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Spanien könnte landschaftlich mit seinen Küsten, Gebirgen und Städten kaum vielfältiger und interessanter sein. Als eine der schönsten Perlen Europas zählt Spanien zurecht zu den beliebtesten Urlaubsländern. Das milde Klima und die daraus resultierende Warmherzigkeit der Menschen sind die Hauptcharakteristika, welche das Land zu solch einem Anziehungspunkt für Entspannungs- und Kultursuchende machen. Carsten Vellmodt, Autor weiterer Reiseführer (u.a. Thailand entdecken) hat auch mit diesem Buch wieder seine Sachkenntnis und Erfahrung unterhaltsam und kurzweilig verpackt. Keine überflüssigen Informationen, sondern vielmehr alles was für eine gelungene Reise durch die iberische Halbinsel nützlich ist, lässt sich in diesem Band wiederfinden. Behandelt werden die Themen Geschichte und Geographie, Sehenswürdigkeiten, Infrastruktur, Übernachtungsmöglichkeiten sowie Essen und Trinken. Ein hilfreicher Reisebegleiter in allen Situationen.
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Veröffentlichungsjahr: 2018
Wenn Sie als Gast in einem fremden Land sind, werden Ihnen in fast jeder Weltregion erhebliche regionale Unterschiede auffallen. Am augenfälligsten sind zumeist die Besonderheiten in der Landschaftsformung, die nicht selten mitursächlich sind für bestimmte historische Entwicklungen im Zusammenhang mit der Ausbildung geographisch bedingter Kulturräume.
Das trifft im besonderen Maße für Spanien zu, dessen geopolitische Lage auf der Afrika benachbarten Iberischen Halbinsel es zeitweise zum Einfallstor muslimischer Expansion aus der Maghreb-Zone beziehungsweise zum Ausgangspunkt hispanischer Übersee-Expansion werden ließen. Andererseits hat Spanien wegen der durch die natürliche Barriere der Pyrenäen bedingten Abtrennung von Resteuropa oft im europäischen Kontext eine Sonderrolle gespielt. Ferner hat die landschaftsräumliche Gestaltung in einigen Gebieten die Entstehung starker Regionalidentitäten begünstigt.
Auf der den Südwest-Ausläufer Europas bildenden Iberischen Halbinsel liegen vier staatliche Gemeinwesen, von denen das Königreich Spanien mit 505.000 qkm Fläche den größten Anteil einnimmt. Mit Ausnahme der Grenze zum westlichen Nachbarstaat Portugal wird das europäisch-festländische Spanien durch natürliche Grenzen definiert. Im Norden des Landes zieht sich der Gebirgszug der Pyrenäen entlang. Hier grenzt Spanien an Frankreich sowie an Andorra. Im Nordwesten, Süden und im Osten endet Spanien an den Küsten von Atlantik beziehungsweise Mittelmeer. Eine Ausnahme bildet die ungefähr einen Kilometer lange Landgrenze zu der winzigen Großbritannien-Kronkolonie Gibraltar im äußersten Süden.
Zu Spanien gehören ferner die Mittelmeer-Inselgruppe der Balearen sowie die vor der Küste Mauretaniens liegenden Kanarischen Inseln. Die beiden kleinen Territorien Melilla und Ceuta an der Spanien gegenüberliegenden Afrika-Küste sowie einige vorgelagerte Inselchen („Presidios“) sind ebenfalls, seit über 500 Jahren, Bestandteil des spanischen Staatsgebiets. Es werden auf dem Festland historische Großregionen unterschieden, die staatsrechtlich zum Teil „Autonome Gemeinschaften“ bilden, zum Teil administrativ in mehrere Gemeinschaften unterteilt sind. Im Nordwesten liegen die Regionen Galizien, Asturien, Kantabrien, Rioja und das Baskenland, denen sich östlich Navarra und Aragonien anschließen. Katalonien mit seiner Metropole Barcelona zieht sich von den Pyrenäen im Nordosten an der Mittelmeerküste entlang. Südlich schließen sich die Küstenregionen von Valencia und Murcia an. Den Südteil Spaniens bildet Andalusien, die einzige spanische Region, die sowohl eine Atlantik- als auch eine Mittelmeerküste hat. Bekannte andalusische Städte sind Sevilla, Cordoba, Cadiz, Malaga und Granada. Im Nordwesten Andalusiens liegt Extremadura und im Norden in Zentralspanien die historische Region Kastilien mit Madrid, Toledo, Salamanca und Burgos.
