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Margarethe Honisch

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Beschreibung

Frauen besitzen 38 Prozent weniger Vermögen als Männer, weil wir unser Geld deutlich seltener investieren. Wir erhalten durchschnittlich 728 Euro Rente – das sind 50 Euro weniger als die Armutsgrenze. Außerdem geben 72 Prozent der Frauen an, dass sie nach einer Scheidung oder dem Tod ihres Mannes eine böse finanzielle Überraschung erlebt haben. Wir sehen: Wer finanziell abgesichert und frei leben will, muss sich um sein Geld kümmern. Die erfahrene Finanzexpertin Margarethe Honisch zeigt, wie das gelingt. Im Austausch mit erfolgreichen Finanzvorbildern stellt sie 13 ganz unterschiedliche Anlagestrategien vor, die dazu inspirieren, sich eine eigene, individuell passende Finanzroutine aufzubauen. Mit Impulsen zur Geldanlage von Valentina Dapunt, Antje Erhard, Fränzi Kühne, Patrizia Laeri, Laura Lewandowski, Dorothea Metasch, Lisa Osada, Verena Pausder, Jennifer Phan, Monique Preischel, Magdalena Rogl, Heidi Stopper und Diana zur Löwen

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Inhalte fremder Webseiten, auf die in diesem Buch (etwa durch Links) hingewiesen wird, macht sich der Verlag nicht zu eigen. Eine Haftung dafür übernimmt der Verlag nicht.

Inhalt

Inhaltsübersicht

Cover & Impressum

Intro: Finanzielle Freiheit

Warum Investitionen für Frauen keine Option sind – sondern Pflicht!

Finanzielle Freiheit gibt Frauen Schutz

Weibliche Anlegerinnen sind auf dem Vormarsch

Was bedeutet finanzielle Freiheit?

Strategie #1: Entwickle ein Money-Mindset

Benachteiligt von Anfang an

Stimmt das, was ich glaube?

1. Emotionale und physische Aktivierung

2. Eigene Erfahrungen und Erfolgserlebnisse

3. Beobachtung

4. Positiver Zuspruch

Begib dich nicht in die Opferrolle

Das böse Geld

Strategie #2: Übernimm Verantwortung für dein Geld

Warum hast du noch nicht angefangen?

»Ich kann nicht mit Geld und Finanzen umgehen«

»Ich habe noch Zeit«

»Ich verdiene nicht genug«

»Es ist so kompliziert!«

»Ich habe Angst davor, einen Fehler zu machen«

»Ich verdiene genug, ich muss nicht vorsorgen«

Niemand kümmert sich um dein Geld so gut wie du

Du bist allein verantwortlich für dein Geld

Strategie #3: Lerne, dein Gehalt zu verhandeln

Steh für dich selbst ein

Trenn die Sachebene von der Beziehungsebene

Steh zu deinem Wert

Trau dich, dich auch mal selbst zu überschätzen

Strategie #4: Eigne dir Finanzwissen an

Teste dein Wissen

Du musst verstehen, was du tust

Strategie #5: Mach Geld zu einem Beziehungsthema

Beziehungskiller Nummer eins: Geld

Finanzielle Untreue

Finanzen gemeinsam organisieren

1. Gemeinsam über Geld sprechen

2. Gemeinsame Ausgaben strukturieren

3. Getrennte Altersvorsorge

Strategie #6: Lass dein Geld für dich arbeiten

Früh übt sich

Die Zukunft beginnt jetzt

Mit Mut gegen die Lücke

Strategie #7: Hab keine Angst vor Fehlern

1. Finanzielle Entscheidungen aufschieben

2. Anderen deine Geldanlage überlassen

Strategie #8: Konsumiere bewusst

Lifestyle-Inflation

Bei 30 Prozent hört der Spaß auf

Acht Prinzipien, um mehr Glück für dein Geld zu bekommen

1. Gönne dir mehr Erlebnisse und weniger materielle Güter

2. Hilf anderen

3. Kaufe mehrere kleinere Dinge statt ein großes

4. Verzichte auf zusätzliche Garantien und teure Versicherungen

5. Zahle jetzt und konsumiere später

6. Denk auch an das Unangenehme

7. Meide Vergleichsseiten

8. Folge der Herde, nicht dem Herzen

Strategie #9: Bau dir mehrere Einkommensquellen auf

Der richtige Mix beim Einkommen

1. Festanstellung

2. Freiberufliche oder selbstständige Arbeit

3. Dividenden

4. Miete

5. Zinsen

6. Weitere Arten von passivem Einkommen

Strategie #10: Lerne, mit Risiken umzugehen

Gefahr – oder nur Risiko?

Die vermeintliche Sicherheit des Sparbuchs

Risiken bei der Geldanlage

Das Zusammenspiel von Risiko und Rendite

So bekommst du das Risiko in den Griff

Warum viele Frauen risikoscheu sind

Lerne, mit Risiken umzugehen

Welches Risiko kannst du finanziell tragen?

Welches Risiko musst du finanziell tragen?

