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Es geht letztendlich um eine Landwirtschaft, vor der weder die Natur noch der Mensch geschützt werden muss. Das geht aber nur, wenn die Landwirte nicht allein sind, sondern auch die Konsumenten zu Wirten des Landes werden. Dann kommt es zu einem Verhältnis, das nicht im Frust endet, sondern Lust macht. Solidarische Landwirtschaft auf Hof Pente 2018.
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Seitenzahl: 160
Veröffentlichungsjahr: 2019
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VORWORT
JANUAR 2018
FEBRUAR 2017
MÄRZ 2018
APRIL 2018
MAI 2018
JUNI 2018
JULI 2018
SEPTEMBER 2018
OKTOBER 2018
NOVEMBER 2018
DEZEMBER 2018
MEDIENSPIEGEL
Stadt-Land-Lust statt Stadt-Land-Frust!
Liebe Leserin lieber Leser,
wir freuen uns, dass wir nun den siebten Band mit den Hof Nachrichten aus Pente vorlegen können. Ermutigt dazu hat uns die berührende Resonanz vieler Leserinnen und Leser in den letzten Monaten. Viele Menschen schätzen offenbar eine alternative Sichtweise auf die Zusammenhänge in unserer Welt, die nicht an der Oberfläche hängen bleibt. Auch diesmal berichten wir darüber, wie wir denken und handeln, zusammenleben, zusammenarbeiten, wie wir mit Tier und Technik, Pflanzen und Boden umgehen. Was uns zum Handeln antreibt. Wie uns Gott und Welt angehen, wie wir von Klimawandel und Politik betroffen sind. Und es wird deutlich, dass unsere Welt letztlich ein lebendiges Netzwerk von gegenseitigen Abhängigkeiten und Ermöglichungen ist.
Eigentlich müssten wir wissen, dass wir die Luft, die wir verpesten, letztlich selbst einatmen, dass uns der Boden, den wir mit Pestiziden vergiften, letztlich die Stoffe liefert, die wir essen, dass das Mikroplastik, welches wir gedankenlos freisetzen, letztlich in die Weltmeere gelangt und mit dem Fisch auf unserem Teller liegt. Dass es nicht um Umweltschutz geht, sondern um Mitweltschutz, um unseren eigenen Schutz!
Dass es letztendlich um eine Landwirtschaft geht, vor der weder die Natur noch der Mensch geschützt werden muss. Das geht aber nur, wenn die Landwirte nicht allein sind, sondern auch die Konsumenten zu Wirten des Landes werden. Dann kommt es zu einem Verhältnis, das nicht im Frust endet, sondern Lust macht.
Einige Schwerpunkte und Ereignisse haben uns in diesem Jahr besonders beschäftigt. Besonders die große Trockenheit, die anscheinend auf den Klimawandel zurückgeht. Mit dem großartigen Einsatz aller Gärtnerinnen und Gärtner in Tag- und Nachtschichten gelang es uns dennoch, eine gute und schmackhafte Ernte einzufahren. Allerdings haben wir noch keine befriedigende Lösung, wie wir diesem möglichen Wetterwandel dauerhaft begegnen können.
Einen weiteren Schwerpunkt bildete in diesem Jahr die Arbeit mit den Pferden im Garten. Für viele Menschen, auch für uns, ist dies eine neue Kulturerfahrung. Aber es braucht Zeit, Geduld, Einfühlungsvermögen und fordern Achtsamkeit und Aufmerksamkeit besonders heraus. Und es beschert auch neue Tier-Mensch-Erlebnisse friedvoller, aber auch gefährlicher Art. Pferde sind Fluchttiere – und diesem Wesenszug kann Unfälle zur Folge haben. Andererseits sind sie sehr einfühlsam. Als ich (Johannes) von meiner Hochdosistherapie geschwächt, wieder auf den Hof zurückkam, lief der schwarze Friese Diego auf mich zu, legte tröstend vorsichtig seine Nüstern auf meine Schulter und gab mir einen doppelten Handkuss.
