Spaces between us - Emma Lindberg - E-Book

Spaces between us E-Book

Emma Lindberg

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Beschreibung

Spicy College-Lovestory zwischen Badboy und Bookboy. Steh zu deinen Gefühlen, lebe deinen Traum! Tyren ist glücklich mit seinem Literaturstudium und seinem Nebenjob in einem kleinen Buchladen. Dass seine reiche Familie ihn lieber in einem Medizinstudium sehen würde, versucht er zu verdrängen. Alles ändert sich, als Jamain bei ihm einzieht. Jamain, der ständig Regeln bricht und sich mit einem Job im Freizeitpark über Wasser hält. Er wirbelt Tyrens strukturiertes Leben durcheinander. Trotzdem – oder gerade deshalb – wächst die Anziehung zwischen den beiden. Aber können zwei so unterschiedliche Menschen wirklich zusammenpassen? Als Tyrens Familie Wind von der Sache bekommt, müssen sich die beiden entscheiden ...   Nicht dein Typ? Du wirst dich wundern! - Sexy gay New Adult-Romance zweier komplett gegensätzlicher Charaktere. - Zwei eurer beliebtesten Topics: "Enemies to lovers" und "Forced proximity". - Queere Protagonisten, aber ohne dies zu problematisieren. - Es geht um Leidenschaft und Mut, um Unabhängigkeit, persönliche Entwicklung und darum, für sich selbst einzustehen.

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Über dieses Buch

GEGENSÄTZE ZIEHEN SICH AN. DOCH KANN DARAUS WIRKLICH LIEBE WERDEN?

 

Tyren ist glücklich mit seinem Literaturstudium und seinem Nebenjob in einem kleinen Buchladen. Dass seine reiche Familie ihn lieber in der Medizin sehen würde, versucht er zu verdrängen. Alles ändert sich, als Jamain bei ihm einzieht. Jamain, der ständig Regeln bricht und sich mit einem Job im Freizeitpark über Wasser hält. Er wirbelt Tyrens klar strukturiertes Leben durcheinander. Trotzdem – oder gerade deshalb – wächst die Anziehung zwischen den beiden. Aber können zwei so unterschiedliche Menschen wirklich zusammenpassen? Als Tyrens Familie Wind von der Sache bekommt, müssen sich die beiden entscheiden …

 

SEXY, MITREISSEND UND ROMANTISCH

Prolog

»Jamain!« Ethans Stimme hallt so laut durch das Treppenhaus, dass ich gequält zusammenzucke. Die armen Schweinis. »Verdammt, du Wichser! Ich bring dich um!«

»Sorry«, murmle ich in Richtung des Kartons, den ich unter den Arm geklemmt habe. »Hört einfach weg, ja? Er meint das nicht so.«

Mit einer Hand am Geländer renne ich im Höchsttempo die Stufen hinunter. Noch zwei Stockwerke. Mann, hoffentlich wartet Tyren mit laufendem Motor, das hier wird eine ziemlich knappe Kiste.

Oben knallt eine Tür, und ich bin mir leider sicher, dass Ethan gerade die Verfolgung aufnimmt.

»Jamain!«, brüllt er erneut, und ich überspringe die letzten Stufen bis zum nächsten Absatz. Noch ein Stockwerk.

»Du kannst nicht einfach meine Haustiere klauen!«

Statt ihm mitzuteilen, dass ich das nicht nur kann, sondern auch werde, nutze ich meinen Schwung, um den Rest der Treppe in Angriff zu nehmen. Mittlerweile bin ich so schnell, dass es schwierig ist, die Spur zu halten, und im Eingangsbereich entgehe ich nur knapp einem Zusammenstoß mit den Briefkästen. O Mann, hoffentlich sind die Schweinchen nach der Flucht nicht total traumatisiert.

»Stopp!«

Fuck, Ethan scheint mittlerweile aufgeholt zu haben. Kein Kunststück, immerhin hat er keine kostbare Fracht zu transportieren. Wahrscheinlich hat er gerade den Treppenabsatz erreicht. Oh, oh.

»Du wirst …«

Ich warte das Ende seines Satzes nicht ab, stattdessen rette ich mich samt Meerschweinchen nach draußen.

Tyrens Wagen steht noch am Straßenrand, doch der Motor ist aus. Verdammt. Das wird eng.

Ich hechte über den Bürgersteig, reiße die Tür auf, drücke die Box mit den Schweinen an mich und lasse mich auf den Beifahrersitz fallen.

»Fahr!«, schreie ich, noch bevor ich die Tür zugeknallt habe. »Fahr um dein Leben!«

1 | Tyren | Kriminelle Machenschaften

Ich muss in eine Art Drogendeal geraten sein. Ein Typ stürmt mit hochrotem Kopf hinter Jamain aus dem Haus, rüttelt an der Tür der Beifahrerseite und schlägt mit der flachen Hand gegen die Fensterscheibe, als er realisiert, dass ich die Zentralverriegelung aktiviert habe. Scheiße. Dieser Kerl ist wütend genug, um mir den Toyota zu demolieren. Ich drehe den Schlüssel in der Zündung so schnell um, wie ich ihn vermutlich noch nie umgedreht habe.

»Rette uns!«, ruft Jamain. Er spinnt. Er spinnt eindeutig.

»Schnall dich an!«

»Okay.« Er lässt seinen Gurt einrasten. »Schon gut. Bin angeschnallt. Können wir jetzt bitte fahren?«

Und ob wir das können. Ich starte den Motor und drücke den Fuß aufs Gaspedal. Verdammt, als Jamain mich gebeten hat, ihn hierherzufahren, damit er etwas für sein neues Zimmer abholen kann, habe ich nicht an kriminelle Machenschaften gedacht, sondern an eine nette Topfpflanze, die er beim Umzug vor einer Woche vergessen hat.

»Mann«, murmelt Jamain, als ich auf die Hauptstraße biege und der tobende Kerl nicht mehr im Rückspiegel zu sehen ist. »Ich hab dir doch gesagt, dass du den Motor laufen lassen sollst. Fast hätte er uns erwischt.«

Um ein Haar krache ich in das Auto vor uns, weil das Adrenalin meinen Fuß ans Gaspedal klebt und sich meine Finger ums Lenkrad verkrampfen.

»Was ist das?« Er hat den Karton auf dem Schoß. Eigentlich ist es keine gute Idee, danach zu fragen. »Warte, ich will es nicht wissen. Sonst bin ich mitschuldig.«

Oder bin ich das sowieso, weil ich mit gestohlenen Drogen weggefahren bin? Scheiße, als ob es einen Unterschied machen würde, wenn Jamain bezahlt hätte. Ich fahre an einem sonnigen Nachmittag mit Drogen durch Pittsburgh. Dem Geruch nach handelt es sich um Gras. Nicht, dass ich schon mal mit Gras zu tun gehabt habe, aber ich stelle mir vor, dass es so riecht. Erdig und krautig. Jamain hat einen Karton voll Gras geklaut.

»Du bist sowieso mitschuldig«, sagt er. »Schließlich hast du den Fluchtwagen gefahren. Ob du’s willst oder nicht: Du hängst mit drin. Wir beide im Gefängnis … das hätte was. Findest du nicht?«

Verdammt, ich wusste es. Ich wusste, dass das hier nicht legal ist. Die Reifen quietschen, weil ich abrupt vor einer roten Ampel abbremse.

