Star Wars: Ahsoka - E.K. Johnston - E-Book

Star Wars: Ahsoka E-Book

E.K. Johnston

5,0

Beschreibung

Ahsoka Tano war einst eine loyale Padawan Anakin Skywalkers, die ihr Leben dem Dienst am Jedi-Orden verschrieben hatte. Doch dann zwang der ruchlose Imperator Palpatine die Galaxis unter sein Joch und die Jedi wurden gnadenlos abgeschlachtet. Ahsoka suchte Zuflucht auf dem entlegenen Farmermond Raada und versuchte abseits von allem ein normales Leben zu führen. Aber Ahsoka kann ihrem Schicksal nicht entfliehen. Als imperiale Truppen Raada besetzen, muss die ehemalige Padawan eine Entscheidung treffen. Eine Entscheidung, die alles aufs Spiel setzt, was ihr lieb und teuer ist, aber gleichzeitig auch eine neue Hoffnung bedeutet …

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ROMAN

INS DEUTSCHE ÜBERTRAGEN

VON ANDREAS KASPRZAK

Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Titel der Amerikanischen Originalausgabe: „Star Wars: Ahsoka“ by E. K. Johnston, published by Disney, Lucasfilm Press, an imprint of Disney Book Group, October 2016

© & TM 2017 LUCASFILM LTD.

Deutsche Ausgabe 2017 by Panini Verlags GmbH, Rotebühlstraße 87,

70178 Stuttgart. Alle Rechte vorbehalten.

Geschäftsführer: Hermann Paul

Head of Editorial: Jo Löffler

Head of Marketing: Holger Wiest (E-Mail: [email protected])

Presse & PR: Steffen Volkmer

Übersetzung: Andreas Kasprzak

Lektorat: Andreas Kasprzak

Umschlaggestaltung: tab indivisuell, Stuttgart

Satz und E-Book: Greiner & Reichel, Köln

YDSWAH001E

ISBN 978-3-8332-3479-8

Gedruckte Ausgabe:

1. Auflage, Februar 2017, ISBN 978-3-8332-3450-7

Findet uns im Netz:

www.paninicomics.de

PaniniComicsDE

Der Vereinigung Königlicher Zofen gewidmet. Wir sind tapfer, Eure Hoheit.

Mandalore brannte.

Selbstverständlich nicht der gesamte Planet, aber doch genug davon, dass die Luft um sie herum voller Rauch war. Ahsoka Tano atmete ihn ein. Sie wusste, was sie zu tun hatte, doch sie hatte keine Ahnung, ob die Sache funktionieren würde. Schlimmer noch: Selbst wenn ihr Plan aufging, vermochte sie nicht zu sagen, wie lange das so bleiben würde. Allerdings blieb ihr gar keine andere Wahl. Dies war ihre einzige Chance. Hier war sie nun, mit einer Armee und einer Mission, genau so, wie sie es womöglich gewesen wäre, wäre sie immer noch Anakin Skywalkers Padawan gewesen. Doch vermutlich wäre das Ganze mit Anakin an ihrer Seite erheblich besser gelaufen.

„Sei vorsichtig, Ahsoka“, hatte er sie ermahnt, ehe er ihr ihre Lichtschwerter überreichte und aufbrach, um den Kanzler zu retten. „Maul ist verschlagen. Und er kennt nicht die geringste Gnade.“

„Ich hab’s nicht vergessen“, entgegnete sie, bemüht, etwas von der Unverfrorenheit aufzubringen, die ihr bei ihrer ersten Begegnung den Spitznamen Snips eingebracht hatte – schnippisch. Zwar glaubte sie nicht, dass ihre Bemühungen von sonderlichem Erfolg gekrönt waren, aber er lächelte dennoch.

„Kann ich mir denken.“ Er lockerte seine Schultern, in Gedanken bereits bei seinem eigenen Kampf. „Aber du weißt doch, dass ich mir immer Sorgen mache.“

„Was soll schon schiefgehen?“ Beim zweiten Mal fiel es ihr leichter, sich wie ihr altes Selbst zu geben, und dann stellte sie fest, dass sie ebenfalls lächelte.

Zurück in der Gegenwart verschaffte ihr das Gewicht der Lichtschwerter in ihren Händen ein gewisses Selbstvertrauen, doch sie hätte beide Waffen ohne zu zögern dafür hergegeben, um jetzt Anakin neben sich zu wissen.

Jetzt konnte sie Maul vor sich ausmachen, nicht allzu weit entfernt. Rauch verschleierte sein schwarz-rotes Gesicht, was ihn jedoch nicht zu kümmern schien. Er hatte seinen Umhang bereits beiseitegelegt; seine Körperhaltung signalisierte völlige Kampfbereitschaft. Er befand sich auf einem der Plätze, die noch nicht in Flammen standen, und marschierte unruhig hin und her, während er auf sie wartete. Hätte sie nicht gewusst, dass seine Beine künstlich waren, wäre sie niemals auf die Idee gekommen, dass dies nicht die Gliedmaßen waren, mit denen er geboren worden war. Die Prothesen machten ihn in keinster Weise langsamer. Entschlossen ging sie auf ihn zu. Immerhin wusste sie etwas, bei dem sie sich ziemlich sicher war, dass er keine Ahnung davon hatte.

„Wo hast du deine Armee gelassen, Lady Tano?“, rief er, sobald sie in Hörweite kam.

„Die ist eifrig damit beschäftigt, deine zu besiegen“, gab sie zurück, in der Hoffnung, dass sie die Wahrheit sprach. Sie würde ihm nicht das Vergnügen bereiten, ihm zu zeigen, wie sehr es sie schmerzte, Lady Tano genannt zu werden. Sie war keine Kommandantin mehr, auch wenn das Bataillon ihr dank ihrer Reputation nach wie vor mit demselben Respekt begegnete wie eh und je.

„Es ist wirklich nett, dass deine einstigen Meister dich ganz allein losgeschickt haben, um mir die Mühen eines ordentlichen Kampfs zu ersparen“, sagte Maul. „Schließlich bist du nicht einmal eine richtige Jedi.“

Bosheit troff aus jedem seiner Worte und er bleckte die Zähne. Er wurde von genau der Art von Zorn beherrscht, vor der Meister Yoda die Jünglinge warnte, von der Art von Zorn, die einen zur Gänze verschlang und bis zur Unkenntlichkeit verdrehte. Ahsoka erschauderte beim Gedanken daran, was Maul durchlitten haben mochte, um so zu werden. Dennoch war sie clever genug, seine Wut zu ihrem Vorteil zu nutzen: Sie musste dafür sorgen, dass er zornig genug blieb, um sich auch weiterhin dem Irrglauben hinzugeben, er habe die Oberhand.

