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Captain Jack Bronson zügelt sein Pferd. Der graue Wallach ist längst ebenso erschöpft wie sein Reiter. Seit Tagen irrt Bronson durch die mörderische Wildnis der Rocky Mountains. Der Captain ist auf der Flucht vor seinen ehemaligen Kameraden. Und bald werden seine Verfolger ihn einholen. In Fort Clayton wartet das Kriegsgericht auf ihn, und das Urteil steht bereits fest: Tod durch Erschießen. Denn Jack Bronson wird eines schweren Verbrechens beschuldigt: MORD.
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Seitenzahl: 125
Veröffentlichungsjahr: 2021
Cover
Captain Bronson auf der Flucht
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Impressum
Captain Bronson aufder Flucht
von Frank Callahan
Captain Jack Bronson zügelt sein Pferd. Der graue Wallach ist längst ebenso erschöpft wie sein Reiter. Seit Tagen irrt Bronson durch die mörderische Wildnis der Rocky Mountains. Der Captain ist auf der Flucht vor seinen ehemaligen Kameraden. Und bald werden seine Verfolger ihn einholen. In Fort Clayton wartet das Kriegsgericht auf ihn, und das Urteil steht bereits fest: Tod durch Erschießen. Denn Jack Bronson wird eines schweren Verbrechens beschuldigt: MORD.
Jack Bronson, Captain der US-Kavallerie, wirft seine Pokerkarten mit einer resignierenden Handbewegung auf die Tischplatte und greift nach seinem Whiskyglas.
Er leert es und nickt seinen vier Mitspielern zu.
»Tut mir leid, Gentlemen. Ich bin pleite. Hab' diese verdammte Pechsträhne nicht in den Griff bekommen. Ich höre auf. Irgendwann müsst ihr mir Revanche geben.«
Die vier Mitspieler nicken kurz, während sich Captain Bronson erhebt und zum Tresen des Trailmen-Saloons tritt. Der Keeper blickt ihn fragend an.
»Noch einen Drink, Sir?«
»Yeah, Mike, noch einen Whisky zum Abschluss. Heiliger Rauch, wer sind denn diese Burschen, mit denen ich gepokert habe? Gegen diese Jungs hatte ich einfach keine Chance.«
Der Barkeeper zuckt mit den Schultern.
»Keine Ahnung, Sir. Die vier Männer sind zum ersten Mal hier im Saloon. Ich nehme an, dass sie geschäftlich im Fort zu tun haben. Lassen Sie sich trotzdem den Whisky schmecken. Und machen Sie sich wegen der Bezahlung keine Sorgen. Ich schreibe an.«
Jack Bronson greift nach dem Glas und nippt daran. Der dreißigjährige Captain denkt daran, dass er wirklich abgebrannt ist wie eine mexikanische Kirchenmaus.
Er reckt den Hals, als er Judy Winter kurz zum Saloonfenster hereinspähen sieht. Gleich darauf ist das Gesicht der jungen Frau wieder verschwunden.
Der Captain trinkt aus und nickt dem Keeper zu. Dann verlässt er den Saloon mit schnellen Schritten. Seine hochgewachsene Gestalt verschmilzt mit der Abenddämmerung.
Die dunklen Schatten der Nacht senken sich über die kleine Ansiedlung von Häusern hernieder, die sich vor dem Fort befinden. Fort Clayton, in der Nähe der Grenze zwischen New Mexico und Colorado, ist seit langen Jahren ein wichtiger Stützpunkt der US-Army.
Und Captain Bronson wurde erst vor einem halben Jahr hierher versetzt. Da er jedoch ein aufgeschlossener und sehr gerechter Mann ist, hat er bald Anerkennung bei seinen Offizierskameraden gefunden.
Von seinen Soldaten wird er geschätzt. Sie wissen, dass er keinen Befehl gibt, den er selbst nicht ausführen würde.
Der schlanke Captain beschleunigt seine Schritte. Bald ist er auf gleicher Höhe mit einer zierlich wirkenden, dunkelhaarigen Frau, die ihn lächelnd von der Seite anblickt.
