Sinclair Academy - 12 - Philip M. Crane - E-Book

Sinclair Academy - 12 E-Book

Philip M. Crane

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Beschreibung

In London häufen sich die Meldungen über verbrannte Menschen. Männer und Frauen, Reiche und Arme, Unschuldige und Verbrecher - alle Opfer sind durch spontane Selbstentzündung in Flammen aufgegangen. Schon bald finden die Trainees den Grund für diese mysteriösen Todesfälle heraus: Der wahre König von London ist zurückgekehrt und hat seine vier apokalyptischen Reiter auf Menschenjagd geschickt. Um den König aufzuhalten, müssen die Trainees die sagenumwobene Fetzenkrone finden. Doch plötzlich verschwindet Jack. Hat er sich den unbarmherzigen Reitern des Königs angeschlossen?

SINCLAIR ACADEMY - DIE NEUEN GEISTERJÄGER führt die Abenteuer von "Geisterjäger John Sinclair" in die nächste Generation fort. Wer an der SINCLAIR ACADEMY aufgenommen wird, hat bereits schmerzhafte Erfahrungen mit dem Übernatürlichen gemacht. Jack und seine Mitstreiter Staysy, Hassan und Sachiko müssen sich im Kampf gegen Geister und Dämonen als Team bewähren und die Menschheit vor dem Grauen beschützen, das im Dunkeln lauert. Denn: Das Böse ist überall.

"Erinnern Sie sich an die Spukgeschichten aus Ihrer Kindheit? Über Geister, Vampire und Dämonen? All diese Geschichten sind wahr. Es stimmt vielleicht nicht jedes Wort, aber viel mehr als die meisten Leute glauben." - John Sinclair -

Die Serie SINCLAIR ACADEMY erscheint monatlich als E-Book und als inszeniertes Hörbuch auf CD und als Download. Jede Folge ist in sich abgeschlossen.

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Seitenzahl: 124

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Inhalt

Cover

Sinclair Academy – Die Serie

Über diese Folge

Die Trainees

Über den Autor

Rechtlicher Hinweis

Titel

Impressum

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

In der nächsten Folge

Sinclair Academy – Die Serie

SINCLAIR ACADEMY – DIE NEUEN GEISTERJÄGER führt die Abenteuer von »Geisterjäger John Sinclair« in die nächste Generation fort. Wer an der SINCLAIR ACADEMY aufgenommen wird, hat bereits schmerzhafte Erfahrungen mit dem Übernatürlichen gemacht. Jack und seine Mitstreiter Staysy, Hassan und Sachiko müssen sich im Kampf gegen Geister und Dämonen als Team bewähren und die Menschheit vor dem Grauen beschützen, das im Dunkeln lauert. Denn: Das Böse ist überall.

»Erinnern Sie sich an die Spukgeschichten aus Ihrer Kindheit? Über Geister, Vampire und Dämonen? All diese Geschichten sind wahr. Es stimmt vielleicht nicht jedes Wort, aber viel mehr als die meisten Leute glauben.« – John Sinclair –

Die Serie SINCLAIR ACADEMY erscheint monatlich als E-Book und als inszeniertes Hörbuch auf CD und als Download. Jede Folge ist in sich abgeschlossen.

Über diese Folge

FOLGE 12: Brandjagd

In London häufen sich die Meldungen über verbrannte Menschen. Männer und Frauen, Reiche und Arme, Unschuldige und Verbrecher – alle Opfer sind durch spontane Selbstentzündung in Flammen aufgegangen. Schon bald finden die Trainees den Grund für diese mysteriösen Todesfälle heraus: Der wahre König von London ist zurückgekehrt und hat seine vier apokalyptischen Reiter auf Menschenjagd geschickt. Um den König aufzuhalten, müssen die Trainees die sagenumwobene Fetzenkrone finden. Doch plötzlich verschwindet Jack. Hat er sich den unbarmherzigen Reitern des Königs angeschlossen?

Die Trainees

Jack Archer war Soldat bei der British Army und kommt als Underdog an die Academy. Das Mal des Iblis auf seiner linken Brust schmerzt, sobald Dämonen in der Nähe sind. Jack wurde in London geboren, seine Mutter arbeitet dort in einem kleinen Kiosk, sein Vater ist Automechaniker.

