Sozialpädagogische Familienhilfe bei psychisch erkrankten Eltern. Unterstützende Maßnahmen für eine gesunde Entwicklung des Kindes - Irina Ogrodowski - E-Book

Sozialpädagogische Familienhilfe bei psychisch erkrankten Eltern. Unterstützende Maßnahmen für eine gesunde Entwicklung des Kindes E-Book

Irina Ogrodowski

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Beschreibung

Eine gesunde Entwicklung des Kindes braucht elterliche Erziehungskompetenz. Wenn ein Elternteil psychisch erkrankt ist, kann dies negative Folgen auf das Erziehungsverhalten und die Entwicklung des Kindes haben. In solchen und anderen Fällen unterstützt die Sozialpädagogische Familienhilfe Eltern mit erzieherischem Bedarf. Aber ab wann liegen Einschränkungen in der Erziehungskompetenz vor und wie äußern sich diese? Wie wirken sie sich auf die Entwicklung des Kindes aus? Welche Möglichkeiten stehen der Familienhilfe zur Verfügung, die Erziehungskompetenz eines psychisch erkrankten Elternteils zu stärken? Irina Ogrodowski widmet sich diesen Fragen und stellt in ihrer Publikation die Rolle der Sozialpädagogischen Familienhilfe bei der Unterstützung psychisch erkrankter Eltern dar. Sie verweist auf den Einfluss psychischer Erkrankungen auf die Erziehungskompetenz und das Kind. Zudem zeigt sie auf, weshalb die Sozialpädagogische Familienhilfe besonders geeignet ist, die betroffenen Eltern zu unterstützen. Aus dem Inhalt: - Erziehungskompetenz - Kindeswohl - Sozialpädagogische Familienhilfe - Ressourcenarbeit - Eltern - Psychische Erkrankungen

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Gliederung

Zusammenfassung

1 Einleitung

2 Erziehungskompetenz

2.1 Beziehungsfähigkeit

2.2 Kommunikationsfähigkeit

2.3 Fähigkeit zur Grenzsetzung

2.4 Förderfähigkeit

2.5 Vorbildfähigkeit

2.6 Fähigkeit zum Alltagsmanagement

3 Einfluss psychischer Erkrankung auf die Erziehungskompetenz

3.1 Beziehungsfähigkeit

3.2 Kommunikationsfähigkeit

3.3 Fähigkeit zur Grenzsetzung

3.4 Förderfähigkeit

3.5 Vorbildfähigkeit

3.6 Fähigkeit zum Alltagsmanagement

4 Folgen eingeschränkter Erziehungskompetenz

5 SPFH – eine Maßnahme zur Stärkung der Erziehungskompetenz psychisch erkrankter Eltern

5.1 Rahmenbedingungen der Sozialpädagogischen Familienhilfe

5.2 Gestaltung des Hilfeprozesses

5.3 Ressourcenarbeit mit psychisch erkrankten Eltern

5.4 Grenzen der SPFH bei der Unterstützung psychisch erkrankter Eltern

6 Fazit

Literaturverzeichnis

Zusammenfassung

Aufgrund eines hohen Anspruchs an die Eltern bzgl. ihrer Erziehungsaufgabe und des damit verbundenen Ziels, eine gesunde Entwicklung der Kinder zu gewährleis­ten, ist zu deren Bewältigung elterliche Erziehungskompetenz erforderlich. Diese um­fasst Fähigkeiten, die den Erziehenden einen flexiblen Umgang mit kindlichen Be­dürfnissen ermöglichen. Beim Vorliegen einer psychischen Erkrankung eines bzw. beider Elternteile kann diese jedoch eingeschränkt sein und ein inadäquates Erzie­hungsverhalten zu Folge haben. Fehlentwicklung der Kinder sowie problematische familiäre Beziehungen sind mögliche Folgen, die besonders dann das Zusammenle­ben der Kinder mit ihren Eltern in Frage stellen, wenn das Kindeswohl auf Dauer nicht gewährleistet ist. Um die Bedingungen des Aufwachsens für die betroffenen Kinder in ihren Familien zu verbessern, nimmt die Jugendhilfe ihren Schutzauftrag wahr und hält für die Familien unterschiedliche Angebote bereit, zu denen auch die Sozialpädagogische Familienhilfe zählt, die zur Unterstützung der Eltern mit erziehe­rischem Bedarf eingeleitet wird. Diese gilt als eine geeignete Maßnahme, deren un­terstützende Leistung in der Regel allen Familienmitgliedern zusteht und zum Zweck der Familienerhaltung auf die Stärkung elterlicher Erziehungskompetenz zielt.

