Six of Hearts - Verzauber mich - L. H. Cosway - E-Book

Six of Hearts - Verzauber mich E-Book

L. H. Cosway

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Beschreibung

Jay Fields wird Sie verzaubern! Als der berühmte Illusionist Jay Fields eines Tages die Anwaltskanzlei ihres Vaters in Dublin betritt, ahnt Matilda Brandon noch nicht, dass dieser Mann ihr Leben verändern wird. Jay wird vorgeworfen, den Tod eines Zuschauers verschuldet zu haben, der in Jays Show hypnotisiert wurde. Ihr Vater soll die verantwortliche Zeitung nun auf Rufmord verklagen, obwohl der Fall eigentlich eine Nummer zu groß für die kleine Kanzlei ist. Vom ersten Moment an spürt Matilda eine unerklärliche Anziehungskraft zu dem geheimnisvollen Magier, und als Jay auch noch ein leerstehendes Zimmer in ihrem Haus bezieht, weiß sie, dass sie seinem Charme nicht lange wird widerstehen können. Und doch spürt sie, dass er Geheimnisse vor ihr hat. Geheimnisse, die weit zurück in ihre Vergangenheit reichen und durch die am Ende nichts mehr so sein wird, wie es war ... (ca. 450 Seiten)

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Inhalt

Titel

Zu diesem Buch

Widmung

Zitat

Prolog

1

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Epilog

Die Autorin

L. H. Cosway bei LYX

Impressum

L. H. COSWAY

Six of Hearts

Verzauber mich

Roman

Ins Deutsche übertragen

von Susanne Gerold

 

Zu diesem Buch

Als der berühmte Illusionist Jay Fields eines Tages die Anwaltskanzlei ihres Vaters in Dublin betritt, ahnt Matilda Brandon noch nicht, dass dieser Mann ihr Leben verändern wird. Jay wird vorgeworfen, den Tod eines Zuschauers verschuldet zu haben, der in Jays Show hypnotisiert wurde. Ihr Vater soll die verantwortliche Zeitung nun auf Rufmord verklagen, obwohl der Fall eigentlich eine Nummer zu groß für die kleine Kanzlei ist. Vom ersten Moment an spürt Matilda eine unerklärliche Anziehungskraft zu dem geheimnisvollen Magier, und als Jay auch noch ein leerstehendes Zimmer in ihrem Haus bezieht, weiß sie, dass sie seinem Charme nicht lange wird widerstehen können. Und doch spürt sie, dass er Geheimnisse vor ihr hat. Geheimnisse, die weit zurück in ihre Vergangenheit reichen und durch die am Ende nichts mehr so sein wird, wie es war …

 

Für all jene, denen die Kindheit gestohlen wurde.

Wie alt Sie auch sein mögen, es ist nie zu spät, sie sich zurückzuholen.

Glauben Sie an das Unglaubliche, denn die Welt, in der wir leben, ist Magie.

 

Tut, was ihr wollt, denn ich tue das Meine.

Der Graf von Monte Christo von Alexandre Dumas.

Prolog

1998

Jasons Nachbarhaus war sehr viel schöner als das, in dem er selbst wohnte. Zu Hause wurde nur geschrien, geweint oder geschwiegen. Das Einzige, was er dort empfand, war der Schmerz, wenn die Fäuste seines Vaters mit irgendeinem Teil seines Körpers kollidierten.

Eines Tages, als er hinten im Garten gewesen war, hatte er sich mit der Nachbarstochter angefreundet. Sie war das hübscheste Mädchen, das er je gesehen hatte. Er war gern in ihrer Nähe, denn sie lächelte immer – ein glückliches Lächeln mit perfekten weißen Zähnen. Er wollte dieses Gefühl einfangen, wollte ein Stück davon stehlen und behalten. Tagsüber, wenn sein Vater bei der Arbeit war, verspürte er sogar so etwas wie Glück. Dann gab es nur ihn, Mum und seinen Bruder Jack. Er liebte beide so sehr, dass er alles für sie getan hätte. Sie spielten zusammen im Garten und lachten und vergaßen eine Zeit lang, dass nur ein paar Stunden später mit seinem Dad auch die Gewalt zurückkehren würde.

Das Nachbarsmädchen hatte es sich zur Angewohnheit gemacht, ihm und seinem kleinen Bruder etwas zu essen zu geben. Sie musste ihren Hunger gespürt haben, musste irgendwoher wissen, dass sein Vater alles streng in Rationen aufteilte und es nicht in der Macht seiner Mutter stand, ihn daran zu hindern. Denn er war groß und stark, und seine Mutter war klein und schwach. Genauso, wie es seinem Vater gefiel.

Das Beste am Haus seiner Nachbarn aber war das Fernsehen. Zu Hause durfte er nicht fernsehen. Es verstieß gegen Dads Regeln. Er hörte den Fernseher immer nur nachts, wenn er und sein Bruder ins Bett geschickt worden waren und sein Vater von der Arbeit heimkehrte. Im Haus der Nachbarn konnte man immer fernsehen. Es gab keine Regeln dafür.

In jener Nacht hatte er im alten Schuppen draußen im Garten ausgeharrt, denn er wusste, dass sein Vater weggegangen war, um zu trinken, und vermutlich würde er bei seiner Rückkehr schlechte Laune haben. Diesmal wollte Jason ihn aufhalten. Er wollte alles in seiner Macht Stehende tun, um ihn daran zu hindern, seinem Bruder und seiner Mutter wehzutun, selbst wenn das bedeutete, dass er selbst dafür Prügel kassierte.

Um sich im Schuppen die Zeit zu vertreiben und seine Gedanken von den Schmerzen abzulenken, die auf ihn warteten, hatte er ein paar Murmeln und einen Satz Spielkarten mitgenommen und übte einige Tricks, die er sich ausgedacht hatte. Er führte den Leuten gern Tricks vor, genoss das Erstaunen in ihren Gesichtern, wenn er sie mit seinen Fähigkeiten verblüffte.

In der Schule machten er und seine beste Freundin Jessie einen echten Reibach damit. Jessie war diejenige, die die Einsätze organisierte, während Jay mit seinen Klassenkameraden wettete, dass er herausfinden würde, welche Karte sie in der Hand hatten, ohne sie gesehen zu haben. Es war ein ziemlich leichter Trick, und er zwang sich ständig dazu, größer und weiter zu denken, um Tricks zu beherrschen, mit denen er die Leute beeindrucken und sich Respekt verschaffen konnte.

Es war schon nach Mitternacht, als er seinen Vater kommen hörte. Die Haustür schlug mit einem lauten Krachen zu, dann erklangen Schritte auf der Treppe nach oben. Er wusste, dass seine Abwesenheit den Vater ablenken würde. Er würde ihn suchen, statt zu Jack und seiner Mutter zu gehen.

Als er aus dem Fenster spähte, sah er, wie im Schlafzimmer seiner Eltern das Licht anging. Sie unterhielten sich leise miteinander, dann ging das Licht wieder aus. Stille. Jason atmete tief aus. Vielleicht war es ja eine der wenigen Gelegenheiten, bei denen sein Vater keinen Sandsack brauchte.

Er beschloss, noch zwanzig Minuten zu warten und dann ins Haus zurückzukehren. In zwanzig Minuten würde sein Vater schlafen und nicht mitbekommen, wie sich Jason in sein Zimmer schlich. Während er wartete, erklangen plötzlich gedämpfte Stimmen ganz in der Nähe. Er spähte wieder aus dem Fenster und sah drei Männer in dunkler Kleidung und Kapuzenpullis, die sich der Terrassentür hinter dem Haus näherten. Sie liefen im Schatten, und er konnte ihre Gesichter nicht sehen.

Wie erstarrt sah er zu, wie einer der Männer das Glas in der Tür einschlug, die Hand hindurchstreckte und sie von innen öffnete. Jasons Herz klopfte wie wild. Diese Männer waren böse, vielleicht sogar noch böser als sein Vater. Er spürte es. Sie brachen in sein Haus ein, und er musste sie aufhalten.

Als er durch die Küchentür rannte, sah er sich zwei der Kapuzen-Typen gegenüber, die ihn anstarrten, während der andere durch das Zimmer ging und überall Benzin vergoss.

»Scheiße! Das ist einer von McCabes Jungen«, fluchte der größte der drei.

»Kümmere dich um ihn«, sagte der mit dem Benzin unwirsch, bevor er ins nächste Zimmer ging.

Der Große packte Jason, der sich jedoch wehrte, zubiss und um sich trat. Als er gerade losschreien wollte, stopfte ihm der Mann ein zusammengerolltes Spültuch in den Mund, sodass er keinen Ton mehr von sich geben konnte. Er schlug weiter um sich, da traf ihn etwas mit betäubender Wucht am Hinterkopf.

Das war das Letzte, an was er sich erinnerte, bevor er wieder aufwachte und vor lauter Rauch und Flammen kaum etwas sah. Sein Haus brannte, und dabei schlief seine ganze Familie noch oben. Stolpernd mühte er sich auf die Füße, um loszulaufen und sie zu wecken, als ihm jemand zurief, dass er sich nicht von der Stelle rühren solle. Ein Feuerwehrmann packte ihn und legte ihn sich über die Schulter. Jason strampelte, aber der Mann, der ihn festhielt, war zu stark. Wenige Sekunden später war er draußen. Der Feuerwehrmann setzte ihn auf der Trage eines Krankenwagens ab.

