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Südstaaten-Poker
Im Bluegrass Valley geht die Mannschaft der Skull-Ranch friedlich ihrer Arbeit nach, ohne zu ahnen, dass sechshundert Meilen weiter südöstlich ein Kampf auf Leben und Tod entbrannt ist. In Texas stehen viele Rancher auf verlorenem Posten. Finanzhaie und geldgierige Yankees bringen die Männer, die den Krieg verloren haben, um ihre Existenz. Angeblich herrscht seit langem Frieden in den Staaten, aber für die Rindermänner in Texas hat der wirkliche Krieg jetzt erst begonnen.
Ist es ein Zufall, dass sich John Morgan, der Boss der Skull, entschließt, mit Smoky und General Carrington nach Dallas zu reisen? Die drei Männer geraten mitten in heiße Kämpfe, die der Teufel anheizt...
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Seitenzahl: 139
Veröffentlichungsjahr: 2019
Cover
Impressum
Südstaaten-Poker
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: Faba/Norma
eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-8875-6
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Südstaaten-Poker
von Frank Callahan
Im Bluegrass Valley geht die Mannschaft der Skull-Ranch friedlich ihrer Arbeit nach, ohne zu ahnen, dass sechshundert Meilen weiter südöstlich ein Kampf auf Leben und Tod entbrannt ist.
In Texas stehen viele Rancher auf verlorenem Posten. Finanzhaie und geldgierige Yankees bringen die Männer um ihre Existenz, die den Krieg verloren haben. Angeblich herrscht seit langem Frieden in den Staaten, aber für die Rindermänner in Texas hat der wirkliche Krieg jetzt erst begonnen. Ist es ein Zufall, dass sich John Morgan, der Boss der Skull, entschließt, mit Smoky und General Carrington nach Dallas zu reisen? Die drei Männer geraten mitten in heiße Kämpfe, die der Teufel anheizt …
»Ich werde diese Höllenhunde wie Hasen abschießen«, stößt Ken Budwell hervor. Das Gesicht des älteren Mannes wirkt verkniffen. Zorn funkelt in seinen leicht schrägliegenden Augen.
Er starrt auf seine Frau, die mit blassem Gesicht gegen die Wand lehnt und ihren Mann ängstlich anblickt.
»Tu es nicht, Ken«, sagt sie mit bebender Stimme. »Die Steuereinnehmer der Union kennen keine Gnade. Die bringen dich um, oder werfen dich ins Jail. Was soll dann aus mir und deinen vier Söhnen werden?«
Ken Budwell fährt sich erregt durch seinen struppigen Bart, der Kinn und Wangen bedeckt. Langsam senkt er die Winchester.
»Wenn ich die Steuern bezahle, Judith«, sagt er leise, »sind wir am Ende. Ich kann dann nicht mehr den Kredit an die Bank zurückzahlen. Und was das bedeutet, weißt du: Sie werden unsere kleine Ranch versteigern, und irgendein verdammter Yankee wird sie für ein paar lausige Dollars aufkaufen. Zehn Jahre harter Arbeit sind dann vergeblich gewesen.«
Ken Budwell schweigt.
Wieder funkelt dieser heiße Zorn in seinen Augen.
»Texas hat leider den Krieg verloren«, sagt Judith tonlos. »Und die Sieger können machen, was sie wollen. Was heißt heute noch Gesetz und Recht? Texas ist arm. Ein Dollar ist so groß wie ein Wagenrad, und die Rinder, die sich während des Krieges wie die Kaninchen vermehrt haben, sind nicht einmal ihr Fell wert.«
Er nickt.
Seine Hand schraubt sich so fest um den Schaft des Gewehres, dass die Knöchel weiß schimmern.
»Uns Rancher und Farmer tritt man in den Dreck«, sagt er schweratmend. »Diese verdammten Yankees aus dem Norden kaufen alles auf, was sie bekommen können. Unser Land blutet aus. Und dieses raue Spiel mache ich nicht länger mit.«
Judith tritt zu ihrem Mann und legt ihm ihre abgearbeitete Hand auf den Arm. Sie blickt ihn forschend an.
Judith Budwell muss vor Jahren einmal eine schöne Frau gewesen sein, doch nun wirkt sie verblüht, verbraucht und fast am Ende ihrer Kräfte.