Strategie #11: Nutze Fremdkapital für deinen Vermögensaufbau

Vermögensaufbau durch Fremdkapital

Stilvoll sanieren, Steuern sparen – und dabei Gutes tun

Strategie #12: Bau dir Finanzroutinen auf

Erfolgsgeheimnis statt Langeweile

Nudging: Der Stupser für deine Finanzplanung

Finanz-Routinen für den Start

Routine kommt nicht von heute auf morgen

Strategie #13: Such dir Unterstützung

Tausch dich mit anderen Frauen aus

Bau dein Netzwerk aus

Sei anderen Frauen ein Vorbild

Investiere in deine Weiterbildung

Geld gehört in Frauenhände

Weitere Informationen zum Thema Geldanlage findest du hier:

Anmerkungen

Buchnavigation

Inhaltsübersicht

Cover

Textanfang

Impressum

Intro: Finanzielle Freiheit

Im Sommer 2012 besuchte ich eine Abendveranstaltung in München, die den Teilnehmenden einen Einblick in Aktieninvestments und das Trading an der Börse geben sollte. Zu dem Zeitpunkt hatte ich noch kaum Bezug zu dem Thema. Ich wusste, ich wollte meine finanzielle Situation irgendwie verbessern, und mir war damals schon bewusst, dass ein Bausparvertrag oder das Sparbuch mich nicht weiterbringen würden. Durch Zufall stieß ich bei meiner Recherche auf die Börse und las meine ersten Bücher zum Thema Aktienhandel. Nun wollte ich mich in einem Raum mit anderen Gleichdenkenden versammeln und mir Praxistipps von einem Profi holen. Ich war spät dran und betrat als Letzte den länglichen, mit robustem Teppichboden ausgelegten Vortragsraum – und dachte zunächst, ich hätte mich vielleicht in der Tür geirrt: Ich fand mich inmitten von etwa fünfzig Männern älteren Semesters. Manche Teilnehmer drehten sich um und hofften vermutlich, dass die blonde junge Frau nun die leeren Tassen abräumen und frischen Kaffee bringen würde. Als ich den Redner erblickte, sah ich neben ihm ein Whiteboard mit aufgemalten Kursverläufen und Pfeilen. Ich schien hier tatsächlich richtig zu sein. Aber wieso war ich hier weit und breit die einzige Frau?

Gespannt und motiviert hörte ich mir den Vortrag an, in dem von bekannten Investoren wie Warren Buffett, George Soros oder Peter Lynch berichtet wurde. Ich hörte zum ersten Mal etwas über die »Hausfrauen-Hausse«, die Investitionen von unerfahrenen Anlegern und ihre Folgen beschreibt. Und davon, dass die Männer ihren Frauen nicht immer erzählen sollten, wie sie das gemeinsame Geld investierten: Die Frauen wären eh risikoscheu und hätten zu viel Angst um das Geld, das würde die angehenden Aktionäre in diesem Raum nur von ihrem Vorhaben ablenken, höhöhö.

Ich versuchte, all diese Sprüche so gut wie möglich zu ignorieren und mich auf die Inhalte zu konzentrieren. Trotz dieser Umstände war ich angefixt, ich wollte mehr zu dem Thema erfahren und auch endlich mit meinen eigenen Investitionen starten. Aber der Umstand, dass keine anderen Frauen teilgenommen hatten, ließ mich nicht mehr los. In den nächsten Jahren sollte ich herausfinden, warum.

Als ich später mein erstes Geld an der Börse investierte, konnte ich selbst im Freundes- oder Bekanntenkreis keine einzige Frau finden, die meine neu gewonnene Leidenschaft teilte – oder auch nur nachvollziehen konnte. »Hast du denn mit deinem Agenturgehalt so viel Geld, dass du dir das leisten kannst?«, fragte eine Freundin.

»Man braucht doch gar nicht viel Geld. Ich fange jetzt mit 50 Euro monatlich an. Diese Summe hättest du doch auch zur Verfügung.«

»Aber ich weiß ja gar nicht, wie man das macht! Was ist denn, wenn ich mein ganzes Geld verliere und dann nichts mehr davon habe? Das ist mir zu riskant«, sagte sie und verschränkte demonstrativ die Arme. Ich gab noch nicht auf: »Ich kann dir zeigen, wie es geht und wie ich es selbst umgesetzt habe. Du musst nur ein Aktiendepot bei einer Bank eröffnen und dir überlegen, worin du dein Geld investieren willst. Das ist viel einfacher, als du denkst. Und riskant ist es auch nicht. Ich investiere zum Beispiel mein Geld in alle dreißig Unternehmen aus dem DAX. Damit senke ich mein Verlustrisiko, weil ich eben nicht nur auf ein einzelnes Unternehmen setze.«

»Aha … Ja, gut, ich denke darüber nach.«

Zehn Jahre später, und ich beiße mir an dieser Freundin noch immer die Zähne aus, um sie zu überzeugen. Mittlerweile ist ihr bewusst, dass sie etwas tun muss, und sie hat an mir und den Hunderten von Kursteilnehmerinnen, die ich inzwischen betreut habe, auch gesehen, dass es funktioniert. Aber die Überwindung ist einfach zu groß. Denn man muss dabei Verantwortung übernehmen und eigene Entscheidungen treffen. Und genau davor scheuen viele Frauen zurück. Eine andere Freundin sagte mir sogar ganz direkt: »Ich werde später einfach reich heiraten, dann muss ich mir keine Gedanken darüber machen.« Ich war sprachlos. Sie, eine gebildete, gut verdienende Frau, die mitten im Leben stand, unabhängig zu sein schien und wusste, was sie wollte, wollte ihre ganze Zukunft in die Hände eines Mannes legen, den sie bislang noch nicht einmal kannte.

