Schwein gehabt? Nachrichten vom Hof III - Johannes F. Hartkemeyer - E-Book

Schwein gehabt? Nachrichten vom Hof III E-Book

Johannes F. Hartkemeyer

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Beschreibung

Hier nun der dritte Band der »Nachrichten vom Hof«. Die abenteuerlichen Berichte einer neuen Form des Miteinanders. Erzählt wird hier vom Alltag der Solidarischen Landwirtschaft - ein spannender Ort für handlungspädagogisches Lernen. Es soll zeigen, wie aus Empörung über die gegenwärtige Lage, Engagement für eine zukunftsfähige Lebenswirklichkeit entstehen kann. Aber vor allem wird hier Mut gemacht, genauer hinzuschauen und die Frage zu stellen, wie wir in dieser gemeinsamen Welt wirklich leben wollen. Diese Berichte bekräftigen, dass die Welt durch das eigene und gemeinsame Handeln vor Ort bewusst gestaltet werden kann. Ausgewählte Medienberichte fassen die unterschiedlichen Facetten des Hofes zusammen, vom Kinderbauernhof, über das Schulklassenprojekt, bis hin zu internationalen Besuchen und der Musik.

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Seitenzahl: 135

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Monatsberichte:

Mai 2014

Juni 2014

Juli 2014

August 2014

September 2014

Oktober 2014

November 2014

Dezember 2014

Weihnachten 2014

Medienspiegel

Lebenslernort Landwirtschaft:

Penter Bauernhof wird zum Klassenzimmer

Kindergarten auf dem Bauernhof

Ministeriumsvertreter aus Ghana besucht CSA Hof Pente

Ministeriumsvertreter aus Osttimor besucht CSA Hof Pente

Ernährung 2.0

https://www.youtube.com/watch?v=fkuDI7IauAg

Studenten aus Mexiko zu Gast in Pente

100. Praktikant arbeitet auf dem CSA-Hof Pente

„Penter Goldschwein“ für Hühner Chroniken

Penter Pioniertat trägt späte Früchte

Musikalische Note für den Bio-Bauernhof in Pente

Bücher von und über den CSA Hof Pente

Ausbildung zur Dialogprozess-Begleitung

Vorwort

„Das ist mir scheißegal, ich will dahin, egal wie!“ Dieser Protestruf eines zehnjährigen Schülers riss seine Mutter aus allen Wolken. Wegen einer aufziehenden ernsthaften Erkältung wollte sie ihren Sohn zu Hause behalten, anstatt ihn im Landbaupraktikum auf dem Hof Pente lern-arbeiten zu lassen.

Was braucht der Mensch? Was ist ein sinnvolles Leben? Was ist befriedigende Arbeit?

Kinder verstehen sehr schnell, was sinnvolle Tätigkeit ist - wenn man sie lässt. Wenn wir ihnen zeigen, dass Tiere Mitgeschöpfe sind und nicht nur ökonomische Rechengrößen. Tiere als Nutztiere zu erleben, die uns mit ihren Gaben beschenken, wie Eier, Milch, Honig, oder sich gar mit ihrem Fleisch opfern - und nicht in erster Linie Kuscheltiere sind, ist eine neue Erfahrung für viele Kinder. Getreide muss gesät, Stecklinge müssen gesetzt, Kartoffeln gelegt, Beete gepflegt werden, wenn man sich später mit einem leckeren Essen verwöhnen möchte. Diese Notwendigkeiten können begeistern, wenn sie gemeinsam voller Lust und Freude von der Hand gehen.

Und diese Begeisterung kann anstecken. Kann auch Erwachsene wieder sehend machen, wie sie mit Ihrem Einkaufsverhalten, mit ihrem Handeln die Lebenswirklichkeit von Natur und Landwirtschaft verändern können.

