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Grimmig und mit Hass im Herzen beobachten die Rancher den Strom blökender Schafe, der sich langsam ihrem Weideland nähert. Die sechs mächtigsten Rinderzüchter des Countys wollen nicht mitansehen, wie die Schafherde ihren Rindern das Gras wegfrisst. Für Tuck Rollings, ihren Anführer, gibt es nur eine Lösung, um die verachteten Schafzüchter zu vertreiben: Krieg.
Im Morgengrauen werden sie gnadenlos angreifen und das Camp der Schäfer überfallen. Und jeder, der sich wehrt, wird den Sonnenaufgang nicht mehr erleben ...
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Seitenzahl: 128
Veröffentlichungsjahr: 2020
Cover
Impressum
Der Weidekrieg
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: Faba / Bassols
eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)
ISBN 9-783-7517-0065-8
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Der Weidekrieg
von Frank Callahan
Grimmig beobachten die Rancher den Strom blökender Schafe, der sich langsam ihrem Weideland nähert. Die sechs mächtigsten Rinderzüchter des Countys wollen nicht mit ansehen, wie die Schafherde ihren Rindern das Gras wegfrisst. Für Tuck Rollings, ihren Anführer, gibt es nur eine Lösung, um die Schafzüchter zu vertreiben: Krieg.
Im Morgengrauen werden sie angreifen und das Camp der Schäfer überfallen. Jeder, der sich wehrt, wird den Sonnenaufgang nicht mehr erleben ...
Myriam Sunbeam windet sich sachte aus den Armen ihres Mannes, hauchte ihm einen Kuss auf die stoppelbärtige Wange und erhebt sich.
Sie ist eine wunderschöne Frau, als sie nun nackt in dem kleinen Zelt steht.
Langes Haar, das an das glänzende Gefieder eines Raben erinnert, fällt bis über die Schultern. Sie mag ungefähr fünfundzwanzig Jahre alt sein, hat jedoch noch den schlanken, biegsamen Körper eines achtzehnjährigen Mädchens.
In ihrem ovalen Gesicht funkeln zwei grüne, sehr bestimmt blickende Augen. Es gibt ein paar Fältchen um Mund und Augen, die zeigen, dass das Leben der jungen Frau bisher nichts schenkte.
Sie streifte sich Bluse und Rock über und tritt dann vor das Zelt. Stille herrschte in dem kleinen Camp. Die ersten Schimmer im Osten verkünden das Nahen des beginnenden Tages.
In der Ferne vernimmt sie das Mähen und Blöken der Schafe, die, wie ein nicht aufzuhaltender Strom, nach Osten ziehen und sich einem Tal nähern, wo es noch reichlichere Nahrung als hier auf der Prärie geben wird.
Einige Gestalten schieben sich aus den Zelten hervor. George Sunbeam, ihr Mann, tauchte plötzlich hinter Myriam auf. Er legt ihr zärtlich einen Arm um die Schulter, und sie schmiegt sich gegen seinen großgewachsenen Körper.
Sie küssen sich.
»Ich habe Angst«, sagt sie plötzlich. »Ich fühle eine panische Angst in mir, George«, flüstert sie leise. »In einer Stunde läuft das Ultimatum ab, das uns die Rindermänner gestellt haben. Und ich glaube, dass diese Burschen nicht geblufft haben.«
George Sunbeam verstärkt den Druck seines Armes.
»Mach dir keine Sorgen, Kleines. Sie werden nicht angreifen, denn dann stellen sie sich gegen das Gesetz. Wir wollen doch nichts anderes, als mit unseren Schafen hier durchziehen. Außerdem ist dies hier weit und breit freies Regierungsland. In wenigen Tagen haben wir dieses County hinter uns gelassen und nähern uns Colorado, wo es viele Täler geben soll, die nur auf uns warten. Dort wird man nichts gegen Schafe haben.«
Myriam blickt zu ihrem Mann auf, und sie fühlt seine starke Ausstrahlung, die sie schon immer so fasziniert hat. Er streicht ihr durch das schwarze Haar.
