Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Im Sonnenwinkel ist eine Familienroman-Serie. Schauplätze sind der am Sternsee gelegene Sonnenwinkel und die Felsenburg, eine beachtliche Ruine von geschichtlicher Bedeutung. Mit Michaela Dornberg übernimmt eine sehr erfolgreiche Serienautorin, die Fortsetzung der beliebten Familienserie "Im Sonnenwinkel". Michaela Dornberg ist mit ganzem Herzen in die bezaubernde Welt des Sonnenwinkels eingedrungen. Sie kennt den idyllischen Flecken Erlenried und die sympathische Familie Auerbach mit dem Nesthäkchen Bambi. Von Hannes erfährt Inge Auerbach, dass sich ihr Sohn total in Katja Diewald verliebt hat. Diese Neuigkeit muss Inge erst einmal verarbeiten. Schließlich ist Katja um einige Jahre älter als ihr Hannes. Roberta sieht diese junge Liebe weniger problematisch. Allerdings werden auch an sie ganz neue, völlig unerwartete Dinge herangetragen. Ihr Exmann Max taucht bei ihr auf, verändert, als wäre er wie neugeboren. Das kann sie sich überhaupt nicht erklären. Nicki geht resolut dazwischen, weil sie Max für das, was er Roberta einst angetan hatte, zutiefst verachtet. Und Nickis kleiner Sonnenschein Olivia ist plötzlich in böse Gefahr geraten!
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 135
Veröffentlichungsjahr: 2021
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
»Und wer ist sie?«
Diese Frage seiner Mutter war wie aus der Pistole geschossen gekommen, und Hannes hatte kein Problem damit, sie auch ohne zu zögern zu beantworten. Er war viel zu glücklich und zu stolz, mit dieser unglaublichen Frau zusammen zu sein.
»Katja … Katja Diewald«, antwortete er und schaute seine Mutter an.
Inge glaubte, ihr müsse der Unterkiefer herunterklappen. Was hatte Hannes da gesagt? Katja Diewald? Inge kannte diese Frau aus dem Neubaugebiet, wenn auch nur flüchtig. Und keine Frage, sie sah mit ihren kinnlangen braunen Haaren, den grauen Augen und der tollen schlanken Figur auch sehr gut aus. Und sie war immer toll angezogen, nicht übertrieben, nicht auffallend. Doch was sie trug, dem war anzusehen, dass es keine Kleidung von der Stange war, sondern dass sich hinter jedem Stück ein großer Designername verbarg. Und diese Frau und Hannes?
Vielleicht war es jetzt nicht die passende Antwort, nicht das, was Hannes erwartete, doch Inge konnte nicht anders.
»Aber die Frau ist doch viel älter als du, Hannes.«
Sie hätte es nicht sagen dürfen, das wurde Inge auch bewusst, als sie ihren Sohn anschaute. Es war zu spät, Worte ließen sich nicht ausradieren, es war mal wieder dumm gelaufen.
Hannes fuhrwerkte mit der Kuchengabel auf seinem Teller herum, schob sich ein viel zu großes Stück von dem Kirschstreuselkuchen in den Mund. Das geschah gewiss nicht, weil Hannes Zeit gewinnen wollte für seine Antwort, sondern weil er einfach nur sauer war.
Endlich sagte er etwas.
»Und wie sollte man an eine Beziehung herangehen, Mama?«, wollte er wissen. »Sich erst den Personalausweis oder den Reisepass zeigen lassen? Und wie sollte dann die weitere Herangehensweise sein? Bis zum Alter X ist es genehm, was darüber ist, wird aus formalen Gründen aussortiert? Du liebe Güte, Mama, eine so spießige Reaktion hätte ich gerade von dir nicht erwartet. Ist es umgekehrt der Fall, ist ein Mann mit einer viel jüngeren Frau zusammen, kräht kein Hahn danach, dann wird es toleriert. Und selbst wenn der Mann altersmäßig der Großvater sein könnte, geht man mit einem lächelnden Wort über ›Frühlingsgefühle‹ darüber hinweg.«
Er wollte mit dem Käsekuchen verfahren wie mit dem Kirschstreusel, ließ es bleiben, schob stattdessen seinen Kuchenteller beiseite.
