Skull-Ranch 59 - Frank Callahan - E-Book

Skull-Ranch 59 E-Book

Frank Callahan

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Beschreibung

"Wir brauchen ihn lebend!" Mit stählernem Blick mustert der großgewachsene Mann, der sich an den knorrigen Stamm einer Douglasfichte lehnt, seine vier Kumpane. Es ist ein raues Rudel, das jetzt beiderseits des ausgewaschenen Fahrwegs hinter Dornbüschen und Felsbrocken in Deckung geht. "Macht euch bereit, Jungs!", zischt die heisere Stimme des Anführers.
Die Männer ziehen sich ihre Halstücher über Mund und Nase, überprüfen ihre Revolver und nicken ihrem Boss zu. Aus der Ferne vernimmt man das Rumpeln von Wagenrädern. "Und denkt daran, wir brauchen den Gouverneur lebend ..."

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Seitenzahl: 127

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Inhalt

Cover

Ein heißes Eisen für John Morgan

Vorschau

Impressum

Ein heißes Eisen für John Morgan

von Frank Callahan

»Wir brauchen ihn lebend!« Mit stählernem Blick mustert der großgewachsene Mann, der sich an den knorrigen Stamm einer Douglasfichte lehnt, seine vier Kumpane. Es ist ein raues Rudel, das jetzt beiderseits des ausgewaschenen Fahrwegs hinter Dornbüschen und Felsbrocken in Deckung geht. »Macht euch bereit, Jungs!«, zischt die heisere Stimme des Anführers.

Die Männer ziehen sich ihre Halstücher über Mund und Nase, überprüfen ihre Revolver und nicken ihrem Boss zu. Aus der Ferne vernimmt man das Rumpeln von Wagenrädern. »Und denkt daran, wir brauchen den Gouverneur lebend ...«

In wenigen Minuten muss der Einspänner von John Evans auftauchen.

Und John Evans ist nicht irgendjemand, sondern der Gouverneur des Colorado-Territoriums. Und ihn wollen die Banditen in ihre Hände bekommen.

Evans ist auf einer Feier gewesen und muss sich jetzt in Begleitung eines Mannes auf dem Heimweg nach Denver befinden.

Dies alles hatten die Banditen in Erfahrung bringen können. Es würde kaum Gegenwehr zu erwarten sein. Und sie brauchen John Evans dann nur an einen bestimmten Ort bringen und sind um fünftausend Dollars reicher.

Jeff Miller, so ist der Name des großgewachsenen Mannes, nickt zufrieden und schiebt seine Zigarette in den anderen Mundwinkel. Dann setzt er sich geschmeidig in Bewegung, erklimmt einen kleinen mit Büschen bewachsenen Hügel, von dem aus er sich einen guten Ausblick verspricht.

Er hat sich nicht getäuscht.

Zweihundert Yards entfernt erkennt er den kleinen Einspänner, der sich langsam nähert. Schon bald sind auch die Hufschläge zu vernehmen. Hinter dem Buggy weht eine Staubfahne her, die sich nur träge senkt.

Wieder lächelt Jeff Miller zufrieden.

Es klappt alles, so wie er es geplant hatte. Und in wenigen Sekunden werden seine Männer zuschlagen.

Ein Schuss peitscht durch die Abenddämmerung. Schrilles Gewieher des erschreckten Pferdes klingt zu Jeff Miller herüber.

Der Wagen kommt zum Stehen.

Schon in dieser Sekunde wissen die vier rauen Burschen, dass ihr Plan nicht aufgehen wird. Auch Jeff Miller erkennt es, denn er schleicht sich näher an den Wagen heran.

Gouverneur John Evans befindet sich nicht in dem Einspänner. Nur der Fahrer sitzt mit erhobenen Händen auf dem Kutschbock. Sein Gesicht schimmert wie ein fahler Fleck in der Dunkelheit.

Einer der vier Halunken beginnt zu fluchen, senkt unschlüssig den Lauf seines Revolvers. Die anderen Kerle zucken mit den Schultern.

