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Heiß brennt die Sonne Colorados auf die vier Reiter, die über die Weite der Prärie dahinpreschen. Seit Stunden sind die Kopfgeldjäger hinter Doc Smoky her, dem Koch der Skull. Sie jagen den Oldtimer ebenso hartnäckig und erbarmungslos wie Wölfe ein krankes Wild, seit sein Steckbrief in Golden City hängt.
Doc Smoky gibt seinem Pferd die Sporen. Lange wird es nicht mehr durchhalten können. Der Oldtimer verflucht jene Nacht, in der er sich am Pokertisch in dieses höllische Spiel einkaufte ...
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Seitenzahl: 132
Veröffentlichungsjahr: 2021
Cover
Reite um dein Leben, Smoky
Vorschau
Impressum
Reite um dein Leben, Smoky
von Frank Callahan
Heiß brennt die Sonne Colorados auf die vier Reiter, die über die Weite der Prärie dahinpreschen. Seit Stunden sind die Kopfgeldjäger hinter Doc Smoky her, dem Koch der Skull. Sie jagen den Oldtimer ebenso hartnäckig und erbarmungslos wie Wölfe ein krankes Wild, seit sein Steckbrief in Golden City hängt.
Doc Smoky gibt seinem Pferd die Sporen. Lange wird es nicht mehr durchhalten können. Der Oldtimer verflucht jene Nacht, in der er sich am Pokertisch in dieses höllische Spiel einkaufte...
Die nervenzerreißende Spannung im größten Saloon von Golden City erfasst nun auch den letzten neugierigen Gast. Sie drängen sich um einen Tisch, an dem seit über acht Stunden eine heiße Pokerschlacht stattfindet.
Und es sind fünf Männer, die mit unbewegten Gesichtern entweder auf ihre Karten oder auf ihre Mitspieler starren.
In der Tischmitte liegen bestimmt mehr als dreitausend Dollar. Und wer dieses Spiel gewinnt, wird mit einem dicken Gewinn den Nachhauseweg antreten.
Doc Smokys verwittertes Gesicht gleicht einer Maske. Niemand erkennt die großen Sorgen des Oldtimers, der in diesem Spiel mitmischt und in den letzten Minuten auf Teufel-komm-raus den Einsatz in die Höhe getrieben hat.
Und der Koch der Skull-Ranch bluffte nur, denn seine drei Zehner sind nicht schlecht, doch leicht zu übertreffen.
Es sind wirklich mächtig große Sorgen, die Doc Smoky quälen. Wenn er den Pott nicht gewinnt, dann sind nicht nur seine eigenen einhundert Dollar futsch, sondern auch weitere fünfhundert, die ihm nicht gehören.
Und er verwünscht in diesen Sekunden seinen Leichtsinn, sich auf dieses heiße Spiel eingelassen zu haben. Anfänglich war jedoch alles bestens gelaufen, und der Oldtimer hatte seine große Chance gewittert.
Nun hat er das Gefühl, dass alles in die Hose gehen wird.
»He, du bist dran, Alter«, sagt sein Nebenmann und nickt Doc Smoky zu. »Machst du weiter, oder steigst du aus?«
Doc Smoky lächelt leicht.
»Habe ich etwas von Aufgeben gesagt?«, murmelt er. Dabei wirft er einen langen Blick auf die letzten ihm verbliebenen Dollars.
»Fünfzig«, sagte er und schiebt die Bucks in die Tischmitte.
Das Spiel geht weiter. Drei der Mitspieler steigen aus. Resigniert lehnen sie sich zurück, nachdem sie ihre Karten auf die Tischplatte geworfen haben.
Lauernd blicken sie auf Doc Smoky und einen älteren Mann, der wie ein Ranchboss gekleidet ist und vor dem noch ein Bündel Geldscheine liegt.
Daff Donovan, so ist sein Name, nickt dem Oldtimer zu.
»Okay, Mister«, sagt er. »Ich gehe mit. Dann möchte ich jedoch die Karten sehen.«
Die umstehenden Männer beugen sich gespannt nach vorn. Und alle fragen sich, wer die große Summe dort in der Tischmitte gleich einstreichen wird.
