Smart Recording - Robert Böddecker - E-Book

Smart Recording E-Book

Robert Böddecker

0,0

Beschreibung

Tontechnik einfach erklärt. Ohne unnötigen Ballast! Das optimale Starterpaket mit handfesten Beispielen und Abläufen. Sie finden hier das nötige Basiswissen zum Thema Tontechnik, müssen sich jedoch nicht mit unnötigem Tiefenwissen befassen und erhalten somit Ihre Motivation und den Spaß an der Musik. Fortgeschrittene Anwender finden in diesem Buch Grundsätze und Abläufe zum Recording, Editing, Mixing und Mastering, mit welchen Sie effektiver und schneller zum Ziel gelangen. Alle Abläufe in diesem Buch sind praktisch und logisch aufgebaut und dabei einfach erklärt - ohne umständliche und unverständliche Umschreibungen.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 169

Veröffentlichungsjahr: 2017

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1 – Einleitung

1.1 Vorwort

1.2 Grundsätze

Lege dich fest!

Reduziere deine Möglichkeiten!

Benutze Presets!

Präsentiere dich!

Das Pareto Prinzip

Kapitel 2 – Basiswissen

2.1 Akustik – Die Lehre vom Schall

2.2 Recording, Editing, Mixing, Mastering – Was ist was?

2.3 Die Recordingkette

Schallquelle und Schallwandler

Das Audio-Interface

DAW

Abhörsystem

2.4 Effekte

Insert-Effekte

Kompressor

Limiter

De-Esser

Expander

Noise Gate

Ducker

Transient Designer

Equalizer

HighCut/LowPass

LowCut/HighPass

Bandpass

Notch-Filter

Shelving-Filter/Kuhschwanzfilter

Bell-/Peak-Filter

Stereobasisverbreiterung

Send-Effekte

Delay

Reverb

Modulationseffekte

2.5 Analog vs. digital

2.6 DAW – Die Digitale Audio Workstation

2.7 Dezibel und Pegel

Schalldruckpegel

Spannungspegel

Leistungspegel

Digitalpegel

2.8 Lautstärke und Lautheit

2.9 Der Raum – Akustische Umgebung zum Aufnehmen und Mischen

2.10 Monitorboxen

2.11 Mikrofone

Dynamische Mikrofone

Kondensatormikrofone

Kapitel 3 – Working smart

3.1 Recording smart

Punkt 1: Entscheidungen vereinfachen

Punkt 2: Raumakustik

Punkt 3: Nebengeräusche abstellen

Punkt 4: Im Takt bleiben

Punkt 5: Voller Sound

Punkt 6: Mikrofonierung

Punkt 7: Auspegeln

Punkt 8: Der richtige Moment

3.2 Editing smart

Schritt 1: Spuren benennen

Schritt 2: Sortieren mit Gruppenspuren

Schritt 3: Referenztracks

Schritt 4: Best Take

Schritt 5: Fades setzen

Schritt 6: Manuelle Lautstärkeanpassung

Schritt 7: Durchgehende Spuren erstellen

3.3 Mixing smart

Schritt 1: LowCuts setzen

Schritt 2: Einen statischen Mix erstellen

Schritt 3: EQ Fenster nutzen

Schritt 4: Dynamik beschränken

Schritt 5: Tiefenstaffelung

Schritt 6: Automation verwenden

3.4 Mastering smart

Schritt 1: Equalizer

Schritt 2: Kompressor

Schritt 3: Limiter

Schritt 4: Dithering

Kapitel 4 - Weiterführendes

4.1 Anhänge

4.1.1 Mikrofonierungsbeispiele

Stimme

Chor

Gitarrenbox

Gitarren

Abnahme von Percussions

Abnahme von Drums - Recorderman

Abnahme von Klavieren und Flügeln

Abnahme von Blasinstrumenten

Holzbläser

Blechbläser

4.1.2 Stereofonie

4.1.3 Benennung von Spuren (Beispiel)

4.1.4 Routing (Beispiel)

4.1.5 Wie schneide ich richtig?

4.1.6 Aufnahmeverfahren

4.1.7 Mini Vocal Booth und Vocal Edge

4.1.8 LowCut Beispiele