Ich muss das Gras aus dem Auto bekommen, und das so schnell wie möglich.

»Jamain«, fange ich an und bemühe mich um Ruhe in der Stimme. »Folgendes wird passieren.« Noch während ich spreche, denke ich fieberhaft darüber nach, was nun passieren wird. Wie und wo wird man einen Karton voller Gras möglichst unauffällig los? Konzentrier dich, Ty.

»Wir werden aus der Stadt fahren, und sobald wir auf einer ruhigen Landstraße sind, wirst du die Drogen aus dem Fenster werfen.«

Jamain starrt mich mit einer Mischung aus Verwirrung und Fassungslosigkeit an. Als wäre ich derjenige von uns beiden, der verrückte Dinge tut.

»Das mache ich ganz sicher nicht«, erwidert er entschlossen und legt beide Arme um den Karton. »Schließlich habe ich gerade mein Leben dafür riskiert. Aber gegen einen kleinen Ausflug habe ich nichts, dann können wir uns immerhin besser kennenlernen.«

Besser kennenlernen. Toll. Als ob mir nicht gerade klar geworden wäre, was für einen Typen ich mir da in meine Wohnung geholt habe. Perry hat ihn mir als Nachfolger für das Zimmer empfohlen. Perry, der nie auch nur eine leere Getränkedose hat herumstehen lassen, der sich jeden Mittwoch um ein ausgewogenes Abendessen gekümmert und der nie zu laute Musik gehört hat. Perry, mein ehemaliger perfekter Mitbewohner, hat mir versichert, dass Jamain gut zu mir passt.

»Denkst du, wir werden verfolgt?« Er sieht sich um, als die Ampel auf Grün schaltet. »Von Ethan? Oder sogar von den Cops?«

Ich presse die Lippen aufeinander und rücke zum wiederholten Mal den Rückspiegel zurecht, als würde mir das dabei helfen, zu erkennen, ob uns wirklich jemand folgt. Mein nahezu makelloses Gedächtnis lässt mich in Stresssituationen jämmerlich im Stich. Ich kann nicht sagen, ob der rote Audi schon von Anfang an hinter uns war.

»Ich weiß nicht, ob wir verfolgt werden«, gebe ich gereizt zurück und setze den Blinker. Dreimal rechts abbiegen ist ein guter Trick, um das herauszufinden. Wenn man dreimal rechts abbiegt und dasselbe Auto einem immer noch folgt, hat man ein Problem. Eins, das noch größer ist als ein Drogenkarton.

Der rote Audi hinter uns biegt nicht ab. Ein Glück. Ich lockere den eisernen Griff ums Steuer und gebe etwas weniger Gas. Jamain lehnt sich vor und drückt auf meinem Autoradio herum, bis er auf einen Sender mit furchtbarem Techno stößt. Einen fragwürdigen Musikgeschmack hat er also auch. Wortlos mache ich den Mist wieder aus.

»Ich denke darüber nach, das Zeug zu entsorgen«, sagt er und sieht kurz zwischen mir und dem Radio hin und her. »Aber vorher musst du mich auf einen Coffee to go einladen. Auf jeden Fall mit Sojamilch. Gerne auch mit Schokosirup oder flüssiger Schokolade.«

Ich streiche mir über die Stirn. Vielleicht realisiert er nicht, was passieren wird, wenn man uns anhält und einen Karton voller Gras findet. Das alles muss ein schlechter Witz sein.

Verdammt, ich bin ein netter Kerl. Ich habe meine Literaturrecherche, die nächste Woche vor der Sommerpause meiner Vorlesungen fertig sein muss, stehen und liegen lassen, um ihm spontan diesen Gefallen zu tun und ihn zu der gewünschten Adresse zu fahren. Ich führe ein ruhiges Leben, mein Studium läuft gut und mein Nebenjob ebenfalls. Ich lese viel und halte mich fit. Ich weigere mich, das alles zu verlieren, weil man mich und diesen Gauner mit Drogen erwischt.

»Von mir aus kannst du fünf Kaffee haben, wenn du mir dein Wort gibst, das Gras im Anschluss unverzüglich loszuwerden. Ich werde mich weder damit erwischen lassen noch wirst du es in die Wohnung bringen.«

Schlimm genug, dass der Toyota nun danach riecht. Hoffentlich ist das nicht einer dieser Gerüche, die sich so hartnäckig festsetzen wie Zigarettenrauch.

»Okay«, sagt er, mit einem Mal überraschend entspannt dafür, dass er vorhin noch gefragt hat, ob wir verfolgt werden. War das etwa nur ein Scherz? »Fünf Coffee to go mit Sojamilch, und dafür entsorge ich alle Drogen, die sich in diesem Karton befinden.«

Jamain hebt den Deckel an und wirft einen Blick hinein, als würde er in Erwägung ziehen, sich sofort hier im Auto einen Joint zu drehen. Dann macht er es sich gemütlich und platziert seine Turnschuhe auf dem sauberen Armaturenbrett. Ich will nicht wissen, was mit seinen Beinen passieren würde, wenn wir so einen Unfall bauen.

»Könntest du das lassen?« Ich mache eine Geste in Richtung seiner Schuhe, aber anstatt sich ordentlich hinzusetzen, macht er es sich nur noch bequemer. Toll. Dieser Typ liebt Risiken eine Spur zu sehr.

»Blick auf die Straße, Buchhändler.« Er schnalzt tadelnd mit der Zunge. Unverschämtheit. Sicherheitshalber verringere ich die Geschwindigkeit, sodass wir uns im Schneckentempo durch den Nachmittagsverkehr bewegen.

»Ich helfe im Subtext nur aus. Der Laden gehört mir nicht.« Auch wenn ich ihn gerne eines Tages übernehmen und mich wirklich als Buchhändler bezeichnen würde.

»Hast du schon mal ein Buch verkauft?«, fragt Jamain.

»Ja, aber das –«

»Dann bist du ein Buchhändler«, schneidet er mir das Wort ab und verändert seine Position wieder. Vielleicht geht ihm das Schneckentempo auf die Nerven … oder er will sich an meinem Handschuhfach zu schaffen machen. Ich habe Mühe, den Blick auf die Straße gerichtet zu halten, als er es in aller Ruhe durchwühlt und dabei die Parkscheibe herausfällt.

»Zitronenverbene und Avocadobutter«, liest er von meiner Handcreme ab und lehnt sich zurück ins Sitzpolster. Aus dem Augenwinkel beobachte ich, wie er die Creme aufschraubt und sich etwas davon auf den Handrücken drückt. Der fruchtige Duft mischt sich mit dem Cannabisgeruch.