Ziel der vorliegenden Arbeit ist, einerseits zu untersuchen, welche Einschränkungen der Erziehungskompetenz infolge einer psychischen Erkrankung eines bzw. beider Elternteile vorliegen und wie sich diese auf die kindliche Entwicklung auswirken kön­nen. Andererseits soll aufgezeigt werden, mithilfe welcher Arbeitsweisen und -prinzi­pien eine wirksame Stärkung der Erziehungskompetenz psychisch erkrankter Eltern erfolgt.

Schlüsselworte

1 Einleitung

Elternschaft verändert das Leben eines Menschen, denn mit ihrem Beginn prägen neue Aufgaben und Herausforderungen den Familienalltag. Bereits in der Schwan­gerschaft  stellen sich Eltern auf neue Lebensumstände ein. Um eine gesunde Ent­wicklung des Ungeborenen zu gewährleisten, verzichten viele Schwangere auf Kon­sum von Alkohol und schädlichen Medikamenten, achten auf gesunde Ernährung und versuchen Stress zu vermeiden. Nach der Geburt beschäftigen sich viele Eltern mit den Erziehungsfragen um das Kind in seiner Entwicklung angemessen begleiten zu können. Aufgrund Verschiedenartigkeit von Einstellungen sowie Voraussetzungen der Eltern hinsichtlich ihres erzieherischen Handelns unterscheiden sich entspre­chend die Strategien, mit denen sie versuchen den Erziehungsalltag zu bewältigen. Nicht selten kommt es dabei vor, dass Eltern an ihre Grenzen stoßen und ihre Erzie­hungsaufgabe nicht mehr bewältigen können. Der Grund für das defizitäre Erzie­hungshandeln wird häufig mit dem Mangel an Erziehungskompetenz begründet. Kommt es deshalb zur Gefährdung einer gesunden kindlichen Entwicklung, hat es ei­nen Eingriff der Jugendhilfe in das Familiensystem zum Zweck des Kinderschutzes zufolge. Eine psychische Erkrankung eines bzw. beider Elternteile gilt oft als Ursache für die Kindeswohlgefährdung und die zum Teil schwerwiegenden Erziehungsproble­me, deren Bearbeitung ins Aufgabengebiet der Sozialpädagogische Familienhilfe (SPFH) fällt. Ziel der Maßnahme ist dabei, elterliche Erziehungskompetenz zu stär­ken und somit eine angemessene Kindesentwicklung zu gewährleisten.

In der Bachelorarbeit wird zum einen unter Einbezug des vorhandenen Forschungs­materials untersucht, wie sich eine psychische Erkrankung auf die Erziehungskom­petenz sowie kindliche Entwicklung auswirken, aber auch welche Folgen durch deren Einschränkung entstehen können. Zum anderen soll aufgezeigt werden, weshalb So­zialpädagogische Familienhilfe als geeignete Unterstützung für die Zielgruppe psy­chisch erkrankter Eltern gilt und durch welche Maßnahmen die sozialpädagogischen FamilienhelferInnen die Erziehungskompetenz der Zielgruppe stärken.

Als erstes wird im zweiten Kapitel die Erziehungskompetenz nach Petermann & Pe­termann dargestellt. Diese besteht aus sechs folgenden Komponenten: Beziehungs-, Kommunikations-, Förder- und Vorbildfähigkeit sowie Fähigkeit zur Grenzsetzung und zum Alltagsmanagement. Anhand der den Fähigkeiten zugeordneten Merkmale gilt es sowohl kompetentes Erziehungshandeln zu beschreiben als auch deren Auswirkungen auf die kindliche Entwicklung aufzuzeigen, die letztendlich das Erreichen von Entwicklungszielen erleichtern.

Anschließend geht es im dritten Kapitel um die Frage nach dem Einfluss psychischer Erkrankungen der Eltern auf die im vorhergehenden Kapitel beschriebenen Fähigkei­ten. Es werden dabei die meist untersuchten elterlichen Erkrankungen benannt und das damit verbundene dysfunktionale Verhalten der Eltern im Umgang mit ihren Kin­dern erläutert. Die Veranschaulichung des Unterschieds zwischen dem  Entwick­lungsfortschritte begünstigenden Erziehungsverhalten und dem, das aufgrund der Psychopathologie der Eltern eine gesunde Entwicklung hemmt, dient zum Verständ­nis für die Problemlage der betroffenen Familien.

