Skull-Ranch 80 - Frank Callahan - E-Book

Skull-Ranch 80 E-Book

Frank Callahan

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Henry Logan war ein Dieb, Falschspieler und Betrüger. Aber einen richtigen Coup hatte er noch nie landen können. In Limon, einer kleinen Stadt in Colorado, kannte niemand seinen Steckbrief. Noch hatte dort niemand Logans Tricks durchschaut, mit denen er den rauen Burschen im Limon-Saloon die Bucks aus den Taschen zog. Am Pokertisch hatte er sich eine hübsche Summe ergaunert, und es wurde allmählich Zeit, die Stadt zu verlassen. Aber Henry Logan wollte ans große Geld kommen. Er ahnte nicht, dass die Geier bereits auf ihn warteten...


Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 146

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Finale für zwei Schießer

Vorschau

Impressum

Finale für zwei Schießer

von Frank Callahan

Henry Logan war ein Dieb, Falschspieler und Betrüger. Aber einen richtigen Coup hatte er noch nie landen können. In Limon, einer kleinen Stadt in Colorado, kannte niemand seinen Steckbrief. Noch hatte dort niemand Logans Tricks durchschaut, mit denen er den rauen Burschen im Limon-Saloon die Bucks aus den Taschen zog. Am Pokertisch hatte er sich eine hübsche Summe ergaunert, und es wurde allmählich Zeit, die Stadt zu verlassen. Aber Henry Logan wollte ans große Geld kommen. Er ahnte nicht, dass die Geier bereits auf ihn warteten...

Dunkelheit hüllt Henry Logan ein, als er das Hotel durch den Hinterausgang verlässt. Er verweilt geduckt hinter einem Haselnussstrauch, bis sich seine Augen an die samtene Schwärze der Nacht gewöhnt haben.

Dann schiebt sich der hagere, etwa einssiebzig große Mann zwischen den Büschen hindurch. Wenige Sekunden später erreicht er einen Bretterzaun, über den er klettert und dann weiterhuscht.

Zwei Pferdelängen weiter blieb er unter einem Kirschbaum stehen, sieht sich nach allen Seiten um und nickt zufrieden.

Limon, die kleine Stadt nicht unweit von Denver, ist längst zur Ruhe gekommen. Sogar der einzige Saloon ist schon zwei Stunden nach Mitternacht geschlossen.

Logan schleicht weiter, schiebt seinen flachkronigen Stetson noch tiefer in die Stirn und nützt jede sich nur bietende Deckungsmöglichkeit aus, als er sich einem großen Haus nähert.

Dunkel gähnen ihm die Fensterscheiben entgegen. Nichts rührt sich in dem zweistöckigen Haus.

Aufmerksam sieht sich Logan nach allen Seiten um, ehe er sein Halstuch über Mund und Nase schiebt. Die dunklen Augen funkeln. Seine rechte Hand tastet nach dem Revolver im Holster.

Und der kleine Gauner, der seinen Lebensunterhalt durch Einbrüche und als Falschspieler verdient, hofft in diesen Sekunden, dass er die Waffe nicht brauchen wird.

Eigentlich kann ihm gar nichts passieren. Er hat seinen neuen Coup sehr sorgfältig ausgekundschaftet. Und die alte Lady, die dieses Haus bewohnt, dürfte ihm keine Schwierigkeiten bereiten.

Logan durchquert wie ein lautloser Schatten den Garten, nähert sich dann einem Kellerfenster, von dem er weiß, dass es nur angelehnt ist.

Und so ist es auch.

Nochmals lauscht der Halunke, sieht sich nach allen Seiten um, ehe er das Fenster aufstößt und sich hindurchzwängt. Dann lässt er sich in die Tiefe gleiten, landet auf irgendeinem Gegenstand, der unter seinem Gewicht leise knarrt.