4.1.9 Frequenzfenster (Beispiel)

4.2 Glossar

KAPITEL 1 – EINLEITUNG

1.1 Vorwort

Haben Sie auch jede Menge angefangene Songprojekte, die sich schon seit Monaten oder sogar Jahren auf Ihrer Festplatte befinden? Fragen Sie sich, wann und wie Sie die vielen unfertigen Projekte fertigstellen sollen? Doch woher die ohnehin schon knapp bemessene Zeit nehmen?

Oder haben Sie vielleicht gerade einen Fuß in die Tür zur Tontechnik gesetzt und fühlen sich überrannt von der Flut an Informationen, die im Netz herumgeistern? Fragen Sie sich vielleicht: Welches Equipment und welche Plug-ins benötige ich wirklich? Kann ich eigentlich die gleiche Qualität liefern wie andere? Und wenn ja, wie?

Vor einigen Jahren ging es mir genau so wie Ihnen. In Büchern, Blogs und Foren wurde und wird das Gefühl vermittelt, dass man nur mit sündhaft teurem Equipment, den Geheimtipps und Kniffen der Profis und enormem Tiefenwissen zum kommerziell klingenden Mix gelangen kann.

Ich kann Ihnen versichern, dass dies keineswegs der Fall ist! Es gibt einige wenige allgemeingültige Grundregeln, welche bei jeder Produktion - sei es beim Recording, Editing, Mixing oder Mastering - befolgt werden müssen, um ein marktübliches Level an Qualität zu erreichen. Mit den Grundregeln und Abläufen aus diesem Buch wird es Ihnen möglich sein, einfach und effizient all Ihre liegen gebliebenen Projekte zu vollenden oder mit neuen Projekten durchzustarten.

Dabei ist ein Faktor essentiell: Erhalten Sie sich den Spaß und die Motivation! Den Grund, aus dem jeder von uns zur Musik gekommen ist.

Die von mir beschriebenen Vorgehensweisen sind sowohl für Anfänger als auch für Fortgeschrittene geeignet. Anfängern wird in Kapitel 2 ein Grundstock an essentiellem Wissen vermittelt. Darüber hinaus befindet sich für den Fall, dass Sie mit einzelnen Fachbegriffen noch nicht vertraut sind, am Ende des Buches ein ausführliches Glossar. Alle kursiv gedruckten Begriffe können Sie einfach dort nachschlagen. Fortgeschrittene können Kapitel 2 überspringen oder als Nachschlagewerk nutzen. Sie können sofort mit Kapitel 3 – Working smart beginnen, Ihren bisherigen Workflow zu optimieren und so marktübliche, konkurrenzfähige Mixe produzieren.

Kapitel 4 enthält weiterführende Informationen, Erklärungen und Anwendungsbeispiele zu den zuvor besprochenen Themen. Alle Abläufe in diesem Buch sind praktisch und logisch aufgebaut und einfach erklärt, ohne umständliche und unverständliche Umschreibungen. Viele anschauliche Bilder und Zeichnungen helfen Ihnen, komplexe Zusammenhänge schnell zu erfassen.

Egal ob Anfänger oder Fortgeschrittener, Sie werden effektiver und schneller zum Ziel kommen, sich unnötiges Tiefenwissen ersparen und sich so Ihre Motivation und den Spaß an der Musik erhalten.

An dieser Stelle möchte ich auch nicht vergessen, Danke zu sagen. Ein großes Dankeschön an alle, die mich während der Entstehungsphase dieses Buchs unterstützt haben. Ob bei der Recherche, dem Lektorat oder durch die sonstigen vielen Tipps und Hinweise, die zur Qualität dieses Buches beigetragen haben! Ein besonderer Dank geht außerdem an meine Frau, die mich auf diesem Weg stets unterstützt und motiviert hat!