Was mich damals schockierte, sollte ich in meiner späteren Arbeit immer wieder erleben. In meinen Seminaren sitzen immer wieder Frauen, die Aktienfonds besitzen, aber nicht wissen, worin genau sie investieren, welche Renditen sie damit erzielen und welche Gebühren sie an die Bank zahlen. Auf meine Frage, warum sie sich denn diesen Aktienfonds ausgesucht haben, kommt meist die gleiche Antwort: »Der Kundenberater bei der Bank hat es mir empfohlen.« Aus Angst, Fehler zu machen und die falsche Entscheidung zu treffen, legen auch sie ihre Zukunft also lieber in fremde Hände. Dass viele Berater dabei vor allem an ihre eigenen Provisionen denken, wissen die meisten nicht – oder es ist ihnen egal. Dabei wäre hier die Angst, Fehler zu machen und die falsche Entscheidung zu treffen, durchaus berechtigt. Am Ende verdienen Banken und Berater oft am meisten an den Abschlüssen, und die Kundin darf sich freuen, wenn sie noch die Inflationsrate abdecken kann und keinen Wertverlust erleidet. Eine andere Frau sagte mir sogar mal, sie wisse nicht einmal, wie sie wieder an das Geld herankomme, wenn sie es dann mal brauche.

Bei meiner Hoffnung, doch noch eine Freundin oder Bekannte von dem Thema überzeugen zu können, sprach ich schließlich eine Arbeitskollegin an. Auch sie hatte Bedenken: »Ich finde, Investitionen sind so unmoralisch. Da verdienen Menschen Geld, ohne etwas dafür zu tun, und bereichern sich an der Armut und der Ausbeutung anderer.« Zunächst war ich ein wenig gekränkt, weil sie mir damit im Grunde vorwarf, dass ich unmoralisch handelte. Aber ich schluckte meine verletzte Eitelkeit herunter und erklärte ihr, dass man sich zunächst einmal nicht an Bedürftigen bereichert, sondern vom Wachstum und Erfolg des Unternehmens profitiert, in das man investiert, und durch Aktien an ebendiesen Erfolgen teilhaben kann. Zum anderen kann ich aber natürlich auch entscheiden, in welche Unternehmen ich investieren möchte, und somit auch diejenigen, die Gutes tun, unterstützen.

»Hm, okay, verstehe. Aber nehme ich dann armen Menschen nicht Geld weg?«, sorgte sie sich noch immer.

»Nein, weil deine Aktien im Wert steigen, wenn andere an der Börse sich für deine Aktien interessieren und diese kaufen wollen. Mit der Nachfrage nach dieser Aktie steigt nämlich ihr Wert. Ähnlich wie bei gutem Wein: Der Wert steigt, weil sich mehr Menschen für einen bestimmten Jahrgang interessieren und bereit sind, mehr dafür zu zahlen als andere.« Heute besitzt sie Anteile an einem weltweit gestreuten, nachhaltigen Aktienfonds und hat ihre Investitionen seither fast verdoppelt.

Von all den Frauen, mit denen ich gesprochen hatte und die ich von meinen neuen Erkenntnissen überzeugen wollte, hatte ich nur bei einer einzigen Frau Erfolg. Und das nur, weil wir uns täglich sahen und sie mir kaum aus dem Weg gehen konnte. Damals war sie genervt, heute ist sie mir dankbar. Als ich vier Jahre später immer noch sah, wie wenige Frauen sich für ihre Finanzen interessieren, beschloss ich, das zu ändern. Zu dem Zeitpunkt hatte ich schon vier Jahre erfolgreich an der Börse investiert und eigene Erfahrungen gesammelt. Ich hatte eine individuelle Anlagestrategie aufgestellt und investierte nicht nur in Aktienfonds, sondern auch in Einzelaktien. Nun wollte ich in einem Blog über meine Erfahrungen schreiben und anderen Frauen zeigen, dass sie ihre Finanzen selbst in die Hand nehmen müssen und wie sie das am besten tun können. Und so entstand im Jahr 2017 Fortunalista.

Mittlerweile habe ich in meinen Kursen, verschiedenen Workshops und in Vorträgen Tausende Frauen dabei unterstützt, ihre Finanzplanung nach ihren eigenen Wünschen zu gestalten.

Warum Investitionen für Frauen keine Option sind – sondern Pflicht!

Bis 1962 durfte eine Frau kein eigenes Bankkonto eröffnen. War eine Frau erwerbstätig, verwaltete der Ehemann ihren Lohn. War er ein gerechter Mann, durfte sie den vollen Lohn behalten oder er wurde für gemeinsame Ausgaben genutzt. Hatte sie Pech bei der Partnerwahl, bekam sie höchstens ein Taschengeld ausgezahlt, um sich mal etwas Hübsches kaufen zu können – was natürlich auch dem Mann gefallen sollte. Diese Zeiten sind zum Glück vorbei, weil Generationen vor uns dafür auf der Straße und in den Ministerien dafür gekämpft haben, dass wir Frauen heute unser eigenes Geld verdienen, es behalten und damit anstellen können, was wir möchten!

Obwohl wir Frauen all diese Rechte und Freiheiten nun haben, nehmen viele sie nicht wahr: Entweder sie kümmern sich gar nicht um ihre Finanzen, nicht ausreichend, oder überlassen es ihrem Partner. So zeigt eine Studie der UBS-Bank, dass sich nur 23 Prozent der Frauen weltweit um ihre langfristige Finanzplanung kümmern.[1] Das bedeutet nicht, dass Frauen sich gar nicht um Geld kümmern. Die meisten sind stark eingebunden in alltägliche Ausgaben, die Verwaltung des Haushaltsgeldes oder die monatliche Budgetierung. Das sind wichtige Aufgaben – aber nicht diejenigen, die über eine Absicherung im Ruhestand oder den Vermögensaufbau entscheiden. Es ist also meist so, dass sich die Frau um das kleine Geld kümmert und der Mann um das große.

