Spuk Thriller Doppelband 2048 - Alfred Bekker - E-Book

Spuk Thriller Doppelband 2048 E-Book

Alfred Bekker

0,0

Beschreibung

Dieser Band enthält folgende Titel: Ann Murdoch: Magische Rache Alfred Bekker: Patricia Vanhelsing und die Spinnenkönigin Nebel lag wie grauer Spinnweben über London. In dicken Schwaden war er gegen Abend vom Themseufer heraufgezogen und hatte sich über die ganze Stadt ausgebreitet. Der Nebel kroch durch die Straßen und erreichte schließlich auch die kleinste Gasse und den letzten Winkel dieser riesigen Stadt. Es war schon nach Mitternacht, als der Bus an der einsamen Haltestelle Pelton Street hielt. Wie ein großer dunkler Schatten wirkte der Doppeldecker. Mit einem Zischen der Bremsen hielt er an. Ein einzelner Fahrgast stieg aus. James McGordon war Mitte dreißig, trug eine sportliche Lederjacke in Kombination mit Jeans. In der Hand hielt er eine Reisetasche. Glück gehabt, dachte er. Gerade noch den letzten Bus gekriegt... Er hatte einen zweiwöchigen Urlaub in der Karibik hinter sich. Als er aus dem Flugzeug getreten war, war das berühmt berüchtigte englische Wetter für ihn der erwartete Schock gewesen. Inzwischen war er ziemlich durchgefroren. Die feuchte Kühle, die unter dem Nebel herrschte, ging einem durch Mark und Bein.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 227

Veröffentlichungsjahr: 2025

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Ann Murdoch, Alfred Bekker

Spuk Thriller Doppelband 2048

UUID: cd854a17-aff4-4a6c-aeda-618628e4c94a
Dieses eBook wurde mit Write (https://writeapp.io) erstellt.

Inhaltsverzeichnis

Spuk Thriller Doppelband 2048

Copyright

Magische Rache: Romantic Thriller Mitternachtsedition 4

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18

19

20

21

22

23

24

25

26

27

28

29

30

31

32

33

34

35

36

Patricia Vanhelsing und die Spinnenkönigin

Spuk Thriller Doppelband 2048

Alfred Bekker, Ann Murdoch

Dieser Band enthält folgende Titel:

Ann Murdoch: Magische Rache

Alfred Bekker: Patricia Vanhelsing und die Spinnenkönigin

Nebel lag wie grauer Spinnweben über London. In dicken Schwaden war er gegen Abend vom Themseufer heraufgezogen und hatte sich über die ganze Stadt ausgebreitet.

Der Nebel kroch durch die Straßen und erreichte schließlich auch die kleinste Gasse und den letzten Winkel dieser riesigen Stadt.

Es war schon nach Mitternacht, als der Bus an der einsamen Haltestelle Pelton Street hielt. Wie ein großer dunkler Schatten wirkte der Doppeldecker. Mit einem Zischen der Bremsen hielt er an.

Ein einzelner Fahrgast stieg aus.

James McGordon war Mitte dreißig, trug eine sportliche Lederjacke in Kombination mit Jeans. In der Hand hielt er eine Reisetasche. Glück gehabt, dachte er. Gerade noch den letzten Bus gekriegt...

Er hatte einen zweiwöchigen Urlaub in der Karibik hinter sich. Als er aus dem Flugzeug getreten war, war das berühmt berüchtigte englische Wetter für ihn der erwartete Schock gewesen. Inzwischen war er ziemlich durchgefroren. Die feuchte Kühle, die unter dem Nebel herrschte, ging einem durch Mark und Bein.

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author

© dieser Ausgabe 2025 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

www.AlfredBekker.de

[email protected]

Folge auf Facebook:

https://www.facebook.com/alfred.bekker.758/

Folge auf Twitter:

https://twitter.com/BekkerAlfred

Erfahre Neuigkeiten hier:

https://alfred-bekker-autor.business.site/

Zum Blog des Verlags!

Sei informiert über Neuerscheinungen und Hintergründe!

https://cassiopeia.press

Alles rund um Belletristik!

Magische Rache: Romantic Thriller Mitternachtsedition 4

Ann Murdoch

von Ann Murdoch

Der Umfang dieses Buchs entspricht 102 Taschenbuchseiten.

Verfluchte magische Artefakte und dunkle Geheimnisse, die eine aufkeimende Liebe zu verderben drohen... Darum geht es in diesem packenden übersinnlichen Roman von Ann Murdoch.

1

„Bin wieder da. Halloooh, jemand zuhause?“ Katherine McLean, die junge, bildhübsche Reporterin des Chronicle öffnete die Haustür des kleinen Häuschens, in dem sie mit ihrer Tante Eileen wohnte.

Keine Antwort. Nur Archimedes, der Kartäuser-Kater, kam angelaufen und begrüßte sie maunzend. Seine goldgelben Augen richteten sich aufmerksam auf Kate, wie sie von ihren Freunden genannt wurde, dann strich er ihr um die Beine.