»Und wozu die ganzen Taschentücher?« Er lässt die Tube ins Seitenfach der Tür fallen. »Damit du die Sauerei beseitigen kannst, wenn du es dir im Auto selbst gemacht hast? Allzeit bereit, was?«

»Was?« Ich blinzle. Hinter uns hupt jemand, vermutlich weil ich den Blinker gesetzt habe und dann nicht abgebogen bin. Verdammt, normalerweise passiert mir so etwas nicht. Normalerweise weiß ich genau, wohin ich fahren will, und normalerweise ist auch niemand mit mir im Auto, der aus dem Nichts solche Sätze raushaut. »Spinnst du?«

Scheiße, wie kommt er denn auf so einen Gedanken? Und warum spricht er ihn einfach so aus? Was soll man denn auf so etwas erwidern? Natürlich befriedige ich mich nicht in meinem Auto.

Jamain lässt das Fenster herunter und zeigt dem Auto, das gehupt hat, den Mittelfinger. »Wie unhöflich. Kann doch jedem mal passieren, dass er von seinen Fantasien überwältigt wird und deshalb ein wenig unaufmerksam ist. Mach dir bloß keine Gedanken wegen diesem Arschloch. Seine fehlende Geduld ist nicht deine Schuld!« Mit schräg gelegtem Kopf fährt er die Scheibe wieder hoch. »Fehlende Geduld ist nicht deine Schuld«, wiederholt er und scheint recht angetan zu sein von seinem Reim.

»Woher kennst du Perry? Seid ihr gut befreundet?«, frage ich, um schleunigst ein anderes Thema anzuschneiden. »Er hat dich nie erwähnt, bevor er dich empfohlen hat.« Mittlerweile ist mir klar, dass es ein Fehler gewesen ist, Perry nicht gewissenhafter nach Jamain auszufragen. Wenn diese wichtige Prüfung nicht angestanden hätte, dann hätte ich auch mit Jamain ein ausgiebigeres Gespräch geführt und ihm nicht so schnell eine Zusage für das Zimmer erteilt.

»Wir haben uns im Freizeitpark kennengelernt«, erwidert er, »und da haben wir festgestellt, dass wir voll auf einer Wellenlänge schwimmen. Ein Drachenfisch erkennt einen anderen, wenn er ihn trifft.«

»Aha.« Es klingt nicht so, als wären Perry und er besonders eng befreundet, auch wenn er behauptet, dass sie auf einer Wellenlänge sind wie … Drachenfische. Eindeutig eine Übertreibung. Ich kann keine Gemeinsamkeiten zwischen den beiden erkennen, auch nicht, was das Aussehen angeht. Perry hat rotes Haar und trägt eine Brille, während Jamain dunkelbraunes Haar und einen zu intensiven Blick hat. Außerdem wirkt er im Gegensatz zu Perry, der nicht besonders sportbegeistert ist, ziemlich durchtrainiert.

Nach ein paar weiteren Minuten biege ich in den Drive-thru des Deja-Brews und fahre die Fensterscheibe auf meiner Seite herunter. Ein Drive-thru ist die sichere Wahl, denn ganz bestimmt werde ich diesen Kriminellen nicht mit den Drogen alleine in meinem Auto lassen, während ich Kaffee hole. Und die Drogen unbeaufsichtigt im Auto zu lassen, kommt natürlich auch nicht infrage.

»Ich liebe Wortspiele!«, sagt Jamain unvermittelt und lehnt sich halb über mich. Der Duft von Apfel drängt sich in die Cannabis-Handcreme-Mischung. Wenn ich sein Shampoo riechen kann, ist er mir eindeutig zu nahe. »Ein Déjà-vu ist ja eigentlich ein Ereignis, bei dem man das Gefühl hat, es schon mal erlebt zu haben. Kommt aus dem Französischen und heißt ›schon gesehen‹. Und Deja-Brew heißt dann, dass es ›schon gebraut‹ ist. Der Kaffee steht also bereit. Ist aber wohl eine Art Sinnbild für andere Getränke, denn hier gibt’s sicher alles.«

»Willkommen bei Deja-Brew, was kann ich für Sie tun?«, ertönt die Stimme aus der Sprechanlage. Ich presse die Lippen zusammen. Hallo, ich hätte gerne einen Kaffee, um den Kerl neben mir dazu zu bringen, sein Gras loszuwerden, damit ich nicht im Gefängnis lande und meine Familie noch enttäuschter von mir ist als ohnehin schon.

Ich atme aus. »Einen Kaffee mit Sojamilch.«

»Welchen möchten Sie?«

»Vollkommen egal«, erwidere ich.

»Geben Sie uns etwas von dem krassen Stoff!«, ruft Jamain in Richtung der Sprechanlage. »Wir haben noch nicht genug davon!« Wenn ich nicht gesehen hätte, dass er sich während der Fahrt nicht an den Drogen im Karton bedient hat, würde ich annehmen, dass er high ist. Die Sprechanlage bleibt etliche Momente lang stumm. Vielleicht hat man ihn nicht gehört. Vielleicht ist das Ding gerade rechtzeitig und ohne ersichtlichen Grund kaputtgegangen. Ein erleichternder Gedanke. Leider wird er zerstört, als sich die Stimme doch wieder meldet.

»Entschuldigung? Was meinen Sie? Wir haben Cappuccino, Mocha, Lattes, warm oder kalt …«

Ich reibe mir über die Schläfe. Vielleicht weiß ich, dass Jamain nicht high oder betrunken ist, aber der Typ am Schalter des Deja-Brew weiß es nicht und vermutet jetzt mit Sicherheit das Gegenteil.

»Nichts«, sage ich, so höflich und ordentlich artikuliert, dass es hoffentlich Jamains Ausbruch ausbalanciert. »Nur den Kaffee mit Sojamilch. Ein Mocha ist in Ordnung.«

»Einen Mocha mit Sojamilch«, wiederholt die Stimme und klingt jetzt zum Glück weniger verwirrt. Ich lege eine Hand an Jamains Brust und versuche, ihn wieder zurück auf seinen Sitz zu schieben. Okay, er geht definitiv hin und wieder ins Fitnessstudio. Das kann ich sogar durch seinen Pullover spüren.

»Das gefällt mir.« Er nickt in Richtung meiner Hand und schenkt mir ein Lächeln, das überraschend charmant und kein bisschen unsympathisch aussieht und das er mit einem verschmitzten Zwinkern garniert.

Ich ziehe die Hand zurück. Es gefällt ihm? Hoffentlich war das ein Witz. Er ist nicht mein Typ; abgesehen von den stechend blauen Augen, dem durchtrainierten Körper und dem Lächeln, das einen fast – nur fast – dazu animiert, ebenfalls zu lächeln, obwohl nichts an unserer jetzigen Situation auch nur ansatzweise witzig ist.

Die Sprechanlage meldet sich erneut: »Möchten Sie sonst noch etwas?«

»Nein«, sage ich, bevor Jamain wieder auf die Idee kommt, etwas Fragwürdiges zu brüllen. Oder bevor er auf die Idee kommt, wirklich fünf Kaffee mit Sojamilch zu bestellen, die er nie im Leben austrinken kann.

Oder doch?

»Warten Sie. Machen Sie bitte fünf Mochas mit Sojamilch daraus.«

»Stopp!«, protestiert Jamain. »Es war nie die Rede davon, dass ich alles auf einmal trinken muss. Das kannst du vergessen, Buchhändler. Fünf Kaffee mit Sojamilch sind der Deal, und davon will ich jetzt einen. Nur einen!«

»Also einen Mocha mit Sojamilch?«, vergewissert sich die Stimme nun mit einem Hauch Ungeduld.