»Meine Familie! Ich muss sie wecken!«, rief Jason hysterisch, aber ein Sanitäter drückte ihn nach unten. Er spürte Galle in der Kehle aufsteigen, Übelkeit überkam ihn, und dann erbrach er sich in einen Eimer.

»Er hat eine Gehirnerschütterung«, hörte er jemanden wie aus der Ferne sagen.

Noch nie hatte er sich so hilflos gefühlt wie in diesem Augenblick, als er zu seinem Haus hochsah, das von den Flammen verzehrt wurde. Angestrengt versuchte er, sich zu erinnern, wie die drei Männer ausgesehen hatten, aber ihre Gesichter waren nichts weiter als verschwommene Schemen in seinem Kopf.

Im Krankenhaus wurde er von einer Ärztin untersucht, die ihn aus schönen Augen besorgt betrachtete. Sie runzelte die Stirn, als sie die blauen Flecken an seinen Rippen sah, fragte, woher die kämen.

Er sagte, er sei vom Fahrrad gefallen.

Sie sah nicht so aus, als würde sie ihm glauben.

Die Zeit verging jetzt entweder zu schnell oder zu langsam, er konnte es nicht genau erkennen. Nie erhielt er eine Antwort, wenn er sich nach seiner Mutter und Jack erkundigte. Dann kam ein glatzköpfiger Mann mit einer Brille und nahm in dem Zimmer Platz, in das man Jason geführt hatte. Es war voll mit Spielzeug für kleine Kinder, aber mit seinen zwölf Jahren hatte er beschlossen, sich nicht mehr für Spielzeug zu interessieren. In den Augen des glatzköpfigen Mannes konnte er erkennen, dass er ihm keine guten Nachrichten zu überbringen hatte, und drehte durch, warf ein paar Spielzeugautos quer durchs Zimmer. Er wollte nicht hören, was ihm der Mann zu sagen hatte; er wusste, dass er damit nicht würde umgehen können.

Ein paar Stunden später sagte man ihm, dass sein Onkel aus Amerika unterwegs sei, um ihn abzuholen; bei ihm sollte er in Zukunft leben. Jason hatte von diesem Onkel, dem exzentrischen Bruder seiner Mutter, zwar schon gehört, aber er war ihm noch nie begegnet.

Bis dahin würden sich seine Nachbarn um ihn kümmern. Sie füllten die Tür zu dem Zimmer im Krankenhaus ganz und gar aus: Mutter, Vater und Tochter. Die Tochter hatte die größten Augen, die er je gesehen hatte, knallblau, seine Lieblingsfarbe. Sie waren die perfekte Familie, während seine nicht mehr existierte.

Er hatte jetzt kein Ziel mehr. Welchen Sinn hatte sein Leben, wenn nicht den, Mum und Jack zu beschützen?

Er fing an zu zittern, und Tränen liefen ihm über das Gesicht. Rasch kam die Tochter zu ihm, legte ihm die kleinen Arme um den Hals und drückte ihn fest an sich. Sie flüsterte, es würde alles gut werden – und dass er in den nächsten Tagen bei ihnen wohnen würde, bis sein Onkel kam.

Es dauerte lange, bevor er mit dem Weinen aufhören konnte, aber als die Tränen dann versiegten, ging er mit seinen Nachbarn nach Hause. In ihrem Haus verbrachte er die drei traurigsten Tage seines Lebens.

Dann kam sein Onkel und teilte ihm ohne jedes Mitgefühl mit, dass seine Familie tot war. Er nahm ihn in eine Welt mit, die völlig anders und zugleich genauso war wie die, die er hinter sich gelassen hatte. Jeden Tag dachte Jason an die drei Männer mit den Kapuzen, dachte an seine Mutter und an seinen Bruder, die er am Ende doch nicht hatte beschützen können, und mit der Zeit verwandelten sich diese Gedanken in ein neues Ziel.

Rache.

1

Gegenwart

Matilda

Es gibt Momente im Leben, da muss man einfach lachen.

In den letzten Wochen habe ich mich erstmals in die gefährliche Welt des Onlinedatings gewagt, und im Augenblick starre ich auf den Bildschirm meines Computers und versuche herauszufinden, ob der letzte »Bewerber« es ernst meint oder mich nur ernstlich verarscht. Wie sieht er aus?, höre ich Sie fragen. Nun, ich weiß, dass er ein wirklich ansehnliches, ungemein glänzendes Sixpack hat, oder er hat nach ungemein glänzenden Sixpacks gegoogelt und eins der Fotos als Profilbild genommen. Ist das Öl oder Schweiß? Ich kann es nicht erkennen.

Wie auch immer, die Nachricht lautet folgendermaßen:

Hey, schöne Frau. Wuuuha, ich bin ganz gieprig! Kaum hatte ich dein Bild erspäht, war ich wie gebannt. Du bist sooooo verdammt schön. Ich hoffe wirklich, dass wir uns näher kennenlernen. Bitte schau dir mein Profil an, und schreib mir zurück. Wenn du es nicht tust, muss ich bestimmt weinen.

Steve

xxxxxxx

Da stimmt so vieles nicht, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Zuallererst musste ich das Wörterbuch aus meinem Büro holen, um die Bedeutung von »gieprig« nachzuschlagen. Die Definition lautet: »heftiges Verlangen in sich verspürend, in den Genuss von etwas zu kommen« oder auch: »gierig«.

Klar doch. Dass Steve Ausdrücke wie »gieprig« benutzt, weckt in mir das glatte Gegenteil giepriger Gefühle. Tatsächlich verspüre ich das heftige Verlangen, seine Nachricht aus meinem Posteingang zu löschen. Und dann dieses »Wuuuha«. Seinem Profil nach ist er siebenundzwanzig Jahre alt, geboren und aufgewachsen in North County Dublin – da sagt niemand so was wie »Wuuuha«. Und wenn doch, dann sollte irgendwer mal ein ernstes Wörtchen mit demjenigen reden. Da hat wohl einer zu viel MTV geschaut. Und was soll das mit dem Weinen? Mir fehlen echt die Worte.

Meine Reaktion auf seine umwerbenden Bemühungen ist jedenfalls ein großes, fettes »Nein danke«. Hauptsächlich auch deshalb, weil seine Nachricht nach Copy-and-paste klingt, weshalb ich auch nicht mit meinem Namen angeredet werde, sondern mit »schöne Frau«.

Ich kann mir richtig vorstellen, wie dieser üble Kerl das hier an jeden Tom, Dick und Harry schickt, der sich auf der Website herumtreibt. Oder vielleicht sollte ich sagen, an jede Tomasina, Dickina und Harriet, in giepriger Erwartung, dass irgendeine arglose Frau zurückschreibt und sich in Cybersex verwickeln lässt? Ich wette, Steve wartet nur zehn Sekunden, bevor er seine Opfer mit Penisfotos überschwemmt.

Die Welt ist wirklich voll von Perversen. Und jetzt entschuldige ich mich bei jeder Frau, deren Eltern grausam genug waren, sie Dickina zu nennen.

Ein rascher Blick auf meine Uhr verrät mir, dass es Viertel vor neun ist. Noch fünfzehn Minuten, bevor das Büro öffnet, deshalb logge ich mich schnell aus diesem Höllenschlund der Verzweiflung aus – auch bekannt als Onlinedating-Site – und überprüfe rasch, ob die Unterlagen für die heute anstehenden Termine bereitliegen.

Die Anwaltskanzlei Brandon, ein kleines Büro mit drei Zimmern in der Innenstadt von Dublin, gehört meinem Vater. Seit ich die Schule beendet habe, arbeite ich in Vollzeit als seine Sekretärin. Wir haben meistens mit kleineren Klagen zu tun. Sie wissen schon, zu uns kommen Leute, die ihren lokalen Supermarkt verklagen wollen, weil sie auf dem nassen Boden ausgerutscht und gestürzt sind. Oder Leute, die ihren lokalen Supermarkt verklagen wollen und so tun, als seien sie auf dem nassen Boden ausgerutscht und gestürzt.

Bitte beachten Sie meinen Sarkasmus im letzten Satz.

Im Großen und Ganzen sind wir in der Anwaltswelt dieser Gegend nicht gerade Überflieger, aber wir kommen zurecht.

Die Bürotür schwingt auf, und mein Dad Hugh kommt hereingehumpelt. Heute hinkt er deutlich sichtbarer als sonst, und ich runzle die Stirn. Er scheint zurzeit also nicht genügend zu schlafen.

Als ich gerade acht Jahre alt war, sind Verbrecher in unser Haus eingedrungen. Sie haben meinen Vater so schlimm zusammengeschlagen, dass er seitdem auf dem linken Bein hinkt. Aber das war nicht das Schlimmste, was sie getan haben. Einer von ihnen hat auf meine Mutter geschossen, als sie die Polizei anrufen wollte. Als ich daraufhin hysterisch wurde, hat mich derselbe Mann in einen Spiegel geworfen. Das Glas ist zersplittert, und an den Scherben habe ich mir üble Schnittverletzungen zugezogen. Seither habe ich eine Narbe am Hals, die von unterhalb des Ohrs den Hals entlang bis unters Kinn verläuft. In dieser Nacht ist Mum gestorben und hat mich und Dad allein gelassen. Die Einbrecher wurden nie gefasst.