In Deutschland überlassen die meisten Frauen (60 Prozent) wichtige finanzielle Entscheidungen nach wie vor ihrem Ehepartner und begründen dies mit Aussagen wie »Ich habe kein Interesse an Planung und Investition« (68 Prozent) oder »Mein Partner weiß mehr als ich« (88 Prozent). Ob der Partner auch wirklich mehr weiß oder nur von sich selbst glaubt, mehr zu wissen? Selbstbild und Fremdbild sind sicher nicht immer identisch. Ich habe auch immer geglaubt, ich könne gut singen. Bis meine Lehrerin in der Oberstufe mich als Einzige von 200 Mädchen bat, das Fach zu wechseln. (Sie bestach mich sogar mit einer guten Note.) Dass es auch vielen anderen so geht, zeigen immer wieder Sendungen wie »Deutschland sucht den Superstar«. Nur weil also jemand von sich behauptet, er oder sie könne etwas, heißt das nicht, dass es auch so ist. Leider gilt das auch für Finanzen. In den meisten Fällen lauert nach dem Tod oder der Scheidung des Ehepartners eine schlimme finanzielle Überraschung: Drei von vier geschiedenen oder verwitweten Frauen berichten von Schulden, über die sie nichts wusste, von der Altersvorsorge, die verzockt wurde, oder sogar von einer, die es für sie nie gegeben hat.[2]

Wer nun glaubt, dass dies nur auf die älteren Semester zutrifft, irrt. Vor allem junge Frauen in heterosexuellen Beziehungen geben diesen Part gerne vollkommen ab: 63 Prozent der deutschen Frauen zwischen 20 und 34 Jahren überlassen die Finanzplanung vollständig ihrem (Ehe-)Partner. Kurz zur Erinnerung: Das ist die Generation, die seit Monaten in Social Media inbrünstig für ein Gender-Sternchen kämpft und sich eine gerechte und inklusive Sprache wünscht. Man könnte meinen, vielen Frauen ist es wichtiger, ob im Ehevertrag die richtige Ansprache steht und sie nicht mehr rechtlich als »Ehegatten« bezeichnet werden, als der Inhalt, der darüber bestimmt, was passiert, wenn sich frau jahrelang um die Kinder kümmert und kein Gehalt bezieht, die Ehe aber plötzlich in die Brüche geht. Versteht mich nicht falsch, beide Themen sind wichtig. Aber wir können uns nicht nur um das Kulturelle kümmern und das Wirtschaftliche vernachlässigen.

Über die Hintergründe, Rahmenbedingungen und wie man dies ändern kann, werden wir in diesem Buch noch sprechen. Denn auch durch die Coronakrise haben sich diese Ungleichheiten noch einmal verschärft: Frauen konzentrieren sich seither eher auf den Haushalt, Männer noch intensiver auf die Finanzplanung. Auch wenn Frauen aufgrund der Pandemie und ihrer Folgen die Notwendigkeit einer langfristigen Finanzplanung bewusst ist und über 80 Prozent finanziell vorsorgen möchten, setzen es die wenigsten auch in die Tat um: Ein Drittel dieser Frauen hat ihre finanzielle Situation überprüft, während 40 Prozent darüber nachdenken, es aber noch nicht getan haben.

Was auch immer uns im Leben noch erwartet – der schmerzhafte Verlust des Partners oder eine weitere Pandemie oder Wirtschaftskrise –, wir Frauen müssen vorbereitet und abgesichert sein. Und wir müssen es selbst in die Hand nehmen. Niemand wird sich um unsere Altersvorsorge kümmern, wenn wir es nicht selbst tun. Kein Staat, kein Partner, und schon gar nicht sollten wir diese Bürde unseren Kindern aufhalsen. Unsere Kinder sind nicht unsere Altersvorsorge.

Finanzielle Freiheit gibt Frauen Schutz

Es gibt aber noch andere Gründe, warum es für Frauen wichtig ist, vorzusorgen und sich nicht auf den Partner zu verlassen. Frauen begeben sich damit in eine leider immer noch ausweglose Situation, da sie nicht nur während ihres Arbeitslebens, sondern auch danach finanzielle Defizite im Vergleich zu Männern erleiden (Stichwort: Gender Pay Gap). Auch in Deutschland sorgen die herrschenden Unterschiede dafür, dass Frauen regelrecht abhängig von ihren Männern werden. Und das kann sogar richtig gefährlich werden: Fast jeder hat schon Geschichten über Frauen gehört, die sich eigentlich von ihrem – oft tyrannischen – Ehemann trennen möchten, es aber nicht können, weil sie finanziell von ihm abhängig sind und nicht wissen, wohin sie gehen sollen. Und das ist keineswegs ein Problem, das sich nur innerhalb sozial prekärer Verhältnisse findet, es zieht sich durch alle gesellschaftlichen Schichten.

Finanzielle Freiheit ist auch ein großes Stück Sicherheit und Lebensqualität.

Antje Erhard, Börsenexpertin

Ich habe eine Ärztin, eine ältere Dame, die ihre Praxis in einer alten Villa in Bogenhausen hat – eines von Münchens teuersten Stadtvierteln. Da sie mit meiner Arbeit und meiner Mission vertraut ist, erzählte sie mir einmal folgende Geschichte: Sie hatte eine Patientin, die mit einem bekannten Chirurgen verheiratet war. Eines Tages kam die Frau mit blauen Flecken auf der linken Seite ihres Kiefers zu ihr und klagte über einen leichten Tinnitus auf dem rechten Ohr. Als Grund gab die Frau an, dass sie von der Treppe gestürzt und dabei auf ihr Gesicht gefallen wäre. Der Ärztin war sofort klar, dass ein Sturz, bei dem sowohl die linke Seite des Kiefers als auch das rechte Ohr betroffen sind, unmöglich war. Diese Patientin lebte von außen betrachtet ein sehr gutes Leben: Sie musste nicht arbeiten, hatte keine finanziellen Sorgen und ein gesellschaftlich sehr aktives Leben. Doch in Wahrheit blieb sie nur bei ihrem Mann, weil sie keine finanziellen Mittel hatte, sich von ihm zu trennen. Auch wenn sich diese Geschichte in den Achtzigerjahren ereignete, können wir sicher sein, dass auch heutzutage noch viele Frauen in einer Beziehung bleiben, in der sie unterdrückt oder sogar misshandelt werden: In Deutschland wird jede vierte Frau mindestens einmal Opfer körperlicher oder sexualisierter Gewalt durch ihren Partner.[3]

