SOS - Schwestern für alle Fälle - Band 5: Prinzen, Popstars, Wohnheimpartys - Beatrix Mannel - E-Book

SOS - Schwestern für alle Fälle - Band 5: Prinzen, Popstars, Wohnheimpartys E-Book

Beatrix Mannel

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Beschreibung

Staralarm im Krankenhaus! Der Jugendroman „Prinzen, Popstars, Wohnheimpartys“ von Erfolgsautorin Beatrix Mannel jetzt als eBook bei dotbooks. Kreisch! Lernschwester Lilly traut ihren Augen kaum: Eine ganze Horde quietschender Mädchen belagert den Krankenhausflur. Der Grund? Popstar Jimmy, der ausgerechnet auf Lillys Station liegt. Dabei kann sie mit dem Teenie-Idol und seinen schnulzigen Liedern absolut nichts anfangen. Wobei, so aus der Nähe betrachtet, ist er ja eigentlich schon ganz schnuckelig … Aber da gibt es ja auch noch Lillys Schwarm Rufus und ihren Mitbewohner Jonas, der neuerdings auffallend viel Interesse an ihr hat. Was werden die wohl zu Lillys neuem Lieblingspatienten sagen? Jetzt als eBook kaufen und genießen: „S.O.S. – Schwestern für alle Fälle. Prinzen, Popstars, Wohnheimpartys“, der fünfte Band der Jugendbuchserie für Leserinnen ab 12 Jahren von Beatrix Mannel. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

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Seitenzahl: 181

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Über dieses Buch:

Kreisch! Lernschwester Lilly traut ihren Augen kaum: Eine ganze Horde quietschender Mädchen belagert den Krankenhausflur. Der Grund? Popstar Jimmy, der ausgerechnet auf Lillys Station liegt. Dabei kann sie mit dem Teenie-Idol und seinen schnulzigen Liedern absolut nichts anfangen. Wobei, so aus der Nähe betrachtet, ist er ja eigentlich schon ganz schnuckelig … Aber da gibt es ja auch noch Lillys Schwarm Rufus und ihren Mitbewohner Jonas, der neuerdings auffallend viel Interesse an ihr hat. Was werden die wohl zu Lillys neuem Lieblingspatienten sagen?

Über die Autorin:

Beatrix Mannel studierte Theater- und Literaturwissenschaften in Erlangen, Perugia und München und arbeitete dann zehn Jahre als Redakteurin beim Fernsehen. Danach begann sie – auch unter ihrem Pseudonym Beatrix Gurian – Romane für Kinder, Jugendliche und Erwachsene zu schreiben, die in viele Sprachen übersetzt wurden. Für ihre aufwändigen Recherchen reist sie um die ganze Welt. Außerdem gründete sie gemeinsam mit einer Kollegin 2015 die Münchner Schreibakademie.

Zur Reihe S.O.S – Schwestern für alle Fälle gehören die folgenden Bände:

Willkommen in der Chaos-Klinik Ein Oberarzt macht Zicken Flunkern, Flirt und Liebesfieber Rettender Engel hilflos verliebt Prinzen, Popstars, Wohnheimpartys

Mehr Informationen auch auf der Website der Autorin: www.beatrix-mannel.de

www.münchner-schreibakademie.de/

***

eBook-Neuausgabe Oktober 2016

Dieses Buch erschien bereits 2005 unter dem Titel Help! Die Krankenhausserie. Prinzen, Popstars, Wohnheimpartys bei Loewe Verlag GmbH, Bindlach

Copyright © der Originalausgabe 2005 Loewe Verlag GmbH, Bindlach

Copyright © der Neuausgabe 2016 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Tanja Winkler, Weichs

Titelbildabbildung: ©Minerva Studio - Fotolia.com

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH

ISBN 978-3-95824-716-1

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Beatrix Mannel

S.O.S. – Schwestern für alle Fälle Prinzen, Popstars, Wohnheimpartys

Roman

dotbooks.