Doc Smoky zeigt seine Karten. Einer der Mitspieler, der vorher ausgestiegen ist, beginnt zu fluchen, denn sein Blatt war um einiges besser gewesen, als das des Oldtimers.
Doc Smoky blickt Daff Donovan forschend an. Und als er es in den Augen des Mannes aufblitzen sieht, weiß er, dass er das Spiel verloren hat.
So ist es auch.
Doc Smokys »Three of a kind«, oder auch Dreiständer genannt, genügt nicht. Daff Donovan blättert einen »Straight« auf die Tischplatte. Das sind fünf Karten fortlaufenden Wertes, jedoch unterschiedlicher Farbe. Es sind eine Kreuz 7, Herz 8, Karo 9, Herz 10 und der Karo Bube.
Doc Smoky hat verloren. Er fährt sich mit dem Handrücken über seine Stirn, wischt sich die Schweißperlen weg, die sich dort in den letzten Sekunden angesammelt haben.
Er zuckt resignierend mit den Schultern, während Donovan den Gewinn lächelnd einstreicht und seine Taschen mit den Dollarnoten füllt. Es war das letzte Spiel gewesen, so wie es die fünf Spieler vorher ausgemacht hatten.
Der andere Mitspieler, es handelt sich um Dan Finnegan, den Arzt von Golden City, flucht noch immer. Er hätte dieses Spiel gewonnen, gab jedoch zu früh auf.
Er erhebt sich brummend, wie auch seine beiden anderen Mitspieler. Die umstehenden Männer, meistens Goldgräber, entfernen sich ebenfalls, treten an den Tresen, um sich nach dieser heißen Pokerschlacht einen Drink durch die Kehle zu jagen.
Nur Doc Smoky und Daff Donovan bleiben am Tisch zurück.
»Beinahe wäre auch ich ausgestiegen, Mister«, sagte der wie ein Rancher gekleidete Mann. »Du hättest auch mich beinahe aus dem Spiel geblufft. Und dann hätte ich ziemlich alt ausgesehen.«
»Dann schau mich nur an«, nickt Doc Smoky. »Ich sehe nicht nur alt aus, ich bin es wirklich. Heiliger Rauch, wie soll ich nur meinem Boss klarmachen, dass ich fünfhundert Dollar von seinem Geld verspielt habe. Ich kann ihm doch überhaupt nicht mehr unter die Augen treten. John Morgan hat zwar sehr viel Verständnis für seine Leute, doch ich glaube, dass ich dieses Mal zu weit gegangen bin.«
Schweigen folgt nach diesen Worten.
Daff Donovan zuckt mit den Schultern.
»Das hättest du dir vorher überlegen sollen, Doc Smoky. Da kann ich dir leider nicht helfen. Natürlich lade ich dich zu einem Drink ein. Und bei einem Schluck muss es natürlich nicht bleiben.«
Der Oldtimer nickt.
»Okay, das ist ein Wort, Donovan. Ich habe keinen lausigen Cent mehr in meiner Tasche. O verdammt, nun sitze ich bis über beide Ohren in der Klemme.«
George Rockwell, der Marshal von Golden City, tritt an den Tisch. Prüfend blickt er den Koch der Skull-Ranch an.
»Alles klar, Smoky?«, fragt er. »Diesmal ist es nichts mit einem Triumph geworden. Schade, vor Monaten haben wir dich noch als den Pokerking von Golden City gefeiert.«
»Man kann nicht immer gewinnen, Marshal. Nun bin ich pleite. Und mir fehlen fünfhundert Bucks, die meinem Boss gehörten. Ich habe eine Wagenladung von frischem Rindfleisch zum General Store gebracht. Was mache ich nur?«
George Rockwells hageres Gesicht verdüstert sich. Kopfschüttelnd zieht er sich einen Stuhl herbei.
»Vielleicht solltest du zur Bank gehen. Bestimmt bekommst du einen Kredit. Oder Shorty leiht dir was von dem Geld, das er als Belohnung für die Festnahme dieses Hank Fergusons bekommen hat. Und ich drücke dir die Daumen, Alter. Ehrlich gesagt, Smoky, ich möchte nicht in deiner Haut stecken. John Morgan ist zwar ein sehr toleranter Boss, dass du jedoch sein Geld am Pokertisch verloren hast, dafür wird er kaum Verständnis aufbringen. Und das wirst du verstehen.«
Der Oldtimer ist immer kleiner geworden in den letzten Sekunden. Sein verwittertes Gesicht gleicht einer Kraterlandschaft, so sehr fressen sich die großen Sorgen hinein.
