Spirituelle Auszeit am Meer - Marlene Fritsch - E-Book

Spirituelle Auszeit am Meer E-Book

Marlene Fritsch

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Beschreibung

Frischer Wind, aufschäumende Gischt und der ferne Horizont – der Anblick des Meeres und die unendliche Weite des Himmels bringen uns immer wieder neu zum Staunen. Am Meer kommt die Seele zur Ruhe und wir können neu auftanken. Spirituelle Impulse für eine Auszeit am Meer liefert dieses Buch. Mit vielen Kurztexten und Gedichten namhafter Autoren ist das Buch im handlichen Format ein idealer Begleiter für den Strandspaziergang. Kreative Ideen für den Strand und für zu Hause inspirieren dazu, die Elemente zu erleben und Gott am Meer neu zu begegnen. Mit Texten der Autorin und Texten von Erich Fried, Anselm Grün, Thomas Mann, Lorenz Marti, Anthony de Mello, Rumi u.a. "Der Wind fährt durch meine Kleider, meine Haare, meine Seele, ich atme tief ein. Es riecht nach Salz und Strand, Leben und Ewigkeit."

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Seitenzahl: 93

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Marlene Fritsch

Spirituelle Auszeit am Meer

© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2018Alle Rechte vorbehaltenwww.herder.de

Covergestaltung: wunderlichundweigand, Stefan WeigandUmschlagmotiv: © ThomBal/shutterstock.comVignetten im Innenteil: © Danussa/shutterstock.com

Die Bibeltexte sind entnommen aus:

Die Bibel. Die Heilige Schriftdes Alten und Neuen Bundes.Vollständige deutsche Ausgabe© Verlag Herder, Freiburg im Breisgau 2005

ebook-Konvertierung: wunderlichundweigand, Stefan Weigand

ISBN Print: 978-3-451-03161-8ISBN E-Book: 978-3-451-81424-2

Marlene Fritsch

Spirituelle Auszeit

am Meer

Impulse zum Auftanken

Inhalt

Strandspaziergang

Elemente

Strandgut

Schiffe und Vögel

Gezeiten

Quellennachweis

Lesetipps

Die Autorin

Strandspaziergang

Meer

Wenn man ans Meer kommt

soll man zu schweigen beginnen

bei den letzten Grashalmen

soll man den Faden verlieren

und den Salzschaum

und das scharfe Zischen des Windes einatmen

und ausatmen

und wieder einatmen

Wenn man den Sand sägen hört

und das Schlurfen der kleinen Steine

in langen Wellen

soll man aufhören zu sollen

und nichts mehr wollen wollen nur Meer

Nur Meer

Erich Fried

Nur noch ein Schritt über die Düne, dann liegt es vor mir. Schimmernde Weite, glitzerndes Blau. Die Augen zum Schutz vor der Sonne halb zugekniffen, verschwimmen in der Ferne Horizont und Wasser. Der Wind fährt durch meine Kleider, meine Haare, meine Seele, ich atme tief ein. Es riecht nach Salz und Strand, Leben und Ewigkeit. Ich streiche mir die Strähnen aus dem Gesicht und lächele breit: Ich bin angekommen.

»Jetzt hast du wieder dein Meergesicht«, sagt mein Mann.

Es verblüfft mich jedes Mal wieder, welche Wirkung diese große Wasserfläche auf mich hat. Es ist, als ob sich ein Schalter umlegen würde: Sobald ich Meerblick habe, entspannt sich alles in mir, ich kann augenblicklich vergessen, was mich bis eben noch so beschäftigt hat: Sorgen, Probleme, Unerledigtes, Begegnungen. Sobald ich am Meer stehe, bin ich nur noch im Jetzt und Hier.

Sicher tritt nicht bei allen Menschen diese Wirkung so augenblicklich ein wie bei mir, aber nach ein paar Stunden oder Tagen spüren viele, dass sich etwas in ihnen wandelt. Termine, Sorgen um andere und um sich selbst, Arbeit, Routine, Zeitdruck spielen plötzlich keine Rolle mehr. All das fällt von ihnen ab wie eine Hülle und macht einer Gelassenheit und Ruhe Platz, die sie sonst vergeblich in Entspannungsübungen oder an Rückzugsorten suchen.

Sicher gibt es auch Menschen, denen das Meer in seiner Unberechenbarkeit und Gewalt Angst einflößt. In anderen löst es eine schwer zu beschreibende Sehnsucht aus, die ihr Herz besetzt. In jedem Fall berührt das Meer aber etwas in uns Menschen, das wir nicht immer in Worte fassen können. Vielleicht auch, weil es etwas ist, das es erst noch zu entdecken gilt.