»Wo ist Evans?«

Der Oldtimer auf dem Kutschbock hat nun seinen ersten Schrecken überwunden. Er schluckt nochmals trocken und sagt dann mit krächzender Stimme: »Der ist nicht dabei, Jungs. Er hat zu tief ins Glas geschaut und schläft seinen Rausch auf der Ranch aus. Was wollt ihr denn von ihm?«

Unschlüssig stehen die vier Banditen um den Wagen herum. Einer kratzt sich mit dem Revolverlauf unterm Kinn, bis er erneut zu fluchen beginnt.

»Kann ich weiterfahren?«, fragt der Oldtimer. »Mit mir alten Knaben könnt ihr doch bestimmt nichts anfangen.«

Seine vorwurfsvolle Stimme verklingt.

»Hau ab, du alter Opa«, herrscht ihn einer der Outlaws an. »Und es wäre garantiert in deinem Interesse, wenn du die letzten Minuten vergessen würdest. Yeah, vielleicht hast du recht, Alter. Wir werden den Gouverneur in Denver aufsuchen und ihm dort unser Anliegen vorbringen. Los, hau schon ab.«

Das lässt sich der Oldtimer nicht zweimal sagen. Er treibt das Pferd mit einem Zungenschnalzen an. Rumpelnd setzt sich der Buggy in Bewegung und verschwindet auch rasch in der Dunkelheit, die sich nun wie ein samtener Mantel über das Land gelegt hat.

Jeff Miller tritt zu seinen Leuten. In seinen Augen glimmt ein düsteres Feuer. Wütend spuckt er seine Zigarettenkippe aus und schüttelt den Kopf.

»Da sehen wir wohl ganz schön alt aus, nicht wahr, Jungs? Damned, damit konnten wir nicht rechnen, dass Evans blau ist und nicht nach Denver zurückkehrt.«

Längst sind die Hufschläge und das Rollen des Wagens verklungen. Bleiches Mondlicht fällt nun auf die Männergruppe, denn der Mond taucht hinter den Bergen auf.

»Wir reiten nach Denver zurück, Jungs«, sagt Jeff Miller. »Aber wir werden Evans kriegen. Und auch die fünftausend Bucks, die auf seinen Kopf als Prämie ausgesetzt sind.«

Es sind zwei Männer und eine Frau, die durch den beginnenden Morgen reiten. Sie tun dies ohne Hast und Eile, unterhalten sich angeregt, und manchmal ist das helle Lachen der schwarzhaarigen Frau weit zu vernehmen.

»Ich freue mich wirklich, dass ihr mich mitgenommen habt«, sagt Myriam Sunbeam, die Schafzüchterin aus dem Shepherd Valley. »Wer von euch ist denn überhaupt auf die Idee gekommen, den Unabhängigkeitstag in Denver zu feiern?«

Myriams Blicke treffen zuerst John Morgan, den Boss der Skull-Ranch, wandern dann weiter zu Leroy Spade, dem ehemaligen Scout und Raubtierjäger.

Die beiden Männer lächeln.

»Das lässt sich schwer sagen, Myriam«, antwortet John Morgan dann. »Irgendwie muss es Doc Smoky gewesen sein, der da vor einiger Zeit einmal etwas verlauten ließ. Ich griff den Gedanken auf, sprach mit Leroy und daraus ergab sich alles andere. Mary-Lou wollte ihre neue Freundin Isabella besuchen, so dass wir drei alleine reiten. Ich finde, dass wir es verdient haben, auch einmal ein wenig auszuspannen. Die letzten Wochen und Monate sind hektisch genug gewesen. Und was lag näher, als dich einzuladen, Myriam? Es wird wirklich Zeit, dass du einmal wieder von deinen Schafen wegkommst und etwas anderes siehst. Deine Ranch liegt bei Paco und den übrigen Hirten in guten Händen. Und bei mir auf der Skull-Ranch nimmt auch alles seinen Gang. Dafür sorgen schon meine prächtigen Jungs.«

Myriam Sunbeam nickt. Ihre langen schwarzen Haare fächern über ihren Rücken. Sie blickt Leroy Spade an, der den Schalk in ihren schönen Augen erkennt.

»Schön, dass du mitgekommen bist, Leroy. Zuerst habe ich gezweifelt, ob du dich überhaupt von deinen geliebten Bergen losreißen kannst.«

Ein Lächeln legt sich über Leroy Spades Falkengesicht.