Staysy Cole wurde auf Barbados geboren als uneheliche Tochter einer haitianischen Voodoo-Priesterin und eines Plantagenbesitzers. Als ausgebildete Agentin und Kämpferin ist sie die Power-Frau in der Academy. Staysy ist keine Voodoo-Priesterin, beherrscht aber so manche nützliche Voodoo-Fähigkeiten.

Hassan Al-Baghdadi wird auch der Trickser genannt. Er wurde in Kairo geboren, ist aber in Birmingham aufgewachsen. Ein Dschinn, den Hassan selbst heraufbeschworen hat, tötete seine Familie. Hassan überlebte dank seiner besonderen Fähigkeit: Er ist für Dämonen nahezu unsichtbar.

Sachiko Mito kommt aus Kyoto in Japan und wirkt oft wie ein Püppchen, wozu auch ihre wechselnden Haarfarben beitragen. Doch wenn sie wütend wird, entwickelt Sachiko geradezu übermenschliche Kräfte und Geschwindigkeit. Außerdem ist sie eine perfekte Samurai-Schwertkämpferin.

Über den Autor

Philip M. Crane stammt aus den hessischen Wäldern und lebt in Berlin, wo er als Ghostwriter und Autor für TV, Print und Bühne arbeitet. Er liebt und sammelt Horror-, Geistergeschichten und Märchen.

»Geisterjäger«, »John Sinclair« und »Geisterjäger John Sinclair« sind eingetragene Marken der Bastei Lübbe AG. Die dazugehörigen Logos unterliegen urheberrechtlichem Schutz. Die Figur John Sinclair ist eine Schöpfung von Jason Dark.

Rechtlicher Hinweis

»Geisterjäger John Sinclair« und das »John Sinclair«-Logo sind eingetragene Marken der Bastei Lübbe AG.

Die Figur John Sinclair ist eine Schöpfung von Jason Dark.

Philip M. Crane

Folge 12

Brandjagd

beBEYOND

Digitale Originalausgabe

»be« – Das eBook-Imprint von Bastei Entertainment

Copyright © 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Lektorat/Textredaktion: Lars Schiele

Projektmanagement: Kathrin Kummer

Covergestaltung: © Guter Punkt, München | www.guter-punkt.de unter Verwendung von © shutterstock.com/Petrosg; © shutterstock.com /Songquan Deng

Illustrationen:

eBook-Erstellung: Urban SatzKonzept, Düsseldorf

ISBN 978-3-7325-3847-8

www.be-ebooks.de

www.john-sinclair.de

www.lesejury.de

Kapitel 1

Es klang wie ein Jagdhorn, dabei war es vermutlich nur der Klingelton eines Handys irgendwo in der Besuchermenge der Küchenausstellung. Die zwei lang gezogenen Töne gingen Jane durch und durch. Dann roch sie plötzlich verbranntes Fleisch.

»Das ist nur die Schwangerschaft, Sweetheart«, murmelte ihr Verlobter Brian entnervt. »Erinnerst du dich an die Bäckerei neulich? Da kam für dich Veilchenduft aus den Pasteten.«

»Aber hast du auch dieses Horn gehört?«, fragte Jane beunruhigt.

»Ich stelle hier meine Ohren auf Durchzug«, seufzte Brian.

Er küsste sie gönnerhaft auf die Wange und knuddelte an ihr herum. Er spielte mehr schlecht als recht den Helden mit Engelsgeduld. Jane stieß ihn weg und ließ den Blick über die plappernden Besucher des Möbelhauses schweifen. Nur ein Hund schien den Geruch auch wahrzunehmen, ein kleiner, cremefarbener Terrier. Er sprang gierig schnüffelnd herum, bis er sich in seiner pinken Lederleine verhedderte.

»Vielleicht hat irgendwer ein halbes Kebab in der Tasche«, meinte Brian versöhnlich. »Rein statistisch muss das bei dem Gedrängel hier so sein, vermute ich.«

Die halbe Menschheit hatte anscheinend heute die gleiche brillante Idee gehabt: Samstagmorgen ins schwedische Möbelhaus. Lachende Paare und junge Familien, einsame Frauen, die sich mit Einmachgläsern eindeckten, und Junggesellen, die sich für alle Fälle Leopardenbettwäsche kauften. Andere Frauen amüsierten sich in Zweier- oder Dreier–Gruppen mit Kommentaren über Bürostühle und Teppichmuster. Die Glücklichen. Brian dagegen gab das Opfer, den tapferen Mann, der gerne im Bett noch irgendein Konsolenspiel gedaddelt hätte. Er machte gerade seinen Doktor über alte keltische Rituale, aber eine Küche mit zwei Spülbecken kam ihm verrückt vor.