Für mich ist das Meer ein mystischer Ort: Hier kann ich mir selbst begegnen, wenn ich das Wasser als Spiegel meiner Seele betrachte – und wenn ich den Mut habe, hineinzuschauen. Und hier kann ich Gott begegnen, wenn ich ihn finden möchte – in den Wellen, in der Weite des Horizonts, im Wind und der Sehnsucht, die mein Herz füllt.

Daher möchte ich Sie, liebe Leserinnen und Leser, in diesem Buch mit auf einen Strandspaziergang nehmen. Lassen Sie sich den Kopf freipusten, spüren Sie den Sand zwischen den Zehen, begegnen Sie anderen »Strandläufern«, sammeln Sie mit mir Muscheln und anderes Treibgut. Und kehren Sie dann mit Ihren Meeresschätzen wieder in Ihren Alltag zurück – beschenkt, erfrischt und gestärkt.

Marlene Fritsch, August 2017

Elemente

Wind und Wetter – sich lebendig fühlen

Du wirst die Welt niemals richtig genießen, bis nicht das Meer durch deine Adern fließt, dich der Himmel zudeckt und die Sterne dich krönen.

Thomas Traherne

Wenn ich am Meer spazieren gehe, muss ich immer an den Spruch denken: »Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur falsche Kleidung.« Mit dem Begriff »Meer« verbinden die meisten Menschen Sonne, Badewetter und blauen Himmel. Ich finde es aber beinahe dann am schönsten dort, wenn der Wind bläst und die Wolken treiben, wenn der Himmel in einem Moment strahlend blau und im nächsten mit Streifen und Wolkenkissen betupft ist, wenn das Ufer gefroren ist oder die Stürme darüberjagen. Natürlich kann man dann nicht unbedingt im Liegestuhl lesen oder auf dem Handtuch faulenzen. Nicht, dass das nicht seinen Reiz hätte – ich liege gerne in der Sonne. Aber schönes Wetter kann jeder, und das Meer hat noch viel mehr zu bieten als das.

Gerade wenn es stürmt, habe ich immer das Gefühl, die Kraft des Wassers und des Windes überträgt sich auf mich. Sie pustet mir den Kopf frei, wäscht mir die Gedanken aus den Sorgenecken und füllt mich mit unbändiger Lebensenergie.

Wenn ich mich gegen den Wind stemmen muss beim Spaziergang, dann fordert mich das heraus, meine eigenen Kräfte zu mobilisieren, voranzukommen gegen die Widerstände, mich nicht kleinkriegen zu lassen vom Sturm, der mir ins Gesicht bläst, selbst wenn er mir die Tränen in die Augen treibt. Und wenn der Wind dann auf dem Rückweg von hinten drängt, fühle ich mich unterstützt, so wie damals, als mein Vater mich als Kind auf dem Fahrrad den steilen Berg hinaufgeschoben hat. Ich muss immer lachen, wenn mich eine Böe richtig erwischt und ein Stück nach vorne hüpfen lässt – so ähnlich muss fliegen sein, so leicht und schwerelos. Tatsächlich – am Meer gibt es kein schlechtes Wetter!

Idee am Meer

Überwinden Sie den Meckerbär, der über schlechtes Wetter klagt und behauptet, an einem solchen Tag würde man nicht mal einen Hund vor die Tür schicken. Wenn Sie die Möglichkeit haben, sich hinterher wieder richtig aufzuwärmen, wagen Sie sich auch bei stürmischem Wind und Regen nach draußen. Lassen Sie sich durchpusten und vom Wind treiben oder kämpfen Sie gegen ihn an. Werden Sie mit Absicht nass! Es kann so guttun, sich vom Himmel »waschen« zu lassen, einmal die Elemente auf der Haut zu spüren.

Wenn Sie wieder zu Hause sind und sich trockene Sachen angezogen haben: Spüren Sie dem Gefühl der Elemente auf Ihrem Körper nach – dem Wind, der noch auf den Wangen und dem Kinn glüht, dem Wasser im Gesicht und auf der Haut, das sich verbunden mit dem Wind manchmal anfühlt wie kleine Nadelstiche, vielleicht auch dem Sand auf der Haut, der vom Wind hochgeblasen wurde. Und der Wärme, die jetzt durch alle Glieder strömt – vor allem, wenn man sich dazu noch ein heißes Getränk gönnt.

Im Alltag haben wir selten Gelegenheit, unseren Körper so intensiv wahrzunehmen. Wind und Wetter am Meer bringen uns dazu, uns wieder ganz zu spüren – und uns bewusst zu werden, was für uns angenehm ist und was nicht, was wir brauchen, um uns in unserem Körper lebendig zu fühlen.

Idee für zu Hause

Man kann zu Hause zwar die Elemente nicht ganz so intensiv spüren, aber es ist auch dort ein Erlebnis: sich bei schlechtem Wetter nach draußen zu wagen und eine Runde spazieren zu gehen. Ein bisschen mehr »Meergefühl« kommt auf, wenn man auf einen Berg steigt oder einen Platz findet, der Wind und Wetter ausgesetzt ist. Manchmal meint man dann fast, das Salz in der Luft zu schmecken ...