Nach intensiven pädagogischen Diskussionen und einem organisatorischen Kraftakt, gelang es in diesem Jahr, die Freie Hofschule Pente zu eröffnen. Nach Krippe und Waldkindergarten ist es nun die dritte pädagogische Einrichtung auf unserem Hof.
Es bleibt lebendig!
Johannes und Martina
Tobias und Julia
Pente, im Dezember 2018
Ein winziger Lichtschimmer, der sich von Hoffnung ernährt, ist genug, um das Schutzschild der Finsternis zu durchbrechen. Es reicht ein einzelnes Individuum, damit es Hoffnung gibt, und dieses Individuum kannst „du“ sein. Dann gibt es ein weiteres „du“ und ein weiteres „du“, und es wird zu einem „wir“. Beginnt Hoffnung also, wenn es ein „wir“ gibt? Nein. Hoffnung beginnt mit einem „du“. Wenn es ein „wir“ gibt, beginnt eine Revolution.
(Papst Franziskus I)
Schon Mitte Dezember wollten uns die Schneeflöckchen mit ihren Weißröckchen in einen vorweihnachtlichen Traumzauberzustand versetzten. Haben es sich dann aber anders überlegt, da sich Väterchen Frost, wahrscheinlich aufgrund seines hohen Alters, wieder mal verspätet. Weil aber ja doch irgendwie Wetter sein muss, übernahm schnell der Wind mit seiner ungestümen Kraft die Regie. Wüst trieb er die Wolken vor sich her und ließ sie an den Spitzen des Wiehengebirges platschend zerschellen. Quatschender Matsch sorgt nun überall für weichen Schmöttkeboden.
Die Kälber kuscheln sich an die warmen Milcheuter ihrer Mütter. Die Ferkel wärmen sich eng umschlungen in ihrem Strohnest. Mütterlich einladende Grunztöne lösen das Knäuel und lassen die gierigen Mäuler blitzartig an die warme Milchbar sprinten.
Ein zarter graublauer Lichtschimmer am Horizont lässt die Erwartung auf künftige zunehmend durchlichtete Tage aufkommen. Haben wir das Dunkel des Winters schon ausreichend genutzt, um besser sehen zu können? In vielen schamanischen Traditionen ist gerade das Durchleben der Dunkelheit Voraussetzung für die Erkenntnis höherer Welten. Den Sehern erfüllt sich im Schatten die wesenserfüllte Seite des Sonnenlichts. Martin erzählte einmal die Geschichte von einem Blinden, Jacques Luysserand, der in Frankreich während der deutschen Besetzung für die Resistance die Personalauswahl für die Geheimoperation des Widerstands durchführte, weil er offenbar durch die Beschränkung seiner Sinne eine höhere Form der Wahrnehmung entwickelt hatte. Jeder Irrtum, jeder Verrat hätte tödliche Folgen gehabt.
Die Winterzeit lässt auch neue alte Fragen nach der Weiterentwicklung unseres Hofkonzeptes zu: Wie sieht es mit dem Kreislaufgedanken unseres Hoforganismus aus? Wie sicher ist unsere Lebensmittelerzeugung? Wie können wir unsere Energieversorgung unabhängiger gestalten?
Denn: trotz allem gegenteiligen Schein ist unsere Form von industrialisierter Landwirtschaft, die „just in time“- Lebensmittelversorgung, unsere zentralisierte Energiewirtschaft, unser Nachrichten- und Verkehrswesen so instabil und krisenanfällig wie niemals zuvor. Das hat die Untersuchung einer Kommission Technikfolgenabschätzung im Auftrage des Deutschen Bundestages ergeben.
