So lange her, schon gar nicht mehr wahr - Franziska Gerstenberg - E-Book

So lange her, schon gar nicht mehr wahr E-Book

Franziska Gerstenberg

3,8
9,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Manchmal bricht in Franziska Gerstenbergs Erzählungen etwas ein, das ein sorgsam eingerichtetes Zuhause für immer verändert. Manchmal kommen ihre Figuren gar nicht erst dazu, das ersehnte Familienleben aufzubauen, weil die Realität dem Traum vom Haus, vom Kind, von der großen Liebe entgegensteht. Mick hat immer alles hingeschmissen, doch durch Inga wird das anders, für sie will er durchhalten, sogar den schrecklichen Job ertragen. Wenn da bloß nicht seine unkontrollierbare Wut wäre. Marga erhält Briefe einer Stalkerin, die behauptet, mit ihrem Ehemann ein Kind zu haben. Und bei Sonja lösen sich die Panik vorm Autofahren und ihre Trennungsangst, als ihr zur eigenen Überraschung im Autohaus ein Heiratsantrag herausrutscht. Den Alltag zu bestreiten, eine Beziehung zu führen und die Familie oder das Alleinsein zu akzeptieren: Franziska Gerstenberg beschreibt in ihren neuen, meisterhaften Erzählungen die in jeder Hinsicht prekären Verhältnisse unserer Welt.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 313

Bewertungen
3,8 (18 Bewertungen)
7
4
3
4
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

[Cover]

Titel

Heim

Gute Nacht, mein Kind

Der Sohn

Schließ auf, Stoll

Du kommst drüber weg

So lange her, schon gar nicht mehr wahr

Willst du immer bei mir bleiben?

Sie soll brennen

Dank

Autorenporträt

Über das Buch

Impressum

Heim

Mick hat oft gedacht, dass er einfach zu dumm ist. Es muss seine Schuld sein, dass die Sachen nicht so laufen, wie sie laufen sollen. Diesmal will er unbedingt durchhalten, das mit dem Job hinkriegen, auch das mit Inga. Den Job hat ihm der Bekannte eines Bekannten besorgt, Mick findet das richtige Grundstück, obwohl es in dieser Straße keine Hausnummern gibt, nur Gebrauchtwagenhändler, eine Disco namens Techno-Park und eine Firma, die Europaletten vermietet. Das Sicherheitsunternehmen, bei dem er anfangen wird, heißt Kerr, und dieser Name steht auf dem Schild neben einem breiten, verrosteten Tor. An der Seite ein kleiner Eingang für Fußgänger, im Sand davor eine platt getretene Bierdose, Mick drückt auf den roten Knopf der Gegensprechanlage, hustet, bevor er seinen Namen sagt. Drinnen sieht er als Erstes die Kastenwagen, in Reih und Glied geparkt, danach die Männer, die seine Kollegen sein werden, einer neben dem anderen lehnen sie an der Mauer und schauen ihm ausdruckslos entgegen, und schließlich sieht er den Hund. Offenbar der Wachhund, aber sie haben ihn von der Kette genommen, deren Ende mitten im Hof liegt. Der Hund ist ein rosafarbener Schweinshund, ein Bullterrier, der sich in diesem Moment plump in den Staub wirft, um sich am Bauch kraulen zu lassen. »Jaaa«, ein älterer Mann beugt sich hinunter, greift zu, rubbelt, als ginge es hier um etwas ganz anderes. »Jaaa«, sagt er, »zeig mir alles, was du hast, altes Mädchen.« Die rosa Hündin, fast ist kein Fell erkennbar, ekelt Mick – und als hätte sie das gemerkt, springt sie auf und knurrt ihn quer über das Gelände an.

Halb fünf. Am Morgen. Die Sonne geht gerade erst auf, trotzdem liegt schon etwas Erstickendes in der Luft. Einer von den Männern an der Mauer, ein kleiner Dicker, weist Mick mit dem Kinn den Weg zur Verwaltung, zwinkert ihm zu. Mick spürt die Blicke im Rücken. Er hat das Gefühl, nicht bloß durch die Hitze dieses einen Sommers waten zu müssen, er spürt an diesem Ort auch die abgestandene Hitze aller vergangenen Sommer.

Im letzten Jahr um diese Zeit, da war alles gut. Da wäre er nie um vier Uhr morgens aufgestanden, da war er um diese Zeit oft nicht einmal im Bett. Damals gab es auch gar kein richtiges Bett. Es war der Sommer, den er mit Inga in der verlassenen Schrebergartenlaube an den Bahngleisen verbrachte. Nach zwei Wochen sahen Ingas Beine aus wie ein einziger großer Mückenstich, sie trug trotzdem jeden Tag denselben Minirock. »Von den Mücken«, sagte sie und lachte leise ihr schüchternes Lachen, als wollte sie einen solchen Satz nur ausprobieren, »von den Mücken lasse ich mir noch lange keine Jeans anziehen.« Und das hielt sie durch, knallhart – und Mick, verliebt wie nie zuvor in seinem Leben, er war achtzehn, wollte Inga immer nur ausziehen: Ihre Haut war ganz heiß von der Sonne, seinetwegen hätte sie in der Laube und hinter den Hecken nackt herumlaufen können. Niemand sah sie hier, sie waren ganz für sich. Klar, am Ende kam die Polizei und sie mussten gehen und sogar die Sachen zurücklassen, die sie selbst mitgebracht hatten, auch die Wolldecke, die Ingas Mutter gehörte. Aber bis dahin hatten sie unendlich Spaß gehabt, sie hatten einander um die Büsche gejagt und sich absichtlich von den Dornen stechen lassen, weil alles in dieses große Gefühl gehörte, selbst so ein kleiner, vernachlässigbarer Schmerz.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!