Sand – geerdet sein

Wenn nicht gerade tiefster Winter herrscht, kann ich mich nicht zurückhalten, gleich dort, wo die Düne oder der geteerte Weg aufhört, die Schuhe auszuziehen und barfuß in den Sand zu hüpfen. Das Freiheitsgefühl in den Zehen, die einzelnen Körnchen unter den Fußsohlen – was für ein Unterschied zu dem, was die Füße sonst zu spüren bekommen!

Dann der Weg zum Wassersaum: Erst das oft etwas mühsame Stapfen durch den tiefen Sand; der Streifen mit den Muschelschalen und anderem Treibgut, über den man vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzt; dahinter wird das Laufen auf dem zunehmend feuchten Sand immer leichter, bis endlich der große Zeh ins Wasser tauchen darf!

Wellenschaum auf den Füßen, danach einsinken in den Sand, den das Meer mir unter den Füßen wegspült – was für ein herrliches Gefühl!

Vielleicht ist das das Erste, was einen am Meer so schnell dazu bringt, im Jetzt anzukommen: das Gefühl, geerdet zu sein, den Boden zu fühlen, ganz »pur«.

Im Alltag ist es häufig schwierig, barfuß zu laufen: Geschäftstermine, Arbeit im Büro, Verabredungen in der Stadt, Einkäufe im Supermarkt. Bei vielen Gelegenheiten wird man sogar ziemlich schräg von der Seite angeschaut, wenn man die Schuhe von den Füßen streift, selbst im Sommer. Am Meer ist das anders. Da schaut man die Menschen fast schräg von der Seite an, die trotz warmen Wetters Schuhe tragen, wenn sie am Strand entlangspazieren.

Es fühlt sich gut an, den eigenen Körper wieder einmal zu spüren. Mir wird immer dann erst klar, wie empfindlich meine Fußsohlen eigentlich sind − vor allem nach dem Winter, wenn ich mich wieder ans Barfußlaufen gewöhnen muss. Eine spitze Muschelschale, ein Stein, ein Hölzchen – und schon weiß ich wieder, was Schmerz ist. Ich spüre aber auch, wie weich der Sand unter den Sohlen ist, wie gut es tut, auf Untergrund zu laufen, der meinen Schritten nachgibt und mich gleichzeitig massiert, mir sogar ein kostenloses Peeling schenkt – und meinen Füßen so viel Freiheit! Keine schweren, zu engen Schuhe, in denen ich die Zehen nicht bewegen kann, keine Absätze – ein großartiges Gefühl!

Wenn ich an einem wirklich breiten Strand stehe oder auf einer Sandfläche, wie man sie oft am Ende der Nordseeinseln findet, wo Horizont und Sand in eins fließen, fällt mir immer wieder der Psalmvers aus der Bibel ein:

»Du stellst meine Füße auf weiten Raum« (Psalm 31,9).

So muss sich der Mensch gefühlt haben, der dieses Gebet zuerst gesprochen hat: befreit und geerdet. Und das bezieht sich auch am Meer nicht nur auf die Füße, es wirkt durch den ganzen Körper bis in den Kopf und die Seele. Durchatmen – im Jetzt ankommen.

Idee am Meer

Vielleicht nicht bei Eis und Schnee oder im ersten Frühjahrssturm, aber selbst wenn gerade kein Hochsommer ist, ist es eine unglaublich schöne Erfahrung, barfuß durch den Sand zu gehen und auch einmal direkt am Meersaum entlang zu laufen. Die Luft an den Füßen spüren, den warmen oder kalten Sand, das Wasser, das sofort den ganzen Körper erfrischt (und an kalten Tagen sofort die Durchblutung ankurbelt und die Füße ordentlich warm macht!) – gönnen Sie Ihren Füßen ein wenig Auslauf und Freiheit! Spüren Sie bewusst, wie sich der Sand zwischen den Zehen anfühlt, und vielleicht auch, was das mit dem Rest Ihres Körpers macht – und mit Ihrem Geist.

Ein kleines Handtuch in der Jackentasche hilft, dann auch wieder in die Schuhe zu steigen, ohne sich für den Rest des Spaziergangs wie die Prinzessin auf der Erbse zu fühlen.

Idee zu Hause

Wenn es heiß ist, stellen wir uns manchmal einen Kübel mit kaltem Wasser unter den Schreibtisch, um die Füße zu kühlen. Versuchen Sie das doch einmal mit einem Eimer oder einem anderen breiten Gefäß voller Sand! Es wird Ihnen wahrscheinlich sofort Urlaubsgefühle bereiten. Aber vielleicht auch noch mehr: Freiheit im Kopf, das Gefühl, geerdet zu sein, die Füße spielen lassen zu können ...

Wasser – den Ursprung spüren