Ich war noch ein Kind, als das passiert ist, aber mein Herz erinnert sich immer noch an meine Mutter, und ich vermisse sie jeden Tag. Dad spricht nie von ihr, aber ich weiß, dass es ihm genauso geht. Sie war seine große Liebe, und er hat es nie über sich gebracht, sich jemand anderem zuzuwenden.

»Guten Morgen, Matilda«, sagt Dad. »Könntest du mir einen Kaffee von unten holen? Unsere Maschine streikt mal wieder.«

»Sicher«, erwidere ich fröhlich in dem Versuch, die schreckliche Erinnerung abzustreifen, die mir gerade durch den Kopf gehuscht ist. »Wie hast du geschlafen?«

Er verzieht das Gesicht und blickt auf mich herunter. »Ich schätze, du hast das Hinken gesehen?«

»Ja. Du musst dich mehr ausruhen«, sage ich und greife unter dem Schreibtisch nach meiner Handtasche.

»Ich habe die halbe Nacht an diesem O’Connell-Fall gearbeitet«, erklärt er.

»Na ja, hm, versuch dafür zu sorgen, dass es heute Abend nicht so spät wird, ja?«, bitte ich ihn, dann gehe ich zu ihm und drücke ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange. Er antwortet, dass er das tun wird, und ich verziehe mich. Ich kann richtige Beschützerinstinkte entwickeln, wenn es um die Gesundheit meines Vaters geht, denn wir beide haben wirklich niemanden mehr auf der Welt außer uns.

Als ich die schmale Treppe hinuntergehe, um aus dem Gebäude auf die Straße hinauszutreten, stoße ich gegen einen großen Mann mit goldbraunem Haar. Normalerweise fallen mir an einem Mann nicht sofort die Haare auf, aber der hier trägt sie so lässig, dass es sofort ins Auge fällt. An den Seiten sind sie sehr kurz, aber oben länger, es erinnert mich an einen sexy Verbrecher aus einem dieser Filme aus den 1920ern. Ich starre aus weit aufgerissenen Augen zu ihm hoch. Er trägt einen sehr schönen marineblauen Anzug, und eine Ledertasche hängt über seiner Schulter. Auch wenn mir zuallererst seine Haare aufgefallen sind, verblassen sie gegenüber seinem wunderschönen Gesicht. Ich bezweifle, dass ich jemals einem so gut aussehenden Exemplar der männlichen Gattung so nahe gekommen bin.

Wieso schreiben mir solche Männer nicht online?, frage ich mich betrübt.

Weil solche Männer den Begriff »sozial unbeholfen« nicht einmal kennen, antwortet mein Hirn.

Mit meinen Einssechzig-und-irgendwas starre ich hinauf zu seinen Einsneunzig-was-auch-immer und frage mich im Stillen, was so ein Hauptgewinn wie er in einer Kaschemme wie dieser zu suchen hat. Wenn ich genau überlege, kommt er mir bei näherer Betrachtung sogar irgendwie bekannt vor, aber ich kann den Finger nicht drauflegen, wo ich ihn schon mal gesehen haben könnte.

Wahrscheinlich kenne ich ihn aus irgendeinem Modemagazin, zumindest deutet sein Aussehen darauf hin.

Falls Sie es nicht schon aufgrund meiner Versuche, mir per Onlinepartnerbörse zu einem Date zu verhelfen, erraten haben, sage ich es jetzt noch mal in aller Deutlichkeit: Ich bin eine Niete, was Männer betrifft, und zwar bezogen auf alle Männer. Damit meine ich selbst die netten, umgänglichen Typen. Und gerade stehe ich nicht vor einem dieser netten, umgänglichen Typen. Ich stehe vor einem Ich-fress-dich-und-spuck-dich-aus-Tiger.

Rrrrr.

Da der Flur so schmal ist, müssen wir uns aneinander vorbeischieben. Ich lächle zögernd und zucke mit den Schultern. Als er mich vorbeilässt, funkelt in seinen Augen ein verborgenes Wissen, als wüssten schöne Menschen über den Sinn des Universums Bescheid und amüsierten sich über uns Normalos, die wir im Dunkeln herumtapsen.

Ich bin schon halb in der Tür und will gerade nach draußen gehen, als der Tiger sagt: »Ich suche die Anwaltskanzlei Brandon. Wissen Sie zufällig, ob das hier das richtige Gebäude ist?«

Ich gehe wieder hinein.

Mit seinem Südstaatendialekt klingt er wie Mark Wahlberg. Sein tiefer amerikanischer Akzent erzeugt in mir den Wunsch, die Augen zu schließen und einfach nur dem Klang zu lauschen. Aber natürlich tu ich das nicht – so ein Psycho bin ich dann doch nicht.

»Ja, die Kanzlei ist hier. Ich arbeite dort. Ich bin die Sekretärin, Schrägstrich Anmeldetante, Schrägstrich das Mädchen für alles. Die Kanzlei gehört meinem Vater«, antworte ich. Viel zu viele Informationen, Matilda. Zu. Viele. Informationen.

Der Tiger lächelt, was ihn sogar noch hübscher macht, sofern das überhaupt möglich ist. Dankenswerterweise äußert er sich nicht zu meiner Nervosität. »Ich habe um neun einen Termin bei Hugh Brandon. Ich bin Jay«, sagt er und kommt einen Schritt auf mich zu, um mir die Hand entgegenzustrecken. Ich weiche zurück, stoße mit dem Rücken gegen die Wand hinter mir und sehe seine große Gestalt über mir aufragen. Ich habe nicht den Eindruck, dass ihm auffällt, wie schmal dieser Flur ist. Jetzt kann ich auch sein Rasierwasser riechen. Wow, es passiert nicht oft, dass ich einem Mann nah genug komme, um ihn riechen zu können. Und Jay Fields riecht unanständig gut.

»Ah, richtig, Jay Fields. Ja, ich habe Sie eingetragen. Sie können hochgehen, Dad wird sich um Sie kümmern«, antworte ich, schüttle ihm die Hand und lasse sie schnell wieder los, damit er gar nicht erst bemerkt, wie schweißnass meine Hände sind. »Ich habe etwas zu erledigen.«

Er starrt mich einen langen Augenblick an, als würde er versuchen, sich jede Einzelheit einzuprägen, was aber nicht sein kann. Als er schließlich spricht, sagt er jedoch nur: »Dann will ich Sie nicht länger aufhalten, Matilda.«

Gott! Wieso stolpert mein Herz, nur weil er mit seiner tiefen Stimme »will ich Sie« sagt? Nur dreißig Sekunden sind vergangen, und schon bin ich dabei, mich zu verknallen.

Aufmerksam schaut er mir direkt in die Augen, dann dreht er sich um und geht die Treppe hinauf zum Büro. Ich bin schon auf der Straße, als mir einfällt, dass ich ihm meinen Namen gar nicht gesagt habe und er ihn trotzdem wusste. Möglicherweise hat er auf der Website nachgesehen. Unsere Büroräume mögen zwar schäbig sein, aber ich achte immer darauf, dass unsere Onlinepräsenz aktuell ist. In der Rubrik »Über uns« gibt es jeweils ein Bild von mir, von Dad und von Will, dem anderen Anwalt, der bei uns arbeitet.

Also, wenn er doch bereits wusste, wer ich bin – warum hat er mich dann gefragt, ob er hier im richtigen Gebäude ist?

Und Wunder, oh Wunder – hat er mich tatsächlich angebaggert? Beruhige dich, mein pochendes Herz! Oder ist er einfach nur freundlich und gesprächig? Ich denke immer noch darüber nach, während ich das Café drei Blocks weiter betrete und zwei Latte zum Mitnehmen bestelle. Ich denke kurz darüber nach, auch für den Tiger alias Jay Fields etwas mitzunehmen, aber vielleicht gehört er zu diesen wählerischen Typen, wenn’s ums Kaffeetrinken geht, also lasse ich es lieber.

Als ich zurückkomme, sitzt Jay hinter verschlossener Tür bei Dad im Büro, und sie unterhalten sich. Der nächste Termin wartet bereits – eine Frau mittleren Alters mit einer Halskrause. Ich hatte noch keine Gelegenheit, einen Blick auf ihre Daten zu werfen, aber ich ahne, weshalb sie hier ist. Irgendein Unfall.

Was ich wirklich wissen möchte: warum Jay hier ist. Ja, ich denke schon jetzt zu viel an diesen Mann. Ich erinnere mich, dass er letzte Woche angerufen hat, um einen Termin abzumachen, aber irgendwie habe ich vergessen, ihn nach dem Grund seines Anliegens zu fragen. Was seltsam ist, denn ich habe wie immer eine Liste von üblichen Fragen heruntergerasselt, und normalerweise versäume ich es nie, mir alle nötigen Informationen zu beschaffen. Es ist fast so, als hätte ich unbewusst geahnt, mit was für einem Traummann ich spreche, und war dadurch doppelt durcheinander: sowohl unkonzentriert als auch vergesslich.

Da ich weiß, dass Dad sein Koffein so bald wie möglich braucht, klopfe ich leicht an die Tür und warte Dads Reaktion ab. Als er mich hereinbittet, öffne ich die Tür mit dem Pappbecher in der Hand. Jay sitzt gegenüber von Dads Schreibtisch, die Hände hinter dem Kopf verschränkt und so lässig auf dem Stuhl zurückgelehnt, wie man es sich nur vorstellen kann. Ich spüre seinen Blick auf mir, als ich zu Dad gehe und ihm den Kaffee bringe. Mein Vater scheint irgendwie nicht ganz da zu sein, weshalb ich ihm eine Hand auf die Schulter lege und frage: »Alles in Ordnung?«

Dad wirkt völlig gedankenverloren, er antwortet erst, als ich meine Frage wiederhole.