Kate beugte sich nieder und kraulte das seidenweiche Fell des Tieres.

„Na, wenigstens einer, der mich begrüßt“, murmelte die dunkelhaarige Frau mit den leuchtend grünen Augen. „Aber was ist mit Tante Eileen? O nein, sie ist doch nicht wieder in diesem verwunschenen Zimmer? Was macht sie da nur, Archimedes? Ich verstehe sie nicht, und das, wo ich sie doch schon so lange kenne – mein ganzes Leben lang, nicht wahr? Ebenso wie du, mein Schöner.“

„Wirst du neuerdings wunderlich und führst Selbstgespräche?“

Wie aus dem Nichts aufgetaucht stand Eileen O’Leary plötzlich ebenfalls im Flur und lächelte ihre Nichte an. Sie war eine zierliche, recht kleine Frau mit schneeweißem Haar und klugen, blauen Augen. Hinter ihr war die Küchentür weit offen, und ein verführerischer Duft nach frischen Muffins und Tee verbreitete sich.

Kate blickte auf und strahlte die alte Dame an, obwohl sie über deren Aussehen wieder einmal erschrocken war. Wie blass und ausgezehrt Tante Eileen wieder einmal aussah, so als wäre da etwas, was ihr die Lebenskraft absaugte und sie immer schwächer werden ließ. Kate war davon überzeugt, dass dieser, in ihren Augen, unnormale Zustand mit dem seltsamen Zimmer zusammenhing, in das sie nicht hineindurfte – nicht einmal hineinsehen. Zu gerne hätte sie gewusst, was sich hinter der weißen, scheinbar harmlosen Tür, verbarg, aber trotz aller Neugier hatte Kate es nicht einmal als Kind gewagt, auch nur die Klinke anzufassen. Von klein auf hatte Tante Eileen ihr eingeprägt, dieses Zimmer zu meiden, und das Mädchen hatte sich daran gehalten.

Im Ort selbst gab es einige Leute, die Eileen O’Leary für wunderlich hielten, oder schlimmer noch – für eine Art Hexe. Wusste die alte Dame nicht vielerlei Dinge gegen Krankheiten? Und war sie nicht immer ein bisschen merkwürdig – so ganz allein lebend, zu keinem Verein gehörend, nicht einmal dem Landfrauenverband verbunden, selten zur Kirche gehend und ganz darauf bedacht, ihre kleine Nichte allein großzuziehen? Und außerdem – hatte es nicht seltsame Dinge im Zusammenhang mit dem schrecklichen Unfall der Eltern der kleinen Kate gegeben? Die Leute wussten praktisch nichts, aber genau das brachte sie dazu, die merkwürdigsten Geschichten zu erfinden, um Menschen in ein Schema zu pressen, in das sie gar nicht gehörten.

Kate aber liebte ihre Tante, so wie sie war, mochte sie nun ein wenig wunderlich sein oder nicht – die alte Dame hatte ihr die Eltern so gut ersetzt, dass es dem Mädchen nie an etwas gemangelt hatte, an Liebe schon gar nicht.

Als das Kind heranwuchs, zeigte sich die Begabung, mit dem geschriebenen Wort auf kreative Weise umzugehen, und so war es kein weiter Weg gewesen, den Beruf der Journalistin zu ergreifen. Kate hätte in London, Manchester, Glasgow oder einer der anderen großen Städte leicht Karriere machen können, aber sie hing an dieser Landschaft mit den sanften grünen Hügeln, diesem Ort, und vor allem an ihrer Tante. Da hatte sie es vorgezogen nach dem Studium hier beim Chronicle zu arbeiten, statt in eine der großen Städte zu ziehen. Für heute war ihr Dienst beendet, und sie freute sich darauf, zusammen mit ihrer Tante die gewohnte Teestunde abzuhalten.

Aber Kate machte sich Sorgen, denn die alte Dame sah wirklich nicht gut aus. Dennoch zwang sich die junge Frau zu einem Lächeln.

„Ich glaube nicht, dass das Selbstgespräche sind. Archimedes versteht jedes Wort, er ist nur zu faul, die Menschensprache zu lernen“, behauptete sie also kühn, und wie zur Bestätigung miaute der Kater einmal auf. Die beiden Frauen lachten kurz über diesen Zufall, gingen dann in die große, gemütliche Küche, wo sich Kate erleichtert auf einen Stuhl fallen ließ und die Beine ausstreckte.

„Dieser Mann macht mich noch wahnsinnig“, begann sie mit ihrer täglichen Schimpftirade auf den Chefredakteur.