„Dann steht uns ein fairer Kampf bevor“, entgegnete sie kühl, während sie ihn von Kopf bis Fuß musterte. „Immerhin bist du ja auch bloß ein halber Sith.“

Natürlich war das grob und unhöflich, genau die Art von Äußerung, die Meister Kenobi dazu gebracht hätte, die Augen zu verdrehen, doch Ahsoka bedauerte ihre Worte nicht. Seinen Gegner zu verhöhnen, war im Kampf nicht unüblich, und Ahsoka war entschlossen, alle Karten auszuspielen, die sie auf der Hand hatte, ohne Rücksicht auf falsche Höflichkeit. Schließlich hatte er Recht: Sie war keine Jedi.

Maul pirschte mit seltsam hypnotischer, düsterer, katzenhafter Anmut zur Seite und wirbelte das Heft seines Lichtschwerts in der Hand herum. Ahsoka umklammerte ihre eigenen Lichtschwerter fester und zwang sich dann, sich zu entspannen. Sie musste ihn näher zu sich locken. Irgendwie hatte dieses Warten etwas von Meditieren. Sie wusste, dass das bei Maul schon einmal funktioniert hatte, damals auf Naboo, als Obi-Wan ihn das erste Mal bezwungen hatte. Sie streckte ihre geistigen Fühler nach der Macht aus, und da war sie, ein beruhigender Quell der Kraft. Sie öffnete ihr ihr Bewusstsein und lauschte ihr mit jedem Teil ihrer selbst, der dazu fähig war. Dann setzte sie sich in Bewegung und passte sich Maul auf der anderen Seite des Platzes an, um für jeden Schritt, den er auf sie zu tat, einen zurückzutreten.

„Keine Jedi, aber immer noch ein Feigling“, sagte er. „Oder hat Skywalker vielleicht vergessen, dir beizubringen, standhaft zu bleiben, ehe er dich fallen ließ wie Müll?“

„Ich bin aus freien Stücken gegangen“, erklärte sie ihm. In diesem Moment fühlten sich die Worte ungeachtet des Schmerzes, der in ihnen verborgen lag, wie die Wahrheit an. Sie ignorierte den Kummer und konzentrierte sich wieder auf ihren Gleichgewichtssinn, auf Maul.

„Natürlich. Genauso wie ich mich freiwillig dazu bereit erklärt habe, auf diesen Misthaufen zu kommen oder mir diese monströsen Beine verpassen zu lassen“, spöttelte Maul. Sie spürte, wie sein Zorn in ihm anschwoll, fast bis zur Belastungsgrenze, aber noch nicht ganz.

Er aktivierte sein Lichtschwert und beschleunigte seine Schritte. Es fiel ihr nicht schwer, so zu tun, als habe er sie überrumpelt, und rückwärts zu stolpern, fort von seinem rachgierigen Vorstoß.

„Ich wette, aus denselben freien Stücken, aus denen du gegangen bist, bist du jetzt hier, Lady Tano“, frohlockte er. Das entsprach zwar wirklich den Tatsachen, doch er erkannte bloß die Schwäche, die er darin sah; sein Zorn machte ihn blind für alles andere. „Ein letzter glorreicher Versuch, einen Meister zu beeindrucken, der keine weitere Verwendung mehr für dich hat.“

„Das ist nicht wahr!“, rief sie. Nur noch ein kleines bisschen weiter. Sie hatte ihn schon fast so weit.

Er stürzte sich auf sie; grausames Gelächter drang aus seiner Kehle, doch sie wartete weiter. Dann, unmittelbar bevor sie in seiner Reichweite war, ließ sie die Falle zuschnappen.

Die wohlvertraute grüne Energie surrte, als sie ihre Lichtschwerter einschaltete und vorsprang, wie um anzugreifen – eine allerletzte Finte. Maul hechtete vorwärts, doch Ahsoka wich hastig einen Schritt zurück und lockte ihn so über jenen Punkt hinaus, von dem es keine Rückkehr mehr gab. Er ließ seine Klinge herniedersausen, direkt auf ihren Kopf zu, und sie hielt mit aller Kraft dagegen. Ihre Waffen fingen seine ab, um ihn genau an der Stelle zu halten, wo sie ihn haben wollte.

„Jetzt!“, befahl sie ihren unsichtbaren Verbündeten.

Die Reaktion darauf erfolgte unverzüglich und viel zu schnell für den abgelenkten Maul, um sich dagegen zu verteidigen. Ahsoka warf sich gerade noch rechtzeitig zur Seite.

Dann erwachte der Strahlenschild zum Leben, um ihre Beute mitsamt des immer noch gegen sie erhobenen Lichtschwerts einzusperren.

1. KAPITEL

Sie war allein – etwas, wozu sie eigentlich so gar nicht bestimmt war. Ihr Volk war ihr Stamm, Blut und Bande, und ihre Gabe, die Macht zu nutzen, schenkte ihr Brüder und Schwestern aus allen Spezies der Galaxis. Selbst nachdem sie dem Jedi-Tempel den Rücken gekehrt hatte, konnte sie die anderen immer noch fühlen, wenn ihr der Sinn danach stand – sie waren wie Ebbe und Flut in der Macht, die sie umgab.

Allerdings wollte sie die anderen jetzt nicht fühlen.

Tatsächlich war ihr die Einsamkeit im Augenblick wesentlich lieber. Wenn sie allein war, musste sie keine Entscheidungen treffen, die Auswirkungen auf irgendjemand anderen als sie selbst hatten. Sie konnte selbst bestimmen, ob sie einen defekten Motivator reparierte oder nicht, ob sie aß oder nicht, ob sie schlief oder nicht – ob sie träumte oder nicht.

Sie versuchte, so wenig zu träumen wie möglich, doch das erwies sich an diesem bestimmten Tag als schwierig. Denn heute war Imperiumstag. Überall in der Galaxis, vom Kern bis zum Outer Rim – wenn auch hier vielleicht nicht ganz so enthusiastisch wie anderswo –, gab es Festivitäten im Gedenken daran, wie Imperator Palpatine ihnen Recht und Ordnung brachte. Dies war das erste Mal, dass dieses Fest begangen wurde, schließlich war das neue Imperium erst ein Jahr alt, doch allein der Gedanke daran, diesen Tag zu feiern, erfüllte sie mit Abscheu. Tatsächlich war er ihr aus einem vollkommen anderen Grund im Gedächtnis geblieben, der mit Frieden nicht das Geringste zu tun hatte.