»Ja.« Ich reibe mir über die Schläfe. Schade. Ich hätte gerne dabei zugesehen, wie er mit fünf Kaffee kämpft, weil er sich übernommen hat. Und vermutlich hätte er dann genauso dringend pinkeln müssen, wie ich die Box entsorgen will. Das wäre nur fair gewesen.

Die Sprechanlage nennt den Preis, und wir fahren zum Ausgabefenster, wo ich erneut anhalte und den Motor ausstelle.

»Wir können ein bisschen Small Talk machen«, schlägt Jamain vor. »Es ist doch von Vorteil, wenn wir uns besser kennenlernen? Immerhin wohnen wir schon seit einer Woche zusammen. Höchste Zeit, ein paar intime Details auszutauschen, findest du nicht?«

Sein Lächeln wird immer mehr zu einem Grinsen, und das ist besorgniserregend. Genau wie die Tatsache, dass er intime Details austauschen will. Ungeduldig trommle ich gegen das Lenkrad. Vielleicht dauert es wegen der Sojamilch so lange. Oder man hat Jamains Brüllen entnommen, dass wir einen Karton voller Cannabis im Auto haben, und die Mitarbeiter haben die Polizei verständigt.

»Wie wäre es mit einem kleinen Spiel? Zwei Wahrheiten, eine Lüge. Die Regeln sind einfach. Ich nenne dir drei Fakten, du musst raten, welcher davon gelogen ist. Okay?«

»Okay.« Ich ergebe mich meinem Schicksal. Beim Ausgabeschalter tut sich immer noch nichts.

»Ich stehe auf Tarantino-Filme und kann die meisten davon mitsprechen. Ich war schon mal im Knast und habe da einige interessante Bekanntschaften gemacht. Mein Schwanz ist im erregten Zustand exakt 14,88 Zentimeter lang und liegt damit fast zwei Zentimeter über der Norm«, zählt Jamain auf und stupst mich leicht mit dem Ellbogen an. »Zwei Runden. Der Gewinner hat beim Verlierer einen Gefallen gut. Du bist dran!«

Tarantino-Filme, der Knast und … sein Schwanz. Obwohl das Fenster immer noch offen ist, fühlt es sich mit einem Mal warm und stickig im Auto an. Er hat mir gerade mitgeteilt, wie groß sein Schwanz im erigierten Zustand ist, und das ist garantiert kein Thema, worüber man mit seinem Mitbewohner sprechen sollte. Ich will mir weder vorstellen, was er in der Hose hat, noch, wie er mit einem Lineal zugange war. Er hat doch nicht wirklich bis auf den Millimeter abgemessen, oder?

»Ihr Mocha mit Sojamilch.« Die Stimme reißt mich aus meinen Gedanken.

»Danke.« Ich lehne mich aus dem Fenster, nehme einen tiefen Atemzug frischer Luft und greife nach dem Getränk, das man mir hinhält. Verdammt, ich wollte heute weder mit Drogen durch die Stadt kurven noch mir die Erektion meines neuen Mitbewohners vorstellen.

Jamain nimmt den Kaffeebecher entgegen, und ich fahre die Fensterscheibe wieder hoch.

»Das macht drei Dollar und 65 Cent«, ruft der Deja-Brew-Mitarbeiter scharf.

Ich habe noch nicht bezahlt. Hitze steigt mir in die Wangen, als ich das Fenster wieder herunterlasse und meinen Geldbeutel aus der Hosentasche hole.

»Behalten Sie den Rest«, sage ich und gebe ihm fünf Dollar. Trinkgeld dafür, dass er nicht die Polizei gerufen hat, schätze ich.

»Ich glaube, dass du nicht im Knast warst«, sage ich zu Jamain, nachdem wir uns wieder in den Verkehr eingeordnet haben. Es ist eher ein verzweifeltes Hoffen als ein richtiges Raten, und ich bin nicht sicher, ob ich die Antwort überhaupt wissen will.

»Das stimmt!« Vielleicht klingt er eine Spur zu begeistert, aber ich atme trotzdem auf. »Du hast direkt richtig gelegen, und das bedeutet, dass wir einen Draht zueinander haben, Buchhändler.«

Einen Draht zueinander? So würde ich das nicht unbedingt bezeichnen.

»Sei vorsichtig mit dem Kaffee«, sage ich nur. Er hat die Füße zwar nicht wieder auf das Armaturenbrett gelegt, aber das heißt nicht, dass er den Inhalt nicht trotzdem im Toyota verteilen könnte.

»Wenn ich dir einen Tipp geben darf …«, fängt er an, und ich höre das Grinsen in seiner Stimme. »Du hättest sofort aufs Gas treten und mit quietschenden Reifen und diabolischem Gelächter wegfahren sollen.«

»Was?«

»Gerade eben, als du versucht hast, den Kaffee zu stehlen. Ist doch klar, dass die dich aufhalten, wenn du das Fenster so langsam hochfährst. Regel Nummer eins bei Überfällen: Keine Zeit zum Nachdenken lassen!«

Ich blinzle. Dieser Typ macht es einem wirklich nicht leicht, sich auf den Verkehr zu konzentrieren. »Ich habe nicht versucht, den Kaffee zu stehlen.« Dass er überhaupt auf so einen Gedanken kommt, irritiert mich. »Du hast mich abgelenkt.«

Ich werfe einen knappen Blick zur Seite. Der Mocha befindet sich zum Glück noch dort, wo er sein soll – im Kaffeebecher, nicht auf dem Sitzpolster.

Jamain setzt wieder dieses charmante Lächeln auf, das mich schon am Tag unseres Kennenlernens getäuscht hat. »Du bist dran, Buchhändler. Drei Fakten.«

Vermutlich hat er nicht vor, diesen verdammten Drogenkarton zu entsorgen, wenn ich nicht mitspiele, aber drei Fakten sind schwierig. Dass ich Literatur studiere und nebenbei in einem Buchladen arbeite, weiß er schon. Und dass ich aus einer Arztfamilie komme, ist eher frustrierend als spannend. Ansonsten gibt es über mich nicht viel zu sagen. Ich festige den Griff ums Lenkrad. Wie schön, dass ein simples Spiel dafür sorgt, dass ich mir plötzlich langweilig vorkomme. Selbstverständlich geht es mir nicht darum, Jamain zu beeindrucken, aber … na ja, niemand will wie ein Langweiler wirken.

»Ich kenne die ersten Sätze von über hundert verschiedenen Büchern auswendig«, sage ich schließlich. »Ich habe schon mal einen Diebstahl begangen. Und ich habe eine Meeresfrüchteallergie.«

Das sind harmlose, nette Fakten, keine intimen Dinge. So lernt man jemanden kennen. Nicht, indem man seine Schwanzlänge kundtut.

2 | Jamain | Drei Wahrheiten

Tyren ist verdammt attraktiv. Die vermeintliche Mittäterschaft bei einem Drogencoup hat einen Rotschimmer auf seine Wangen gezaubert, und dieser leicht überforderte Look steht ihm ausgesprochen gut. Natürlich hätte ich die Sache sofort auflösen können, aber wo bliebe dann der Spaß? Er wirkt eindeutig, als könnte er ein wenig Aufregung in seinem Leben gebrauchen.

