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Der Zufall will es, dass Doc Smoky, Brazos und Shorty Zeugen eines dreisten Postkutschenüberfalls werden. Sie ahnen nicht, was sie sich einhandeln, als sie die beiden Outlaws überwältigen und an den Sheriff ausliefern.
Denn mit den dreitausend Bucks Belohnung für die zwei Kerle, die berüchtigten Zaccora Brothers, haben sie nur Ärger.
Und dann werden sie auch noch beschuldigt, eine Bank ausgeraubt und drei Männer umgebracht zu haben! Alle Beweise sprechen gegen sie - es sieht so aus, als sollten auch sie am Galgen enden...
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Seitenzahl: 144
Veröffentlichungsjahr: 2022
Cover
Am Galgen ist noch Platz
Vorschau
Impressum
Am Galgen ist noch Platz
von Frank Callahan
Der Zufall will es, dass Doc Smoky, Brazos und Shorty Zeugen eines dreisten Postkutschenüberfalls werden. Sie ahnen nicht, was sie sich einhandeln, als sie die beiden Outlaws überwältigen und an den Sheriff ausliefern.
Denn mit den dreitausend Bucks Belohnung für die zwei Kerle, die berüchtigten Zaccora Brothers, haben sie nur Ärger.
Und dann werden sie auch noch beschuldigt, eine Bank ausgeraubt und drei Männer umgebracht zu haben! Alle Beweise sprechen gegen sie – es sieht so aus, als sollten auch sie am Galgen enden...
»Du hättest besser auf uns aufpassen sollen, Doc Smoky«, grollt Brazos' dunkle Stimme. »Mann, in meinem Schädel befindet sich ein Hornissenschwarm und mein Magen spielt noch immer verrückt. Und ich gehe jede Wette ein, dass es bei Shorty auch nicht anders ist.«
Der kleine Shorty nickt recht kläglich und wirft Doc Smoky, dem Koch der Skull-Ranch, einen schrägen Blick zu. Der Oldtimer lächelt verwegen und zuckt mit den Schultern.
»Ich hatte euch vorher gewarnt, nicht zu viel zu trinken. Nun habt ihr die Bescherung. Jeder Mann ist sein eigener Hüter. Und ich bin keine Amme, die immer ihre Hände schützend über euch ausbreitet. Ihr hättet auf mich hören sollen, Jungs. Außerdem werdet ihr den Whisky in den nächsten Stunden wieder herausschwitzen.«
Brazos brummt einige unverständliche Worte, verstummt dann, als er einen Schluckauf bekommt. Shorty sitzt nach wie vor zusammengesunken im Sattel. Und hin und wieder stöhnt er, als würde er von schlimmen Zahnschmerzen geplagt. Dann tastet er mit einer Hand über seinen Bauch und zieht ein noch kläglicheres Gesicht.
Die drei Cowboys von der Skull-Ranch, die sich im Herzen Colorados inmitten des Bluegrass Valleys befindet, hatten eine Pferdeherde nach Lamar am Arkansas River getrieben und an einen Aufkäufer der Armee verkauft.
Und dann hatten sie sich den Staub des langen Trails aus den Kehlen gespült. Doc Smoky wurde schon bald in eine heiße Pokerpartie verwickelt, bei der er im Lauf des Abends über zweihundert Dollar gewann.
Und so konnte er sich nicht um Brazos und Shorty kümmern, die zu tief in die Whiskygläser schauten. Doc Smoky kam gerade noch zurecht, um zu verhindern, dass Brazos den Saloon auseinandernahm. Einige Burschen hatte er bereits recht unsanft zu den Pendeltüren hinausbefördert.
Die Nacht verbrachten sie im Heu des Mietstalls und ritten bereits beim Morgengrauen los.