Captain Jack Bronson legt grüßend seine rechte Hand an den Rand seiner Kopfbedeckung.
»Hallo, Judy«, sagt er. »Ich sah Sie gerade am Saloon vorbeigehen. Haben Sie etwas dagegen, wenn ich Sie nach Hause begleite?«
»Es wird mir eine Ehre sein, Sir«, sagt sie mit scherzhaftem Unterton in der Stimme. »Würden Sie mir Ihren Arm reichen, Sir? Ich frage nur, was Ihre zahlreichen Bräute sagen werden, wenn sie uns sehen.«
Ein strahlendes Lächeln legt sich auf das hagere Gesicht des Captains.
»Meine Bräute werden Ihnen die Augen auskratzen, schönes Kind. Es wird also nicht ungefährlich für Sie werden.«
Er reicht ihr den Arm.
»Ich werde mich schon zu wehren wissen, Sir«, sagt sie lachend. »Haben Sie wieder gepokert?«
Vorwurf klingt in ihrer Stimme mit. Und natürlich hat Judy Winter auch längst gemerkt, dass Jack Bronson einige Whiskys zu sich genommen hat.
Der Captain nickt.
»Meine einzige Freizeitbeschäftigung, Judy. Sie machen sich leider sehr rar, und sonstige Abwechslungen gibt es hier kaum. Da ist in Fort Worth in Texas mehr losgewesen. Hier sagen sich jedoch die Wölfe und Präriehunde ›Gute Nacht‹.«
»Ich bin mir nicht im Klaren, was ich von Ihnen halten soll, Jack«, sagt Judy Winter leise. »Sind Sie wirklich der unverbesserliche Casanova, wie viele Männer und Frauen im Fort behaupten, oder haben Sie sich nur hinter diese Maske geflüchtet?«
Sie bleibt stehen.
Fest sieht sie den schlanken Captain an, der verlegen lächelt. Jack Bronson hat das Gefühl, dass das Girl ihm bis auf den Grund seiner Seele sieht.
Sie nickt plötzlich.
»Sie sind ein Bluffer, Captain. Ich glaube nicht, dass an den vielen Frauengeschichten, die man Ihnen andichtet, etwas daran ist. Gut, Sie trinken gern Whisky und riskieren auch ein heißes Pokerspiel. Das ist jedoch völlig normal hier im Westen. Ich glaube wirklich, Captain, dass wir uns näher kennenlernen sollten.«
Bronson atmet erleichtert auf.
»Okay, Judy, ich glaube, dass wir uns einmal ausführlicher unterhalten sollen. Ihr Vater wird natürlich nicht besonders begeistert sein, wenn ich um Sie zu werben beginne.«
Jack denkt an Major Cliff Winter, seinen direkten Vorgesetzten, mit dem er ein nicht gerade freundschaftliches Verhältnis hat. In vielen entscheidenden Punkten sind diese beiden Männer zu verschieden, in dienstlichen, wie auch privaten Angelegenheiten.
»Wir werden sehen, Judy«, antwortet er leise. »Ich bringe Sie nun nach Hause. Und morgen Abend gehen wir zum Tanzen. Einverstanden?«
Judy Winter lächelt. Ihr leicht ovales Gesicht, mit den blauen Augen und den vollen Lippen, die einen leidenschaftlichen Zug tragen, rötet sich leicht.
»Einverstanden, Captain. Ich habe bisher noch niemandem zugesagt, obwohl es eine Anzahl von Bewerbern gegeben hat.«
»Captain Mulligan wird wohl schön sauer sein, nicht wahr?«
Judy zuckt mit den Schultern.
»Ich habe Mulligan nie große Hoffnungen gemacht, obwohl er so tut, als wäre ich mit ihm verlobt. Sie sollten sich vor dem Captain vorsehen. Er ist ein schlimmer Hitzkopf, der nicht so schnell aufgibt. Und wer weiß, wie er in seiner Eifersucht reagieren wird.«
Captain Bronson lächelt.
