Spielen. Toben. Prophezeien. - Caroline Daphné Krein - E-Book

Spielen. Toben. Prophezeien. E-Book

Caroline Daphné Krein

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Beschreibung

Wie macht man Kindern den Glauben schmackhaft? Diese Frage stellen sich viele christliche Eltern und Leiter von Kindergruppen. Sie wünschen sich, dass die Kinder nicht nur Wissen über Gott anhäufen, sondern ihm wirklich begegnen, sodass sie an ihm festhalten. Dieses Buch zeigt anhand vieler Bibelstellen Gottes Perspektive auf die Jüngsten. Es hilft dabei, mit ihnen gemeinsam nachhaltig Gottes Reden und Wirken zu suchen und zu finden. Entdecken Sie, dass jedes Kind eine eigene geistliche Autorität besitzt und erleben Sie dabei auch selbst ganz frisch die Gegenwart Gottes!

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Seitenzahl: 240

Veröffentlichungsjahr: 2024

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CAROLINE DAPHNÉ KREIN (Jg. 1988) lebt mit ihrem Mann und drei Kindern in Bochum. Sie hat eine theologische Ausbildung in Wiedenest absolviert, ist Rehabilitationspädagogin und arbeitet als Coach für Leben & Familie. Seit 20 Jahren arbeitet sie in der Gemeindearbeit mit Kindern. Über die sozialen Medien teilt sie Gedanken und Erlebnisse aus dem Familien- & Glaubensleben mit einer wachsenden Community.

[email protected]

ENTDECKE JESUS im Familienalltag

Als Eltern, die Gott lieben, wünschen wir uns nichts mehr, als dass auch unsere Kinder eine eigene Beziehung zu Gott aufbauen. Dieses Buch wird Kopf und Herz von allen weiten, die Kinder auf dem Weg ins Leben begleiten und diesen Wunsch haben. Erwarten wir, dass Gott Kinder tatsächlich ernst nimmt, dass der Heilige Geist unseren Kindern Einblicke in die geistliche Welt gibt, dass Jesus ihnen ganz persönlich wahrnehmbar nahekommt?

Mit ermutigenden Einblicken in eigene Erlebnisse und in die Bibel verbreitet dieses Buch Leichtigkeit: Gott will allen Menschen begegnen, ganz spürbar und individuell. Das gilt sowohl für die Großen als auch die Kleinen.

»Wer dieses Buch liest, wird in die tiefe Leidenschaft hineingenommen, Gott im Alltag mit Kindern zu erleben – mit Leichtigkeit und zugleich mit einer großen Erwartung auf das, was Gott sagen und tun will. Möge dieses Buch zum Segen für viele werden!«

CONNY LÜLINGMutter, Lehrerin und Teil des Team-F-Netzwerks

»Beim Lesen dieses inspirierenden Buches wurde ich so dankbar: für meine Freundin Caro und ihr liebevolles, ehrlich suchendes und glaubensstarkes Herz. Für Kinder, die so besonders wertvoll sind und von denen wir so viel lernen können. Und vor allem für die Gegenwart Gottes, die uns alle schon von Kindheit an begleitet, immer Verbindung mit uns sucht und viel näher ist, als wir oft ahnen.Lass dich mitnehmen in fesselnde Geschichten von Gottesbegegnungen mitten im Alltag. Entdecke neu die biblische Perspektive auf Kinder und Gottes Vaterherz. Und lass dich ein auf mehr vom Himmel im Familienchaos und vielleicht sogar deine eigene kleine Erweckung im Kinderzimmer.«

SARA LORENZ-BOHLENMama, Pastorin und Autorin

»Wer sich wünscht, dass die eigenen Kinder Gott persönlich kennenlernen, anstatt nur Wissen über ihn anzuhäufen, für den ist dieses Buch eine Einladung, ein Wegweiser und eine Schatzkarte. Ein Buch, das berührt, Augen öffnet und Lust auf mehr macht – mehr von Gott im Hier und Jetzt! Danke für dieses Buch, Caroline Krein.«

NINA STREHLNano-Influencerin, Speakerin, Mutter

Caroline Daphné Krein

SPIELENTOBENProphezeien

Gemeinsam mit unseren Kindern die geistliche Welt entdecken

SCM R Brockhaus ist ein Imprint der SCM Verlagsgruppe, die zur Stiftung Christliche Medien gehört, einer gemeinnützigen Stiftung, die sich für die Förderung und Verbreitung christlicher Bücher, Zeitschriften, Filme und Musik einsetzt.

