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Die Schatten der Nacht senken sich über das Bluegrass Valley. Shorty und Brazos, die Cowboys von der Skull-Ranch, wachen bei einer kleinen Rinderherde. Der Schrei eines Käuzchens durchdringt die Stille. Die Männer kämpfen gegen ihre Müdigkeit an. Vor einigen Tagen sind einige Rinder zerschmettert in einer Felsschlucht gefunden worden.
Plötzlich wird Brazos hellwach. Eine seltsame Unruhe hat die Herde erfasst. Nervös rotten sich die Tiere zusammen. Brazos ergreift sein Winchestergewehr. Für einen Moment erkennt der hünenhafte Mann ein paar schwarze Schemen zwischen den Dornbüschen. - Wölfe!
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Veröffentlichungsjahr: 2020
Cover
Impressum
Auf verlorenem Posten
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: Faba/Bassols
eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-9340-8
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Auf verlorenem Posten
von Frank Callahan
Die Schatten der Nacht senken sich über das Bluegrass Valley. Shorty und Brazos, die Cowboys von der Skull-Ranch, wachen bei einer kleinen Rinderherde. Der Schrei eines Käuzchens durchdringt die Stille. Die Männer kämpfen gegen ihre Müdigkeit an. Vor einigen Tagen sind einige Rinder zerschmettert in einer Felsschlucht gefunden worden.
Plötzlich wird Brazos hellwach. Eine seltsame Unruhe hat die Herde erfasst. Nervös rotten sich die Tiere zusammen. Brazos ergreift sein Winchestergewehr. Für einen Moment erkennt der hünenhafte Mann ein paar schwarze Schemen zwischen den Dornbüschen. Wölfe!
In diesem Moment erkennt er den Wolf, der nur wenige Yards entfernt am Boden kauert. Seine Augen funkeln wie zwei kleine Lichter in der Dunkelheit. Ein drohendes Knurren kommt zwischen den Lefzen hervor. Gefährlich funkeln die spitzen Zähne des Lobos.
Brazos erstarrt für wenige Sekunden, dann reißt er sein Gewehr hoch.
Der Schuss bricht sich an den Talhängen, klingt als Echo zurück. Brazos will nochmals feuern, doch von dem riesigen Wolf ist nichts mehr zu sehen.
Es sieht geradeso aus, als wäre der Lobo vom Erdboden verschluckt worden.
Shorty taucht hinter Brazos auf. Kriegerisch schwingt er sein Gewehr. Atemlos starrt er seinen Freund an, der nun die Winchester senkt und kopfschüttelnd zu der Stelle hinüberblickt, wo er den Wolf gesehen hat.
»Kümmere dich um die Rinder, Shorty«, murmelt Brazos. »Sieh zu, dass diese gehörnten Teufel sich nicht auf und davon machen, sonst haben wir morgen den ganzen Tag Arbeit.«
Shorty nickt verstehend, schwingt sich in den Sattel und reitet zur Herde hinüber.
Die Rinder haben sich fast alle erhoben. Die Schussdetonation hat die Tiere erschreckt. Und nun wittern sie auch noch den Wolfsgeruch.
Ein paar Stiere wollen ausbrechen, doch der kleine Shorty versteht sein Handwerk. Er beruhigt die erregten Tiere, umreitet die Herde und spricht beruhigend auf die Kühe und Stiere ein, die längst an die Stimme des kleinen Cowboys gewöhnt sind.
Brazos ist inzwischen zu der Stelle hinübergegangen, wo er den Wolf gesehen hat.
Und er findet Spuren des Tieres.
»Heiliger Rauch«, murmelt Brazos. »Ich habe wirklich schon geglaubt, dass ich eine Fata Morena… äh … dass ich mich getäuscht habe.«
Er reitet zu Shorty hinüber, der ihn erwartungsvoll anblickt.
»Na, du alter Penner«, grollt Brazos Stimme. »Beinahe hätte dich der Lobo aufgefressen. Der war nur noch wenige Schritte von dir entfernt. Danke deinem Schöpfer, dass ich gerade noch zur rechten Zeit gekommen bin.«
Shorty erschrickt, dann kneift er ein Auge zusammen und blinzelt wie ein Uhu.