Der Umgang mit den Elementen Feuer, Wasser, Luft und Schmöttke regt die Sinne an - ist sinnlich und macht sehend. Es hilft der Sinnfindung nicht weiter, wenn wir von allem den Preis, aber von nichts mehr den Wert kennen.

Die Frage nach dem Glück und nicht nur nach dem (angeblichen) Mittel - dem Geld, steht im Mittelpunkt einer Gemeinschaft, die eine neue Form von Landwirtschaft entwickeln möchte. Dafür braucht es neue Maßstäbe.

Bhutan, ein kleines Königreich im Himalaja, hat als erstes Land den Maßstab Bruttosozialprodukt abgeschafft und als neuen das Glückssozialprodukt (Gesundheit, Zufriedenheit, Erhalt der natürlichen Ressourcen) eingeführt.

Nach dem überwältigenden öffentlichen Interesse, was unserem kleinen, im Prinzip einfachen Projekt entgegengebracht wird, möchten wir einem vielfachen Wunsch entsprechen und die neuen „Nachrichten vom Hof“ über unseren Mitgliederkreis hinaus allen Interessierten zur Verfügung stellen. Arbeit und Leben, Poesie und Politik, Natur und Kultur stehen im Mittelpunkt der Erfahrungsgeschichte(n) auf unserem Hof. Ergänzt werden sie durch eine Auswahl von Medienberichten. Ein großer Dank an alle, die unser Projekt ermöglichen und nachhaltig unterstützen. Wir wünschen beim Lesen viel Erkenntnisfreude.

Familie Hartkemeyer Pente, Weihnachten 2014

Monatsberichte:

Mai 2014

Was die Sonne nie sagtSelbst nach all dieser Zeit sagt die Sonne nie zur Erde: "Du stehst in meiner Schuld." Schau, was eine solche Liebe bewirkt – sie erleuchtet den ganzen Himmel.Hafis (persischer Dichter 1320 -1389)

Die milde Kraft der Sonne lockte in diesem Jahr besonders früh die Wachstumskräfte der Erde hervor. Grüngoldene Lebensfreude und die Farbenpracht der Natur ermuntern auch die Schaffenskraft aller Hofbewohner.

Die Tage beginnen bereits sehr früh, um Tausende Jungpflanzen, wie Bohnen, Lauchzwiebeln, Tomaten und Mangold in die Erde zu bringen, ständig neue Salate zu pflanzen, Zwiebeln und Möhren auszusäen. Das Beikraut schläft nicht. Sauzahn, Hacke, Striegel, viel Handarbeit, aber auch einiges an Technik, wie Hackrahmen und Abflammgerät müssen rechtzeitig eingesetzt werden, um den Nutzpflanzen optimale Lebensbedingungen zu bieten.

In der Osterwoche schlug noch einmal der Nachtfrost zu, um zu zeigen, dass die Kälte nicht kampflos das Feld räumt. Trotz Schutzvlies haben die Blattspitzen der Frühkartoffeln, durch Minusgrade von bis zu -5 °C nachts um 4:00 Uhr, etwas gelitten. Aber die braunen Ränder werden sich bald auswachsen.

Auf dem Acker haben die Roggenfelder eine Kleeuntersaat bekommen. Bei unserer Dammkultur wachsen auf den Dammkronen jeweils vier Reihen Roggen. In den Tälern dazwischen wurde Weißklee eingesät. Er sorgt für eine gute Bodendeckung. Und als Leguminose kann er an seinen Wurzeln durch spezielle Stickstoffbakterien den Boden und - damit die Getreidepflanzen - mit dem wichtigen Stickstoff versorgen. Diese „Azotobakter“ sind kleine Wunderwerke der Natur. Sie holen den Stickstoff aus der Luft und binden ihn biologisch. Für diesen Dienst an der Wirtspflanze belohnt diese ihn mit der entsprechenden Gastfreundschaft. In der Chemieindustrie wird für diesen Prozess der Stickstoffbindung eine große Menge an Energie benötigt (Haber-Bosch-Verfahren).