An einigen kleinen Beispielen können wir diese Instabilität selbst erfahren. Während die Deutsche Bundesbahn in den fünfziger Jahren noch mit dem Slogan warb: „Alle reden vom Wetter, wir nicht!“ konnten wir in den letzten Monaten erleben, wie mehrfach ein regional begrenzter Sturm oder ein Schneefall die leitungsgebundene Bahn tagelang ins Chaos stürzte, während die Deutsche Reichsbahn im Zweiten Weltkrieg trotz aller Bombenangriffe bis Anfang 1945 ihren Fahrplan weitgehend einhielt.
Auch die Lebensmittelerzeugung konnte bis zum Ende des letzten Weltkrieges zum großen Teil aufrechterhalten werden, weil sie zu über 90 % auf einfacher Technik und einer entwickelten Pferdewirtschaft basierte. Diese Krisenstabilität löste sich durch die Motorisierung und Elektrifizierung der Landwirtschaft um 1950 auf. Eine letzte Umfrage des Amtes Blank (Vorläufer des Bundesverteidigungsministeriums) ergab 1957 - während der Zuspitzung des Ost-West-Konfliktes - dass die Landwirtschaft aufgrund ihrer Fremdenergieabhängigkeit nicht mehr in der Lage war, die Ernährungssicherheit zu garantieren. In den USA war die totale Abhängigkeit der Landwirtschaft von der Nabelschnur des Öls schon Jahrzehnte zuvor geschaffen worden.
Das wurde uns schon vor Jahren auf einer Fahrt durch die Prärie von Colorado durch Wyoming nach Montana eindrucksvoll deutlich. Plötzlich sahen wir linkerhand vor einem Farmhaus zwei Dutzend alter rostroter Traktoren stehen. Ich hielt an, obwohl wir es eilig hatten und noch vor dem Dunkelwerden das Blockhaus unserer Freunde in den tiefen Wäldern Montanas erreichen wollten und zückte den Fotoapparat, um lüstern die techno-erotischen Formen der alten Case, Deering, HarrParr… aus den dreißiger und vierziger Jahren auf den Film zu bannen. Ein mächtiger Mann trat aus dem Farmhaus, das mit dem Schild „Tractor Nut“ (Traktor-Narr) versehen war und lud uns ein, doch herein zukommen. Der Eingang, die Küche, das Wohnzimmer - alle Wände waren von unten bis oben mit altem Traktorenwerkzeug, Schraubenschlüsseln, Spezialzangen und Ersatzteilen voll gehängt. Doch nicht genug, der verrückte Traktor Fan bat uns hinter das Haus. Der helle Wahnsinn! Soweit das Auge blicken konnte, war die Prärie bedeckt mit alten rostbraunen ehemals ölfressenden Traktoren - die technische Verwandlung einer ehemals still grasenden tausendköpfigen Bisonherde.
Die Technik, auf die wir setzen, wird von menschlichen Interessen bestimmt, vor allem aber durch eine Profit-Wirtschaft, die den einzelnen Menschen immer mehr abhängig machen will. Das trifft sowohl auf die Lebensmittelwirtschaft zu, die Landwirtschaft selbst, - durch Chemie, industrialisierte Tierhaltung und Gentechnik, - wie auch auf die Automobiltechnologie. In allen Großstädten dieser Welt von Mexico City bis Mumbai versinkt der automobile Individualverkehr in einem stinkenden lärmenden Chaos, welches die Fortbewegung zur Qual macht. Diese Entwicklung folgt einem bestimmten Muster, welches die Auto- und Ölkonzerne bereits von den 1930er bis 1950er Jahren konsequent mit der Zerstörung öffentlicher Nahverkehrssysteme verfolgt haben. General Motors, Standard Oil und Firestone kauften dazu unter falscher Flagge in 45 US-Städten (darunter New York und Los Angeles) öffentliche Verkehrsbetriebe, Schienentrassen und Bahnhöfe auf, um Schritt für Schritt Straßenbahnen und Nahverkehrszüge stillzulegen. Auf diesen Trassen wurden dann Highways gebaut, auf denen dann GM-Autos mit Firestone-Reifen mit Standard-Oil-Sprit fuhren, oder besser gesagt, bald schon mehr standen als fuhren (Blätter für deutsche und internationale Politik 12/2017).
