Sonnengesang - Charlott Ruth Kott - E-Book

Sonnengesang E-Book

Charlott Ruth Kott

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Beschreibung

Ab und zu brauche ich ein Bild für die Seele, sagte Charlott Ruth Kott 1991 zu einer Journalistin. Das ist so geblieben, auch wenn es erträumte Geschichten sind. Facettenreich, farbig, lebendig und fantasievoll. Immer ist auch die >Schwarze Kunst<, das Wort und die Graphik ein besonderes Anliegen der Autorin. In den Kurzgeschichten erzählt die Malerin von Reisen in ferne Länder und in die Provence. Von Menschen im Atelier, wie Bilder entstehen und Farben schmecken. Nicht ohne Grund malten viele Impressionisten, Expressionisten, die Maler aus vielen Ländern in der Provence. Der Hauptgrund - das Licht. Matisse schrieb einmal: "Als mir klar wurde, dass ich jeden Morgen dieses Licht wiedersehen würde, konnte ich mein Glück kaum fassen."

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Seitenzahl: 60

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Die Hoffnung durch einen Stern auszudrücken – die Sehnsucht einer Seele durch einen strahlenden Sonnenuntergang . . .

Van Gogh - Arles 1888

>Sonnengesang< Pastell

Bei dem Malen des Bildes >Sonnengesang< erfasste mich eine große Liebe. Meine Gedanken weilten wieder in Assisi, in Umbrien.

Wenn ich heute vor dem Bild stehe, finde ich auch mich –

Und das Wunder der Natur ist mir nah.

Inhaltsverzeichnis

An den Wind

Ein Morgen in der Provence

Überall ist Himmel

Spaziergang mit Hermann Hesse

Garten der Erinnerung

In der Provence

Wollgras

Der Krauter

Wasserspiele

Abendsegen

Die Wegwerfgesellschaft

Vergangenheit

Abendstimmung

Herbstzeitlose

Das Höchste ist die Liebe

Azurblau

Schmetterlingstraum

Im Wind

Wie schmeckt blau?

Bühnenbilder

Sehnsucht

Buchveröffentlichungen

Biographie

An den Wind

Der Wind weht mir das Zeichenblatt von der Mappe, die ich auf dem Schoß halte. Leider vergaß ich die Klammern und das Klebeband im Atelier.

Nun wird es nichts mit einer Zeichnung in der Landschaft. Ich nehme stattdessen den Schreibblock zur Hand. >Es ist ein kleines Stück vom Paradies - die Provence<.

Mit Zeichnen, Malen und mit Worten möchte ich es ausdrücken. Kann ich das? Der Wind ist stark und schnell wie Mistral, doch warm, als schlüge mir die Glut eines gewaltigen Feuers entgegen. Er kommt heute aus dem Westen – also kein Mistral.

Den Mistral schickt der Norden über den >Mont Ventoux<, über den Berg der Winde. Der Mistral ist kalt, auch im Sommer.

Heute sind wieder 30 Grad im Schatten. Ich sitze unter einer alten Steineiche um nicht zu verbrennen. 14 Uhr – Mittagshitze. Die Kraft der Sonne zwingt zur Ruhe. Aus den umliegenden Dörfern schlagen die Glocken der Uhrtürme. Grillen zirpen im vertrockneten Gras, das Rauschen der Bäume ist angenehm und dann wieder eine große Stille.

Angestrahlt von der Sonne flüstern die Felsen der Ouvèze ihr Lied in den Wind. In der Höhe über den Felsen liegt Rasteau, ein Ort des guten Weines.

Das Örtchen Celan streckt sich gen Himmel und zeigt sein Château. Wir Maler mögen den Wind, er fegt die Landschaft frei, die Wolken hinweg. Ein klarer Himmel zeigt die Farbe des Südens – Coelinblau!

Mir fächelt der Wind den Duft von Kräutern zu. Rosmarin, Thymian und Minze wachsen in Fülle. Den Lorbeer zerreibe ich in meinen Fingern, erst dann verströmt er sein Aroma. Seit Monaten hat es nicht geregnet.

Der wilde Lavendel ist vertrocknet, leuchtet silbrig und streckt die dünnen Zweige zum Licht. Die jungen Olivenbäume wiegen ihre Zweige und Äste, sie schütteln den glänzenden Blätterflor im Rhythmus des Windes.

Meine Seele? Sie atmet in vollen Zügen das Leben im Innen und Außen.

Was kann ein Mensch, was kann ich dafür tun, um diese Natur zu erhalten. Wie klein ist der Mensch im großen Universum.

Mit meinen Arbeiten versuche ich den Menschen möglichst viel von meiner inneren Ruhe und Fröhlichkeit zu vermitteln. Und heute, hier mit dem Wind, dem Duft und der Wärme, bin ich ganz in mir zuhause.

