«
»Ich bin beim Bellagio. Wir haben hier einen Betrunkenen, der in dem See vor den Läden herumschwimmt.«
»Reagiert er auf die Anweisungen rauszukommen?«
»Nein.«
Shawn presste die Lippen zusammen. Dieser verdammte See war ein Dauerproblem – in der brennenden Wüstenhitze war er eine viel zu große Verlockung. Obwohl es schon sieben Uhr abends war, lagen die Temperaturen noch immer über siebenunddreißig Grad. Zumindest war der August bald vorbei. Die anderen Beamten hatten ihm versichert, dass es letztendlich erträglicher wurde. Da er erst vor Kurzem, Ende Mai, in Las Vegas angekommen war, hatte er bis jetzt nur unerträglich erlebt.
»Bin auf dem Weg.«
Während er sich durch die Massen bewegte, sah er einen Streifenwagen heranfahren. Ein Officer sprach mit einer Gruppe glitzernder und spärlich bekleideter Frauen. Er erkannte Sergeant Darren Miller vom Homeland Security Saturation Team. Genau wie Shawn war er dem Gebiet am Kongresszentrum zugeteilt, das einen Großteil des weltberühmten Las Vegas Strip umfasste. Als Shawn näherkam, konnte er das Ende der Unterhaltung mit anhören.
»… über den Highway. Von hier zum Mirage sind es fünf Minuten zu Fuß und Sie können den Fußgängerweg über die Brücke nehmen, um auf die andere Seite zu kommen. Halten Sie sich von der Straße fern, meine Damen, es ist sehr gefährlich. Wir wollen, dass Sie hier eine schöne Zeit haben – und nicht verletzt werden.«
Eine der Frauen näherte sich ihm, als wollte sie ihn umarmen. Er trat einen Schritt zurück und hielt die Hände abwehrend vor seinen Körper. »Treten Sie bitte zurück.«
»Aber ich möchte Ihnen danken. Sie sind so sexy. Ich liebe Ihre Uniform.«
Shawn grinste. Polizeidienst in Las Vegas war definitiv einmalig. Für ihn war es ein Kulturschock gewesen, nachdem er von der Spezialeinheit für Bandenkriminalität aus Los Angeles hierhergekommen war.
Seinem Kollegen vom Metropolitan Police Department gelang es schließlich, die Frauen auf den Weg zu schicken, und er richtete seine Aufmerksamkeit anschließend auf Shawn. Ein flüchtiger Beobachter würde sich zweifellos wundern, ob sie für dieselbe Behörde arbeiteten. Shawn trug ein grellgelbes Hemd, das es ihm ermöglichte, aus der erdrückenden Menschenmasse hervorzustechen. Die Officer vom MPD trugen Kakiuniformen, ebenso wie die berittene Streife.
»Hey, Darren, wir haben einen Betrunkenen im See.«
Darren verdrehte die Augen. »Kann man ihn erreichen oder müssen sie mit einem der Boote raus?«
»Bin nicht sicher. Ich wollte gerade rübergehen.«
»Gib es über Funk raus. Heute Nacht ist alles außer Kontrolle und Parker und ich müssen auf der Straße bleiben.«
Wie zur Bestätigung seiner Worte kroch eine weiße Stretchlimousine durch den festgefahrenen Verkehr. Eine Frau streckte sich oben aus dem Dachfenster. Sie kreischte und präsentierte ihre Brüste der jubelnden Menge auf dem Gehweg.
Darren schüttelte resigniert den Kopf und senkte den Blick. Dann hob er den Kopf jedoch schnell und rief seinem Partner zu: »Lass uns gehen, Parker!«
Es würde nicht wirklich eine rasante Verfolgungsjagd werden, da sich sowohl der Fuß- als auch der Autoverkehr staute, aber zumindest würden die blinkenden Lichter des Streifenwagens für eine Schneise sorgen, um zur Limo zu gelangen. Die Wochenenden verlangten ihnen alles ab. Keine Zeit zum Atmen. Pinkel- oder Essenspausen waren nahezu unmöglich. Aber momentan hatte er einen betrunkenen Schwimmer, um den er sich kümmern musste. Bevor er sich in Richtung der luxuriösen Hotelanlage aufmachte, kontaktierte er die Leitstelle, um sie über die Situation aufzuklären und Verstärkung anzufordern.