»Bereite alles zum Aufbruch vor, Kleines«, sagt er zärtlich. »Wir müssen der Herde folgen.«
Er geht nochmals ins Zelt zurück und kommt dann mit umgeschnalltem Revolvergurt zurück.
Sie erschrickt.
»Für alle Fälle«, meint er, als er ihr bleiches Gesicht sieht. Er nickt ihr nochmals beruhigend zu und tritt dann zu den anderen Männern, die sich um ein prasselndes Lagerfeuer versammelt haben, das einer von ihnen entfachte.
»Hallo, Jungs!«, ruft er. Sie nicken ihm zu. Ihre Gesichter wirken verkniffen. Sie scheinen das Ultimatum der Rancher nicht so auf die leichte Schulter zu nehmen.
»Okay, Leute, ihr macht Gesichter, als habe es dicht neben euch eingeschlagen. Sattelt eure Pferde, und, dann reiten wir zur Herde hinüber. Die Nacht ist ruhig verlaufen, ich bin erst vor drei Stunden ins Camp zurückgekommen, um noch eine kleine Mütze voll Schlaf zu nehmen. Wir lösen die anderen Männer ab.«
Einige Minuten später sitzen sie in den Sätteln. Die Frauen brechen inzwischen das Lager ab und verpacken es auf einen Planwagen. Drei mexikanische Gehilfen unterstützen sie dabei.
George Sunbeam winkt seiner Frau kurz zu und setzt sich an die Spitze des Reitertrupps.
Myriam blickt ihrem Mann mit sorgenvollem Gesicht nach. Ein Stöhnen entringt sich ihren bleichen Lippen.
Sie hat plötzlich das Gefühl, George zum letzten Mal lebend gesehen zu haben.
Die grauen Schatten des beginnenden Tages kämpfen erfolgreich gegen die dunklen Schleier der Nacht an. Der Morgen graut. Bodennebel wallen. Die Konturen wirken verwaschen. Sogar die Geräusche der Tierwelt sind verstummt.
Es ist die Stunde zwischen Tag und Nacht. Erst in ungefähr einer Stunde wird die Sonne hinter den Hügeln aufgehen.
Ein Geräusch, wie entferntes Donnergrollen, lässt plötzlich die Prärie erbeben. Es hört sich an, als sei eine Rinderherde in Stampede geraten.
George Sunbeam zügelt sein Pferd. Seine Augen starren nach Osten, versuchen im Grau der Dämmerung etwas zu erkennen.
Nervös tänzeln die Pferde. Sattelzeug und Leder knarren. Die Augen der Männer weiten sich.
Und dann erkennen sie die Rinderherde, die sich aus den Dunstschleiern hervorschiebt. Es müssen mehr als tausend Rinder sein, die in wilder Panik herangerast kommen.
Stampede!
Und die Tiere rasen genau auf das Camp der Schafzüchter zu.
Die Schäfer erschrecken. Und sie ahnen, dass diese gewaltige Herde nicht zufällig in Stampede geraten ist und auch nicht zufällig genau auf das Lager zuhält.
Und nichts auf der Welt wird diese gewaltige Masse, die in wilder Panik vorwärtsstürmt, aufhalten können. Viertausend Hufe lassen den Boden erzittern.
Noch sind die Rinder ungefähr fünfhundert Yards entfernt. Die Männer reißen ihre Pferde herum.
Sie müssen die Frauen und Männer im Camp warnen. Vielleicht sind sie noch zu retten.
Sie reiten wie die Teufel, schonen ihre Pferde nicht, die ängstlich wiehern.
George Sunbeam weiß nun, dass er einen Fehler gemacht hat und die Rancher unterschätzte. Diese rauen Burschen tändeln nicht herum, sondern gehen aufs Ganze. Und niemand wird ihnen hinterher einen Vorwurf machen können.
Eine ihrer Herden geriet in Stampede und nahm zufällig Kurs auf das Camp der Schafzüchter. So werden sie sich herausreden.