»Sei doch vernünftig, Ken«, sagt sie bittend. »Es geht fast jedem im Süden so. Hier in Texas ist es allerdings besonders schlimm. Wenn du auf den Steuereinnehmer schießt, der in Begleitung eines Sheriff-Deputies kommt, dann machst du dich und uns unglücklich. Wir werden es auch so schaffen. Wir haben es bisher immer geschafft. Bitte höre auf mich, Ken Budwell. Bestimmt bekommst du den Kredit auf der Bank in Dallas verlängert.«
Ken schüttelt resigniert den Kopf. »Die Bank wurde auch von einem Yankee geschluckt. Die Kerle sitzen wie Spinnen in ihrem Netz und lauern nur darauf, zuschlagen zu können. Wir haben keine Chancen mehr.«
Judith fährt ihm mit einer zärtlichen Geste über das gerötete Gesicht. Dann nimmt sie ihrem Mann das Gewehr aus der Hand und lehnt es gegen einen Stuhl.
Hufschlag klingt auf, nähert sich rasch und verstummt abrupt, als die beiden Reiter den Hof der kleinen Ranch erreichen. Träge senkt sich aufgewirbelter Staub zu Boden.
Zwei Männer springen aus den Sätteln.
Einer trägt einen Sheriffstern auf der Hemdbrust. Sein Name ist Slim Hunter. Ein noch junger Mann, doch er trägt seinen Revolver auf eine unmissverständliche Art.
Seine blaugrauen Augen richten sich auf den Begleiter, einen kleineren Mann, der ihm nur bis zur Brust reicht.
Und dieser Mann ist ganz in Schwarz gekleidet und erinnert an einen Totengräber. Er hat ein Raubvogelgesicht mit tiefliegenden Augen und einer großen Nase, die wie ein Hackschnabel aus seinem Gesicht hervorsteht.
Der Kleine reibt sich die Hände und nickt dem Sternträger grinsend zu.
»Dann wollen wir mal, Sheriff. Von diesem Budwell bekomme ich zweitausend Dollar und dreiundzwanzig Cent. Aber ich schätze, dass wir diesen Ritt umsonst gemacht haben.«
Der junge Deputy grinst lässig. »Haben Sie schon wieder Sorge, dass Sie verprügelt werden, Rider?«, fragt er. »Yeah, Budwell ist ein alter Hitzkopf, aber ich werde mit ihm fertig! Verlassen Sie sich drauf.«
Der Small-Rancher taucht in der Tür auf.
Hart und verkniffen wirkt sein Gesicht. Seine Hände sind zu Fäusten geballt.
»Es ist mal wieder soweit, Mister Budwell«, klingt die keifende Stimme des Steuereinnehmers auf. »Und diesmal müssen Sie zahlen, sonst wird die Ranch versteigert. Na, wie sieht’s aus?«
Ken Budwells Gesicht verzieht sich vor Widerwillen, als er den kleinen Mann anblickt.
»Verdammt«, knurrt er. »Am liebsten würde ich einen Burschen wie dich ungespitzt in den Boden schlagen.«
George Rider fährt zusammen und weicht unwillkürlich einige Yards zurück. Sein hilfesuchender Blick bleibt auf Deputy Slim Hunter hängen, der sich nun in die Brust wirft und den Rancher mit kalten Blicken mustert.
Eine gefährliche Stimmung liegt plötzlich über dem Hof der kleinen Ranch.
»Das will ich nicht gehört haben, Mister Budwell«, sagt der Deputy-Sheriff heiser. »Los, Mann! Können Sie zahlen oder nicht? Wir haben keine Zeit zu verlieren, wir möchten vor Anbruch der Nacht noch Dallas erreichen.«
Ken Budwell schluckt mehrmals, ehe er langsam nickt.
»Okay, ich werde zahlen. Zweitausend Dollar und dreiundzwanzig Cent. Ich möchte jedoch eine Quittung haben. Ist das klar, Mister Steuereintreiber?«
George Riders Gesicht nimmt die Farbe einer überreifen Tomate an.
Sein fassungsloser Blick trifft den Rancher. Mit dieser Antwort hat er nicht gerechnet.
Verdammt, denkt er. Der Kerl will wirklich zahlen. Nun geht mir meine schöne Provision durch die Lappen. O verdammt.
Der Steuerbeamte nickt widerwillig. »Gut, Mister Budwell. Sehr gut, schon in ihrem eigenen Interesse. Los, holen Sie die Bucks. Natürlich bekommen Sie von mir eine Quittung. Oder haben Sie etwas anderes gedacht?«
Ein falsches Lächeln legt sich um seine Mundwinkel. Dann zieht er einen Quittungsblock hervor und beginnt zu schreiben.
Budwell verschwindet im Haus und kommt nach wenigen Minuten wieder.