Dann ist nur noch das schnelle Atmen des Outlaws zu vernehmen, der einige Sekunden wie erstarrt auf der alten Kiste steht. Logan erkennt die schattenhaften Umrisse von Gegenständen, bei denen es sich um ausgediente Möbel handelt.

Logan wagt nicht, ein Schwefelholz anzureißen. Er hüpft von der Kiste herunter und tastet sich langsam quer durch den Kellerraum, bis er endlich die Tür erreicht.

Er öffnet sie, kann ein Knarren nicht verhindern. Wieder hält der Bandit den Atem an. Im Haus bleibt es jedoch ruhig. Logan hofft auf einen gesunden Schlaf von Dorothy Osborn, die schon weit über sechzig Jahre alt sein muss und hier in diesem verschlafenen Nest ihren Lebensabend verbringt.

Henry Logan hat in Erfahrung bringen können, dass die alte Dame über viel Geld und über noch mehr Schmuck verfügt. Ihr Mann, der vor fünf Jahren verstarb, muss in Denver ein Vermögen mit diversen Geschäften gemacht haben.

Der Bandit erkennt eine schmale Treppe, die steil nach oben führt. Er setzt sich vorsichtig in Bewegung, steigt Stufe um Stufe empor.

Logan erreicht eine Art Diele, von der aus mehrere Türen in andere Räume führen. Aus einem Fenster in der Rückwand fällt silbernes Mondlicht herein, lässt das Gesicht des Outlaws schweißig glänzen.

Er nähert sich einer Tür, öffnet sie und späht vorsichtig in das Zimmer hinein. Es muss sich um das Wohnzimmer handeln. Dorothy Osborns Schlafraum befindet sich ein Stockwerk höher.

Henry Logan macht sich an die Arbeit. Und er kennt sich aus in seinem Gewerbe, sucht nur an bestimmten Stellen, wo er Beute vermutet. Hinter einem Gemälde, das einen würdigen, älteren Herrn darstellt, findet er einen kleinen Tresor.

Ein zufriedenes Lächeln huscht über das knochige Gesicht des Banditen, als er sich mit dem Halstuch die Schweißperlen von der Stirn wischt. Dann schiebt er sich das Tuch wieder vor Mund und Nase.

Er macht sich an die Arbeit, versucht sich am Tresorschloss zuerst mit einigen Schlüsseln, dann mit einem Dietrich, den er aus einer seiner Taschen holte.

Und immer wieder verhält der Einbrecher, lauscht in die Stille, ehe er seine Tätigkeit fortsetzt.

Es dauert ungefähr fünf Minuten, ehe sich die Safetür öffnen lässt. Logan schnauft erleichtert auf und reißt dann ein Schwefelholz an. Der Bandit schließt für einen kurzen Moment geblendet die Augen, als er den Inhalt des Tresors sieht.

Dann fasst er sich.

Er erkennt ein Dollarbündel, funkelnde Ringe, Gold- und Perlenketten.

Henry Logans Augen werden schmal. Er stößt einen tiefen Seufzer aus. Noch schneller rinnt das Blut durch seine Adern. Es sind nicht die Dollarscheine, die den Einbrecher so seufzen lassen, sondern die kostbaren Schmuckstücke.

Henry Logan kennt sich mit Diamanten, Gold und Edelsteinen aus. Er weiß, dass der Wert seiner Beute weit über dreißigtausend Dollar ausmacht.

Längst ist das Zündholz erloschen. Logan zieht einen kleinen Beutel aus seiner Tasche und verstaut die Ringe und Armbänder in ihm. Er versteckt die Beute in seiner Jackentasche und will nach den Banknoten greifen, als er ein Geräusch vernimmt.

Der Einbrecher kreiselt herum. Seine Hand tastet zum Revolver, während er lauscht.

Noch immer klingt ihm das Geräusch einer sich öffnenden Tür in den Ohren. Und nun vernimmt er ganz deutlich das Knarren von Treppenstufen. Jemand kommt vom oberen Stockwerk herunter.