Feierlaune

Ich bohre meine Füße in den feinkörnigen Sand und schaukle in dem blau-weiß gestreiften Liegestuhl sanft hin und her. Dann schiele ich über den Rand meiner rosa Sonnenbrille zu Mascha hinüber. »Endlich frei!«, erkläre ich mit einem Seufzer, als wäre ich nach zehn Jahren Einzelhaft aus dem Gefängnis entlassen worden.

Mascha gibt auf meine theatralische Einschätzung der Lage nur ein unbestimmtes »Hmm« von sich und saugt mit ihrem Strohhalm unter schnorchelndem Geblubber den letzten Schluck Eiskaffee aus dem Glas.

Ich betrachte wieder den träge dahinfließenden Main. Wenn ich die Augen ein bisschen zusammenkneife und mich nur auf die glitzernden Sonnenreflexe auf der Wasseroberfläche konzentriere, ist es beinahe wirklich so, als würden wir am Strand einer karibischen Insel liegen. Um uns herum sind nämlich jede Menge künstliche Palmen und Berge von goldgelbem Sand.

»Daran könnte ich mich gewöhnen!«, sagt Mascha und wippt mit ihren türkisfarbig lackierten Zehen im Takt der fröhlichen Surfmusik, die hier in der Blauen Lagune zusammen mit dem sanften Meeresrauschen vom Band abgespielt wird.

Sie winkt dem schlaksigen Kellner, der wie immer, wenn Mascha ihm Zeichen gibt, sofort herangestürzt kommt, um zu fragen, was er für die bella signorina denn tun könne.

»Ein Wasser, bitte!« Kaum ist der Kellner verschwunden, dreht sich Mascha grinsend wieder zu mir um. »Ich hätte eine Ganzkörpermassage bestellen sollen. Glaubst du, dass er die auch gebracht hätte?«

»Bestimmt!«

Der Kellner findet Mascha und vor allem ihre vollen Kurven so hinreißend, dass er immer völlig verwirrt ist, wenn er in ihre Nähe kommt. Gegen meinen Bohnenstangencharme ist er dagegen immun. Ich glaube, ich werde in der Blauen Lagune, der schicksten Strandbar Frankfurts, nur deshalb bedient, weil ich mit Mascha zusammen hier bin.

Doch das ist mir reichlich egal. Schließlich gibt es jede Menge Gründe zum Feiern. Erstens liegt ein lernintensiver, langweiliger Unterrichtsblock endlich hinter uns. Wir haben vier Pflegefachgebiete durchgearbeitet, die sich mit den verschiedenen Lebensaltern beschäftigen: Neugeborene, Kinder, Erwachsene und alte Menschen. Mann, war das anstrengend, aber ich habe diesmal alle Prüfungen geschafft, eine sogar mit Note zwei minus! Zweitens erleben wir heute den bislang wärmsten Tag dieses Jahres. Es sind 25 Grad – und das mitten im April. Drittens bin ich endlich vom Dienst auf der Traumatologie befreit. Schwester Jasmin muss sich eine andere Putzsklavin suchen.

Denn morgen fangen Mascha und ich einmal wieder zusammen unseren Dienst in der Notaufnahme der Nordendklinik an.

Aber das Schönste von allem: Heute Abend werde ich Rufus wiedersehen. Jedes Mal, wenn ich mit ihm zusammen bin, dann verwandelt sich mein Herz in einen prall gefüllten Luftballon, der unaufhaltsam dem Himmel entgegenschwebt. Und nur die Tatsache, dass er verheiratet ist, kann diesem Luftballon manchmal einen kleinen Piks versetzen und mein Herz auf die Erde zurückfallen lassen. Rufus hat sich ganz schön rar gemacht in den letzten Wochen. Angeblich wollte er mich bei den Prüfungen nicht stören, aber ich glaube, er hatte Angst. Weil ich ihm die Pistole auf die Brust gesetzt habe und wissen wollte, was ich ihm bedeute. Und weil er mit seinen 22 Jahren schon verheiratet ist, war das für ihn bestimmt nicht einfach.

Doch ich habe dieses Zum-Himmel-Schweben und Abstürzen einfach nicht mehr ausgehalten.

Als er endlich am Tag nach den Prüfungen angerufen hat, um sich mit mir zu verabreden, war ich so glücklich, seine Stimme zu hören, dass er es geschafft hat, mich zu etwas zu überreden, was ich eigentlich hasse: Tango tanzen!