Heute vor einem Jahr hatte Mandalore gebrannt, und obwohl sie, Rex und die anderen den Großteil des Planeten retten konnten, war ihr Triumph unmittelbar darauf mit solcher Gewalt zunichtegemacht worden, dass Ahsoka es kaum ertragen konnte, auch nur daran zu denken. Also tat sie es nicht.

„Ashla!“ Die Stimme war laut und fröhlich und riss sie aus ihren Erinnerungen. „Ashla, du verpasst die Parade!“

Im Outer Rim zu leben, hatte seine Vorzüge. Die Bevölkerung auf den meisten Planeten war klein und nicht sonderlich organisiert, was es einfacher machte, mit einem Decknamen zu leben. Außerdem hatte sie so keine Probleme, sich von den Haupthyperraumrouten fernzuhalten. Auf den meisten Planeten im Outer Rim gab es nichts, was interessant genug gewesen wäre, um die Aufmerksamkeit des Imperiums zu erregen, und Aufmerksamkeit zu erregen, war das Letzte, was Ahsoka wollte.

Womit sie nicht gerechnet hatte, war die Aufmerksamkeit, die ihr vonseiten ihrer Nachbarn, den Fardis, zuteilwurde, einer einheimischen Familie, die ihre Finger in allem drin zu haben schienen, was auf Thabeska vonstattenging. Die Fardis nahmen Ahsoka unter ihre Fittiche – jedenfalls so sehr, wie es ihnen angesichts des Umstands möglich war, dass Ahsoka stets eine gewisse Distanz zu ihnen wahrte. Denn auf ihre eigene Art und Weise trauerte sie noch immer, und es half, wenn sie sich einredete, dass sie keine neuen Freunde und keine neuen Verbindungen wollte.

Thabeska gefiel ihr. Hier war es staubig und ruhig, doch es gab genügend Neuankömmlinge, dass sie nicht weiter auffiel. Der Planet trieb schwunghaften Handel mit Wasser und Technologie, jedoch nicht in größerem Maßstab. Selbst die Schmuggeloperationen – größtenteils Luxusgüter und importierte Nahrungsmittel – blieben auf eine relativ kleine Zahl von Leuten beschränkt. Kein Pirat, den Ahsoka kannte, der etwas auf sich hielt, hätte sich dafür hergegeben. Damit war Thabeska für „Ashla“ der ideale Ort für ihr neues Zuhause.

„Ashla, bist du da drin?“, rief das Mädchen draußen erneut. Zu fröhlich, dachte Ahsoka mit einem Kopfschütteln. Selbst wenn man der Propaganda Glauben schenkte, war der Imperiumstag nicht so aufregend. Die Mädchen führten irgendetwas im Schilde und wollten, dass sie es wusste.

Ahsoka erwog ihre Möglichkeiten. Sie war dafür bekannt, allein durch die Ebenen zu streifen. Dort gab es nichts Gefährliches, und schon gar nichts, vor dem sie sich hätte in Acht nehmen müssen. Dementsprechend konnte sie einfach in aller Ruhe hier sitzen bleiben und so tun, als sei sie nicht zu Hause, und wenn sie später irgendjemand danach fragte, wo sie gewesen war, würde sie einfach behaupten, sie habe einen Spaziergang gemacht.

Sie stand auf und durchquerte ihre winzige Hütte, die nicht schick genug war, um mehrere Räume (oder auch nur Raumteiler) zu besitzen, doch eines der Dinge, auf die einen das Aufwachsen im Jedi-Tempel vorbereitete, war Enthaltsamkeit. Wenn Ahsoka keinen Besitz hatte, musste sie weniger mitnehmen, wenn es Zeit wurde, zu verschwinden. Doch obwohl sie den leeren Waffengürtel nicht trug, den sie behalten hatte, ertappte sie sich häufig dabei, wie sie daran dachte.

Die stumme Warnung in der allzu offen zur Schau gestellten Heiterkeit, mit der die Mädchen nach ihr riefen, war ihr nicht entgangen, doch sie brauchte mehr Details. Und die einzige Möglichkeit, die zu bekommen, bestand darin, die Tür zu öffnen.

„Ich komme ja schon, ich komme ja schon!“, sagte sie, in der Hoffnung, enthusiastisch zu klingen.

Ahsoka war dem Fardi-Clan bei den Schiffswerften begegnet, unmittelbar nach ihrer Ankunft auf dem Planeten. Von dort aus organisierten sie die meisten Transporte, sowohl die legalen als auch die übrigen. Normalerweise wäre Ahsoka ihnen nach besten Kräften aus dem Weg gegangen, doch dummerweise liefen die Jüngeren ihr hinterher wie kleine Entlein, und bislang hatte sie einfach nicht die Gehässigkeit aufbringen können, sie fortzuschicken. Als sie jetzt die Tür aufmachte, sah sie sich gleich vieren von ihnen gegenüber, die zu ihr aufblickten, und dahinter noch zwei der älteren Mädchen. Die Älteren wirkten nicht ganz so sorglos wie die Jüngeren. Sofort versteifte Ahsoka sich, ehe sie sich zwang, sich wieder zu entspannen. Sie streckte ganz behutsam ihre Machtsinne aus, doch falls es irgendetwas zu realisieren gab, war es zu schwach oder noch zu weit entfernt, als dass sie es hätte wahrnehmen können.

„Ashla, du musst sofort mitkommen“, sagte das älteste Mädchen. Die Fardi-Kinder waren so zahlreich, dass Ahsoka Mühe hatte, sich an all ihre Namen zu erinnern. Sie blickte auf sie hinab und hatte das nagende Gefühl, irgendetwas zu vergessen.

„Genau!“, sagte einer aus der Kinderschar. „Dad hat hohe Besucher, die ganz scharf darauf sind, neue Leute kennenzulernen, und du bist neu, deshalb solltest du unbedingt mitkommen! Wenn du willst, kannst du bei der Parade und der Flugschau bei uns sitzen.“

Auch nach einem Jahr auf diesem Planeten – und ungeachtet des Umstands, dass sie noch nie länger irgendwo verweilt hatte, seit sie Anakin Skywalkers Padawan geworden war – war Ahsoka immer noch „die Neue“.

