Star Trek - Deep Space Nine 8.09: So der Sohn - S. D. Perry - E-Book

Star Trek - Deep Space Nine 8.09: So der Sohn E-Book

S. D. Perry

4,7

Beschreibung

Vor Monaten stieß der junge Jake Sisko in den Ruinen von B'hala auf eine rätselhafte Prophezeiung, laut der ein Sohn den Himmlischen Tempel der Propheten betreten und mit einem verschollenen Herold zurückkehren würde. In der Gewissheit, selbst dieser Sohn zu sein, reiste Jake ins Wurmloch, um seinen Vater zu suchen - den seit seiner letzten Konfrontation mit Gul Dukat vermissten Captain Benjamin Sisko. Doch Jakes Suche scheiterte. Oder etwa nicht? Von einer unfassbaren Macht quer durch die Galaxis geworfen, wird Jake von einem seltsamen Schiff mit einer noch seltsameren Mannschaft gerettet. Er begleitet sie auf einer unvergleichlichen Reise und erkennt, dass ihn seine Suche nach der Wahrheit zu einer Entdeckung führt, mit der er nie gerechnet hatte. Und zu Enthüllungen, die weit über seine wildesten Träume hinausgehen.

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STAR TREK

DEEP SPACE NINE™

SO DER SOHN

S.D. PERRY

Based onStar Trek: Deep Space Ninecreated by Gene Roddenberry

Ins Deutsche übertragen vonChristian Humberg

Die deutsche Ausgabe von STAR TREK – DEEP SPACE NINE: SO DER SOHN wird herausgegeben von Amigo Grafik, Teinacher Straße 72, 71634 Ludwigsburg. Herausgeber: Andreas Mergenthaler und Hardy Hellstern, Übersetzung: Christian Humberg; verantwortlicher Redakteur und Lektorat: Markus Rohde; Lektorat: Anika Klüver und Gisela Schell; Satz: Rowan Rüster/Amigo Grafik; Cover Artwork: Cliff Nielsen; Print-Ausgabe gedruckt von CPI Morvia Books s.r.o., CZ-69123 Pohorelice. Printed in the Czech Republic.

Titel der Originalausgabe: STAR TREK – DEEP SPACE NINE: RISING SON

German translation copyright © 2012 by Amigo Grafik GbR.

Original English language edition copyright © 2003 by CBS Studios Inc. All rights reserved.

™ & © 2012 CBS Studios Inc. STAR TREK and related marks and logos are trademarks of CBS Studios Inc.

This book is published by arrangement with Pocket Books, a Division of Simon & Schuster, Inc., pursuant to an exclusive license from CBS Studios Inc.

Print ISBN 978-3-941248-69-4 (Januar 2012) · E-Book ISBN 978-3-86425-025-5 (Januar 2012)

WWW.CROSS-CULT.DE · WWW.STARTREKROMANE.DE

Für Myk Olsen, meinen Mann

Danksagungen

Dieses Buch wäre ohne die kreative Unterstützung Marco Palmieris und Paula Blocks nie entstanden.

Des Weiteren möchte ich meinen Freunden und meiner Familie für ihre Geduld und Hilfe danken: Steve und Dianne Perry, Dal und Rachel Perry, Gwen Herzstein, Curt und Joelle, Sera, Thad und Britta, Leslie und Paul, den Doktoren Goldmann und Cohen. Oh, und natürlich Tamara.

Außerdem danke ich Denise und Michael Okuda für die Zusammenstellung ihrer Referenzmeisterwerke – und Cirroc Lofton, der ein grandioser Jake war.

Verglichen mit dem Seelenheil ist bloße Selbsterkenntnis eine Enttßuschung. Aber auch sie lßsst uns hoffen.