»Was? Oh ja, alles in Ordnung. Danke für den Kaffee, Liebes«, murmelt er.

»Möglicherweise bin ich das Problem«, mischt sich Jay ein. »Ich habe Ihrem alten Herrn gerade einen Fall angeboten, von dem er nicht weiß, ob er ihn übernehmen möchte.«

Ich sehe Jay an und runzle die Stirn. Wer zur Hölle ist dieser Kerl? Aber seine Worte haben meine Neugier geweckt, deshalb schließe ich die Tür und verschränke die Arme vor der Brust. Normalerweise bin ich zwar nicht bei den Gesprächen mit Klienten dabei, wenn ich nicht gerade Notizen machen muss, aber Dads Verhalten beunruhigt mich, und meine Beschützerinstinkte laufen gerade auf Hochtouren.

Jay grinst, als würde er sich über meine Aufmerksamkeit freuen. »Oh, jetzt ist sie neugierig geworden!«

Na schön, dieser Mann mag fantastisch aussehen, aber er ist irgendwie auch seltsam.

»Wollen Sie irgendwem gegenüber irgendwelche Ansprüche geltend machen?«, frage ich, denn Dad sagt immer noch nichts. Ich vermute, er denkt noch über den Fall nach, worum auch immer es dabei geht.

»Nein. Ich möchte jemanden verklagen«, sagt Jay ganz nüchtern.

»Weswegen?«

»Üble Nachrede«, antwortet er und zieht eine Zeitung aus der Tasche. Er blättert darin, schlägt sie auf einer bestimmten Seite auf und reicht sie mir. Ich mustere die große Überschrift in dem Boulevardblatt: »Illusionist Jay Fields verantwortlich für Tod von Freiwilligem.« Ich lasse meinen Blick über den Artikel schweifen, in dem auch ein Foto von Jay abgebildet ist, auf dem er eine Spielkarte hochhält, eine Herzsechs. Oh! Jetzt weiß ich, woher ich ihn kenne.

Vor ein paar Wochen brachte die Daily Post einen Artikel über einen irisch-amerikanischen Zauberer, der mit einer neuen Show zu RTÉ gegangen war. Er filmte gerade eine neue Episode, als ein tragischer Unfall passierte. Ich überfliege den Artikel, erinnere mich an die Einzelheiten. Es ging um eine Hommage an Houdini und den Stunt, als er sich lebendig begraben ließ. Jay hatte mit einem Freiwilligen eine Variante davon nachgestellt, und dieser Freiwillige war an Herzversagen gestorben.

Jay hatte den Freiwilligen David Murphy durch Hypnose in einen Zustand versetzt, in dem er nur sehr wenig Sauerstoff benötigte, was ihm ermöglichen sollte, vierundzwanzig Stunden lang in einem leeren Grab zu liegen, ohne dabei zu ersticken. Ein Ding der Unmöglichkeit, wie viele sagten. Immerhin erhielt der Freiwillige einen Alarmknopf, auf den er drücken konnte, wenn etwas schiefging. Er sollte dann sofort herausgeholt werden. Dieser Alarmknopf war aber unnötig gewesen, denn es gelang ihm auf wunderbare Weise tatsächlich, die ganzen vierundzwanzig Stunden unter der Erde zu überleben. Als er sich allerdings am Abend schlafen legte, erlitt er einen tödlichen Herzanfall und starb. Es versteht sich von selbst, dass sich die Boulevardpresse auf die Geschichte stürzte und fragte, ob nicht der Stunt für David Murphys Herzanfall verantwortlich war. Lebendig begraben zu sein ist immerhin eine ziemlich traumatische Erfahrung.

Der Artikel, den ich vor mir habe, ist besonders extrem formuliert. Verfasst hat ihn die bekannte, auf Verbrechen spezialisierte Journalistin Una Harris, die auch den ersten Artikel zu der Angelegenheit überhaupt geschrieben hat. Dieser Artikel hier beschäftigt sich mit Jays Vergangenheit in Amerika, wo er – wie sie behauptet – ein Jahr in der Jugendstrafanstalt verbracht hätte, weil er auf offener Straße einen Mann angegriffen hat. Davor war er von zu Hause ausgerissen und hat sich in Bostoner Obdachlosenheimen herumgetrieben.

Zu Jays Vergangenheit, die alles andere als blitzsauber ist, wirft Harris einige Fragen auf. Sie gibt zu bedenken, wie seltsam es sei, dass ein ehemaliger Häftling – auch wenn es ein Jugendknast war  überhaupt die Erlaubnis erhalten hat, derart gefährliche Stunts durchzuführen. Sie fragt auch, wieso Jay nach einigen sehr erfolgreichen Vorstellungen in Las Vegas alles aufgegeben hat, um ausgerechnet im kleinen Irland eine neue Show zu drehen, für die sich, verglichen mit dem Publikum in den Staaten, nur eine winzige Zuschauerschaft finden würde.

Im Grunde behauptet sie ununterbrochen, er sei aus dunklen Motiven heraus hergekommen – und dass er vielleicht sogar gewollt hätte, dass David Murphy starb. Immerhin hatte er im Alter von fünfzehn Jahren einen Mann fast totgeprügelt. Vielleicht, sinniert sie, hatte er einfach nur einen raffinierteren Weg gefunden, um sein Bedürfnis danach zu stillen, Menschen Schaden zuzufügen.

Wow, diese Frau geht mit ihren Unterstellungen aber in die Vollen! Fast hat man den Eindruck, sie würde es regelrecht auf eine Verleumdungsklage anlegen. Ich habe lange genug bei meinem Vater gearbeitet, um zu wissen, dass man gute Beweise in der Tasche haben sollte, wenn man öffentlich Anschuldigungen äußert, die als Verleumdung ausgelegt werden könnten. Und abgesehen von ein paar schwammigen Informationen über Jays Teenagerzeit hat Una Harris überhaupt nichts in der Hand.

Ich wende meine Aufmerksamkeit von der Zeitung ab und stelle fest, dass Dad und Jay ihre Unterhaltung wieder aufgenommen haben, während ich in den Artikel vertieft war.

»Verstehen Sie mich nicht falsch«, sagt Dad. »Natürlich reizt mich die Vorstellung, einen solchen Fall zu übernehmen. Ich habe seit Jahren nicht mehr an so etwas gearbeitet. Aber ich darf nicht nur an mich denken und muss Ihnen daher sagen, dass es für dieses Mandat weit bessere Anwälte gibt. Ich kann Ihnen ein paar Namen von Leuten geben, die Sie kontaktieren können. Sie wollen diesen Fall gewinnen, nehme ich an?«

Jay hat die Beine übereinandergeschlagen und stellt sie jetzt wieder nebeneinander auf den Boden, verschränkt gleichzeitig die Arme vor der Brust. »Himmel, ja, ich will unbedingt gewinnen! Und ich weiß auch, dass Sie der richtige Mann dafür sind, Hugh, wie sehr Sie auch versuchen, mir etwas anderes einzureden.«

Ich reiche ihm schweigend die Zeitung zurück, und er nimmt sie. Unsere Fingerspitzen berühren sich, und meine Haut prickelt bei dem Kontakt. So ein verflucht hübscher Mistkerl!

Dad starrt Jay an, und ich sehe ihm an, dass er am liebsten zusagen würde. Er hat nur nicht das Selbstvertrauen, um es zu tun. Und ehrlich gesagt, hoffe ich, dass er weiterhin Nein sagt. Ich weiß, wie anstrengend ein Fall wie der von Jay sein kann, und ich will nicht, dass Dad all das durchmacht, was damit einhergeht. Er ist letzten Monat sechzig geworden. Der runde Geburtstag hat mir sehr bewusst gemacht, dass niemand weiß, wie viele Jahre ihm noch bleiben.

»Tut mir leid, Mr Fields, aber ich bleibe dabei«, sagt Dad entschuldigend. »Gegen eine Journalistin vorzugehen ist das eine, aber eine Zeitung zu verklagen erfordert eine erstklassige Kanzlei. Wie Sie sicherlich sehen können, sind wir das nicht.«

Oh! Jay will die Zeitung verklagen? Ich bin beeindruckt. Da braucht man echt Eier.

Okay, Matilda, hör auf, an die Eier dieses Mannes zu denken.

Jay atmet langsam aus und dreht den Kopf wieder zum Fenster. Dann steht er auf und streckt Dad seine Hand entgegen. »Nun, wenn es keine Möglichkeit gibt, Sie umzustimmen …«, erwidert er, und die beiden Männer schütteln sich die Hände. »Trotzdem vielen Dank für Ihre Zeit.«

Jay geht zur Tür, aber dann dreht er sich noch einmal um, und seine Augen glitzern verschmitzt. »Oh, bevor ich gehe – können Sie mir einen Tipp geben, wo ich nahe der Stadt eine gute Unterkunft finde? Ich musste aus meiner bisherigen Wohnung ausziehen.«

Ich hole rasch Luft, als ich Dads Augen aufleuchten sehe. Vor ein paar Wochen hat er sich plötzlich in den Kopf gesetzt, das leere Schlafzimmer in unserem Haus zu renovieren, um es zu vermieten und auf diese Weise noch ein bisschen Geld zu verdienen. Ich war von der Idee nicht besonders begeistert, da ich keine Lust habe, meinen Wohnraum mit einem fremden Menschen zu teilen, aber wenn Dad sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hat, ist er nur schwer wieder davon abzubringen.