»Das riecht aber anders«, Jane hatte ihr ganzes Leben in der Gastronomie gearbeitet, ihr Vater besaß ein Lokal in Bristol. »Es riecht nach Fleisch und versengten Haaren.«

Brian seufzte, viel zu laut: »Ignorier es einfach, Sweetie. Wir müssen hier einen Verkäufer finden. Die Chancen stehen nicht allzu berauschend.«

Brian kratzte sich nervös hinter den Ohren, und kleine rote Flecken zogen sich über sein Gesicht. Ihm war, natürlich, wieder unwohl, er war, natürlich, wieder einmal überfordert. Eine schwangere Freundin war für ihn offensichtlich eine unlösbare Aufgabe, ein nicht zu knackendes Boss–Level in einem Computerspiel mit unverständlicher Anleitung. Und vermutlich schämte er sich insgeheim dafür.

Die anderen Kunden begrabbelten Wasserhähne, schoben Orangen und Gurken aus Plastik zur Seite und verglichen grüne und rote Arbeitsflächen. Sie rannten mit kleinen Zollstöcken herum und vermaßen die lieblos zusammengeschraubten Ausstellungsregale. Sie hatten Kataloge und Notizzettel in der Hand, fachsimpelten über Kühlschrankgriffe und zählten verbissen die Kosten für Marmorfliesen und eine Dunstabzugshaube zusammen. Es war der letzte Samstag im April und trotz aller Hektik war die Atmosphäre heiter. Die Menschen um Jane herum malten sich laut zukünftige Dinnerpartys oder eine Mahlzeit im Restaurant neben der Kinderabteilung aus. Nur Jane fühlte sich, als würde der Trubel um sie herum immer langsamer und langsamer werden, sich beinahe bis zur Zeitlupe abbremsen. Es war Furcht einflößend, und sie musste sich beherrschen, um Brian und die Fremden um sie herum nicht zu rütteln. Sie hörte ihren erschrockenen Herzschlag in den Ohren und spürte den des Babys. Brian fuhr sich unzufrieden und nervös durch die Haare, aber jede seiner kleinen Bewegungen schien eine Ewigkeit zu dauern. Und es roch immer noch verbrannt, ein beißender, zunehmender Gestank von Glut, die sich durch lebende, atmende Haut fraß. Jane hatte ihr Leben in Küchen verbracht, sie kannte diesen verschmorten, süßlichen Duft, sie verband ihn mit Schreien und Notarztwagen.