»Stellt euch nicht so an, Jungs«, ruft Doc Smoky tröstend und schiebt seinen riesigen Lederhut in den Nacken. »Ihr wollt doch immer Männer sein, richtige hartbeinige Jungs, und die werden doch nicht gleich weinen, nur weil sie einen kleinen Kater haben. Hört zu, Leute. Vor über zwanzig Jahren, als ich einer der wildesten Burschen jenseits des Mississippis gewesen bin, trank ich eine ganze Flasche Whisky in einem Zug leer. Und dann...«
Brazos und Shorty stöhnen. Sie ahnen, dass nun wieder eine der Lügengeschichten des Oldtimers kommen wird. Der bullige Brazos hält sich sofort die Ohren zu. Und er brummt dabei wie ein wütender Bär, den man in seinem Winterschlaf gestört hat.
Shorty folgt seinem Beispiel und hält sich ebenfalls die Ohren zu. Der Ranchkoch erzählt munter weiter, bemerkt erst nach einigen Sekunden, dass ihm seine beiden Freunde überhaupt nicht zuhören.
Sein Gesicht rötet sich, ehe er einige lästerliche Flüche ausstößt, die sogar einem altgedienten Postkutschenfahrer die Schamröte ins Gesicht getrieben hätten.
Doc Smoky verstummt plötzlich und lauscht. Seine Augen verengen sich leicht und sein verwegenes Piratengesicht legt sich in tausend Falten.
Deutlich vernimmt er die aufpeitschenden Schussdetonationen eines Gewehres. Fünf Schüsse sind es, die den jungen Morgen zerreißen. Sie müssen hinter einem Hügel abgefeuert worden sein, der sich seitlich von den drei Cowboys befindet.
»Heh, habt ihr die Schüsse auch gehört?«, ruft der Oldtimer seinen beiden Gefährten zu.
Sie reagieren nicht, starren geradeaus und halten sich noch immer die Ohren zu.
Und nun wird Doc Smoky mächtig böse.
Er drängt sein Pferd zwischen den beiden Freunden durch und rempelt sie hart an.
Sie blicken auf und Brazos ruft: »Nun versucht er es schon mit Gewalt, damit wir seinen schauerlichen Lügengeschichten zuhören.«
Shorty nickt nur, rülpst und stöhnt, als wäre er sterbenskrank. Dabei treibt er seine Rosinante ein wenig zur Seite. Und das unansehnliche Pferd, das immer einen müden Eindruck macht und wie ein abgehalfterter Klepper aussieht, folgt willig seinem Befehl. Es ist jedoch ein Klassepferd und hat den Teufel im Leib.
»Schüsse«, kreischt Doc Smoky und fuchtelt mit den Armen. »Fünf Schüsse, Jungs. Sie sind dort hinter dem Hügel abgefeuert worden. Wir sollten nachsehen, was geschehen ist.«
»Ach, du spinnst ja, Smoky«, kräht Shorty. »Lass uns in Frieden. Wir haben ganz andere Sorgen, als deinen Hirngespinsten nachzugehen.«
Doc Smoky blickt den kleinen Cowboy mit weitaufgerissenem Mund an. Und beinahe fällt ihm sein Lederhut vom Kopf. Es gelingt ihm gerade noch, ihn in letzter Sekunde zu fassen.
»Wir reiten weiter«, brummt Brazos. »Dort drüben befindet sich eine Waldinsel. Wir sollten eine längere Pause machen. Ich fühle mich hundeelend und...«
Er verstummt, sitzt mit offenstehendem Mund im Sattel und macht einen erschreckten Eindruck.
Auch Shorty zuckt zusammen, während Doc Smoky zufrieden zu lächeln beginnt.
Wieder peitschen Schussdetonationen auf.
»Glaubt ihr mir nun, ihr verdammten Schwachköpfe?«, krächzt die Stimme des Oldtimers. »Los, wir reiten erst mal zu dem Hügel hinüber und bleiben in Deckung. Und dann sehen wir nach, was sich da auf der anderen Seite abspielt.«
Sie reiten los. Man erkennt sofort, dass die drei Cowboys von der Skull-Ranch ein eingespieltes Team sind. Einige Minuten später erreichen sie den Gipfel des Hügels, der dicht bewachsen ist. Ihre Pferde haben sie vor dem Aufstieg zwischen Wacholderbüschen verborgen.