»Wir werden sehen, Judy«, sagt er dann. »Ich fürchte mich nicht vor Mulligan. Ich habe vor niemanden Angst auf dieser lausigen Welt. Kommen Sie jetzt.«
Er greift nach dem Arm von Judy Winter. Gemeinsam nähern sie sich dem Fort. Die Wachtposten vor dem großen Tor salutieren und öffnen das Tor.
Wenige Augenblicke später verabschiedet sich der Captain vor dem kleinen Blockhaus, in dem Judy mit ihrem Vater wohnt.
»Bis morgen, Jack«, sagt sie leise.
Er nickt und lächelt zärtlich.
»Ich freue mich sehr«, sagt er noch, ehe er grüßt und sich dann mit schnellen Schritten entfernt.
Captain Bronson kommt nicht weit. Eine dunkle Gestalt schiebt sich hinter der Kommandantur hervor. Jack erkennt das volle Gesicht von Ray Mulligan, der ihn böse anblickt.
»Ich muss dich sprechen, Jack«, knurrt er auch schon. »Und du kannst dir bestimmt denken, um was es geht.«
Jack Bronson runzelt die Stirn, ehe er nickt. Er weiß, dass er diesem Gespräch nicht ausweichen kann.
»Okay, Ray, wollen wir ins Kasino gehen, oder...?«
»Wir bleiben hier, Jack«, klirrt Mulligans Stimme. Er tritt einen Schritt näher. Und da er einen halben Kopf kleiner als Bronson ist, muss er zu ihm hochsehen.
Sein gedrungener, eckig wirkender Körper spannt sich, erinnert an einen Puma, der sich zum Sprung duckt.
»Also, was willst du, Ray?«, fragt Bronson. »Mein Dienst beginnt in vier Stunden. Und ich hätte gerne noch vorher ein wenig an meiner Matratze gehorcht.«
»Stell dich nicht so an, Jack. Es geht um Judy Winter. Du bist auf dem besten Weg, mir mein Mädchen auszuspannen.«
»Dein Mädchen?«
»Mein Mädchen, Jack! Und ich möchte dich warnen. Lass die Finger von ihr. Sie gehört mir. Es ist alles klar zwischen uns. Ich habe sogar bereits mit dem Major gesprochen.«
Inzwischen ist es dunkel geworden. Fern funkeln die Sterne am wolkenlosen Himmel. Der Mond ist noch nicht aufgegangen.
»Du hättest zuerst mit Judy Winter sprechen sollen, Ray. Und du wirst mir bestimmt recht geben, wenn ich dir sage, dass sich Judy selbst entscheiden soll.«
»Sie gehört mir, Jack. Lass die Finger von ihr.«
»He, Ray, soll das vielleicht eine Drohung sein?«
»Das kannst du sehen, wie du willst, Jack. Ich werde sonst Mittel und Wege finden, damit Judy bei mir bleibt.«
»Du bist ein Narr«, antwortet Captain Bronson. »Ein verdammter Narr, der nicht einsehen will, dass er die Partie längst verloren hat. Ich liebe Judy, und sie liebt mich auch. Ich werde um das Mädchen werben. Außerdem geht sie mit mir morgen zum Ball.«
Diese Worte schlagen bei Mulligan wie eine Granate ein. Sein Gesicht verfinstert sich noch mehr, während sich seine Hände zu Fäusten ballen. Und es sieht im ersten Moment so aus, als wolle er sich auf seinen Gegner stürzen.
Unwillkürlich weicht Captain Bronson einen Schritt zurück, ehe er den Kopf schüttelt.
»Nimm es wie ein Mann, Ray«, sagt er dann. »Judy hat sich nun einmal für mich entschieden. Ich habe noch vor wenigen Minuten mit ihr gesprochen. Du bist raus aus diesem Spiel. Ich glaube nicht, dass die Welt für dich untergehen wird. Es kann bei dem Girl nur einen Sieger geben. Und der bin...«
Captain Bronson kann den Satz nicht beenden, denn Mulligans Faust kommt ansatzlos, trifft Jack genau am Kinn und schleudert ihn zurück, als wäre er von einem Pferd getreten worden.