»Willst du mich auf den Arm nehmen, Dicker? Oder hast du wirklich einen Lobo gesehen?«
»Du kannst dir nachher die Spuren ansehen, Shorty. Dieser kapitale Bursche hätte dich fortgeschleppt. Darauf kannst du dich verlassen. Ich habe noch niemals solch einen prächtigen Bergwolf gesehen.«
Brazos beschreibt den Schwarzwolf, und natürlich übertreibt er ein klein wenig.
»Wir müssen morgen sofort John Morgan Meldung machen«, sagt Brazos dann noch. »Bisher haben wir noch nicht allzu viel Rinder verloren, doch dies kann sich schnell ändern.«
Brazos und Shorty nicken sich zu.
Sie machen die ganze Nacht kein Auge zu und kümmern sich um die Herde. Von dem prächtigen Lobo ist jedoch nichts mehr zu sehen.
»Komm mal her, mein Kleiner!«, ruft Doc Smoky mit lockender Stimme. »Komm schon her, General. Ich werde auch nicht zu fest zuschlagen mit meinem Kochlöffel. Doch du musst einsehen, dass ich nicht zulassen kann, dass du nun auch noch meinen letzten heilen Socken ruiniert hast.«
Der Ranchkoch verbirgt seine Hand auf dem Rücken, in der er einen mächtigen Kochlöffel hält. Und er starrt lauernd auf den Schäferhund, der auf den Namen General Lee hört und eine Art Maskottchen der Skull-Ranch ist.
Und zwischen Doc Smoky und dem Hund besteht so eine Art Hassliebe. Gerade Doc Smoky ist oft das Opfer von General Lees Streichen und Abenteuern.
Doc Smoky schleicht näher. Auf seinem verwegenen Piratengesicht liegt die Andeutung eines Lächelns.
Doch. General Lee lässt sich nicht täuschen. Er kennt Doc Smoky genau und hat überhaupt keine Lust, sich mit diesem komischen Stecken, den der alte Bursche da in der Hand hält, verprügeln zu lassen.
Er kriecht auf allen Vieren langsam rückwärts, wahrend er den Oldtimer nicht aus den Augen lässt.
»Nicht abhauen, General«, bittet Doc Smoky. »Du weißt doch, dass ich nicht mehr so schnell auf den Beinen bin wie früher. Bleib schon sitzen, ich schlage wirklich auch nicht zu fest zu. Ich verspreche es dir.«
General Lee wedelt mit dem Schwanz, bellt herausfordernd und setzt seinen Rückzug fort, als sich der Koch der Skull-Ranch noch näher heranschiebt.
Da explodiert Smoky.
Er läuft los, will dem Schäferhund hinterher, der dies jedoch als Spiel auffasst.
Er kommt Doc Smoky entgegen.
Und dann wälzen sich die beiden auf Boden. Schließlich liegt Smoky am Boden, erinnert an einen großen Käfer, dem es nicht mehr gelingt, auf die Beine zu kommen.
Und General Lee steht halb über den Ranchkoch gebeugt und leckt ihm mit seiner feuchten Zunge übers Gesicht. Und Doc Smoky muss dies erst einmal verdauen.
Sein Grimm schmilzt dahin, wie ein Stück Butter unter den Strahlen der ersten Frühlingssonne.
»Schon gut, mein Kleiner«, sagt er schließlich versöhnlich und richtet seinen Oberkörper auf. Er krault dem Schäferhund das Fell, der aufgeregt hechelt.
»Was ist denn hier los, Smoky?«, klingt eine fragende Stimme auf. Sie gehört John Morgan, dem Boss der Skull-Ranch, der kopfschüttelnd auf den Oldtimer blickt, der sich in diesem Moment verdattert erhebt.
»Eigentlich nichts Besonderes, Boss«, sagt der Oldtimer und wischt seine Hände an der Küchenschürze ab. »General Lee und ich haben ein wenig gerauft.«
Doc Smoky bekommt einen roten Kopf, als er den forschenden Blick des Ranchbosses bemerkt.
»Hast du Leroy gesehen?«, fragt John Morgan dann.