Emerson Confield mochte zu seiner Zeit ein guter Reporter gewesen sein, aber er versuchte auch heute noch ein Blatt zu führen wie vor dreißig Jahren, so als wäre die Entwicklung des täglichen Lebens irgendwie an ihm vorbeigegangen. Und so gerieten Kate und er oft aneinander, was allerdings nichts daran änderte, dass sie gern beim Chronicle arbeite, und er sie als gute Journalistin ansah. Doch ihre Meinungen waren so oft gegensätzlich, dass sich der Eindruck aufdrängte, die zwei stritten um der Auseinandersetzung willen.

Eileen kannte dieses Ritual. Es war Kates Art, nach der Arbeit abzuschalten. Mit ruhigen, sicheren Bewegungen goss sie den heißen Tee in die vorgewärmten Tassen und reichte ihrer Nichte den Teller mit den frischen heißen Kuchen, die sie gebuttert hatte, und deren Anblick allein das Wasser im Munde zusammenlaufen ließ.

Herzhaft biss Kate in einen der Muffins hinein und verdrehte dann entzückt die Augen. „Die besten Muffins der Welt“, lobte sie mit vollem Mund.

Dann wollte sie anfangen ausführlich über Confield herzuziehen, doch im nächsten Augenblick blieb ihr der Bissen im Halse stecken. Tante Eileen saß wie erstarrt auf ihrem Stuhl, die Augen weit aufgerissen, und die Hände umkrampften die Serviette, so dass die Knöchel weiß hervortraten.

„Tante, was ist mit dir?“ Kate sprang auf. Sie riss die oberen Knöpfe der Bluse auf, schlug Eileen leicht auf den Rücken für den Fall, dass die alte Dame sich verschluckt haben sollte, flatterte im übrigen aber etwas planlos umher. Vergessen waren in diesem Augenblick alle Lektionen aus dem Erste-Hilfe-Kursus.

Dann aber griff Kate endlich zum Telefon und rief bei Dr. Brandon, dem Arzt am Ort an.

Kenneth Brandon befand sich auf einem Hausbesuch, sein Nachfolger Jarod Fielding, war am Apparat. Er versprach, sofort zu kommen.

Mittlerweile war Eileen jedoch schon wieder soweit zu sich gekommen, dass sie heftige Abwehrbewegungen machte.

„Nicht diesen jungen Hüpfer“, krächzte sie schließlich.

Kate runzelte die Stirn, schaute ihre Tante dann aber streng an. „Es ist vollkommen egal, welcher Doktor kommt“, erklärte sie fest. „Ich mache mir Sorgen, und du musst selbst zugeben, dass es dir nicht gut geht. Ich bin sicher, dass Dr. Fielding nicht schlechter ist als unser alter Kenneth Brandon.“

Eileen hob in entsagender Geste die Augen zum Himmel. Aber na ja, wie hätte Kate auch wissen sollen, dass Kenneth noch viel mehr als nur das normale medizinische Wissen besaß? Und als guter Arzt hatte er stets über das geschwiegen, was er mit Eileen im Laufe der Jahre erlebt hatte, ja, er hatte nicht einmal überflüssige Fragen gestellt. Gerade jetzt wäre es wichtig gewesen, dass Kenneth kam, um zu helfen. Eileen wusste selbst, dass es ihr nicht gut ging, aber mit diesem jungen Mann würde sie nichts anfangen können, dessen war sie sicher.

Doch nun war er schon unterwegs, und es war nicht mehr zu ändern.

2

Auf Jarod Fieldings Gesicht malte sich ein wenig Unverständnis. Er hatte Eileen untersucht und einige Unregelmäßigkeiten festgestellt, die aber kein klares Krankheitsbild ergaben und vor allem nicht deutlich machten, was ihr wirklich fehlte. Er packte seine Instrumente ein und schaute die alte Dame nachdenklich an, die mit einem rätselhaften Lächeln dasaß.

„Es ist schon wieder in Ordnung, das hier habe ich nicht zum erstenmal, aber Dr. Brandon weiß darüber Bescheid“, versuchte sie ihm die Unsicherheit zu nehmen.

„In Ihrer Krankenakte steht aber nichts davon“, erklärte Jarod ratlos und studierte die wenigen Blätter zum wiederholten Male.

„Vielleicht hat er vergessen, es einzutragen“, bot Eileen einen fadenscheinigen Ausweg.

Fielding schüttelte den Kopf. „Mehr als unwahrscheinlich.“ Er gab Eileen ein Aufbaupräparat und versprach, Dr. Brandon vorbeizuschicken.

Eileen atmete auf, als er den Raum verließ. Das hätte noch gefehlt, dass ein so junger Hüpfer seine Nase in Dinge steckte, die ihn doch nun wirklich nichts angingen. Aber Eileen O’Leary war keine Närrin, sie wusste, dass ihr nicht mehr viel Zeit blieb, womöglich brachte sie allein schon gar nicht mehr die Kraft auf, um das zu tun, was doch so dringend notwendig war, was sie nicht versäumen durfte, und was ihr doch so unendlich schwer fiel.