Und dann greift er wie ein Verdurstender nach dem vollen Whiskyglas, das ihm Daff Donovan zuschob. Der Rancher schenkt sofort nochmals nach.
Auch dieser Drink verschwindet in der Kehle des Oldtimers. Klirrend stellt er das Glas auf die Tischplatte zurück. Marshal Rockwell erhebt sich.
»Wenn du nicht weißt, wo du heute Nacht schlafen sollst, Smoky, dann kannst du bei mir in einer Zelle übernachten. Einverstanden? Ich lasse natürlich die Tür des Gitterkäfigs offen.«
Doc Smoky grinst verwegen.
»Okay, Marshal, vielleicht werde ich auf dein Angebot zurückkommen. Jetzt gehe ich erst einmal zur Bank hinüber. Vielleicht bekomme ich den Kredit. Dann ist alles wieder in Ordnung, obwohl ich dann die nächsten Jahre schuften muss, um meine Schulden zurückzuzahlen. Na ja, irgendwie werde ich meinen Fehler wieder ausbügeln. Wäre doch gelacht, nicht wahr?«
George Rockwell schmunzelt.
»So gefällst du mir schon besser, Smoky. Lass nur den Kopf nicht hängen.«
»Ach was, Unkraut vergeht nicht. Ich habe schon öfters bis über beide Ohren in der Klemme gesteckt. Ich schaffe es schon.«
Nach diesen Worten erhebt sich der Koch der Skull-Ranch. Er sieht sich suchend um, kann jedoch weder Shorty noch Brazos entdecken, die mit ihm nach Golden City gekommen sind. Er nimmt an, dass sich die beiden Gefährten im Dancing Palace aufhalten, wo sie bestimmt einige Honeybees durch die Luft wirbeln. Und später werden sie von ihren Taten prahlen.
Daff Donovan sagt: »Ich bleibe noch hier, Smoky. Wenn du willst, leeren wir dann gemeinsam die Flasche. Ich bin hier nur auf der Durchreise, will weiter nach Denver, wo einige Geschäfte auf mich warten.«
»Okay, Donovan, ich komme wieder zurück. Gegen einige Drinks habe ich nichts einzuwenden. Zuerst will ich jedoch sehen, ob ich diesen verdammten Kredit bekomme. Falls es klappt, wird mir der Whisky noch besser schmecken.«
Doc Smoky stülpt sich seinen riesigen Lederhut auf den Schädel, zieht seine Hose mit einer ruckartigen Bewegung nach oben und stiefelt dann davon.
Daff Donovan und George Rockwell blicken ihm kopfschüttelnd hinterher.
»Tut mir leid, Mr. Smoky«, sagt der Angestellte der First National. »Den Kredit kann ich nicht verantworten. Sie müssten ja ungefähr zehn Jahre lang zurückzahlen, wenn ich die Zinsen noch dazu berechne. Außerdem haben Sie keinen Bürgen, der für Ihre Schulden aufkommt, wenn Sie nicht mehr zahlen können.«
Die Stimme des jungen Mannes bekommt einen spöttischen Unterton. Doc Smokys Gesicht läuft rot an. Es sieht fast so aus, als wolle der Oldtimer jede Sekunde in die Luft gehen.
»Hör zu, junger Mann«, sagt der Koch der Skull-Ranch. »Das ist ja alles recht schön, was du mir da erzählt hast, doch von dem ganzen Kram verstehe ich nicht die Bohne. Ich möchte von dir fünfhundert Dollar. Und ich gebe dir mein Ehrenwort, dass ich die Bucks pünktlich zurückzahle. Was willst du mehr? Falls du mich für einen Strauchdieb halten solltest, dann musst du mir das schon offen ins Gesicht sagen. Also, was ist? Kriege ich das Geld oder nicht?«
Der junge Bankclerk ist einen Schritt hinter dem Tresen zurückgewichen. Er blickt in das tomatenrote Gesicht des Oldtimers, der zornig seinen Lederhut in den Nacken schiebt.