ISBN 978-3-417-27105-8 (E-Book)

ISBN 978-3-417-01008-4 (lieferbare Buchausgabe)

Datenkonvertierung E-Book: CPI books GmbH, Leck

© 2024 SCM R.Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH

Max-Eyth-Str. 41 · 71088 Holzgerlingen

Internet: www.scm-brockhaus.de · E-Mail: [email protected]

Soweit nicht anders angegeben, sind die Bibelverse folgender Ausgabe entnommen:

Neues Leben. Die Bibel, © der deutschen Ausgabe 2002 und 2006 SCM R.Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH, Holzgerlingen

Weiter wurden verwendet:

Lutherbibel, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart (LUT)

Hoffnung für alle ® Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®. Verwendet

mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis - Brunnen Basel (HFA)

Bibeltext der Neuen Genfer Übersetzung, Copyright © 2011 Genfer Bibelgesellschaft, Wiedergegeben mit freundlicher Genehmigung. Alle Rechte vorbehalten. (NGÜ)

Gute Nachricht Bibel, durchgesehene Neuausgabe, © 2018 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart (GNB)

Lektorat: Esther Schuster

Umschlaggestaltung: Kathrin Spiegelberg, Weil im Schönbuch

Titelbild: fizkes, istock.com

Autorenfoto: Christina Gilweit

Satz: typoscript GmbH, Walddorfhäslach

Inhalt

Zu Beginn

1 Himmlische Antennen

2 Himmlisch schlau

3 Himmlisch verbunden

4 Himmlisch stark

5 Himmlisch hören

6 Himmlisch begleiten

7 Himmlische Elternschaft

8 Himmlisches Dorf

Anmerkungen

Zu Beginn

Es ist nun schon einige Jahre her, dass ich die ersten Bibelverse in meinem Notizbuch sammelte, in denen ich Gottes wertschätzenden Blick auf Kinder erkennen konnte. Wie die Spitze eines Eisbergs kamen sie mir vor, und so ist es bis heute: Wir können nur anfangen zu erahnen, wie sehr Gott Kinder schätzt und die Beziehung zu ihnen ernst nimmt. Auch wenn ich nicht weiß, wann genau ich damit begann, diese Bibelstellen aufzulisten, so weiß ich noch, wann Gott das erste Mal in Bezug auf dieses Thema zu mir sprach. Es war das erste Mal, dass ich überhaupt bewusst davon reden konnte, dass Gott zu mir gesprochen hatte. Gott fühlte sich davor zwar schon immer nah an, aber sein Reden in meinem Alltag wahrzunehmen, war bis dahin nicht alltäglich für mich.

Ich war 18 Jahre alt und stand vor meinem kleinen Schreibtisch im Zimmer des Studentenwohnheims der Bibelschule, an der ich gerade eine theologische Ausbildung machte. Sitzen konnte ich nicht mehr, nachdem ich Gott zum ersten Mal bewusst darum gebeten hatte, zu mir zu sprechen – mein ganzer Körper spürte eine Aufregung und dass etwas in der Luft lag. Die Atmosphäre passte fast nicht zu dem kurzen Satz, den ich dann wahrnahm und der sich viel zu unspektakulär für diesen Moment anfühlte. »Mach was mit Kindern« war der Gedanke, der mir wie ein sanfter Hauch und gleichzeitig mit einer einprägsamen Autorität in den Sinn kam und mich seitdem nicht mehr verlassen wollte. Ich hatte in den Jahren zuvor bereits meine ersten Erfahrungen in der Arbeit mit Kindern in der Kirchengemeinde gemacht, sodass dieser Satz mich direkt daran erinnerte. Viel mehr konnte ich ihm aber erst mal nicht zuordnen.

Als ich einige Jahre später, nach meinem Studium zur Rehabilitationspädagogik in Dortmund, Teil des Leitungsteams unserer kleinen Kirchengemeinde in der Dortmunder Nordstadt war, dachte ich immer noch an diesen Satz. Sollte ich besser nicht in der Gemeindeleitung sein, sondern lieber Kindergottesdienste gestalten? Schließlich kam ich zu dem Schluss: Ich hatte mein Studium absolviert, um damit in die Familienberatung zu gehen – der Satz von damals, »Mach was mit Kindern«, würde also so oder so einen Teil meines Alltags betreffen, in welcher Form auch immer ich ihn anwenden würde.

Zu der Zeit war mein erstes Kind noch klein und wir begannen gerade zu erleben, mit welcher Leichtigkeit Gott in unserem Alltag wirkte und zu uns und unserem Kind sprach. Unsere Freunde mit ähnlich alten Kindern erlebten Ähnliches. Hier und da gestaltete ich einen Kindergottesdienst für die Kinder unserer kleinen Gemeinschaft, die hauptsächlich aus Studenten bestand, doch ich spürte, dass Gott mir noch mehr zu dem Thema offenbaren wollte.