„Momentan sind eine Menge Schiffe in der Werft“, sagte das älteste der Mädchen vorsichtig, als fürchte es, jemand könne jedes seiner Worte belauschen. „Wegen der Flugschau. Die Leute kommen von überall her, und die Sicherheitsvorkehrungen sind die reinste Katastrophe, da sie alles zu protokollieren versuchen. Das totale Chaos.“

Hier draußen bedeutete „hoher Besuch“ Leute in sauberer Kleidung. Selbst die wohlhabenden Fardis waren stets mit einer Schicht des Staubs bedeckt, der von den Ebenen herüberwehte. Ahsoka stellte sich die scharfen Falten und gedämpften Farben imperialer Uniformen vor, die auf Thabeska einigen Eindruck schinden würden.

Ahsoka wusste, was die Fardis tun würden. Sie mussten ihre legalen Geschäfte schützen, ganz zu schweigen von all den Mitgliedern ihrer riesigen Familie. Deshalb würden sie den Imperialen alles sagen, was sie wissen wollten, und Ahsoka konnte es ihnen nicht einmal verübeln. Offensichtlich war der Eindruck, den sie bei den Fardis hinterlassen hatte, gut genug, dass die Kinder gekommen waren, um sie vor dem „hohen Besuch“ zu warnen und ihr den Tipp mit der Schiffswerft zu geben. Mehr konnte Ahsoka nicht verlangen.

„Warum geht ihr nicht schon mal vor?“, sagte sie und nickte den älteren Mädchen ernst zu. Sie hatte keine Ahnung, ob ihre Eltern wussten, dass sie hier waren, doch Ahsoka wollte ihnen deutlich machen, dass sie das Risiko zu schätzen wusste, das die Mädchen dadurch auf sich nahmen, dass sie hergekommen waren. „Haltet mir einen Platz frei, während ich ein bisschen klar Schiff mache. Ich habe heute Morgen ein wenig verschlafen, und so kann ich schließlich unmöglich auf die Imperiumstagsparade gehen.“

Sie deutete auf ihre Kleider, die – wie jedermann wusste – die Einzigen waren, die sie besaß, sodass ihre Ausrede genügte, um ihren Zweck zu erfüllen.

Die Kleinen flehten sie im Chor an, sie solle sich beeilen, versprachen aber, ihr einen Platz zu reservieren. Die beiden ältesten Mädchen schwiegen und trieben ihre Geschwister dann wieder in Richtung Ortsmitte davon. Ahsoka sah nicht zu, wie sie sich entfernten. Sobald sich die Kinder umgedreht hatten, schloss sie die Tür und nahm sich einen Moment Zeit, um sich zu sammeln.

Es gab nicht viel zu packen. Abgesehen von dem Bett und der dicken Sitzmatte, die sie Gästen angeboten hätte, wenn sie jemals welche gehabt hätte, war der einzelne Raum leer. Sie rollte die Matte zur Seite und legte so das kleine Geheimfach frei, in dem sie ihre bescheidene Barschaft und ihren Blaster versteckt hielt. Sie warf alles in einen Beutel und streifte sich eine knappe Kapuze über, die ihr Gesicht verbergen würde. Sie würde sich in Bälde eine neue besorgen müssen: Ihr Kopf war erneut gewachsen und ihre Montrals waren mittlerweile schon fast zu groß für die Kapuze.

Als sie zum letzten Mal die Tür der Hütte hinter sich schloss, durchschnitt ein nur allzu vertrautes Jaulen die Luft. Die Flugschau hatte begonnen, und wie es schien, war das Imperium gerade dabei, die Manövrierfähigkeit seiner neuesten Raumjäger zu demonstrieren.

Die Straßen waren verlassen. Ahsoka hörte die Musik, laut und martialisch, als die Parade einige Blocks entfernt über die Hauptstraße zog. Sie hatte nicht die geringste Ahnung, warum es hier auf einmal so vor Imperialen wimmelte. Gewiss war der Imperiumstag nicht der einzige Grund dafür. Andererseits hatte der Planet außer Staub und den Fardis nicht allzu viel zu bieten – von einer Überlebenden der Order 66 einmal abgesehen.

Zwei bewaffnete Imperiale kamen um die Ecke. Ahsoka hielt den Atem an und streckte ihre Machtsinne aus. Nichts an den beiden kam ihr bekannt vor. Das waren keine Klone, sondern diese neuen Rekruten, die Sturmtruppler. Vor denen brauchte sie keine Angst zu haben.

„Was treibst du hier?“ Sie hoben ihre Waffen. „Warum nimmst du nicht an den Feierlichkeiten teil?“

„Da will ich gerade hin“, sagte Ahsoka, sorgsam darum bemüht, ihr Gesicht zu Boden gerichtet zu halten. „Ich war heute Morgen draußen in den Ebenen, um zu jagen, und habe dabei die Zeit aus den Augen verloren.“

„Verschwinde!“, herrschte der Sturmtruppler sie an, ohne seine Waffe zu senken. Der andere sagte etwas in sein Komm, das Ahsoka nicht verstand.

„Fröhlichen Imperiumstag“, sagte sie und eilte eine Gasse hinunter, in die Richtung, aus der die Musik kam.

Sie wartete nicht ab, um zu sehen, ob die Soldaten ihr folgen würden. Stattdessen sprang sie zu einem im 1. Stock gelegenen Fenster hinauf und kletterte an dem Gebäude hoch, bis sie oben auf dem Dach anlangte. So nah beim großen Fardi-Anwesen waren die Häuser hübscher als ihre kleine Hütte. Sie waren größer und höher und hatten flache Dächer. Wichtiger noch: Sie standen dicht an dicht, um Baukosten zu sparen. Der Weg über die Dächer mochte vielleicht nicht perfekt sein, doch für jemanden mit Ahsokas Fähigkeiten allemal gut genug.

In der Hoffnung, von niemandem entdeckt zu werden, rannte sie auf den Häusern entlang, und selbst im Angesicht der Gefahr, in der sie schwebte, fühlte sich Ahsoka mit einem Mal besser als seit langer Zeit, und obwohl sie beim Laufen nicht auf die Macht zurückgriff, um noch schneller zu sein – es hatte keinen Sinn, unnötige Risiken einzugehen –, nutzte sie sie, um sich vor jedem Sprung zu vergewissern, dass die Straße unter ihr sicher war. Jedes Mal, wenn sie nach unten schaute, sah sie weitere Sturmtruppler patrouillieren, die jedoch nicht nach jemand Bestimmtem zu suchen schienen. Offenbar hatten die beiden Soldaten, mit denen sie gesprochen hatte, keinen Alarm geschlagen.