»Tut mir leid, Sir. Ich habe meine Anweisungen und kann Ihnen den Kredit nicht gewähren.«
Der Oldtimer stößt einen ellenlangen Fluch aus, der dem jungen Burschen die Schamröte ins Gesicht schießen lässt. Dann macht Doc Smoky kehrt und verlässt noch immer fluchend, das Bank-Office.
Draußen rennt er beinahe einen Mann über den Haufen, der gerade noch im letzten Moment zur Seite springt und dem vor sich hinmurmelnden Oldtimer nachsieht.
Die Dunkelheit senkt sich über Golden City. In einigen Häusern brennen die ersten Kerosinlampen. Immer mehr Menschen kommen in die Stadt geritten oder gefahren.
Und die wilde Goldgräberstadt wird sich auch in dieser Nacht wieder austoben. Als Doc Smoky am Dancing Palace vorbeikommt, vernimmt er ohrenbetäubende Musik und dazwischen das schrille Lachen einiger Saloonschwalben.
Der Koch der Skull-Ranch überlegt, ob er sich nicht nach Brazos und Shorty umsehen soll, lässt es dann jedoch bleiben. Er weiß, dass seine beiden Gefährten irgendwann auftauchen werden.
Und sie können ihm auch nicht mit fünfhundert Dollar aushelfen. Die beiden Skull-Cowboys sind meistens so abgebrannt wie mexikanische Kirchenmäuse und haben kaum einen Dollar auf der hohen Kante.
Doc Smoky stiefelt weiter, erreicht den Saloon und schnauft erleichtert auf, als er Daff Donovan noch am Tisch sitzen sieht. Der Inhalt der Whiskyflasche hat inzwischen um einiges abgenommen, doch dies kümmert Doc Smoky nicht.
»Na, hat es mit deinem Kredit geklappt?«, fragt der Rancher, der auf dem Weg nach Denver ist und hier in Golden City Zwischenstation macht.
»Nicht die Bohne, Daff. Ich bin diesen feinen Herren wohl nicht seriös genug. Außerdem hat er mir da einiges von Zinsen und ähnlichem Zeug erzählt. Und damit kann ich wirklich nichts anfangen. Na, ja, irgendwie werde ich es schon schaffen, meinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen.«
»Dann trink erst mal, Alter. So ist es recht. Und auf einem Bein steht man nicht gut. Cheerio, Smoky.«
Die beiden Männer prosten sich zu, leeren die Gläser. Und eine knappe halbe Stunde später ist die Whiskyflasche leer und Smoky fühlt, dass er selbst immer voller wird.
Ihm ist plötzlich alles egal geworden. Verlangend schielt er auf die leere Flasche und dreht das Glas in seinen schwieligen Händen.
Daff Donovan, auch ihm sieht man die zahlreichen Drinks bereits an, lacht meckernd wie ein alter Ziegenbock und winkt dann zum Tresen hinüber.
»Noch eine Flasche, Keeper!«, ruft er.
»Das ist mächtig nett von dir, Daffy, alter Freund«, krächzt Doc Smoky. »Du weißt, wie du mir helfen kannst. Yeah, ich werde mich heute volllaufen lassen, dass mir der Whisky wieder zu den Ohren herausläuft. Und ich gehe jede Wette ein, dass ich dich unter den Tisch trinke.«
Daff Donovan lächelt.
Irgendwie hat er Gefallen an diesem kauzigen Oldtimer gefunden, der ihn an seinen eigenen Vater erinnert.
»Okay, die Wette gilt, Smoky. Hoffentlich übernimmst du dich nicht, denn ich kann schon einen gehörigen Stiefel vertragen.«
Zwei Stunden später ist auch diese Whiskyflasche geleert. Donovan und Doc Smoky sitzen noch immer, obwohl ihre Bewegungen fast zeitlupenhaft geworden sind. Und sie unterhalten sich lallend, achten überhaupt nicht auf die spöttischen Blicke der anderen Gäste. Und man sieht dem Oldtimer und dem Rancher an, dass sie beide bis zur Halskrause voll sind.
Klirrend fällt die leere Whiskyflasche zu Boden und zerbricht. Die beiden so stark angetrunkenen Männer zucken zusammen.
