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Alter schützt vor Jugend nicht Die brillante Feuilletonistin Jutta Voigt zeigt uns, was es heißt, jung zu bleiben, während man älter wird. Sie erzählt von der tröstlichen und schmerzhaften Identifikation mit der Jugend, die den Bogen des Lebens bis zum Zerreißen spannt. Berichtet wird „Aus dem Leben einer älteren Dame“: „Wenn ich ein Café betrete, verstummt kein Gespräch, ist kein Auge auf mich gerichtet. Ich finde das in Ordnung. Ich habe es lange genug gehabt, das Strammstehen vor meinem Dekolleté, die Hab-Acht-Stellung beim Klacken meiner hohen Absätze, das ehrfürchtige Verstummen vor einem Lächeln.“ Es geht um eine Frau, die ihre Waschmaschine mehr liebt als ihren Mann. Um einen Striptease am Totenbett. Und um einen, der seine junge Geliebte für eine Gleichaltrige verlässt, weil sie denselben Subtext in der Seele hat. Die Spätvorstellung einer Generation, der die ewige Jugend zur Pflicht geworden ist. „Ein starkes Buch und so schön offensiv. Das ist der Humor, den man zum Weiteraltern braucht!“ Dieter Hildebrandt
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Seitenzahl: 297
Veröffentlichungsjahr: 2012
Jutta Voigt
Spätvorstellung
Von den Abenteuern des Älterwerdens
Aufbau Digital,veröffentlicht im Aufbau Verlag, Berlin, September 2012© Aufbau Verlag GmbH & Co. KG, BerlinDie deutsche Erstausgabe erschien 2012 bei Aufbau, einer Markeder Aufbau Verlag GmbH & Co. KG
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jegliche Vervielfältigungund Verwertung ist nur mit Zustimmung des Verlageszulässig. Das gilt insbesondere für Übersetzungen, die Einspeicherungund Verarbeitung in elektronischen Systemen sowie fürdas öffentliche Zugänglichmachen z.B. über das Internet.
Umschlaggestaltung hißmann, heilmann, hamburgunter Verwendung eines Motivs vonCarmen Segovia / 2agenten
Konvertierung Koch, Neff & Volckmar GmbH,KN digital – die digitale Verlagsauslieferung, Stuttgart
www.aufbau-verlag.de
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Innentitel
Inhaltsübersicht
Informationen zum Buch
Informationen zur Autorin
Impressum
Prolog
Venedig – das Fest
Der Erdbeerkorb
Aus dem Leben einer älteren Dame – Sylvia
DIE ECHOS – Schwingung und Nachhall
ECHO I
Eine offene Rechnung
Guten Morgen, Klaus Fritz Max!
Manchmal möchte ich mitsterben
Kalter Kuss
Aus dem Leben einer älteren Dame – Immerblond
Der Homo senex – Früher war mehr Lametta
ECHO II
Der Provokateur
Die Jagd nach Liebe hat ein Ende
Flamingo
Schätzchen, welcher Tag ist heute?
Meine Alten
Niemandes Kind mehr
Vom Scheitel bis zur Seele – My Generation
Homo senex – Der Alte da, das bin nicht ich!
ECHO III
Der Preis
Endstation Sehnsucht
Tinas Lächeln
Weißhaariger Verrat
Aus dem Leben einer älteren Dame – Herzensangelegenheiten
ECHO IV
Alte sind Jugendliche mit Überblick
Ich war ein Biest
Ciao Bella
Wie sehen wir denn aus!
Der alte Freund
Venedig – die Toteninsel
ECHO V
Die Jugend, ach, die Jugend!
Schöne Frauen haben es schwer
Aus dem Leben junger Frauen – Mädchenmomente
Aus dem Leben einer älteren Dame – Spätvorstellung
Venedig – la festa
Dank
Für Jimmy und Dschingis
Catch a falling star and
Put it in your pocket
Save it for a rainy day
Perry Como, 1958
Wer alt ist, der ist nicht jung gestorben. Janis Joplin, Sarah Kane und Georg Büchner wurden nicht alt. Mozart, Jimi Hendrix, Fassbinder und Arthur Rimbaud starben früh. Auch Jeanne, die ich kannte. Nicht jung gestorben zu sein, ist ein Hauptgewinn. Der Preis dafür ist das Älterwerden. Von den Nachteilen und Vorzügen dieses Phänomens, seinen Fesseln und Freiheiten wird in diesem Buch die Rede sein. Ich kann keine Ratschläge geben, keine Weisheiten verteilen, nur beobachten, fragen und erzählen. Von denen, die vor mir alt wurden. Von denen, die das Altwerden noch vor sich haben. Von denen, die mit mir alt werden. Von mir.