Nachdem meine Liste von Bibelstellen zu der Frage, warum wir erwarten können, mit Kindern Gott zu erleben, immer länger wurde, begann ich, die ersten Seminare dazu in Gemeinden zu halten. Neugierige Eltern und Mitarbeiter des Kinderbereichs hörten mir gespannt zu, und die meisten ließen sich auf die inspirierenden Geschichten dazu aus der Bibel und aus unserem Alltag ein. Dabei begegneten mir einige immer wiederkehrende Fragen.

• Warum sollten wir, ganz unabhängig von unseren Kindern, überhaupt Gottes Wirken und Reden in unserem Alltag erwarten?

• Wie kann man Gottes Reden wahrnehmen?

• Sind Kinder geistlich ernst zu nehmen?

Ein Seminar reichte nie aus, um diese und noch mehr Fragen in all ihrer Tiefe zu beantworten. Was ich aus der Bibel zusammengetragen hatte und das, was wir mit unseren Kindern erlebten, hätte inzwischen ein ganzes Buch füllen können, und so legte ich von Seminar zu Seminar einen anderen Schwerpunkt, der an die Zuhörerschaft und ihren gemeindlichen Kontext angepasst war.

Neben diesen wiederkehrenden Fragen gab es jedoch dieses eine Thema, das mich nach einem Seminar immer wieder mit dem Gefühl nach Hause fahren ließ, dass meine Inhalte nicht genügt hatten. Ich nahm bei den verschiedenen Eltern und Mitarbeitern immer wieder einen bestimmten Wunsch wahr, und zwar den Wunsch nach einem 10-Schritte-Programm zum Wirken Gottes im Alltag ihrer Familie.

Auf die unterschiedlichen Fragen zu dem großen Thema von der Beziehung zwischen Gott und Kindern hatte ich meist durchaus zufriedenstellende Antworten. Doch auf diesen Wunsch nach einem bis ins letzte Detail ausgearbeiteten Konzept, wie man nun als Familie oder im Kindergottesdienst Gottes Reden zu Kindern praktisch werden lassen konnte, konnte ich offensichtlich nie zufriedenstellend eingehen. Nachdem ich zunächst selbst enttäuscht von meinen Inhalten war, weil sie dieses Problem nicht zu lösen schienen, verstand ich nach und nach, dass das Problem in der Frage und nicht in meiner fehlenden Antwort lag.

Gottes Reden folgt nicht auf fünf richtige To-dos und die korrekte Anzahl an Tagen des Fastens und Betens. Es gibt kein einheitliches Konzept, das uns die Augen für das öffnen kann, was Gott im Leben einer Person und einer Familie tut. Wir wollten aus eigener Kraft zu diesem Punkt kommen, doch Gottes Wirken zu erkennen, funktioniert anders.

Gottes Reden folgt der Verbindung, die ein Mensch zu Gott hat, und sein Wirken beginnt sich dann vor seinen Augen zu öffnen, wenn sein Herz sich im Vertrauen darauf einlässt. Doch genau das, die Verbindung zu Gott und das vertrauensvolle Sichöffnen für sein Wirken, ist nicht mit einer Leiter zum Erfolg zu erreichen, die immer die gleichen vorhersehbaren Schritte vorgibt. Diese Verbindung zu Gott ist ein persönlicher Weg, den nur diese eine Person mit ihrem Gott gehen kann.

Der Wunsch nach einer von mir vorgegebenen Anleitung zum Erleben Gottes im eigenen Familienalltag offenbarte unsere Vorstellung davon, dass der Glaube ein Abhandeln gewisser Rituale sei. Der Gottesdienstbesuch, das Lesen in der Bibel, das Beten, all das waren unsere Rituale, die in ihrem Kern unglaublich wertvoll waren, aber in ihrer Umsetzung dazu führen konnten, dass wir vergaßen, dass es in unserem Glauben an Gott darum ging, eine persönliche Verbindung zwischen unserem Herzen und dem Herzen Gottes zu haben.

So merkte ich, dass das Thema, wie wir mit unseren Kindern gemeinsam Gott erleben können, nicht losgelöst davon gesehen werden kann, wer Gott für mich persönlich ist. Diese Frage kann nur jeder für sich selbst beantworten. Als Menschen, die mit Gott leben, haben wir uns manchmal schon zu sehr daran gewöhnt, mit allem, was der Glaube für uns bedeutet, bedient zu werden. Der Glaube ist aber immer noch vor allem eines: meine Verbindung zu meinem Gott.