In schnellem Tempo joggte er zum Hotel. Sobald er seine Partnerin, Vicki Ruiz, ausgemacht hatte, bahnte er sich einen Weg durch die Menschen, die in ihrer eigenen Feierlaune gefangen waren. Zweifellos waren auch sie von der magischen und dekadenten Umgebung überwältigt. Und vom Alkohol. Er musste die Stimme erheben, um gehört zu werden, damit die Schaulustigen, die seine Partnerin umringten, ihn durchließen. Als er schließlich neben ihr stand, warf er einen Blick auf das, womit sie es zu tun hatten.
Der Mann im Wasser lachte, planschte und schrie der Menge Obszönitäten entgegen. Wenn jemand einen Plastikbecher oder einen anderen wahllosen Gegenstand nach ihm warf und zurückbrüllte, tauchte er unter. Hin und wieder warf er eine Handvoll Münzen nach den Zwischenrufern – das Kleingeld hatte er mit Sicherheit vom Zementboden des Sees aufgesammelt. Die Situation war zu groß, um von zwei Polizisten unter Kontrolle gebracht zu werden.
Trotz der Unruhe um sie herum wirkte Vicki vollkommen unbeeindruckt. Da sie ihm fünf Jahre in Bezug auf Vegas-Touristen voraushatte, gab es nur wenig, das sie wirklich aus der Fassung brachte.
»Da bist du ja, Everly. Dachte schon, ich würde den Schluckspecht allein am Hals haben.«
»Ich hab drüber nachgedacht, ihm Gesellschaft zu leisten. Es ist eine verdammt heiße Nacht.«
»Ja. Wem sagst du das. Ich hab die Hotelleitung angerufen, damit einer ihrer Mitarbeiter das Boot rausfährt.«
Sie hielt kurz inne, um ein Pärchen anzuschreien, das einander betatschte und sich ziemlich eindeutig aneinander rieb. Der Mann hatte eine Flasche Alkohol in der Gesäßtasche seiner Hose, die gefährlich weit heraushing. »Hey, ihr zwei! Hebt euch das für die Clubs auf! Und ich will nicht sehen, wie diese Flasche auf meinem Gehweg zerbricht. Nehmen Sie sie sofort aus Ihrer Hose.«
Das Pärchen gehorchte, sodass Vicki und er nicht noch etwas auf ihre To-do-Liste setzen mussten.
»Wissen sie, dass die Wassershow abgesagt werden muss?«
»Oh ja.«
Die spektakuläre Brunnenshow – inklusive einhundertfünfzig Meter hoher Wasserstrahlen und einer Mischung aus klassischer und Pop-Musik – wäre ein Desaster, wenn jemand dabei im Wasser schwimmen würde.
»Gut. Ich hab es der Leitstelle gemeldet, also sollten wir bald noch ein paar Einheiten bekommen.«
»Hoffen wir es.« Sie runzelte leicht die Stirn. »Es wird mit jeder Sekunde gewalttätiger.«
Sie hatte recht. Der Mann im Wasser wurde der Menge gegenüber immer feindseliger, die sein Verhalten mit derselben Giftigkeit zurückgab. Sobald die Angestellten des Bellagio hier waren, würden sie ihrem Tagesprogramm das Aufsammeln von mehr Müll als üblich aus dem See hinzufügen müssen.
Zwei Männer fingen an, sich gegenseitig zu der hüfthohen Steinbalustrade am Ufer zu stoßen. Shawn stürzte sich auf sie. »Hört auf damit!« Er drückte sich zwischen die beiden Männer, die wesentlich größer waren als er, und schob sie auseinander. Mit seiner Stärke glich er seine mangelnde Körpergröße wieder aus. »Wollt ihr wirklich, dass eure spaßige Nacht in Vegas im Gefängnis endet?«
»Er hat angefangen!«
Shawn sah den empörten Unruhestifter an. »Interessiert mich nicht. Mich interessiert nur, dass ihr beide aufhört. Sofort. Verstanden?«
Der andere Mann hielt zustimmend die Hände nach oben. »Verstanden. Mein Bruder und ich werden uns benehmen.«
Bruder? Nett.