»Spade ist vor ungefähr einer Viertelstunde zum See hinübergeritten«, sagt Smoky. »Bestimmt angelt er wieder einmal. Doch diesmal verlasse ich mich nicht darauf, dass er mir genügend Fische mitbringt. Vor acht Tagen habe ich ziemlich alt ausgesehen, als ich dann nichts auf den Mittagtisch bringen konnte.«
John Morgan schmunzelt und verlässt den Küchenraum.
Die Strahlen der aufgehenden Sonne blenden den Boss der Skull-Ranch. Der blaue Himmel wölbt sich wie ein riesiger Baldachin über dem wunderschönen Tal.
Ungefähr vierhundert Yards von den Ranchgebäuden entfernt befindet sich ein kleiner See, der Johns Ziel ist. Wildgänse fliegen auf. Ein paar Enten ziehen ihre Bahnen auf dem klaren Wasser.
Das Ufer ist mit Büschen, Schilf und Bäumen eingesäumt. Ein paar Frösche quaken.
Es tut John Morgan gut, so dahinzuschlendern. Er lächelt, als er Leroy Spade erkennt, den Scout und Raubtierjäger, der dort am Ufer hockt und eine Angel ausgeworfen hat.
Der hagere Mann mit den scharfgeschnittenen, beinahe indianisch wirkenden Gesichtszügen, blickt seinem Freund lächelnd entgegen.
Sie sind sich in vielen Dingen sehr ähnlich, diese beiden Männer.
»Na, beißen die Fische?«, fragt John und kauert sich neben dem Scout nieder.
Leroy verzieht sein braungebranntes, an gegerbtes Leder erinnerndes Gesicht zu einer Grimasse.
»Die wollen wohl nicht so wie ich, John. Und diesmal weiß ich beim besten Willen nicht, wie ich mich bei Doc Smoky herausreden soll. Der Alte hat schon vor acht Tagen kräftig geflucht, als ich ohne einen einzigen Fisch angetanzt bin.«
Sie grinsen sich an, dann wird John Morgans Gesicht ernst. Hart und eckig wirkt sein Kinn.
John Morgan räuspert sich.
Sein fester Blick richtet sich auf den Scout und Raubtierjäger, der ihn vor vielen Monaten hier in dieses wunderschöne Blaugrastal führte und der die Rocky Mountains wie seine Hosentasche kennt.
»Doch ich habe ein ganz anderes Problem, das uns alle und vor allem die Skull-Ranch betrifft. Ein starkes Rudel Wölfe ist hier im Tal aufgetaucht. Es verschont unsere Herden nicht und hat sogar schon unsere Cowboys angegriffen.«
Leroy Spade nickt.
»Ich habe auch schon davon gehört, als ich in Golden City gewesen bin. Diese blutgierigen Lobos haben auch bereits Menschen angefallen. Es gab Tote unter den Goldgräbern. Und nun sind diese Bestien hier im Bluegrass Valley aufgetaucht.«
Der Boss der Skull-Ranch nickt.
»Kümmerst du dich um die Wölfe?«, fragt Morgan dann. »Schieß sie ab, Leroy, ehe sie noch mehr Schaden anrichten. Wir können es uns nicht erlauben, auch nur ein einziges Kalb oder eine einzige tragende Kuh zu verlieren.«
»Mach ich, John. Ich reite eine Stunde vor Sonnenuntergang los. Einverstanden?«
John Morgan erhebt sich zufrieden lächelnd. Dann deutet er auf den Schwimmer der Angel, der in diesem Moment kräftig zu zucken beginnt.
»Da hat einer angebissen, Leroy. Ich schätze, dass du Doc Smoky heute nicht enttäuschen wirst!«
Die Dämmerung legt ihre dunklen Schatten über das Bluegrass Valley. Die Konturen werden unscharf. Die Hitze des langen Tages nimmt ein wenig ab.
Leroy Spade zügelt sein Pferd und blickt über die weite Prärie. Die Spitzen der Grashalme bewegen sich im leichten Wind wie Wellen eines großen Meeres.
Der erfahrene Jagdfalke springt aus dem Sattel und geht dann zu Shorty und Brazos hinüber, die dort ihr kleines Camp aufgeschlagen haben.