Sie schaute Kate liebevoll an, die jetzt hereingekommen war, und in ihrem Gesicht lag eine unausgesprochene Qual, welche die junge Frau jedoch falsch einstufte. Aber wie hätte sie auch wissen sollen...

Irgendwann gegen Abend kam Dr. Brandon, und ein Blick in sein Gesicht ließ in Kate Bestürzung und große Besorgnis aufflammen.

„Tante Eileen wird doch wieder gesund?“, stammelte sie mit bebenden Lippen.

Kenneth legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Wir werden sehen, mein Mädchen“, brummte er unbestimmt und schickte sie aus dem Schlafzimmer Eileens hinaus.

Kate hatte darauf bestanden, dass ihre Tante sich zur Schonung ins Bett legte.

In der Küche fand sie dann zu ihrer Überraschung Jarod vor, der mit seinem Kollegen gekommen war und jetzt unruhig auf und ab ging.

„Trinken Sie einen Tee mit mir?“, bot Kate freundlich an.

Er nickte zerstreut. „Ich mag es überhaupt nicht, wenn ich weder bei der Diagnose noch bei der Befragung ein klares Bild bekomme“, stieß er etwas unvermittelt hervor.

„Es gibt Dinge, die man erst mit langer Erfahrung...“ begann sie tröstend, doch er unterbrach sie brüsk. „Halten Sie mich für unfähig oder für zu jung?“

„Das will ich damit nicht sagen“, verteidigte sich Kate.

„Ach nein? Muss ich Ihre Worte dann so deuten, dass Sie mich für inkompetent halten?“

Jetzt hatte Kate genug. Sie stemmte energisch die Hände in die Hüften. „Jetzt hören Sie mir mal gut zu, ohne mir gleich wieder das Wort im Mund zu verdrehen“, sagte sie mit deutlicher Schärfe in der Stimme, und er schaute sie erstaunt und überrascht an. „Ich habe nicht damit angefangen, Sie in irgendeiner Form zu beschuldigen. Sie selbst waren und sind es noch, der förmlich in Selbstmitleid schwimmt“, fuhr sie fort. „Und ich finde es ausgesprochen unverschämt, dass Sie mir so einfach unterstellen, ich würde Ihnen Vorwürfe machen, weil Sie nicht sofort die richtige Diagnose für die Erkrankung meiner Tante gefunden haben. Nichts davon habe ich getan, im Gegenteil, ich habe Verständnis dafür, wenn jemand vor einem Rätsel steht. Kein Verständnis habe ich allerdings für Dummheit – noch dazu für offensichtliche Dummheit.“ Sie blitzte ihn herausfordernd mit ihren grünen Augen an, und er war beeindruckt. So gründlich hatte ihm noch nie jemand die Leviten gelesen. Und wenn er ehrlich war, musste er zugeben, dass sie nicht ganz unrecht hatte.

Jarod lächelte etwas schief und um Entschuldigung bittend. Er hatte warme, braune Augen und ein jungenhaftes Gesicht, aus dem jetzt Verlegenheit sprach. „Habe ich mich wirklich so daneben benommen? Verzeihen Sie“, bat er reumütig.

„Wollen Sie jetzt endlich einen Tee?“, grinste Kate, die nicht nachtragend war.

„Ich wüsste nichts, was im Augenblick besser wäre.“

Wenig später saßen die zwei sich am Küchentisch gegenüber, und Kate schaute ihm ernst ins Gesicht.

„Wie schlecht geht es meiner Tante wirklich?“, forschte sie nach.

Jarod zuckte ratlos die Schultern. „Wenn ich das wüsste. Glauben Sie mir, Kate, das war vorhin nicht soviel Selbstmitleid, wie Sie annehmen. Ich weiß in diesem Fall einfach nicht weiter. Und Dr. Brandon hat sich in Schweigen gehüllt, als ich nachfragte. Mir ist das alles sehr rätselhaft.“

Kate knetete etwas nervös ihre Finger, bis er seine großen, warmen Hände darauf legte. „Es wird bestimmt wieder“, machte er den schwachen Versuch sie zu trösten. „Ist Miss Eileen Ihre einzige Verwandte?“

„Meine letzte lebende Verwandte, ja“, bestätigte sie. „Und ich will sie nicht verlieren. Sie ist für mich Vater und Mutter – ach, sie ist einfach alles für mich.“

Seine Augen ruhten mit einem beruhigenden Ausdruck auf ihr. „Dr. Brandon ist...“

„...ein hervorragender Arzt, ja. Und er kennt meine Tante schon länger, als es mich gibt. Das weiß ich alles, Jarod. Aber ich weiß auch, dass Tante Eileen alt ist – und, nun ja, es ist wohl ein Naturgesetz, das niemand außer Kraft setzen kann. Irgendwann muss jeder von uns sterben. Aber doch nicht so schnell – einfach so. Und doch habe ich ein ganz ungutes Gefühl – so, als müsste ich mich auf den baldigen Abschied vorbereiten.“

„Bestimmt sehen Sie zu schwarz.“

Unruhig stand Kate auf. „Und Sie sind von Beruf nicht nur Arzt, sondern auch Optimist, ja“, erwiderte sie mit ätzendem Spott.