»Bist du okay?«, fragte Brian, wie von weit her, und sie nickte nachdenklich. Mit professionellem Blick scannte sie ihre Umgebung. Die Küchen waren nicht angeschlossen, die Decken waren übersät mit Rauchmeldern und Sprinkleranlagen, nirgendwo war ein Feuer zu sehen. Nur aufgeregte Kunden, fröhlich und entnervt, skandinavische Holzschränke und in der Ferne Bürosessel und bunte Kinderzelte. Und dann sah sie eine pelzige Kreatur, die durch die überfüllten Gänge stapfte. Jane blinzelte, doch die Gestalt verschwand nicht. Es war ein unförmiges Tier, groß, zottig und mit Hörnern. Es reichte bis zum obersten Fach der Bücherregale. Der vorne platt gedrückte Kopf mit Augen wie schwarze Murmeln war unter dem Fell kaum auszumachen. Das Viech wirkte verwirrt, es taumelte wie benommen gegen quietschgelbe Nachtleuchten und Spiegel mit Hasenohren. Aber nichts schepperte, nichts fiel herunter, und die wie unter Wasser verlangsamten Menschen beachteten das Tier nicht einmal. Jane, die ein Studium der Tiermedizin abgebrochen hatte, hatte so eine Kreatur noch nicht gesehen. Primitiver und kraftvoller als ein Auerochse, ein uralter Klumpen Leben, mehr eine grobe Skizze als ein Tier, furchterregend, aber gleichzeitig seltsam rührend. Sie versuchte, sich durch die Menge zu der Gestalt in der Ferne zu kämpfen, aber die Menschen waren nun wie erstarrt, unnachgiebige Statuen aus Granit, wie eingefroren. Hilflos und mit seltsamer Sehnsucht musste Jane mitansehen, wie das Tier um eine Ecke trottete und verschwunden war. Und gleichzeitig wurde der Brandgestank ganz in der Nähe immer penetranter, mischte sich mit den Ausdünstungen von Schweiß und Furcht. In einer echten Küche hätte sich schon längst jemand schreiend am Boden gewälzt. Es roch nach kaum noch zu heilenden Verbrennungen und Schlimmerem. Jane erkannte aus dem Studium den fauligen Gestank zerstörter innerer Organe. Irgendwo verschmorte hier ein Mensch oder ein Tier und noch immer sah sie in ihrer Nähe nichts außer gesunden, aufgeregten Menschen, die dastanden wie Wachsfiguren. Nur der hektische Terrier zerrte immer noch an seiner Leine. Kein Laut war mehr zu hören, die Welt war stumm wie unter einer dicken Decke. Das Herz hämmerte ihr in den Ohren, und das war beinahe beruhigend. Dann näherte sich Hufgetrappel. Drei oder vier Tiere im Galopp. Und dazu ungeduldige anfeuernde Rufe, Kommandos. Es war nicht irrer als alles andere. Jane schüttelte instinktiv den Kopf. Dann verrenkte sie sich den Hals, doch sie konnte keine Reiter erkennen. Pferde schnaubten, Hufeisen schlugen auf den Kunststoffboden, irgendwo bei den frei stehenden Badewannen. Gehetzte Pferde, wütende Reiter. Dann erklang ein Jagdhorn. Ein lang gezogenes dumpfes Tuten, schwer und uralt. Und der Spuk war vorbei.

»Jane?«, Brian packte sie an den Schultern. »Jane, wo bist du?«

Sie schüttelte sich. Brian war nicht mehr eingefroren, sondern hyperlebendig: mit unruhigen Augen kratzte er sich am Kopf und an den Händen. Er schaute sich um, und sie fragte sich, ob er das Horn wirklich nicht gehört hatte.

»Hat das Baby getreten?«, fragte er ungehalten. »Oder dir seine Lieblingsküche verraten? Wir sollten uns verdammt noch mal endlich einen Verkäufer schnappen.«

Die Welt war wieder laut und geschäftig.

»Brian«, versuchte sie zögernd zu erklären. »Hier ist etwas seltsam …«

Der beißende Geruch war noch immer da, er war sogar stärker geworden.

»Unsinn!«, herrschte Brian sie an. »Hier ist alles ganz normal!«

Und dann ging er in Flammen auf.