»Gut. Jetzt verschwindet von hier.«
Der Unruhestifter ergriff erneut das Wort. »Aber wir haben den Typen da nur beobachtet, so wie alle anderen…«
»Was hab ich gerade gesagt?«
»Komm schon, Larry.«
Der Vernünftige der beiden zupfte am Arm seines Bruders und sie zogen sich mit kaum verhohlenem, wütendem Gemurmel zurück. Die wenigen, typischen Polizistenbeleidigungen, die Shawn verstehen konnte, brachten ihn eher zum Lachen. Wenn der mürrische Bruder ein paar richtige Beleidigungen lernen wollte, sollte er mal für eine Weile nach Los Angeles gehen. Shawn hatte eine gute Sache von seinem letzten Arbeitsplatz mitgenommen – ein ziemlich dickes Fell.
Er wandte sich wieder an Vicki und sah, dass die Sorgenfalte zwischen ihren Augen tiefer geworden war. Diesen Ausdruck auf ihrem Gesicht zu sehen, grenzte schon fast an Hysterie. Er verließ sich sehr auf Vickis Urteilsvermögen. Sie war viel stärker auf den Rhythmus des Strips eingestellt. Wenn sie besorgt war, mussten die Dinge steil bergab gehen. Da die letzte Wassershow wegen des Betrunkenen abgesagt werden musste, würde die unruhige Menge mit Sicherheit sehr unglücklich sein. Shawn zog das Handy aus der Tasche und wählte die Schnellwahltaste des Bellagio-Hotelmanagements. Die Nummern aller großen Hotelanlagen waren in seinem Diensthandy eingespeichert.
»Hier ist Officer Everly. Ich bin draußen, beim Vorfall am See. Ich brauche sofort jemanden, der eines der Boote steuert. Und können Sie noch ein paar Leuchten mitbringen?«
Die Hotelleitung versicherte ihm, dass alles so schnell gehen würde wie möglich, aber dass es keine Möglichkeit für weitere Beleuchtung gab. Er beäugte den betrunkenen Touristen, der noch immer im See herumplanschte. Äußerlich schien er in Ordnung zu sein, aber Shawn wusste, dass sein alkoholisierter Zustand im Wasser eine große Gefahr darstellte. Es konnte leicht passieren, dass er zu viel Wasser schluckte und ertrank – vor allem mit all den Tauchgängen, die er veranstaltete.
Nach Dienstantritt hatte Shawn eine ganze Woche gebraucht, um sich an die Tatsache zu gewöhnen, dass in den Straßen von Las Vegas öffentlich getrunken werden durfte. In L.A. oder anderen Städten war das definitiv nicht der Fall. Größtenteils kamen die Leute nach Sin City, um Spaß zu haben – sie hatten kein Interesse daran, Unruhe zu stiften. Aber mit den über einhunderttausend Menschen, die den kleinen Las Vegas Strip täglich bevölkerten – und deutlich mehr an den Wochenenden –, war Ärger vorprogrammiert. Manchmal war es nicht mehr als ausgeartete Trunkenheit; zu einer anderen Zeit ein brutaler Mord. Las Vegas war rund um die Uhr und ununterbrochen eine Partystadt. Sie waren immer auf Abruf.
Als Vickis vorheriger Partner vor ein paar Monaten versetzt worden war, hatte Shawn seine Chance ergriffen. Er hatte genug davon gehabt, die konstante Gefahr der gewalttätigen Straßengangs in Los Angeles zu bekämpfen. Nachdem ihm die Stelle vom LVMPD offiziell angeboten worden war, war er nach Las Vegas gezogen. Harte Arbeit und Gefahr machten ihm nichts aus. Das Erfolgsgefühl, das durch seine Arbeit in der Task Force entstanden war, während er Bandenmitglieder aus dem Verkehr gezogen hatte, hatte dafür gesorgt, dass er einige Jahre in der Einheit gearbeitet hatte. Aber es hatte seinen Tribut gefordert.
Seit über einem Jahrzehnt war er nun schon bei der Polizei und hatte schon vor einigen Jahren seinen dreißigsten Geburtstag gefeiert. Es war ihm seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr gelungen, eine stabile Beziehung zu führen – weil die Männer, mit denen er sich eingelassen hatte, weder mit den irrsinnigen Arbeitszeiten noch mit dem außergewöhnlichen Risiko, das Shawn täglich einging, hatten umgehen können. An einem anderen Ort noch einmal komplett von vorn zu beginnen, hatte nach einer exzellenten Idee geklungen. Dabei von seinem homophoben Bruder wegzukommen, war sogar noch besser gewesen. Der Rest seiner Familie tolerierte ihn, aber es reichte nicht aus, um ihn für immer an Los Angeles zu binden.