„Nein, eigentlich eher Realist. Im Gegensatz zu gewissen hübschen jungen Damen, die scheinbar Vergnügen daran haben, den Kopf zu verlieren, wo sie doch eigentlich positiv denken sollten.“

„Unverschämter Narr“, warf sie ihm vor.

Er grinste sie an. „Vielleicht“, schränkte er dann ein. „Aber immer noch Realist, Kate, und kein ängstliches Huhn. Was haben Sie davon, wenn Sie sich in Ihrem reizenden Kopf ein solches Horrorspektakel ausmalen?“

Sie starrte ihn verblüfft an. Was erlaubte sich dieser Mann? Noch bevor sie explodieren konnte, kam Kenneth herein und schaute von einem zum anderen, dann grinste er süffisant. „Mir scheint, ich komme im rechten Augenblick, um eine handgreifliche Auseinandersetzung zu verhindern.“

3

Eileen hatte dem Arzt traurig entgegen geblickt, nachdem Kate das Zimmer verlassen hatte.

„Es wird immer schlimmer, Ken, meine Lebensenergie wird abgesaugt, und es kann nicht mehr lange dauern, bis es vorbei ist“, stellte sie realistisch fest.

Er setzte sich auf die Bettkante, griff automatisch nach ihrem Handgelenk und fühlte den Puls. Ganz schwach war er und flatterte heftig. Es gab keinen Widerspruch gegen Eileens Worte, das wussten beide.

Seit einem Vorfall vor etwas mehr als einem Jahr hatte Eileen ihre Lebenskraft zunehmend verloren, und nichts, was der Arzt oder auch die Frau selbst unternommen hatten, konnte diesen Prozess umkehren. Eileen starb, langsam, aber sicher.

„Dann ist es höchste Zeit, dass du Kate endlich einweihst“, stellte er fest.

Sie nickte langsam. „Was denkst du, wie wird sie es aufnehmen? Sie ist so eine nüchterne, moderne, praktische, junge Frau. Das alles wird ihr doch vorkommen, wie die Alpträume einer verrückten alten Lady.“

Brandon strich sanft über die faltige Wange der Frau, dann drückte er ernsthaft einen sanften Kuss auf ihre Stirn. „Diese verrückte alte Lady ist zufällig eine der vernünftigsten Frauen, die ich kenne. Nein, Eileen, ich denke, nach etwas Unglauben wird Kate die Tatsachen akzeptieren. Obwohl es ihr vermutlich schwerfallen wird, deine Aufgabe weiterzuführen.“

„Aber sie muss es tun“, seufzte Eileen.

„Sie wird es auch tun.“ Brandon war seiner Sache sicher. Er gab Eileen ein Mittel zur Kräftigung, obwohl das nicht mehr viel nutzen würde. Dann ging er in die Küche und platzte in den ausbrechenden Streit der beiden jungen Leute.

4

„Irre ich mich, oder herrscht hier wirklich eine gespannte Stimmung?“, fragte Brandon jetzt und schaute über seine Brillengläser hinweg die beiden an.

Jarod senkte verlegen den Kopf, und Kate drehte sich um zum Fenster. Ihr Gesicht war rot angelaufen, und sie schämte sich. „Es war nichts, nur ein Missverständnis. Und ich habe wohl ein bisschen überreagiert“, sagte sie verlegen. „Ken, wie geht es meiner Tante? Sie wird doch wieder gesund?“ Bang starrte sie den alten Arzt an, der jedoch keine Anstalten machte, ihre Befürchtungen zu zerstreuen. Kate las die Antwort in seinem Gesicht und in dem, was er nicht sagte. Mutlos ließ sie die Schultern sinken.

Jarod stand auf und zog sie tröstend an sich. „Das muss doch noch nicht das Ende sein“, murmelte er dicht an ihrem Ohr.

„Komm, junger Mann, wir haben noch etwas zu tun. Und Kate wird bei Eileen gebraucht.“

Jarod fand es herzlos, die beiden Frauen jetzt einfach allein zu lassen, und er wollte eigentlich protestieren, doch ein Blick in die Augen seines alten Kollegen ließ ihn verstummen. Wortlos folgte er dem alten Arzt, nahm sich aber vor, später im Auto seine Meinung auszudrücken.

Kate starrte den beiden Männern einige Zeit nach, dann gab sie sich einen Ruck, es hatte keinen Zweck, die Augen vor den Tatsachen zu verschließen, denen musste man offen ins Gesicht sehen.

Sie setzte ein Lächeln auf, obwohl ihr eher zum Weinen zumute war. Und sie wusste, dass sie ihre Tante damit nicht würde täuschen können, dann ging sie entschlossen ins Schlafzimmer.