Bronson landet hart auf dem staubigen Boden, wirkt einen kurzen Moment benommen, ehe er wieder auf die Beine taumelt. Und das geschieht keine Sekunde zu spät, denn Mulligan stürzt heran. Und er hatte wohl vorgehabt, nach Bronson zu treten.
Jack springt zur Seite, lässt den Nebenbuhler ins Leere taumeln und schlägt dann zu. Er trifft Mulligan seitlich am Kopf, der jedoch diesen mächtigen Hieb ganz schnell verdaut und sich wieder gegen Bronson wirft.
Für einige Augenblicke ist nur das Klatschen der Fäuste, das Stöhnen der beiden Kämpfenden und ihr schnellgehender Atem zu vernehmen.
»Was geht hier denn vor?«
Die Stimme lässt die beiden Kämpfer auseinanderfahren. Sie nehmen Haltung an, starren auf Major Winter, der seine beiden Offiziere fassungslos ansieht, als haben diese den Verstand verloren.
»Ihr seid wohl verrückt geworden, was?«, schnappt die Stimme des Vorgesetzten. »Zwei Offiziere meiner Abteilung prügeln sich mitten im Fort. Ich möchte eine Erklärung. Sofort und auf der Stelle!«
Cliff Winter steht stocksteif da. Sein Schnurrbart zuckt, als hätte er sich in ein selbstständiges Wesen verwandelt. Ein paar Soldaten, die sich mit schnellen Schritten nähern, scheucht er mit einer wütenden Handbewegung wieder weg.
Jack Bronson und Ray Mulligan stehen noch immer wie erstarrt. Sie bluten im Gesicht.
»Sie kommen beide mit in mein Office, Gentlemen«, schnauft der Major dann.
Er macht kehrt und stiefelt zur Kommandantur hinüber. Die beiden Offiziere folgen schweigend. Und sie wissen, dass ihre Unbeherrschtheit von Major Winter nicht so ohne weiteres hingenommen werden wird.
Der Major knöpft sich die beiden vor und hält ihnen eine Standpauke. Er schweigt, als er außer Atem kommt. Sein rundliches Gesicht ist gerötet. Die Augen blitzen zornig.
»Es handelt sich um eine reine Privatangelegenheit, Sir«, sagt Captain Bronson dann. »Es tut mir leid, dass ich die Beherrschung verloren habe. Es wird nicht wieder vorkommen.«
Captain Mulligan findet ähnliche Worte.
»Sie sollten sich schämen, meine Herren«, sagt Major Winter dann. »Es wirft wirklich kein gutes Licht auf unser Fort, wenn sich zwei Offiziere dort draußen prügeln. Ich erteile Ihnen beiden einen strengen Verweis. Und sollte so etwas Ähnliches nochmals vorkommen, dann lernen Sie mich kennen. Abtreten!«
Mulligan und Bronson verlassen das Office des Majors. Vor der Tür bleiben sie stehen und sehen sich an.
»Das wirst du mir büßen, Bronson«, stößt Mulligan tonlos hervor. »Das schwöre ich dir.«
Nach diesen Worten macht er kehrt und verschwindet auch bald in der Dunkelheit. Captain Bronson steht noch einige Augenblicke nachdenklich da, ehe auch er seiner Unterkunft zustrebt.
Er ahnt, dass die ganze Angelegenheit mit Ray Mulligan noch lange nicht ausgestanden ist. Als er jedoch an Judy denkt, weiß er, dass sich der Einsatz lohnen wird.
John Morgans Gesicht bekommt einen leicht belustigten Eindruck, als er auf Doc Smoky blickt, der in den Hof der Skull-Ranch geritten kommt. Auch Chet Quade, Brazos, Shorty und General Carrington, die drüben am Korral stehen, werden aufmerksam.
Doc Smoky schiebt seinen riesigen Lederhut aus der Stirn und beginnt zu grinsen. Dann lässt er die lange Leine los, an der vier Ziegen und ein Ziegenbock angebunden sind. Die fünf Tiere meckern kläglich. Ein langer Trail muss sie gehörig erschöpft haben.