Ahsoka erreichte den Rand einer Reihe hoher Häuser und kauerte sich nieder, um ihren Blick über die Schiffswerft weiter unten schweifen zu lassen. Die Fardis hatten zwei der hiesigen Werften unter ihrer Kontrolle, und diese war die kleinere der beiden. Natürlich wäre die Auswahl bei der anderen größer gewesen, und vermutlich gab es auch mehr Lücken im Sicherheitssystem, doch zur kleineren Werft gelangte man über die Dächer, weshalb Ahsoka beschloss, ihr Glück mit diesem Weg zu versuchen.

Die Schiffe gehörten größtenteils zum Imperium und waren dementsprechend schlechte Ziele, da sie registriert und gekennzeichnet und wahrscheinlich mit irgendwelchen Peilsendern versehen waren. Mit einigem Bedauern musterte Ahsoka den Truppentransporter. Von allen Schiffen, die hier angedockt hatten, war sie damit am besten vertraut, doch sie durfte dieses Risiko nicht eingehen. Stattdessen konzentrierte sie sich auf einen kleinen Frachtraumer, der ganz hinten auf dem Gelände stand.

Das war ein Fardi-Schiff, eins von den legalen, doch Ahsoka wusste, dass sich das im Handumdrehen ändern ließ. Die Fardis hatten sie dafür bezahlt, daran herumzubasteln. Sie war eine gute Mechanikern und hatte sich mit gewissenhafter Arbeit das Vertrauen der Familie verdient. Außerdem war das Schiff unbewacht. Ahsoka vermochte nicht zu sagen, ob diese Einladung tatsächlich ihr galt, doch sie hatte nicht die Absicht, sich diese günstige Gelegenheit entgehen zu lassen.

Auf dem Werftgelände hielten sich vielleicht zwanzig Sturmtruppler auf. Früher, als es ihr möglich gewesen war, offen die Macht einzusetzen, wäre das nicht das geringste Problem für sie gewesen. Doch jetzt, wo ihr bloß ihr Blaster zur Verfügung stand, nahm Ahsoka sich einen Moment, um ihre Optionen abzuwägen.

Ungeachtet der Gefahr, in die er sich damit begab, hätte Anakin sich den Weg freigekämpft, einfach mittendurch. Selbst ohne sein Lichtschwert wäre er schnell und stark genug gewesen, um es bis zu dem Frachter zu schaffen. Allerdings wäre das nicht unbemerkt geblieben. Für gewöhnlich folgten Explosionen ihrem alten Meister dicht auf dem Fuße, und obwohl ihr die Aufregung fehlte, war dies nicht der richtige Moment dafür. Meister Obi-Wan hingegen hätte versucht, sich mit seinem Charme den Weg zu bahnen, was letzten Endes ganz unvermeidlich dazu geführt hätte, dass er dennoch genauso viel Tumult verursachte wie Anakin.

„Wann wirst du dir endlich eingestehen, dass du auf dich allein gestellt bist?“, murmelte Ahsoka. „Sie sind fort. Sie sind tot und jetzt gibt es nur noch dich.“

Was Motivationsansprachen betraf, war das gewiss nicht ihre beste, aber es genügte, dass sie die Initiative ergriff. Sie riskierte einen Sprung vom Dach in die Gasse darunter, da es jetzt vor allem auf Schnelligkeit ankam. Sie zog ihren Blaster aus ihrem Beutel. Rasch entfernte sie die Überladungsstifte des Munitionspacks und legte den Blaster auf den Boden. Jetzt musste sie sich beeilen. Sie rannte die Gasse entlang und sprang über eine niedrige Mauer in einen vertrauten Garten. Einige weitere Schritte und noch ein Sprung, und sie landete in einer anderen Gasse, durch die sie auf die Schiffswerft zulief, so schnell sie nur konnte.

Sie erreichte das offene Gelände genau in dem Moment, als der Blaster explodierte. Die Sturmtruppler reagierten sofort, gingen in Stellung und eilten mit bemerkenswertem Einsatz auf die Quelle des Lärms zu. Zwar verließen nicht alle Soldaten die Werft, doch für Ahsokas Zwecke genügte es.

Sie hielt sich an Ecken, hinter denen sie sich verstecken konnte, und Kisten, die sie vor den Blicken der verbliebenen Imperialen verbargen. Schließlich erreichte sie die Einstiegsrampe des Fardi-Schiffs und war an Bord, ehe irgendjemand sie bemerkte.

„Ich hoffe nur, ich stehle nichts, was ihr noch braucht“, sagte sie zu ihren abwesenden Wohltätern. „Aber besten Dank für das Schiff.“

Die Triebwerke erwachten just in dem Moment brummend zum Leben, als die anderen Sturmtruppler auf das Gelände zurückkehrten, doch da war es bereits zu spät. Bevor die Soldaten ihre schweren Waffen in Position bringen konnten, war Ahsoka längst in der Luft, und außer Reichweite, ehe sie auch nur die Chance hatten, auf sie zu feuern. Dann war sie fort, einmal mehr auf der Flucht, ohne die leiseste Ahnung zu haben, wo in der Galaxis sie als Nächstes hinsollte.

2. KAPITEL

Aus dem Orbit machte Raada nicht allzu viel her. Auch die Anzeige des Navigationscomputers war nicht sonderlich spektakulär, doch genau das war einer der Gründe dafür, dass Ahsoka den Mond ausgesucht hatte. Er war klein, selbst an den Verhältnissen im Outer Rim gemessen ziemlich abgeschieden und es gab bloß einen einzigen Rohstoff. Hier würde Ahsoka nicht weiter auffallen. Sie hatte nicht die Absicht, denselben Fehler zweimal zu machen, und auf Thabeska hatte sie einen verdammt großen gemacht, als sie sich mit einer der bekanntesten Familien des Planeten einließ.

Ahsoka landete mit dem Schiff auf einem Raumhafen, der diese Bezeichnung kaum verdiente, und sicherte es gegen Diebstahl, so gut sie eben konnte. Auf dem Weg hierher hatte Ahsoka einige Modifikationen an dem Gefährt vorgenommen, in der Hoffnung, zu verschleiern, woher sie es hatte; dabei hatte sie festgestellt, dass das Schiff bereits über ein recht ausgeklügeltes Boden-Verriegelungssystem verfügte. Es neu zu programmieren, war selbst ohne einen Astromech-Droiden wie R2-D2 als Hilfe relativ einfach gewesen. Sie überprüfte alles noch ein letztes Mal, wobei ihr Blick zu zwei Metallringen an der Energiekonsole schweifte, die ein Druckventil zierten. Die Ringe hatten einzig und allein die Aufgabe, die Anzeigetafel sauber und ordentlich wirken zu lassen. Ahsoka löste sie und steckte sie ein, ohne groß darüber nachzudenken. Als das erledigt war, schulterte sie ihren Beutel und stieg die Rampe hinunter.