Junger Olivenbaum – Tuschezeichnung

Ein Morgen in der Provence

Lau und leise weht der Morgenwind

Über Felder, Wiesen und Bäume

Grauer Nebel steigt lautlos gen Himmel –

Hinterlässt Tau auf Strauch und Gras

Meine Füße treten vorsichtig

Umgehen Blüten und Glücksklee

In roter Erde –

Als sei die Welt am Morgen

Neu erdacht, verletzbar wie Glas

Sehnsucht nach Frieden und Wärme

Umspielt Körper, Geist und Seele –

Dankbar erfüllt vom Glück

In dieser Stunde, dass ich es nie vergaß

>Olivenbaum im Feld< Lithographie

Überall ist Himmel

Am Morgen nichts hält mich

Im Haus –

Das Bild in meinen Gedanken

Leuchtet in den Farben des Südens

Bepackt mit Mappe, Rucksack

Und Malhocker finden die Füße

Den Weg zum Motiv –

Gehend über das weite Land

Gehend umweht vom Duft

Der Kräuter, Gräser und Blüten

Benetzt von Tränen der Nacht –

Geblendet vom diffusen Licht

Dankbar, fragend, staunend

Schmecke ich noch immer –

Die Farben des Himmels

Und der Erde – überall ist Himmel

>In der Provence< Pastell

Spaziergang mit Hermann Hesse

Wenn Du die kleine Hand mir gibst . . .

Die Aufregung war groß, als ich in Genf in den Zug nach Milano stieg. Mit einigen Freundinnen hatte ich Ausstellungen besucht, die halbe Nacht gefeiert und wollte am Morgen in den Tessin fahren um ein Haus zu hüten. Mir war bewusst, dass ich in Domodossola umsteigen musste um nach Locarno zu kommen.

Die Fahrt mit dem Zug, von Genf aus, war erlebnisreich. Und da ich einen Fensterplatz bekommen hatte konnte ich mich, an der wunderbaren Landschaft kaum sattsehen. Die Landschaft wurde ständig farbiger, sonniger, wärmer und die Bläue des Himmels ließ mehr und mehr erahnen – es war Frühling im Tessin.

In Locarno kannte ich mich von früheren Reisen aus und fand die Bushaltestelle sofort, denn Vergio war mein Ziel. Der Weg zum Haus der Freundin war von blühenden Sträuchern und Palmen gesäumt, die Natur schon erwacht. Es war Mitte Februar.

Die Nachbarin meiner Freundin Sonja übergab mir den Schlüssel für das Haus. Dort konnte ich nur staunen, denn in der Küche war eine Tafel für mich bereitet. Weintrauben, Feigen, Südfrüchte, Äpfel, Bananen und Walnüsse waren zum Still-Leben arrangiert.

Käse, Schinken und diverse Getränke standen ebenfalls bereit. Das Köfferchen und der Rucksack waren schnell ausgepackt. Nach dem Essen und einem Gläschen vom Roten übermannte mich der Schlaf. Mir träumte, dass ich bei Eis und Schnee im Centovalli, im Tal der Kunstmaler wanderte, sah im Traum. die einzigartigen Schornsteine und die Häuschen mit den Granitdächern.

Am Morgen wurde ich unsanft vom Klang der Glocke der kleinen Kapelle des Ortes geweckt. Erschrocken meinte ich, das Malpapier und die Farben vergessen zu haben. Zum Glück nur im Traum. Kater Moses miaute erbärmlich neben mir, brachte mich in die Wirklichkeit zurück, er wollte hinaus in den Garten. Gut für ihn zu sorgen war selbstverständlich für mich.

Nach einem gemütlichen Frühstück konnte mich nichts mehr halten, gestärkt an Leib und Seele lief ich hinaus in den Morgen. Noch Vormittag, der nahe Fluss sang perlend, sprudelnd sein Lied. Die weißen Steine am Ufer glänzten im Sonnenlicht. Weiter oben am Hang blühten Primel und Krokusse, Gänseblümchen zitterten vom Morgentau geweckt. Obwohl ich schon mehrmals in der Gegend war, sahen meine Augen alles wieder neu.

Weinbergtreppen an den rötlich schimmernden Bergen, blühende Mandel- und Feigenbäume am Weg strahlten mich an. Wo sind hier die Menschen? Vielleicht in den Häusern oder sie gehen einer Arbeit nach. Ich vermisste sie an diesem friedlichen ersten Morgen in Vergio nicht.

In Bahnhofsnähe setze ich mich auf eine Holzbank, sie hatte keine Lehne, ist aus einem Baumstamm gearbeitet und denke an den Schriftsteller Hermann Hesse. Seit Jahren lese ich seine Gedichte, empfange seine Gedanken, auch die traurigen, besinnlichen, sehe ihn bei Nebel im Maggiatal wandern.

Sein Gedicht >Wenn du die kleine Hand mir gibst…< kann ich im Schlaf aufsagen. Darin ist so viel Liebe zu erkennen, und nun fühle ich seine Hand in der meinen. Mein Herz klopft verdächtig schnell. Ein Spaziergang mit Hermann Hesse? Ein Tagtraum?

Verträumt, gesättigt vom Einatmen der Natur, gehe ich den Weg zum Haus zurück.

Zum Ausklang des Tages auf der lauschigen Terrasse sitzend, fordert der Kater Moses erneut seine Streicheleinheiten.