»Oh Scheiße! Er ist noch nicht wieder aufgetaucht!«
Einer der Schaulustigen deutete auf die Stelle, an der der Betrunkene wenige Sekunden zuvor noch zu sehen gewesen war. Jetzt konnte man nur noch kleine Wellen auf der Wasseroberfläche beobachten. Verdammter Mist.
Shawn reagierte innerhalb von Sekunden: er riss sich den Dienstgürtel von den Hüften und trat sich gleichzeitig die Schuhe von den Füßen. Bevor Vicki die Chance hatte zu begreifen, was gerade vor sich ging, hatte er ihr schon seine Ausrüstung in die Hand gedrückt. Er hielt ihr zugute, dass sie sie wortlos entgegennahm. Er sprang über das Geländer und landete im Wasser – am Rand reichten die ein Meter zwanzig nicht aus, um gefahrlos tauchen zu können. Aber es war verdammt kalt, viel kälter, als er erwartet hatte.
Shawn biss die Zähne zusammen und schwamm verzweifelt zu dem dunklen Schatten, der knapp unter der Wasseroberfläche trieb. Er war klatschnass, doch sein Mund war wie ausgetrocknet. Während er so schnell schwamm, wie er konnte, schlug sein Herz wild in seiner Brust.
Als er beim Opfer ankam, konnte er den Grund des Sees nicht einmal mit viel gutem Willen erreichen. Er drehte den Mann um und schlang einen Arm um seine Brust, um ihn über Wasser zu halten.
Shawns Muskeln brannten von der Anstrengung, den bewusstlosen Betrunkenen durch das eiskalte Wasser in Sicherheit zu zerren und dabei nur einen Arm benutzen zu können, um ihrer beider Gewicht zu tragen.
Während er heftig nach Luft schnappte, fiel ihm auf, dass die Rettungsfahrzeuge eingetroffen waren. Er konnte das gelbe Einsatzfahrzeug, das mit Sicherheit vom nahen Revier 32 gekommen war, kaum ausmachen. Zusätzlich waren weitere Polizeifahrzeuge, ein roter Truck der Las-Vegas-Feuerwache, sowie mindestens ein Rettungswagen angekommen.
Der Betrunkene wachte schlagartig auf, hustete und schnappte keuchend nach Luft, wobei er gegen Shawns Versuch, ihm das Leben zu retten, ankämpfte. Shawn wurde unter Wasser gezogen und hatte kaum eine Chance, vorher einzuatmen. Seine Füße trafen auf den Grund und er stieß sich so fest ab, dass sie beide wieder an die Oberfläche kamen. Nur wenige Sekunden später wurde er wieder nach unten gezogen. Geschwächt versuchte Shawn erneut, nach oben zu kommen, konnte jedoch nur mit Mühe die Oberfläche durchbrechen. Gerade als er nach Luft schnappen wollte, wurde er hinuntergezerrt und atmete dabei mehr Wasser als Luft ein.
Oh Scheiße. Vielleicht ertrinke ich.
Seine Lungen brannten. Er prustete unter der Wasseroberfläche und kämpfte darum, nicht automatisch einzuatmen, aber es war unmöglich. Die instinktive Reaktion seines Körpers war, nach Luft zu schnappen, und er zog noch mehr kaltes Wasser in seine Lungen. Orientierungslos spürte er, wie ihm schwindlig wurde und er nicht wusste, wie lange er noch durchhalten würde.
Kämpf weiter, tritt weiter! Am Rande der Ohnmacht spürte er, wie sich starke Arme um seine Hüfte legten und ihn aus dem Wasser zogen. Instinktiv wusste er, dass er nicht dagegen ankämpfen, sondern zulassen musste, geführt zu werden. Trotzdem konnte er das heftige Husten nicht unterdrücken, als sein Körper alles versuchte, um die ungewollte Flüssigkeit aus seinen Lungen zu entfernen.