Henry Logan fühlt sein Herz hart gegen die Rippen hämmern. Angst macht sich in ihm breit. Er ist ein Feigling, ist es schon immer gewesen, und aus diesem Grund hat er auch nur einen Gedanken, nämlich so schnell wie nur möglich zu verschwinden.

Er eilt zu einem Fenster, späht kurz ins Freie und öffnet einen Fensterflügel. Nochmals späht er ins Zimmer zurück. Sein Blick bleibt auf der Wohnzimmertür haften.

Plötzlich fällt Logan ein, dass er das Geld im Tresor vergessen hat. Er will schon zum Tresor zurücklaufen, als er ein leises Hüsteln vernimmt. Es kommt von der Tür her, und gleich darauf bewegt sich die Türklinke nach unten.

Nun gibt es kein Halten mehr für Henry Logan. Er klettert zum Fenster hinaus und landet weich in einem Blumenbeet. Sekundenbruchteile später vernimmt er den gellenden Schrei einer weiblichen Stimme.

Der Outlaw läuft los, als würde er von einer Horde blutgieriger Indianer verfolgt. Und dann kracht es auch schon hinter ihm. Diese Dorothy Osborn ist bewaffnet gewesen und jagt nun Kugel um Kugel hinter dem flüchtenden Banditen her, den sie jedoch nur noch schemenhaft erkennen kann und der auch gleich darauf ihren Blicken entschwunden ist.

Die Schüsse alarmieren natürlich die halbe Stadt. Lichter flammen auf, Hunde beginnen zu bellen, und aus irgendeinem Fenster dringt das Weinen eines Babys.

Aus dem Marshal's Office stürmt Ken Muller hervor. Der Gesetzeshüter hält mit einer Hand seine rutschende Hose, während er in der anderen seinen Revolver schwingt.

In diesem Moment taucht auch Dorothy Osborn vor ihrem Haus auf. Sie trägt ein langes Nachthemd und erinnert unwillkürlich an ein Gespenst, als sie zwischen den Büschen hindurchläuft, um die Mainstreet von Limon zu erreichen.

Und dabei schreit sie wie am Spieß.

»Überfall, Räuber, Mörder, mein Schmuck, mein ganzer Schmuck ist weg. Marshal, zu Hilfe. Hilfe!«

Und mit diesem Geschrei bringt sie auch den letzten Bürger von Limon auf die Beine.

Henry Logan bleibt im Schatten eines Hausvorbaues stehen. Sein Atem geht keuchend. Mit zitternden Händen wischt er sich über sein verschwitztes Gesicht.

Längst hat er seinen Revolver geholstert und das Halstuch von Mund und Nase genommen. Er sieht sich wie ein gehetztes Tier um. Zum Hotel kann er nicht zurück, denn von dort nähern sich einige Männer, die Gewehre in den Händen halten.

Der Outlaw zuckt zusammen, als hinter ihm Licht aufflammt. Logan kann gerade noch zur Seite huschen, als das Fenster hinter ihm geöffnet wird. Im Schein einer Petroleumlampe wird der Kopf eines Mannes sichtbar.

»Da ist jemand, Leute!«, schreit er. »Hierher, ich habe eine verdächtige Gestalt gesehen!«

Ken Muller und einige Männer eilen herbei. Auch vom Hotel her nähern sich einige Bürger der Stadt.

Henry Logan aber jagt los, hat das Gefühl, bis über beide Ohren in der Klemme zu stecken. Er hetzt durch einige Gärten, stolpert einmal und kann gerade noch im letzten Moment sein Gleichgewicht wiederfinden.

Mittlerweile ist die ganze Stadt auf den Beinen. Irgendwo kläffen Hunde. Logans Gesicht wird kreidebleich. Wenn Marshal Muller die Hunde auf seine Fährte setzt, dann werden sie ihn innerhalb kürzester Zeit fassen.