Neben dem menschlich gesehen völlig nachvollziehbaren Wunsch nach einem 10-Schritte-Programm bemerkte ich außerdem einen Aspekt, der in großem Maße bestimmen würde, ob die Inhalte des Seminars einen Menschen vielleicht an der ein oder anderen Stelle nur inspirieren oder ob sie langfristigen Einfluss darauf haben würden, wie dieser Mensch von nun an Gottes Blick auf Kinder begreifen und sein Wirken mit seinen Kindern gemeinsam erleben würde.

Wenn eine Person in dem Glauben blieb, dass Gottes Wirken nicht zu erleben ist und dass Kinder geistlich gesehen keine für voll zu nehmenden Menschen sind, würde ihr alles, was ich sagte, nichts nützen. Die Botschaft, dass Gott Kinder ernst nimmt und er erlebbar ist, war kraftlos, wenn sie nicht auf den fruchtbaren Boden eines offenen Herzens stieß. »Denn diese gute Botschaft wurde uns genauso verkündet wie ihnen. Aber sie nützte ihnen nichts, weil sie nicht glaubten, was Gott ihnen sagte« (Hebräer 4,2).

Immer noch muss ich euch, meine lieben Leser, enttäuschen. Inzwischen habe ich drei Kinder, arbeite seit mehreren Jahren als Coach für Leben und Familie und habe viel mit meinen Kindern und Gott in unserer Mitte erlebt. Dennoch habe ich immer noch kein 10-Schritte-Programm zu einem Familienleben mit Gott mittendrin. Das Gute daran ist: Ihr seid und bleibt die Experten für eure Familie. Ihr seid mündig und fähig, euren Weg mit Gott zu gehen. Ihr habt alles, was ihr braucht, wenn ihr nur das eine habt: ein offenes Herz, um Gott zu finden. Denn das ist sicher: Wenn ihr ihn sucht, dann wird er sich von euch finden lassen.

»Wenn ihr mich sucht, werdet ihr mich finden; ja, wenn ihr ernsthaft, mit ganzem Herzen nach mir verlangt, werde ich mich von euch finden lassen«, spricht der Herr.

Jeremia 29,13-14

Ich kann für niemanden den Weg der persönlichen Verbindung mit Gott gehen.

Ich kann niemandem eine To-do-Liste an die Hand geben, mit der wir das Ziel »Gott in unserem Familienalltag« erreichen.

Was ich aber tun kann und in diesem Buch tun möchte, ist dies:

Ich kann erzählen, warum ich, unabhängig von meinen Kindern, in meinem Leben begann, Gottes Wirken zu suchen.

Ich kann anhand der Bibel beschreiben, warum Gott Kinder ernst zu nehmen scheint und warum es nicht nur uns, sondern auch Kindern bereits möglich ist, mit Gott verbunden zu sein.

Ich kann von der geistlichen Autorität berichten, die ich aufgrund dieser neuen Perspektive auf Kinder immer wieder in ihnen erlebe.

Ich kann erzählen, wie wir in unserer Familie Gottes Reden hören.

Ich kann uns an biblische Begebenheiten erinnern, die uns inspirieren, unsere Kinder in ihrer geistlichen Autorität zu begleiten.

Ich kann davon berichten, was uns in unserem elterlichen Umgang mit Kindern wichtig ist und wie Gott uns dafür ein Vorbild ist.

Ich kann aufzeigen, dass durch die ganze Bibel hindurch dieses eine Gottes Idee zu sein schien: Menschen zu begegnen an einem wenig auffallenden Ort, nämlich in ihrem Zuhause.

1

Himmlische Antennen

»MAMA, ICH KANN JESUS SEHEN!«

Die Sonne wagt sich durch den leicht bewölkten Frühlingshimmel, der von dem erfrischenden Gesang der Vögel erfüllt wird. Mein Mann Martin ist wie jeden Morgen mit dem Fahrrad von unserem kleinen Häuschen in der Dortmunder Nordstadt aus zu seinem Gemeinschaftsbüro im südlichen Teil der Innenstadt gefahren. Unser Sohn und ich sitzen in unserer Wohnküche am großen Esstisch und genießen unsere Nudeln mit Soße. (Ich zumindest genieße meine Nudeln mit Soße. Er genießt nur seine Nudeln.)

»Mama, ich kann Jesus da sehen«, höre ich ihn auf einmal rufen. Er ist noch dabei, die letzten Nudeln auf seinem Teller mit viel Konzentration auf der Gabel aufzuspießen, während ich kurz vom Tisch aufstehe, um von der Küchenarbeitsplatte hinter mir etwas Sprudel zu holen. »Ich sehe, wie Jesus da steht. Aber seine Augen sehen gruselig aus«, sagt mein Sohn und zeigt in Richtung unserer offenen Wohnküche.