Und jetzt wünsche ich Ihnen viel Spaß beim Aufnehmen, Mischen und Mastern.

Robert Böddecker

1.2 Grundsätze

Wer kennt das nicht: Man mixt ewig an einem Song herum, switcht zwischen verschiedenen Plug-ins und Einstellungen hin und her und am Ende ist das Resultat immer noch nicht zufriedenstellend. Oder das ganze Stück landet zwischen all den anderen unfertigen Stücken im Ablageordner.

Doch wie kann ich schnell und effektiv mischen?

Mit der digitalen Welt und damit auch der digitalen Musikbearbeitung gibt es heute ungeahnte Möglichkeiten. Audiomaterial kann non-destruktiv bearbeitet und somit jederzeit in seinen Ursprungszustand zurückversetzt werden. Es gibt unbegrenzte UnDo-, ReDo-Funktionen, unzählige Plug-ins sind verfügbar und können parallel ausprobiert werden. Keine Entscheidung ist final und muss später bereut und bedauert werden, weil im Nachhinein die Möglichkeit besteht, alle Entscheidungen noch einmal zu überdenken und ggf. rückgängig zu machen.

Die Möglichkeit, Fehler jederzeit ausgleichen zu können ist Fluch und Segen zugleich. Es ist ähnlich wie mit Einsatz der Digitaltechnik in Kameras. Seit jeder von uns eine Digitalkamera besitzt, knipsen wir fröhlich drauf los und lichten alles und jeden ab. Aus jedem nur erdenklichen Winkel fotografieren wir in mehrfacher Ausführung, denn eines der Bilder könnte ja unscharf oder nicht so schön geworden sein. Man möchte doch den Lieben zu Hause den Urlaub nur von der besten Seite präsentieren.

Worin das endet, wissen wir alle. Man kommt aus dem Urlaub zurück mit 2.000 geschossenen Fotos, die dann in irgendwelchen Ordnern versauern, weil niemand die Zeit und die Lust hat, die Schlechten auszusortieren oder man sich nicht von ihnen trennen kann. Der Eiffelturm mit der Wolke da links oben könnte schöner sein als das, auf dem das Flugzeug noch mit im Bild ist. Außerdem werden alle Freunde und Verwandte mit einer Slideshow von gefühlt gleichen Fotos stundenlang gequält. Meist merkt man - noch während man von den traumhaften Orten erzählt - selbst, dass man sich einige Fotos hätte sparen können.

In diesem Vergleich finden wir die beiden größten Fehler, die man vor allem als Anfänger (aber auch als gestandener Homerecordler) macht: Sich nicht zu entscheiden und zu viele Auswahlmöglichkeiten zu schaffen.

Im folgenden finden Sie fünf Regeln, wie Sie diese Fehler umgehen:

1. Lege dich fest!

Eine Entscheidung zu treffen ist besser, als keine Entscheidung zu treffen. Obwohl man jederzeit das Gefühl hat, dass die Spur mit dem Kompressor XY mit dieser oder jener Einstellung doch noch nicht perfekt klingt oder ein anderes Plug-in möglicherweise besser klingen könnte, sollte man sich trotzdem festlegen. Denn sonst verliert man sich in den vielen, kleinen, nicht getroffenen Entscheidungen, die am Ende doch noch getroffen werden müssen. Schnell fühlt man sich überfordert. Meist endet es darin, dass man entweder wieder unzufrieden ist oder das Stück zurück zu den anderen noch nicht fertigen Stücken legt, von denen man ohnehin schon genügend hat.

Man mag vielleicht das ein oder andere Mal auch unzufrieden sein, wenn man Entscheidungen direkt fällt, aber man kann aus seinen Fehlern lernen und hat ein fertiges Stück (und ein fertiges Stück ist besser als gar kein Stück). Zudem ist man schneller, hat einen Lernfortschritt und wird somit von Mix zu Mix besser und besser.