Vorgeführt werden die Tragikomödien des Alters in einer Spätvorstellung, deren Attraktion die Offenheit ihrer Protagonisten ist. Dieses Stück über Liebe, Tod und Frutti di mare ist eine Collage aus Alltäglichkeiten, buchenswerten Begebenheiten und Absurditäten. Riskant Persönliches und tröstlich Allgemeines in Symbiose. Die Darsteller der Vorstellung sind Laien. Man wird nur einmal alt im Leben, es gibt keine Probe vor der Premiere, das Lampenfieber hält sich in Grenzen. Die Observation des Älterwerdens aus verschiedenen Blickrichtungen hat ein Ziel: Fürchtet euch nicht, denn in Matinee, Nachmittagsvorstellung und Spätvorstellung läuft oft derselbe gute Film.
Jetzt bin ich alt, denkt Sylvie, ab heute kann ich es nicht mehr vergessen. Sie hat keinem von dem Fest erzählt, das sie nachher feiern werden, sie hat auch Konrad verpflichtet, niemandem etwas zu sagen, Wörter schaffen Wirklichkeit. Konni, warum haben wir so früh geheiratet, und warum sind wir so lange zusammen geblieben. Jetzt bin ich alt, spricht sie vor sich hin, alt in Venedig. Der Palazzo Contarini ist schon lange alt, die Seufzerbrücke und San Marco existieren ewig schon als wertvolle, alte Schätze der Weltkultur. Sylvie ist kein wertvoller, alter Schatz der Weltkultur, sie ist erst seit heute alt, seit dieser Tag, seit dieses Fest gekommen ist. Seit dieses Datum von ihr das Geständnis einfordert, alt zu sein; ein Spritz bitte, mit Aperol! Venedig sollte es sein, wo sie ihr Fest feiern, unbedingt Venedig, weil es alt ist und schön. Venedig wird versinken, untergehen, rettungslos, die Zeit, die der Stadt bleibt, ist überschaubar, Schönheit am Rande des Todes, sagt der Philosoph.
Der junge Kellner scherzt mit zwei jungen Frauen, man kann das Meer riechen, das Handy klingelt. Konrad fragt, was er für das Frühstück morgen einkaufen soll, ob Sylvia was Bestimmtes wolle, falls sie heute Abend zu viel trinken würden. Konni liebt Supermärkte, besonders die im Ausland, da fühlt er sich nicht fremd, und doch gibt es fremde Sachen, andere Kekse, anderes Bier, andere Frauen an der Kasse. Anschließend geht er in die Galleria dell’Accademia, Tizians und Tiepolos angucken. Er sucht immer wieder dieselben fünf oder sechs Bilder auf, schon nach dem ersten Frühstück in Venedig ging er los, zur Begrüßung. Ich hab mich bei meinen Freunden sehen lassen, sagte er, alle noch da. Und wie immer, kurz vorm Rausgehn, die riesige Leinwand mit der Jungfrau Maria, wie sie als kleines Mädchen die Stufen zum Tempel emporsteigt. Sie ist immer noch auf derselben Stufe, vermeldete er. Sylvie und Konrad machen nicht alles gemeinsam, sie schätzen Distanz und freuen sich, aufeinander warten zu können.
Der Mann fürs Leben – geht das? Die Frau fürs Leben – kann das sein? Ein einziger Mensch für alles? Sylvie lacht vor sich hin. An der Litfasssäule vor ihrem Wohnhaus in Berlin klebte wochenlang das Porträt eines stadtbekannten Kulturträgers, ein Friseur, dessen große Visage Konrad nicht länger ertragen wollte. Am späten Abend steckte er sich zwei rohe Eier in die Manteltasche, ging runter und warf sie auf das Plakat. Drei Anläufe musste er nehmen, bis er das Gesicht des Friseurs an der richtigen Stelle traf, sechs Eier an drei Abenden gingen drauf dafür. Das erzählte er dem Eierverkäufer vom Markt. Dem ehemaligen Punk gefiel der Eierwurf auf das Coiffeurgesicht so gut, dass er Konrad vier Eier kostenlos überließ.
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