Dass Kinder die geistliche Welt leichter wahrnehmen können als Erwachsene, habe ich schon häufiger gehört. Ich weiß natürlich, dass Kinder gleichzeitig auch eine blühende Fantasie haben können, aber trotzdem möchte ich das soeben Gesagte ungern komplett ignorieren.

»Ich bin mir ganz sicher, dass Jesus keine gruseligen Augen hat«, versuche ich ihn zu beruhigen. Ich erkläre, dass Gott über sich gesagt hat, dass er Liebe ist und dass bei ihm nichts ist, was Angst macht. »Seine Augen sehen bestimmt ganz freundlich aus«, sage ich und ergänze, dass, wenn seine Augen ihm Angst machten, das, was er da sieht, etwas anderes sein müsse.

Mit großer Sicherheit in seiner Stimme gibt er zurück: »Das ist aber Jesus. Er hat gruselige Augen. So schwarz.«

Schon als unser erstes Kind geboren wurde, merkten wir, wie wichtig es uns ist, dass unsere Kinder Jesus als real erleben. Mein Mann und ich sind beide keine Personen, für die Rituale, Traditionen und auch die christlichen Gewohnheiten eine große Rolle spielen. Wir möchten unseren Kindern nicht einfach nur Wissen über den Glauben und über Gott vermitteln, sondern wir möchten, dass sie ihn selbst erleben. Deshalb ist es für uns von Anfang an normal, nicht nur abends vor dem Schlafengehen oder vor dem Essen ein Gebet zu sprechen, sondern immer wieder im Alltag Gott Fragen zu stellen und auf seine Antworten zu warten.

Immer noch sitzt mein Sohn vor seinem Teller mit den letzten Nudeln, und auch ich sitze inzwischen wieder bei ihm am Tisch und habe unsere Gläser mit Sprudel aufgefüllt. Ich schlage ihm vor, Jesus einmal zu fragen, weshalb es so aussieht, als ob seine Augen gruselig sind.

»Jesus, warum sehen deine Augen gruselig aus?«, reagiert er sofort sachlich und unverblümt auf meinen Vorschlag. Kurz ist es ruhig. Sehr kurz. »Mama, ich weiß, was das Problem ist. Da steht was Gruseliges vor Jesus und sagt zu mir: ›Haha, du sollst denken, dass Jesus gruselig aussieht.‹«

An die Mischung aus Verwunderung und Schock, die ich in diesem Moment empfinde, werde ich mich in den kommenden Jahren noch gewöhnen müssen, denn ich werde in den nächsten Jahren noch häufiger Ähnliches erleben. »Na, dann müssen wir dem Gruseligen einfach sagen, dass es weggehen muss, damit du Jesus wieder normal sehen kannst«, gebe ich unter höchster Selbstbeherrschung zurück.

»Ha, du musst gehen, weil ich stärker bin als du«, antwortet mein Sohn, ohne zu zögern, und wartet gespannt, was jetzt passiert. »Nee, das ist immer noch da und hat zu mir gesagt: ›Ich geh hier niemals weg.‹«

Die Jünger Jesu kannten auch so einen Fall. Ich erinnere mich an eine Situation aus der Bibel, in der die Jünger nach Jesu Vorbild selbst versuchen, Dämonen aus Menschen zu vertreiben. Sie tun, was sie bei Jesus gesehen und gelernt haben, doch es will nicht funktionieren. Als sie wieder bei Jesus sind, fragen sie ihn, was sie hätten tun können, um den Dämon erfolgreich zu vertreiben. Jesus hat eine Lösung für sie. Für meine Situation mit meinem Sohn hier am Küchentisch hilft mir weniger Jesu konkreter Lösungsvorschlag für seine Jünger, sondern vor allem die Idee, Jesus nach einer Lösung zu fragen.

Also tun wir genau das. Wir fragen Jesus, was wir tun können, um das Gruselige endgültig loszuwerden. Nach einem kurzen Moment der Ruhe kommt mir ein Gedanke. »Das Gruselige erzählt Quatsch«, erkläre ich meinem Sohn. »Es will, dass du die Lüge glaubst, dass Jesus gruselig aussieht. Es kann nur lügen. Weißt du, wann Lügen gehen müssen? Wenn die Wahrheit kommt.« Genau so wie Gott die Welt mit Worten erschuf, möchte ich auch mit Worten Wahrheit aussprechen und Einfluss auf die geistliche Welt nehmen. »Das Gruselige kann nur da sein, solange wir ihm die Lüge glauben.«

Also spricht mein Sohn mir nach: »Ich glaube dir nicht, dass Jesus gruselig aussieht.« Noch bevor ich einen weiteren Satz sagen kann, ruft er mir laut zu: »Mama! Jetzt ist das Gruselige gegangen. Und die Augen von Jesus sehen gar nicht mehr gruselig aus. Jetzt sind die weiß und braun.«

Dieses Erlebnis zeigte mir, dass Kinder ganz offensichtlich eine große Sensibilität für die geistliche Welt haben.