Doc Smokys Lippen werden zu einem schmalen Strich, als er sieht, was da unten geschieht. Und der schlimme Kater bei Shorty und Brazos verfliegt von einer Sekunde zur anderen.
Sie erkennen, dass dort unten eine Postkutsche ausgeraubt wird. Die Passagiere sind bereits ausgestiegen. Der Kutscher liegt in gekrümmter Haltung auf dem Kutschbock.
Und eine Steinwurfweite entfernt liegt der regungslose Körper des Beifahrers im hüfthohen Gras.
»Das sind ja nur zwei Outlaws«, murmelt Doc Smoky. »Seht ihr den einen Burschen dort zwischen den Felsen, Jungs? Er hält mit dem Gewehr seinem Gefährten den Rücken frei, während dieser Bursche nur einzukassieren braucht!«
Shorty und Brazos nicken. Und Brazos ballt seine Hände zu gewaltigen Fäusten, die an Schmiedehämmer erinnern.
»Oha, so geht das nicht«, sagt er. »Diesen beiden Halunken werden wir ganz gewaltig in die Suppe spucken. Das ist doch klar, Jungs, oder etwa nicht?«
Das Kleeblatt, wie die drei Cowboys von der Skull-Ranch auch oft genannt werden, sind sich einig. Sie überlegen nur noch, wie sie diese beiden Postkutschenräuber stellen wollen.
Doc Smoky sagt flüsternd: »Wir müssen abwarten, bis die Kerle ihr schmutziges Geschäft dort unten erledigt haben. Dann schnappen wir sie uns. Und wenn mich nicht alles täuscht, kommen sie genau hier unten vorbei, wo wir unsere Pferde versteckt haben.«
Brazos nickt lächelnd, und auch der kleine, krummbeinige Shorty zieht ein erfreutes Gesicht.
»Du bleibst hier, Kleiner«, meint Doc Smoky. »Brazos und ich legen uns auf die Lauer. Und du gibst uns ein Zeichen, wenn die Burschen losreiten. Sollten sie jedoch eine andere Richtung einschlagen, dann kommst du sofort angeflitzt. Ist das klar?«
»Natürlich ist das klar«, kräht Shorty. »Heh, manchmal habe ich das Gefühl, dass du glaubst, einen Knallkopf vor dir zu haben.«
Der Oldtimer winkte ab.
»Es darf nichts schiefgehen, sonst landen wir selbst in Teufels Küche. Diese Kerle gehen über Leichen. Das sind ganz Hartgesottene, die erst schießen und dann Fragen stellen. Ihr habt es an dem Stage Coach-Kutscher und dem Beifahrer gesehen. Dann los, Jungs.«
Shorty bleibt zurück und beobachtet den Ort des Überfalls, während sich seine beiden Gefährten ein Versteck suchen. Sie hoffen, dass die beiden Outlaws auch an dieser Stelle vorbeikommen werden.
»Shorty winkt uns zu«, sagt Brazos und greift seinen Revolver fester. »Die Kerle sind im Anmarsch. Gleich werden die sich ganz gewaltig wundern. Nicht wahr, Alter?«
Doc Smoky nickt und hebt seine alte Sharps an. Er ist ein Meister im Umgang mit dem schweren Büffelgewehr, das gewaltige Löcher reißt und einen Büffel noch auf einer Entfernung von über einer Meile fällen kann.
Nun hören sie die hämmernden Hufschläge von zwei sich schnell nähernden Pferden. Jeden Augenblick können die beiden Halunken um den Hügel herumgeritten kommen.
Die Hufschläge werden lauter.
Dann tauchen die beiden Banditen auf, die ihre Halstücher noch immer vor den Gesichtern haben. Sie machen sich klein in den Sätteln.