»Ich hab dich. Bleib wach. Wir sind gleich da.«
Unmöglich. Trent Marshall.
Er hätte die tiefe Stimme des Feuerwehrmanns Trent von der Wache 32 überall erkannt. So sehr er auch begeistert sein wollte, endlich in den Armen seines Schwarms zu liegen, war er doch im Augenblick eher damit beschäftigt, am Leben zu bleiben. Noch immer keuchte und hustete er, doch abgesehen von den Schmerzen in seinen Lungen und der Tatsache, dass er ziemlich fror, war er sicher, dass ihm nichts fehlte.
Trent hat mich gerettet.
Die Welt war ein verrückter Ort und Las Vegas die Zentrale. Er hatte den Typen nur einmal während einer Blutspendeaktion in Clark County getroffen, die von der Polizei und den Feuerwachen organisiert worden war, und er war sich sicher gewesen, dass die Anziehung auf Gegenseitigkeit beruhte. Als Trent ihm höflich die Hand gegeben und weggegangen war, hatte Shawn eingesehen, dass er die Blicke, die Trent ihm den ganzen Nachmittag über zugeworfen hatte, falsch gedeutet hatte. Und jetzt lag er in seinen Armen.
Sie erreichten den Uferbereich des Sees und endlich spürte Shawn wieder festen Boden unter den Füßen. Er wollte den Rest seiner Würde bewahren, indem er den Todesgriff lockerte, mit dem er sich an Trent geklammert hatte, und auf seinen eigenen zwei Beinen stand. Allerdings gaben besagte Beine sofort unter ihm nach und er wäre mit dem Gesicht voran sofort wieder ins Wasser gefallen, wenn Trent ihn nicht aufgefangen hätte.
»Lass mich dir helfen, Shawn.«
Er erinnert sich an meinen Namen?
Trent schlang die Arme um Shawns Oberkörper und führte ihn zum Ufer. Die Menge applaudierte und er bemerkte die beiden anderen Feuerwehrmänner, die sich über die Balustrade beugten, um ihn nach oben zu ziehen. Er war über alle Maßen frustriert, dass seine sonst so starken Gliedmaßen nicht zuließen, dass er sich selbst aus dem Wasser zog, weil sich seine Muskeln noch immer wie Wackelpudding anfühlten.
Trent trat hinter ihn, packte mit seinen großen Händen seine Hüften und hob ihn nach oben, während die anderen Männer seine Arme griffen. Gerade als er von den Rettern nach oben gezogen wurde, legte Trent seine starke Hand auf Shawns Hintern und gab ihm einen beherzten Stoß. Shawn rutschte über die Balustrade und stöhnte darüber, in aller Öffentlichkeit von einem sexy Feuerwehrmann betatscht worden zu sein.
Wahrscheinlich übertrieb er ein wenig, aber er konnte das leicht beschämte Gefühl nicht unterdrücken. Erst hatte er gerettet werden müssen – und dann hatten alle gesehen, wie Trent ihn angefasst hatte. Die zusätzlichen Beamten, die als Verstärkung geschickt worden waren, hielten die Menge zurück, als eine Trage herangefahren wurde. Der Anblick rüttelte etwas in ihm wach.
»Wo ist der Mann, der im See geschwommen ist?«
»Du meinst den Dummkopf?«
Shawn sah zu Trent auf. Er wollte etwas sagen, brachte jedoch nur ein lahmes Nicken zustande. Da er beinahe ertrunken war, hoffte er, dass Trent ihm verzieh, nicht gerade sehr redegewandt zu sein. Die Trage hielt neben ihnen und Trent drückte Shawn sanft an den Schultern nach unten, damit er sich setzte. Ein Sanitäter legte ihm eine Decke um die Schultern, während ein weiterer seine Vitalwerte überprüfte. Trent stand noch immer neben ihm und ragte förmlich über ihm auf – mit dem Blick auf Shawn gerichtet.
Heilige Scheiße. Jetzt sag schon was.
Beinahe trotzig verschränkte Trent die Arme vor der Brust. »Mach dir um den Typen keine Gedanken. Er wurde schon abtransportiert.«
Trent starrte ihn weiter an und Shawn wand sich unter seinem Blick. Seine durchnässte Hose klebte ihm zwischen den Pobacken und seine Hoden wurden unangenehm zusammengedrückt. Keine gute Kombination.