Die Rinder konnten mittlerweile ihr Winterquartier verlassen und grasen nun genüsslich im grünen Gras.

Bei unseren Schweinen ist zu Lasten der Eber bürokratisch verursachtes Ungemach eingezogen.

Wir wurden so nachdrücklich darauf hingewiesen, dass das Schlachten von Ebern nach geltenden Ordnungen als Frevel gilt, so dass wir leider gezwungen sind, zur schmerzhaften Kastration männlicher Ferkel zurückzukehren. Ernsthafte Gründe für diesen verordneten Unsinn sind uns nicht bekannt. Das Fleisch war herrlich zart und lecker. In den letzten Jahren brauchten wir weder Medikamente noch Tierärzte. Vielleicht ist es aber ein bedrohliches Manko, dass wir unsere Tiere nicht mit Penicillin, Chloramphenicol, Tylosin… behandeln. Schnitzel auf Rezept war nicht unser Ziel.

Übrigens Hygieneverordnung: Es hat sich in mehreren aktuellen Untersuchungen herausgestellt, dass Kinder, die auf dem Land in Kontakt mit Tieren, Erde und Pflanzen aufwachsen, wesentlich weniger von Allergien bedroht sind. Übermäßige Hygiene führt offensichtlich dazu, dass unser Immunsystem nicht trainiert werden kann und vor Langeweile und mangels Sparringspartner verrückt spielt. Jetzt versucht man Sauberkinder mit infiziertem Schmutz zu impfen, um sie abzuhärten.

Über Ostern haben wir mit einem Spezialeinsatz versucht, die Regierungsübernahme durch die Hühner zu unterbinden. Über 20 Federtiere konnten wir einfangen und ins Gehege zurück transportieren. Leider unterließen wir es, die Ausbüchser mit Fußketten und Bleikugeln zu versehen. Der harte Kern von etwa 5 „Ledernacken“ ignorieren nach wie vor hartnäckig alle Grenzen. Diese „Hells Angels“, erkennbar an den ölverschmierten roten Schlapphüten, haben ihre alten Erkundungsgebiete bereits wieder eingenommen und widersetzen sich allen Anordnungen zu einer gezielten Gartenarbeit.

Für die Gartenarbeit haben wir uns einen neuen, 30 Jahre alten, Allradschlepper zugelegt und mit einer Fronthydraulik versehen. Unser Schlosser Frank konstruierte dafür noch einen neuen vielseitigen Anbaurahmen für Pflegewerkzeuge, der im Einkauf viele tausend € gekostet hätte. Um das Ackerkleegras besser für Kühe und Schweine zu nutzen, wurde ein Porsche mit altem Mähwerk und Ladewagen reaktiviert, damit wir die täglichen Rationen frisch ernten können, um damit die Tiere zu verwöhnen.