Mit unbewegtem Gesicht reicht er dem Sheriff das Geld, der es nachzuzählen beginnt.
»Es stimmt«, sagt Slim Hunter. »Es stimmt, bis auf die dreiundzwanzig Cent.«
Budwell grinst bitter und sucht in seiner abgewetzten Jacke nach den Münzen.
Dann erhält er die Quittung und steckt sie sorgfältig ein.
»Und nun ab mit euch«, stößt er hart hervor. »Verschwindet und lasst euch so schnell nicht mehr sehen.«
»Nur mit der Ruhe, Mister Budwell«, sagt George Rider und grinst über sein tückisch verzogenes Gesicht. »Ich schätze, dass wir uns trotzdem bald wieder sehen werden. Und ich habe mich bisher selten getäuscht.«
Sein bösartiges Lächeln verstärkt sich.
Und der Rancher muss alle Kraft zusammennehmen, um diesem Burschen nicht seine Faust ins Gesicht zu wuchten.
Es hat den Anschein, als warte Rider auf eine unüberlegte Handlung des Ranchers.
Doch Ken Budwell tut dem Burschen nicht den Gefallen. Er wendet sich ab, spuckt aus und verschwindet im Haus. Dumpf knallt die Tür ins Schloss.
»Reiten wir«, meint der Deputy-Sheriff. »Cal Brown erwartet uns bereits. Und ich bin sicher, dass dieser kleine Wicht nicht bezahlen kann.«
George Rider nickt zufrieden.
Es gibt noch eine Menge Rancher und Farmer, die er das Fürchten lehren wird.
Sie schwingen sich auf ihre Pferde und jagen davon. Zurück bleibt eine riesige Staubwolke, die langsam zu Boden sinkt.
Die Dämmerung senkt sich über das Land. Die dunklen Schatten der Nacht besiegen den Tag.
Der Duft von blühendem Salbei liegt in der Luft. Ein paar Vögel erheben sich mit protestierendem Gekrächz, als sich zwei Reiter einer kleinen Waldinsel nähern.
George Rider grinst zufrieden.
Bei zwei Ranchern hat er die Steuern einkassieren können. Fünf andere konnten nicht zahlen. Ihre Ranches werden in den nächsten Wochen unter den Hammer kommen. Und darauf warten schon ein paar gutbetuchte Gentlemen, die billig zu Grund und Boden kommen wollen.
Der Steuereinzieher fährt sich über die Stirn und wischt ein paar Schweißtropfen weg. Er will gerade in seine Tasche greifen, um eine Zigarre hervorzuholen, als er plötzlich im Sattel erstarrt.
Mit bleichem Gesicht starrt er auf fünf Männer, die plötzlich vor ihnen stehen, wie aus dem Boden gewachsen.
Ihre Köpfe sind von Kapuzen verhüllt, die bis auf die Schultern reichen. Aus den Sehschlitzen funkeln hart blickende Augenpaare.
Slim Hunter, der Deputy-Sheriff, will zum Revolver greifen, doch mitten in dieser Reflexbewegung gewinnt sein Verstand wieder Oberhand.
Er lässt den Revolverkolben los, als wäre dieser glühend heiß geworden.
Die beiden Männer starren in die Mündungen von fünf Colts und wissen, dass sie nicht den Hauch einer Chance haben.
»Streckt schon eure schmutzigen Pfoten zum Himmel«, knarrt eine staubtrockene Stimme. »Los, ein bisschen plötzlich, denn sonst bekommt ihr mehr Blei als euch gut tut.«
Die Arme gehen in Schulterhöhe. »Okay, Jungs. Dies ist ein Überfall, wie ihr bestimmt schon bemerkt habt. Wir werden euch ein wenig erleichtern, dann könnt ihr weiterreiten.«
Slim Hunters Gesicht bekommt langsam wieder Farbe. Um seine Mundwinkel zuckt es nervös. George Rider flucht wie ein altgedienter Postkutschenfahrer.
Er denkt an die fünftausend Dollar in seinen Satteltaschen. Voller Wut blickt er auf die Kapuzenmänner.
Zwei von ihnen treten näher und durchwühlen die Satteltaschen. Sie nehmen die beiden Männer aus bis auf den letzten Cent.
»Das werdet ihr büßen«, keucht der Steuereinzieher. »Ihr legt euch mit der Regierung an, Jungs. Das wird böse Folgen haben. Im Augenblick habt ihr gewonnen, doch bestimmt kreuzt bald ein US-Marshal auf. Dann werdet ihr baumeln.«
Seine Worte verklingen.