Dabei muss man nicht einmal vom Schlimmsten ausgehen. Manchmal ist die Liebe einfach weg, und man möchte getrennte Wege gehen, kann das aber nicht oder nicht so, wie man es gerne hätte. Wer in einer Großstadt lebt, hat vielleicht auch eines dieser Paare im Freundeskreis, das sich eigentlich getrennt hat, aber finanziell nicht in der Lage ist, die gemeinsame Wohnung aufzugeben. Ich kenne zwei Frauen, die viele Jahre lang eine glückliche Beziehung führten – doch die Beziehung erschöpfte sich, und eine der beiden ging fremd. Schnell war klar, dass es zu Ende war. Trotzdem dauerte es noch ein ganzes Jahr, bis sie getrennte Wege gehen konnten, weil keine der beiden eine Wohnung fand, die günstig genug war. Die vorhandene Zwei-Zimmer-Wohnung wurde zu einer Zweier-WG umgestaltet, weil es einfach nicht anders ging. Jetzt stell dir mal vor, du trennst dich und triffst deine/n Ex, der oder die dich nach einer jahrelangen Beziehung betrogen hat, jeden Morgen im Bad. Schlimmer noch: Du weißt, diese Person ist abends unterwegs und kommt erst am späten Vormittag mit einem glückseligen Lächeln im Gesicht zurück, während du dir die ganze Nacht die Augen ausgeheult hast. Finanzielle Stabilität schützt Frauen nicht nur vor einem blauen Auge, sondern manchmal eben auch vor einem gebrochenen Herzen.

Solche Fälle gibt es viele, und wenn ich mich mit Kolleginnen austausche, die ebenfalls Frauen in ihrer Finanzplanung unterstützen, können alle ganz ähnliche Anekdoten erzählen. Eines Tages saß ich mit der Journalistin Dani Parthum zusammen, die mir sagte: »Weißt du, Margarethe, was das Problem ist? Wenn die Frauen sich nicht schon vor der Beziehung oder Ehe um ihre Finanzen kümmern, tun sie es sehr wahrscheinlich auch nicht währenddessen. Denn dann wird es noch schwerer für sie, weil sie sich im Zweifel gegen den Partner und manchmal auch die ganze Familie durchsetzen müssen.« Und leider hat sie recht! Dazu kommt noch, dass viele Frauen sich in scheinbarer Sicherheit wiegen. Laut einer Umfrage von ElitePartner aus dem Jahr 2019 finden drei von vier alleinstehenden Frauen es wichtig, sich in einer Partnerschaft ihre finanzielle Eigenständigkeit zu bewahren – aber nur etwa zwei Drittel der gebundenen Frauen.

Einmal erhielt ich eine Nachricht auf Instagram, gesendet von einer Frau, die mir ihre Situation schilderte und um Rat fragte: Sie lebte mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in einem Eigenheim, das noch nicht abbezahlt war. Ihr Mann hatte einen gut bezahlten Job, während sie sich um den Haushalt und die Kinder kümmerte. Aufgrund meiner Posts war sie ins Grübeln gekommen und wollte von ihrem Mann wissen, wie sie denn eigentlich abgesichert sei. »Warum möchtest du das jetzt wissen? Willst du dich etwa scheiden lassen?«, patzte er sie daraufhin an. Sie hatte sich fest vorgenommen, sich um ihre Finanzen zu kümmern und sich abzusichern, aber er war dagegen. Um den Hausfrieden nicht zu stören, gab sie zunächst nach. Was sollte sie auch machen? Sie hatte kein eigenes Geld, kein eigenes Einkommen, alles, was ihr zur Verfügung stand, hatte er erarbeitet. Sie hatte buchstäblich nichts.

Trennung und Scheidung ist das eine. Aber was ist, wenn der Partner plötzlich verunglückt und die nächste Rate für den Hauskredit ansteht? Die Beerdigung muss bezahlt werden, aber wo ist das Geld und wie kommt man dran? Plötzlich steht die ganze Welt Kopf, und anstatt Zeit für die Verarbeitung des Geschehens oder die Trauer zu haben, kommen zusätzliche Fragen und Probleme auf die Hinterbliebenen zu. Denn egal ob Krankheit, Scheidung oder Tod – wir sollten immer auf das Schlimmste vorbereitet sein: »Hope for the best, but prepare for the worst«, heißt es im Englischen.

Am besten bereitet man sich im Dialog und Austausch mit dem Partner oder der Partnerin vor, sorgt gemeinsam vor und strukturiert die Finanzen, solange noch alles gut ist! Je mehr wir im Voraus planen, desto weniger Sorgen müssen wir uns später machen, und desto weniger streiten wir. Leider sprechen aber nur etwa 42 Prozent aller Paare offen über ihre Finanzen.[4] Viele wünschen sich einen intensiveren Austausch, scheuen sich aber davor. Falls du dich auch in dieser Situation befindest und nicht weißt, wie du den ersten Schritt machen kannst, findest du in diesem Buch Tipps für eine offenere Kommunikation sowie verschiedene Modelle, wie du und dein/e Partner/in eure separaten und gemeinsamen Finanzen strukturieren könnt. Damit ihr euch in der Beziehung nicht aufs Geld, sondern auf euch und eure Zukunft konzentrieren könnt. Denn so wichtig auch Geld dabei ist – gemeinsam Pläne zu schmieden macht einfach viel mehr Spaß!