In diesem Winter hat es viel zu geringe Niederschläge gegeben, so dass wir uns möglicherweise auf eine Frühjahrstrockenheit einstellen müssen. Ziel ist es, künftig bis zu 150.000 l Regenwasser speichern zu können. Darüber hinaus haben wir eine umfassende Brunnenrevision durchgeführt und die Gartenstücke mit Unterflur-Wasserleitungen versehen. Gutes Wasser in ausreichender Menge sicherzustellen, ist bei unseren Untergründen mit zum Teil festem Schieferton und stellenweise hohen Eisengehalten nicht ganz einfach. Dieses Wasser musste früher bei den relativ flachen Brunnen von bis zu 10 m Tiefe gekocht werden. In einem Dokument von 1726 aus dem Staatsarchiv Osnabrück hatten angebliche Zeugen eines Brunnenbaus auf dem Hof Hartkemeyer sogar behauptet, „in den Saut (Brunnen) gefunden sein scheint Kohlen befunden sein die sie haben ins Feuer probirt und sie gut befunden, daß wie sie haben gebrannt als Schwawfel (Schwefel)“. Es war wohl so gewesen, dass der Brunnen damals wie üblich, in Nachbarschaftshilfe gegraben worden war. Der schwarze Schieferton hat wohl bei einigen den Eindruck erweckt, dass es sich um Kohle handeln könnte, denn der Piesberg ist ja nicht weit. Dieses Gerücht ist dann zum „gnädigsten Landesfürsten Ernst August“ und den „hochwohlgeborenen Freiherrn zur Regierung des Hochstifts“, sowie „geheimte Räthe“ gelangt. Diese hatten den „Vogten zu Bramsche“ angeschrieben mit dem Hinweis, „dass er sich mittels einer unvermerkt anzustellenden ausforschung bey hoher Regierung Verdienstlich machen würde". ( NSA 1726?!) Irgendwie ist es den Vorfahren nach 50 Jahren Bürokratie (1726-1776) doch noch gelungen, einer drohenden Enteignung zu entgehen. Hoffen wir, das sich unsere Wasserversorgung 300 Jahre später etwas einfacher gestaltet.

Andererseits sind wir aus den Klauen höherer Mächte nicht völlig befreit. Wusstet ihr, dass zum Beispiel eine Bank nicht nur Überziehungszinsen, sondern gewissermaßen auch Unterziehungszinsen beanspruchen kann? Wir hatten ein zinsgünstiges Darlehen beantragt und bewilligt bekommen. Die damit zu finanzierenden Investitionen haben wir nicht überhastet, sondern sparsam und umsichtig vorgenommen. Das bedeutet, dass wir nicht alle Mittel schnell genug (aus Sicht der Bank) abgerufen haben. D.h., dass wir für den Betrag, den wir noch gar nicht beansprucht hatten, noch zusätzliche Zinsen in Höhe von 1200 € nachzahlen müssen.

Von Wissenschaft, Verwaltung und Politik ist derzeit nicht sehr viel Hilfe zu erwarten. Trotzdem, nach langem Kampf sieht sich die industriefreundliche europäische Lebensmittelbehörde EFSA gezwungen, die Unbedenklichkeitsbescheinigung für den gentechnisch veränderten Mais Herkulex der US Konzerne Pioneer und Mycogen Seeds zurückzuziehen. Zu offensichtlich stellte sich heraus, dass dieser Mais Gifte absondern kann, der Bestäubungsinsekten, also auch Honigbienen vergiftet.

Andererseits hat das Bundesverwaltungsgericht Leipzig die Klagen eines Imkers abgewiesen, der Schutz vor und Schadensausgleich für die Verseuchung seines Honigs durch genveränderte Pollen haben wollte. Zwar stellte das bayerische Verwaltungsgericht fest, dass in diesem Falle des nachgewiesenen Eintrags von Gentechpollen eine erhebliche Beeinträchtigung für den Imker besteht. Allerdings habe er keinen Anspruch, davor geschützt zu werden. Weil aber offiziell Nulltoleranz für nicht zugelassen Pollen im Honig besteht, muss dieser Honig als Sondermüll entsorgt werden(Quelle: Ökologie & Landbau 1/2014).

Wenn der „kleine Mann“ vor dem großen Konzern geschützt werden soll, gilt dann plötzlich das Verursacherprinzip nicht mehr? Aber das kennen wir ja schon von den Großbanken. Sind die Spekulanten mächtig genug, gilt plötzlich die Marktwirtschaft nicht mehr, in der ein Unternehmen für sein Risiko haftet. Sondern es gilt der kapitalistische Sozialismus: der kleine Steuerzahler und Sparer wird zu Gunsten der Verluste des Großen enteignet. Wie steht es schon in der Bibel geschrieben: „Wer hat, dem wird gegeben. Wer nicht hat, dem wird auch das wenige genommen werden, was er hat“.Das gilt auch für das geplante, so genannte "Freihandelsabkommen". Nach neueren Untersuchungen ist es eher ein Ausplünderungsabkommen der großen Konzerne gegen uns, aber auch gegen die "Dritte Welt". Wir müssen uns also nicht wundern, dass die Stacheldrahtzäune in Melilla demnächst nicht hoch genug sind, um dem Ansturm der Armutsflüchtlinge stand zu halten. Und Papst Franziskus sagte angesichts des Elends am Strand von Medusa: "Dieses System tötet".