»Ich gehe auf mein Zimmer, Alter«, stammelt Donovan. »Heiliger Hosenträger, hoffentlich komme ich die Treppe hoch. Mann, das wird ein hartes Stück Arbeit werden.«
Doc Smoky beugt sich zu seinem Saufkumpan hinüber und fällt dabei beinahe vom Stuhl.
»Ich bringe dich hoch«, brabbelt Smoky. »Ich bin noch mächtig gut auf den Beinen. Wäre doch gelacht, wenn ich dich nicht in dein Bettchen bringen würde.«
Nach diesen Worten erhebt sich der Oldtimer, steht kerzengerade da und hält sich krampfhaft am Tisch fest. Er schließt die Augen, reißt sie jedoch dann ganz schnell wieder auf.
»Hoho«, krächzt er dann. »Oh, ist mir schwindelig. Heiliger Kochlöffel, alles dreht sich. Daffy, mein Freund, wenn du wieder an mir vorbeikommst, dann solltest du mir zuwinken.«
Smoky sinkt auf seinen Stuhl zurück. Nun erhebt sich Donovan. Und ihm ergeht es nicht viel besser. Auch er hat das Gefühl, auf einem Karussell zu sitzen.
»Komm schon, Alter«, stammelt er dann. »Komm her, gemeinsam schaffen wir es schon. Wäre doch gelacht, wenn uns das bisschen Whisky umhauen würde.«
Doc Smoky erhebt sich zögernd, macht einen tastenden Schritt auf Donovan zu. Dann halten sich die beiden Männer gegenseitig fest. Sie setzen sich schwankend in Bewegung, erinnern an Grashalme, die in einen Herbststurm geraten sind. Sie taumeln zwischen Tischen und Stühlen hindurch, rempeln einige Männer an, die jedoch gute Miene zu diesem Spiel machen und erreichen endlich die Treppe, die zum oberen Stockwerk hoch führt, wo sich auch die Gästezimmer befinden.
»Das schaffen wir nie«, stöhnt der Koch der Skull-Ranch. Und er fühlt eine schlimme Übelkeit, die durch seinen Körper zu pulsieren beginnt. Er würgt und schluckt, wird dabei ganz grün im Gesicht und kämpft gegen den Brechreiz an.
Seinem Zechbruder ergeht es nicht anders. Und der Keeper hinter dem Tresen zieht bereits ein düsteres Gesicht und sieht sich nach einem Eimer um.
Daff Donovan und Doc Smoky setzen sich nun auf die unterste Treppenstufe. Sie machen beide einen jammervollen Eindruck. Endlich erbarmt sich einer der Goldgräber.
Er packt Smoky und Donovan am Jackenkragen und stellt die beiden betrunkenen Männer mit einem Ruck auf die Beine. Der Oldtimer beginnt zwar wie wild um sich zu schlagen, weil er glaubt, angegriffen zu werden, doch er schlägt nur Luftlöcher.
Und der Goldgräber, es handelt sich um einen bulligen Zweizentnermann von bestimmt zwei Meter Größe, schleppt die beiden Betrunkenen nun die Treppe empor.
Oben angekommen lehnt er sie einfach gegen das Treppengeländer. Und es dauert einige Minuten, bis Donovan und Smoky überhaupt kapieren, was mit ihnen geschehen ist.
»Hey, wir sind wohl heraufgeflogen, Daffy«, stammelt Doc Smoky. »Uns sind Flügel gewachsen.«
Er löst sich vom Geländer und beginnt mit beiden Armen wie ein flügellahmer Enterich zu rudern. Dabei kommt er aus dem Gleichgewicht und landet recht unsanft auf dem Hinterteil.
Verstört blickt er Donovan an, der breit lächelt und dann seinen Kopf schüttelt. Diese Bewegung reißt den Rancher fast von den Beinen. Als er sich endlich wieder gefangen hat, hilft er Doc Smoky auf die Beine. Die beiden Männer haken sich unter und wanken dann den Gang entlang. Und Doc Smoky schmettert dabei sein berühmtes Lied, das mit den dreiunddreißig Strophen, mit dem er die Cowboys auf der Skull-Ranch schon öfters fast zur Verzweiflung gebracht hat.