Weibliche Anlegerinnen sind auf dem Vormarsch

2020 wird uns allen wohl für immer als das Jahr in Erinnerung bleiben, das unseren Alltag erschüttert und auf den Kopf gestellt hat. Anfang Februar reiste ich in den Urlaub. Es gab Informationen über eine sehr ansteckende Grippe in China, und offensichtlich hatte es sogar schon jemanden in München erwischt. »Nichts Tragisches«, dachte ich noch, als ich in den Flieger stieg, »das legt sich sicherlich wieder schnell.« Im Nachhinein betrachtet natürlich total naiv. Bereits im März waren die ersten Menschen im Homeoffice, und es wurde klar: Diese »Grippe« war längst in ganz Deutschland angekommen. Geschäfte, Kinos, Restaurants, Fitnessstudios, Schulen und Kindergärten schlossen – wir waren mitten im ersten Lockdown. Und die Pandemie führte noch zu weiteren Veränderungen, eine davon wirkte im ersten Moment seltsam: Plötzlich entdeckten immer mehr Menschen nämlich ihre Leidenschaft für Investments am Aktienmarkt. Das Deutsche Aktieninstitut stellte im Februar 2021 fest, dass allein 2020 etwa 1,2 Millionen mehr Aktionäre und Aktionärinnen an der Börse waren und mittlerweile 7,6 Prozent der Bevölkerung ab 14 Jahren investierten.[5] Und knapp 650 000 der Neuaktionäre waren weiblich! Immer mehr Frauen erkennen also das Potenzial von Investitionen an der Börse und wollen daran teilhaben.

Investieren ist insbesondere für Frauen wichtig: Eine US-amerikanische Studie fand heraus, dass eine Frau im Laufe ihres Lebens durchschnittlich nur 60 Prozent des Nettovermögens eines Mannes und ein um 55 Prozent geringeres Arbeitseinkommen erzielt. Wenn Frauen sich jedoch dazu entscheiden, sich am Aktienmarkt zu beteiligen, werden diese Unterschiede kleiner. Mehr noch: Das durchschnittliche Nettovermögen von Frauen übersteigt sogar das der Männer.[6] Wir alle kennen mittlerweile den Gender Pay Gap und wissen, dass Frauen für die gleiche Arbeit weitaus weniger Geld bekommen als Männer. 2021 verdienten in Deutschland Frauen insgesamt 18 Prozent weniger als Männer. Bei vergleichbaren Qualifikationen, Tätigkeiten und Erwerbsbiografien waren es immer noch 6 Prozent weniger.[7] Laut einer Analyse des Weltwirtschaftsforums wird erst in 135 Jahren echte (finanzielle) Gleichberechtigung erreicht sein.[8] So lange können wir natürlich nicht warten. Wir müssen schon vorher dafür sorgen, dass es uns Frauen finanziell besser geht. Dafür braucht es einen gesellschaftlichen Wandel. Aber auch das zeigen Studien: Wir können unsere Situation auch selbst beeinflussen und verbessern – eben, indem wir investieren!

Ein Grund dafür, dass Frauen Männer in puncto Vermögen einholen, ist eben auch, dass sie insgesamt erfolgreicher investieren als Männer! Verschiedene Studien von der ING 2019 oder der Sparkasse 2021 haben sich immer wieder anonymisiert die Aktiendepots angeschaut und miteinander verglichen. Während Männer anscheinend eine Art Jagdtrieb bei Investitionen entwickeln und versuchen, die beste Aktie zu finden und die beste Rendite zu erzielen, erreichen sie genau das Gegenteil: Sie verpulvern durch ständiges Kaufen und Verkaufen ihr Geld für Handelsgebühren und senken damit ihre Gewinne. Frauen investieren anders. Sie nehmen sich vorher viel Zeit, um den Aktienmarkt zu verstehen, überlegen genau, wie sie investieren möchten, und wählen dann passende Produkte aus. Und das Wichtigste ist: Haben sie eine Entscheidung getroffen, bleiben sie dabei und werden nicht nervös, wenn es mal holprig zugeht am Aktienmarkt.

Wie du siehst: Wir Frauen sind nicht für die legendäre Hausfrauen-Hausse verantwortlich, da wir viel gewissenhafter unsere Wertpapiere auswählen und investieren. Und risikoscheu sind wir auch nicht, sondern risikobewusst, und wir erzielen damit eine bessere Rendite als Männer. Dafür müssen wir aber erst einmal investieren – und davon sind viele Frauen leider weit entfernt. Noch.

Was bedeutet finanzielle Freiheit?

In diesem Buch lernst du 13 Strategien kennen, die erfolgreiche Frauen anwenden, um finanziell frei zu werden. Doch was genau bedeutet das eigentlich? Viele denken dabei an die Hängematte unter Palmen, in der sie entspannt liegen und den Tag genießen. »Nie wieder arbeiten müssen!« Manche der Frauen, mit denen ich gesprochen habe, sind durch ihre Investitionen so gut abgesichert, dass sie tatsächlich nicht mehr arbeiten müssten. Aber sie tun es trotzdem. Denn finanzielle Freiheit heißt nicht, den Job an den Nagel zu hängen und nie wieder einen Finger zu rühren. Wenn das deine Vorstellung von finanzieller Freiheit ist, dann brauchst du vielleicht eher einen neuen Job, in dem du glücklicher bist. Es gibt genügend Beispiele, die zeigen: Wir Menschen brauchen keine Millionen oder Milliarden auf dem Konto, sondern eine Aufgabe, die uns erfüllt und glücklich macht.