»Katja und mich trennen nur ein paar Jährchen, und selbst wenn es viele Jahre wären, würde es mir nichts ausmachen. Ich habe mich nicht in ihr Äußeres verliebt, obschon sie eine überaus attraktive Frau ist, sondern in sie, in alles, wenn es auch kitschig klingen mag in deinen Ohren. Katja und ich sind Seelenpartner, und das war uns bereits in der allerersten Sekunde klar.«
Inge schluckte.
Sie musste jetzt auf passen, durfte keine falsche Bemerkung machen, wollte sie nicht riskieren, dass Hannes aufstand und ging. So, wie der drauf war. Hannes hatte es voll erwischt. Auf so etwas wäre Inge nicht einmal im Traum gekommen. Aber Hannes war schon immer anders gewesen als ihre übrigen Kinder. Er war für jede Überraschung gut. Aber für eine derartige?
»Wo hast du die Frau eigentlich kennengelernt, Hannes?«, erkundigte sie sich.
Und schon wurde sie wütend angeblafft.
»Diese Frau hat einen Namen, sie heißt Katja.«
»Entschuldige, Hannes«, murmelte Inge, »also, wo hast du Katja Diewald kennengelernt?«
Es sah ganz so aus, als wolle er es ihr gern erzählen, denn seine Stimme klang viel versöhnlicher. »Sie kam zu mir nach Brenlarrick, und da ist sofort der Blitz bei uns beiden eingeschlagen.«
Es wurde ja immer schöner.
Brenlarrick?
Wieso war diese Frau, pardon, wieso war Katja Diewald zu ihm nach Brenlarrick geflogen?
Er bemerkte die Verwirrung seiner Mutter, lachte, und ehe Inge die nächste Frage stellen konnte, bemerkte er: »Frau Dr. Steinfeld hat den Kontakt hergestellt. Katja möchte nach Tibet reisen, und die Frau Doktor war der Meinung, dass ich ihr mit vielen Informationen und Tipps behilflich sein könnte, so einfach ist das.«
Bei Inge dämmerte es. Na klar, die Frau Doktor hatte sie seinerzeit angerufen, hatte ihr erzählt, weswegen sie die Adresse und Telefonnummer von Hannes haben wollte. Und sie hatte alles bereitwillig herausgegeben. Wie hätte sie denn ahnen können, was sich daraus entwickeln würde.
Hannes und Katja Diewald …
Es ging über Inges Begriffsvermögen aus, ihr Hannes und diese … äh Katja Diewald, da passte für sie überhaupt nichts.
Es war nicht nur der Altersunterschied, sie lebten in verschiedenen Welten, Hannes ging es finanziell nicht schlecht, nein, es ging ihm gut, doch alles war Peanuts gegen das Vermögen von ihr. Sie war reich, und wenn man dem Gerede der Leute glauben durfte, war sie durch ihre Scheidung noch reicher geworden.
Aber wenn sie jetzt nach Tibet wollte, dann konnte Hannes ja mit ihr nicht mehr als nur eine Affäre haben, und so was ging vorüber. Und da spielte es auch keine Rolle, wer älter oder jünger war.
»Klar, Hannes, wenn Frau Diewald nach Tibet möchte, da kannst du ihr wahrhaftig hilfreiche Tipps geben«, versuchte Inge alles auf einen neutralen Boden zu bringen. Sie wollte die Affäre aus dem Kopf bekommen.
Doch es kam anders.
»Während ich Katja alles erklärte, zeigte, wurde mir wieder so richtig bewusst, was für ein beeindruckendes, großartiges Land Tibet ist und was für wundervolle Menschen da leben, die mit Würde ertragen, was ihnen von den chinesischen Besetzern angetan wird, die sich das Land einfach unter den Nagel gerissen haben. Ich habe mich entschlossen, Katja zu begleiten. Gemeinsam kann man alles viel intensiver erleben, und ich muss mich von meiner großen Liebe nicht trennen.«
Es wurde immer schöner.
»Und dein Leben in Brenlarrick? Dein Job? Deine beruflichen Pläne? Du startest als Möbeldesigner gerade erst durch, du wolltest als Möbeltischler noch die Meisterprüfung machen.«
Hannes verdrehte die Augen.