Touristisch sind alle diese Regionen mit Sicherheit eine Reise wert. Die Bedeutung des Fremdenverkehrs ist in den einzelnen Regionen aber ungleichgewichtig auf bestimmte Küsten- und Inselgebiete verteilt. Besonders bekannte Urlaubsgebiete sind die Kanarischen Inseln mit Gran Canaria, Teneriffa, Lanzerote und Gomera ebenso wie die Balearen mit Mallorca, Menorca und Ibiza. Auf dem Festland gelten die Costa Brava und Costa Dorada in Katalonien, die Costa del Sol und Costa de la Luz in Andalusien sowie die Costa Blanca bei Valencia als touristische Hochburgen. Bild 1: Burg von Denia
Spanien ist topographisch wesentlich von seinen zahlreichen Gebirgen geprägt, die die beiden, „Mesetas“ genannten, zentralspanischen Hochebenen einschließen. Die Gebirgsketten ziehen sich fast überall bis dicht oder sogar bis direkt an die Küste heran. Ausgedehnte Küstenebenen sucht man deshalb in Spanien vergebens. Lediglich vereinzelt, wie bei Valencia und Murcia, gibt es kleinere Küstenebenen („Huertas“).
Es werden sechs große Hochgebirgssysteme unterschieden, die alle, mit Ausnahme des von Burgos bis nach Valencia in Nordwest-Südost-Richtung verlaufenen Iberischen Randgebirges, in Ost-West-Richtung ausgerichtet sind. An den Ausläufern dieser Gebirgsketten (unter anderem das Kantabrische Gebirge im baskisch-galicischen Großraum und das Kastilische Scheidegebirge in Zentralspanien sowie die Sierra Nevada in Andalusien) schließen sich an vielen Stellen Mittelgebirgszüge an.
Ergänzt werden diese Gebirgszüge als Gliederungselemente der Landschaft durch die zum Atlantik fließenden Ströme Duero, Tajo, Guadania und Guadalquivir sowie durch den ins Mittelmeer mündenden Ebro.
Die Menschen im geographischen Raum Spanien haben eine bewegte Geschichte erlebt. Insbesondere zwei Epochen in der spanischen Geschichte ragen als Sonderheiten hervor: Die Eroberung Spaniens durch die Mauren im Frühmittelalter und die sich daran anschließende, zeitweilig Kreuzzugscharakter annehmende und bis 1492 dauernde, Rückeroberung („Reconquista“) des Landes spielen im historischen Bewusstsein eine ebenso große Rolle wie der Bürgerkrieg von 1936 bis 1939 und die darauf bis 1975 folgende „Bleierne Zeit“ der Franco-Diktatur. Ab dem zweiten vorchristlichen Jahrtausend mischte sich die Ur-Bevölkerung Spaniens, die Iberer, mit keltischen Einwanderern. Phönizische Seeleute begründeten etwa ab 800 v. Chr. Handelskolonien (u.a. Cadiz) an Spaniens Mittelmeerküsten, die im dritten vorchristlichen Jahrhundert wie ganz Iberien Teil des karthagischen Reiches wurden. Karthago verlor seine Machtstellung in den Punischen Kriegen an Rom, das gegen heftigen Widerstand der Keltiberer und Basken das Land bis 17. v. Chr. endgültig eroberte und in Folge auch kulturell bestimmte. Lediglich die Basken bewahrten auch unter römischer Oberherrschaft ihre kulturelle Eigenständigkeit. Im Verlauf des Zusammenbruchs des römischen Imperiums (476 n. Chr.) etablierten christianisierte Westgotenkönige in Spanien ihre Herrschaft, die sie nach der Eroberung von fast ganz Spanien durch 711 eingefallene nordafrikanische Araber-Stämme („Mauren“) nahezu verloren. Lediglich ein Gebietsstreifen im Nordwesten konnte Goten-König Pelayo halten. Von dem hier von Pelayo gegründeten Königreich Asturien aus formierte sich die Reconquista, die über 750 Jahre dauern sollte. In dieser Zeit entstanden zahlreiche spanische Königreiche, die sich häufig untereinander befehdeten und nicht selten dabei Koalitionen mit den Mauren eingingen. Daneben war die maurische Zeit aber auch phasenweise eine der fruchtbarsten Perioden der mittelalterlichen Kulturgeschichte Europas in Bezug auf Bildung, Philosophie und Wissenschaft. Der vereinten Kraft der seit 1469 in Personalunion vereinten „Katholischen Könige“ von Kastilien und Aragon gelang es schließlich 1492 mit dem Kalifat von Granada das letzte maurische Reich in Spanien zu erobern. Im selben Jahr nahm Columbus für Kastilien Westindien in Besitz. Damit begründete er ein Kolonialreich, das zeitweise zwei Drittel der beiden Amerikas umfasste.