GOTT KENNEN UND ERLEBEN

Kinder können Gott erleben. Diese Erkenntnis rief in meinem Herzen mit den Jahren immer lauter. Bevor ich anhand vieler biblischen Bezüge und Erlebnisse innerhalb unserer Familie allerdings auf diese Erkenntnis eingehen kann, ist es wichtig, darüber zu sprechen, warum das Erleben Gottes überhaupt so wichtig ist. Warum genügt es nicht, die wichtigsten Bibelstellen auswendig zu kennen und regelmäßig in den Gottesdienst zu gehen? Warum sollen diese nicht immer mit dem Verstand begreifbaren Erlebnisse und Erkenntnisse mit Gott in unserem Leben als Christen so eine große Rolle spielen? Um diese Frage zu beantworten, möchte ich zunächst etwas von mir erzählen.

Ich selbst habe meine ganze Kindheit lang viel über Gott gehört und gelernt. Bis heute bin ich dankbar für das viele Wissen, das ich aus meiner Kindheit über Gott und die Bibel mitnehmen durfte. Je mehr ich dann als Jugendliche und junge Erwachsene interessiert die Bibel las, desto mehr wollte ich nicht nur die Geschichten auswendig kennen, sondern in den Geschichten das Wesen und das Herz Gottes erkennen. Ich wollte verstehen, was das, was ich hier las, mit mir heute zu tun hatte. Die Bibel erzählt Generation für Generation die Geschichte von dem, was Menschen mit Gott in ihrem Alltag erlebt haben, und ich wurde das Gefühl nicht los, dass Gott nicht vorhatte, damit aufzuhören, Menschen in ihrem Alltag zu begegnen.

Wenn ich darüber nachdachte, dass Gott real ist und dass wir ihn erleben können, dann ging es mir damit nicht einfach nur um emotionale Erlebnisse oder spirituelle Erfahrungen. Es ging mir um Jesus, der von so vielen Dingen gesprochen hatte, die bisher nicht Teil meines Alltags waren. Dass er Kranke heilte, Tote auferweckte und Menschen in die Freiheit führte. Und nicht nur das. Er tat diese Dinge nicht einfach nur, sondern sagte allen, die ihm nachfolgten, dass sie das auch selbst tun sollten. Er versprach, dass wir sogar größere Dinge tun würden. Dabei war mir nie wichtig, was nun »größer« oder »kleiner« ist, sondern einfach nur, dass Jesus damit sagte: »Es gibt noch mehr. Es gibt noch mehr, als ihr bisher gesehen habt. Selbst wenn ich nicht mehr als Mensch auf der Welt lebe.«

Er lebte nicht nur ein besonderes Leben mit Wundern und Heilungen, er redete darüber hinaus auch vom Leben im Überfluss und von der Taufe mit dem Heiligen Geist. Er sprach davon, dass er den Vater Dinge tun sah und Dinge sagen hörte, nach denen er sich richtete. Das alles wollte ich auch. Ich fragte mich, warum Christen oft so weit vom Leben im Überfluss entfernt waren und eigentlich mit denselben Sorgen im Hamsterrad gefangen waren wie Menschen, die Gott nicht kennen. Ich erwartete nicht, dass Christen keine Probleme mehr hatten, eher im Gegenteil. Aber wo war der Friede, der den Verstand übersteigt, und die Hoffnung, die unabhängig von Umständen ist? Ich fragte mich, warum wir komplizierte Theorien aufstellten, die uns erklären sollten, weshalb es all das, wovon Jesus gesprochen hatte, heute nicht mehr geben könne, wenn Jesus doch nur diese eine Mission hatte, vom Reich Gottes zu sprechen – also davon, dass das Himmlische schon begonnen hat, sich auf der Erde auszubreiten.

Mit der Zeit entstand in mir eine Gewissheit: Entweder die Sache mit Gott und Jesus, mit der Auferstehung und der Hoffnung, mit seinem Reden im Alltag und überhaupt mit allem Übernatürlichen – entweder all das stimmte, oder es stimmte alles nicht. Es war für mich keine Option, eine halbe Sache daraus zu machen. Es reichte mir nicht, sonntags in einen Gottesdienst zu gehen, meine »Pflichten« zu erfüllen, indem ich mal in der Bibel las, mal betete und mich in der Gemeinde engagierte.