»Natürlich liebe ich die Berge und die Natur und fühle mich dort sehr gut aufgehoben. Trotzdem bin ich weder ein Einsiedler noch sonst eine verschrobene Figur. Nein, ich bin auch nicht menschenscheu, obwohl ich normalerweise die großen Städte nicht besonders mag.«

»Glaube mir, Myriam«, sagt der Boss der Skull-Ranch. »Leroy ist sofort Feuer und Flamme gewesen. Und ich...«

Leroys Gesicht verfinstert sich leicht.

Es ist ein offenes Geheimnis, dass er Myriam mag und sich auch in den letzten Wochen und Monaten sehr um sie kümmerte. Und vor nicht allzu langer Zeit rettete er das Leben der Shepherd-Queen, als flüchtende Banditen ihre Ranch besetzten.*

»Natürlich bin ich gerne mitgekommen«, unterbricht der Rockyman seinen Freund John Morgan. »Ich musste doch auf euren guten Ruf achten, oder etwa nicht?«

Nun lachen sie alle drei.

»Schade, dass Doc Smoky nicht mit uns reitet«, sagt John Morgan. »Der alte Knabe würde uns jetzt einen Schwank aus seinem Leben erzählen, dass wir alle nur so staunen würden. Manchmal frage ich mich, ob der Oldtimer wirklich einiges erlebt hat oder ob er der größte Märchenerzähler westlich des Mississippis ist?«

Der Bann ist gebrochen.

Leroy Spade gibt eine kleine Geschichte des Kochs der Skull-Ranch zum Besten und hat bald die Lacher auf seiner Seite.

Die fröhliche Stimmung der drei Menschen kehrt wieder, die beschlossen haben, ein wenig auszuspannen und den Unabhängigkeitstag in Denver zu verbringen.

Bald muss die Hauptstadt des Territoriums vor ihnen auftauchen. Natürlich hätten sie auch die Postkutsche von Golden-City aus nehmen können, doch der Ritt durch die Bergwildnis der Rocky Mountains sollte schon zu ihrem Urlaub gehören.

Noch ahnen Myriam Sunbeam, Leroy Spade und John Morgan nicht, dass ihr Aufenthalt in Denver alles andere als ein erholsamer Urlaub werden soll.

John Evans, der Gouverneur des Colorado-Territoriums, ist ein großgewachsener Mann von ungefähr fünfundvierzig Jahren. Sein volles Haar ist an den Schläfen bereits ergraut und glänzt wie geschmolzenes Silber.

Kopfschüttelnd wendet er sich an Old Hickory, den Oldtimer.

»Was sagst du da?«

»Es sind vier maskierte Männer gewesen, Sir«, antwortet der Alte. »Und ich schwöre Ihnen, dass ich keinen Tropfen Alkohol angerührt habe. Es war ein regelrechter Überfall, Sir. Diese vier Kerle hatten es auf Sie abgesehen. Vermutlich eine Entführung oder noch Schlimmeres. Gut, dass Sie auf der Ranch geblieben sind.«

Der Gouverneur lehnt sich in seinen schweren Sessel zurück. Nervös wühlt er in einigen Papieren, die auf seinem Schreibtisch liegen.

Forschend blickt er dann Old Hickory an.

»Treib nur keine üblen Scherze mit mir, Alter«, sagt er. »Du hast bestimmt zu viel Whisky geschluckt und dann Gespenster gesehen. Wer sollte mich...«

John Evans ist beunruhigt. Er erhebt sich und beginnt wie ein eingesperrter Tiger in dem großen Arbeitsraum auf und abzugehen.

Der Oldtimer zuckt mit den Schultern.

»Kann ich gehen, Sir?«, fragt er.

John Evans bleibt vor ihm stehen.

»Vier Männer?«

»Vier maskierte Männer, Sir. Und sie ließen mich in die Mündungen ihrer Eisen blicken. Das ist kein Spaß mehr gewesen. Wenn ich daran denke, dann gefriert mir das Blut noch immer in den Adern. Und das waren keine Greenhorns, Sir, sondern eiskalte Revolverschwinger.«

Der Gouverneur nickt dem Alten zu.

»Okay, Old Hickory. Kein Wort zu irgendjemanden. Ist das klar? Auch nicht zu meiner Frau.«

Der Oldtimer verspricht es und entfernt sich dann, während John Evans sich auf einen Sessel sinken lässt und den Kopf schwer in beide Hände stützt.