Die Begrüßung ist herzlich.
»Na, du alter Pumakiller«, sagt Shorty und wippt auf den Zehenspitzen. »Dich hat wohl der Boss geschickt, damit du den Lobos ein wenig auf die Schwänze trittst.«
Leroy Spade lächelt.
»Sicher, Jungs. Einer muss es ja mit diesen Bestien aufnehmen, nachdem einige Skull-Cowboys in die Hosen gemacht haben. So wurde mir jedenfalls berichtet.«
Shortys Lächeln verliert sich. Innerhalb weniger Augenblicke verwandelt er sich in einen angriffslustigen Giftpilz.
Brazos erwischt seinen kleinen Freund gerade noch am Jackenkragen, ehe sich dieser vor dem Raubtierjäger aufbauen kann.
»Er hat nicht dich gemeint, Zwerg«, sagt Brazos. »Willst du einen Schluck Kaffee, Leroy. Es ist noch genügend da. Von den Wölfen haben wir weder etwas gehört noch gesehen seit gestern Nacht. Ich schätze, dass sie von Shortys Anblick solch einen Schock bekamen, dass sie das Bluegrass Valley für alle Zeiten verlassen haben.«
Grinsend greift sich der Scout einen Becher und schlürft dann mit gespitzten Lippen von der heißen Brühe, die bestimmt einen Toten wieder aufwecken würde.
Shorty hat in der Zwischenzeit seinem Freund kräftig gegen das Schienbein getreten. Und Brazos hüpft auf einem Bein umher, erinnert an einen indianischen Medizinmann, der irgendeinen alten Tanz aufführt.
»Na, vertragt euch wieder, Jungs«, sagt Leroy Spade. Sein Gesicht wird ernst.
»Wer von euch zeigt mir die Spuren des Wolfes? Vielleicht gelingt es mir, so einige Anhaltspunkte zu bekommen.«
Brazos geht mit dem Raubtierjäger zu der Stelle hinüber, wo gestern Nacht der Lobo aufgetaucht war, während sich Shorty um die Herde kümmert.
Leroy untersucht die Abdrücke der Wolfspfoten und richtet sich dann stirnrunzelnd wieder auf.
»Ein prächtiger Bursche, Brazos. Du hast keinesfalls übertrieben. Und bestimmt ist es der Leitwolf gewesen.«
»Schade, dass ich danebengeschossen habe«, meint Brazos düster. »An sich bin ich ein guter Gewehrschütze, doch bestimmt war ich noch zu erschrocken.«
Leroy Spade nickt, dann geht er mit dem Skull-Cowboy ins kleine Camp zurück und genehmigt sich nochmals einen Schluck vom heißen Kaffee.
»Ich reite los, Jungs«, murmelt der erfahrene Jagdfalke dann. »Drückt mir die Daumen.«
Brazos und Shorty grinsen.
»Hals- und Beinbruch, Leroy. Und lass dich nur nicht von diesem Lobo auffressen.«
Leroy winkt seinen beiden Gefährten nochmals zu, steigt in den Sattel seines sehr ausdauernd wirkenden Pferdes und reitet zu der Stelle hinüber, wo Brazos dem Wolf begegnet war.
Der Scout nimmt die Fährte auf. Und natürlich ist es ein mühsames Unterfangen, dieser Fährte zu folgen.
Spade schafft es zunächst, doch irgendwann muss er aufgeben. Außerdem ist es zu dunkel geworden. Erst wenn der Mond sein silbernes Licht über das Bluegrass Valley schickt, wird es besser gehen.
Der Raubtierjäger beschließt, eine Pause zu machen. Er reitet einen kleinen Hügel empor, von dem aus er sich eine gute Aussicht verspricht.
Er hat sich nicht getäuscht.
Gerade als er sich auf einem Felsbrocken niedergelassen hat, vernimmt er das lang gezogene Heulen eines Wolfes. Einige Augenblicke später kommt das Echo von einer weiter entfernten Stelle zurück.
Leroy lauscht.