2. Reduziere deine Möglichkeiten!

Plug-ins sind im Internet schnell und günstig zu bekommen. Neben den Bezahlversionen gibt es auch viele sehr gute kostenlose Plug-ins. Aber anstatt sich eine Armada von Kompressoren und Equalizern zuzulegen, mit denen man sich anschließend nicht sonderlich viel beschäftigt und somit auch nicht auskennt, sollte man einen anderen Weg gehen.

Suchen Sie sich einen „Alltags-Kompressor“ und einen „Alltags-Equalizer“ (die beiden essentiellen und ohnehin meistgenutzten Plug-ins) und bearbeiten Sie Ihre Tracks ausschließlich mit diesen. Lernen Sie all ihre Funktionen und Klangeigenschaften kennen.

Nicht nur bei Anfängern, sondern auch bei Profis entsteht die Qualität nicht durch besseres oder mehr Equipment, sondern entscheidend ist, wie gut man das Vorhandene bedienen kann.

Denn nur, weil man gerade in einem Formel-1-Wagen sitzt, heißt das nicht automatisch auch, dass man mit einem Formel-1-Piloten mithalten und ähnliche Rundenzeiten fahren kann!

3. Benutze Presets!

Man muss das Rad nicht neu erfinden, um an einem Radrennen teilzunehmen. Natürlich sollte man wissen, wie in etwa ein Kompressor funktioniert, aber man muss nicht alle Werte und Einstellungen im Kopf haben. Fast alle Hersteller von Plug-ins haben Presets für alle möglichen und unmöglichen Situationen erstellt.

Diese sollten Sie nutzen! Auch Profis tun das! Warum nicht für die Leadvocals das Preset "Sweet Vocal EQ" ausprobieren und an die eigenen Bedürfnisse anpassen? Aber Vorsicht: Man sollte diese Presets nicht nur anwenden, sondern sie als Basis nehmen und an das vorliegende Audiomaterial anpassen. Denn nicht jeder Sänger klingt gleich und benötigt den gleichen EQ.

Testen Sie ruhig auch mal Presets, deren Namen vermeitlich nicht zur Spur passen. Vielleicht passt der "Big Snare Room" perfekt für die Vocals?

4. Präsentiere dich!

Viele von uns wollen einen perfekten Song. Wer hat sich nicht schon einmal dabei erwischt, dass er oder sie einen Song lieber niemandem zeigt, weil dieses oder jenes noch nicht den eigenen Ansprüchen entspricht. Und genau das ist der große Fehler! Kein Song wird perfekt, man könnte immer weiter und weiter an ihm arbeiten. Man hört jede Kleinigkeit, nimmt jede Nuance wahr, obwohl sie dem Konsumenten oder anderen Hörern überhaupt nicht ins Ohr fallen. Deswegen sollte man einmal fertiggestellte Songs so vielen Freunden oder Familienangehörigen zeigen wie nur möglich. Nur so bekommt man Feedback und kann aus seinen Fehlern lernen und sich weiterentwickeln. Warum nicht auch mal die Songs auf YouTube & Co. hochladen?

5. Das Pareto Prinzip

Dank der Beobachtungen von Vilfredo Pareto wissen wir heute, dass bei Tätigkeiten 80 % des Ergebnisses mit 20 % des Gesamtaufwandes erreicht werden. Dies bedeutet umgekehrt, dass Sie sehr wahrscheinlich 80 % Ihrer Zeit darauf verwenden, nur minimale Verbesserungen zu erzielen. Dies lässt sich auch auf den Prozess einer Songproduktion übertragen. Egal ob bei Recording, Editing, Mixing oder Mastering: Es gibt einige Schlüsseltechniken, welche bei richtiger Anwendung ein Minimum an Zeit benötigen, doch den Großteil der Arbeit erledigen und bereits zur gewünschten Qualität führen (welche das sind, erfahren Sie in Kapitel3.1 - 3.4: Recording smart, Editing smart, Mixing smart und Mastering smart).