»Du musst ziemlich stark sein. Ich wette, dieser Betrunkene hat gut fünfzig Kilo mehr gewogen als du.«
Shawn wusste nicht, ob man ihm gerade ein Kompliment gemacht oder ihn beleidigt hatte. Diese Sache war ihm schon während des kurzen Gesprächs auf der Blutspendeaktion aufgefallen – der monotone Klang von Trents Stimme. Nicht, dass der tiefe Klang nicht furchtbar sexy war, aber er war schwer zu entschlüsseln. Irgendwie erinnerte er ihn an Clint Eastwood – oder John Wayne. Irgendwo dazwischen. Er musste einen fragenden Ausdruck auf dem Gesicht haben.
»Alles in Ordnung?«
»Hm? Oh, ja. Entschuldige, ich bin noch immer dabei, das alles zu verarbeiten.«
Einer der Sanitäter unterbrach sie. »Officer Everly, können Sie mir sagen, wo Sie sind und was gerade passiert ist?«
Er konnte das Stirnrunzeln nicht unterdrücken, obwohl er wusste, dass der Rettungssanitäter nur seinen Job machte. »Ja. Ich bin vor dem Bellagio und ich habe versucht, einen unartigen Touristen aus dem Wasser zu ziehen.«
Trent gab ein Geräusch von sich, das wie eine Kombination aus Schnauben und Grunzen klang. »Das ist eine freundliche Beschreibung.«
Leise lachend sah Shawn zu Trent auf und konnte nicht umhin, erneut diese stahlblauen Augen zu bewundern, die ihn bereits bei ihrer ersten Begegnung gefesselt hatten. Da Shawn nur etwa einen Meter achtzig groß war und Trent mindestens einen Meter neunzig, war der Eindruck, dass Trent über ihm wie ein Turm aufragte, noch größer, weil Shawn auf der Trage saß und Trent noch immer neben ihm stand.
Ein träges Grinsen zupfte an Trents Mundwinkeln. Shawn vermutete, dass er wahrscheinlich Mitte dreißig war und sich eine dauerhafte Bräune zugelegt hatte. Sein Haar war von der Sonne ausgeblichen und hatte sich vermutlich von einem warmen Braunton zu der jetzigen sandfarbenen Nuance gewandelt. Kleine Falten auf seiner Stirn und um seine Augen herum waren zwar sichtbar, taten seinem maskulinen guten Aussehen jedoch keinen Abbruch. Shawn wagte es nicht, über Trents gut gebauten Körper nachzudenken. Es würde nicht dazu beitragen, dass er sich besser fühlte, wenn er nicht nur vor seinen Kollegen, sondern auch den anwesenden Touristen einen Ständer bekam. Schon während der Blutspendeaktion hatte er einen Blick auf Trents muskulösen Körper werfen können, als der Feuerwehrmann nur ein enges T-Shirt und kurze Hosen getragen hatte.
Ein weiterer Sanitäter kam hinzu, reichte Trent ebenfalls eine Decke und versuchte, seine Vitalwerte ebenfalls zu überprüfen. Trent nahm die Decke an, warf dem Sanitäter jedoch einen bösen Blick zu, der Kindern problemlos Albträume verschafft hätte, und der arme Kerl zog sich zurück. Die Situation erinnerte Shawn daran, dass Trent sich ebenfalls in dem merkwürdig kalten Wasser des Bellagio-Brunnens aufgehalten hatte.
»Tut mir leid, dass du mich retten musstest.« Seine Worte waren nicht gerade beredt, aber er hatte gerade eine Nahtoderfahrung durchgemacht. Er versicherte sich, dass er nicht erwarten konnte, etwas Unglaubliches zu äußern.
»Sei nicht albern. Die einzige Person, die sich entschuldigen muss, ist…«
»Der Dummkopf?«
Trent grinste erneut und senkte leicht die Lider, während er Shawn zunickte.
Was bedeutet…?
Der Funke war zurück. Ein Hauch von Anziehung. Aber würden sie ihr dieses Mal nachgeben?
Genau in diesem Moment fuhr ein Nachrichtenwagen vor und parkte neben dem anderen Medienvan, den Shawn bis dahin nicht bemerkt hatte. Da das Parken auf dem Strip zu jeder Zeit verboten war, nahm er an, dass diese Seite des Boulevards gesperrt worden war, nachdem die Rettungsfahrzeuge eingetroffen waren. Er sah, wie Vicki und Darren die Reporter zurückhielten.