Dazu musste er nur ein paar wunderbar schmeichelhafte Sachen sagen, und schon bin ich dahingeschmolzen. »Lilly, ich bin mir sicher, du tanzt wunderbar, du bist so geschmeidig ... Ich und geschmeidig! Ha, da hätte er mal meine Gymnastiklehrerin fragen sollen. Wenn früher alle anderen mit den Händen auf den Boden kamen, waren meine gerade mal an den Knien. Und ich habe keine Ahnung, ob das an meiner elend langen Statur liegt, oder ob ich einfach nur stocksteif bin.

Geschmeidig ... und das von Rufus, der sich als Krankengymnast schließlich mit Körpern auskennt. Wer würde sich davon nicht um den Finger wickeln lassen? Hmm, wenn ich so darüber nachdenke, falle ich immer auf die Komplimente herein, die eigentlich überhaupt nicht zu mir passen. »Mascha, was ist das schönste Kompliment, das dir ein Junge machen kann?«

Der Kellner bringt Maschas Bestellung und parkt sie auf dem kleinen wackligen Tischchen neben dem Liegestuhl. Ich würde wetten, dass er das Wasser am liebsten auf Maschas Busen gießen würde. Die veranstalten hier nämlich auch Wet-T-Shirt-Contests. So was gehört angeblich zum Strandfeeling.

Mascha dankt dem Keller huldvoll, nimmt unter seinen sehnsüchtigen Augen einen Schluck und nickt ihm dann lässig zu.

Widerstrebend stampft er durch den Sand zurück zur Bar.

»Hmm«, überlegt Mascha, »keine Ahnung, das schönste Kompliment ... vielleicht, dass ich so kreativ bin?«

»Was, du und kreativ?«, sage ich, nur um sie zum Widerspruch zu reizen und endlich ein Gespräch in Gang zu bringen. Denn Mascha hat wirklich viele originelle Ideen. Ihr Zimmer sieht als einziges in unserem Wohnheim nicht wie eine Gefängniszelle aus, sondern wie ein Haremspalast aus Tausendundeiner Nacht. Außerdem ist Mascha eine Näh-Künstlerin.

Doch sie ist immer noch nicht in Redelaune und grinst mich friedfertig an. »Genau. Du hast es erkannt, ich bin total unkreativ.«

»Du bist langweilig!«

»Gut, also langweilig und unkreativ.«

»Mann, Mascha, mir ist langweilig!«

Mascha setzt sich auf. »Wie du willst, dann reden wir doch lieber mal von dir und Rufus und heute Abend. Was ziehst du an?«

»Einen schwarzen engen Rock mit Schlitz und das rote Bolerotop«, rattere ich runter, denn das hat sie mich schon fünfmal gefragt. Wahrscheinlich um von mir nochmal dafür gelobt zu werden, dass sie mir dieses Outfit genäht hat. Nur um sicher zu gehen, dass ich das Richtige trage. Ich wäre nämlich sonst in Jeans hingegangen. Ist das nicht lieb von ihr? Mir für das wichtigste Rendezvous meines Lebens etwas zu nähen, indem ich zumindest so aussehe, als könnte ich Tango von Walzer unterscheiden! Ich wusste nicht mal, was ein Bolerotop ist, bis Mascha es mir erklärt hat: Es handelt sich um ein kurzes Jäckchen, das gerade nur bis über den Busen geht und lange Zipfel hat, die man dann auf der Brust verknotet.

»Und wie verhältst du dich Rufus gegenüber?«, fragt sie mich ab, wie meine frühere Englischlehrerin die Vokabeln.

»Ich werfe mich in seine Arme und flüstere pikante Schweinereien in sein Ohr.« Das ist nicht die richtige Antwort. Mascha hat mir nämlich Vorträge darüber gehalten, was genau ich tun soll.

Prompt nimmt sie ihre Sonnenbrille ab und starrt mich an. »Lilly, du wirst es doch nicht wieder versauen, indem du die Initiative übernimmst?«

Ich sage nichts und schaue nur mit zusammengekniffenen Augen auf das funkelnde Wasser des Mains.