Ich muss die Beute loswerden, denkt er immer wieder. Ich muss sie irgendwo verstecken.

Aber wo?

Der Bandit läuft weiter, nähert sich einem Lagerschuppen, der zum General Store gehört. Mit hämmernden Pulsen bleibt Logan an der hinteren Tür stehen.

Schritte nähern sich.

Logan zerrt an der Tür, die sich auch wirklich öffnet. Jemand muss sehr leichtsinnig gewesen sein und vergessen haben, die Tür des Schuppens zu versperren.

Logan huscht hinein, stößt hart gegen einen vorstehenden Gegenstand und kann nur mit Mühe einen Schmerzenslaut unterdrücken. Er sieht sich um, kann jedoch nicht viel erkennen.

Die Schritte werden lauter. Auch das Gekläff der Hunde nähert sich mit jeder Sekunde.

Der kleine Dieb ist nun außer sich vor Angst. Er weiß, dass er für einige Jahre in die Steinbrüche wandert oder zum Straßenbau verurteilt werden wird, sollten ihn seine Verfolger erwischen.

Die Beute!

Brennendheiß fällt es ihm wieder ein. Mit zitternden Fingern zieht er den kleinen Beutel aus seiner Jackentasche. Wieder sieht er sich um, entdeckt ein Klavier, das nur einen Schritt neben ihm steht. Er kniet sich nieder, und lockert ein bereits loses Brett auf der Rückseite. Und dort schiebt er die Beute hinein. Nachdem er das Brett wieder befestigt hat, schleicht er zur Tür zurück.

Die Schritte hasten vorbei. Nur das Bellen der Hunde beunruhigt den Outlaw noch immer. Er wartet mit flatternden Nerven. Schweiß rinnt ihm über Gesicht und Nacken.

Als Henry Logan von außerhalb keinerlei Geräusche mehr vernehmen kann, huscht er ins Freie und bleibt hinter einer Dornenhecke stehen. Vierzig Yards entfernt erkennt er einige Männer, die Fackeln in den Händen halten und sich ihm langsam nähern.

Logan läuft weiter.

Doch auch aus dieser Richtung nähern sich Männer. Und plötzlich beginnt der Outlaw zu grinsen.

Ihm ist eine gute Idee gekommen, so glaubt er wenigstens. Er zieht eine kleine Whiskyflasche hervor und nimmt einen langen Schluck. Er schüttet sich den Rest über seine Kleidung und schmiert sich auch ein paar Tropfen ins Gesicht.

Dann legt er sich unter einen Baum, schließt die Augen und beginnt zu schnarchen.

So findet ihn wenige Minuten später ein Bürger der Stadt. Auch Marshal Ken Muller taucht auf und kniet sich neben dem Schlafenden nieder.

Er schnuppert, verzieht das Gesicht und wendet sich an die umstehenden Männer.

»By gosh«, murmelt er. »Der Kerl stinkt nach Whisky wie ein ausgelaufenes Fass. Der Bursche muss bis zur Halskrause voll sein. Leuchtet mal, Leute. Wenn mich nicht alles täuscht, ist es Logan. Ich möchte nur wissen, warum wir den Burschen gerade hier finden?«

Ken Muller rüttelt den Banditen an der Schulter. Henry Logan stößt einen brummenden Ton aus, rollt sich auf die andere Seite und schnarcht munter weiter.

»He, aufwachen!«, brüllt der Marshal.

Logan grunzt mehrmals. Sein Oberkörper ruckt hoch. Verständnislos starrt er die Männer an.

Dann sagt er stammelnd: »Was ist denn los? Heh, Jungs, warum lasst ihr mich denn nicht schlafen? Was habt ihr überhaupt in meinem Hotelzimmer zu suchen?«

Einige der umstehenden Männer lachen.