Der Vorsprung der Reiter bleibt bestehen. Endlich taucht das Lager aus den wogenden Frühnebeln auf.
George erkennt Myriam, die ihn aus geweiteten Augen anblickt. Er zügelt sein Pferd so scharf, dass sich das Tier fast überschlägt. Dann streckt er seiner Frau die Hand entgegen. Sie hat längst alles begriffen, denn auch im Lager vernahm man das dumpfe Grollen.
Sie springt hinter ihrem Mann in den Sattel.
Das Camp ist verloren. Sie können höchstens noch ihr Leben retten. Die ersten Rinder tauchen auf. Ihr Muhen und Brüllen übertönt sogar die hämmernden Hufschläge.
George Sunbeam reitet los. Die anderen Männer folgen ihm. Auch hinter ihnen sitzen Frauen oder Männer in den Sätteln. Ihre Gesichter sind grau vor Angst.
Den Schäfern bleibt keine andere Möglichkeit, als zu fliehen. Sie wenden sich seitwärts, um den mörderischen Hufen der Longhorns zu entgehen.
Auf einem kleinen Hügel zügeln die Schafzüchter ihre Pferde und sehen, wie die gewaltige Masse von Tierleibern das Lager niederwalzt.
George Sunbeam schließt die Augen. Sie haben nichts als ihr nacktes Leben retten können. Alle Vorräte, ihre Wagen und alle anderen Dinge, die so lebenswichtig sind, werden zertrampelt und in den Boden gestampft.
Die Herde stürmt weiter, eine tosende Masse aus knochigen Rücken und spitzen Hörnern.
Und dann vernehmen die Schafzüchter die aufpeitschenden Schüsse, dicht bei den Schafen.
Die Herden werden angegriffen.
Und nun erschrecken die Männer noch mehr. Hart und kantig wird George Sunbeams hageres Gesicht. Seine Hand tastet nach dem Revolver an seiner Seite.
»Wir sollten aufgeben«, klingt Myriams heisere Stimme in die eingetretene Stille hinein. »Wir haben nun all unser Hab und Gut verloren, doch wir besitzen wenigstens noch unser Leben.«
Sie wendet sich auch an die übrigen Schafzüchter.
»Dort drüben sind vielleicht hundert Cowboys aufgetaucht, die alles niedermachen werden. Ich...«
George Sunbeam unterbricht sie. Seine Stimme hat einen metallischen Unterton.
»Wir reiten, Männer!«, ruft er. »Wir können unsere Gefährten und auch unsere Herden nicht im Stich lassen.«
Und Myriam weiß, dass nichts auf der Welt den Entschluss ihres Mannes umstimmen kann. Sie klettert vom Pferd, wie es auch die anderen Frauen und die drei mexikanischen Helfer tun.
George Sunbeam treibt sein Pferd hart an. Seine Männer folgen ihm.
Die Schüsse werden lauter.
Bald treffen sie auf die ersten toten Schafe und finden auch zwei mexikanische Hirten, die leblos am Boden liegen.
Ein heißer Zorn brennt in George Sunbeams Augen. Vor ihnen befindet sich die riesige Schafherde, die längst in wilder Panik davonstürmt. Überall sehen sie Reiter, die die Tiere antreiben und immer wieder in die Wollknäuel hineinschießen.
In der Nähe einer kleinen Waldinsel hämmern Schüsse auf. Sie erkennen einige ihrer Leute, die sich dort zwischen die Bäume und Büsche zurückziehen und auf ihre Verfolger feuern.
Und es sind mehr als dreißig Cowboys, die nun die letzten überlebenden Schäfer einkreisen und einen wahren Bleihagel hinüberjagen. Dann gleiten die Angreifer aus den Sätteln und schleichen sich an.
George Sunbeam ist für einen kurzen Moment wie gelähmt. Er sieht das Entsetzliche, weiß, dass seine Männer kaum eine Chance haben, dem sicheren Tod zu entgehen.
Die Rinderleute begnügen sich nicht mit halben Sachen. Sie wollen die vollständige Vernichtung der Schafzüchter. Das wird dem hageren Mann in diesen schrecklichen Sekunden klar.