Seine Gedanken gingen in die Vergangenheit zurück, wo es ein ähnliches Theater gegeben hatte, weil er nicht die Wünsche seiner Eltern, insbesondere die seines Vaters erfüllt hatte, an einer amerikanischen Eliteuniversität zu studieren und die wissenschaftliche Laufbahn einzuschlagen.
Auf diese Schiene wollte er nicht mehr zurück, nicht mehr all diese Unerfreulichkeiten erleben. Seine Mutter kannte ihn doch, hatte sie aus der alten Geschichte nichts gelernt? Ließ sie sich immer noch von seinem Vater, dem Herrn Professor Auerbach, beeinflussen?
»Mama, nichts läuft mir davon, alles geschieht zu seiner Zeit. Ich schmeiße ja auch nicht leichtfertig alles hin, sondern nehme mir eine Auszeit, die mit allen abgesprochen ist. Auch Tom Betham, mein Förderer und Gönner, dem ich die Chance in Brenlarrick zu verdanken habe, findet das okay. Er ist übrigens von Katja sehr angetan, alle Leute, mit denen ich zu tun habe, ebenfalls. Katja ist halt etwas Besonderes, und ich bin glücklich, dass sie sich auf mich eingelassen hat, Mama.«
Inge sagte nichts, blickte nach unten. Sie fand diese Frau, äh, Katja Diewald auch sehr sympathisch. Wenn sie sich begegneten, das war meistens auf dem wöchentlichen Bauernmarkt, wo sie sich Blumen geholt hatte, dann waren sie stehen geblieben, hatten ein paar Worte miteinander gewechselt. Und einmal hatten sie sogar bei diesem Kuchenbäcker an einem der kleinen Tische zusammengesessen.
Das war etwas anderes gewesen.
Für sie war Katja Diewald stets jemand vom Millionenhügel dort oben gewesen, nicht die potentielle Partnerin ihres Sohnes Hannes. Nein, sorry, sie bekam es nicht in ihren Kopf hinein.
»Hannes, du bist intelligent, bist bekannt, gehst beruflich deinen Weg, siehst fabelhaft aus. Du kannst an jedem Finger mehr als nur eine Frau haben. Warum eine Ältere? Warum nicht jemand, der altersmäßig zu dir passt? Eine Frau, womit der du eine Familie gründen, Kinder bekommen kannst, und mit …«
Hannes ließ seine Mutter nicht den begonnenen Satz zu Ende bringen.
»Mama, hör bitte auf, dich um Kopf und Kragen zu reden, was ist das denn für ein Schwachsinn? Erst einmal ist Katja keine Frau, die die Wechseljahre bereits hinter sich hat. Sie kann noch jede Menge Kinder bekommen, zumal sich das Alter für Erstgebärende deutlich nach oben verschoben hat. Darum geht es überhaupt nicht. Wir sind unglaublich ineinander verliebt, genießen die Zeit, die wir miteinander verbringen können, ganz zufrieden und entspannt. Wir genießen unsere Liebe im Hier und Jetzt, ohne uns Gedanken um ein Eigenheim, einen Hochzeitstag oder eventuelle Kinder machen zu müssen. Es ist großartig, und die Zeit wird es zeigen, was oder ob etwas daraus wird, was länger anhält. Mama, erinnere dich bitte dran, wie es war, als Pia und ich noch ein Paar waren. Pia passte altersmäßig zu mir, und dennoch passte es dir nicht, du hast immer an ihr herumgemäkelt.«
Inge wurde verlegen. Es traf zu, anfangs war Pia wirklich nicht das, was sie sich für ihren Hannes gewünscht hatte. Eine Obdachlose …
»Hannes, nur anfangs hatte ich ein ungutes … äh … da passte es mir nicht. Doch das hat sich schnell geändert, außerdem machst du doch eh, was du für richtig hältst.«
Er trank etwas, stellte seinen Kaffeebecher ab.