Ich habe meine Interviewpartnerinnen für dieses Buch gefragt, was für sie finanzielle Freiheit bedeutet. Dabei wurde in keiner einzigen Antwort die Hängematte unter Palmen erwähnt und das süße ewige Nichtstun – was spätestens nach drei Wochen auch ermüdend würde. Vielmehr ging es um Sicherheit, falls etwas Unvorhergesehenes geschieht, um Unabhängigkeit vom Arbeitgeber, Auftraggeber oder auch vom Partner. Es ging um die Freiheit, das Leben nach den eigenen Wünschen gestalten zu können.

Finanzielle Freiheit gibt dir auch die Möglichkeit, den Job, den du nicht magst, zu kündigen, auch wenn noch kein neuer in Aussicht ist. Oder dir (längere) Auszeiten aus dem Job zu gönnen, um dich um deine Kinder zu kümmern, ein Sabbatical einzulegen oder einfach mal etwas Neues auszuprobieren. Und, wie bereits thematisiert, sie gibt dir die freie Wahl, die Beziehung, die vielleicht deiner Selbstverwirklichung im Wege steht, zu verlassen und nicht nur zu bleiben, weil es finanziell nicht anders geht.

Finanzielle Freiheit hat eine wichtige psychologische Funktion: Keine Angst vor einem plötzlichen Jobverlust, vor drohender Altersarmut oder vor steigenden Mieten. Ich erinnere mich noch sehr genau daran, wie es sich anfühlte, als ich mal eine Mahnung aus dem Briefkasten zog. Dieses erdrückende Gefühl, ein Stück Kontrolle über das eigene Leben zu verlieren. Und ich habe aus nächster Nähe miterlebt, wie es Frauen unglücklich macht, in einer Beziehung festzustecken, weil sie feststellen müssen: »Ich schaff es finanziell nicht allein.«

Es gibt diesen uralten Spruch: »Geld allein macht nicht glücklich.« Geld allein tut es auch nicht. Aber die Möglichkeiten, die sich dir eröffnen, wenn du es als Werkzeug für deine Freiheit nutzt, können dich sogar sehr glücklich machen. Es wird Zeit, dass wir Frauen uns dieses Werkzeug schnappen und lernen, wie wir es nutzen können, um uns damit ein Leben ganz nach unseren Wünschen und Vorstellungen zu bauen. Ein Leben, auf das wir später zurückblicken und über das wir sagen können: »Schau, das habe ich mir erarbeitet und aufgebaut – und darin war ich ein glücklicher Mensch mit all den Freiheiten, die ich haben wollte.«

Interview mit Milka Loff Fernandes

Milka Loff Fernandes wurde 1997 im Alter von 17 Jahren vom deutschen Musikfernsehsender VIVA entdeckt und trug dazu bei, dass die nachmittägliche Liveshow des Senders zu einer festen Größe in den Wohnzimmern deutscher Teenager wurde. Im Frühjahr 2021 erschien ihr Buch »#selbstwert – Die Happiness-Connection«. Darin motiviert sie die LeserInnen mit 22 Challenges, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen.

Du hast bereits in jungen Jahren überdurchschnittlich viel Geld verdient. Wie war das für dich, wie bist du damit umgegangen?

Mir wurde nicht beigebracht, dass Geld wichtig ist, sondern ich bin mit Glaubenssätzen wie »Geld macht nicht glücklich« aufgewachsen. Das Geld lag also irgendwann auf meinem Konto und ich wusste nicht, was ich damit anfangen sollte. Ich komme aus einer Arbeiterfamilie, meine Eltern lebten nach dem Prinzip: Ohne Fleiß kein Preis. Du musst hart arbeiten für dein Geld. Das bedeutet auch, dass ich nur Sparen kannte. Alles, was mit Aktien zu tun hat, und dass man das eigene Geld für sich arbeiten lassen kann, war für mich vollkommen neu.

War es für dich leicht, diese Glaubenssätze zu ändern?

Am Anfang hatte ich damit sehr große Probleme. Einerseits hat Geld mich nicht wirklich interessiert, andererseits war es dazu da, um Spaß zu haben. Ich habe allerdings nie viel Geld für mein Leben gebraucht. Das führte aber auch dazu, dass ich mich nie mit dem Thema auseinandergesetzt habe. Ich hätte mir gewünscht, dass Geld auch ein Teil meiner schulischen Ausbildung gewesen wäre. Man wird irgendwann einfach in die Arbeitswelt entlassen und muss sich das alles selbst beibringen.

Viele denken, das sei Aufgabe der Eltern.

Ja klar, in manchen Elternhäusern lernt man das. Doch es gibt sehr viele Eltern in diesem Land, die die Kapazitäten, das Wissen oder das Geld gar nicht haben, um es den Kindern beizubringen. Und so gibt es viele Familien, die über Generationen nicht aus dieser Spirale herauskommen können.

Wie war es in deiner Familie?

Mein Vater hat sich um die Finanzen gekümmert, während meine Mutter ihn buchhalterisch unterstützt hat. Auf den Kapverden war meine Mutter Postbeamtin, hat sich auch immer um ihr eigenes Geld gekümmert, was mein Vater nicht gut fand. Aber dadurch hat sie zum Glück eine gute Rente. Andernfalls würde sie nur Witwenrente bekommen. Sie hat sich früh um ihr Geld gekümmert. Für viele Frauen, die das nicht machen, kommt dann irgendwann das böse Erwachen.

Was können wir deiner Einschätzung nach tun, um später nicht selbst in eine finanziell schwierige Lage zu geraten?