Ganz sicher ist mir nicht danach, meinen Wohnraum mit Jay Fields zu teilen. Nicht wegen dem, was Una Harris über ihn und seine Vergangenheit herausgefunden hat, sondern weil ich mich in seiner Gegenwart nicht entspannen kann. Er strahlt eine magnetische Energie aus, die mich zugleich nervös macht und begeistert.

»Das ist ja witzig«, sagt Dad. »Tatsächlich habe ich ein Zimmer, das ich vermieten möchte – falls Sie interessiert sind, meine ich. Es hat ein eigenes Bad und wurde gerade erst renoviert.«

Ich balle die Hände zu Fäusten und gehe zur Rezeption zurück, setze mich an den Schreibtisch und trinke einen Schluck von meinem Kaffee. Bei dem Gedanken daran, dass Jay in das Zimmer einziehen könnte, bekomme ich Herzrasen, und das gefällt mir gar nicht. Deshalb verschwinde ich lieber, bevor ich seine Antwort höre. Bitte, bitte, bitte lass ihn Nein sagen.

Aus dem Büro erklingt das raue Lachen meines Vaters; Jay schwatzt ihm offenbar gerade das letzte Hemd ab. Stumm verfluche ich meinen Vater, weil er sich einwickeln lässt wie ein verliebter Teenager.

Kaum eine Minute später verlassen Dad und Jay gemeinsam das Büro. Ich bemerke, dass Jay mich aus dem Augenwinkel mustert, aber ich tippe einfach weiter. Ich habe zu viel Angst, dass er irgendwie mitbekommen könnte, wie attraktiv ich ihn finde, wenn ich ihn jetzt direkt ansehe.

»Matilda, könntest du mir den Gefallen tun und Jay in deiner Mittagspause nach Hause bringen und ihm das Zimmer zeigen? Ich würde es selbst tun, aber ich muss zu einem Meeting.«

Oh, Dad! Du hast keine Ahnung, wie sehr du mich damit quälst. Mehrere Herzschläge vergehen, ehe ich antworten kann. Als ich es schließlich tue, klingt meine Stimme ruhig. »Klar, mache ich.«

Liebend gern würde ich sagen: Nein, verdammt! Aber dann würde ich wie eine Bitch wirken. Und ich bin keine Bitch. Na ja, zumindest nicht außerhalb meiner stummen Selbstgespräche.

»Großartig«, sagt Dad, bevor er sich der Frau mit der Halskrause zuwendet. »Ah, Mrs Kelly. Sie können jetzt reinkommen.«

Mrs Kelly folgt Dad in sein Büro, und ich bleibe mit Jay allein zurück.

»Wann haben Sie denn Pause?«, fragt er mit tiefer Stimme und tritt näher zu meinem Schreibtisch.

»Um eins. Wir werden uns allerdings ein Taxi nehmen müssen, weil ich um zwei wieder zurück sein muss.«

»Kein Problem. Ich habe ein Auto«, sagt Jay, und ich beiße mir auf die Unterlippe und schaue hoch, um ihn anzusehen. Wow, seine Augen sehen irgendwie hypnotisierend aus, nicht ganz braun und nicht ganz grün. Einen Moment lang starren wir einander an, und um seine perfekt geformten Lippen spielt ein schwaches Lächeln.

»Schön, dann treffen wir uns um eins«, sage ich ganz außer Atem, und während er geht, richte ich meinen Blick wieder auf den Bildschirm. Äußerlich gesehen bin ich die Ruhe selbst, mit meiner Arbeit beschäftigt. Innerlich jedoch bin ich mit den Nerven am Ende. Wie zum Teufel soll ich mich wie ein normaler Mensch verhalten, wenn ich gleich eine Stunde oder mehr mit ihm verbringe? Er hat wirklich keine Ahnung, worauf er sich einlässt.

Ich wette, es wird keine fünf Minuten dauern, bevor ich etwas Dummes von mir gebe, das die anschließenden fünfundfünfzig Minuten zu einem zweifelhaften Vergnügen werden lässt. Und wenn ich sage »Vergnügen«, dann meine ich eigentlich Albtraum.

Als ich gerade Dateien auf meinem Computer organisiere und mir gleichzeitig den Kopf über meine bevorstehende Verdammnis zermartere, taucht Will auf. Sein dünnes braunes Haar wurde vom Wind ganz schön in Mitleidenschaft gezogen. Er war am Morgen im Gericht, weshalb er erst jetzt ins Büro kommt. Wenn auch mit sonst keinem Mann, mit Will komme ich ganz gut zurecht, was wahrscheinlich daran liegt, dass ich ihn ähnlich erotisch finde wie einen übergroßen Großmutterslip. Scheint, als sollte ich meine Aussage, dass ich bei allen Männern versage, ein bisschen präzisieren: Ich versage bei allen Männern, die ich toll finde.

Sicher, ich kann mit ihnen befreundet sein. Aber ihre richtige Freundin? Irgendwie scheint sich das nie zu ergeben. Der erste und einzige Freund, den ich vor einigen Jahren hatte, hat kurzerhand per SMS mit mir Schluss gemacht, und das sagt ja schon alles. Ich trage immer noch die Narben dieser Erfahrung.

»Guten Morgen, Will«, begrüße ich unseren Mitarbeiter, während ein Ordner aus seiner halb geöffneten Aktentasche herausrutscht. Er bückt sich, um ihn aufzuheben, und ich werde von seinem nicht sehr beeindruckenden Hintern begrüßt. Nicht gerade ein Arsch, mit dem man Nüsse knacken kann.

Wie bitte? Ich hatte doch gesagt, wenn ich mit mir selbst spreche, bin ich eine Bitch. Wichtig ist, dass ich etwas so Gemeines niemals laut äußern würde. Wir alle haben hin und wieder Gedanken, die wir niemals aussprechen würden. Menschen, die das Gegenteil behaupten, lügen.

»Hallo, Matilda. Wärst du bitte so lieb und machst mir eine Tasse Tee? Ich bin vollkommen ausgetrocknet.«

»Sicher«, erwidere ich. »Nur gut, dass du ein Teetrinker bist, denn die Kaffeemaschine tut’s mal wieder nicht.«

Er schüttelt den Kopf. »Kaputtsein ist offenbar der Grundzustand dieser Maschine. Ich denke, es ist an der Zeit, das gute Stück aus dem Dienst zu entlassen.«

Ich stoße einen gespielten Seufzer aus. »Lass das bloß Dad nicht hören. Du weißt doch, dass er nie etwas wegwirft, das nicht wirklich völlig hinüber ist.«

Will lacht und geht in sein Büro. Ich nehme ein paar neue Terminanfragen entgegen und trage sie ein, und verbringe die Zeit bis zur Mittagspause damit, mich um meine alltäglichen Aufgaben als Sekretärin zu kümmern. Ich wäre jetzt sehr viel lieber zu Hause und würde an meiner Nähmaschine arbeiten.

Tagsüber arbeite ich zwar als Anwaltssekretärin, aber nachts bin ich eine unvergleichliche Modeschöpferin. Ich entwerfe und nähe meine eigenen Kleider und verkaufe sie über die Plattform Etsy. Da das leider nicht genug Geld einbringt, um richtig davon zu leben, arbeite ich hier.

Meine Mutter war vor ihrem Tod Schneiderin, und zu meinen frühesten Erinnerungen an sie gehört, wie sie mir das Nähen beigebracht hat. Ich habe mir das Hobby bewahrt, und inzwischen flüchte ich damit aus dem Alltag. Es hat für mich etwas wunderbar Therapeutisches, mich in einem neuen Design zu verlieren. Darüber hinaus ist es eine der wenigen Möglichkeiten, wie ich mich meiner Mutter noch richtig nahe fühlen kann.

Als ich einen Blick auf die Uhr werfe und sehe, dass es fast eins ist, gehe ich rasch zur Toilette, um mir das Haar zu richten und das bisschen Make-up zu überprüfen, das ich heute Morgen aufgelegt habe. Ich betrachte mich im Spiegel und denke, ich hätte mir heute Morgen mehr Mühe gegeben, wenn ich gewusst hätte, dass ich jemandem wie Jay Fields begegnen würde.

Meine Freundin Michelle behauptet, dass meine Lippen wunderbar seien und ich versuchen sollte, meine besten Qualitäten zu betonen. Ihre genauen Worte lauteten »Blowjob-Lippen«, woraufhin ich rot geworden bin wie verrückt. Ich komme am besten mit Leuten klar, die das Gegenteil von mir selbst sind. Selbstbewusste Mädchen, die sich mit Männern und Sex so wohlfühlen wie Enten im Wasser. Sie paddeln durch den See ihrer Dates, ohne sich irgendwelche Gedanken zu machen. Michelle ist auch so jemand, und ich bewundere sie dafür. Es liegt ein gewisser Heldenmut darin, sich nicht darum zu scheren, was andere Leute denken, und sich einfach das zu nehmen, was man im Leben haben will.

Rasch bürste ich mein langes dunkelbraunes Haar und sorge dafür, dass es sich dicht an mein Gesicht schmiegt und die Narbe am Hals verbirgt. Ich trage meine Haare aus diesem Grund fast immer lang. Es sind nur ein paar silberne Linien, und doch bin ich mir ihrer ständig bewusst und hoffe, dass die Leute sie nicht bemerken.