Wir alle wissen jedoch, dass man darüber hinaus natürlich noch stundenlang weiter an einem Song basteln kann, um hier und dort noch ein Quäntchen herauszukitzeln. Im Normalfall sind Sie allerdings der Einzige, der diese Extraarbeit heraushört. Der Otto Normalhörer nimmt diese marginalen Unterschiede häufig nicht wahr. Aus ökonomischer Sicht trägt diese Mehrarbeit also nur wenig zur Verbesserung des Endproduktes bei.

Abschließend möchte ich Ihnen noch Folgendes mit auf den Weg geben:

Lassen Sie sich nicht von angeblichen Profis oder einschlägigen Werbeslogans in die Irre leiten oder verunsichern. Die Erfahrung zeigt, dass Profis wie z. B. Bruce Swedien oder Tom Lord-Alge nicht deshalb in dem was sie machen so gut sind, weil sie Wunderohren und teures Equipment besitzen, sondern weil sie jahrelange Hörerfahrung gesammelt haben und wissen, wie sie mit dem Equipment, das sie besitzen, umgehen müssen und was sie alles damit bewirken können.

Halten Sie sich an die fünf Grundsätze und wenden Sie sie wieder und wieder an. Sie werden merken, dass Sie nach kurzer Zeit enorme Fortschritte machen werden.

Noch ein kleiner Tipp zum richtigen Speichern:

Sie sollten jeden Arbeitsschritt (Recording, Editing, Mixing und Mastering) in separaten Files mit entsprechenden Endungen und dem aktuellen Datum abspeichern. z.B.

170521_Song1_Recording

170530_Song1_Editing

170605_Song1_Mixing

170619_Song1_Mastering

Das Datum im Format „JJ:MM:TT“ zu notieren hat den Vorteil, dass alle Dateien automatisch chronologisch nach Datum sortiert werden.

Desweiteren ist diese Unterteilung sinnvoll, da Sie für die vier grundlegenden Arbeitsschritte jeweils einen anderen Aufbau Ihrer DAW-Umgebung benötigen. Sie benötigen unterschiedliches Routing, andere Plug-ins etc. Genaueres hierzu erfahren Sie in Kapitel 3.2.

Die Arbeitsabläufe in diesem Buch sind anhand der DAW Cubase der Firma Steinberg dargestellt. Sie lassen sich jedoch auch mit jeder anderen DAW durchführen. Ziehen Sie im Zweifel das Handbuch Ihrer DAW zu Rate, um Detailfragen zu klären. Gleiches gilt für die in diesem Buch abgebildeten Effekt-Plug-ins. Es ist wahrscheinlich, dass Ihre DAW andere Plug-ins beherbergt oder Sie sich für die Verwendung eines anderen Plug-ins entscheiden. Die Funktionsweisen und Abläufe sind jedoch in der Regel gleich. Lassen Sie sich nicht durch das Erscheinungsbild täuschen. Ziehen Sie auch hier im Zweifel das Handbuch des entsprechenden Plug-ins zu Rate.

KAPITEL 2 – BASISWISSEN

2.1 Akustik – Die Lehre vom Schall

Akustik ist die Lehre vom Schall. Dieser wiederum ist die Voraussetzung für jeden Ton und jedes Geräusch, und somit auch für die Musik. Da es beim Recording Ihre Hauptaufgabe ist, den Schall möglichst naturgetreu und unmittelbar einzufangen, lohnt es sich, sich etwas näher mit ihm zu befassen.

Schall breitet sich mittels Schallwellen aus. Diese Wellen sind Druckschwankungen, die sich mehr oder weniger symmetrisch von ihrem Erzeuger, z. B. dem Gitarrenkorpus oder einem Lautsprecher, wegbewegen.

Und genau dieser Umstand ist für die Aufnahme von akustischen Instrumenten sehr fundamental, denn tiefe Frequenzen breiten sich tatsächlich gleichmäßig und symmetrisch in alle Richtungen aus (Abb. 1).

