Sonntagmorgen - Christine Trüb - E-Book

Sonntagmorgen E-Book

Christine Trüb

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Beschreibung

Eine kleine Französin mit dunklen Stirnfransen und hellem Lachen trifft in einem Hotel auf einen reichen älteren Amerikaner, der sie vom Fleck weg heiraten will. Sie sagt schließlich Ja zu einer trotz allen Wohlstands ungewissen Zukunft und lässt sich leichtsinnig auf den Versuch eines mondänen Lebens ein. An diese kleine Französin muss sie beispielsweise denken, wenn sie ganz bei sich ist und alle Zeit der Welt hat, um ihren Erinnerungen nachzuforschen. Es beginnt eine rastlose Spurensuche, die ihr nach und nach den geheimen Zusammenhang von Offensichtlichem und Verborgenem, von Herkunft, fataler Liebe und Todessehnsucht entdecken wird. Denn es ist kein Zufall, dass wir gerade auf jene Fragen, die uns radikal angehen, zeitlebens keine Antwort erhalten, wenn wir nicht selbst danach suchen.

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Seitenzahl: 65

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Christine Trüb

Sonntagmorgen

Erzählung

I

Sie steht in einer mit Bildern geschmückten Küche an einem rechteckigen Holztisch. Einem alten Tisch aus Tannenholz, der lange in einem Hof gestanden hat, der Witterung ausgesetzt, der geschrubbt und gewaschen worden ist und eine schöne helldunkle Maserung aufweist. An der Wand vor ihr hängt ein holzgerahmtes farbiges Poster über das Brot. Ein Wandbild für Schulen.Le pain. Musée Scolaire. Les fils d’Emile Deyrolle. 46 rue du Bac, Paris 7ème.Rechts die Brote, ein flaches, zwei längliche, ein rundes und ein langes dünnes. Links die Kuchen, Linzertorte, Ofenküchlein, Brioche, Croissant. Butter und Eier. Ein großer Backsteinofen. Oben schiebt man die Brote hinein, unten ist das Holz aufgeschichtet. Rechts davon eine große geöffnete Holztruhe für den Teig, davor ein Mehlsack. Rechts oben eine Windmühle, links daneben Dreschflegel und Sense, eine Kornähre, eine zusammengebundene Garbe. Eine Lehrtafel aus früheren Zeiten, erinnert an die Familiensagas aus der Corrèze, das Leben der Bauern damals, die harte Arbeit, das Zusammengehörigkeitsgefühl, das Johannisfeuer, über das die Halbwüchsigen und die jungen Leute Hand in Hand sprangen, an die Segnungen des Priesters, die Winterabende vor dem Feuer, das gemeinsame Kastanienschälen, die Erzählungen von früher. Sie betrachtet die Lehrtafel, sie gibt sich ihren Gedanken hin. Sieht diese arbeitsamen Menschen von damals vor sich, über die sie viel gelesen hat, von den Ältesten, die kaum lesen und schreiben konnten, bis zu den Jüngsten, die es oft zum Lehrerberuf schafften, unter einfachsten Verhältnissen in kleinen Dörfern unterrichteten, sieht die jüdischen Kinder, die im Süden Frankreichs von diesen Familien aufgenommen und gerettet, später manchmal entdeckt, denunziert und deportiert wurden. Sie steht am Küchentisch, schneidet Äpfel mit einer Entschlossenheit, die etwas Rebellisches hat, heftig und rasch, weil sie sich vielleicht lieber erneut in ihr Buch vertieft hätte, dessen endlos lange Sätze sie einem Sog gleich nicht loslassen, weil sie sich ohne Pflichten vollkommen frei hätte fühlen wollen, ungebunden. Die Äpfel fallen in kleinen Stücken in eine tiefe schwarze Emailschale, die sie mit einem Pinsel mit Butter bestrichen hat, zwischen der Butterschicht glänzt da und dort ein kleiner schwarzer Fleck dunklen Emails, sie schneidet und schneidet, nachdem sie ihrem heranwachsenden Sohn den Tee zubereitet, zuvor die von Weiß durchzogenen, schwarzen seidigen Haare ihres Mannes, mit dem sie nun schon so lange zusammenlebt, geschnitten hat, sie erinnert sich an eine ihrer ersten Verabredungen, es war Sommer, die Stadt wirkte verlassen, sie saßen im Innern eines Kaffeehauses, dessen Scheiben hochgeschoben waren, auf der Straße davor war Verkehr, eine Trambahn, die den Platz, an dessen Ecke das Kaffeehaus sich befand, umfuhr, kreischte. Sie saßen nahe beieinander, vor der halboffenen Scheibe, verliebt, eine Frau an einem Nebentisch war aufgestanden, hatte sich genähert und die Haarpracht des Freundes bewundert,

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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