»Gleich geht es los, Dicker«, sagt Doc Smoky. »Halte dich lieber zurück und lass mich mal machen.«
Die Banditen jagen auf schnellen Hufen heran. Fünf Pferdelängen trennen sie noch von den beiden Cowboys der Skull-Ranch.
Doc Smoky springt aus dem Gebüsch hervor. Brazos folgt ihm augenblicklich.
Die Outlaws erschrecken gewaltig, geben ihren Pferden sofort eine andere Richtung und wollen die Flucht ergreifen.
Doc Smoky macht den Zeigefinger krumm, und es kracht, als wäre eine kleine Kanone abgeschossen worden. Der Oldtimer ist von blauem Pulverdampf eingehüllt.
Der Warnschuss, der knapp über die beiden Outlaws hinweggeht und einem die Kopfbedeckung wegreißt, wirkt wahre Wunder.
Endlich geben die beiden Postkutschenräuber auf, sehen ein, dass sie gegen die Männer nicht den Hauch einer Chance haben, sondern nur heißes Blei ernten würden.
Doc Smoky und Brazos schieben sich näher. Die Banditen recken ihre Hände in Schulterhöhe und starren aus bösen Augen herüber.
»So ist es prächtig, Jungs«, ruft Doc Smoky. »Wenn ihr auch nur den kleinsten Trick versucht, mache ich Schweizer Käse aus euch. Und das ist ein Käse, in dem besonders große Löcher sind, falls ihr das noch nicht gewusst habt.«
Shorty kommt herangekeucht und schwingt sein Gewehr wie ein kriegerischer Apache. Innerhalb weniger Augenblicke sind die beiden Kerle entwaffnet.
Brazos zieht ihnen die Halstücher herunter und blickt in zwei verwegene Gesichter, die auf jeden Steckbrief gepasst hätten. In den Augen der Halunken liegt flammender Hass. Bestimmt wünschen sie in Gedanken den drei Cowboys von der Skull-Ranch alle Plagen der Hölle an den Hals.
»Da habt ihr aber Pech gehabt, dass wir Zeugen eures Überfalls geworden sind«, sagt Doc Smoky. »Nun ist es aus und vorbei mit euch. Wir bringen euch nach Lamar. Und wie wir wissen, gibt es dort einen Sheriff, der sich bestimmt freuen wird, euch einsperren zu können. Sollten dieser Postkutschenfahrer und sein Begleiter tot sein, dann wird man euch an euren schmutzigen Hälsen aufhängen.«
Die beiden Banditen, die sich wie Brüder ähneln, antworten nicht. Nur der hasserfüllte Ausdruck in ihren Gesichtern verstärkt sich.
»Hier in den Satteltaschen steckt die Beute«, ruft Shorty zufrieden. »Hey, das sind ja mehrere tausend Bucks. Diese Höllenhunde haben ganz schön abgesahnt. «
Einer der Kerle, auf dessen Stirn eine kaum verheilte Narbe pulsiert, nickt Doc Smoky zu.
»Ihr könnt alles behalten, wenn ihr uns laufen lasst. Alles, und es sind mehr als fünftausend Dollar. Die können euch gehören, wenn ihr es schlau anpackt. Ihr seid doch nur Cowboys, die für dreißig Bucks im Monat hinter Rinderschwänzen herjagen. Überlegt es euch gut. Solch eine erstklassige Chance bekommt ihr nicht mehr im Leben.«
Doc Smoky, Shorty und Brazos grinsen nur.
»Wir verzichten«, knurrt der Oldtimer böse. »Yeah, lieber jagen wir den halbwilden Longhorns hinterher, als uns an solch einem Blutgeld zu bereichern. Los, wir reiten zur Postkutsche hinüber. Und versucht nur nichts, sonst bekommt ihr mehr heißes Blei zu schmecken, als euch lieb sein wird.«
Nun erkennen die beiden Outlaws, dass sie endgültig verloren haben und in einer aussichtslosen Klemme stecken. Sie senken die Köpfe und geben sich geschlagen.