Im vierten Kapitel werden die möglichen schwerwiegenden Folgen der eingeschränk­ten Erziehungskompetenz psychisch erkrankter Eltern verdeutlicht sowie auf die Not­wendigkeit von Hilfemaßnahmen hingewiesen. Aufgrund einer stark belasteten El­tern-Kind-Beziehung sowie der ungünstigen Entwicklungschancen der in den Famili­en mit psychisch erkrankten Eltern lebenden Kinder ergibt sich für die Kinder- und Jugendhilfe ein Handlungsbedarf. 

2 Erziehungskompetenz

„Kindern geht es gut, wenn Eltern ihr Elternwohl verwirklichen“ (Kron-Klees 2008: 37)

Erziehung gilt als eine der elterlichen Aufgaben, die mit einem hohen Anspruch ver­bunden ist. (vgl. Bodenmann 2016: 130; Fuhrer 2009: 217) Diese schließt die Maß­nahmen ein, mit denen erwachsene Personen versuchen auf die Kinder Einfluss zu nehmen um bei ihnen wünschenswerte Entwicklungseffekte zu erzielen. Das Zustan­dekommen von Entwicklungseffekten wird durch die Regelmäßigkeit sowie Dauerhaf­tigkeit proximaler Prozesse bestimmt, die wechselseitiges Interagieren zum Beispiel zwischen Eltern und Kindern darstellen. (vgl. Schneewind 2010: 133ff.) Als erstre­benswertes Ergebnis dieser Interaktionen gilt nach soziokulturellen Ansätzen der Er­werb von in der jeweiligen Kultur geschätzten Wissen und Können (vgl. Siegler et al. 2016: 140). Außerdem halten es viele Eltern für wichtig, dass ihre Kinder lernen, so­zial kompetent und selbständig zu handeln. (vgl. Fuhrer 2009: 161) Somit entspre­chen die elterlichen Erziehungsziele denen im § 1 KJHG genannten universellen Ent­wicklungszielen, deren Erreichung die Heranwachsenden zur eigenverantwortlichen Lebensführung in einer Gemeinschaft befähigen soll. (vgl. Wissenschaftliche Beirat für Familienfragen 2005: 46f.)

Kinder entwickeln sich positiv bzw. sind aus eigenem Antrieb zur aktiven Auseinan­dersetzung mit der sozialen Umwelt motiviert, wenn die Basisbedürfnisse nach ei­nem autonomen und kompetenten Handeln sowie Eingebundenheit in verlässliche soziale Beziehungen befriedigt sind. (vgl. Wissenschaftliche Beirat für Familienfragen 2005: 48f. / Weber 2017: 69) Dabei müssen Eltern über Erziehungskompetenz verfü­gen, das heißt, in der Lage sein, die Umwelt des Kindes an seine altersgemäßen Be­dürfnisse optimal anzupassen (vgl. Lenz / Wiegand-Grefe 2017: 13). Denn die mit der Erziehungskompetenz verbundenen Fähigkeiten ermöglichen den Erziehungs­personen, sich auf die im Entwicklungsverlauf verändernden Bedürfnisse der Kinder immer wieder neu einzustellen und sie somit in ihrer Entwicklung angemessen zu be­gleiten. Nach Petermann & Petermann beziehen sich diese Fähigkeiten auf die Ge­staltung der das Kind betreffenden Beziehung, Kommunikation, Grenzen, Förderung, aber auch der elterlichen Vorbildfunktion sowie des Familienalltags. (vgl. Lenz 2014: 300ff.) In den nachfolgenden Unterkapiteln werden anhand der ihnen zugeordneten Merkmalen elterliches Verhalten sowie seine Auswirkungen auf die kindliche Entwick­lung beschrieben.

2.1 Beziehungsfähigkeit

Eltern-Kind-Beziehung weist aufgrund eines Generationsvorsprungs der Eltern und der damit verbundenen Lebenserfahrung eine Asymmetrie auf, die für das Kind in seinem Entwicklungsverlauf auf vielfältige Weise hilfreich sein kann, wenn die Er­wachsenen diese sinnvoll nutzen. (vgl. Fuhrer 2009: 161) Eine angemessene Mutter-Kind-Beziehung dient als Grundlage für eine gelingende Regulation der Bedürfnisse zwischen beiden Parteien sowie unter anderem des kindlichen Bedürfnisses nach der altersabhängigen Autonomie. (vgl. Bodenmann 2016: 85) Außerdem wird die emotionale Entwicklung der Kinder durch die Qualität der Beziehung zu ihren Eltern beeinflusst. (vgl. Siegler et al. 2016: 376) Der Beziehungsfähigkeit werden folgende Merkmale zugeordnet: Fähigkeit zur Empathie und Perspektivenübernahme, Zeigen von positiven Gefühlen, Ausdruck von Zuneigung und Liebe, Vermittlung von Schutz und Geborgenheit, Fürsorglichkeit und Zuverlässigkeit. (vgl. Lenz 2014: 300)

