Stalins Terror und die Rote Flotte - Horst Steigleder - E-Book

Stalins Terror und die Rote Flotte E-Book

Horst Steigleder

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Beschreibung

Dieses Buch macht die Lebensbilder von 34 Persönlichkeiten bekannt, die in der Geschichte der sowjetischen Seekriegsflotte eine maßgebliche Rolle spielten. Alle wirkten für eine kürzere oder längere Zeit in einem Gesellschaftssystem, das sich in mancher Hinsicht in ein sozialistisches, humanes Erscheinungsbild kleidete, jedoch in Wirklichkeit von einem skrupellosen Diktator wie Stalin und willigen Helfershelfern beherrscht wurde. Die Schicksale der vorgestellten Persönlichkeiten waren ob ihrer exponierten Stellung im Staat und in den Streitkräften mit ihrem obersten Dienstherrn eng verbunden.

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Table of Contents
Vorwort
Kapitel 1
Aufstieg und Ende der alten Garde
Duschenow, Konstantin Iwanowitsch (1895 – 1940)
Jakimytschew, Alexander Michailowitsch (1897 – 1938)
Kirejew, Grigorij Petrowitsch (1890 – 1938)
Koschanow, Iwan Kusmitsch (1897 – 1938)
Ludri, Iwan Martinowitsch (1895 – 1937)
Muklewitsch, Romuald Adamowitsch (1890 – 1938)
Orlow, Wladimir Mitrofanitsch (1895 – 1938)
Panzerschanskij, Eduard Samuilowitsch (1887 – 1937)
Raskolnikow, (Iljin) Fedor Fedorowitsch (1892 – 1939)
Sof, Wjatscheslaw Iwanowitsch (1889 – 1937)
Viktorow, Michail Wladimirowitsch (1893 – 1938)
Kapitel 2
Denunziert und verurteilt
Alafusow, Wladimir Antonowitsch (1901 – 1966)
Galler, Lew Michailowitsch (1883 – 1950)
Kusnezow, Nikolaj Gerasimowitsch (1904 – 1974)
Stepanow, Georgij Andrejewitsch (1890 – 1957)
Kapitel 3
Kurze Bekanntschaft mit dem NKWD
Cholostjakow, Georgij Nikititsch (1902 – 1983)
Lewtschenko, Gordij Iwanowitsch (1897 – 1981)
Wekman, Alexander Karlowitsch (1884 – 1955)
Kapitel 4
Als Befehlshaber an den Fronten
Andrejew, Wladimir Alexandrowitsch (1904 – 1994)
Basistij, Nikolaj Jefremowitsch (1898 – 1971)
Charlamow, Nikolaj Michailowitsch (1905 – 1983)
Drosd, Valentin Petrowitsch (1906 – 1943)
Frolow, Alexander Sergejewitsch (1902 – 1952)
Golowko, Arsenij Grigorijewitsch (1906 – 1962)
Gorschkow, Sergej Grigorijewitsch (1910 – 1988)
Isakow, Iwan Stepanowitsch (1894 – 1967)
Jumaschew, lwan Stepanowitsch (1895 – 1972)
Kasatonow, Wladimir Afanasewitsch (1910 – 1989)
Oktjabrskij, Filipp Sergejewitsch (1899 – 1969)
Pantelejew, Jurij Alexandrowitsch (1903 – 1983)
Platonow, Wasilij lwanowitsch (1902 – 1996)
Tribuz, Wladimir Filippowitsch (1900 – 1977)
Tschabanenko, Andreji Trofimowitsch (1909 – 1986)
Wladimirskij, Lew Anatolewitsch (1903 – 1973)
Anhang
Dienstgrade der Sowjetflotte (Geschichtliches):
Oberbefehlshaber der Sowjetflotte
Befehlshaber der Baltischen Flotte
Befehlshaber der Nord-Flotte
Befehlshaber der Pazifik-Flotte
Befehlshaber der Schwarzmeer-Flotte
Literaturquellen
Der Autor stützte sich auf biographische Beiträge von:
Bildquellen:
Brief an den Autor vom 19. November 1991:
Nachwort des Verlages

Horst Steigleder

Stalins Terror und die Rote Flotte

Schicksale sowjetischer Admirale 1936 - 1953

Mit 110 Abbildungen

INGO KOCH VERLAG

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

Besuchen Sie uns im Internet: www.ingokochverlag.de

1. Auflage 2009

Copyright © 2009 by Ingo Koch Verlag, Rostock

Satz und Einbandgestaltung: GAMB / Manfred Baierl Original gesetzt aus der 9,1/12,7 Punkt Stone Serif

ISBN 978-3-938686-90-4 (PRINT)    

ISBN 978-3-86436-035-0 (EPUB)