Tiefer Friede lag in dem alten, sympathischen Gesicht von Eileen, und sie blickte ihrer Nichte offen entgegen.

„Bevor du fragst, es geht mir im Augenblick gut, aber ich fürchte, das wird nicht sehr lange so bleiben, mein Kind. Komm, setz dich her zu mir. Ich habe dir noch etwas sehr Wichtiges zu sagen.“

Kate spürte, wie ihr plötzlich eine eiskalte Hand über den Rücken strich, und es war nicht die Angst vor dem nahen Tod der Tante, die dieses Gefühl verursachte. Etwas zögernd ließ sie sich auf der Bettkante nieder und griff nach der schmalen, fast kraftlosen Hand ihrer Tante.

„Das wird schon wieder“, erklärte sie gespielt munter, aber Eileen blickte sie strafend an. „Mach dir und mir jetzt bitte nichts vor, Katherine McLean. Ich weiß, dass ich sterben muss, und ich sehe dem in aller Ruhe entgegen. Ich bin alt und habe mein Leben hinter mir. Das musst du akzeptieren, Kate“, setzte sie weich hinzu und seufzte dann. „Aber da ist noch etwas, über das ich jetzt mit dir reden muss. Versprich mir, dass du erst einmal zuhörst, mich nicht unterbrichst, und vor allen Dingen nicht sofort mit einem Vorurteil bei der Hand bist.“

Kate runzelte die Stirn. Was hatte denn diese merkwürdige Einleitung zu bedeuten?

Aber sie nickte gehorsam, ihre Neugier war bereits geweckt.

5

Vor mehr als dreihundert Jahren gab es in der Familie O’Leary zum ersten Mal einen derartigen Fall. Damals war es die junge Mariah, die eines Tages entdeckte, dass sie über Gaben verfügte, die ihr nicht ganz geheuer waren. Sie konnte plötzlich die Gedanken ihrer Mitmenschen lesen, sie besaß heilende Hände – und sie hatte die regelrecht unheimliche Fähigkeit, andere Leute zu beeinflussen. Allerdings war es noch immer die hohe Zeit der Hexenverfolgung, und so tat die hübsche junge Frau gut daran, niemandem etwas davon zu erzählen, sie hätte dann nicht eine Woche mehr überlebt.

Aber Mariah wirkte im Geheimen, soweit es ihr möglich war, und sie nutzte ihre Gaben als Gottesgeschenk, mit dem sie unauffällig anderen half.

Bis zu dem Tag, da ein Fremder auf sie zukam und sie direkt auf ihre verborgenen Fähigkeiten ansprach. Natürlich leugnete sie. Sie hing am Leben, sie hatte einen guten Mann und zwei kleine Kinder, das alles wollte sie nicht verlieren. Der Fremde aber beruhigte sie, er würde sie nicht verraten, doch er brauchte ihre Hilfe. Überall auf der Welt gab es Gegenstände, die vor langer Zeit mit einem Fluch belegt oder verzaubert worden waren. Und diese Magie galt es zu zerstören, denn alle diese Gegenstände bedeuteten den Tod.

Mariah weigerte sich zunächst. Doch dann kam der Tag, an dem in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft durch einen verhexten Weinkelch eine ihrer Freundinnen starb.

Zwei Tage später war der Fremde wieder da, und dieses Mal sagte die junge Frau zu – unter der Bedingung, dass niemand etwas erfuhr. Durch einen unbegreiflichen Vorgang bekam Mariah von dem Fremden jetzt noch eine besondere Gabe: Sie war in der Lage, diese verhexten Gegenstände aufzuspüren. Das heikle Problem war jedoch stets, dass alle diese Dinge mit lebenden Personen verbunden waren, die selbst an der Zerstörung mitarbeiten mussten.

Bis zu ihrem Tod wirkte Mariah auf diese Weise, und niemand schöpfte Verdacht, gerade so, als würde sie von unbegreiflichen Mächten geschützt. Als sie starb, übertrug sie ihre Fähigkeiten auf ihre jüngste Tochter, und die wiederum auf ihre Tochter. So führte die Linie nahtlos bis zum heutigen Tag. Immer gab es eine junge Frau in der Familie, die eine solch schwere Bürde auf sich nahm und dies auch bis zum herannahenden Tod geheim hielt.

Das ging solange gut, bis Eileens viel jüngere Schwester bei diesem schrecklichen Unfall viel zu früh ihr Leben verlor.

6

Eileen hielt erschöpft inne. Kate saß völlig verstört da, Unglaube brannte in ihren Augen, und sie hatte wie zur Abwehr die Hände ausgestreckt.