Vorsichtig hebe ich den Becher zum Mund – nicht, weil mich der Buchhändler darum gebeten hat, sondern weil ich meine beiden neuen Mitbewohner nicht mit Kaffee bekleckern will. Ob in der Wohnung Haustiere erlaubt sind? Wobei, sobald Tyren einen Blick in die süßen Knopfaugen geworfen hat, kann er sowieso nicht mehr ablehnen. Er wird ihnen ebenso verfallen wie ich, da bin ich sicher, und am wichtigsten ist doch, dass die beiden Schweine ein schönes und liebevolles Zuhause bekommen.

Tyrens drei Behauptungen sind so spannend, dass ich innehalte, den Becher noch immer an den Lippen, und nachdenklich die Stirn runzle. Er ist klug und gebildet. Es würde mich nicht wundern, wenn er mehr erste Sätze auswendig könnte, als ich Bücher in meinem Leben gelesen habe. Dass er etwas geklaut haben soll, erscheint mir wiederum so unwahrscheinlich, dass es einfach der Wahrheit entsprechen muss.

»Meeresfrüchte«, sage ich, nachdem ich endlich einen Schluck Kaffee genommen und mir genießerisch über die Lippen geleckt habe. »Du hast keine Allergie. Erzähl mir von dem Diebstahl, ja?«

Tyrens Miene ist unergründlich, und ich frage mich, worüber er nachdenkt. Er scheint nicht sonderlich angetan von meinem Spiel … oder es liegt an der Information über 14,88. Vielleicht ist er neidisch? Über die Mittelkonsole spähe ich in Richtung seines Schritts, stelle aber im nächsten Moment mit einem Hauch Enttäuschung fest, dass dieser keine Anhaltspunkte bietet. Bei Gelegenheit werde ich die entsprechende Frage stellen.

»Es war Herr der Fliegen von William Golding«, durchbricht er unvermittelt die Stille, woraufhin ich den Kaffeebecher ein wenig sinken lasse.

»Ich war acht und hatte nicht genug Geld dabei. Ein Dollar hat mir gefehlt.«

Mir gefällt die ruhige Ernsthaftigkeit, mit der er spricht, und ebenso sein konzentrierter Blick.

»Der blonde Junge ließ sich vorsichtig das letzte Stück die Felsen hinunter und suchte sich einen Weg zur Lagune. So fängt es an«, fährt er fort. »Das Beste an einem Buch ist immer der erste Satz. Der Anfang. Wenn noch alles passieren kann und man nicht genau weiß, wohin der Weg führt.« Er umfasst das Steuer ein wenig fester. »Oder wo er endet.«

»Du wolltest mit acht Herr der Fliegen lesen?«, frage ich. »Du hast mit acht Herr der Fliegen gelesen«, korrigiere ich mich dann und runzle die Stirn. »Als ich das gelesen habe, war ich doppelt so alt wie du … und ich hab’s auch nur gelesen, weil man mich in der Schule gezwungen hat.«

Tyren zieht eine Augenbraue hoch, dann wendet er sich wieder dem Verkehr zu. Entschlossen kämpfe ich den Wunsch, mich zu rechtfertigen, nieder und nehme einen weiteren Schluck meines Kaffees. Ich mag es nicht, wenn mich jemand so geringschätzig mustert … vor allem nicht, wenn ich diesen Jemand sympathisch finde. Zwar kenne ich den Buchhändler noch nicht lange, aber ich mag ihn. Außerdem macht es unglaublich viel Spaß, ihn aus der Reserve zu locken. Es gefällt mir, wenn sich die Überforderung in seinen blauen Augen widerspiegelt. Seit meinem Einzug vor einer Woche hat er noch kein einziges Mal die Stimme erhoben. Weder als ich meine schmutzige Freizeitparkuniform im Bad vergessen noch als ich mich versehentlich am falschen Kühlschrankfach bedient habe. Er ist ruhig geblieben, hat meine Wäsche kommentarlos mitgewaschen, neuen Joghurt gekauft und diesen im Anschluss ordentlich beschriftet.

In den vergangenen Minuten hat er mir noch mehr Facetten von sich gezeigt, und die sind ziemlich interessant. Ein Hoch auf als Drogen getarnte Meerschweinchen.

Während ich über die nächsten Fakten nachdenke, verlassen wir Pittsburgh, und Tyren biegt auf eine wenig befahrene Landstraße ab. Sieht ganz so aus, als wären wir noch eine Weile unterwegs.

»Ich habe Angst vor Spinnen«, beginne ich meine Aufzählung und räuspere mich im Anschluss, um das leichte Scharren aus der Box zu übertönen. »Ich hatte schon mal einen Dreier. Und ich finde dich attraktiv.«

Tyren erwidert vorerst nichts. Glück gehabt, offenbar hat er die Schweine-Geräusche nicht bemerkt. Stattdessen öffnet er die Fenster und lässt frische Luft in den Innenraum des Toyotas. Dann fixiert er mit leicht gerunzelter Stirn die Straße. Gestern Abend hatte er den gleichen Blick drauf, als er mit seiner Lesebrille auf der Couch saß, neben sich eine Tasse Tee und auf dem Schoß ein Buch. Seine konzentrierte Miene ist niedlich und irgendwie auch ziemlich sexy.

»Ich kann mir nicht vorstellen, dass du Angst vor Spinnen hast«, sagt er schließlich. »Wahrscheinlich hattest du sogar mal eine Vogelspinne als Haustier. Eine Vogelspinne namens Tarantino oder so. Tarantino die Tarantel.«

Er grinst, und obwohl ich an Vogelspinnen überhaupt nichts amüsant finde, zuckt um meine Mundwinkel ebenfalls ein kleines Lächeln.

»Das mit der Spinnenangst ist die Lüge«, entscheidet er, woraufhin ich den Kopf schüttle.

»Nein«, erwidere ich. »Das war keine Lüge. Ganz ehrlich? Ich hasse Spinnen. Sie haben einfach zu viele Beine mit Knicken an den falschen Stellen.« Ein Schauder überläuft mich, und ich ziehe unbehaglich die Schultern hoch. »Und man kann nicht einfach irgendwen oder irgendwas direkt nach Tarantino benennen. Das ist eine Beleidigung für den Meister. Figuren aus seinen Filmen sind besser.«

»Okay«, erwidert Tyren, ohne auf meine Worte näher einzugehen. »Dann bin ich wieder dran.«

Er führt das Spiel überraschend bereitwillig weiter. Vermutlich hat er Angst, ich könnte die beiden anderen Punkte noch näher ausführen.