An das Gesicht des Mannes, der mir mehr Narben zugefügt hat als sonst jemand in dieser Welt, kann ich mich kaum erinnern, aber trotzdem hasse ich ihn. Und ich hasse ihn noch mehr dafür, dass er meine Mutter getötet hat. Hass ist ein scheußliches Gefühl, deshalb achte ich darauf, mich davon nicht auffressen zu lassen.

Nachdem ich noch eine Lage Mascara aufgelegt habe, um meine hellblauen Augen zu betonen, nehme ich meine Handtasche und gehe zur Rezeption zurück. Als ich sehe, dass Jay an der Wand lehnt, die Arme lässig vor der Brust verschränkt, bleibe ich abrupt stehen. Ich hatte gar nicht gehört, dass jemand ins Büro gekommen ist, deshalb kriege ich kurz einen kleinen Schreck. Verdammt, er scheint auch noch über die Fähigkeiten eines Ninjas zu verfügen, super-lautloses Bewegen und all das.

Er sieht mich an, und ich weiß, dass es sicher nur eine einseitige Sache ist, aber wann immer sich unsere Blicke treffen, spüre ich tief in mir ein Feuer auflodern.

Was ist nur mit diesem Mann? Er sieht unglaublich attraktiv aus, ja, aber da ist noch etwas, und ich komme einfach nicht drauf.

Er lächelt mir zu, dabei blitzen seine Zähne auf, und dann höre ich, wie er mit den Schlüsseln in seiner Tasche klimpert. »Sind Sie bereit, Matilda?«, fragt er.

Ich hole tief Luft und nicke.

2

Als wir um die Ecke biegen, hinter der Jay geparkt hat, sehe ich als Erstes, dass er ein wirklich schönes Auto hat. Einen schwarzen Aston Martin V8. Eine von Dads Lieblings-TV-Serien ist Top Gear, und daher kann ich gar nicht verhindern, dass ich manchmal unbewusst nutzlose Details über Autos aufschnappe. Als Zweites fällt mir auf, dass er anscheinend seinen gesamten weltlichen Besitz auf dem Rücksitz verstaut hat.

Die Vorstellung, dass er gerade obdachlos ist und trotzdem in einem Auto herumfährt, das deutlich mehr als hunderttausend Euro wert ist, kommt mir irgendwie bizarr vor. Es ergibt einfach keinen Sinn. Jay öffnet mir die Tür, und ich rutsche auf den Beifahrersitz, genieße es, wie sich das Leder anfühlt. Eine Sekunde lang tue ich so, als wäre ich ein kesses Bond-Girl, das sich von seinem geliebten Spion in ein protziges Hotel fahren lässt, um dort mit ihm heißen, schwitzigen, leidenschaftlichen Sex zu haben.

»Also, wohin?«, fragt Jay, der inzwischen auf dem Fahrersitz Platz genommen hat und auf meine Anweisungen wartet. Ich habe mich offenbar ein bisschen in meiner Fantasie verloren.

»Oh, unser Haus liegt in Clontarf. Kennen Sie den Weg?«

»Ich weiß ungefähr die Richtung. Sie können mich weiterlotsen, wenn wir näher dran sind«, antwortet er und lächelt, ehe er losfährt.

Als er den Motor gestartet hat, ist das Radio angegangen, und fetzige Rockmusik dröhnt aus den Lautsprechern. Ich werfe einen Blick auf das Armaturenbrett, um zu sehen, welcher Sender läuft. Meine Nervosität drängt mich, die kurze Autofahrt mit einer Unterhaltung zu füllen.

»Oh, wie ich sehe, stehen Sie auf Phantom FM«, sage ich über die Musik hinweg. Der Satz klingt so nerdig wie nur was, aber es ist verdammt noch mal das Erste, was mir in den Sinn kommt.

Jay wirft mir einen kurzen Blick zu, dann sieht er aufs Armaturenbrett und dann wieder auf die Straße vor ihm. Seine Miene ist ausdruckslos, aber dann verziehen sich die Mundwinkel zu einem Lächeln. »Ja, ich schätze, das tue ich«, antwortet er schließlich, bevor er die Musik leiser dreht, damit wir uns besser unterhalten können. Oh nein, tu das nicht! »Sie spielen ganz gutes Zeug.«

»Dann sollten Sie mal Radio Nova hören. Die spielen auch ganz gutes Zeug.«

Jay kichert tief, und ich widerstehe dem Drang, mir die Hand an die Stirn zu klatschen. »Oh, ja? Was für gutes Zeug denn?«

»Hm, den üblichen Rock halt. Sie spielen viel Fleetwood Mac. Ich liebe Fleetwood Mac.«

Jay lacht jetzt noch mehr, und ich kann nicht erkennen, ob er über mich lacht oder mit mir. Dann schenkt er mir diesen warmen Blick, der mir sagt, dass es Letzteres ist. Und dann ist da wieder dieses Feuer. Ich wünschte wirklich, er würde damit aufhören, mich so anzusehen, aber ihn darum zu bitten wäre reichlich eigenartig.

»Wie kommt ein junges Ding wie Sie dazu, Fleetwood Mac zu hören? Sollten Sie nicht für Brandon Flowers oder so schwärmen?«, zieht er mich auf, und ich ärgere mich ein bisschen.

»Ich bin kein junges Ding. Ich bin dreiundzwanzig, nur zu Ihrer Information.«

Jay dreht den Kopf zu mir herum und mustert mich kurz. Seine Lippen verziehen sich, und mir wird klar, dass er mich nur auf den Arm genommen hat.

»Also Fleetwood Mac?«, hakt er nach.

Ich zucke mit der Schulter. »Weiß nicht. Mir gefällt einfach jedes ihrer Stücke – ganz zu schweigen davon, dass sie damals diese greifbare Angst verströmt haben. So viel Gefühl, verstehen Sie?«

»Ja, ich verstehe«, sagt Jay und richtet seine Aufmerksamkeit wieder auf die Straße. »Links oder rechts?«, fragt er mich, als wir uns einem Kreisverkehr nähern.

»Fahren Sie links raus, und bleiben Sie dann auf der Straße«, antworte ich. »Unser Haus ist nicht mehr weit weg. Wo wir übrigens gerade von unserem Haus sprechen, wieso um alles in der Welt wollen Sie ein Zimmer mieten, wenn Sie in einem solchen Auto durch die Gegend fahren? Leute, die einen Aston Martin fahren, können es sich für gewöhnlich leisten, ein Haus zu kaufen – mehrere, genau genommen.«

Jay sieht mich verschlagen an. »Wenn Sie wirklich die Wahrheit wissen wollen … ich habe dieses Auto bei einer Wette gewonnen.«

Ich hebe eine Augenbraue. »Muss ja eine tolle Wette gewesen sein.«

»War es auch. Irgendwie fand ich mich eines Abends mit ein paar Kerlen, die im Zirkus aufgetreten sind, beim Pokern wieder. Um es kurz zu machen, ich habe einen Aston Martin gewonnen, fünf Riesen, zwei Lamas und einen Elefanten. Mir war damals sehr großzügig zumute, deshalb habe ich ihnen die Lamas und den Elefanten gelassen. Ich meine, wer hat schon einen Hof, der groß genug für einen Elefanten ist?«

Mit leicht offen stehendem Mund starre ihn an. »Ist das wahr?«

Seine Hände krümmen sich um das Lenkrad. »Natürlich ist das wahr. Warum sollte ich lügen?«

Ich kann nicht anders, ich muss lachen. »Sie müssen ein sehr ereignisreiches Leben führen, Mr Fields.«

Statt einer Antwort lächelt er auf eine Weise, die mich denken lässt, dass ihm die Vorstellung gefällt. Als wir in die Einfahrt einbiegen, steigt Jay gleich aus, und bevor ich die Chance habe, es ebenfalls zu tun, ist er schon an meiner Seite und öffnet mir die Tür. Das gefällt mir.

Nachdem ich ausgestiegen bin, krame ich in meiner Tasche und suche den Schlüssel, aber als ich die Haustür erreiche, habe ich ihn immer noch nicht gefunden. Ich überlege scharf, versuche mich zu erinnern, ob ich ihn vielleicht am Morgen beim Verlassen des Hauses vergessen habe.

Ein kleines Klimpern erklingt an meinem Ohr, und als ich mich umdrehe, steht Jay hinter mir. Mein Schlüsselbund baumelt von seiner Hand, und in seinen Augen blitzt ein schamloses Lächeln. »Suchen Sie das hier?«, fragt er mit einem süffisanten Grinsen.

Ich starre ihn an, die Hände in die Hüften gestemmt, während eine Woge von Neugier durch mich hindurchgeht. »Okay, wie haben Sie das gemacht?«

Er gibt mir die Schlüssel zurück und fragt unschuldig: »Wie habe ich was gemacht?«

Ich kichere. »Sie würden einen großartigen Taschendieb abgeben, wissen Sie das?«

»Korrektur«, erwidert Jay. »Ich war ein großartiger Taschendieb.«

Wider Willen lache ich. »Sind Sie sicher, dass es eine gute Idee ist, so etwas einem zukünftigen Mitbewohner zu erzählen?«

»Normalerweise nicht, nein, aber Sie haben bereits beschlossen, mich zu mögen, und daran wird auch die Erkenntnis nichts ändern, dass ich ein Taschendieb war«, sagt er mit felsenfester Gewissheit, verlagert das Gewicht auf die Fersen und sieht mich von oben herab an. Ein teuflisches Lächeln liegt auf seinen Lippen.