Bis in die Sechzigerjahre stand in dem Tante-Emma-Laden (Böhmers Mia) auf dem Hörnschen Knapp ein graues 100l- Fass mit einer Handpumpe und einem geeichten Glaszylinder. Hier wurde das kostbare Petroleum abgefüllt, welches ausschließlich für Beleuchtungszwecke verwendet wurde. Unsere Nachbarin Frieda erzählt, wie die Elektrifizierung ihres elterlichen Hofes nach dem Kriege von statten ging: „Bis 1947 war elektrischer Strom für uns ein schöner Traum gewesen. Im Sommer dieses Jahres war es dann endlich soweit, dass wir an das Stromnetz angeschlossen werden konnten. Aber auch dabei gab es ohne Schweiß keinen Preis. Im Frühjahr mussten wir aus unserem Wald lange Fichten für die Masten fällen und mit dem Pferdefuhrwerk zum Bahnhof nach Halen bringen. Von dort gingen sie zu einer Fabrik zum Imprägnieren. Nach 14 Tagen konnten wir dann die fertigen Masten wieder abholen. Das Graben der Löcher, Aufstellen der Masten und das Aufziehen der Kabel - alles musste in Eigenleistung gemacht werden. Tagelang waren zwei Mann von uns damit beschäftigt. Auch für den Trafo mussten wir selbst aufkommen. Die Ziegelei lieferte die Backsteine für das Trafohaus nur gegen Kartoffeln. Unser Flüchtling Gerhardt Mücke war Maurer. Der hat dann das Trafohaus gebaut. Für Speck, den ich zum Elektrogeschäft nach Engter brachte, kam dann die elektrische Installation. Ohne Ware war damals nichts zu bekommen.“ (Heimatverein Schmittenhöhe 1997). Bis in die siebziger Jahre hatten wir eine analoge Telefonanlage, mit der wir auch bei Stromausfällen, zum Beispiel heftigen Gewittern, die Nachbarn oder auch den Stromversorger zuverlässig erreichen konnten. Mit der Einführung einer ISDN Anlage hörte diese Zuverlässigkeit auf. Auf die Spitze getrieben wird diese Instabilität mit den neuen IP Anlagen (Internetprotokoll). Der Bericht der Enquetekommission sagt auch aus, dass die neuen Kommunikationsanlagen bei Polizei, Feuerwehr und Technischem Hilfswerk ebenfalls instabiler geworden sind als die Vorgänger. Vor einiger Zeit zeigte uns eine Freundin in Sankt Vit bei Rheda-Wiedenbrück ein Fachwerk-Bauernhaus, das als Tarnung für den Eingang zu einer unterirdischen Bunkeranlage diente. Dort war die Schaltanlage für das Netzwerk der Deutschen Reichspost untergebracht, die bis Kriegsende eine weitgehend zuverlässige Telefonverbindung für ganz Norddeutschland sicherte. In den achtziger Jahren wurde an der Rinderweide unseres Vetters in Rhauderfehn noch eine Langwellenfunkanlage der Deutschen Bundesmarine aufgebaut, mit der aufgrund der spezifischen Eigenschaften von Langwellen, die der Erdkrümmung folgen, alle deutschen U-Boote bis in 30 m Wassertiefe erreicht werden können. Diese Technik ist schon 100 Jahre alt und wurde bereits 1914 von der Telefunken AG für die Verbindung zwischen Berlin und der ehemaligen Kolonie Togo eingesetzt. Man vergleiche das mit der heutigen Technik, bei der man völlig auf das Internet setzt, von dem man weiß, wie instabil es ist, da es von Hackern lahmgelegt werden kann und im Krisenfall die erste Adresse eines Cyberwar ist.