Logan rülpst und hält sich dann sichtlich erschrocken eine Hand vor den Mund. Er sieht sich um, schüttelt den Kopf und blickt den Gesetzeshüter von Limon verständnislos an.

»Was... was... ist, zum Kuckuck?«

»Bringt den Burschen in mein Office«, wendet sich Ken Muller an zwei der Männer. »Wir suchen weiter. Vielleicht erwischen wir den Einbrecher noch, der Mrs. Osborn um ihren Schmuck erleichtert hat.«

Henry Logan beginnt um sich zu schlagen, als ihn zwei Männer hochzerren. Er tut es jedoch mit den langsamen Bewegungen eines Betrunkenen.

Der Marshal tritt nochmals näher.

»Moment, Leute«, sagt er. »Ich will Logan durchsuchen. Vielleicht ist er der Einbrecher und hat die Beute bei sich, obwohl ich es kaum glaube. Dieser Bursche ist wirklich blau wie...«

Ken Muller winkt ab.

Er durchsucht den noch immer den Betrunkenen spielenden Logan, der unverständliches Zeugs brabbelt und den Eindruck macht, als könne er sich kaum auf den Beinen halten.

»Nichts«, sagt Muller enttäuscht. »Los, Jungs, bringt ihn ins Office zur Ausnüchterung. Morgen werde ich diesem Burschen mal ordentlich die Leviten lesen. Der Kerl gefällt mir schon lange nicht.«

»Ganz richtig«, sagt einer der Männer. »Ich habe den Burschen schon lange im Verdacht, dass er beim Pokern betrügt.«

Andere Männer nicken und geben dadurch zum Ausdruck, dass Logan nicht besonders beliebt ist in Limon.

Logan stört das jedoch alles nicht. Er ist froh, seinen Kopf aus der Schlinge gezogen zu haben. Und so lässt er sich bereitwillig zum Office bringen, wo er bald auf einer harten Pritsche liegt und sofort weiterschnarcht.

Dabei denkt er, dass die Beute in Sicherheit ist. In einigen Tagen wird er sie holen und dann verschwinden. Er glaubt, es dann geschafft zu haben. Irgendwo wird er den Schmuck schon zu Geld machen können. Dann wird er für alle Zeiten ausgesorgt haben.

»Ich protestiere, Marshal!«, ruft Henry Logan und rüttelt an den Gitterstäben. »Wie können Sie es wagen, mich einzusperren? Was haben Sie mir vorzuwerfen?«

Mit funkelnden Augen blickt der Bandit den Gesetzeshüter von Limon an. Er sagt sich, dass er einfach so reagieren muss, damit der Marshal keinen Verdacht schöpft.

Ken Muller macht eine abwehrende Handbewegung, die den Gefangenen beruhigen soll.

»Ich lasse Sie gleich frei, Logan«, sagt er.

»Mr. Logan, Marshal, wenn ich bitten darf.«

»Okay, Mr. Logan. Wir haben Sie sinnlos betrunken in einem Garten gefunden. Ich nehme an, dass Sie sich bestimmt nicht erinnern können, wie Sie dorthin gekommen sind.«

»Und das ist verboten?«

»Natürlich nicht, Mr. Logan. Es ist ja auch nur zufällig geschehen, dass wir Sie gefunden haben. Wir haben einen Einbrecher gesucht, der bei Mrs. Osborn eingebrochen ist und ihren gesamten Schmuck gestohlen hat.«

Henry Logan zuckt mit den Schultern.

»Und haben Sie den Burschen erwischt?«

Ken Mullers breitflächiges Gesicht bekommt einen düsteren Ausdruck. Er fährt sich über seinen buschigen Oberlippenbart und schüttelt dann den Kopf.

»Leider nicht. Der Hundesohn konnte uns entkommen. Mrs. Osborn hat bereits eine Prämie von tausend Dollar ausgesetzt, die derjenige erhalten soll, der den Schmuck wieder zurückbringt.«

Logan zieht ein uninteressiertes Gesicht und fährt sich über seine Bartstoppeln. Er leckt über seine Oberlippe und schluckt mehrmals wie ein Fisch auf dem Trockenen.