Dann treibt er sein Pferd an. Er muss den Eingeschlossenen dort drüben helfen.
Seine Männer folgen ihm.
Schießend jagen sie näher, doch zu spät sehen sie nochmals über dreißig Rinderleute, die hinter einem Hügel hervorgeritten kommen, als haben sie dort gelauert und nur auf diesen Augenblick gewartet.
George Sunbeam und seine Leute reiten in den Tod. Sie haben einfach keine Chancen mehr, das Ruder nochmals herumreißen zu können.
Die Sättel leeren sich. Auch die Cowboys haben einige Tote und Verwundete, doch nach wenigen Minuten ist alles vorüber.
Die Schafzüchter sind vernichtend geschlagen und das Großteil der Schafherde wird davongetrieben und gnadenlos über die Klippen der Diamond-Schlucht gejagt.
Als die Sonne hinter den Bergen aufgeht, fallen ihre Strahlen auf ein Bild des Grauens.
Myriam Sunbeam kniet vor dem leblosen Körper ihres Mannes und drückt dem Toten die Augen zu. Ihr Gesicht ist tränenüberströmt. Sie fühlt eine tiefe Leere in sich und möchte am liebsten ebenfalls sterben.
Sie weiß nicht, wie lange sie dort neben George gekniet hat, doch plötzlich fühlt sie eine Hand auf ihrer Schulter.
Myriam hebt den Kopf und blickt in das ernste Gesicht von Paco, dem Anführer der mexikanischen Hirten. Er trägt einen Verband, der seinen ganzen Schädel bedeckt.
Neben dem Mann kauert ein großer Schäferhund, ein mächtiger Bursche, der es bestimmt mit einem Wolf aufnehmen könnte.
»Kommen Sie, Señora«, sagt Paco leise. In seinem gebräunten und faltigen Gesicht liegt tiefer Schmerz. »Gehen Sie zu den anderen Frauen. Fünf meiner Leute haben überlebt. Sie werden sich um die Toten und Verwundeten kümmern.«
Myriam kommt taumelnd auf die Beine und wankt einige Schritte wie eine Betrunkene. Paco stützt sie. Seine Kleidung ist zerfetzt und von Dornen zerrissen.
Überall liegen tote Schafe.
Über dieser Stätte des Unheils kreisen Geier, die sich herabsenken und schon bald mit ihrer grausigen Mahlzeit beginnen werden.
Myriam tritt zu den Frauen, die ebenfalls ihre Männer in diesem Kampf verloren haben. Schweigend sehen sie sich an. Nur mit Mühe kann Myriam eine neue Tränenflut zurückhalten.
»Wir haben verloren«, sagte eine ältere Frau mit vibrierender Stimme. »Ich hatte meinen Mann gewarnt, sich diesem Treck anzuschließen. Doch nun ist es zu spät, um ihm Vorwürfe zu machen. Er ist tot, wie auch die anderen Männer, die sich mit ihren Schafen zu dieser riesigen Herde zusammengeschlossen haben und irgendwo in einem fernen Tal einen neuen Anfang wagen wollten. Es ist hier wie überall, wo Rinder gezüchtet werden. Wir sind wieder einmal die großen Verlierer.«
Sie schweigt. Voller Bitterkeit haben ihre Worte geklungen.
Eine andere Frau sagt: »Sie haben die Herde fortgetrieben und getötet. Ich sprach vor wenigen Minuten mit einem dieser Schlächter. Dort vorne befindet sich eine Schlucht. Dort hinunter jagten sie die Tiere. Ich gebe auf und kehre nach Wyoming zurück. Die Schafzucht ist hier sinnlos.«
Und so wie sie handeln auch die fünf anderen Frauen, die sich gemeinsam mit ihren Männern diesem Schaftreck angeschlossen hatten.
Sie verloren alles, ihr Hab und Gut und ihre Männer. Sie besitzen nur noch ein paar Dutzend Schafe, die sich weit verstreut haben.