Moment mal. Wie kann er das wissen? Selbst wenn es wahr wäre. Ich trete in den Flur, und er folgt mir dichtauf.

»Und wann sind Sie zu diesem Schluss gekommen?«, frage ich leise und verlegen.

»Wollen Sie das wirklich wissen?« Er grinst und beugt sich näher zu mir.

Ich starre ihn an, und mir bleibt schier das Herz stehen. Er sieht wirklich unfassbar gut aus, besonders aus dieser Nähe. Ich denke, dass ich womöglich ein ganzes Fass aufmache, wenn ich jetzt Ja sage, deshalb ziehe ich eine sichere Antwort vor. »Nein, wohl eher nicht.«

In seinen Augen funkelt der Schalk, und ich gehe rasch weiter auf die Treppe zu, die nach oben führt. »Das Zimmer ist hier oben«, rufe ich über die Schulter.

Ich bin schon halb oben, ehe mir auffällt, wie still es hinter mir ist, drehe mich um und schaue nach, ob er mir auch wirklich folgt. Bei dem, was ich sehe, bleibt mir schier das Herz stehen, denn der Blick dieser hypnotischen Augen ist unmissverständlich wie gebannt auf meinen Hintern gerichtet, und es sieht ganz so aus, als würde ihm der Anblick gefallen. Kribbeln breitet sich in meinem Brustkorb aus, als sein Blick zu mir hochwandert und sich seine Lippen zu einem süffisanten Grinsen verziehen. Oh Gott! Bevor er irgendetwas sagen kann, drehe ich mich um und renne förmlich die letzten Stufen hinauf.

Im leer stehenden Zimmer sieht sich Jay erst einmal um. Das bescheidene Mobiliar besteht nur aus einem Doppelbett aus Kiefernholz, einem dazu passenden Schrank und einer Kommode. Die Wände sind in Magnolienweiß gestrichen, und vor dem Fenster hängt ein schlichter cremefarbener Baumwollvorhang. Mit zufriedenem Gesicht verschwindet Jay im Bad. Gleich darauf taucht er wieder auf und erklärt: »Das Zimmer ist perfekt, Matilda. Wo muss ich unterschreiben?«

Ich stammele fast. »Oh, nun ja. Ich muss erst noch mit Dad sprechen. Wahrscheinlich hat er noch ein paar andere Interessenten, die er erst herumführen muss, bevor er sich entscheidet. Und ich vermute, dass er auch noch Erkundigungen über Sie einziehen wird.«

Jay lehnt sich mit dem Arm gegen den Türrahmen und mustert mich. »Hmm, lügt sie jetzt, oder sagt sie die Wahrheit? Ich denke, sie lügt. Sie wollen nicht, dass ich hier wohne, oder, Darlin’?«

»Ich lüge nicht«, behaupte ich und verschränke die Arme demonstrativ vor der Brust. »Ich kann Dad jetzt gleich anrufen, wenn Sie möchten. Dann kann er es Ihnen selbst sagen.« Ich schiebe meine Hand in meine Tasche, um mein Handy rauszuholen. Allerdings finde ich es nicht und gebe ein verstimmtes Geräusch von mir. Dann mustere ich ihn argwöhnisch. »Sie haben nicht zufällig mein Handy genauso an sich genommen wie meine Schlüssel, oder?«

In Jays Wangen werden zwei Grübchen sichtbar. »Ich würde Ihnen niemals Ihre Schlüssel wegnehmen, Matilda. Sie sind aus Ihrer Tasche gefallen, als Sie aus dem Auto gestiegen sind. Ich habe sie lediglich für Sie aufgehoben.«

Großartig. Das bedeutet, ich habe mein Handy verloren und muss vermutlich ein neues kaufen. Ich erinnere mich aber ganz sicher daran, wie ich es zwanzig Minuten vor der Mittagspause in die Tasche geschoben habe. Ist es mir irgendwo auf der Straße heruntergefallen?

Jay löst sich vom Türeingang und kommt ein paar Schritte auf mich zu, bleibt nur einen halben Meter vor mir stehen. Er neigt den Kopf leicht zur Seite und sieht mir dabei unverwandt in die Augen. Eine Sekunde, die sich wie Stunden anfühlt, vergeht, bevor er die Hand in seine eigene Tasche schiebt und ein iPhone herausholt. »Ich rufe Ihren Dad selbst an und lasse ihn wissen, dass ich interessiert bin.«

»Ja, tun Sie das«, antworte ich und gebe mir alle Mühe, fröhlich zu klingen.

Er ist einen Moment lang still, während er das Handy ans Ohr hält, dann sagt er: »Hugh? Ja, ich bin’s, Jay. Hören Sie … ich habe mir gerade das Zimmer angesehen, und es ist genau das, was ich suche.«

Er schweigt, während mein Dad mit ihm spricht. Ich gehe zum Fenster und schaue zu den Häusern auf der anderen Straßenseite hinüber, während ich spüre, wie ich eine Gänsehaut bekomme. Jay hatte recht, als er sagte, dass ich ihn mag, und ich weiß nicht einmal, warum das so ist, abgesehen von seinen offensichtlichen Reizen. Er hat etwas an sich, das mir sagt, dass er einer von den Guten ist, auch wenn das Wenige, was ich von ihm weiß, eher dagegenspricht. Und ja, die Vorstellung, dass wir unter demselben Dach leben, bringt meinen Magen heftig in Aufruhr.

»Sehr schön. Dann bis morgen, Hugh«, sagt Jay, legt auf und sieht mich wieder an. Sein Grinsen verrät, dass er diese Runde für sich verbucht. Aber mir war ja schon vorher klar, dass es ihm gelungen ist, Dad zu bezaubern. »Ihr alter Herr sagt, dass im Wohnzimmerschrank ein Formular für den Mietvertrag liegt. Er hat auch gesagt, dass ich unterschreiben soll und morgen einziehen kann. Er wird mich im Vertrauen aufnehmen und morgen die Überprüfung vornehmen.«

»Gut, dann hole ich die Papiere«, sage ich mit gepresster Stimme und gehe nach unten. Als ich an ihm vorbeigehe, greift er nach meinem Ellbogen und hält mich auf. Seine Finger fühlen sich auf meiner Haut warm an, entzünden ein Feuer direkt in meinen Adern.

»Ist das für Sie in Ordnung, Darlin’?«, fragt er. Jetzt klingt er richtig ernst.

Die Art und Weise, wie er mit seinem Akzent »Darlin’« sagt, bringt mich jedes Mal um. Bei ihm klingt es wie »Dahlin«. Gott! Blöde Hormone. Ich schlucke. »Es ist in Ordnung. Macht es Ihnen etwas aus, wenn wir noch ein paar Minuten hierbleiben? Ich habe ein Sandwich in der Tasche, das ich gern noch essen möchte.«

Ich bin stolz auf den raschen Themenwechsel. Er mustert mich noch eine Sekunde und lässt mich dann los. »Kein Problem. Nehmen Sie sich so viel Zeit, wie Sie brauchen.«

Zuerst besorge ich die Papiere, damit er unterschreiben kann. Er breitet sie auf der Anrichte in der Küche aus, liest das ganze Kleingedruckte. Ich sitze am Tisch, packe mein Sandwich mit Hähnchen und Zwiebeln aus und beiße hungrig hinein.

»Dieser Vertrag läuft über ein halbes Jahr«, sagt Jay. »Glauben Sie, Ihr alter Herr wäre vielleicht bereit, ihn auf zwölf Monate zu verlängern? Ich ziehe ungern um, wenn ich mich erst einmal irgendwo niedergelassen habe.«

»Ich weiß es nicht. Sie werden ihn selbst fragen müssen.«

Er nickt nachdenklich, richtet seine Aufmerksamkeit aber nicht sofort wieder auf den Vertrag. Stattdessen geht er zu den wenigen Bilderrahmen, die an der gegenüberliegenden Wand hängen. Er deutet auf ein Foto, auf dem ich mit meiner alten Katze Maggie im Schoß auf dem Sofa sitze. »Schöne Katze.«

»Das war sie wirklich«, sage ich kauend. »Sie ist letztes Jahr gestorben.«

»Das tut mir leid. Haben Sie eine andere?«

Ich schüttle den Kopf. »Niemand könnte Maggie je ersetzen. Sie war ein wahres Mysterium. Jeden Abend, wenn ich von der Arbeit gekommen bin, habe ich sie hinten im Garten gefunden, und immer hat sie nach Lavendel gerochen.«

»Oh, ja?«, fragt Jay und nimmt mir gegenüber am Tisch Platz. Er sieht mich interessiert an, also erzähle ich ihm die Geschichte.