»Lilly, versprich mir, dass du dich zurückhältst. Heute Abend machst du gar nichts, du gehst auf Distanz. Wenn einer verheiratet ist, dann braucht er bestimmt nicht noch eine Klette.« Mascha lässt sich wieder zurück in den Liegestuhl fallen.

Ich werfe ihr eine Hand voll Sand auf die Zehen. Mascha kennt Rufus kaum, sonst wüsste sie, dass seine Frau Rita wirklich keine Ähnlichkeit mit einer Klette, sondern eher mit einem Zugvogel hat.

Trotzdem hält Mascha sich für die große Männerexpertin. Dabei bleibt keiner ihrer Freunde länger als zwei Monate. Mal sehen, wie lange es Toby noch aushält, der hat seine Halbwertszeit eigentlich schon vor einer Woche überschritten. Doch bevor ich das loswerden kann, dringt eine bekannte Stimme an meine Ohren.

»Na, Mädels, was geht so ab?« Unser Wohnheimmitbewohner Jonas taucht zwischen unseren Liegestühlen auf. Ich unterdrücke ein Stöhnen, neuerdings imitiert Jonas Rap-Gangster, um lässiger zu wirken. Das »Hey, Mann, ey boah ey« haben wir ihm schon wieder abgewöhnt.

»Was macht ein Typ wie du eigentlich hier?« Mascha klingt, als hätte sie Jonas gerade auf der Damentoilette erwischt.

»Eva hat mir verraten, wo ich euch finde. Nett, die Blaue Lagune!« Er schaut sich anerkennend um und schnippt an die Palmwedel der Papierpalmen, sodass sie rascheln. »Ich wollte euch fragen, was ihr heute Abend vorhabt.« Dabei fixiert er mich intensiv.

Mascha zuckt mit den Schultern, was ihre nackten Arme in dem selbst gehäkelten Lochmuster-Top hübsch zur Geltung bringt. Aber auf Jonas hat das offensichtlich nicht die gleiche Wirkung wie auf den Kellner. »Ich treffe mich mit Toby. Lilly geht tanzen, und die anderen drei ...«, setzt sie an und tippt sich leicht an die Stirn.

Jonas und ich grinsen, und dann leiern wir alle zusammen: »Die haben Karten für Jimmy Timberman, den tollsten Popstar aller Zeiten!«

Der Kellner kommt und fragt Jonas sichtlich schlecht gelaunt, was er möchte. Jonas bestellt auch einen Eiskaffee und zieht sich einen Liegestuhl heran.

»Lilly, dann komme ich mit dir mit!«, sagt er und lässt sich in den Liegestuhl fallen.

Leider hat er nicht nachgeschaut, ob die Verankerung hinten richtig fest ist, weshalb die Lehne schlagartig nach hinten klappt und Jonas mit dem Liegestuhl auf dem Sand zusammenkracht. Ja, ich weiß, das ist nicht lustig, aber trotzdem brechen Mascha und ich in Gelächter aus.

»Gelump!«, schimpft Jonas, als er sich hochrappelt, muss dann aber auch lachen. Diesmal kontrolliert er, ob alles richtig fest ist, und setzt sich vorsichtig wie ein Rheumatiker in den Stuhl. »Also, Lilly, wo soll's denn hingehen? Flughafendisco?«, fragt er.

Ich bin erstaunt, dass er überhaupt eine Disco kennt, früher war er immer als Erster im Bett, und zwar allein, nur mit einem Algentrunk und irgendwelchen Radfahrer-Magazinen bewaffnet. Sehr merkwürdig.

»Lilly geht mit Rufus Tango tanzen!«, erklärt Mascha.

»Tango? Das ist doch was für alte Knacker! Lilly, eine Frau wie du braucht Sex und Rock 'n' Roll!« Jonas springt auf und versucht einen Hüftschwung zu der Musik aus den Lautsprechern, was gar nicht schlecht aussieht. Es ist nur so ungewohnt. Jonas und Hüftschwung!

»Tango ist nicht nur für Ältere. Tango, das ist zeitlose Leidenschaft und Erotik!«, verteidige ich unsere Pläne und merke, dass ich rot werde. Der Spruch könnte aus einem Tanzschul-Prospekt stammen.