Bald reiten die Frauen davon. Die Schafe ließen sie zurück.
Myriam Sunbeam bleibt zurück. Sie sitzt im Gras, den Kopf auf beide Hände gestützt und ist voller Verzweiflung. Ihr kommt der Gedanke, sich das Leben zu nehmen. Alles erscheint ihr sinnlos in diesen schrecklichen Minuten.
Als sie Schritte vernimmt, blickt Myriam auf. Es ist Paco, der wenige Yards vor ihr stehenbleibt und sich auf den langen Stab stützt, an dessen Ende sich eine kleine Schaufel befindet.
»Werden Sie auch davonreiten, Señora?«, fragt er. »Wir haben die Toten beerdigt. Ich zeige Ihnen dann die Stelle, wo sich das Grab Ihres Mannes befindet.«
Erneut schießen Myriam Tränen in die Augen. Sie erhebt sich und taumelt erneut.
Paco tritt besorgt auf sie zu.
Dieser Mexikaner, der sein langes Leben nichts anderes als Schafe gehütet hat, verehrt seine Herrin sehr. Irgendwie erinnert ihn die junge Frau an seine Tochter, die schon vor vielen Jahren starb, als sie unglücklich von einem Pferd fiel.
Myriams Körper strafft sich.
Paco sagt: »Ungefähr tausend Schafe haben überlebt, Señora. Und sie gehören nun Ihnen, da die anderen Frauen aufgegeben haben. Die Rinderzüchter werden uns ziehen lassen. Ich habe bereits mit einigen von ihnen gesprochen. Sie wollen nur, dass wir die Herde so schnell wie möglich weitertreiben. Uns verbleiben noch fünf meiner Helfer und die drei mexikanischen Jungen, die sich vorhin bei den Frauen befanden. Wir haben noch eine kleine Chance, Señora Sunbeam. Mit diesen tausend Schafen kann es uns gelingen, Colorado zu erreichen.«
Er verstummt.
Und Myriam weiß nicht, wie sie sich entscheiden soll. Sie fühlt sich am Ende und ist innerlich ausgebrannt. George ist tot. Was soll sie noch auf dieser Welt?
Es scheint, als errate der alte mexikanische Hirte ihre Gedanken. Er tritt noch einige Schritte näher. Prüfend blickt er Myriam in die Augen.
»Es ist alles schrecklich, was geschehen ist«, sagt er leise, doch voller Eindringlichkeit. »Doch es ist nicht mehr zu ändern. Das Leben geht weiter. Sie sind noch jung und sollten nicht auf dumme Gedanken kommen. Ihr Mann gab sein Leben für die Herde. Und nun sollten Sie sein Erbe nicht ausschlagen.«
Seine Worte zielen ins Herz. Myriam nickt langsam und fährt sich dann mit dem Handrücken über die Augen.
Dann blickt sie Paco fest an, der zuversichtlich nickt.
»Meine Leute und ich bleiben bei Ihnen, Señora. Sie können sich auf uns verlassen.«
»Ich habe kaum noch Geld«, sagt sie. »Ich kann euch nicht bezahlen. Unser einziger Reichtum bestand aus den Schafen. In ihnen haben wir unser ganzes Kapital investiert und...«
Er unterbricht sie.
»Machen Sie sich darüber keine Gedanken, Señora. Geld und Bezahlung sind im Moment zur Nebensache geworden. Sie müssen sich sofort entschließen, denn die Rancher haben uns nur eine Frist von zwölf Stunden gesetzt. Meine Leute sind bereits dabei, die überlebenden Schafe einzufangen.«
Myriam nickt plötzlich. Und gleichzeitig spürt sie einen flammenden Hass gegen diese Schlächter aufsteigen, die vielen guten Männern und den Herden den Tod gebracht haben.
Sie denkt an Rache in diesen Sekunden. Doch das ist wohl ganz natürlich.
»Gut«, sagt sie. »Wir ziehen weiter.«
Paco atmet auf.
»Ich danke dir«, sagt sie leise. »Ich danke dir, Paco.«