– Mason Cooley

Prolog

Es hatte einen Riss in den Feuchtigkeitsmaschen gegeben, die die Arva-Knoten umhüllten. Eine Verwässerung des Treibstoffes stand kurz bevor, sofern sich nicht jemand des Risses annahm. Also hatte Tosk landen müssen. Er hielt sich nicht gerne mit Wartungsarbeiten auf, doch die Umstände waren geradezu ideal dafür – das hatte er sofort erkannt. Aufgrund der Eisschichten, die sich um diese Welt drehten, war der Flug zur Planetenoberfläche recht knifflig gewesen. Die Ochshea hätten diese Herausforderung zu schätzen gewusst, doch die Jäger lagen inzwischen mindestens zehn Tage hinter Tosk. Er bezweifelte, dass sie ihn hier überhaupt suchten. Diese namenlose, unbewohnte Welt war eine von acht in diesem System und lag der Anomalie am nächsten. Das allein genügte, um Schiffsverkehr von ihr abzuhalten – nicht nur Tosk-Jäger.

Während die Filter ihre giftige Feuchtigkeit in die fremde Atmosphäre verströmten, betrachtete Tosk die Ödnis, die ihn umgab. Es handelte sich um eine weite Ebene voller Felsen und blaugrüner Algen. Die Luft roch nach etwas, das ihn an feuchtes Erdreich denken ließ und nicht unangenehm war. Aufgrund der Messungen, die er vor seiner Landung vorgenommen hatte, wusste er, dass es hier weder Berge noch Meere gab. Nichts als die endlose See wasserfarbener Steine unter einem fernen grauen Himmel. Die leblosen Wellen bildeten Riffe und Höhlen aus, Täler und Gipfel. Es war still hier, beeindruckend schön wie in den Wüsten seiner Heimat, und es erinnerte ihn an den unendlichen Kreislauf. Geburt und Ausbildung, Jagd und Tod, Geburt und Ausbildung …

Tosk atmete mehrmals tief durch, um die kleinen Speichersäckchen unter seiner gepanzerten Haut zu füllen. Visuell mochte der Planetoid ansprechend sein, atmosphärisch war er aber nicht für Tosk geeignet. Die Luft war zu kalt, zu feucht. Die meisten Tosk lebten und trainierten in der Zweitsonnenhemisphäre ihrer Heimatwelt. Tosk glaubte, dass dieser Planetoid dennoch auch anderen Gejagten von Nutzen sein mochte. Seine Position und sein Rohstoffmangel machten ihn zu einem idealen Versteck.

Wäre es nicht notwendig gewesen, wäre ich nie hier gelandet, dachte er, den Blick weiter auf die stumme Landschaft gerichtet. Tosk taten selten etwas, das nicht für ihr Überleben notwendig war, außer natürlich das, was für das Überleben der aufregenden und fortwährenden Jagd notwendig war. Und in der schlage ich mich gut.

Der Gedanke erfüllte ihn mit einem Stolz, den er für angemessen hielt. Seit über vier Monaten hielt Tosk die Jagd nun schon am Leben. Die Jäger waren mehrmals nahe genug gewesen, dass er ihre verhüllten Gesichter hatte ausmachen können, aber sie hatten ihn nie erwischt. Selbst wenn schon morgen seine Wiedergeburt auf ihn wartete, hatte er den Tosk von 67, seinem genetischen Klan, wenigstens eine weitere positive Bewertung erkämpft und würde ehrenvoll sterben. Gruppe 67 gehörte schon jetzt zu den beliebtesten Beutegruppen, und diese Auszeichnung übertraf jegliches Maß.

Ein leises Röcheln in seinem Rücken signalisierte ihm das bevorstehende Ende des Feuchtigkeitsausstoßes. In der dünnen Atmosphäre klang das Geräusch nahezu winzig und erstarb auch schnell. Tosk drehte sich zur Einstiegsluke um. Er war bereit zum Aufbruch. Sein Plan sah vor, die Jäger zu überraschen und anzugreifen. Die Wolken, die er gestern passierte, schienen ideal dafür und …

Tosk hielt inne, blinzelte. War das ein Lichtschein? Irgendetwas glitzerte doch da im Schatten seines Schiffs. Hatte es bei der Landung Schaden genommen? Er trat auf das Glitzern zu und war erleichtert, es noch vor dem Start bemerkt zu haben. Wartungsarbeiten mochten uninteressant sein, aber er wollte nicht während der Jagd sterben, weil er eine lockere Hüllenplatte übersehen hatte.

