Sleepless - Dunkle Risse - Andreas Brandhorst - E-Book

Sleepless - Dunkle Risse E-Book

Andreas Brandhorst

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Beschreibung

Globales Unheil bahnt sich an. Die Welt, wie wir sie kennen, bricht auseinander. Die E-Book-Reihe zur Hörbuch-Serie von Bestsellerautor Andreas Brandhorst Hauptkommissar Alexander Rieker findet bei seinen Ermittlungen heraus, dass der pharmazeutische Konzern Kruither & Voch das Start-up Harmony mit kompromittierendem Material erpresst. Harmonys neustes Medikament Sleepless scheint die geistige und körperliche Leistungsfähigkeit der Menschen zu erhöhen, doch K & V behauptet, dass das Mittel ohne Zulassung auf den Markt gebracht wurde und ungeheure Risiken für die Menschheit birgt. Auf der Suche nach Beweisen stellt Rieker fest, dass sich seltsame Zwischenfälle in der Stadt häufen. Gibt es eine gemeinsame Ursache?

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Textnachweis:

»Othello«, aus: William Shakespeare, Sämtliche Werke in vier Bänden. Band 4, S. 446. © Aufbau Verlag, Berlin 1975.

 

© Piper Verlag GmbH, München 2021

Konvertierung auf Grundlage eines CSS-Layouts von digital publishing competence (München), mit abavo vlow (Buchloe)

Covergestaltung: FAVORITBUERO, München

Covermotiv: DEEPOL by plainpicture/Andrew Brookes

 

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Inhalt

Cover & Impressum

3. Folge

Dunkle Risse

Was bisher geschah

1.

Black Lily

2.

3.

Alexander Rieker

4.

5.

6.

7.

Noah Gunnason

8.

9.

Alexander Rieker

10.

Black Lily

11.

12.

Alexander Rieker

13.

14.

15.

Oskar Brois

16.

Noah Gunnason

17.

Oskar Brois

18.

Black Lily

19.

20.

21.

Alexander Rieker

22.

Noah Gunnason

3. Folge

Dunkle Risse

Mohnsaft nicht, noch Mandragora,

Noch alle Schlummerkräfte der Natur,

Verhelfen je dir zu dem süßen Schlaf,

Den du noch gestern hattest.

William Shakespeare, Othello

Was bisher geschah

Das Hamburger Start-up Harmony stellt Smart Drugs her, Lifestyle-Medikamente zur Verbesserung der geistigen Leistungsfähigkeit. Von »Sleepless« erhofft sich das junge Unternehmen den Durchbruch. Das neue Produkt soll den Menschen mehr Leben schenken, indem es sie von der Notwendigkeit des Schlafens befreit. Wer Sleepless nimmt, bleibt wach und frisch, ohne müde zu werden, die Nacht ist als aktive Lebenszeit gewonnen. Die Vermarktung von Sleepless könnte Harmony vor dem Konkurs und der Übernahme durch den internationalen pharmazeutischen Konzern Kruither & Voch bewahren.

Doch Carolin Alberts und Noah Gunnason, den beiden Inhabern von Harmony, steht das Wasser bis zum Hals. Die Banken geben keine Kredite mehr, und Kruither & Voch stellt ihnen ein Ultimatum: Wenn sie ihr Unternehmen nicht in wenigen Tagen an Kruither & Voch verkaufen, droht der Ruin.

Carolin nutzt ihre Beziehung zu Dr. Felix Arents vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, um vorzeitig die Zulassung für Sleepless zu erhalten. Als Beweis dafür, dass Harmonys neue Smart Drug keine schädlichen Nebenwirkungen hat, nimmt sie selbst eine doppelte Dosis und gibt auch Arents eine Pille.

Schon nach den ersten Tagen des Verkaufs von Sleepless zeichnet sich ein enormer Erfolg ab. Carolin sieht eine strahlende Zukunft und träumt davon, Harmony zu einem großen Konzern zu machen, zu einem Global Player. In einem Gespräch mit Gilbert Fournier, dem Unterhändler von Kruither & Voch, dreht sie den Spieß um und kündigt an, in einigen wenigen Jahren K & V zu übernehmen.