Und wie konsequent will man selbst sein? Meine krankheitsbedingten Knochenbrüche haben dazu geführt, dass ich vorerst nicht mehr unseren geliebten 25 Jahre alten Daimler nutzen kann, sondern wir mit schlechtem Gewissen einen modernen SUV mit elektronisch gesteuerter Komfortfederung und hohem Einstieg geleast haben. Dafür haben wir uns aber auch gleichzeitig für einen vor über 25 Jahren hergestellten, praktisch neuwertigen, RG 28 des VEB Elektrogerätewerkes Suhl entschieden ;). Noch nie gehört? Ein nahezu unkaputtbares Rührgerät aus der ehemaligen DDR. Wenn man es aufschraubt, was ohne weiteres möglich ist, ohne es zu beschädigen, sieht man statt Plastikrädchen ein massives Metallgetriebe und kugelgelagerte Aufnahmen für die Rührstäbe. Aus Sicht der profitorientierten Obsolenz (Veralterung) geht das natürlich nicht. Diese Firma ist zur Wende 1990 abgewickelt worden. Die Geräte kann man allerdings heute noch gebraucht bedenkenlos kaufen. (am einfachsten übers internet…) Der Film dazu: „Kommen Rührgeräte in den Himmel?“ Welche Form von Technik wollen wir künftig auf unserem Hof schwerpunktmäßig nutzen? Welche Rolle kann die Pferdewirtschaft spielen? Wie können wir regenerative Energieerzeugung verbessern oder sogar autark werden? Können wir die Windkraftanlage wieder in Betrieb nehmen und eine Solarstromtankstelle bauen? Brauchen wir mehr einfache Technik oder moderne Chip gesteuerte? Welche Beziehung wollen wir zwischen Menschen und Tieren und Pflanzen pflegen?
Klar ist, dass wir uns vor der lebensbedrohlichen Chemie-Landwirtschaft schützen müssen! Sie vernichtet nicht nur die Artenvielfalt, sie zerstört das gesunde Bodenleben und wirkt zerstörerisch auf unsere Gesundheit. Das unsägliche Possenspiel der Bundesregierung um die weitere Glyphosatzulassung als giftiges Weihnachtsgeschenk ist ein Trauerspiel. Mit aller List und Tücke, Gewalt und Trickserei betreibt sie das einseitige Geschäft der Chemiekonzerne und der pestizidbasierten Landwirtschaft. Nun wurde auch noch bekannt, dass sich die Bundesregierung auf EU-Ebene hinter den Kulissen dafür einsetzt, dass die Firma Monsanto ihre wahrscheinlich gefälschten Studien, auf die sich die Befürworter berufen, nicht offen legen muss, wie von Greenpeace beantragt. Aktuell werden neue unabhängige Studien bekannt, die nahe legen, dass Glyphosat nicht nur Krebs auslösen, sondern auch Antibiotikaresistenzen hervorrufen, sowie Alzheimer und Autismus bewirken kann (Frankfurter Rundschau vom 14.12.2017). Konsequenter kann man Politikverdrossenheit in der Bevölkerung kaum erzeugen, als dass man zeigt, dass der Profit von Konzernen ihr wichtiger ist als die Gesundheit der Bevölkerung!
Einigen Mitgliedern ist wohl schon aufgefallen, dass sich unser Pferdebestand durch zwei Kaltblütergetüme erweitert hat, neben denen sich unsere schwarzen Friesenpferde wie niedliche Bambis ausnehmen: der Ardenner Wallach „Bamse“ und die Schleswig-Holsteiner Stute „Lotte“. Dazu kommt noch das Haflinger-Mix Pony „Paula“ für das Training der Kinder. Die Kaltblutpferde sind vorerst nur in Obhut genommen von einem CSA Pacht-Betrieb in Schleswig Holstein, dessen Besitzer die Pacht gekündigt hat und der daher bis zum Jahresende geräumt werden musste. In der kleinen Herde hat der Friesenwallach „Diego“ die Führung übernommen, die ihm von seiner über alles geliebten Friesenstute „Bella“ überlassen wird, solange er sich ordentlich benimmt und das tut, was sie auch möchte. Bei den Kaltblütern hat die Stute „Lotte“ das Sagen und lässt den Wallach nur in ihren gemeinsamen Stall, wenn sie Lust dazu hat. Aufgrund der entstandenen Platzprobleme musste leider der fleißige „Benny“ vorerst – für eine Weile - zurück nach Wallenhorst gegeben werden.