„Das alles meinst du doch nicht ernst“, flüsterte sie dann. „Das ist doch nichts weiter als...“

„...ein Märchen, eine alte überlieferte Geschichte, eine Legende?“, setzte Eileen den angefangenen Satz kalt fort. „Nein, mein Kind, das ist es nicht. Du kennst den Raum, den du nie betreten durftest? Darin bewahre ich einen Teil jener Gegenstände auf, deren heutige Bezugsperson ich noch nicht ausfindig machen konnte.“

„Du willst damit sagen – du bist wirklich – du hast...“ Kate brach entsetzt ab.

Das konnte doch einfach nicht wahr sein! Das waren doch sicher wirre Phantasien einer sterbenskranken Frau. Nein! Das durfte einfach nicht wahr sein!

Sie schüttelte hilflos den Kopf.

„Na, Kind, nun sieh mich nicht an wie ein Kalb mit zwei Köpfen“, versuchte Eileen zu scherzen. „Glaube mir, so schlimm, wie sich das auf den ersten Blick anhört, ist es nicht.“

„Ich glaube es einfach nicht“, wiederholte Kate tonlos.

„Jetzt ist es aber genug, Katherine, komm wieder zu dir.“

Kates grüne Augen hefteten sich auf ihre Tante. „Das alles soll ich wirklich glauben?“

„Du wirst es wohl müssen, denn du bist meine Nachfolgerin“, erklärte Eileen trocken.

„Ich? Niemals! Selbst, wenn es stimmt – das kann ich nicht, und das will ich auch nicht“, wehrte Kate ab.

Plötzlich legten sich Eileens Hände wie Schraubstöcke um die Handgelenke der jungen Frau. „Du wirst es tun, Kate. Wir – die Frauen unserer Familie, sind verantwortlich für das Leben vieler Menschen. Und du wirst es ebenso tun wie ich es damals tun musste. Auch ich habe mich gesträubt, dann aber Vernunft angenommen. Und glaube mir, mein Liebes, es ist ein verflixt gutes Gefühl, Leben zu retten.“

„Aber ich – ich kann das nicht“, stammelte Kate.

„Du wirst es lernen. Du wirst noch in dieser Nacht meine Kräfte übertragen bekommen, und du wirst wissen, wann du welche Gabe einzusetzen hast.“

In Kates Augen schimmerten Tränen, alles in ihr wehrte sich dagegen, den Tod ihrer Tante und die damit verbundenen Merkwürdigkeiten zu akzeptieren. Aber dann war da noch die beharrliche Stimme in ihrem Innern, die ihr deutlich machte, dass alles Wehren vergeblich war.

Ergeben senkte sie den Kopf – und Eileen atmete innerlich auf. Ihr blieb wirklich nicht mehr viel Zeit.

7

Wie hatte es soweit kommen können?

Kate fühlte sich, als würde aus ihrem Gehirn alles herausgesaugt, was jemals an Wissen, Gefühlen und ihrem eigenen Ich hineingestopft worden war. Was war das nur? Und wie lange würde diese Qual noch dauern?

Tate Eileen hatte nach Kates widerwilliger Zustimmung noch eine Weile überlegt, oder vielleicht auch die letzten Kräfte zusammengesucht, wer wollte das wissen? Aber die Zeit drängte. Wenn sie nicht sofort mit der Übertragung anfing, konnte es vielleicht schon zu spät sein. Sie fühlte den Tod mit Riesenschritten herannahen, und mittlerweile war sie auch soweit, dass sie ihn wie einen langersehnten Freund begrüßen würde. Aber erst dann, wenn sie ihre Aufgabe erfüllt hatte.

Sanft griff Eileen nach den schmalen Händen ihrer Nichte, sie waren kalt und zitterten, aber der Blick der jungen Frau war fest entschlossen.

„Du musst jetzt ganz tapfer sein, mein Liebes, es wird – nicht ganz einfach sein. Halte still und wehre dich nicht. Lass alles über dich ergehen. Wenn ich kann, will ich dir später noch deine Fragen beantworten. Aber dann wirst du vielleicht keine Fragen mehr haben.“

Kate nickte stumm. Sie fühlte den Pulsschlag in den dünnen abgezehrten Händen ihrer Tante und fragte sich, was jetzt wohl passieren würde.

Nun, erst einmal geschah gar nichts. Doch dann spürte sie ein vorsichtiges Tasten in ihrem Kopf, als wollte jemand ohne Worte mit ihr reden. Sie versuchte die Stimme abzuwehren, hielt sich dann aber zurück. Und dann geschah es, ihr Gehirn schien aufgebrochen zu werden, und jetzt wollte Kate den Eindringling abwehren, aber sie schaffte es nicht. Gedanken und Gefühle wirbelten durcheinander, und sie spürte die Anwesenheit ihrer Tante, die allerdings immer schwächer wurde.

Es war sehr seltsam, und Kate fühlte sich – ja, wie erweitert. Ein Blitz zuckte zwischen den beiden Frauen hin und her, im ganzen Hause ächzten die Balken, das Haus selbst schien zu stöhnen.