Ein neuer Coup ist Monsanto wieder einmal gelungen. Der Konzern hat verschiedene bäuerliche Sojazüchtungen auf ihre Widerstandsfähigkeit gegen den Klimawandel getestet. Die besten Sorten ließ Monsanto - ohne eigene Leistung - beim Europäischen Patentamt in München patentieren! Und kann nun Nachbaugebühren verlangen.

Auch das unglückliche Tauziehen zwischen USA und Russland um die Zukunft der Ukraine findet erste Opfer bei uns. Wir haben gehört, dass 400 Mitarbeiter des hiesigen Landmaschinenherstellers "Amazone" in Gaste bei Osnabrück entlassen wurden. Hintergrund ist, das angesichts der deutschen Boykottdrohungen gegen Russland ein russischer Großauftrag im Wert von 18 Millionen € storniert wurde. Sogar unsere örtliche Landmaschinenwerkstatt ist von den Folgen dieses Boykotts betroffen. 100 Jahre nach Ausbruch des ersten Weltkrieges sollten wir doch wissen, dass es bessere Wege der Konfliktlösung gibt, als sich gegenseitig zu bedrohen und den Konflikt bewusst weiter anzuheizen.

Über Ostern sind die ersten drei Teile von Spiegel-TV Geschichte "Ernährung 2.0" gesendet worden. Die Sendereihe begann mit einem Bericht über unser Hofprojekt.

Der Bramscher SPD Bürgermeisterkandidat Pahlmann besuchte in Begleitung von Ratsmitgliedern unseren Hof. Bei einem ausführlichen Rundgang und in persönlichen Gesprächen äußerten sich die Teilnehmer sehr erfreut über das CSA Projekt. Im Mittelpunkt stand auch die Frage, wie man in der Region mit den möglichen Folgen des berüchtigten Freihandelsabkommens umgehen und eine engere Verbindung zwischen Bauern und Verbrauchern erstellen könne.

Mit den besten Frühlingswünschen euer Team vom CSA Hof Pente

Selbstgebaute Pneumatische Dammkultur Sämaschine

Ladewagen

Juni 2014

Forme den blühenden StromBe the bee, be the beeing: from the blooming flower, - form the blooming flow - You will make it, HoneyEin GehDicht von Anna Riebau

Mittlerweile hat es aber die Sonne geschafft, die dichte dunkle Wolkendecke mit Hochdruck zu verschieben. Sonne und Wind sorgen gemeinsam dafür, dass ein aromatischer Duft von frischem Kleegrasheu über den Hof strömt.

In den Gewächshäusern haben derweil fünf verschiedene Tomatensorten Fuß gefasst und klettern schnell an ihren Rankhilfen der Sonne entgegen. Auch die Schlangengurken sind gepflanzt und werden durch aufgefangenes Regenwasser bewässert. Bei Regenwetter wurden Gewächshäuser und Gärtnerschuppen gesäubert, sowie die Getreidelager gründlich gereinigt. Zehntausende Jungpflanzen warteten auf ihren neuen Lebensort. Insgesamt haben in diesem Frühjahr 63 Pflanzenarten in unserem Anbauprogramm, mit 107 Sorten.

Auf dem Acker war die Befahrbarkeit stark eingeschränkt. Der Boden soll ja nicht leiden wie ein Panzerübungsgelände. Die Schweine genossen dagegen ihre Schlammbäder in heilender Lehmerde. Die Rüsseltiere sind so abgehärtet, dass sie ohne Nasivin und Penicillin gut zurecht kommen.