»Ich habe mir mal den Ellbogen gebrochen, als ich etwas vor meinen Eltern auf dem Schrank versteckt habe«, beginnt er. »Es gibt ein Foto von mir, auf dem ich mit meinem ersten Baked Alaska zu sehen bin, das ziemlich schiefgegangen ist. Und ich habe drei Mittelnamen, Oscar Henry James.«

Ich entscheide aus dem Bauch heraus. »Die Namen sind die Lüge.«

»Stimmt«. Tyren seufzt geschlagen. »Ich habe nur einen Mittelnamen. Oscar.«

»Ein Glück.« Ich setze mich etwas bequemer hin. »Die beiden anderen Informationen sind irgendwie süß, und es wäre schade, wenn du sie erfunden hättest. Was hast du vor deinen Eltern versteckt? Eine Pornozeitschrift vielleicht?«

Tyren wirft mir einen entrüsteten Blick zu. »Nein«, sagt er. »Es war keine Pornozeitschrift. Es war Der Fänger im Roggen.«

Natürlich war es keine Pornozeitschrift. Natürlich war es irgendein seriöses Buch, dessen Titel mir sogar vage bekannt vorkommt. Der Buchhändler ist alles, aber nicht überraschend. Kein bisschen überraschend. Allein der Inhalt seines Handschuhfachs verrät einiges über seinen Charakter. Hätte ich einen eigenen Wagen – mein Handschuhfach wäre ein Quell unglaublicher Spannung. Vielleicht sollte ich bei Gelegenheit ein paar Überraschungen in Tyrens Auto deponieren.

»Meine Eltern waren der Meinung, dass ich mit zehn noch zu jung dafür war«, reißt er mich aus meinen Gedanken. »Als sie mich damit erwischt haben, wollten sie, dass ich es einem Secondhandladen spende. Aber ich wollte es zu Ende lesen.«

»Ganz schön ambitioniert«, sage ich anerkennend. »Und was ist ein Baked Alaska? Kann ich das Foto sehen, wenn wir zu Hause sind?«

»Du weißt nicht, was ein Baked Alaska ist? Ein Überraschungs-Soufflé? Das eigentlich unmögliche Dessert, weil man Eis im Ofen backt, ohne dass es schmilzt?« Er klingt verdammt begeistert dafür, dass es sich lediglich um einen Nachtisch handelt. Irgendwie ist das ziemlich liebenswert.

»Die eiskalte Schaumschicht isoliert das Eis gegen die Hitze. Es ist faszinierend, und es schmeckt gut. Das musst du probiert haben. Ich könnte nächste Woche eins machen. Aber das Foto bleibt unter Verschluss.«

»Klingt auf jeden Fall spannend.« Ich beuge mich ein wenig vor und streiche über die Box auf meinem Schoß.

»Wie weit fahren wir noch?«

Einen kleinen Ausflug in Ehren, aber sonderlich bequem ist es in dem Karton sicher nicht, zumal die beiden Schweine spontan aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen wurden. »Und wohin fahren wir überhaupt?«

Tyren dreht den Kopf minimal zur Seite, sein Blick streift zuerst mich, dann den Karton.

»Gleich da«, erwidert er knapp, woraufhin ich mich wieder ins Polster sinken lasse.

Er sieht sich um, als hätte er in Wirklichkeit keine Ahnung, wohin wir fahren. Vermutlich sucht er nach einer Abzweigung, einem einsamen Feldweg oder etwas Ähnlichem. Nach einem Ort, an dem nicht jedes andere Auto auf der Straße mitbekommt, wie sein verrückter Mitbewohner einen Karton mit Drogen aus dem Fenster schleudert.

»Hast du schlechte Laune, weil ich richtig getippt habe?«, frage ich nach einer kurzen Pause. »Weil das wiederum bedeutet, dass du verloren hast und ich einen Gefallen bei dir guthabe?«

Ich lehne mich ein Stück zu ihm, schnippe aufmunternd gegen seinen Oberschenkel, und er presst umgehend die Lippen aufeinander.

»Keine Angst«, sage ich mit einem verschwörerischen Lächeln. »Ich werde nichts Unmögliches verlangen. Bestimmt fällt mir etwas ein, woran wir beide Spaß haben.«

»Das klingt gut«, sagt er so vorsichtig, als würde er mir keinen Schritt über den Weg trauen.

»Dein Zweitname spukt mir immer noch im Kopf herum«, sage ich. »Oscar.«

Er setzt ordentlich den Blinker und biegt auf einen der Feldwege ab. Nach ein paar Metern halten wir an. Scheint so, als wären wir am Ziel; einem Ziel, umgeben von Büschen und Sträuchern.

In Kürze werde ich den Inhalt meines Kartons preisgeben, dann ist die gute Stimmung dahin. Schade eigentlich, bisher hat es großen Spaß gemacht. Ich nehme nicht an, dass Tyren ohne Druckmittel etwas mit mir unternommen hätte. Vielleicht kann ich mir mit einer kleinen Ablenkung noch etwas Zeit erkaufen.

»Was dagegen, wenn ich dich ab sofort Oscar nenne?«, frage ich unschuldig.

»Ja«, erwidert er so schnell, dass ich mir ein Grinsen nicht verkneifen kann.

»Na gut.« Ich hebe besänftigend eine Hand. »Ein individueller Spitzname ist sowieso schöner.« Nachdenklich lege ich den Kopf schräg. »Wie wär’s stattdessen mit Bookboy?«

Er atmet langsam aus, dann stellt er den Motor ab. Oh, oh. Die Stunde der Wahrheit steht unmittelbar bevor.

»Wenn dir Bookboy nicht gefällt, könnte ich dich auch Herr der Fliegen nennen. Oder wir bleiben doch bei Os –«

»Bookboy ist toll«, unterbricht er mich, woraufhin ich zufrieden nicke. Während er die Scheibe nach unten fährt und im Anschluss den Pappkarton mit meinen neuen Mitbewohnern anvisiert, denke ich darüber nach, wie ich ihm am besten mitteile, dass der Inhalt der Kiste unter keinen Umständen aus dem Auto geworfen werden wird.

»Wirf sie am besten hinter den Busch, damit man sie nicht sofort sieht, wenn man vorbeikommt.«

Ich beuge mich ein Stückchen vor und widerstehe dem Wunsch, die Arme schützend um die Kiste zu legen. Nicht, dass er plötzlich selbst tätig wird und die beiden Schweine rauswirft – im wahrsten Sinne des Wortes.

»Jamain.«

Ich drehe mich ein Stück in seine Richtung.

»Könntest du dich ein wenig beeilen?«

Seine Stimme klingt angespannt, und sein Gesichtsausdruck ist so missbilligend, als würde er ein ruiniertes Baked Atlantis betrachten.

»Womit?«, erkundige ich mich harmlos, woraufhin er die Stirn in Falten legt.

»Du hast versprochen, den Karton loszuwerden.«

Für einige Sekunden mustere ich ihn schweigend.

»Nicht ganz«, sage ich dann. »Der Deal war, dass ich alle Drogen entsorge, die sich in dem Karton befinden.«

»Ja.« Er verengt leicht die Augen. »Und?«

»In dem Karton befinden sich keine Drogen.«

»Verarsch mich nicht. Mein ganzes Auto riecht nach Cannabis.«

Ich beiße mir auf die Unterlippe. »Du kennst dich echt gut mit Drogen aus, was?«

Er seufzt und fährt sich resigniert durchs Haar. »Jamain …«

»Dein Auto riecht nicht nach Drogen, dein Auto riecht nach Heu«, sage ich und gebe mir gar nicht erst Mühe, meine Belustigung zu verbergen. Meine Belustigung, die noch weiter zunimmt, als Tyren ungläubig die Brauen hochzieht.