Als er sich wieder umdrehte, um endlich weiter mit Trent zu sprechen, war er überrascht zu sehen, dass er weggegangen war. Er wollte seine Suche nach ihm nicht zu offensichtlich machen, weshalb er seinen Blick nur vorsichtig umherschweifen ließ. Erst einmal zog er sich die Decke über den Kopf – keine schlechte Idee, da die Presse versuchte, Fotos zu machen – und nutzte sie als Schild.
Nachdem er Trent kurz bei einem Löschfahrzeug, im Gespräch mit dem Fahrer, gesehen hatte, stellte er fest, wie albern er sich aufführte. Er wäre beinahe in einem verdammten, unechten See an einem Casino ertrunken und versuchte, den Feuerwehrmann aufzureißen, der seinen jämmerlichen Arsch gerettet hatte.
So was von erbärmlich.
Klar, er war einsam – er war der neue Kerl in der Stadt –, aber er musste nicht zum Äußersten gehen, auch wenn er schon bei ihrem ersten Treffen an dem muskelbepackten Feuerwehrmann Trent Marshall interessiert gewesen war. Allerdings war der Versuch, unter diesen Umständen ein Date zu bekommen, sicher nicht seine beste Idee. Er konnte warten. Zwischen ihnen gab es definitiv ein Gefühl der Anziehung. Er hatte keine Ahnung, warum Trent während ihrer ersten Begegnung gegangen war oder warum er es erneut getan hatte, aber es würde ihn nicht aufhalten.
Hättest mich nie so ansehen dürfen, wenn du nicht spielen willst.
Trent drehte sich so, dass er Officer Shawn Everly im Auge behalten konnte. Er wollte nicht, dass der Cop ihn beim Starren erwischte, konnte aber nicht verhindern, dass er genau das tat.
So süß. Verdammt.
Ihr erstes Händeschütteln auf der Blutspendeaktion hatte ihm beinahe den Rest gegeben. Als sich ihre Finger berührt hatten, hatte es sofort zwischen ihnen gefunkt. Alles an dem Officer, der ein körperbetontes T-Shirt getragen hatte, hatte ihn angesprochen.
Er war sich sicher, dass Shawn mindestens dreißig war – aufgrund seiner Dienstjahre in der Einheit –, doch er wirkte wesentlich jünger. Shawn hatte gewelltes, braunes Haar, das zu einer modernen Kurzhaarfrisur geschnitten worden war. Er war fasziniert von den haselnussbraunen Augen mit den goldenen Flecken, die ihre Farbe zu ändern schienen, wenn er sprach. Sein Gesicht war kantig, sein Mund breit und perfekt, wenn er lächelte. Obwohl Shawn kleiner war, trat er selbstbewusst und stark auf. Trent hatte bemerkt, dass Shawn sehr freundlich und bescheiden war – und das hatte ihn ziemlich angemacht. Außerdem war offensichtlich, dass Shawn die Art Mann war, die auf sich selbst aufpassen konnte. Diese Tatsache war sogar noch deutlicher geworden, als er Shawn im Wasser an sich gezogen hatte.
Trent hustete in seine Faust und wandte den Blick von dem Mann ab, den er seit ihrer ersten Begegnung nicht mehr aus dem Kopf bekam. Er konnte sich nicht mehr daran erinnern, wie es zu einem Gespräch zwischen ihnen gekommen war, aber er wusste noch sehr genau, dass er nicht hatte aufhören können, den Officer mit seinen Blicken zu streicheln. Er war sich sicher, dass es Shawn aufgefallen war.
Wegzugehen war die einzige Lösung gewesen. Andernfalls wäre er zu schwach gewesen. Es war egal, wie sehr er sich von Shawn angezogen fühlte, denn er brauchte keinen weiteren Polizisten in seinem Leben. Nie wieder.