Jonas springt aus dem Liegestuhl auf, reißt einen Wedel von der Papierpalme, klemmt ihn sich zwischen die Lippen, geht in die Knie, streckt seine Arme aus und tut so, als würde er eine Frau führen. Dabei zuckt er ruckartig mit dem Kopf hin und her wie eine kaputte Schaufensterpuppe und nuschelt: »Dadadadadadaa, da, da, da.«

Mascha lacht. Der Kellner eilt herbei und findet das nicht komisch. Er verlangt, dass Jonas sofort damit aufhört. Und von den Palmen darf man nichts abreißen!

Jonas setzt sich wieder hin. »Und warum kann ich nicht mit?«

»Noch nie was von einem Rendezvous gehört?«, fragt Mascha immer noch ganz außer Atem vom Lachen.

»Ich kapier das nicht, was willst du denn von dem?« Jonas schüttelt den Kopf. Langsam fängt er an, mich zu ärgern.

»Das geht dich nichts an!«

»Dann sagt mir doch mal, was hat er, das ich nicht habe?«

Mascha und ich schauen uns an.

»Vieles!«, sagen wir gleichzeitig und sind uns ausnahmsweise mal einig.

»Und was zum Beispiel?«

Na bitte, das kann er haben. »Erstens: Er ernährt sich wie ein Mensch und nicht wie eine Amöbe! Zweitens: Er sieht gut aus!«

»Dieser mickrige Typ? Wollt ihr mich auf den Arm nehmen?«

Ich habe keine Lust, ihm zu erzählen, was in meinem Körper passiert, allein wenn ich Rufus' Stachelbeer-Augen anschaue, geschweige denn, was es auslöst, wenn Rufus mich anfasst ...

Aber Mascha ist auf den Geschmack gekommen. »Rufus kann 50 Liegestütze, das schaffst du nie!«, sagt sie und zwinkert mir zu.

»Pah, das mach ich vorm Frühstück!« Jonas springt wieder aus dem Stuhl auf und legt sich in den Sand. Mascha zählt mit, und Jonas macht Liegestütze, bis er rot und völlig außer Atem bei 50 aufhört.

»Ist das alles?«, keucht er.

Mascha schüttelt ihre Engelslocken. »Ich glaube, er kann auch auf einem Bein stehen.«

»Pah!«, Jonas stellt sich auf ein Bein. »Und?«

Ich merke, dass Mascha große Mühe hat, ernst zu bleiben. »Na ja«, sagt sie, »dann fasst er sich mit der rechten Hand ans linke Ohrläppchen und mit der linken an den Bauchnabel, oder war das umgekehrt, Lilly?«

Jonas macht das sofort und sieht mit seinem roten Kopf aus wie ein sterbender Flamingo. Ich beiße mir auf die Lippen, um nicht die Beherrschung zu verlieren. »Also ehrlich, Mascha, das sieht bei Jonas beinahe besser aus als bei Rufus!« Mascha setzt noch eins drauf. »Und dann singt er den aktuellen Song von Jimmy Timberman fehlerfrei: Love is water on a flashlight ...«

Sie summt ein paar Takte. Und da geht Jonas endlich ein Licht auf.

Er schnappt sich Mascha und wirft sie in den Sand. »Sag sofort, dass es dir Leid tut! Du, du ... Miststück!«

In Windeseile kommt der Kellner angerannt und schreit Jonas an, was ihm einfiele. Solche Übergriffe auf Gäste gäbe es in seiner Bar nicht. Jonas beeilt sich, Mascha wieder freizugeben, klopft ihr den Sand ab – das hätte der Kellner auch gern übernommen – und entschuldigt sich sofort.

Jonas tut mir Leid, schließlich haben wir ihn provoziert. Deshalb versuche ich, den Kellner abzulenken, und werfe ihm einen sexy-versöhnlichen Blick zu, um ihn wieder gnädiger zu stimmen. Aber irgendetwas mache ich falsch, denn er reagiert überhaupt nicht.