Doch Gilbert Fournier gibt sich nicht geschlagen. Er beauftragt den Informationsbroker Richard M. Richardson, Material zu finden, das Harmony belastet. Er will Carolin Alberts und Noah Gunnason erpressen, sie zwingen, ihr Start-up an Kruither & Voch zu verkaufen.

Und tatsächlich gibt es seltsame Todesfälle, die offenbar mit Sleepless in Verbindung stehen: Menschen verlieren den Verstand und bringen sich um. Kommissar Rieker von der Hamburger Mordkommission – nach angeblicher Beweismittelfälschung im Immobilienskandal um Innensenator Brois in ein Altbau-Büro in St. Pauli verbannt – ermittelt und stößt dabei auf immer mehr Ungereimtheiten. Er erhält anonyme Hinweise und bittet seine Hacker-Freundin Lily, Nachforschungen im Cyberspace anzustellen. Lily hat gerade mit ihren Ermittlungen begonnen, als sich ein mysteriöser Hacker namens Hannibal mit ihr in Verbindung setzt. Er schlägt ihr ein Treffen vor, und sie lässt sich darauf ein, hinterlässt aber eine Nachricht für Rieker, falls sie nicht zurückkehren sollte. Sie bleibt tatsächlich verschwunden, und Rieker beginnt mit der Suche nach ihr.

Unterdessen muss Carolin Alberts erkennen, dass sie sich zu früh gefreut hat. Eine E-Mail von »einem Freund« setzt sie unter Druck – jemand scheint zu wissen, dass die Zulassungsdaten für Sleepless von ihr manipuliert worden sind. Sie vermutet, dass Gilbert Fournier dahintersteckt, und beschließt, dieses Problem endgültig aus der Welt zu schaffen.

Rieker sucht Lily eine ganze Nacht lang, entdeckt aber keine Spur von ihr. Als er schließlich heimkehrt, erhält er die Nachricht, dass eine Leiche auf ihn wartet: Gilbert Fournier ist tot.

1.

Black Lily

Das Zimmer weiß wie Schnee enthielt nur ein schmales Bett, einen Stuhl und einen leeren Schreibtisch. Lily lag mit geschlossenen Augen auf dem Bett, die Hände unter dem Kopf, als sie hörte, wie sich die Tür öffnete. Es war der zweite Besuch – Lily hob die Lider.

»Ich dachte, wir versuchen es noch einmal«, sagte Hannibal freundlich. Er ging zum Schreibtisch, drehte den Stuhl und setzte sich. Die Tür ließ er einen Spaltbreit offen, wie beim ersten Mal. Es schien eine Angewohnheit zu sein.

Der schlanke, mittelgroße Mann war etwa dreißig, trug eine stylishe Jeans und ein türkisfarbenes Hemd. Das blonde Haar fiel ihm zerzaust in die Stirn, sein Gesicht wirkte offen, als wäre es stets bereit zu einem schnellen Lächeln. Wie ein gefährlicher Hacker – und Entführer obendrein – sah er gewiss nicht aus.

»Du denkst vielleicht, dass ich nicht wie ein Hacker aussehe«, sagte Hannibal dann auch, als hätte er Lilys Gedanken erraten. »Soll ich beim nächsten Mal mit einem Kapuzenpulli zu dir kommen?«

»Was willst du?«, fragte sie.