Langsam beuge ich mich zu ihm und öffne die Klappen der Box, sodass er einen Blick hineinwerfen kann.

»Darf ich vorstellen? Unsere neuen Mitbewohner.« Ich greife in den Karton und hebe das braune Meerschwein vorsichtig heraus, das sich neugierig umsieht, während mich das flauschig-weiße aus der Ecke heraus misstrauisch anblinzelt.

»Ich denke, ich werde sie Kill und Bill nennen. Eine kleine Hommage an Tarantino.«

Im Wagen herrscht vollständige Stille, lediglich durchbrochen von einem Knabbergeräusch, als Bill testweise in den Rand der Box beißt.

Ich reiße mich von dem braunen Schweinchen los und beobachte stattdessen Tyrens Mienenspiel. Seine Pupillen sind leicht geweitet, und in ihnen spiegelt sich eine Mischung aus Unglaube und Sorge. Er presst wieder die Lippen aufeinander, was wiederum dafür sorgt, dass mich Belustigung erfüllt. Tyren Oscar Bradford hat sich geirrt und ist sichtlich überfordert mit dieser Tatsache.

»Das kleine Stirnrunzeln steht dir«, entscheide ich mich für ein Kompliment, während ich Bill vorsichtig auf den Handflächen balanciere. Er schaut wieder interessiert in Tyrens Richtung und scheint auf eine Streicheleinheit zu hoffen. Vergeblich, denn dieser umfasst demonstrativ das Lenkrad und schaut finster zwischen mir und dem Meerschwein hin und her. Offensichtlich kann er sich nicht entscheiden, wer von uns beiden gerade das größere Ärgernis darstellt. Das kann ich nicht nachvollziehen. Im Karton befanden sich nicht nur keine Drogen, sondern sogar zwei Paar süßer Knopfaugen. Der Buchhändler muss ein Herz aus Stein haben, wenn er sich davon nicht erweichen lässt. Vielleicht hätte ich ihm Kill präsentieren sollen, der nach wie vor skeptisch in einer Ecke der Kiste sitzt; die beiden scheinen sich vom Charakter ähnlicher zu sein.

Tyren braucht einige Zeit, um sich aus seiner Erstarrung zu reißen.

»Auf keinen Fall.« Er schüttelt den Kopf. »Die beiden werden auf keinen Fall unsere Mitbewohner. In der Wohnung sind keine Haustiere erlaubt. Und ganz besonders keine gestohlenen. Wir werden die Meerschweinchen wieder zurückbringen.«

»Nein«, widerspreche ich entschieden, aber leise genug, um Bill nicht zu erschrecken. Vorsichtig streiche ich über sein Köpfchen und setze ihn zurück in den Karton.

»Keine Sorge«, sage ich an die beiden Tierchen gewandt. »Das meint er nicht so. Ihr müsst nicht zurück zum Schweinehasser, okay?«

Tyren lässt den Motor an, fährt die Fenster nach oben und wendet den Wagen, sodass wir uns kurz darauf wieder auf der Landstraße befinden.

»Wir können sie nicht zurückbringen«, beharre ich. »Das wäre verrückt. Ich habe mein Leben riskiert, um die beiden zu retten, und jetzt soll alles umsonst sein?«

Ich greife nach meinem Kaffeebecher, den ich im Zuge der Meerschweinchen-Präsentationsaktion zwischen uns abgestellt habe, und nehme einen Schluck – allerdings nur einen kleinen, denn in diesem Moment fällt mir eine Möglichkeit ein, wie ich Tyren zur Vernunft bringen kann. Nicht sonderlich nett, aber mir bleibt keine Wahl.

»Weißt du, Bookboy«, sage ich, während ich scheinbar nachdenklich den Deckel vom Becher nehme, »ich bin ein sehr sensibler Mensch. Wenn du zurück zu Ethan fährst, könnte es sein, dass ich vor Aufregung zu zittern beginne.« Ich bewege die Hand testweise einige Male hin und her, sodass der Kaffee dem Rand gefährlich nahe kommt.

»Wir sollten nicht riskieren, dass dein schöner Wagen irgendwie mit Kaffee versaut wird. Auch Sojamilch riecht sicherlich nach ein paar Tagen ziemlich unangenehm.«

»Du drohst mir mit Kaffee?« Für einen Sekundenbruchteil zuckt sein Blick zu mir. »Nein, du drohst mir mit dem Kaffee, den du von mir verlangt hast. Den ich dir spendiert habe«, fügt er hinzu, als würde er auf Gewissensbisse meinerseits warten.

Statt mich reumütig zu zeigen, lasse ich den Kaffee erneut fast über den Becherrand schwappen.

Tyren schnaubt gereizt, dann konzentriert er sich wieder auf den Verkehr.

»Warum hast du sie überhaupt geklaut?«, fragt er nach einer kurzen Pause.

»Ethan ist schlecht mit ihnen umgegangen.« Ich streiche mit der freien Hand über den Karton. »Ihr Stall war total verdreckt, sie hatten kein frisches Wasser und zu wenig Futter. Beim letzten Mal habe ich ihnen etwas mitgebracht, konnte sie aber nicht mitnehmen, weil ich keine feste Bleibe –« Ich unterbreche mich mit einem Räuspern. Kein gutes Thema, denn natürlich habe ich dieses Detail bei unserem Kennenlerngespräch verschwiegen.

»Wie auch immer.« Ich schenke ihm ein aufmunterndes Lächeln. »Jetzt werden die beiden bei uns ein liebevolles Zuhause bekommen. Nicht wahr?«

Tyren ächzt erschöpft, und in mir regt sich das schlechte Gewissen. Es war nicht in Ordnung von mir, derart mit ihm zu spielen und ihn jetzt auch noch mit zwei neuen Mitbewohnern zu überfallen, obwohl er sich noch nicht einmal an mich gewöhnt hat. Er bemüht sich wirklich, und ich …

Gerade als ich eine Entschuldigung formulieren will, ergreift er das Wort.

»Sie werden in deinem Zimmer bleiben«, zählt er auf, und ich kann nicht anders als zu lächeln. Doch kein Herz aus Stein.

»Ich werde kein einziges Mal eins der Schweinchen im Flur, in der Küche oder irgendwo sonst antreffen.« Er hält an einer roten Ampel und wirft mir einen eindringlichen Blick zu. »Ich werde sie weder sehen noch riechen. Und da du diesen Kerl für einen so furchtbaren Meerschweinchenbesitzer gehalten hast, dass du die Tiere stehlen musstest, erwarte ich, dass du dich so verdammt gut um die zwei kümmerst, wie sich noch nie jemand zuvor um Haustiere gekümmert hat.«

Mein Grinsen wird bei seinen Worten immer breiter, und als seine Ansprache ein Ende findet, drehe ich mich auf dem Sitz in seine Richtung.

»Ich wusste gar nicht, dass du so streng sein kannst, Bookboy«, sage ich anerkennend. »Diese dominante Seite ist ziemlich spannend. Zur Perfektion hat nur noch die Androhung einer Strafe gefehlt. Solltest du meiner Aufforderung nicht nachkommen, wird das Konsequenzen haben. So etwas in der Art.«

Während ich über mögliche Konsequenzen nachdenke und dabei geistesabwesend über den Karton streichle, parkt Tyren den Wagen mit seiner üblichen Ruhe in die ziemlich kleine Lücke ein.