Unten auf dem Boden erfüllte Raada ein unverwechselbarer, wenn auch nicht unangenehmer Geruch. Außerdem gab es auf der Oberfläche des Mondes Leben, das der Computer ihr nicht angezeigt hatte: grün und wachsend. Ahsoka hatte keine Mühe, das Leben um sich herum zu fühlen, und nahm einen tiefen Atemzug. Nach einem Jahr, das sie entweder im All oder im Staub von Thabeska verbracht hatte, war das eine willkommene Abwechslung. Wenn sie hier meditierte, würde sie vielleicht etwas zwischen sich und der gähnenden Leere finden, die sie seit dem Inkrafttreten der Order 66 heimsuchte.

Auf dem Raumhafen hielten sich nur wenige Leute auf; die meisten waren damit beschäftigt, Kisten in einen großen Frachtraumer zu laden, doch niemand beachtete Ahsoka, als sie an ihnen vorbeiging. Falls es hier jemanden gab, bei dem sie den Landeplatz bezahlen musste, konnte sie ihn nicht finden, weshalb sie beschloss, sich später darum zu kümmern. Zwar gab es an einem Ort wie Raada noch weniger eine rechtmäßige Regierung wie auf Thabeska oder irgendeiner von Hutten kontrollierten Welt, doch Ahsoka war zuversichtlich, dass sie es mit allen hiesigen Schlägertypen aufnehmen konnte, die sie für leichte Beute hielten. Was sie jetzt brauchte, war eine Unterkunft, und sie wusste auch schon, wo sie anfangen würde, danach zu suchen.

Auf Raada gab es bloß eine einzige größere Siedlung, die Ahsoka beim besten Willen nicht als Stadt bezeichnet hätte. Verglichen mit Coruscant war die Siedlung vollkommen unbedeutend, und selbst die Fardis hätten angesichts der Bescheidenheit der Siedlung die Nase gerümpft. Es gab keine großen Häuser, keine Dachverbindungen und bloß einen Marktplatz in der Nähe der halb zerfallenen Verwaltungsgebäude im Zentrum des Ortes. Ahsoka marschierte geradewegs auf die Außenbezirke zu, da sie hoffte, dort auf ein verlassenes Haus zu stoßen, in dem sie sich fürs Erste einquartieren konnte. Falls nicht, würde sie sich außerhalb der Siedlung nach etwas Geeignetem umschauen müssen.

Während ihres Fußmarschs ließ Ahsoka ihren Blick aufmerksam über ihre neue Umgebung schweifen. Obwohl die Architektur eintönig war und größtenteils aus Fertigbauten bestand, gab es genügend dekorative Verschönerungen, um erkennen zu lassen, dass die Leute, die in diesen Häusern lebten, sie anständig pflegten. Das waren nicht die Behausungen von Wanderarbeitern; diejenigen, die dort wohnten, hatten nicht vor, Raada in absehbarer Zeit wieder zu verlassen. Zudem verrieten die vielen verschiedenen Stilrichtungen Ahsoka, dass die Leute, die auf Raada heimisch waren, aus dem gesamten Outer Rim stammten. Das machte den Mond für sie zu einem noch besseren Versteck, da ihre körperlichen Togruta-Besonderheiten hier nicht weiter auffallen würden.

Nach einigen Blocks fand Ahsoka sich in einem Viertel mit kleineren Häusern wieder, die ohne den geringsten Anspruch auf Ästhetik zusammengehämmert worden waren. Das kam ihr gerade recht, und sie hielt die Augen nach einem Gebäude offen, das unbewohnt war. Das Erste, auf das sie stieß, hatte jedoch kein Dach, und das zweite befand sich geradewegs neben einer Cantina, was bedeutete, dass es hier tagsüber vermutlich recht ruhig, des nachts aber unerträglich laut zuging. Das dritte Haus indes, ein paar Straßen von der Cantina entfernt direkt am Ortsrand gelegen, sah recht vielversprechend aus. Ahsoka blieb davor stehen und wog ihre Optionen ab.

„Da drin wohnt niemand“, sagte da jemand hinter ihr. Ahsokas Hände schlossen sich fester um die Griffe von Lichtschwertern, die sie schon lange nicht mehr bei sich trug. Angespannt drehte sie sich um und sah sich einem Mädchen gegenüber, das ungefähr in ihrem eigenen Alter war, jedoch schon deutlich mehr Fältchen um die Augen hatte. Ahsoka hatte den Großteil ihres Lebens an Bord von Raumschiffen oder im Jedi-Tempel verbracht. Dieses Mädchen hingegen sah aus, als würde sie die ganze Zeit über draußen arbeiten, wofür ihre wettergegerbte Haut wohl der beste Beweis war. Ihr Blick war scharf, aber nicht boshaft. Sie war heller als Meister Windu, aber dunkler als Rex, und sie hatte mehr Haar als die beiden zusammengenommen – nicht dass das allzu schwierig gewesen wäre –, das sie sorgsam zu kleinen braunen Zöpfen geflochten hatte, die sich an ihrem Hinterkopf trafen, sodass sie ihr nicht im Weg waren.

„Warum ist das Haus verlassen?“, fragte Ahsoka.

„Weil Cietra geheiratet hat und fortgezogen ist“, lautete die Antwort. „Es ist alles in Ordnung damit, falls du eine Bleibe suchst.“

„Kostet mich das etwas?“, fragte Ahsoka. Sie hatte zwar einige Credits bei sich, zog es jedoch vor, sie solange wie möglich aufzusparen.

„Cietra hat nichts dafür bezahlt“, sagte das Mädchen. „Also wüsste ich nicht, warum du das tun solltest.“

„Tja, dann, schätze ich, bin ich hier genau richtig“, entgegnete Ahsoka. Sie hielt inne, da sie sich nicht ganz sicher war, wie sie sich verhalten sollte.

Es widerstrebte ihr, von sich aus allzu viele persönliche Informationen preiszugeben, doch für den Fall, dass jemand fragte, hatte sie sich eine glaubwürdige Geschichte zurechtgelegt.

„Ich bin Kaeden“, stellte sich das Mädchen vor. „Kaeden Larte. Bist du wegen der Ernte hier? Die meisten Leute kommen deswegen her, aber mittlerweile sind wir fast fertig. Eigentlich müsste ich jetzt selbst draußen auf den Feldern sein, aber ich habe mich gestern mit einem der Drescher angelegt und das ging nicht allzu gut aus.“

„Nein“, sagte Ahsoka. „Ich verstehe nicht viel von Farmarbeit. Ich suche bloß nach einem ruhigen Plätzchen, um eine Werkstatt aufzumachen.“

Kaeden warf ihr einen durchdringenden Blick zu, und Ahsoka wurde klar, dass sie präziser sein musste, wenn sie nicht trotz allem doch Aufmerksamkeit erregen wollte. Sie seufzte.