So findet ihn Mike Dollar, sein Sekretär. Der zwanzigjährige Mann bleibt sekundenlang regungslos stehen, ehe er sich mehrmals räuspert.

Seine große Hakennase zuckt dabei, als müsse er jeden Augenblick niesen. Mike Dollar trägt einen tadellosen Anzug, der ihm wie angegossen passt.

Er räuspert sich nochmals, erst dann wird der Gouverneur auf ihn aufmerksam. John Evans zuckt zusammen. Sein Gesicht verliert von einer Sekunde zur anderen den besorgten Ausdruck, wird glatt und freundlich, zeigt nichts mehr von seinen Sorgen.

»Was gibt es, Mike?«

»Störe ich, Sir?«, fragt der junge Mann.

Der Gouverneur lächelt flüchtig.

»Natürlich nicht, Mike. Was hast du auf dem Herzen?«

»Tony Marachino wartet, Sir. Und er ist schon sehr ungeduldig. Werden Sie ihn empfangen?«

John Evans streicht sich eine Strähne seines vollen Haares aus der Stirn.

»Den Termin habe ich ganz vergessen. Okay, dann lass Mr. Marachino eintreten.«

Der Sekretär des Gouverneurs entfernt sich. Es dauert nicht lange, dann taucht ein breitschultriger, gedrungen wirkender Mann auf.

Ein joviales Lächeln teilt seine Lippen. Er stapft wie ein wilder Toro, ein mexikanischer Kampfstier, heran und streckt John Evans seine gewaltige Pranke entgegen.

»Hallo, Sir«, sagt Tony Marachino mit dröhnender Stimme. »Nett, Sie zu sehen. Herzlichen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, um mich zu empfangen.«

John Evans nickt und deutet auf einen Sessel, der vor seinem Schreibtisch steht. Marachino lässt sich schwer darauf fallen, schnauft zufrieden und streckt die staubigen Stiefel weit von sich.

Aus dunklen, leicht zusammengekniffenen Augen mustert er sein Gegenüber. Schwarzes, gelocktes Haar fällt ihm bis auf die Schultern. Den beigefarbigen Stetson legt er neben sich auf den Boden.

Wieder lächelt er freundlich, nur die harten Linien um seine Mundwinkel deuten auf seine innere Erregung hin.

Ehe der Gouverneur etwas sagen kann, ergreift Tony Marachino das Wort.

»Sie wissen, warum ich gekommen bin, Sir?«, sagt er. Es ist mehr eine Feststellung, als eine Frage. »Leider haben. Sie meinen Antrag abschlägig beurteilt. Aus diesem Grund bin ich nach Denver gekommen, um nochmals mit Ihnen über die für mich so wichtige Angelegenheit zu verhandeln.«

John Evans hebt eine Hand. Sein Gesicht drückt Abwehr aus. Und noch immer mustert er Tony Marachino und ahnt, dass er einen nicht zu unterschätzenden Gesprächspartner vor sich hat.

»Tut mir leid, Mr. Marachino«, sagt er ruhig. »Ich schätze jedoch, dass Sie den weiten Weg von Greeley umsonst gemacht haben. Wir haben Ihren Antrag, eine eigene Postkutschenlinie zu eröffnen, nach sorgfältiger Prüfung ablehnen müssen. Jedenfalls können Sie nicht mit staatlicher Unterstützung und auch nicht mit staatlichen Aufträgen rechnen. Wie Sie wissen, gibt es dort bereits zwei miteinander konkurrierende Frachtunternehmen. Tut mir leid, Mr. Marachino. Auch ich kann an diesem Entschluss nichts ändern.«

Tony Marachinos Gesichtsausdruck verändert sich kaum. Nur seine Augen funkeln stärker. Dann macht der untersetzte Mann eine abwehrende Handbewegung.