Der Koch der Skull-Ranch schwingt sich aus dem Sattel und tritt zu dem Ranchboss, der den Oldtimer fragend ansieht.
»Sorry, Boss, ich weiß, dass ich einen ganzen langen Tag überfällig bin. Es ging jedoch nicht anders.«
»So, so, Alter«, nickt John Morgan und deutet dann auf die kleine Ziegenherde. »Und was sollen die Ziegen, Smoky? Die frische Luft hier im Bluegrass Valley ist uns bisher immer gut bekommen. Und diese Viecher stinken zehn Meilen gegen den Wind.«
Doc Smokys Gesicht bekommt einen verlegenen Eindruck.
»Ich habe die Ziegenherde beim Pokern gewonnen, Boss«, antwortet er. »Und es ist eine Heidenarbeit gewesen, sie hierher zu bringen. Diese Biester können noch störrischer als Esel sein. Ich habe mir gedacht, dass Ziegenmilch und Ziegenkäse ein wenig Abwechslung auf meinen Küchenzettel bringen. Ich stelle die Tiere der Skull-Ranch natürlich zur Verfügung.«
Die anderen Männer von der Skull sind nähergetreten. Staunend blicken sie erst die Ziegen und dann Doc Smoky an.
»Was schaut ihr so blöd?«, fragt der Oldtimer. »Ihr habt wohl noch nie Ziegen gesehen, Jungs? Außerdem sind es prächtige Tiere und...«
»... stinken noch schlimmer als Schafe«, murrt Shorty. »Heiliger Rauch, seht euch nur dieses Ungetüm von einem Ziegenbock an.«
»Kommt ihm nur nicht zu nahe«, warnt Brazos und grinst dabei lässig. »Der frisst dich mit Haut und Haaren, Kleiner.«
Alle lachen, während Shorty ein beleidigtes Gesicht zieht, einen Schritt nach vorn macht und Brazos voll auf den Stiefel tritt.
»Das wollte ich natürlich nicht«, meint Shorty, grinst und duckt sich blitzschnell, damit ihn Brazos Hieb nicht trifft.
General Lee, der Deutsche Schäferhund, kommt aus Doc Smokys Küchenanbau und bleibt schnüffelnd stehen. Seine Ohren stellen sich, als er die Ziegen erblickt. Langsam trottet er näher, beginnt die fünf Tiere zu umkreisen. Die vier Ziegen drängen sich dicht zusammen, während der Ziegenbock den Kopf senkt und seine gewundenen Hörner gegen General Lee richtet.
»Sei nur vorsichtig, General«, ruft Doc Smoky. »Mit Jonathan ist nicht zu spaßen.«
»Wer ist Jonathan, zum Kuckuck?«, fragt John Morgan.
»So habe ich den Ziegenbock getauft, Boss«, antwortet Doc Smoky. »Ich muss doch einen Namen für ihn haben.«
Alle lachen erneut.
»Und wie hast du die vier Ziegenladys getauft?«, will Chet Quade, der Vormann der Skull-Ranch, wissen.
»Die bekommen erst später ihre Namen, Chet. Erst wenn du sämtlichen Rindern auf der Weide einen Namen gegeben hast.«
Jonathan und General Lee stehen sich nun im Abstand von wenigen Schritten gegenüber. Noch immer hat der Bock den Kopf gesenkt. Der Schäferhund knurrt leise, steht zum Sprung geduckt da und weiß wohl mit Jonathan nichts anzufangen.
Und dann greift Jonathan an.
Er senkt den Kopf mit den Hörnern noch tiefer und jagt dann los, als habe er einen Tritt ins Hinterteil bekommen. Er überrascht den Schäferhund, der zwar ausweicht, jedoch trotzdem noch gerammt wird.
General Lee überschlägt sich, kommt wieder auf die Beine und stößt ein langgezogenes Heulen aus. Und dann humpelt er mit eingezogenem Schwanz davon.
Jonathan hat währenddessen schon längst wieder kehrtgemacht und ist zu seinem Harem zurückgekehrt. Dort meckert er zufrieden. Seine Ladys stimmen begeistert in dieses Konzert mit ein.