„Ich repariere Droiden und andere mechanische Geräte“, sagte sie. Sie war darin zwar nicht so gut, wie Anakin es gewesen war, aber immerhin gut genug. Jenseits des Tempels und des Krieges hatte Ahsoka festgestellt, dass die Galaxis voll von Leuten war, die in bestimmten Dingen einfach nur gut, aber nicht überragend waren. Sie hatte eine Weile gebraucht, um ihre Denkart an die Erkenntnis anzupassen, dass man nicht in allem vollkommen sein musste.

„So was können wir immer gebrauchen“, sagte Kaeden. „Ist das dein ganzes Zeug?“

„Ja“, sagte Ahsoka knapp, in der Hoffnung, damit weiteren Fragen zu entgehen – offenbar mit Erfolg, da Kaeden einen halben Schritt zurücktrat und verlegen dreinschaute.

„Sobald sie heute Abend von den Feldern heimkommen, lasse ich ein paar Leute wissen, dass du da bist“, sagte sie, bevor das Schweigen sich unbehaglich in die Länge ziehen konnte. „Du wirst sehen: Morgen stehen die Ersten mit Arbeit bei dir vor der Tür. Und in ein paar Tagen wird es sein, als hättest du noch nie irgendwo anders gelebt.“

„Das bezweifle ich“, sagte Ahsoka, wenn auch zu leise, als dass Kaeden es hätte hören können. Sie räusperte sich und sagte lauter: „Das wäre schön.“

„Dann willkommen auf Raada.“ Kaedens Tonfall war sarkastisch, das Lächeln auf ihrem Gesicht gezwungen, doch Ahsoka erwiderte es trotzdem.

„Danke“, sagte sie.

Kaeden ging die Straße hinauf, wobei sie sich bemühte, ihr linkes Bein stärker zu belasten als das rechte. Das Humpeln war nicht sonderlich ausgeprägt, aber Ahsoka erkannte, dass die Verletzung schmerzhaft sein musste. Das bedeutete, dass medizinische Versorgung auf Raada entweder zu teuer oder nicht verfügbar war. Sie schüttelte den Kopf und trat mit eingezogenem Kopf durch die Tür ihres neuen Zuhauses.

Wer immer diese Cietra auch sein mochte, ihre Fähigkeiten als Hausfrau ließen zweifellos zu wünschen übrig. Mit ein bisschen Staub und Muff hatte Ahsoka angesichts des Zustands des verlassenen Hauses gerechnet, doch das, was sie drinnen vorfand, war der reinste Saustall. Der Boden und der einzelne Tisch waren mit Dreck bedeckt, und sie hatte ein bisschen Angst davor, was sie ihm Bett vorfinden würde. Sie fuhr mit einem Finger über die Tischplatte und stellte fest, dass der Staub mit irgendeiner Art von Maschinenschmiere vermischt war, was ihn arg klebrig machte.

„Das ist eins von den Dingen, auf die einen das Jedi-Training nicht vorbereitet“, sinnierte sie und biss sich dann auf die Zunge. Selbst wenn sie allein war, schmerzte es, das Wort auszusprechen. Zwar kam es ihr wie Verrat vor, zu verleugnen, woher sie kam, doch allein es auszusprechen, war bereits gefährlich, und sie konnte es sich nicht erlauben, sich in der Öffentlichkeit zu verplappern.

Ahsoka fand ein Regal mit Reinigungsmitteln und machte sich ans Werk. Die Arbeit war einfach, aber mühsam, obwohl es sie mit einer seltsamen Befriedigung erfüllte, den Dreck verschwinden zu sehen, und obgleich der Putzomat kein Droide war, erwies er sich als ausgesprochen effizient. Während die Maschine im Raum herumfuhrwerkte, machte sich Ahsoka auf die Suche nach dem besten Versteck, den das Haus zu bieten hatte, um ihre Habseligkeiten zu deponieren.

Die Verkleidung der schlichten Dusche ließ sich leicht lösen und offenbarte einen Hohlraum, der gerade groß genug war, um ihre Creditreserve darin zu verstecken. Alles Übrige verstaute sie unter dem Bett, sobald Ahsoka es fertig desinfiziert hatte. Dann setzte sie sich im Schneidersitz, mit übergeschlagenen Beinen, auf die Matratze und hörte zu, wie der Putzomat kreuz und quer im Zimmer herumfuhr; sein Brummen erinnerte sie an die Übungskugel, mit der sie als Jüngling trainiert hatte. Sie schloss die Augen und spürte, wie sich ihr Körper für die Energiesalve wappnete, auch wenn sie sich ziemlich sicher war, dass der Putzomat nicht auf sie schießen würde.

In Meditation zu versinken, war jetzt nicht mehr weiter schwierig. Dennoch zögerte sie einen Moment lang, aus Furcht vor dem, was sie seit der Jedi-Säuberung gesehen – und nicht gesehen – hatte, doch dann ließ sie sich einfach fallen. Meditation gehörte zu den Dingen, die sie am meisten vermisste, und zu einer der wenigen Tätigkeiten, die sie nicht verraten würden, selbst wenn sie dabei von jemandem beobachtet wurde.

Die Macht fühlte sich jetzt anders an, auch wenn Ahsoka sich nicht sicher war, wie viel von diesem Unterschied zu früher ihr selbst geschuldet war. Indem sie dem Tempel und den Jedi den Rücken gekehrt hatte, hatte sie damit auch ihr Recht aufgegeben, die Macht zu nutzen – jedenfalls redete sie sich das manchmal ein, auch wenn sie in ihrem Innern wusste, dass das eine Lüge war. Die Macht würde immer ein Teil von ihr sein, ganz gleich, ob sie ihre Ausbildung abgeschlossen hatte oder nicht, auf dieselbe Weise, wie sie Teil von allem war. Sie konnte sich der Aspekte ihrer Selbst, die dafür empfänglich waren, ebenso wenig entledigen, wie sie auf der falschen Seite einer Luftschleuse zu atmen vermochte. Ihre Autorität hatte sie eingebüßt; ihre Kraft hingegen war geblieben.