»Was war das mit keiner festen Bleibe?«

Er macht den Motor aus, und auch das Radio verstummt. Die plötzliche Stille im Wagen ist ziemlich unangenehm.

Ich stoße einen dramatisch-resignierten Seufzer aus. »Bevor ich bei dir eingezogen bin, hatte ich keine eigene Wohnung, okay?« Meine Worte sind halb herausfordernd, halb entschuldigend; als würde ich damit rechnen, denn vermutlich wird mich der Buchhändler umgehend verurteilen. »Das heißt nicht, dass ich auf der Straße saß, unter Brücken geschlafen oder mit Drogen gedealt habe. Ich bin einfach zwischen ein paar Freunden hin- und hergependelt und konnte denen keine Meerschweinchen vor die Nase setzen, wenn sie schon so nett waren, mich aufzunehmen. Keine große Sache.«

Ohne auf seine Antwort zu warten, schnalle ich mich ab, öffne die Tür und steige aus, wobei ich die Kiste mit Kill und Bill schützend an mich drücke. Vielleicht habe ich mein Leben nicht perfekt im Griff, aber den beiden Schweinchen wird es bei mir gut gehen.

Tyren schließt die Haustür auf, und kurz darauf betreten wir beide das Haus. Schweigend gehen wir die Treppen nach oben in den zweiten Stock.

Mein Blick fällt auf das Klingelschild. »Das müssen wir noch ändern.«

Er erwidert nichts und steckt den Schlüssel ins Schloss.

»Vor der Einweihungsparty am kommenden Wochenende.«

Statt die Wohnung zu betreten, hält er inne und wirft mir einen alarmierten Blick zu.

»Einweihungsparty?«, wiederholt er so irritiert, dass ich mein Grinsen nicht unterdrücken kann.

»Keine Sorge.« Ich gehe an ihm vorbei in den Flur und stelle die Meerschweinchenkiste neben der Kommode ab. »Nichts Großes. Nur ein paar Bekannte. Und der Eintrittspreis sind Getränke, dann müssen wir uns nur um das Essen kümmern. Gut, oder?«

Ich kann es kaum erwarten, zum ersten Mal Gäste zu haben, denn die Wohnung ist der Wahnsinn. Unsere gemeinsame Wohnung, auch wenn sie seinen Eltern und damit eher ihm gehört als mir. Weshalb er, ebenso wie ich, Miete zahlt, ist mir zwar schleierhaft, aber ich muss ja nicht alles verstehen. Es zählt nur, dass eines der beiden großzügig geschnittenen Zimmer meines ist – und das von Kill und Bill. Steve und den anderen werden die Augen aus dem Kopf fallen, wenn sie am Wochenende sehen, wie ich jetzt wohne. Ein unfassbares Upgrade.

Während Tyren die Tür hinter uns schließt, öffne ich den Karton – vorsichtig, damit ich die Tierchen nicht erschrecke. Meine Sorge ist umsonst, denn zumindest Bill schnuppert mir sofort interessiert entgegen. Anscheinend will er sich hier umschauen, das kann man ihm nicht übel nehmen.

»Wenn es sich nur um ein paar Bekannte handelt, reichen ein paar Flaschen Wein doch aus.« Tyren zieht seine Schuhe aus und hängt den Autoschlüssel an den Haken neben der Tür. Alles ordentlich. Alles an seinem Platz. Wie immer.

»Ich gehe davon aus, dass du ein entspanntes Abendessen meinst«, fügt er hoffnungsvoll hinzu. So hoffnungsvoll, dass ich beschließe, ihn vorerst in dem Glauben zu lassen. Ich denke nicht, dass Bookboy jemals eine ordentliche Party gefeiert hat. Höchste Zeit, dass er das nachholt!

»Wir können drei bis vier Leute einladen, dafür reicht das Besteck«, fährt er fort. »Ich kann uns etwas kochen. Vielleicht könnte ich sogar Baked Alaska als Nachtisch servieren.«

Obwohl mich Tyrens Vorschläge interessieren, fällt es mir schwer, meine Aufmerksamkeit von Bill loszureißen. Während Kill nach wie vor in der Ecke des Kartons Schutz sucht, watschelt das braune Meerschwein munter los.

»Sieh mal!« Die Begeisterung ist meiner Stimme deutlich anzuhören. »Ist das nicht süß? Es läuft in Richtung meines Zimmers! Er weiß schon, wo er hingehört.« Für einige Sekunden betrachte ich hingerissen, wie Bill im Zickzackkurs den Flur erkundet.

»Und das Geräusch der Krallen auf dem Laminat ist ja mal total niedlich«, füge ich hinzu, während ich ihm folge – vorsichtig genug, um ihn nicht zu erschrecken, und gleichzeitig schnell genug, um ihn nicht aus den Augen zu verlieren.

Tyren stößt einen erstickten Laut aus.

»Wir haben vergessen, einen Käfig zu kaufen. Pack das Meerschweinchen wieder zurück in den Karton. Wir müssen in den Tierladen fahren und dringend einige Regeln aufstellen. Dann können wir meinetwegen deine Dinnerparty im Detail planen.«

Ich schenke dem Buchhändler ein unverbindliches Nicken, dann folge ich Bill bis zu meiner Zimmertür, die er mit beeindruckender Zielstrebigkeit gefunden hat.

»Mi casa es su casa«, sage ich mit einer einladenden Handbewegung, woraufhin er über die Schwelle watschelt, um sich sein neues Zuhause anzuschauen.

»Ich denke, es gefällt ihm«, lasse ich Bookboy wissen und kehre zur Kommode zurück, um den Karton mit Kill ebenfalls in mein Zimmer zu tragen. Damit er Zeit hat, sich in seinem eigenen Tempo mit der neuen Umgebung vertraut zu machen, stelle ich ihn neben dem Kleiderschrank ab, den ich aus Umzugskisten zusammengestapelt habe. Sicherlich fühlt er sich wohler, wenn der Buchhändler nicht ständig irgendwelchen Quatsch fordert. In einen Käfig? Verdammt, gerade habe ich sie aus einem befreit, da werde ich sie doch nicht wieder einsperren?

»Von mir aus stelle ein paar Regeln auf«, sage ich zu Tyren, der durch die offene Tür in mein Zimmer späht und alles andere als glücklich aussieht. Wahrscheinlich hat er sich immer noch nicht davon erholt, dass sich meine Einrichtung auf eine Matratze, den Kartonschrank, mehrere Reisetaschen und eine coole Lavalampe beläuft.

»Aber die Schweinis werden nicht weggesperrt. Mein Zimmer ist groß genug für uns drei. Denkst du, ich kann zwei deiner hübschen Untertassen haben für Futter und Wasser? Und diesen komischen Obstkorb aus Edelstahl für Heu? Als Toilette wäre die Schuhschale aus dem Flur perfekt. Ich meine, wir wohnen im zweiten Stock. Bis man die Wohnung betritt, sind die Schuhe eh sauber, das Ding ist also total unnötig.«