Glücklicherweise hat sich unsere Herbst-Praktikantin, die ausgebildete Reitlehrerin Elena, entschieden, nach ihrem Trip durch Myanmar und Thailand Ende Februar auf unseren Betrieb zurückzukommen und neben ihrem Studium die immer größer werdende Pferdewirtschaft mit zu betreuen.
Herzliche Winter-Grüße euer Team vom CSA-Hof Pente
Das Kapital hat einen Horror vor Abwesenheit von Profit, oder sehr kleinem Profit, wie die Natur vor der Leere. Mit entsprechendem Profit wird Kapital kühn. 10 % sicher, und man kann es überall anwenden; 20 %, es wird lebhaft; 50 %, positiv waghalsig; für 100 % zerstampft es alle menschlichen Gesetze unter seinem Fuß; 300 %, und es existiert kein Verbrechen, das es nicht riskiert, selbst auf Gefahr des Galgens. (P.J. Dunning 1860)
Im Januar schlief Väterchen Frost immer noch tief und fest im fernen Sibirien und an der nordamerikanischen Ostküste bei für ihn gemütlichen 42° minus. Hierzulande nutzte die neugierige Sonne ihre Chancen und strahlte vor Lebensfreude mit ihrem freundlichen Gesicht durch das Allerleigrau. Immer besser gelangen ihr die lockeren Klimmzüge am südlichen Horizont. Das erfreute vor allem unsere Hühner, Schafe und Pferde im derzeitigen Grönland (grünes Land). Statt frostgrauer Tundra konnten die Tiere noch frisches grünes Gras genießen. Und wie weiter mit dem Wetter? Das Institut für Meteorologie an der Freien Universität Berlin verglich vor einiger Zeit Bauernregeln mit den Wetterdaten der letzten 250 Jahre und überprüfte sie auf ihren Vorhersageerfolg. Als sehr treffsicher (über 70 %) erwies sich die Prognose: “Ist bis Dreikönigstag kein Winter folgt auch keiner mehr dahinter“.
Die Versorgung der Tiere im Freiland mit Trinkwasser wurde durch das milde Wetter erheblich erleichtert. Während die Rinder eine unterirdisch gespeiste frostfreie Spezialtränke besitzen, müssen die Schweine bei Frost mit Eimern versorgt werden. Die Mobilställe der Hühner sind mit innenliegenden Tanks ausgestattet, deren Befüllung bei extremem Frostwetter schwierig wird. Die Pferde haben in ihrem Offenstall zwar eine unterirdische Leitung, die dank der Baggerarbeit von Mitglied Artur und der Installation von Mitglied Jürgen sehr komfortabel ist, wobei allerdings die oberirischen Tränken bei frostigen Temperaturen einfrieren und platzen können, wenn sie nicht rechtzeitig abgestellt und entleert werden.