Es machte für mich keinen Sinn, nicht zu erwarten, dass das, wovon in der Bibel die Rede ist, auch für mich Realität sein kann. Nicht von diesem Glauben zu erwarten, dass er jeden Tag meines Lebens beeinflussen könnte. Ich hätte absolut keine Gewissensbisse gehabt, das alles sein zu lassen, wenn ich zu dem Schluss gekommen wäre, dass es nur Einbildung war. Doch ich spürte bereits, dass ich dafür schon zu viel von Gott gesehen hatte.

Diese anfängliche Gewissheit, dass entweder alles stimmen musste oder alles nicht stimmen konnte, wurde dann für mich als junge Mutter von einem eindrücklichen Erlebnis verstärkt.

WENN GOTT EINS KANN, KANN ER ALLES

Es ist Februar, und zum ersten Mal in seinem Leben feiert mein Mann seinen Wintergeburtstag bei 30 Grad in der Sonne. Wir sind in Kalifornien. Die letzten Tage haben wir mit Sightseeing in San Francisco verbracht und haben uns den frischen Wind um die Nase wehen lassen. Mir war er ein bisschen zu frisch, der Wind. Während des Fluges scheine ich mir eine Erkältung eingefangen zu haben und quäle mich in diesen Tagen trotz Schüttelfrosts und leichten Schnupfens durch diese außergewöhnliche Stadt.

Nur zwei Übernachtungen haben wir hier geplant, bevor es dann weiter in den Norden Kaliforniens nach Redding geht, um eine befreundete Familie zu treffen, die dort für ein Jahr eine Jüngerschaftsschule besucht. In dieser Jüngerschaftsschule, die an eine Ortskirche angegliedert ist, wird das übernatürliche Wirken Gottes erwartet und erlebt. Da wir dort im Inland weniger Sightseeing geplant haben, wollen wir die wenigen Tage in San Francisco voll auskosten. Wir fahren mit dem Cable Car zum Union Square, machen eine Tour mit dem Bus zum City Sightseeing über die Golden Gate Bridge und schauen uns von Fisherman’s Wharf aus die vielen ruhenden – und riechenden – Robben am Wasser an.

In den darauffolgenden Tagen wird meine Erkältung zwar nicht besser, aber auch nicht schlimmer, und so verfolgen wir weiterhin unser vorbereitetes Programm. Ein paar Tage nach unserer Ankunft im nordkalifornischen Redding bin ich mit meiner Freundin auf einer Konferenz der Band Jesus Culture in Sacramento und friere in der klimatisierten Halle den ganzen Tag mehr, als mir lieb ist. An diesem Abend beginnt mein ständiges Husten, das in den nächsten Tagen von Schmerzen im Brustkorb und Rippenbereich begleitet wird.

Die ersten zehn Tage unserer drei Wochen hier sind vergangen, und langsam geht es mir so schlecht, dass ich, ohne vorher einen Termin zu vereinbaren, zur Sprechstunde eines Hausarztes gehe. Der diagnostiziert aufgrund genügend passender Symptome und eines Röntgenbildes eine Lungenentzündung, eine Rippenfellentzündung und eine Brustbeinentzündung. In den nächsten Tagen verlasse ich unsere gemietete Unterkunft nur einmal spät am Abend, um wegen akuter Atemnot von Martin in die Notaufnahme des nächsten Krankenhauses gefahren zu werden.

Zwei Wochen sind vergangen und wir haben hier in Redding noch kaum etwas unternommen, obwohl es das Hauptziel unseres Urlaubes sein sollte. An einem Abend sitzen Martin und ich in unserer Einzimmerwohnung, während unser Sohn bereits schläft. Obwohl unser Urlaub so anders verläuft, als wir ihn uns vorgestellt hatten, sind wir guter Dinge und fühlen uns die ganze Zeit über von Gott ganz nah begleitet. Während wir auf dem Bett sitzen und reden, wächst in uns der Glaube, für meine körperliche Genesung zu beten.

Wirklich häufig haben wir es noch nicht erlebt, dass körperliche Beschwerden direkt nach einem Gebet verschwinden, aber der Glaube, der diesen Moment erfüllt, ist fast schon zu schmecken und weckt gleichzeitig unsere Neugierde auf alles, was möglich sein könnte. Also beten wir. Doch es passiert nichts. Wir proklamieren Gesundheit. Es passiert nichts. Wir beten noch mal. Wir lesen die klassischen Bibelverse zum Thema wie »Durch seine Wunden wurden wir geheilt« (Jesaja 53,5) und wir nehmen gemeinsam das Abendmahl ein. Immer noch passiert nichts.