»Stimmt, Mama. Doch bis du zu der Erkenntnis gelangt bist, was für ein großartiger Mensch Pia ist, hat es gedauert. Und es war nicht einfach, für niemanden von uns. Du solltest dir übrigens ein Beispiel an Omi und Opi nehmen, die sind viel toleranter als du. Sie waren zufällig auf einem Wochenendbesuch bei mir, als auch Katja in Brenlarrick war. Und weißt du was, wir hatten sehr viel Spaß miteinander. Die Großeltern finden nicht nur Katja toll, sie haben mir zu ihr auch gratuliert, weil sie mitbekommen haben, wie gut Katja mir tut. Sie zickt nicht herum, sie braucht niemanden, der ihr einen goldenen Ring an ihren Finger steckt. Wie gesagt, wir genießen unsere Zeit im Hier und Jetzt und haben sehr viel Spaß miteinander.«
Die Worte ihres Sohnes rauschten an Inge vorüber. Sie wusste von dem Besuch ihrer Eltern in Brenlarrick, doch beide hatten mit keiner Silbe erwähnt, dass sie dort auch Katja Diewald getroffen hatten und schon gar nicht, dass Hannes und diese Frau ein Paar waren.
Sollte sie jetzt schmollen?
Sollte sie sich beklagen?
Sollte sie sich aufregen?
Mitten in ihre Gedanken hinein erklang die Stimme ihres Sohnes, ganz normal, in keiner Weise beleidigt, sondern eher sachlich: »Mama, weißt du was? Nach allem, was du jetzt weißt, können wir zwei doch überhaupt kein vernünftiges Gespräch mehr führen. Doch Katja wartet auf mich, ich sehne mich nach ihr und möchte gern Zeit mit ihr verbringen, viel haben wir nicht davon. Ich breche jetzt auf. Das gibt dir auch Gelegenheit dazu, alles zu überdenken, und ich wünsche mir sehr, dass du dich nicht damit abfindest, dass ich mit Katja zusammen bin, sondern dass du dich vielmehr für uns freust.«
Inge wurde panisch.
»Hannes, wenn du jetzt verletzt bist, das lag nicht in meiner Absicht, es hat mich halt überrascht … bitte, sei nicht sauer auf mich.«
Hannes lächelte nachsichtig.
»Aber Mama, das bin ich doch nicht. Du bist halt, wie du bist. Übrigens, ich würde es Papa jetzt nicht unbedingt erzählen, dass Katja und ich ein Paar sind, weil ich ihn kenne und keine Lust auf stundenlange Monologe habe. Doch dir bleibt es natürlich freigestellt, ob du es für dich behalten willst oder mit ihm darüber reden möchtest. Ricky weiß es übrigens, und die findet das richtig cool, und Katja und ich sind bereits nach Neuseeland eingeladen worden, obwohl Ricky und ihre Familie dort gerade erst angekommen sind.«
Inge schluckte. Und dann sagte sie etwas, was so unnötig war wie ein Kropf.
»Was kann ich dafür, dass ich auf Oma Henriette komme und nicht so cool bin, um bei dem Wort zu bleiben, was du gerade gebraucht hast, wie Ricky und wie meine Eltern, speziell meine Mutter.«
Hannes erhob sich.
»Sorry, Mama, doch darauf gehe ich jetzt nicht ein. Außerdem soll Oma Henriette, wenn man Opis Worten glauben darf, eine ganz besondere Frau gewesen ein. Ich gehe jetzt, viel länger wäre ich eh nicht geblieben, weil es mich zu Katja zieht. Wir bleiben in Verbindung, und wenn du mehr über Katja, über Katja und mich hören möchtest, frag einfach. Ich fange von mir aus nicht mehr von dem Thema an, wie soll ich über etwas reden, was dir nicht gefällt.«
Inge konnte es nicht so im Raum stehen lassen, dafür war ihr Hannes zu wichtig, liebte sie ihren jüngsten Sohn viel zu sehr, der wirklich für jede Überraschung gut war.
»Hannes, eines musst du mir wirklich glauben. Ich möchte, dass du glücklich bist. Das wünscht sich doch jede Mutter für ihre Kinder.«
Er kam zu ihr, umarmte sie von hinten, presste seinen Kopf gegen ihren.
»Mama, ich bin glücklich, sehr sogar. Katja ist meine Traumfrau.«
»Hannes, ich … das freut mich für dich«, sagte Inge, obwohl sie so gern so vieles noch ausgesprochen, angesprochen hätte. Sie wusste einfach nicht, wie sie reagieren sollte.