Vor dem glitzernden Ding ging er in die Hocke – die Beine leicht gespreizt, um nicht auf den glitschigen Algen auszurutschen – und spähte ins Dunkel. Bei dem Objekt schien es sich um etwas Kristallines zu handeln, kaum größer als eine Faust. Es hatte eine leuchtende Färbung, die stetig zwischen Orange und Rot wechselte. Und es wirkte verlockend! Tosk griff danach, ohne zu denken, so sehr drängte es ihn, die glitzernde Oberfläche zu berühren und …

Zack! Ein gewaltiger Energiestoß ließ ihn zurückprallen. Hart landete Tosk auf dem Arm, doch er spürte den Fall kaum, denn eine fremdartige Energie strömte plötzlich durch seinen Körper. Die Erfahrung war nicht schmerzhaft, aber so stark, dass sie ihm die Bewegungsfreiheit raubte. Hilflos wechselte er zwischen Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit, spürte wie sich seine Muskeln und Sehnen anspannten und lockerten – alles ohne sein Zutun, ohne seine Kontrolle. Das Atmen fiel ihm schwer, er sah kaum noch etwas, und das, was er sah, war unmöglich: ebener Boden unter sich, gesäumt von bunten Pflanzen. Wo eben noch ödes Nichts gewesen war, stand nun eine hohe Mauer vor seinen Augen – nein, zwei miteinander verbundene Mauern. Eine Gebäudeecke. Einsam heulte der Wind, doch die Einsamkeit, die der Umgebung angehaftet hatte, war fort. Tosk war nicht länger allein, ebenso wenig wie das Gebäude dort.

Der Anblick verging so schnell, wie er gekommen war, und kehrte zurück, flackerte regelrecht vor seinen Augen, füllte ihm Ohren und Geist mit dem zischenden Geräusch des Windes …

… und dann hörte es auf, ganz plötzlich, als wäre es nie geschehen. Tosk war wieder er selbst, allein mit seinem Schiff in einem stillen Ozean aus feuchten Steinen. Er atmete tief ein und aus und stemmte sich hoch. Er war eher verwirrt als besorgt, denn mit der Erfahrung war keinerlei Schmerz, keinerlei Schaden einhergegangen. Neben sich suchte er das rote Objekt, das beides verursacht hatte – doch es war fort! Nur ein aschfarbener Fleck gab noch Zeugnis von seiner Anwesenheit.

Tosk stand auf, sah zum Kurzstreckensensor in seinem Ärmel und fand seine Erwartung bestätigt: weit und breit kein Gebäude. Aber es konnte kein Traum gewesen sein! Tosk träumten nie, waren nicht einmal zu Halluzinationen fähig! Der Kristall hatte etwas getan – was und warum vermochte Tosk jedoch nicht zu sagen.

Und es kümmert mich nicht, versicherte er sich. Er war unverletzt und hatte das Schiff repariert, das genügte. Tosk waren nicht für Neugierde geschaffen, sondern für die Jagd, den Gipfel allen Lernens und Erlebens. Auch er war ein Tosk, ein Gejagter, und dies war seine Zeit. Es widersprach seinem Wesen, auch nur einen Moment dieser Zeit auf Fragen zu verwenden, die nichts mit der Jagd zu tun hatten.

Mit einem Mal drängte es ihn zum Aufbruch. Tosk drehte sich nicht um, als er sein Schiff betrat, und eilte durch die simplen Routinen, die es und ihn aus der Atmosphäre des Planetoiden tragen würden. Nie zuvor war das Bedürfnis so stark gewesen, einen Ort zu verlassen. Anderswo zu sein.