»Oh, das hab ich dir schon bei unserem ersten kleinen Gespräch gesagt. Erinnerst du dich nicht daran? Du warst noch ein bisschen groggy.« Hannibal vollführte eine Geste, die dem Zimmer galt. »Gefällt dir die Farbe?«

»Weiß ist keine Farbe.«

»Schwarz auch nicht.« Hannibal spielte damit auf Lilys schwarze Jeans und ihre schwarze Bluse an. Außerdem trug sie noch Reste des dunklen Lippenstifts, den sie am vergangenen Abend aufgetragen hatte, und ihre Fingernägel waren wie immer in Pearl Black lackiert. »Eine wahre Dark Lady. Trägst du auch schwarze Unterwäsche?«

Eine kleine Alarmglocke läutete in Lily. »Möchtest du es herausfinden?«

»Nicht gegen deinen Willen, zu der Sorte gehöre ich nicht.«

»Aber du hältst mich hier gegen meinen Willen fest.«

Hannibal lächelte. »Drücken wir es so aus: Du bleibst mein Gast, bis du alle meine Fragen beantwortet hast.«

»Und dann?«

»Dann lasse ich dich gehen.«

»Einfach so?«, fragte Lily.

»Einfach so«, bestätigte Hannibal. »Versprochen. Großes Ehrenwort.« Er gestikulierte erneut. »Was dieses Zimmer betrifft … So sieht es hier natürlich nicht immer aus. Ich meine, mit dem schmalen Bett und dem leeren Schreibtisch könnte man es fast für eine Gefängniszelle halten.«

»Was du nicht sagst.«

»Normalerweise geht’s hier ein bisschen gemütlicher zu. Ein bisschen, nicht viel. Ich meine, es ist ein White Room. Ich sitze hier manchmal, um gründlich nachzudenken.«

»Worüber?«

»Oh, zum Beispiel über die Welt und meinen Platz in ihr.«

Lily versuchte, einen Eindruck von dem Mann zu gewinnen, der dort auf dem Stuhl saß. Er wirkte entspannt und freundlich, doch in seiner Stimme und in den Augen gab es etwas, das ihr Unbehagen bereitete.

»Welche Ergebnisse hatten deine Überlegungen?«, fragte sie. »Welchen Platz hast du in der Welt?«

»Oh, ich bin mir noch nicht sicher. Vielleicht habe ich einen besseren verdient, wer weiß?«

Ehrgeiz?, dachte Lily. Ambition? So etwas konnte Kraft geben oder auch eine Schwäche sein. Es kam auf die jeweiligen Umstände an.

»Ein White Room.« Ihr Blick schweifte durchs Zimmer, über weiße Wände, einen weißen Boden und eine weiße Decke. Weiß waren auch Schreibtisch, Stuhl und Bett, selbst die Tür. »Cream?«

Hannibal hob die Brauen. »Wie bitte?«

»So hieß ein Song von Cream. White Room. 1968, wenn ich mich nicht irre.«

Hannibal nickte langsam. »O ja, du magst Rockmusik, nicht wahr?«

»Wenn sie rockt. Vor allem mag ich Heavy Metal. Aber ich nehme an, das weißt du alles. Ich bin wegen der Dinge hier, die du nicht weißt.«

»Man wird hier nicht gestört«, sagte Hannibal. »Deshalb können sich die Gedanken frei entfalten. Das Zimmer ist schallisoliert. So laut man hier drin auch schreit, es dringt nichts nach draußen.« Er lächelte erneut. »Hast du auch schon nachgedacht, Black Lily?«

Eine Frage beschäftigte Lily seit dem Erwachen aus der Betäubung. »Wie hast du es angestellt?«

Hannibal lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. »Was meinst du?«

»Das mit den K.-o.-Tropfen«, sagte Lily. »In der Kneipe, als du die Gläser gebracht hast und dann kurz gegangen bist, aufs Klo oder wohin auch immer, da …«

»… du hast die Gläser vertauscht, nicht wahr?«, fragte Hannibal. »Weil du auf Nummer sicher gehen wolltest.«

»Ja.«

»Dachte ich mir.«

»Du hast damit gerechnet, dass ich die Gläser vertausche?«

»Hab ich, ja.«

»Und wenn ich es nicht getan hätte?«

Hannibal zuckte mit den Schultern. »Das wäre nicht weiter schlimm gewesen. Ich hatte vorsichtshalber ein Gegenmittel genommen. Und jetzt, liebe Lily … Für wen arbeitest du?«