»Ich habe Durst«, murmelt er dann. »Haben Sie nicht eine Tasse Kaffee übrig, Marshal?«

Ken Muller schließt die Zelle auf.

»Bedienen Sie sich im Office, Mr. Logan. Und dann möchte ich Sie bitten, sich nicht mehr in aller Öffentlichkeit zu betrinken. Limon ist eine anständige Stadt. Haben wir uns verstanden?«

Logan grinst lässig.

Längst hat er wieder Oberwasser bekommen, weiß, dass ihm niemand etwas anhaben kann. Und er glaubt auch, dass man ihn nicht mehr im Verdacht hat, den Einbruch begangen zu haben.

Wenige Minuten später verlässt er das Office und stößt beinahe mit Dorothy Osborn zusammen, die fauchend zurückweicht und dem so abgerissen wirkenden Mann einen wütenden Blick zuwirft.

»Sorry, Ma'am«, sagt Henry Logan höflich und stiefelt dann los. Mrs. Osborn verschwindet im Office. Gleich darauf vernimmt Logan ihr lautes Gekeife.

Logan grinst vor sich hin, während er die Straße überquert, noch einige Yards weitermarschiert und dann in seinem Hotel verschwindet. Er begibt sich sofort auf sein Zimmer, wo er sich auf sein Bett wirft.

»Jetzt brauche ich nur zwei oder drei Tage zu warten, bis sich alle Aufregung gelegt hat. Und dann hole ich die Beute aus dem Schuppen. Dort im Klavier wird sie niemand finden. Auch nicht durch irgendeinen dummen Zufall. Und dann werde ich ein reicher Mann sein, der sich alles erlauben kann.«

Und Logan beglückwünscht sich selbst nochmals zu seinem Einfall, bei der Witwe Osborn eingebrochen zu haben.

»Dieser Einbrecher hat Schmuck im Wert von über dreißigtausend Bucks erbeutet. Und die alte Tante hat eine Belohnung von tausend Dollar ausgesetzt«, sagt der bärtige Mann zu seinen drei Freunden, die an einem Tisch im »Star-Saloon« von Limon sitzen.

Die drei Männer nicken.

Es sind hartbeinige Jungs, diese vier Männer. Man sieht es auf den ersten Blick. Sie tragen ihre Colts auf eine unmissverständliche Art und Weise, die darauf schließen lässt, dass sie mit den Waffen gut umgehen können.

»Gut, Ron«, sagt ein bulliger Mann mit wulstigen Lippen und dichten Augenbrauen. »Hast du sonst noch etwas herausbekommen können?«

Der bärtige Mann nickt leicht. Sein Name ist Ron Stuart, und er wird in einigen Staaten und Territorien des Westens steckbrieflich wegen Mordes gesucht.

»Der Marshal hat zwar einen Verdächtigen festgenommen, ihn jedoch heute Morgen wieder laufen lassen.«

Ringo Hollock fährt sich über seine wulstigen Lippen. Er ist der Anführer dieses rauen Rudels, das in Limon nur eine kurze Rast machen will, um die Pferde verschnaufen zu lassen und um den Proviant zu ergänzen.

»Und wer ist dieser Bursche, Ron?«

»Ein kleiner Gauner, wenn du mich so fragst, Ringo. Einige Bürger der Stadt sind nicht gut auf ihn zu sprechen, denn er hat sie beim Pokern um etliche Dollar erleichtert. Man hält diesen Henry Logan für einen Falschspieler. Er ist erst seit ungefähr zwei Wochen in der Stadt. Und viele würden ihn gern wieder gehen sehen.«

Die vier hartgesottenen Burschen sehen sich nachdenklich an, hängen dann für einige Minuten ihren Gedanken nach.