Die Eisstürme, die seinen Abstieg erschwerten, waren nun kaum noch der Rede wert, wenig mehr als eine Last auf seinem Weg. Tosk hielt auf sie zu, schoss sich den Weg frei, wann immer es nötig wurde, und war mit den Gedanken woanders. Doch erst als er die einsame Welt hinter sich hatte, wurde ihm bewusst, dass er seinen ursprünglichen Plan verdrängt hatte. Dass in ihm ein neues Bedürfnis erwacht war. Eines, das nach Dingen verlangte, die nicht zur Jagd gehörten. Dingen, die er nicht kannte.

Ziellos driftete er durch die dunkle Leere und versuchte, Sinn in seine Gedanken zu bringen. Die Jagd … Sie war doch alles, was er war! Doch der Drang, dieses Neue, Unbekannte zu finden, wuchs und wuchs. Erschüttert und entsetzt begriff Tosk, dass irgendetwas mit ihm ganz und gar nicht in Ordnung war.

Kapitel 1

… Schlachten kommen und gehen, und ein Zeitalter des Wartens bricht an, der Zeit zwischen zwei Atemzügen ähnlich, während der das Land heilt und seine Kinder aus dem Krieg zurückkehren. Der Tempel heißt viele willkommen, die Gläubigen wie die Auserwählten.

Und aus dem Tempel kehrt ein Herold zurück – nicht vergessen und doch in der Zeit verschollen; ein Seher, dem die weisen Propheten singen –, wenn jene Zeit zu Ende geht. Er kommt, um der Geburt der Hoffnung beizuwohnen, des kindlichen Wegbereiters. Den Kindern des Landes schenkt der Herold ein neues Verständnis des Tempels. Geboren im Licht des Krieges, öffnet der Wegbereiter von einer anderen Welt die Augen und blickt auf ein Zeitalter zunehmender Erkenntnis.

Doch sein Weg zu diesem Land liegt im Verborgenen, ist mühsam. Prophezeiungen sind enthüllt und versteckt. Das erste Kind, ein Sohn, betritt den Tempel allein. Mit dem Herold kehrt es zurück, und bald darauf wird der Wegbereiter geboren. Ein neuer Atemzug, und das Land erblüht in Wandel und Klarheit.

Etwas war nicht in Ordnung.

Jake wusste es schon, bevor er ganz bei Bewusstsein war. Er zermarterte sich das Hirn, suchte nach einem Grund, einem Sinn, einem Warum … Und weil er Angst hatte, dachte er an seinen Vater. Dieses simple, starke Gefühl genügte, um ihn aus dem Dunkel zu treiben.

»Dad?«

Beim Klang seiner eigenen, leisen und krächzenden Stimme öffnete er die Augen. Eisige Kälte umgab ihn. Er sah seine Tasche in einem Meer leerer Nahrungspäckchen treiben, ein Bild wie aus einem seltsamen Traum. Auch er trieb schwerelos, den Kopf dem kleinen, veralteten Transporter im Heck des Shuttles zugewandt. Die rote Notbeleuchtung schwächte den hässlichen Eindruck, den die Kabine machte, ein wenig ab. Jake begriff, dass die künstliche Schwerkraft der Venture ausgefallen sein musste … doch es war die eisige Kälte, die ihn geweckt hatte und handeln ließ, noch bevor er klar denken konnte. Kälte war schlecht.

Ungeschickt drehte er sich um und stieß sich mit den Füßen von der Wand ab, um die erschreckend inaktiv wirkende Flugkonsole des winzigen Schiffes zu erreichen. Sie war tiefschwarz, ein blindes Auge, in dem kein alarmierendes Funkeln mehr glomm. Jake konzentrierte sich, ignorierte die aufkommende Panik – und begriff, dass er nichts hörte. Nicht einmal das leise Summen der Luftaufbereiter.