Der Reitertrupp setzt sich in Bewegung. Brazos und Shorty nehmen die beiden Räuber in die Mitte. Schon bald taucht die Stage Coach vor ihnen auf.
Zwei Männer umstehen den Driver der Postkutsche, den sie vom Bock gehoben haben. Und dicht daneben liegt der Begleitmann, den zwei andere Passagiere herantragen.
Die Männer zucken zusammen, als sie die Reiter sehen. Einige von ihnen glauben wohl, dass die Banditen nun mit Verstärkung zurückkehren. Der Irrtum stellt sich schnell heraus.
Doc Smoky nickt den Ausgeraubten zu.
»Wir haben die beiden Kerle geschnappt, Gents, denn wir wurden zufällig Zeugen des Überfalls. Die Schießerei hat uns angelockt. In den Satteltaschen befindet sich die Beute. Bitte, greifen sie nur zu, Gentlemen. Diese beiden Halunken nehmen wir mit nach Lamar und übergeben sie dem Sheriff.«
Die vier Reisenden staunen. Es sind schon ältere Männer, und sie bedanken sich bei den drei Skull-Boys sehr herzlich.
Einer von ihnen deutete dann auf die beiden Postkutschenfahrer, die regungslos am Boden liegen.
»Sie sind beide tot. Diese Hundesöhne ließen ihnen nicht die geringste Chance. Oh, ich könnte...«
Der Mann schweigt, presst seine Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. Und die drei anderen Passagiere der ausgeraubten Stage Coach knirschen mit den Zähnen. Am liebsten würden sie über die beiden Kerle herfallen.
»Wie kommen wir nach Lamar zurück?«, fragt einer der Männer. »Wir können dieses Ungetüm von einer Concord-Kutsche nicht fahren.«
Brazos lacht und spuckt sich in die Hände.
»Einsteigen, Gentlemen«, ruft er. »Ich mache das schon. Es ist nicht die erste Kutsche, die ich sicher ans Ziel bringe.«
Sie glauben ihm, als sie die mächtigen Muskeln unter seinem Hemd spielen sehen.
Bald ist die Stage Coach abfahrbereit. Doc Smoky und Shorty sind mit den beiden Outlaws ebenfalls ins Innere der Kutsche geklettert. Die Sattelpferde haben sie hinten angebunden und die beiden Toten auf der Ladefläche verstaut.
Dann schwingt Brazos die Peitsche, lässt sie über den Köpfen des Sechsergespannes tanzen.
»Hoooh, ihr alten Tanten«, brüllt er dabei. »Lauft schon, ihr Kaninchen, sonst mache ich euch Beine. Und ich kann verdammt ungemütlich werden. Lasst es nur nicht darauf ankommen!«
Die Postkutsche setzt sich rumpelnd und knarrend in Bewegung. Schon nach wenigen Yards bekommt Brazos die Pferde unter Kontrolle. Und dann fährt er die Stage Coach, als hätte er zeitlebens niemals etwas anderes gemacht.
Zurück bleibt nur eine riesige Staubwolke, die sich träge zu Boden senkt.
»Alle Achtung, Jungs«, sagt Jack Whitey, der Sheriff von Lamar. »Da habt ihr aber einen Riesenfang gemacht. Ich möchte mich bei euch bedanken, denn hinter diesen beiden Höllenhunden bin ich bereits seit vielen Monaten her, ohne sie auch nur zu Gesicht zu bekommen. Die beiden Kerle haben einige Banken und ungefähr fünfmal die Postkutsche überfallen. Sie werden steckbrieflich gesucht.«
Jack Whitey lächelt ernst. Der Sheriffstern auf seiner Brust funkelt, als er von einem verirrten Sonnenstrahl getroffen wird. Der Gesetzeshüter beugt sich nach vorn.