Kate schrie jetzt erschreckt auf und riss ihre Hände von Eileen fort, die regelrecht zusammensackte. Die junge Frau rappelte sich auf, die Tante hingegen sah aus, als wäre sie schon tot.

„Tante Eileen?“, rief sie alarmiert. „So sag doch was! Tante Eileen, wie geht es dir?“ Keine Antwort.

Panik erfasste Kate. Hilfe! Sie musste Hilfe holen.

Sie wollte aus dem Zimmer laufen, doch die Tür klemmte, und aus der Füllung grinste sie plötzlich eine menschliche Fratze an. Hatte sie jetzt schon Halluzinationen?

Sie trommelte gegen das Holz und rief laut. Tränen liefen ihr über die Wangen, und in ihren Augen zeigte sich blanke Angst.

8

Jarod Fielding hatte seinen Kollegen mit Fragen gelöchert, doch der hatte geschwiegen wie eine Auster.

„In diesem Fall muss ich die ärztliche Schweigepflicht mehr als ernst nehmen“, brummte Kenneth Brandon. „Es tut mir leid, Jarod, aber wenn Eileen und Kate nichts sagen, muss auch ich schweigen.“

Das empfand der junge Arzt als ausgesprochen unbefriedigend. Vor allem auch deswegen, weil er hier ein regelrechtes Geheimnis vermutete – und weil er Kate sehr sympathisch fand. Nun, vielleicht ergab sich doch noch die Gelegenheit, sie näher kennenzulernen und dieser mysteriösen Geschichte dabei auf die Spur zu kommen.

Er wurde dann aber durch die weiteren Patienten abgelenkt, bis er erst am Abend wieder dazu kam, Luft zu holen. Er dachte an Kate. Ob sie vielleicht Lust hatte, noch ein wenig mit ihm zu reden? Außerdem bot sich so auch die Möglichkeit, noch einmal nach der alten Dame zu sehen und sich davon zu überzeugen, dass sich ihr Zustand nicht verschlechtert hatte. Auch wenn sie eigentlich Brandons Patientin war, so hatte er doch ein stark ausgeprägtes Pflichtbewußtsein, dem er jetzt nachgab.

Als Jarod den Wagen vor dem kleinen Haus anhielt, schaute er etwas irritiert, in zwei Zimmern brannte Licht, aber es flackerte unruhig, ein grässliches Stöhnen klang aus dem Haus heraus, und ein merkwürdiges Gefühl erfasste den Arzt, als er jetzt eilig ausstieg. Abwehr, Angst, tiefer Friede und regelrechter Hass überspülten ihn wie eine Welle. Was war das? Hier stimmte doch etwas nicht.

Hastig lief er zur Tür, wenn hier etwas nicht in Ordnung war, dann musste er Kate und Eileen vielleicht helfen.

Die Haustür öffnete sich von allein, als er nähertrat, doch kaum war Jarod im Haus, schlug sie von allein auch wieder zu. Egal, darum konnte er sich später kümmern.

Er hörte Weinen und Hilferufe. „Kate!“ brüllte er laut. „Kate, wo sind Sie? Antworten Sie, ich will Ihnen helfen.“

„Jarod? – Jarod, sind Sie das? Gott sei Dank. Kommen Sie her, die Tür...“

Der Arzt folgte der Stimme, und gleich darauf stand er vor einer verschlossenen Tür, hinter der er die Stimme von Kate hörte. Er griff nach der Klinke, aber die bewegte sich nicht.

„Verdammt“, fluchte er und zerrte heftig noch einmal daran.

Urplötzlich gab die Tür nach, und zielsicher schlug sie auf Jarod, der heftig an der Stirn getroffen wurde und einen Schritt zurücktaumelte. Kate stolperte ihm zusätzlich entgegen, und gleich darauf fielen die beiden übereinander auf den Boden. Jarod hielt Kate fest, und er war erschreckt über ihr Aussehen, die Pupillen angstvoll geweitet, Tränenspuren im Gesicht – und Angst. Er umarmte sie tröstend, und überraschend schnell hatte sie sich wieder in der Gewalt.

„Geht es Ihrer Tante nicht gut?“, fragte Jarod jetzt alarmiert.

Kate löste sich von ihm und stand etwas verlegen auf. „Ja, sehen Sie bitte nach ihr. Ich glaube – ich fürchte...“

Der Arzt brauchte kein weiteres Wort mehr. Er sprang auf und eilte ins Schlafzimmer, doch er sah auf den ersten Blick, dass er hier zu spät kam.

Eileen schickte ihm gerade noch einen Blick, in dem Dankbarkeit und Frieden lagen. Dann schloss sie die Augen, und der Körper erschlaffte unmerklich. Innerlich fluchte Jarod. Jeder Arzt hasst es, einen Patienten zu verlieren.

Kate kam heran, aber er nahm sie in die Arme und drehte sie um. „Es ist vorbei, Kate, lassen Sie Eileen jetzt gehen. Und behalten Sie Ihre Tante in guter Erinnerung.“