Ich habe im Wurmloch gewartet. Ich wollte schon aufgeben und zurück zur Station fliegen … da drehte sich plötzlich alles. Ich dachte, die Prophezeiung würde sich bewahrheiten. Aber das Schiff ließ sich nicht kontrollieren. Dann verlor ich das Bewusstsein und …

»Und jetzt bin ich hier«, murmelte er, ergriff die Rückenlehne des Pilotensessels, zog sich daran hoch und ließ sich auf den Sitz sinken. Wo auch immer hier ist. Er klemmte seine Füße unter den Sessel, verkantete sie an der manuellen Höhenverstellung, und versuchte, der altmodischen Computerkonsole einen Statusbericht zu entlocken.

Nichts geschah. Kein Licht, kein Ton. Er atmete tief durch und rief das Ersatzsystem für Notfälle auf – das ebenfalls versagte. Es fehlte an Energie. Jake startete einen weiteren Versuch, langsam und sorgfältig, doch der Knoten in seinem Magen wurde immer größer. Seine Mühen fruchteten nicht. Abgesehen von der Notbeleuchtung, die von einer unabhängigen Batterie gespeist wurde, funktionierte nichts auf diesem Schiff!

Okay, okay, dreh jetzt nicht durch … Überprüfe die Hauptleitung. Irgendwo muss ein Relais kaputt sein, und das kannst du reparieren …

Ein böser Gedanke schlich sich in seinen Kopf: Was, wenn es kein Relais ist?

Soweit man auf der Station wusste, war er mit seinem neu erworbenen Shuttle zur Erde aufgebrochen, um seinen Großvater zu besuchen. Es wäre zu peinlich gewesen, die Wahrheit zu gestehen: dass er einer alten Prophezeiung wegen ins Wurmloch reiste und hoffte, seinen Vater nach Hause zu holen … Angesichts der momentanen Situation war Dad auf der Liste seiner Prioritäten allerdings um ein, zwei Punkte nach unten gerutscht. Kurz gesagt: Niemand wusste, wo Jake sich befand, er selbst eingeschlossen. Seine Talente als Reparaturgenie waren arg begrenzt, und ihm war schon jetzt so kalt, dass er seinen eigenen Atem sah – ein blasser, ätherischer Nebel vor dem dunklen Monitor. Wo steckte er? Wie lange hatte seine Bewusstlosigkeit gedauert? Die Venture war wie tot. Wie lange dauerte es also, bis ihm der Sauerstoff ausging oder er an Unterkühlung starb?

Oder ist all dies Teil der Prophezeiung?

Der Gedanke ließ ihn innehalten und sorgte dafür, dass er sich zusammenriss. Das alte Schriftstück, das ihn bis hierher geführt hatte, besagte klar und deutlich, die Reise sei beschwerlich …

Und dass ich den Tempel allein betreten und mit dem »Herold« zurückkehren würde, und zwar bevor Kas ihr Kind bekommt. Kas war noch Monate von ihrer Niederkunft entfernt. Vielleicht war all dies Teil des Erlebnisses. Vielleicht ruhte er in der Hand der Propheten und musste nur abwarten, bis …

»Vergiss es«, rief er sich zur Ordnung. Tagträume waren in seiner Lage genauso schlimm wie Panik. Er musste die Leitung überprüfen, die Relais und etwa fünfzig weitere Dinge. Alles andere war Zeitverschwendung.

Jake stemmte sich von seinem Sessel hoch und griff nach der Tasche. Sie enthielt eine Lampe, die er vielleicht brauchte. Er war öfter in gefährlichen Situationen gewesen, als er zählen konnte, oder etwa nicht? Definitiv öfter als die meisten Männer seines Alters. Und irgendwie war es immer gut ausgegangen. So würde es auch dieses Mal sein, denn die Alternative … Es gab schlicht keine Alternative!

Er biss die Zähne fest zusammen, damit sie nicht klapperten, und verdrängte die Angst und die Sorge, die in den Schattenbereichen seines Geistes Wurzeln zu schlagen trachteten. Doch wo es an Licht mangelte, wuchsen Schatten schnell.