Die drei Cowboys von der Skull-Ranch sitzen auf einem alten Sofa im Office des Sternträgers. Die beiden Banditen befinden sich längst in sicheren Zellen.
»Yeah, sie wurden steckbrieflich gesucht, Jungs. Und das bedeutet, dass es eine Kopfprämie für die beiden Kerle gibt. Insgesamt dreitausend Dollar sind in den letzten Monaten ausgesetzt worden, um die Zaccora-Brüder zu schnappen.«
Das Kleeblatt von der Skull-Ranch staunt.
»Dreitausend Bucks?«, stöhnt Shorty. »Das sind ja genau tausend Dollar pro Nase, Jungs, hey, wir sind reich«, schreit er dann und springt auf. Er führt einen regelrechten Indianertanz auf, der jedem Medizinmann zur Ehre gereicht hätte.
»Nun schnapp nur nicht gleich über, Kleiner«, brummt Brazos, der gerade im Kopf auszurechnen versucht, wie viele Whiskys er sich für tausend Dollar kaufen kann.
Er bekommt einen roten Kopf, als er das ungefähre Ergebnis ausgerechnet hat.
»Da bedanken wir uns aber«, sagt Doc Smoky. »Himmel, damit haben wir überhaupt nicht gerechnet. Wir haben diese Kerle nur geschnappt, weil wir zufällig Zeugen des Verbrechens wurden. Natürlich haben wir gegen die Bucks nichts einzuwenden. Und wir können sie gut gebrauchen, wie Sie sich denken können, Sheriff. Als Cowboys kann man keine Reichtümer sammeln, obwohl wir mit niemanden tauschen möchten. Unser Rancher, John Morgan, ist ein prächtiger Boss, für den alle seine Jungs durchs Feuer gehen.«
Jack Whitey nickt.
»Ich habe schon von der Skull-Ranch gehört, Doc Smoky. Eure Heldentaten sind sogar schon bis Lamar gedrungen. Und nun wissen wir alle selbst, dass ihr tolle Jungs seid. Immerhin habt ihr die gefährlichen Zaccora-Brothers eingefangen. Das macht euch so schnell niemand nach. Mit der Belohnung müsst ihr noch einen Tag warten. Ich werde alles veranlassen. Macht euch ein paar schöne Stunden in der Stadt.«
Sein Blick bleibt auf Brazos hängen, der die Augen geschlossen hat und wohl immer noch rechnet, wie viele Drinks er für den Anteil seiner Belohnung bekommt.
»Benehmt euch in der Stadt, Jungs«, sagt Jack Whitey dann leise. »Haltet diesen Bullen dort unter Kontrolle. Ich möchte nicht, dass es Ärger gibt. Und meidet den ›Star-Saloon‹, wo Brazos gestern Streit mit einigen Boys bekommen hat.«
»Das geht schon klar, Sheriff«, sagt Doc Smoky. »Ich werde diese beiden Sattelquetscher unter meine Fittiche nehmen und sie nicht aus den Augen lassen.«
Jack Whitey erhebt sich, reckt seinen hageren Körper und blickt den drei Cowboys hinterher, die das Office verlassen.
»Tolle Burschen«, murmelt er. »Hoffentlich schlagen sie heute Abend nicht über die Stränge. Würde mir leidtun, sie hart anfassen zu müssen. Na ja, wir werden sehen.«
»Tausend Bucks für jeden«, sagt Brazos feierlich. »Das sind weit über zweitausend Drinks, Jungs. Habt ihr etwas dagegen, wenn ich gleich damit anfange? Ihr seid natürlich eingeladen. Kommt, dort drüben ist ein prächtiger Saloon. Und...«
»Nein«, sagt Doc Smoky.
Brazos reißt den Mund auf.
»Was, nein...?«
»Wir gehen zuerst etwas essen, Dicker«, sagt Doc Smoky. »Und anschließend machen wir ein Mittagsschläfchen. Und dann...«
»Nur einen einzigen Whisky für jeden«, beharrt Brazos und leckt sich über die Lippen.