***

Jack Archer erwachte vom Gesang der Vögel. Er schlief wieder ein. Dann wachte er davon auf, dass die Vögel verstummt waren. Kein Laut aus dem Park um Langdon Manor, eine einzige Wolke aus Stille. Jack sah auf die Uhr: fünf Uhr früh. Um diese Zeit machten unsere gefiederten Freunde an einem Sonntagmorgen üblicherweise ordentlichen Lärm. Das Schweigen ließ in Jacks verschlafenem Kopf nach und nach eine leise Beunruhigung wachsen. Jack betrachtete für einen Moment den zartbraunen nackten Rücken von Staysy Cole, der sich neben ihm im Bett im Traum hob und senkte. Sie schlief beinahe ruhig, mit dem für sie unüblichen Gesichtsausdruck eines zufriedenen Kindes. Auch im Schlaf kämpfte sie sonst meist mit Monstern oder vollzog Rituale. Manchmal murmelte sie Beschwörungsformeln, manchmal trat sie strampelnd die Decke weg. Gerade schlummerte sie viel zu entspannt, als dass Jack sie hätte stören wollen. Er hauchte ihr einen Kuss zwischen die Schulterblätter und zog sich an. Sie waren in seinem Zimmer, der reinsten Mönchszelle. Das war ein Liebesbeweis von Staysy und Balsam für sein Ego. Natürlich war ihre Wohnung in der Stadt für einen romantischen Samstagabend viel stilvoller. Jack suchte seine Socken und Schuhe, zog sie an und schlich dann auf Zehenspitzen zur Tür. Die Akademie lag im Dornröschenschlaf. Die kleinen roten Lichter von ein paar Alarmsystemen blinkten, im Computerraum spuckte der Drucker schnarrend Neuigkeiten aus. Doch nicht einmal die Vorhänge vor den Fenstern bewegten sich im Wind. Jack fühlte sich wohl wie selten. Auch das Dämonenmal in seiner Brust rührte sich nicht, und die vielen kleinen Verspannungen und Verletzungen, die als Ergebnis seiner Arbeit so selbstverständlich waren, dass er sie kaum noch wahrnahm, waren wie weggewischt. Das musste an Staysy liegen. Jack lächelte. Oder vielleicht träumte er noch. Er passierte die wuchtige Eingangstür und sah sich um. Der verwilderte Park lag im Nebel. Dicke weiße Wolken hingen zwischen den Ästen der Bäume, über dem Teich und über den Hecken. Kein Frosch quakte, kein Blatt raschelte. Jack fühlte sich wie das einzige wache Lebewesen auf der Welt. Alles war still und friedlich. Zu still und zu friedlich. Nur der knirschende Kies unter Jacks Schuhen war zu hören, als er durch das rostige eiserne Tor auf den Weg vor dem Anwesen trat. Er stand in einem hügeligen kleinen Wäldchen vor einem Feld, und auch hier schwiegen die Vögel. Aber Pferde schnaubten. Blitzschnell sah Jack sich um und starrte auf eine Gruppe von Reitern, die links von ihm auf einem Hügel im Nebel stand. Vier knochenweiße dürre Pferde traten unter einem Baum von einem Bein aufs andere. Auf dreien von ihnen saßen gekrümmte, vermummte Gestalten. Sie trugen löcherige Kapuzenumhänge aus grober grauer Wolle. Sie waren beladen mit Taschen und Säcken aus Leder, aus denen Waffen herauslugten: Speere und Armbrüste, ein gezacktes Messer und ein kleiner Morgenstern. An der Spitze einer rostigen Lanze verkrusteten Spuren von Blut. Die gespenstischen Reiter wandten ihr Gesicht ab. Trotz ihrer grotesken Erscheinung umgab sie eine Aura selbstverständlicher und skrupelloser Autorität. Das vierte, unbemannte Pferd machte sich von den anderen los und trabte den Weg hinunter, Jack entgegen. Sein Schädel war abgemagert bis auf die Knochen. Die Augen waren schwarz und glanzlos, wie blind. Jack wich einen Schritt zurück. Er reichte dem Tier kaum bis zur Schulter. Das Pferd hielt inne und schlenkerte dann mit gesenktem Kopf heran wie ein tänzelndes Skelett. Es blieb stehen.

»Steigst du auf, Jack?«, fragte einer aus der Gruppe. Es klang wie ein ohrenbetäubendes Flüstern, eine Stimme wie rauer, wispernder Wind. Es war keine menschliche Stimme.

Verdutzt wagte Jack kaum, sich zu rühren.

»Komm, steig auf, Jack«, es klang unpassend vertraut, beinahe zärtlich. »Wir warten auf dich.«

Jack wandte sich ab, drehte sich einfach um und stakste wie ein Schlafwandler zurück zum Eingangstor. Ein Horn ertönte, ein dumpfes, hohles Dröhnen wie tief aus der Erde. Zwei Töne. Jack wandte sich schnell um. Der Nebel hatte sich schlagartig gelichtet. Der Hügel war leer. Wie auf einen Schlag zwitscherten die Vögel krakeelend in den Bäumen los. Jack öffnete das quietschende Tor, hörte Frösche, Libellen und das Summen von Bienen. Er spürte die alte Muskelzerrung in der linken Schulter, die Schürfwunde am Knie und seinen überstrapazierten Rücken. Und auch das Mal des Iblis pochte wieder in seiner Brust, vertraut und allgegenwärtig wie ein leichter, unbehandelter Schmerz im Zahn. Zu seiner Erleichterung war er nicht alleine im Park. Sykes, der eigenbrötlerische Hausmeister, kniete in einem schlichten Kittel auf der Erde und presste sein Ohr lauschend gegen den Lehmboden. Als er Jack sah, richtete Sykes sich schwerfällig auf, ein ungeschlachter, aber herzensguter Schrank von einem Mann, und voller Geheimnisse.

»Morgen, Sykes«, Jack fand allmählich seine Fassung wieder. »Haben Sie das auch mitbekommen? Was war das?«