»Soll ich ihm etwas auf sein vorlautes Maul geben?«, fragt einer der maskierten Männer. »Eigentlich sollten wir euch verdammten Blutsauger einfach umlegen. Aber andere würden kommen, und es änderte sich nichts. Also, was soll’s. Verschwindet, ihr verdammten Bastarde.«
Die fünf Kapuzenmänner treten zur Seite. Noch immer sind ihre Revolver auf die beiden Männer gerichtet, die nun langsam ihre Hände herunternehmen und nach den Zügeln greifen.
Dann reiten sie davon, geben einige Yards weiter den Pferden die Sporen, dass die Tiere aufwiehernd davonjagen und bald in der Dunkelheit verschwunden sind.
Die fünf Maskierten huschen zwischen die Büsche und holen ihre Pferde hervor. Gleich darauf jagen sie durch die Nacht. Auf einem Hügel zügeln sie ihre Pferde und stellen fest, dass sie nicht verfolgt werden.
Dann trennen sich die Männer und reiten in alle Himmelsrichtungen.
Ken Budwell löscht gerade das Licht im Ranchhaus, als er Hufschlag vernimmt, der sich rasch nähert. Er nickt seiner Frau beruhigend zu, die mit den vier Kindern am Küchentisch sitzt.
»Wer kann das noch zu dieser späten Stunde sein?«, murmelt der Rancher. Er nimmt sein Gewehr und schleicht zur Tür hinaus, stellt sich in den dunklen Winkel neben dem Stallanbau.
Der Reiter kommt vorsichtig näher und springt aus dem Sattel. Ken Budwell hebt die Winchester, als er erkennt, dass der Mann eine schwarze Kapuze über den Kopf gestreift hat.
»Hallo, Mister Budwell«, ruft der Fremde. »Los, kommen Sie heraus aus ihrem Versteck. Ich habe mit Ihnen zu reden. Sie können unbesorgt sein, denn ich bringe Ihnen eine gute Nachricht.«
Der Rancher zögert, doch dann löst er sich aus dem Schatten des Vorbaus und tritt mit schussbereitem Gewehr dem maskierten Mann entgegen.
»He, was wollen Sie? Wer sind Sie überhaupt?«, fragt Ken, der sich nicht wohl in seiner Haut fühlt.
Der Fremde scheint unter seiner Maske zu lächeln.
»Noch nichts von uns gehört?«, fragt er dann.
»Haben Sie wirklich noch nichts von den Kapuzenreitern gehört, die den Steuereintreibern schon mehr als einmal das Geld wieder abgenommen haben?«
Ken Budwell nickt plötzlich. Ein breites Grinsen legt sich auf sein müdes Gesicht.
»Yeah, davon habe ich schon gehört, doch niemals geglaubt, dass es euch Jungs wirklich gibt. Habe alles für Lügengeschichten gehalten.«
»Wie hoch ist die nächste Bankrate, die Sie zu bezahlen haben, Mister Budwell?«, fragt der Maskierte.
»Zweihundert Dollar, und das Geld ist in vierzehn Tagen fällig. Ich besitze keinen lausigen Cent mehr, denn ich musste heute Mittag meine Steuern bezahlen. Ich bin pleite. Bestimmt wird die Bank meine Ranch dann versteigern lassen, oder sie selbst übernehmen.«
Der Kapuzenmann greift unter den Umhang, der den ganzen Oberkörper verhüllt, und holt dann eine Handvoll Dollarnoten hervor.
»Hier sind zweihundert Dollar, mein Freund. Damit bezahlen Sie die Rate des Kredits. Und in vier Wochen erhalten Sie erneut zweihundert Dollar von uns.«
Ken Budwell staunt.
»Heben Sie nur ihre Quittung gut auf, Mister Budwell, damit die Kerle nicht noch mal auf die Idee kommen, bei Ihnen zu kassieren.«
Dem Rancher wird nun einiges klar. »Sie haben dem Steuereinnehmer die Bucks wieder abgenommen und teilen sie nun wieder aus«, sagte er grinsend. »Heiliger Rauch, das wird den Yankees aber nicht schmecken!«
Der Kapuzenmann nickt.
»Die werden an ihrem Grimm noch ersticken. Wir kümmern uns ab sofort um alles. Diesen Hundesöhnen wird keine Farm und keine Ranch mehr billig in den Rachen geworfen. Bezahlen Sie ihre Raten wie immer. Zu niemandem ein Wort, woher Sie das Geld haben!«
Ken kommt aus dem Staunen nicht heraus.