Von einer Sache bin ich zutiefst überzeugt: Der Selbstwert ist die Basis für alles. Das heißt, wenn wir den eigenen Selbstwert nicht stärken, dann wird uns das Geld auch immer wieder durch die Hände fließen. Das musste ich auch lernen. Unsere Umgebung ist ein Spiegel unserer selbst. Nehmen wir an, ich bin in einem Bewerbungsgespräch und fühle mich wie ein Häufchen Elend – dann wird mein Gegenüber ziemlich sicher an meinen Fähigkeiten zweifeln. Ich sollte mir also überlegen, worauf ich meine Energie lenke. Und die erste Investition, die ich dabei tätigen muss, sollte die in mein Mindset und meinen Selbstwert sein. Erst dann habe ich Energie, die ich irgendwo investieren kann.

Wie gehst du mit deinen eigenen Zielen um und wie erkennst du sie?

Ziele sorgen dafür, dass wir uns zu einem bestimmten Ort hinbewegen. Viele denken dabei gleich an das große Ganze. Doch man kann sich auch kleine Ziele setzen und die eigenen Ziele schrittweise erkennen. Wichtig dabei ist, sich zu fragen: Was habe ich wirklich selbst in der Hand? Welche Ziele kann ich aktiv gestalten? Ich habe immer davon geträumt, einen blonden Mann zu haben, der mich maßlos liebt. Das kann ich aber überhaupt nicht beeinflussen. Was ich aber beeinflussen kann, ist zu einer liebenswerten Person zu werden, in die sich jemand – vor allem aber ich selbst – maßlos verlieben kann. Mein Mann hat braune Haare (lacht). Manchmal liebt er mich und manchmal nerve ich ihn. Aber wir sind beide unendlich dankbar für unsere tolle Partnerschaft. Ein Ziel kann sich also auch verändern.

Wie gehst du mit dem Thema Versagen um?

Es geht nicht darum, jedes Ziel erreichen zu müssen. Ich liebe es, auch mal zu versagen. Man muss sich trauen, Fehler zu machen und ich möchte wirklich jede Frau dazu ermutigen, sich eine anspruchsvolle Aufgabe zu suchen. Selbst, wenn die Wahrscheinlichkeit, dass man es am Ende schafft, eher gering ist. Denn selbst wenn ich nur 50 Prozent meines Ziels erreiche, komme ich um 50 Prozent weiter. Die meisten Menschen bleiben bei null stehen, weil sie 100 Prozent zu hoch finden. Sie kommen nirgendwo richtig weiter und fragen sich dann: Warum krieche ich in meinem ganzen Leben so beschissen rum? Versagen ist großartig, weil du beim Versuchen nur nach vorne fallen kannst, niemals zurück.

Insbesondere beim Thema Finanzen gibt es da viele Ängste. Welche Gewohnheiten oder Strategien nutzt du, um auch deine finanziellen Ziele zu erreichen?

Ich mag es, Ordnung in meinen Finanzen zu haben. Im Portemonnaie wie auf dem Konto. Dafür habe ich beispielsweise Unterkonten mit verschiedenen Budgets für meine Wünsche. Mir ist wichtig, dass ich jede Ausgabe auch mit einer Intention verknüpfe und so benenne ich auch das jeweilige Unterkonto. Für den Wocheneinkauf nutze ich das Unterkonto »I nurture myself« – ich ernähre mich gut. Das sorgt auch dafür, dass ich mein Geld umsichtiger ausgebe. Genauso mache ich es mit meinen Zielen. Ich hatte neulich Lust darauf, eine Ausbildung zu machen. Also habe ich mir ein Unterkonto mit meinem Budget dafür geschaffen. Das ist nicht nur ein Ziel, sondern gleichzeitig eine Investition in mich selbst.

Was bedeutet für dich finanzielle Freiheit?

Finanzielle Freiheit bedeutet für mich nicht, dass ich eine große Stadtvilla und die x-te Designertasche habe. Mir ist es wichtig, nicht darüber nachdenken zu müssen, dass ich etwas nicht machen kann, weil ich die finanziellen Mittel dafür nicht habe. Ich wollte mir mal ein Auto mieten und hatte kein Geld dafür. Das habe ich als sehr restriktiv empfunden. Da habe ich für mich beschlossen: So eine Situation musst du mit allen Mitteln verhindern. Ich liebe es zum Beispiel, T-Shirts selbst zu batiken. Und dieses Batik-Zeug, das will ich kaufen können, weil es mir einfach Freude bereitet. Es gibt Dinge, die sind nicht teuer, aber die machen mich glücklich. Und für diese Dinge möchte ich auch Geld haben. Das ist eine Investition in mich selbst und in mein Glück. So gesehen kann Geld mich also sehr wohl glücklich machen …

 

Strategie #1: Entwickle ein Money-Mindset

Stell dir folgende Situation vor: Du bist eine Frau Mitte dreißig, hast einen anspruchsvollen Job, bei dem du viel Verantwortung trägst, und auch ansonsten hast du dein Leben voll im Griff. Bei einem Termin mit deinem persönlichen Kundenberater bei der Bank möchtest du dich über verschiedene Investitionsmöglichkeiten informieren. Der Berater macht dir ein Angebot zu einer privaten Rentenversicherung und einem Bausparvertrag und erklärt dir kurz die Details. Du zögerst jedoch, weil du dir die Unterlagen noch einmal in Ruhe zu Hause durchsehen möchtest, bevor du etwas unterschreibst. Nachdem ihr euch eine Dreiviertelstunde über deine Finanzen und deine Optionen unterhalten habt, verabschiedet dich dein Kundenberater mit den Worten: »Schauen Sie sich das in Ruhe zu Hause mit Ihrem Vater oder Ihrem Partner an, und dann melden Sie sich wieder bei uns.«