Es sind Wölfe, daran gibt es überhaupt keine Zweifel. Und diese blutgierigen Burschen können nicht allzu weit entfernt sein. Das wird dem erfahrenen Mountain-Man auch sofort klar.
Leroy Spade zieht seine Winchester aus dem Scabbard und überprüft mit größter Sorgfalt die Waffe. Sein Leben kann davon abhängen, dass das Gewehr funktioniert.
Nochmals schickt der Wolf sein klagendes Geheul durch die Nacht.
Der Raubtierjäger kennt nun die ungefähre Richtung, in der sich das Wolfsrudel aufhält.
Was soll er tun?
Hier an diesem Platz bleiben und abwarten, ob die Lobos hier vielleicht auftauchen werden?
Oder soll er ihnen entgegenschleichen?
Den letzteren Gedanken lässt der erfahrene Jagdfalke fallen. Er weiß, dass die Wölfe ihn schon bald wittern würden. Und dann gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder sie greifen an, oder sie machen sich aus dem Staub.
Wieder heult ein Wolf. Ein anderer antwortet. Und in Leroy Spade ist plötzlich ein beklemmendes Gefühl, das er sich nicht erklären kann.
Er greift sein Gewehr fester, hebelt eine Patrone in den Lauf und blickt scharfäugig zum Waldrand hinüber.
Dort müssten die Wölfe hervorkommen.
Minuten vergehen.
Die Spannung in dem indianerhaft wirkenden Mann wächst. Der leichte Wind spielt mit den Fransen seiner Lederjacke. Leroy hat seine Fellmütze in den Nacken geschoben.
Bleiches Mondlicht sickert nun vom wolkenlosen Himmel, lässt alles wie mit Raureif überzogen aussehen.
Und dann sieht Leroy Spade den schwarzen Wolf, der dort zwischen zwei Wacholderbüschen hervortritt. Der Lobo hebt seine Schnauze und schickt erneut sein Klagelied gegen den Himmel.
Und Leroy staunt.
Selten zuvor in seinem Leben hat er solch einen prächtigen Wolf gesehen. Und unwillkürlich zögert der Raubtierjäger, auf dieses Tier zu schießen.
Als er dann doch seine Winchester hochreißt und den Lobo ins Visier nehmen will, ist der Schwarzwolf plötzlich verschwunden, als habe ihn der Erdboden verschluckt.
Spade senkt enttäuscht sein Gewehr.
»Verdammt«, murmelt er. »Ich hätte sofort schießen sollen. Außerdem stehe ich günstig mit dem Wind. Dieser Lobo konnte mich doch nicht wittern?«
Minuten vergehen.
Von dem Schwarzwolf und seinem Rudel, das sich bestimmt auch irgendwo in der Nähe aufhalten muss, ist nichts mehr zu sehen.
Über eine Stunde vergeht, ehe Leroy Spade seinen Beobachtungsplatz verlässt. Er läuft zum Waldrand hinüber. Das Gewehr hält er schussbereit in den Fäusten.
Er findet die Spuren des Wolfes und dann noch weitere Spuren von ungefähr einem Dutzend Wölfe. Und er weiß nun, dass er es mit einem starken Rudel zu tun hat.
Und Leroy Spade will alles daransetzen, um diese Lobos zu erledigen, ehe sie noch mehr Schaden anrichten.
»Komm, gib mir noch einen Schluck, Partner!«, ruft der im Sattel schwankende Mann mit trunkener Stimme. »Komm schon, du alter Miesepeter. Ich habe nur einmal im Jahr Geburtstag. Warum hast du mir die Whiskyflasche abgenommen?«
Der andere Reiter, der einen viel nüchterneren Eindruck macht, wirft seinem Sattelgefährten einen schiefen Blick zu.
»Du hast genug, Glenn«, sagt er dann. »Komm sei doch endlich vernünftig. Wir haben dort in Gushole fast den ganzen Whiskyvorrat ausgetrunken. Und manchmal habe ich das Gefühl, dass du deinen Geburtstag fast täglich feierst.«
Sein Begleiter lacht schallend.
»Komm, gib mir noch einen Schluck. Einen winzig kleinen Schluck«, bettelt er. »Dann ist wirklich Schluss für heute.«