Bei den Pferden hat der Friesenwallach Diego die Aufsicht übernommen. Eine Aufgabe, die er mit großer Ernsthaftigkeit ausfüllt. Beim Umtrieb rührt er, auch wenn er der erste ist, im Stall kein Hälmchen Heu an, bevor nicht alle Mitglieder seiner Herde ordnungsgemäß im Stall angekommen sind. Selbst seine beste Freundin Bella wird zur Ordnung gerufen, wenn sie die Ponystute Paula ärgert. Tiere sind keine Spielzeuge, sondern eigenwillige Lebewesen. Deshalb wird auch dringend davon abgeraten, diese ohne Absprache mit den zuständigen Hofesleuten zu füttern. So ruiniert Zucker beispielsweise die Zähne und ruft Verdauungsstörungen hervor. Pferde haben ein scharfes Gebiss, mit dem sie in der Lage sind, wenn auch ungewollt, weil sie ja Vegetarier sind, Finger abzubeißen. Sie können auch unvorhersehbar reagieren. (Martin hat beim Training mit den Kaltblütern bereits einen Wirbelbruch erlitten.)
Die Hühner haben Frühlingsgefühle entwickelt und ihre Legeleistung so gesteigert, dass wir derzeit unsere Mitglieder ungewöhnlich gut versorgen können. Auch die Zahl der Wollknäuel bei den Schafen wird voraussichtlich erheblich zunehmen. Die ersten Pollenflüge vernebeln die Pflanzenwelt und wir hoffen, dass die Bienen davon nicht irre geleitet werden und vorzeitig ihr wärmendes Winterquartier verlassen.
Am Mittwoch, den 17. Dezember, schenkte uns Momo, Mutter des Bullen Malwin, der bereits zur Fleischversorgung der Nicht-Vegetarier in der Hofes- und Mitgliedsschar beigetragen hat, den Merkur, ein hübsches helles Bullenkälbchen. Nun spielt es schon voller Lebensfreude mit seinem Lieblingsspielkameraden Ruben, dem Sohn von Ronja.
Unsere Sauen machen derzeit eher auf Kleinfamilie. Lu, die Lieblingssau von Eber Herkules, pflegt derzeit ihre überlebenden vier Kinder. Aus dieser Paarbeziehung wollen wir einen Sohn für die Nachzucht gewinnen. Auch die Jungsau Frieda verwöhnt uns derzeit nicht gerade mit Ferkelsegen. Eines ihrer drei Ferkel wurde sogar auf unerklärliche Art und Weise ziemlich verletzt. Gott sei Dank hat Josh auf dem Weihnachtsmarkt in Edinburgh, Schottland, Irene aus Katalonien kennen gelernt und mitgebracht. Sie nimmt jede Nacht das Ferkelchen „Braveheart“ zu sich, pflegt vereint mit Clara seine Wunden mit Seifenlauge, Schafgabensud, Calendula und homöopathischer Medizin und legt es ins Bettchen im Abholraum. Wenn es auch sein Ringelschwänzchen verloren hat, so geht es ihm tagtäglich besser. Jeden Morgen wird Braveheart glücklich wieder zurück an die Mutterbrust gegeben.
Die Kartoffeln schlafen noch tief und fest in ihrem Lager. Wenn das Wetter kühl und trocken ist, werden sie gelegentlich durch unterirdische Kanäle belüftet, damit die Schalen fest und trocken bleiben. Da wir keine chemischen Keimhemmer einsetzen, verwenden wir bei der Kartoffelauslagerung für den Abholtag im Lagerraum nur grünes Licht, um keine Keimimpulse auszulösen. Andererseits müssen wir bei der Vorbereitung der Frühkartoffeln in ihren Vorkeimkisten diese mit den Frequenzen der Frühjahrssonne verwöhnen, um die Vegetationszeit (90 – 110 Tage) zu verkürzen und damit die Erntezeit möglichst nach vorne zu verlegen. „Anuschka“ und „Goldmarie“ heißen die neuen Sorten, die sich nun auf ihr Frühlingsleben in der humosen Maienwiese freuen. Der Kartoffelanbau erfordert im biologischen Landbau eine besonders gut durchdachte Vorbereitung des Ackers, da wir keine chemischen Gifte einsetzen wollen, um Anbaufehler zu korrigieren. Das ist nicht immer einfach, denn einerseits brauchen wir für den Anbau der Kartoffeln eine reichliche Humusversorgung