»Hören Sie zu, Sir. Ich bin weit in meinem Leben herumgekommen und habe nirgends etwas geschenkt bekommen. Ich weiß, dass alles seinen Preis hat. Ich...«

»Überlegen Sie sich Ihre nächsten Worte sehr genau, Mr. Marachino«, sagt er. Der ärgerliche Unterton in seiner Stimme ist nicht zu überhören. »Weder ich, noch meine Leute, sind zu kaufen, falls Sie das mit Ihren letzten Worten andeuten wollten. Wir sind ein freies, demokratisches Land. Und Ihr Antrag wurde wirklich sehr sorgfältig geprüft. Natürlich steht es Ihnen frei, die Postkutschenlinie zu eröffnen. Nur werden Sie keinerlei staatliche Aufträge bekommen.«

Tiefe Falten furchen Tony Marachinos Stirn. Sein Gesicht rötet sich, gleicht bald einer überreifen Tomate. Und der Gouverneur erkennt, dass sein Gegenüber schwer um seine Beherrschung ringt.

»Ist das Ihr letztes Wort, Sir?«

John Evans nickt.

»Yeah, Mr. Marachino. Wie ich schon sagte, Sie hätten sich den weiten Weg sparen können. Tut mir leid, doch mir sind die Hände gebunden. Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?«

Der Mann aus Greeley erhebt sich. John Evans erkennt ein tückisches Funkeln in seinen Augen, das auch nicht verschwindet, als Marachino zu lächeln beginnt.

»Nichts für ungut, Sir«, sagt er dann. »Nehmen Sie mir meine Worte nicht übel, doch Sie werden verstehen, dass ich diese letzte Chance nützen musste. Es wäre für mich sehr wichtig gewesen, die staatlichen Aufträge wenigstens zu einem gewissen Teil zu bekommen, die es in Greeley und der dortigen Umgebung in Fülle gibt.«

Er zuckt mit den Schultern.

»Tut mir leid, dass ich Ihre kostbare Zeit in Anspruch genommen habe, Sir. Sollte sich doch noch etwas ändern, dann geben Sie mir bitte Bescheid. Ich halte mich noch ein paar Tage hier in Denver auf, um den Unabhängigkeitstag zu feiern. Anschließend trete ich den Heimweg wieder an.«

Er deutet eine Verbeugung an, macht kehrt und verlässt mit schnellen Schritten das Arbeitszimmer des Gouverneurs. Wenige Augenblicke später taucht Mike Dollar auf und bleibt vor John Evans' Schreibtisch stehen.

»Ein unangenehmer Bursche, nicht wahr, Sir?«, sagt der junge Mann ernst. »Der glaubt wohl, immer mit dem Kopf durch die Wand zu können. Haben Sie seinen Antrag genehmigt?«

John Evans schüttelt den Kopf.

»Natürlich nicht. Wir haben bindende Verträge mit zwei Fracht- und Postkutschengesellschaften dort oben in Greeley. Und diese Unternehmen arbeiten zu unserer vollsten Zufriedenheit.«

»Ihre Entscheidung ist richtig, Sir. Und bestimmt wird es Mr. Marachino einsehen. Ich habe mich über diesen Mann erkundigt. Er ist einer der reichsten Männer von Greeley und an verschiedenen Unternehmen beteiligt. Mit dem Gesetz ist er noch niemals in Konflikt gekommen, doch er machte lange Schritte, wie man so zu sagen pflegt.«

»Liegt sonst noch etwas an, Mike?«

»Nichts, Sir.«

»Dann werde ich mich zurückziehen. Außerdem muss ich noch an meiner Rede zur Feier des Unabhängigkeitstages arbeiten.«

John Evans erhebt sich. Er fühlt sich plötzlich müde und ausgebrannt. Doch das muss an dem zu viel getrunkenen Whisky liegen, den er auf der Geburtstagsfeier zu sich nahm.

Der Gouverneur beschließt, sich ein paar Stunden hinzulegen.

»Ich bin noch niemals in Denver gewesen?«, sagt Myriam Sunbeam und zügelt ihr Pferd. Sie blickt auf die riesige Ansammlung von Häusern, die alle einen gepflegten Eindruck machen.

Überhaupt ist Denver nicht mit den Städten und Camps im weiten Umkreis zu vergleichen, wie etwa Golden-City, Gushole oder Hotdog-City, die Myriam kennt.

Hier hat die Zivilisation schon mächtig um sich gegriffen. Es gibt richtige Straßen mit Laternen, die nachts brennen. Die Schafzüchterin erkennt Pferdewagen. Alle Passanten sind gut gekleidet.