Abbildung 1: Ausbreitung tiefer Frequenzen

Abbildung 2: Ausbreitung hoher Frequenzen

Je höher die Frequenz allerdings ist, desto gerichteter ist die Abstrahlung des Schalls (Abb. 2). Lesen Sie hierzu auch Kapitel 4.1.1: Anhänge - Mikrofonierungsbeispiele

Die Schwingungen eines Gegenstandes, wie z. B. eines Gitarrenkorpus oder einer Trommel, übertragen sich auf unterschiedliche Medien wie Gase, Flüssigkeiten oder feste Körper und werden dadurch weitertransportiert und gelangen z. B. an unser Ohr.

Die Geschwindigkeit, mit der sich der Schall ausbreitet (Schallgeschwindigkeit), ist abhängig vom Ausbreitungsmedium und der Temperatur. Hierzu einige Beispiele:

Material bei 20°C

Geschwindigkeit [m/s]

Luft

~340

Wasser

~1480

Holz

~3300

Beton

~3650

Diamant

~18000

Das heißt: Je wärmer und dichter das Medium ist, desto schneller breitet sich der Schall aus. Selbstverständlich geht Schall auch auf dem Weg durch die verschiedenen Medien verloren.

Hohe Frequenzen werden stärker gedämpft als tiefe Frequenzen. Das ist auch der Grund, weshalb man den wummernden Bass der Stereoanlage des Nachbarn in der eigenen Wohnung hört, Höhen dagegen nicht. Diese sind auf dem Weg durch die Steinwände verlorengegangen und in Wärmeenergie umgewandelt worden.

Abbildung 3: Idealisierte Darstellung einer Schallwelle (rot), Phasenzustände (blau)

Die y-Achse zeigt die Schwingung eines Teilchens (z. B. „Luftteilchen“ oder "Betonteilchen") um seine Ruhelage.

Die x-Achse entspricht der Zeit (t).

Die Amplitude gibt den maximalen Schwingungsausschlag des Teilchens an. Eine größere Amplitude bedeutet eine höhere Lautstärke des Tons oder des Geräusches.

Die Phase beschreibt den momentanen Aufenthaltsort des Teilchens (Grad).

Die Wellenlänge beschreibt den Verlauf einer Schwingung zwischen zwei gleichen Phasenzuständen.

Die Frequenz beschreibt die Anzahl der Schwingungen bzw. Wellenlängen pro Sekunde, wird in Hertz (Hz) angegeben und beeinflusst die Tonhöhe. Je höher die Frequenz ist, desto höher ist der Ton. Halbiert sich die Frequenz, ist der entsprechende Ton eine Oktave tiefer und die Wellenlänge doppelt so lang.

Abbildung 4: Beispielhafte Schwingungsverläufe von zwei unterschiedlichen Instrumenten. z. B. Trompete (A) und Geige (B)

Ein Sinuston, wie er in Abbildung 3 dargestellt ist, besteht aus nur einer Frequenz und kommt in der Natur nicht vor. Die meisten natürlichen Töne sind Interferenzen. Das bedeutet, dass mehrere Einzelwellen gleichzeitig klingen und sich überlagern. Die Summe der Amplituden gleicher Phasenzustände der Einzelwellen ergibt die Interferenzwelle.

Man unterscheidet weiterhin in Klänge, Geräusche und Mischklänge:

Klänge

haben eine eindeutige

Wellenlänge

und eine definierte Zusammensetzung der einzelnen Teiltöne. (z. B. ein Klavierton).

Geräusche

hingegen haben keine eindeutige

Wellenlänge

und keine erkennbaren Teiltöne (z. B. Windrauschen).

Wie so oft gibt es auch hier Ausnahmen, in diesem Fall die

Mischklänge

. Sie besitzen Eigenschaften von

Klängen

und

Geräuschen

. Ein Beckenschlag ist zum Beispiel ein solcher

Mischklang

. Er ist eher ein

Geräusch

, da er keine eindeutige

Wellenlänge

besitzt, allerdings lassen sich vereinzelt Teiltöne erkennen. Ein Gong hingegen ist ebenfalls ein

Mischklang

, der allerdings eher ein

Klang

ist. Hier lassen sich deutlich einzelne Töne, sprich

Wellenlängen

erkennen. Allerdings ist die Aufteilung der Teiltöne des Gongs, welche die

Interferenzwelle

bilden, ansonsten nicht klar definiert.