Empathiein sozialen Beziehungen ist ein Prozess, in dem es einer Person gelingt, die Gefühle der Anderen wahrzunehmen und diese ihrem aktuellen Gefühlszustand entsprechend zu beschreiben. Dazu gehört ebenso Verständnis für die Hintergründe des Gefühlsausbruchs sowie Möglichkeiten der Veränderung der Befindlichkeit. Das Mitfühlen wird vor allem durch Ausblenden normativer und wertender Aspekte ermög­licht, wobei die Abgrenzung des eigenen Gefühlserlebens von dem des Gegenübers erfolgt. Empathische Personen können außerdem bedrohliche Gefühle erkennen und aus Rücksichtnahme deren Ansprache unterlassen. (vgl. Riedel 2008: 13) Demzufol­ge werden empathische Eltern, wenn ihr Kind traurig ist, sein Gefühl richtig deuten sowie versuchen die Ursache für dieses zu verstehen. Ihre Mimik entspricht dabei dem kindlichen Gefühlszustand, den sie akzeptieren und benennen. Das Kind erhält Trost, indem es beispielsweise umarmt wird, da die Eltern wissen, dass eine Umar­mung beruhigend wirken kann.

Perspektivenübernahmegilt als ein Teilaspekt der Empathie, der einen Vorgang be­schreibt, in dem das Spiegeln von Gefühlen vernachlässigt wird und ausschließlich die weitgehende Erfassung der Sichtweise, des Erfahrungswissens sowie des Ge­fühlszustandes eines Menschen erfolgt. (vgl. Riedel 2008: 38f.) Das heißt, Perspekti­venübernahme ermöglicht den Eltern festzustellen, dass die Kleinkinder im Straßenverkehr auf die Begleitung durch Erwachsene angewiesen sind, da sie auf­grund ihres Alters die Gefahrensituationen noch nicht erkennen können.

Zeigen von positiven Gefühlenvon Seiten der Eltern führt meist zu einem wechsel­seitigen Austausch dieser zwischen der Mutter bzw. dem Vater und dem Kind, durch den die Eltern-Kind-Beziehung gestärkt wird. Denn bereits Säuglinge im Alter von sieben Monaten reagieren auf die von den Eltern gezeigte Freude meist vergnügt und fördern somit elterliches Fürsorgeverhalten sowie Interesse an den gemeinsa­men Interaktionen. (vgl. Siegler et al. 2016: 358) Außerdem wirkt sich der Ausdruck überwiegend positiver Gefühle in der Familie günstig auf kindliche soziale Kompeten­zen aus. (vgl. Siegler et al. 2016: 376)

Elterliche Liebe äußert sich in bedingungsloser Annahme des Kindes sowie vor allem in den ersten Lebensjahren mittels Befriedigung aller seiner Bedürfnisse bei minima­ler Anforderungen. Eltern zeigen Interesse für kindliche Lebenswelt und drücken ihre Gefühle, die das Kind in ihnen auslöst, durch Körperkontakt, Mimik und Sprache of­fen aus, jedoch nur dann wenn die Zuwendung auch vom Kind erwünscht und akzep­tiert wird. (vgl.Tschöpe-Scheffler 2009: 67f.; Wolf 2012: 20) Ein Kind, das elterliche Zuneigung erlebt, das heißt, in den Arm genommen wird sowie von den Eltern hört, dass diese es lieb haben, bemüht sich seinerseits auf deren Anforderungen zu ach­ten, indem es beispielsweise versucht unerwünschtes Verhalten zu unterlassen. (vgl. Weber 2017: 66) Außerdem wirkt sich das durch die Eltern vermittelte Gefühl liebens­wert zu sein positiv auf den Selbstwert der Kinder aus, da sie auf die Weise ein posi­tives Selbstbild verinnerlichen. (vgl. Siegler et al. 2016: 426)

Weiterhin vermitteln Eltern dem Kind durch den Ausdruck von Zuneigung Geborgen­heit und Schutz sowie ihre Nähe und Verlässlichkeit. (vgl. Fuhrer 2009: 193f.) Beson­ders bei Belastung lässt der Erregungszustand nach, wenn sich die Kinder geschützt fühlen. (vgl. Ziegenhain / Deneke 2014: 15) Aufgrund der empfundenen Sicherheit sind die Kinder motiviert, eigenständig die Welt zu erforschen. (vgl. Schneewind 2010: 121)

Zuverlässig und fürsorglich