Da spüre ich sie plötzlich wieder, diese Gewissheit. Die Gewissheit, dass entweder alles, was ich glaube und wofür ich glaube, stimmt und dass es sich lohnt, Hoffnung und Glauben zu investieren im Vertrauen darauf, dass Gott kein Gebet unbeantwortet lässt. (Dass das nicht bedeutet, dass Gott jedes Gebet immer genau so beantwortet, wie wir es erbeten haben, weil er es manchmal lieber auf seine eigene, aus meiner bisherigen Erfahrung viel bessere Art macht, ist mir völlig bewusst.) Oder aber all das, was ich glaube und wahrnehme, ist das Ergebnis meiner Vorstellungskraft und ich kann den Glauben und alle damit verbundenen Gewohnheiten getrost an den Nagel hängen. Bei diesen Gedanken habe ich kein schlechtes Gewissen. Es fühlt sich logisch und emotional wertneutral an.

Während ich wegen meiner hinterfragenden Gedanken mit Gott spreche, kommt mir eine Geschichte aus der Bibel in den Sinn. Es ist die Geschichte, in der mehrere Freunde ihren gelähmten Freund über das Dach eines überfüllten Hauses zu Jesus bringen wollen, der gerade in diesem Haus zu den Leuten spricht. Als der Gelähmte endlich vor Jesus liegt, verspricht Jesus ihm, dass seine Sünden ihm vergeben sind. Die frommen jüdischen Pharisäer stören sich sehr an dieser Aussage. Nur Gott kann und darf Sünden vergeben, und dass Jesus sich mit dieser Aussage selbst mit Gott auf eine Ebene stellt, ist für sie Gotteslästerung. Jesus antwortet ihnen mit einem Prinzip, das in diesem Moment auch in meine Situation passt. »Ist es leichter, zu dem Gelähmten zu sagen: ›Deine Sünden sind dir vergeben‹ oder: ›Steh auf, nimm deine Matte und geh‹?« (Markus 2,9).

Heutzutage haben wir als Christen keine Probleme mehr zu glauben, dass Jesus Menschen ihre Sünden vergeben kann. Das ist die Basis unseres Glaubens. Womit wir heute allerdings mehr Schwierigkeiten haben, ist, dass ein Mensch durch Gottes Kraft körperliche Heilung erleben kann. Für die Menschen damals war das anders. Die damalige Kultur war mystischer und spiritueller, als wir es heute mit unserem vom Intellekt bestimmten Glauben sind. Jesus selbst bringt diese beiden Konzepte, das Heilen des Körpers und das Erlösen der Seele, zum Vergleich auf eine Ebene. Er sagt: Wenn Gott das eine kann, dann kann er auch das andere.

Für mich gilt dasselbe wie für die Pharisäer, nur andersherum. Wenn ich glaube, dass Gott uns unsere Sünden vergeben kann, dann gehört genauso dazu zu glauben, dass er an unserem Körper und unserer Seele übernatürliche Wunder vollbringen kann. Das eine ist nicht von dem anderen zu trennen. Wieder bestätigt sich in diesem Moment meine Gewissheit, dass ich schon zu viel von Gott gesehen habe, um meinen ganzen Glauben aufzugeben, nur weil in diesem Augenblick keine direkte Reaktion auf mein Gebet kommt.

Für mich geht es bei diesen Fragen nicht primär um übernatürliche körperliche Heilung. Es geht für mich darum, ob der Glaube an Gott ein rein intellektuelles Konzept ist, das wir mit unserem Verstand erfassen und bei dem wir Körper, Seele, unsere Gefühle ausklammern können.

Der Glaube ist mehr als nur das, was wir sehen und intellektuell verstehen können, und ich wollte mehr davon erleben. Nicht um einer besonderen Erfahrung willen, sondern weil das Gott selbst ist. Er ist übernatürlich und er ist erlebbar, er ist echt und er ist nah.

NUR WAS SINN MACHT, BLEIBT

Als ich mit meiner Lungenentzündung in Kalifornien voller Glauben und doch ohne gesundheitlichen Fortschritt im Bett lag, wollte ich mich entscheiden. Ich wollte mich entscheiden, Jesu Botschaft entweder komplett zu glauben und ihr zu folgen oder sie komplett beiseitezulegen. Ich entschied mich für den Glauben. Ich konnte nicht anders. Gott war zu nah, um ihn leugnen zu können.