Dann haucht ihm Mascha ein Küsschen durch die Luft zu und murmelt ein Danke. Das sorgt für ein strahlendes Lächeln bei ihm. Wie macht sie das nur?

Hoffentlich passiert es mir heute Abend nicht, dass ich Rufus einen – wie ich glaube – verführerischen Blick zuwerfe und er denkt, ich habe Verdauungsprobleme. Sollte ich das vor dem Spiegel üben?

Nein. Ich werde ganz ich selbst sein.

Oh Mann, ich höre mich schon wie eine Briefkastenkummertante an: So sein, wie man ist! Lachhaft! Wahrscheinlich bin ich ganz besonders ich selbst, wenn ich seine Füße malträtiere ... Geschmeidig, Lilly, denk dich einfach geschmeidig, dann klappt's bestimmt auch mit dem Tango!

Tango Mortale

Auf dem Weg zum Tango Mortale wünsche ich mir einen Zauberstab, nur um sicherzugehen, dass dieser Abend so verläuft, wie ich es gern hätte: Rufus und ich wirbeln über die Tanzfläche, sodass alle anderen bewundernd zurückweichen, um diesen atemberaubenden Anblick von Grazie und Stil besser genießen zu können. Wenn die Musik endet, klatscht das Publikum und johlt vor Begeisterung, doch wir bemerken es nicht, denn wir verschlingen uns mit den Augen und müssen sofort nach Hause, um uns endlich zu lieben ...

Das Tango Mortale entpuppt sich als ziemlich verrauchtes Kellerlokal, mit einer eher kleinen Tanzfläche, die spiegelglatt aussieht. Abgegrenzt wird die Tanzfläche durch hohe Bistrotische, an denen die Paare stehen, die gerade pausieren oder einfach nur zuschauen möchten und an ihren Getränken nippen.

Lachen scheint hier nicht erwünscht zu sein. Alle wirken so ernst, als würde eine Beerdigung anstehen. Dazu passt auch, dass die meisten ganz schwarz gekleidet sind. Die Männer tragen Anzüge und Hemden, die Frauen Röcke und Blusen oder hautenge Cache-Cœurs. Ich bin froh, dass ich die von Mascha kreierten Kleider angezogen habe. In Jeans würde ich mir wie eine Neandertalerin vorkommen, die zur Audienz bei der Queen vorgelassen werden möchte.

Nur meine Schuhe sind eindeutig zu hoch, ich überrage Rufus ein kleines bisschen, das gefällt mir nicht. Ich möchte, dass wir uns in die Augen schauen können beim Tanzen. Außerdem bin ich vom Krankenhaus die bequemen Treter gewohnt und eiere eher, als dass ich laufen würde.

Rufus, der im Anzug ernster und älter aussieht, nickt vielen Paaren knapp zu, und mir wird ständig mulmiger. Alle scheinen sich zu kennen.

Unser erster Tanz wird bestimmt eine große Blamage für Rufus werden. Denn auf der Tanzfläche bewegen sich die Paare, als ob sie zusammengeschweißt wären. Bilden eine wunderbare Einheit und gleiten über die spiegelnde Fläche dahin wie tanzende schwarze Schwäne über einen See.

Rufus hat einen Tisch für uns gefunden. Doch noch ehe ich mich setzen kann, nimmt er meine Hand und zieht mich Richtung Tanzfläche.

»Wollen wir uns nicht erst ein bisschen unterhalten?«, frage ich und hoffe auf eine Gnadenfrist. Warum habe ich mich bloß zum Tangotanzen überreden lassen? Welcher Teufel hat mich da geritten? Nur weil Rufus meine Geschmeidigkeit ins Spiel gebracht hat ...

Oh Gott, dort drüben beugt sich eine schlanke Frau so weit zurück, dass ihr Kopf beinahe den Boden berührt, schnellt elastisch wieder hoch und geht dann sofort in eine rasante und zackige Drehung.

Das ist nicht nur geschmeidig, sondern das ist geschmeidiger Wahnsinn!

Ich könnte vielleicht vorgeben, gerade eben von einer Migräne heimgesucht zu werden.