2.2 Recording, Editing, Mixing, Mastering – Was ist was?

Vielleicht fragen Sie sich, was diese Begriffe genau bedeuten und wo genau der Unterschied liegt.

Recording, Editing, Mixing und Mastering (oder auf Deutsch: Aufnehmen, Bearbeiten, Mischen und Mastern - hierfür gibt es scheinbar keine vernünftige Übersetzung) sind die vier Bearbeitungsschritte während der Produktion einer CD, eines Songs oder einer Live-Aufnahme. Sie werden im Folgenden stark vereinfacht dargestellt. Für vertiefende Informationen lesen Sie bitte Kapitel 3.1 – 3.4: Recording smart, Editing smart, Mixing smart und Mastering smart.

Als Recording bezeichnet man das reine Einfangen des Schalls mithilfe eines Mikrofons. Zu diesem Schritt gehört keinerlei Bearbeitung der Aufnahmen, sondern nur und ausschließlich das Einfangen von analogen Schallsignalen und das Umwandeln dieser in digitale Signale zur späteren Bearbeitung. Heutzutage zählen selbstverständlich auch noch das Einspielen von MIDI-Daten (sprich: jegliche Software basierende Instrumente) oder mit elektrischen Instrumenten wie z. B. Keyboards dazu (also die Wandlung von elektrischen Signalen in digitale Signale und von MIDI zu Sound). Der größte Anteil der späteren Soundqualität wird hier festgelegt. Alles, was hier an Qualität nicht vorhanden ist, kann später nicht oder nur unzureichend verbessert oder hinzugefügt werden.

Das Editing enthält alle vorbereitenden Schritte, um die aufgenommenen Signale zu ordnen und von Fehlern zu bereinigen. Hierzu zählen das Auswählen der besten Takes, das Schneiden von Audiomaterial (Ausschneiden von Fehlern, Zusammenschneiden von Takes, Bereinigen der Anfänge und der Enden von Takes), das Quantisieren und Bearbeiten von MIDI-Daten und ggf. das Bouncen dieser Spuren auf Audiospuren. Außerdem zählt hierzu das manuelle Anpassen der Lautstärke zum Ausgleichen von allzu großen Lautstärkeunterschieden. Falls noch nicht im Vorfeld geschehen, zählt auch das Vorbereiten der DAW (Digital Audio Workstation) zu diesem Schritt, sprich das Ordnen der einzelnen Spuren in Gruppen, Verteilen von Farben für die einzelnen Spuren und die Vergabe von sinnvollen Namen. Entgegen vieler Vermutungen resultieren 80 – 90 % der eigentlichen Soundqualität aus dem Recording und dem Editing. Mixing und Mastering rückt die Aufnahmen - salopp gesprochen - in das rechte Licht. Der Unterschied zwischen professionellen Produktionen und Homerecordings liegt zumeist nicht im Preis der Plug-ins oder dem Mixingprozess, sondern zu einem sehr großen Teil in der Qualität der eigentlichen Aufnahme und einem gründlichen Editing. Diese beiden Schritte werden meist, leider zu Unrecht, stiefmütterlich behandelt.

Das Mixing ist der wohl bekannteste Schritt. Bei diesem werden die Signale sowohl im Stereobild als auch in der Tiefe verteilt. Außerdem werden hier ausgewogene und passende Lautstärkeverhältnisse der einzelnen Spuren zueinander hergestellt. Hier werden hauptsächlich die Volumefader, Kompressor, Equalizer und Hall benötigt. Selbstverständlich gibt es noch eine ganze Reihe von anderen Effekten (siehe auch Kapitel 2.4: Effekte), welche verwendet werden können.

Das Mastering