Vorwort

Das Buch will einem interessierten Leserkreis die Lebensbilder von vierunddreißig Persönlichkeiten bekannt machen, die in der Geschichte der sowjetischen Seekriegsflotte eine maßgebliche Rolle spielten. Alle wirkten für eine kürzere oder längere Zeit in einem Gesellschaftssystem, das sich in mancher Hinsicht in ein sozialistisches, humanes Erscheinungsbild kleidete, jedoch in Wirklichkeit von einem skrupellosen Diktator wie Stalin und willigen Helfershelfern beherrscht wurde. Die Schicksale der vorgestellten Persönlichkeiten waren ob ihrer exponierten Stellung im Staat und in den Streitkräften mit ihrem obersten Dienstherrn eng verbunden. Für einige von ihnen endete dies tragisch. Wir wissen heute, dass den sogenannten „Säuberungen“ vorsichtigen Angaben zufolge nicht weniger als 25 Millionen Menschen zum Opfer fielen und darin nicht die millionenfachen Verluste enthalten sind, die die ehemalige UdSSR am Ende der deutschen Okkupation zu beklagen hatte.

Neben der anfänglichen Beseitigung ehemaliger, Stalin im Wege stehender Mitkämpfer als „Parteifeinde“ zum Anfang der dreißiger Jahre waren es vor allem führende Persönlichkeiten der Streitkräfte, die als „Umstürzler“ gefürchtet wurden. Aus gesicherten Unterlagen geht hervor, dass ab Mitte bis Ende der dreißiger Jahre drei von fünf Marschällen, fast sämtliche Führungsspitzen der Sowjetflotte, sämtliche Befehlshaber der Militärbezirke, 13 von 15 Armeebefehlshabern, 50 von 57 Korpskommandeuren, 154 von 186 Divisionskommandeuren, sämtliche Politische Kommissare der Armeen, 25 von 28 Korpskommissaren, 58 von 64 Divisionskommissaren, sämtliche 11 Stellvertreter des Volkskommissars für Verteidigung und 98 von 108 Mitgliedern des Obersten Militärrates der UdSSR entweder exekutiert wurden oder in Straflagern zugrunde gingen. Nur wenigen gelang es, den Häschern des NKWD zu entkommen, doch sie waren bis zum Ende ihres Lebens gezeichnet. Darüber hinaus wurden bis 1940 über 3.600 Offiziere der Land- und Luftstreitkräfte sowie 3.000 Marineoffiziere wegen „Unzuverlässigkeit“ entweder ganz oder zeitweilig aus den Streitkräften entfernt. Von Roy Medwedjew stammt der Ausspruch: „Keine Armee hat im Krieg je so viele höhere Offiziere verloren wie die Rote Armee in dieser Periode des Friedens.“

Die Beseitigung oder Kaltstellung einer solchen großen Anzahl erfahrener Führungskräfte faktisch im Vorfeld des deutschen Überfalls auf die UdSSR war ohne Zweifel eine der Ursachen für die anfänglichen, überraschenden Erfolge der Wehrmacht. Erst im Verlauf des Krieges konnte der Mangel nach schmerzhaften Erfahrungen behoben werden, als die von den „Alten“ erzogene nachgerückte Generation jüngerer Offiziere die nötige Erfahrung als Befehlshaber besaß. In den Seestreitkräften waren es jene Admirale, die aus der Jugendorganisation des „Komsomol“ in den zwanziger Jahren zur Flotte kamen, in der Regel aber bis zu Anfang des Krieges noch auf der Ebene eines Schiffskommandanten standen. Nunmehr wurden die meisten von ihnen zu Befehlshabern von Flotten und Flottillen oder wirkten in gleichgestellten Stäben. Auch dieser Personenkreis war selbst in Kriegszeiten nicht frei von stalinistischer Repression.

Die vorliegende Arbeit unterteilt sich in vier Abschnitte, die den unterschiedlichen Grad des unmittelbaren oder mittelbaren Zusammenhangs der vorgestellten Schicksale mit dem Wirken Stalins beschreiben. Ursprünglich war es die Absicht des Verfassers, dem Ganzen eine Art Kurzgeschichte der Sowjetflotte voranzustellen. Angesichts der Einbettung der Lebensgeschichten der Admirale in die geschichtlichen Abläufe wurde aber darauf verzichtet.

Mein Dank für das Zustandekommen der Arbeit gebührt Herrn Kapitän 2. Ranges J. K. Lugowoj aus dem Hauptstab der russischen Flotte in Moskau für die Unterstützung mit Informationen und Bildmaterial und Herrn Fregattenkapitän a. D. H. Eberhard Horn, ohne dessen Hilfe das Projekt nicht machbar gewesen wäre.