Sternzeit 53267,5. Mein Name ist Jacob Sisko. Ich bin ein Mensch und Bürger der Vereinigten Föderation der Planeten. Wer immer dies findet: Bitte kontaktieren Sie einen Föderationsaußenposten oder die Behörden des Planeten Bajor und berichten Sie ihnen, was geschah … Ich reiste allein ins Wurmloch und wurde von einer Art Sturm erwischt, der mein Shuttle schwer beschädigte. Trotz stundenlanger Anstrengungen meinerseits, konnte ich die Energiezufuhr des Schiffes nicht reaktivieren. Bald sterbe ich an Unterkühlung.

Entsprechend dürften dies meine letzten Worte sein. Ich wünschte, ich könnte eine große Aussage über Leben und Tod hinterlassen, doch alles, woran ich noch denken kann, ist: Ich hatte etwas anderes erwartet. Das hier … Es erscheint mir irreal. Mein Leben lang höre ich die »Erwachsenen« schon sagen, junge Leute verstünden nicht, dass auch sie eines Tages sterben müssten. Irgendwie dachte ich stets, ich sei von diesem arg bevormundenden Generalurteil ausgenommen, vielleicht aufgrund des frühen Verlusts meiner Mutter. Und aufgrund der Art, wie ich aufwuchs. Aufgrund meines Vaters. Mein Leben war alles andere als behütet.

Der Krieg veränderte jeden von uns. Das weiß ich, aber ich weiß auch, dass ich schon vor Kriegsbeginn wusste, was Todesangst ist. Ich lernte es an der Front von Ajilon Prime. Und ich dachte, ich hätte begriffen, dass der Tod nie weit entfernt ist, dass er ohne Vorwarnung in jemandes Leben treten und sich bedienen kann, um die Dinge für immer zu verändern. All das wusste ich, verstand es auch, doch nun erkenne ich, dass ich es nie fühlte. Denn so schlimm die Umstände auch waren, hatte ich immer ihn an meiner Seite. Mein Vater schuf das Fundament dessen, was ich bin. Er lenkte mich. Er war … real. Manchmal war nichts real für mich, bis ich es ihm erzählte, seinen Rat bekam und diesen befolgte oder ignorierte. Bis ich seine Liebe spürte und wusste, dass ich nicht allein war. Nun aber bin ich es, und ich begreife endlich, wie real meine Situation ist. Ich werde sterben.

Ich dachte, ich hätte aus dem Bedürfnis eines Sohnes nach seinem Vater eine Freundschaft zwischen zwei Männern werden lassen. Ob ich mich früher hätte lösen sollen? Mag sein, zumindest weiter, als es rein körperliche Distanz ermöglicht. Ich hätte auch emotional eigene Wege betreten, mein eigenes Inneres anstatt das seine erforschen sollen … Doch so viel von mir stammt von ihm. Es war einfacher zu fragen, statt zu suchen. Einfacher, weil er stark war und selbst dann noch Sicherheit ausstrahlte, wenn er keine Antworten wusste. Er hatte die Fähigkeit, Probleme zu lösen, auch wenn ihm die Lösungen fehlten und die Dinge nicht verliefen wie geplant. Vielleicht hätte ich einiges anders machen sollen. Aber … Ist es nun, da er gegangen ist, nicht besser, dass ich diese gemeinsame Zeit hatte? Dass wir uns nahe waren?