»Ja. Ich habe es zu meiner geheimen Mission erklärt, herauszufinden, wieso sie immer danach roch. Bin ihr also gefolgt, wann immer ich morgens freihatte. Allerdings war sie zu schnell für mich, und ich habe sie jedes Mal verloren. Bis zu ihrem Tod habe ich nie herausgefunden, was dahintersteckte. Aber nachdem sie gestorben ist, kam eine alte Frau, die ein paar Häuser weiter wohnt, mit verweinten Augen zu uns. Sie hatte einen ganzen Haufen Fotos dabei, auf denen Maggie in und bei ihrem Haus zu sehen war. Die Frau roch nach Lavendel. Offensichtlich hat meine Katze ein Doppelleben geführt. Tagsüber war sie bei der alten Frau, und die Abende hat sie bei mir verbracht.«

»Klingt ganz so, als wäre Maggie eine ziemlich kluge Katze gewesen, Watson.«

Ich muss lachen. »Oh, das war sie ganz sicher!« Nach einer Pause frage ich: »Wieso haben Sie mich so genannt?«

»Sie wissen schon, wegen Ihrer detektivischen Arbeit. Watson und Holmes.«

Ich rümpfe die Nase. »Wieso kann ich nicht Holmes sein?«

Jay verschränkt die Arme vor der Brust und hebt eine Braue. »Weil nur ich Holmes sein darf.«

»Nun, er war ein ziemlicher Irrer«, stimme ich ihm neckend zu. Was soll denn das jetzt? Flirte ich etwa mit ihm? Jay sieht aus, als würde er ein breites Lächeln unterdrücken. Das reicht mir als Ermutigung zum Weiterreden. »Also, bin ich eine Lucy-Liu-Watson oder ein Martin-Freeman-Watson?«

Er beugt sich vor und stützt die Ellenbogen auf dem Tisch auf, und plötzlich sind unsere Gesichter sich ganz nah. »Was möchten Sie denn sein?«

»Äh, Martin Freeman natürlich. Dann wäre ich die allerbeste Freundin von Benedict Cumberbatch.«

»Aber wenn Sie Lucy Liu wären, könnten Sie die allerbeste Freundin von Jonny Lee Miller sein«, entgegnet Jay.

»Uh, nee, danke. Ich würde mir ständig sein Gejammer darüber anhören müssen, dass er seine Chance bei Angelina Jolie verpasst hat und das mehr bedauert als alle anderen Fehler in seinem Leben.«

Jay bricht in schallendes Gelächter aus. »Das war gut, Watson!«

Ich ignoriere sein Kompliment und frage: »Möchten Sie die andere Hälfte von meinem Sandwich?« In seiner Gegenwart ist mein Bauch zu vollgestopft mit Schmetterlingen, als dass ich allein das ganze Sandwich herunterbekäme.

»Her damit.«

Ich schiebe es ihm über den Tisch zu, und er verschlingt es mit nicht mal vier Bissen. Irgendetwas an ihm ruft ein Déjà-vu in mir hervor, während ich ihm beim Essen zusehe. Seltsam.

Jay unterzeichnet den Mietvertrag und sagt mir, dass er am Abend des nächsten Tages einzuziehen wird, vorausgesetzt, dass seine Referenzen uns zufriedenstellen.

»Darf ich Sie etwas fragen?«, frage ich verlegen, während er mich zum Büro zurückfährt.

»Schießen Sie los.«

»Ist David Murphy wirklich wegen dieser Prüfung gestorben, der Sie ihn unterzogen haben?«

Unwillkürlich schließen sich Jays Hände fester ums Lenkrad. Ohne mich anzusehen, antwortet er: »Was bin ich, Matilda?«

»Uh, ich weiß nicht …«

»Was ist mein Beruf?«

»Sie sind Illusionist.«

»Richtig, und was ist eine Illusion?«

Ich zögere einen Moment, ehe ich antworte: »Etwas, das es nicht wirklich gibt?«

»Genau. Was auch immer einige der Verrückten da draußen Ihnen einreden wollen – alles, was ich tue, ist ein Trick. Taschenspielertricks, Irreführung, Blendwerk. Ich zeige Leuten einen Tisch und lasse sie glauben, es wäre ein Stuhl. Aber am Ende ist es immer noch ein Tisch. David hätte in jener Nacht einen Herzanfall gehabt, auch wenn er nicht an meinem Stunt teilgenommen hätte.«

»Aber Una Harris behauptet in ihrem Artikel, dass Sie seiner Familie zwanzig Riesen gegeben haben.« Ich flüstere geradezu.

»Ja, das stimmt. David war nicht irgendein zufälliger Freiwilliger. Er war ein guter Freund von mir. Ich wollte einen Teil der Beerdigungskosten beitragen.«

»Oh.«

»Ja, oh«, erwiderte Jay, und dann herrscht lange Schweigen zwischen uns, bevor sich ein kleines Lächeln auf seine Lippen stiehlt. »Jetzt sind Sie ein bisschen betreten, was, Watson?«

Ich gebe mir Mühe, nicht zurückzulächeln. »Ein kleines bisschen.«

Er kichert leise. »Gut.«

Eine Minute später lässt er mich beim Büro aussteigen und fährt dann in seinem auffälligen Auto davon. Ich kann nicht glauben, dass dieser Mann schon am nächsten Tag offiziell im selben Haus wohnen wird wie ich.

Ein paar Leute sitzen in der Anmeldung und warten darauf, empfangen zu werden, und ich gehe eilig zu meinem Schreibtisch. Während ich Platz nehme und rasch die wartenden Klienten aufnehme, fällt mein Blick auf einen Gegenstand: Mitten auf einem Stapel von Schnellheftern, die sich auf dem Boden stapeln und darauf warten, eingeordnet zu werden, liegt mein Handy.

Und auf dem Display liegt mysteriöserweise eine Spielkarte. Die rot-weiße Herzsechs.

3

Am nächsten Abend kommen Dad und ich um halb sieben nach Hause; wie immer sind wir mit dem Bus gefahren. Wir haben zwar ein Auto, aber Dad hält es für nicht ökonomisch, mit dem Auto zum Büro zu fahren und hohe Parkgebühren zu zahlen, wenn wir auch problemlos den öffentlichen Nahverkehr nutzen können.

Jays Referenzen sind in Ordnung, und Dad hat ihn irgendwann im Laufe des Tages angerufen und ihm die frohe Botschaft mitgeteilt. Er ist allerdings noch nicht aufgetaucht, und es wäre eine Lüge, wenn ich behaupten würde, ich wäre darüber nicht erleichtert. Ich brauche ganz sicher etwas Zeit, um mich an die Vorstellung zu gewöhnen, dass er ab jetzt hier wohnen wird. Ich heize den Ofen vor, nachdem ich mich entschieden habe, zum Abendessen eine Lasagne zu machen. Dad sitzt am Tisch und kramt in seiner Aktentasche nach irgendwelchen Akten.

»Tu das weg«, schelte ich ihn milde. »Ich finde, du solltest heute Abend nicht arbeiten. Du hast es in letzter Zeit echt übertrieben.«

Dad lässt die halb herausgezogene Akte wieder in die Tasche zurückgleiten und reibt sich die Stirn. »Ich weiß, Liebes. Es ist in letzter Zeit nur so schwer, abzuschalten.«

»Was hältst du davon, wenn du zu diesem Leseclub gehst, von dem ich letzte Woche erzählt habe? Es klingt, als könnte es Spaß machen, und dann machst du endlich mal was, das nichts mit der Arbeit zu tun hat.«

»Ah ja, und was ist, wenn sie einen Roman lesen, der von einem Prozess handelt?«, entgegnet er, und ich seufze.

»Dad!«

»Okay. Ich werde in den Leseclub gehen, wenn es dich glücklich macht.«

»Schön. Das nächste Treffen ist kommenden Mittwoch.«

Dad lächelt mich jetzt an. »Es ist eigenartig, wie wir die Rollen vertauscht haben, nicht wahr? Ich erinnere mich noch an die Zeit, als ich es war, der auf dich aufgepasst hat. Jetzt bist du es, die auf mich aufpasst.«

Ich erwidere sein Lächeln voller Wärme. »Wir passen beide aufeinander auf, Dad. Immer.«

Er hat allerdings recht. Bis zu meinem einundzwanzigsten Lebensjahr hat Dad mich beschützt und nach Kräften dafür gesorgt, dass mir keine Gefahr drohte und ich in Sicherheit war. Als ich älter wurde, hat er mich sogar auf eine reine Mädchenschule geschickt, was einer der Gründe dafür sein könnte, dass ich, was Männer betrifft, ein bisschen hinterherhinke.

Wegen des frühen Verlusts von Mum hat sich Dad noch fester an mich geklammert, als Eltern es normalerweise tun.

Ich gehe rasch in mein Zimmer, um meine Arbeitsklamotten auszuziehen und in eine bequeme Yogahose und mein geliebtes T-Shirt mit dem Spruch Stick ’em with the pointy end aus Game of Thrones zu schlüpfen. Wenn Jay hier wohnen wird, kann ich ihn auch gleich mein wahres Ich sehen lassen. Ich werde mir sicher nicht die Mühe machen, so zu tun, als würde ich im Haus rund um die Uhr aufgebrezelt in schicken Klamotten herumlaufen. Besser, den Illusionisten von Anfang an zu desillusionieren.

Ich wasche mir das Make-up vom Gesicht und creme mir die Haut ein, dann nehme ich meine Kontaktlinsen heraus. Nachdem ich meine schwarz geränderte Ray-Ban-Brille aufgesetzt habe, binde ich mir das Haar zu einem Knoten zusammen. So. Das Outfit sagt eindeutig: Das bin ich. Friss oder stirb.

Als ich gerade die Lasagne in den Ofen schiebe und Dad es sich im Wohnzimmer vor dem Fernseher gemütlich gemacht hat, klopft es an der Tür. Nervös gehe ich hin, sehe Jays große Gestalt schon vom Flur aus durch das Milchglas. Ich hole tief Luft und mache auf.