Doch Rufus schaut mich so begeistert an, so glücklich, dass ich keine Ausrede über die Lippen bringe. Am Rand der Tanzfläche bleiben wir stehen, meine Hand immer noch in der von Rufus – oder liegt das nur daran, dass ich mich wie eine Ertrinkende an ihm festklammere?

Zum Glück hört gerade die Musik auf, und alle klatschen, dabei spielt hier gar keine Liveband. Obwohl ich das merkwürdig finde, klatschen Rufus und ich auch mit.

Dann setzt die Musik wieder ein, und Rufus geht mit mir auf die Tanzfläche. Das Paar mit der wirklich geschmeidigen Frau bleibt auch dort, sie nestelt an ihrem blonden Haarknoten und sieht nicht mal ein bisschen erhitzt aus.

Wieso ist mir eigentlich nicht schon früher aufgefallen, wie klagend diese Musik klingt? Sie beklagt mein Bohnenstangenelend ...

Was würde ich dafür geben, mit Rufus alleine zu sein, ich könnte ihm den Anzug ausziehen und dann ... na gut, vielleicht würde ich nicht gleich den Anzug ausziehen, aber ich könnte mit dem Jackett anfangen ...

Rufus presst mich fest an sich, und macht Anstalten loszulegen.

Aber was drückt sich da Steinhartes an meine Hüftknochen? Das, was ich zuerst vermutet habe, kann es ja wohl nicht sein. Offensichtlich habe ich Rufus derart irritiert angestarrt, dass er merkt, was los ist.

Er schaut mich grinsend an, dann zuckt er genervt mit den Schultern. »Das ist bloß mein Piepser! Wir haben heute Mittag einen Bundesligaspieler der Eintracht auf die Orthopädie gekriegt, und Dr. Wiener hat versprochen, dass der beste Physiotherapeut der Nordendklinik jederzeit zur Verfügung steht. Ich werde ihn hinten am Hosenbund feststecken.«

»Wieso denn das? Seit wann braucht ein Krankengymnast einen Piepser? Du bist doch kein Arzt!«, flüstere ich in sein Ohr.

»Das ist die neue Strategie von Dr. Wiener.« Rufus hat den Piepser hinten befestigt und nimmt mich wieder in den Arm. »Er will für ein positiveres Image der Nordendklinik in der Presse sorgen. Nachdem wir beide seiner Meinung nach mit unserer Elena-Rettungsaktion nicht gerade dazu beigetragen haben, hat er mich ein bisschen auf dem Kieker. Aber was soll schon sein?« Rufus steuert mich über die Tanzfläche. Um mich herum schwankt alles, ich konzentriere mich darauf, das Gleichgewicht zu behalten und nicht umzuknicken.

Verzweifelt suche ich in meinem Gedächtnis wenigstens irgendeine klitzekleine Erinnerung an das, was mir mein Mitbewohner Torsten in den Privattanzstunden im Wohnheim beigebracht hat. Aber da ist nichts! Mein Gehirn ist so leer wie das einer Barbiepuppe. Hohl! Deshalb versuche ich, ruhig zu atmen und mich von Rufus führen zu lassen.

Aber das ist unglaublich schwer. Kaum habe ich das Gewicht auf den einen Fuß verlagert, soll ich genau den auch schon bewegen, und dann dreht Rufus sich dabei noch. Mir ist schwindelig.

»Nein, Lilly, lass locker. Du hältst die Luft an, lass einfach locker!« Rufus presst mich enger an sich. Ein wunderbares Gefühl! Aber wie soll ich das genießen, wenn ich weitertanzen muss. Weiter, immer weiter!

Wenn wir doch irgendwo anders wären, dann könnte ich diese Umarmung richtig auskosten.

Ich versuche, an nichts zu denken. Nur noch der Musik zuzuhören und mit Rufus eins zu werden.

Vergeblich, meine Füße weigern sich und führen ein Eigenleben.

Trotzdem gibt Rufus nicht auf, jetzt geht er in eine Art Seitschritt, dabei dreht er mich so ein, dass ich ganz von ihm umwickelt bin, und danach dreht er mich mit viel Schwung wieder aus dieser merkwürdigen Schneckenposition heraus, und – oh nein, er lässt meine Hand los!