Er kann es überhaupt nicht fassen. Eine große Last ist plötzlich von seinen Schultern genommen.
»Danke«, murmelt er. »Vielen Dank, Mister. Ich werde es euch nicht vergessen. Und solltet ihr einmal Hilfe brauchen, dann findet ihr hier immer eine offene Tür.«
Der Kapuzenmann nickt, wendet sein Pferd und reitet davon. Bald verklingt das Getrappel in der Nacht.
Der Small-Rancher blickt auf die Geldscheine in seiner Faust, schüttelt den Kopf, als könne er dies alles überhaupt nicht begreifen und geht dann ins Haus, um seiner Frau alles zu berichten.
»Schon wieder Bohnen«, sagt Brazos, der bullige Cowboy und Schmied der Skull-Ranch. »Verdammt noch mal, Doc Smoky. Mir kommt das Zeug bald schon aus den Ohren heraus. Erst gestern gab es Bohnen. Vorgestern auch und …«
»… morgen wird es auch Bohnen geben, du Fresssack«, grinst der Oldtimer. »Was kann ich denn dafür, dass unser Vorratswagen noch nicht aus Golden City zurück ist? Heh, du wildgewordener Bulle, was kann ich dafür?«
Der Koch der Skull-Ranch grinst und bindet sich die Schürze ab. Dann greift er nach seinem riesigen Lederhut und stülpt ihn auf den Kopf.
Sein verwegenes Piratengesicht wird ernst.
»Vielleicht solltest du dir Shorty nehmen und unserem Chuckwagen entgegenreiten. Na, ist das kein vernünftiger Vorschlag? Ich werde gleich mit dem Boss darüber sprechen.«
Brazos nickt und kaut lustlos an den Bohnen herum.
Doc Smoky stiefelt zum Ranchhaus hinüber. Auf der Veranda erkennt er John Morgan, General Norman Carrington und Leroy Spade, die es sich dort gemütlich gemacht haben und eifrig diskutieren.
Doc Smoky tritt näher und räuspert sich.
»Was willst du denn, du alter Pötteschwenker?«, fragt Leroy Spade, der ehemalige Scout und Raubtierjäger.
John Morgan blickt zu seinem Ranchkoch hinüber, der auf die noch fast volle Whiskyflasche schielt, die auf dem kleinen Tisch steht und den Oldtimer anlacht.
»Bedien dich nur, Smoky«, lächelt John Morgan. »Gut, dass du da bist. Einige Leute der Crew und ich haben eine Beschwerde. Ist es nicht möglich, dass es einmal etwas anderes gibt als Bohnen?«
General Carrington und Leroy Spade nicken.
Doc Smoky lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Er nimmt erst einen langen Schluck aus dem Whiskyglas, das er sich bis zum Rande gefüllt hat.
»Yeah, Boss, genau wegen der Bohnen bin ich gekommen. Der Chuckwagen ist seit einem Tag überfällig. Könnten Sie nicht Brazos und Shorty damit beauftragen, einmal nachzusehen? Sonst gibt es morgen auch wieder Bohnen.«
Die drei Männer schütteln sich.
Der Boss der Skull-Ranch nickt. »Wenn du deinen Whisky getrunken hast, schicke die Jungs auf den Weg. Und noch etwas, Smoky.«
John Morgan wirft Carrington einen kurzen Blick zu. Der ehemalige Nordstaaten-General, der erst vor kurzer Zeit seinen Abschied genommen und auf der Skull-Ranch ein neues Zuhause gefunden hat, nickt kurz.
»Der General und ich reisen morgen nach Dallas. Dort ist ein Treffen ehemaliger Kriegsteilnehmer-Offiziere, die sich dafür einsetzen wollen, dass es mit Texas wieder aufwärtsgeht. Dort herrscht noch bittere Armut. Du könntest mitkommen. Ich habe gern jemanden dabei, der mir den Rücken deckt.«
Doc Smoky grinst und nickt.
»Okay, Boss, ich mache mit. Vielleicht bekommen wir in Dallas etwas anderes zu essen als nur Bohnen.«
Die Männer stimmen in sein Gelächter mit ein. Doc Smoky zieht sich lachend zurück.
Der Ranchboss wendet sich an den ehemaligen General.
»Sie wollen also auch mitkommen, Norman? Eigentlich stehen Sie auf der falschen Seite. An dem Treffen nehmen nur Offiziere der geschlagenen konföderierten Armee teil.«