Sagen Sie ihnen, es wäre Unterkühlung gewesen. Es gibt schlimmere Tode. Schon jetzt bin ich schläfrig. Meine Finger sind kalt, sehr kalt. Ich kann sie kaum noch spüren. Ergeben meine Worte überhaupt einen Sinn? Ich weiß es nicht. Ich will weinen und kann es doch nicht. Sagen Sie Kas, es tut mir leid. Sagen Sie ihr, dass ich sie liebe und sie mir gab, was ich mir von meiner leiblichen Mutter gewünscht hätte. Es tut mir leid, dass ich nicht für sie und das Baby da sein kann. Sagen Sie Nog, er soll auf sie aufpassen. Er ist mein bester Freund, und ich liebe auch ihn. Ich wollte bloß Dad finden, wollte es so sehr … Ich dachte, ich könne es akzeptieren, aber dann begann ich zu hoffen und musste herkommen. Aber hier ist er nicht, und ich bin allein … Es ist so kalt. Ich lag falsch … und sagen Sie ihnen, es tut mir leid, dass ich starb. Wenn er heimkommt, sagen Sie ihm, ich konnte nicht weitermachen, ich habe es versucht, war aber nicht stark genug … Ich vermisse und ich liebe ihn … Ich wollte immer vieles sein, und er sagte, ich könne sein, was ich wolle … mein Vater …

»Ich hab dich. Mach dir keine Sorgen, ich hab dich. Das wird schon wieder.«

Eine dunkle Stimme, sanft und warm. Starke Hände, die ihn anhoben, wiegten. Irgendwo sprach eine Frau via Komm-Verbindung über irgendetwas, aber für Jake gab es nur diese tiefe, liebevolle Stimme.

Er spürte die Tränen nahen, Tränen der Liebe und der Freude, und einen Schmerz in seinem Hals, der den der Kälte übertraf. Dann aber glitt er zurück ins Dunkel des Schlafes, angelockt von eben jenen Gefühlen, die ihn eben erst geweckt hatten: Sein Vater hielt ihn. Er war in Sicherheit.

Kapitel 2

»Hey. Hey, Mensch.«

Jake brummte missbilligend und versuchte, die angenehm temperierte und allumfassende Dunkelheit bei sich zu halten.

Dann streifte eine Duftwolke sein Gesicht – ein Geruch von ungeputzten Zähnen und feuchtem Atem – und die beharrliche, tiefe Stimme erklang erneut.

»Hey, wach auf, Menschenjunge.«

Der Geruch nervte so sehr wie die Worte. Jake öffnete langsam ein Auge und sah sich einem Hund gegenüber. Der Hund hatte dunkelbraune Augen und eine schmale Schnauze, sein Kopf war schlank und glatt. Jake kannte die Rasse von der Erde, hatte in jungen Jahren in Holosuiten mit ihr gespielt.

»Na endlich!«, sagte der Hund und verdrehte die Augen.

Allmählich begriff Jake, dass es gar kein Hund war. Nirgends sah er Ohren, nirgends eine heraushängende Zunge. Eine schmale Reihe weich aussehender, schlaffer Stacheln verlief über den Rücken des Wesens. Die Stacheln waren dunkler als sein waldgrünes Fell.

Hunde reden nicht, ging es Jake durch den Kopf. Mit seiner Konzentration war es noch nicht weit her.

Der Fremde beugte sich zu ihm und verzog den Mund zu einem Lächeln, das seine Zähne erkennen ließ. »Hör mal: Falls irgendwer fragt, hatte ich nichts damit zu tun.«

Jake öffnete das andere Auge. Dann stemmte er sich auf die Ellbogen und wich vor dem Wesen zurück, bis er gegen eine Wand stieß. Er war verwirrt, fühlte sich verloren, und als er sich umblickte, sah er, dass er auf einer Pritsche lag. Sie befand sich in einem nur schwach beleuchteten Raum, der eine Schiffskabine sein mochte. Eine zerknitterte Decke lag auf seinem Körper, darunter war er allerdings nackt.

»Ganz ruhig«, sagte das fremde Wesen, trat einen Schritt zurück und hob die Hände. Oder waren es Pfoten? Vier lange Finger und ein Daumen pro Stück, allesamt pelzig wie der Rest von ihm. Er war dünn und tatsächlich hundeförmig, ein Männchen, das auf den Hinterbeinen hockte. Seine einzige Kleidung bestand aus einem schlichten, merkmallosen Halsband.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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