»Können wir zusammenpacken?«
Trent wurde von seinem Fahrer Lee aus seinen Träumereien gerissen. »Ja. Wir sind hier fertig.«
Er riskierte einen weiteren, vorsichtigen Blick in Shawns Richtung und sah, dass seine Partnerin und der Sergeant des Bezirks bei ihm waren. Es ging ihn nichts an und er wusste, dass Shawn auf sich selbst aufpassen konnte, aber er konnte den Drang nicht unterdrücken, sich zu überzeugen, dass Shawn angemessen versorgt wurde.
»Trent! Fahren wir los, oder was?«
Er rollte die Decke zusammen, die der Sanitäter ihm gegeben hatte, und machte sich die gedankliche Notiz, sie am nächsten Tag zum Krankenhaus zurückzubringen. Dank der Abendhitze war die äußere Schicht seiner Montur bereits trocken, was er von seiner Unterwäsche jedoch nicht behaupten konnte. Sie scheuerte ihn auf die nervigste – und möglicherweise blamabelste – Art und Weise. Er schwang sich auf den Beifahrersitz des Löschfahrzeugs und Lee lenkte den riesigen Truck auf den Boulevard, ehe er in Richtung Süden fuhr und damit die kürzeste Route zurück zur Wache nahm.
»Also, hast einen Cop gerettet, hm?« Lee lachte leise. »Da wir ihnen jetzt einen voraushaben, wollen sie sicher eine Revanche.«
Trent schüttelte den Kopf, wie er es immer tat, wenn er von den Dingen, die die Menschen sagten, verblüfft war. Er schüttelte häufig den Kopf.
»Ich hab meinen Job gemacht, genau wie er. Es ist nicht seine Schuld, dass der Säufer, den er retten musste, gut und gern hundertfünfzig Kilo schwer war. Ich bin überrascht, dass er es überhaupt so weit geschafft hat. Obwohl es ziemlich offensichtlich ist, dass er viel trainiert.«
Scheiße.
»Verstehe. Das wird mit jeder Minute interessanter. Und woher hast du diese doch sehr persönliche Information, Lieutenant Marshall?«
Die Chancen standen gut, dass ihm am Ende dieser Nacht von dem ganzen Kopfschütteln schwindlig sein würde.
»Es ist ziemlich einfach. Ich hab meine Arme um seinen Oberkörper geschlungen, als ich ihn aus dem Wasser gezogen hab.«
»Ja und deine Hand auf seinen Arsch gelegt. Das war wirklich dezent.«
Er kämpfte gegen den Drang an, eine bissige Antwort zu geben. »Ich hab dabei geholfen, ihn aus dem See zu bekommen.«
Lee nickte und presste die Lippen aufeinander. »Ja, so kann man es natürlich auch sagen. Oder du wolltest herausfinden, wie viel Training sein Hintern bekommt.« Lee bog sich vor Lachen und fuhr in die Harmon Avenue.
Manchmal wünschte er, sich vor seinen Kollegen etwas unauffälliger geoutet zu haben. Damals war es eine rein praktische Entscheidung gewesen. Er hatte reinen Tisch machen wollen, um nervigen Fragen und Gerüchten zuvorzukommen. Für diesen Mist hatte er einfach keine Geduld. Aber ehrlich gesagt, war niemand sicher, wenn es um mögliche, romantische Aussichten ging. Ronnie, der neue Mann in der Einheit, war gnadenlos mit seiner Schwärmerei für eine Schwester in der Notaufnahme im University Medical Center aufgezogen worden. Dabei ging es so weit, dass der arme Junge so viel Angst hatte, dass er sich nicht einmal in die Nähe des Krankenhauses traute. Glücklicherweise hatte sich Ronnies potenzielle Geliebte nicht von ein paar unreifen Feuerwehrmännern einschüchtern lassen und war stattdessen auf Ronnie zugegangen.
Nachdem sie auf der Wache angekommen waren, nahm Trent eine Dusche, zog sich trockene Kleidung an und ging in die Küche, um einen Happen zu essen. Als der Notruf vom Bellagio gekommen war, hatten sie so schnell ausrücken müssen, dass nur noch Zeit geblieben war, um den Ofen auszustellen und das Hühnchen sich selbst zu überlassen. Er öffnete die Metalltür und war ein wenig bestürzt, als er die schrumpeligen Stücke sah. Vorsichtig nahm er ein Stück heraus und stellte fest, dass es zu einem ungenießbaren, trockenen Klumpen verkommen war. Lee trat neben ihn und musterte die Reste.