Die Zahl unserer Schweine hat sich durch die letzten Schlachtungen von über 20 Tieren - das sind mehr als 2000 kg Fleisch - erheblich vermindert. Die drei belegten Sauen erwarten ab Juni ihren Nachwuchs. Unsere gute alte Mercedes hat bereits zehnmal ihre Ferkelschar großgezogen. Mit der elften Schweinefamilie schafft sie ihren Rekord. Unsere Teenies (10 kg), die heranwachsenden Ferkel, sind schon ins Alter der „Läufer“ (ca. 15 Kilo) im wahrsten Sinne des Wortes gekommen und erfreuen sich einer entwickelten Entdeckerlust. Dabei haben sie sich für ihre pubertären Mutproben ein besonders reizvolles Spiel überlegt. Mit zusammen gezogenen Augenbrauen und zum Sprinten angespannten Muskeln sausen sie morgens wie der Blitz unter dem geladenen Elektrozaun hindurch. Ihr kurzes hohes Quiken verrät den Spannungszustand des Zauns und den Nervenkitzel der Rüsseltiere. Abends die gleiche Prozedur. Es gilt: von den Hühnern lernen, heißt siegen lernen!

Wir wagen uns nicht vorzustellen, was passiert, wenn diese 15 Kilo Geschosse demnächst auf 150 kg zunehmen und ihr jugendlicher Elan nicht nachlässt...

Unsere Hühner, besser gesagt die „drei Muskel-tiere“, die sich zu „glorreichen Sieben“ zusammenrotteten und sich schließlich auf die „12 Verschworenen“ erweiterten, haben mittlerweile die Frustrationstoleranz aller HofbewohnerInnen überfordert.

Die anfänglich klammheimliche Sympathie für die Mitgliederinnen der WAF (Weiße Armee Fraktion) wich dem blanken Unmut. Mit der Folge, dass drastische Maßnahmen zur vorläufigen Lösung der Hühnerfrage beschlossen wurden. Gipfelpunkt ihrer Unternehmungen war die Erstürmung der Bastille, unseres privaten Wohnbereichs bis hin zum Schlafzimmer. Die Eindringlinge konnten dort der uneilichen Falschablage (sprich: Hühnerkot!) überführt werden. Bei der sorgfältigen Bergung der hinterlassenen Bodenschätze übermannten uns die Rachegelüste und der Gedanke, die Störenfriedinnen unabhängig vom nächsten Jahrestag der Französischen Revolution zu guillotinieren. Durch einen Gnadenakt haben wir dennoch in letzter Minute von dieser Idee Abstand genommen. Nach der erfolgreichen Rasterfahndung droht nun die Vollstreckung und anschließende Sicherheitsverwahrung mit stark begrenztem Freigang in ihrem neuen Stammheim zwecks Einsicht und Besserung.

Mittlerweile hat auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) entdeckt, dass ein Rückfall in die Zeiten vor der Entdeckung des Penicillins droht (" Wiederkehr der Keime", Süddeutsche Zeitung vom 2.5.2014). Bislang harmlose Infektionen und Entzündungen können inzwischen schnell wieder tödlich wirken, wenn auch das letzte Reserveantibiotikum nicht mehr gegen die resistent gewordenen Keime ankommt. Hilflos stellen die Forscher fest, dass in der Humanmedizin viel zu häufig mit Kanonen auf Spatzen geschossen wird und Breitband-Hämmer eingesetzt werden. Aber auch der regelmäßige Einsatz von Antibiotika in der Massentierhaltung als Masthilfsmittel ist ein systematischer Skandal. Allein die Idee, hunderttausende Tiere auf engstem Raum halten zu wollen, ohne massiven Einsatz von Medikamenten, zeugt von ignorantem, unwissenschaftlichem Denken!