Horst Steigleder

Kapitel 1

Aufstieg und Ende der alten Garde

„Stalin führte den Begriff ‚Volksfeind‘ ein. Dieser Terminus befreite umgehend von der Notwendigkeit, die ideologischen Fehler eines oder mehrerer Menschen, gegen die man polemisiert hatte, nachzuweisen; er erlaubte die Anwendung schrecklichster Repressionen, wider alle Normen der revolutionären Gesetzlichkeit, gegen jeden, der in irgend etwas mit Stalin nicht übereinstimmte, der nur gegnerischer Absichten verdächtigt, der einfach verleumdet wurde.

... Als hauptsächlicher und im Grunde genommen einziger Schuldbeweis wurde, entgegen allen Normen der heutigen Rechtslehre, das ‚Geständnis‘ der Verurteilten betrachtet, wobei dieses ‚Bekenntnis‘ – wie eine spätere Überprüfung ergab – durch physische Mittel der Beeinflussung des Angeklagten erreicht wurde.“

Aus der Geheimrede N. S. Chruschtschows auf dem XX. Parteitag der KPdSU 1956

Duschenow, Konstantin Iwanowitsch (1895 – 1940)

Das Kalenderblatt zeigte den 21. Mai 1938. Für den Befehlshaber der sowjetischen Nord-Flotte Duschenow sollte dieser Tag der Beginn einer schicksalhaften kurzen Wegstrecke sein, die seinem Leben ein frühes Ende setzte. In Murmansk hielt die kommunistische Parteiorganisation der Stadt ihren zweiten Konferenztag ab. Es war Abend, und Duschenow, der gerade eine Rede hielt, schob man einen Zettel zu, der entweder ihn oder seinen neuen Stellvertreter für politische Arbeit Klipp an das Telefon rief. Ein Anruf des Volkskommissars für die Seekriegsflotte Smirnow aus Leningrad sei gekommen. Klipp, der Duschenow nicht unterbrechen wollte, nahm das Gespräch entgegen. Der Anrufer befahl ihm, zusammen mit Duschenow unverzüglich nach Leningrad zu reisen. Es seien wichtige Fragen zu klären und man würde sie nicht lange aufhalten. In den zwei Stunden bis zur Abfahrt des Schnellzuges, gingen beiden wieder und wieder die Vorgänge der letzten Tage durch den Kopf. Klipps Vorgänger, Kommissar Bajratschnij, war erst vor einer knappen Woche nach Moskau gerufen worden. Bisher waren die Gründe dafür nicht bekannt. Man wusste nur, dass er nicht wiederkommen würde, weil er eine andere Funktion übernommen habe. Duschenow und Klipp nahmen an, dass der Grund für die überhastete Reise nach Leningrad mit der Person Bajratschnijs zusammenhängen musste.

Als der Schnellzug „Polarpfeil“ in die Bahnstation Soroka [heute Bjelomorsk] einlief, erreichte sie ein Telegramm aus dem Volkskommissariat in Leningrad. Die beiden wurden aufgefordert, umgehend nach Murmansk zurückzukehren und dort die Ankunft des Volkskommissars der Sowjetflotte Smirnow abzuwarten. Kaum hatte der Adjutant Duschenows die Rückfahrkarten besorgt, kam die neue Order, sie sollten doch nach Leningrad reisen, da der Volkskommissar nicht selbst nach Murmansk kommen könne. Der Schnellzug war inzwischen abgefahren, wie nun nach Leningrad gelangen? Man stellte ihnen eine Draisine zur Verfügung und zunächst schöpften die beiden auch keinen Verdacht, als sich ein Mann in Eisenbahneruniform zu ihnen gesellte. Als Reisebegleiter sollte er unterwegs auftretende Schwierigkeiten aus dem Weg räumen. Auf den Zwischenstationen wechselten jedoch nicht nur die Draisinen, sondern auch die „Eisenbahner“. Als das unbequeme Schienengefährt die vor Leningrad gelegene Station Wolchowstroj erreicht hatte, forderte der dortige Militärkommandant die Reisenden auf, ihm in sein Dienstzimmer zu folgen. Duschenow wurde von einigen Leuten eskortiert, die offensichtlich bereits auf ihn gewartet hatten. Sein Stellvertreter Klipp wollte ihm folgen, wurde aber von Bewachern daran gehindert. Auf seine wütende Frage, was das alles zu bedeuten habe, kam von einem Mann in der Uniform des NKWD die Antwort, dass auch er verhaftet sei. Zusammen mit Klipp und dem ebenfalls arretierten Adjutanten transportierte man Duschenow in einem vergitterten Eisenbahnwaggon nach Leningrad. Dort brachte er seit dem 25. Mai 1938 einige Monate im sogenannten „inneren Gefängnis“ zu und musste zahllose, meist nächtliche Verhöre über sich ergehen lassen.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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