»Danke, Mama, auf bald also, ich bin dann mal weg.«
Sie wollte aufstehen, ihn zur Tür begleiten, doch das wollte Hannes nicht.
»Mama, lass es gut sein, ich kenne den Weg.« Er richtete sich auf. »Ach, und noch etwas, ich habe Pia von Katja und mir erzählt, und sie hat uns gratuliert. Pia und ich sind mittlerweile richtig gute Freunde, und daran wird sich auch nichts ändern. Und das, was wir miteinander hatten, Mama, das war keine Liebe, allenfalls Verliebtheit, das weiß ich jetzt, da ich den Unterschied kennengelernt habe.«
Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn, winkte ihr noch einmal zu, rief ein lässiges: »Auf bald, Mama.«
Inge quetschte sich ein »Auf bald, Hannes«, hervor, und vielleicht hätte sie jetzt einen Gruß in Richtung von Katja Diewald hinzufügen sollen, das hätte sich auf jeden Fall gut gemacht.
Inge konnte es nicht.
Sie hörte, wie er durch die Diele lief, er schien es sehr eilig zu haben, dann knallte die Haustür zu, und wenig später vernahm sie das Aufheulen eines Motors.
Inge saß wie gelähmt am großen Familientisch, und gäbe es nicht die zweite Tasse, den zweiten Kuchenteller, würde sie jetzt glauben, geträumt zu haben.
Es war kein Traum!
Hannes, ihr Hannes, dem die Welt offen stand, der jede Frau haben konnte, die er nur wollte, hatte sich für jemanden entschieden, für diese Frau vom Millionenhügel, die einige Jahre älter war als er.
Warum, um alles in der Welt, war bei ihm immer alles anders?
Sie zuckte zusammen, weil sie auf ihr Smartphone eine Nachricht bekommen hatte.
Sollte sie es ignorieren?
All dieser neue Schnick-Schnack war eh nicht ihr Ding. Sie war genervt.
Dann siegte doch ihre Neugier.
Und sie war mehr als erstaunt, dass die Nachricht ausgerechnet von Hannes kam, der doch gerade erst gegangen war, nachdem er hier vorübergerauscht war wie der Wind durch die Linde.
»Liebste Mama, ich habe es nicht kommen sehen. Es ist einfach passiert. Und dann musst du auf dein Herz hören, und wenn du das tust, dann weißt du, was zu tun ist.
Es fühlt sich so gut an, und ich wünsche mir so sehr, dass auch du Katja lieben wirst, irgendwann. Es muss ja nicht sofort sein.
Dein Sohn Hannes, der dich über alles liebt.«
Inge las diese Nachricht immer wieder, und dann musste sie weinen und hätte am liebsten die Zeit zurückgedreht, zumindest die letzten Stunden.
Sie hätte alles anders machen sollen. Wer weiß, vielleicht wäre Hannes dann auch noch ein bisschen länger bei ihr geblieben. Und dann ihr Gerede wegen der älteren Frau. Was war bloß in sie gefahren? Sie war doch überhaupt nicht so drauf, sondern sehr tolerant. Hatte sie alles vergessen, alles über Bord geworfen, weil es nicht um irgendjemanden ging, sondern um ihren Sohn Hannes?
Welche Rolle spielte das jetzt, sie hatte es gründlich vermasselt und konnte dem Himmel danken, dass Hannes ihr das nicht nachtrug, sondern ihr sogar, trotz allem, diese wundervollen Worte geschickt hatte.
Inge wischte sich die Tränen weg, jetzt musste sie erst einmal einen Kaffee haben, und dann …
Nun, Hannes fand es nicht so prickelnd, wenn sie mit Werner darüber reden würde, verboten hatte er es ihr allerdings auch nicht.
Inge überlegte.
Nein, jetzt schon mit Werner darüber zu sprechen, das war wirklich keine gute Idee. Werner konnte sich an etwas festbeißen wie ein Terrier in eine Wade. Und wer wusste, wie lange es mit dieser Frau, nein, sie dachte an das, was Hannes gesagt hatte, sie hatte einen Namen, nämlich Katja Diewald, wie lange es mit ihr überhaupt halten würde.
Aber Rosmarie.