»Ich bin Freelancerin«, antwortete sie. »Ich habe viele Auftraggeber.«

»Stimmt es, was man sich erzählt? Arbeitest du für den Geheimdienst?«

»Wer erzählt sich das?«

»Oh, die Leute. Im Darknet, in gewissen Foren. Also, für welchen Geheimdienst arbeitest du?«

»Ich bin Freelancerin«, wiederholte Lily. »Ich untersuche die Computernetze kleiner und großer Unternehmen auf Schwachstellen, damit sie sich besser schützen können vor Leuten wie dir.«

Das brachte ein neues Lächeln in Hannibals Gesicht. »Ich finde immer einen Weg. Immer.«

Lily erinnerte sich daran, dass es ihm gelungen war, ihre eigenen Internetverbindungen anzuzapfen – ein alles andere als leichtes Unterfangen.

»Bist du mit Rieker zusammen?«

Die Frage überraschte Lily. Sie überlegte einige Sekunden lang.

»Wenn du das fragst, kennst du die Antwort bereits«, sagte sie schließlich.

Hannibal saß noch immer mit verschränkten Armen da, in eine Aura ruhiger Gelassenheit gehüllt. Lily sah ihm in die Augen und versuchte, seine Gedanken zu erraten. Es gelang ihr nicht.

»Er ermittelt gegen Harmony«, fuhr er fort. »Und er hat dich gebeten, ihm zu helfen. Nicht nur bei den Ermittlungen, die Harmony betreffen, sondern auch bei der Sache mit Brois, der bald aus dem Gefängnis entlassen wird. Zeta lässt grüßen.«

»Zeta?«

In Hannibals Gesicht veränderte sich etwas. »Was weißt du darüber?«

»Über Zeta? Davon höre ich zum ersten Mal.« Das entsprach der Wahrheit.

»Tatsächlich?«

»Ja!«, stieß Lily hervor. »Wer bist du? Warum bin ich hier? Entführung ist ein Kapitalverbrechen und wird mit Freiheitsentzug bis zu fünf Jahren geahndet. Und bis zu zehn Jahren, wenn der Entführte ums Leben kommt.«

»Zitierst du aus dem Strafgesetzbuch? Oder ist es Rieker, den ich da höre?«

»Du willst mich gar nicht gehen lassen«, sagte Lily. »Das kannst du dir nicht leisten. Was hast du vor, wenn ich deine Fragen beantwortet habe? Willst du mich dann erschießen? Gibst du mir etwas zu essen oder zu trinken, das Gift enthält? Wie willst du verhindern, dass ich dich identifiziere und dafür sorge, dass du hinter Gittern landest?«

Hannibal gab sich entsetzt. »Dich erschießen oder vergiften? Lieber Himmel, so etwas käme mir nie in den Sinn. Ich verabscheue Gewalt!« Er löste die verschränkten Arme und legte die Hände auf die Knie. »Erinnerst du dich an Natascha Kampusch?«

»Die entführte junge Österreicherin, 1998 glaube ich.« Lilys Unbehagen verdichtete sich.

Hannibal nickte. »Am 2. März 1998 wurde Natascha Kampusch als Zehnjährige entführt. Am 23. August 2006 konnte sie flüchten, mehr als acht Jahre später. Weil ihr Entführer einen dummen Fehler gemacht hat. Ich mache keine dummen Fehler, Lily. Du wirst hier in diesem fensterlosen weißen Zimmer bleiben, bis du mir alles gesagt hast, was ich wissen will. Tage. Wochen. Monate. Jahre. Es hängt von dir ab.«

»Und dann?«, fragte Lily. »Was geschieht mit mir, wenn ich all deine Fragen beantwortet habe?«

Hannibal stand auf, ging zur Tür und zog sie ein wenig weiter auf. Dahinter kam ein halbdunkler Flur zum Vorschein.

»Wer weiß?«, erwiderte er. »Vielleicht gefällt es dir bis dahin so gut bei mir, dass du bleiben möchtest. Wir werden sehen.«