Allerdings wohnte ihren Meditationen jetzt etwas Dunkles inne, das ihr nicht gefiel. Es war, als habe sich ein Schleier über ihre Wahrnehmung gebreitet, der ihr Sehvermögen eingrenzte. Sie wusste, dass da draußen etwas war, doch es fiel ihr schwer, es konkret auszumachen, zumal sie sich nicht ganz sicher war, ob sie tatsächlich wissen wollte, worum es sich dabei handelte. Anakins wohlvertraute Präsenz war fort wie eine defekte Leitung, die Energie nicht mehr länger so weitergab, wie sie das eigentlich sollte. Ahsoka konnte ihn nicht mehr fühlen und auch sonst keinen von den anderen. Selbst der Eindruck von den Jedi als Ganzes war verschwunden, und das, obwohl sie ihre Gegenwart bereits gespürt hatte, als sie noch zu klein gewesen war, um überhaupt auch nur ausdrücken zu können, was sie da empfand. Dieses Gefühl hatte ihr einst das Leben gerettet, als sie noch sehr jung gewesen und ein vermeintlicher Jedi nach Shili gekommen war, um sie zu versklaven. Jetzt fehlte Ahsoka dieses Empfinden so, wie ihr eine Gliedmaß gefehlt hätte.

Der Putzomat stieß zweimal gegen das Bettgestell und weigerte sich hartnäckig, seinen Kurs zu ändern. Ahsoka beugte sich runter und drehte ihn in die andere Richtung, um ihn einige Sekunden lang im Auge zu behalten, ehe sie wieder in ihrer Meditation versank, wenn auch diesmal nicht so tief wie zuvor. Sie wollte ein Gefühl für Raada entwickeln, einen besseren Eindruck davon gewinnen als das, was ihre erste Reaktion darauf ihr vermittelte, und dieser Zeitpunkt war dafür genauso gut wie jeder andere.

Um sie herum breitete sich die Oberfläche des Mondes aus. Ihr Blick war der Ortsmitte zugewandt, darum streckte sie ihre geistigen Fühler hinter die Stelle aus, an der sie saß. Dort waren Felder, die meisten bereits abgeerntet, genau wie Kaeden gesagt hatte, und bereit, für die nächste Saison bestellt zu werden. Da waren Steine, felsige Hügel und Höhlen, in denen nichts Nützliches wachsen konnte. Da waren große Tiere, auch wenn Ahsoka nicht ausmachen konnte, ob sie als Nutzvieh oder Nahrung dienten. Und da waren Stiefel, Dutzende Stiefel, die auf sie zumarschiert kamen.

Ahsoka schreckte aus ihrer Trance auf und stellte fest, dass der Putzomat immer wieder fröhlich gegen die Tür der Dusche dotzte. Sie stand auf, um ihn abzuschalten, und da drangen neue Geräusche an ihr Ohr: Gesprächsfetzen, Gelächter und stapfende Füße. Ihre neuen Nachbarn waren von ihrem Tagwerk auf den Feldern heimgekehrt.

3. KAPITEL

Am nächsten Morgen tauchte Kaeden in aller Frühe auf Ahsokas Türschwelle auf, mit zwei Rationspacks und –

„Was ist das?“, fragte Ahsoka und starrte die ramponierten Schrottteile an, die Kaeden unter dem Arm trug.

„Dein erster Patient, falls du interessiert bist“, gab Kaeden fröhlich zurück.

„Ich kann nichts reparieren, von dem ich nicht weiß, welche Funktion es ursprünglich mal hatte“, protestierte Ahsoka, streckte aber dennoch die Hände aus.

Kaeden wertete dies als Einladung, einzutreten. Sie drückte Ahsoka die kaputten Bauteile in die Arme, nahm auf dem Bett Platz und legte die Rationen neben sich.

„Das ist der Drescher, der mich aufgemischt hat“, erklärte Kaeden. Falls es ihr irgendwie sonderbar vorkam, dort zu sitzen, wo Ahsoka schlief, ließ sie es sich nicht anmerken. Andererseits war das Bett abgesehen von dem niedrigen Tisch Ahsokas einziges Möbelstück.

Ahsoka breitete die Teile auf dem Tisch aus und hockte sich auf den Boden, um sie näher in Augenschein zu nehmen. Sie hielt es durchaus für möglich, dass es sich bei dem Apparat um einen Drescher gehandelt haben mochte, doch angesichts des bescheidenen Zustands, in dem sich das Ding befand, hätte es sich ebenso gut um einen Protokolldroiden handeln können.

„Wenn es so aussieht, wenn jemand dich aufmischt, möchte ich nicht wissen, was ist, wenn du dir jemanden zur Brust nimmst“, sagte Ahsoka.

„Das war nicht meine Schuld“, sagte Kaeden mit dem Auftreten von jemandem, der diese Diskussion schon mehrmals erfolglos geführt hatte. „Im einen Moment machten wir unser Ding, um unsere Quote zu erfüllen und so, und dann drehte der Drescher plötzlich durch. Eine echte Katastrophe.“

„Wie geht’s dem Bein?“, fragte Ahsoka. Ihre Finger huschten über den Tisch, um Bauteile neu anzuordnen und herauszufinden, ob irgendetwas von dem Schrott noch zu retten war.

„Jedenfalls gut genug, um morgen wieder arbeiten zu gehen“, sagte Kaeden. „Dann behalte ich meinen Erntebonus, besonders wenn ich nicht dafür aufkommen muss, den Drescher zu ersetzen.“

Ahsoka warf ihr einen langen Blick zu.

„Ich meine, stattdessen bezahle ich ja dich“, sagte Kaeden hastig. „Angefangen mit diesem Frühstück. Lass es dir schmecken.“

Sie warf Ahsoka einen Rationspack zu. Das Etikett war Ahsoka fremd, doch offenbar stammte das Pack weder vom Imperium noch aus den Tagen der Republik.

„Es ist doch nirgends so schön wie zu Hause“, sagte Kaeden und riss ihren eigenen Pack auf. „Was macht es für einen Sinn, auf einem Farmplaneten zu leben, wenn man Essen importieren müsste? Außerdem machen diese Dinger es leichter, nachzuvollziehen, wer was kriegt.“

„Ich schätze, das ist vernünftig“, sagte Ahsoka. Sie riss die Verpackung auf und roch daran. Sie hatte definitiv schon Schlimmeres verspeist.

„Wie auch immer, kannst du meinen Drescher reparieren?“, fragte Kaeden.

„Warum erzählst du mir nicht, was damit passiert ist?“, sagte Ahsoka. „Und dann schaue ich, was ich tun kann.“

Sie wandte sich wieder dem Tisch zu und schob weiter Bauteile hin und her, während Kaeden ihr von dem Malheur berichtete. Ahsoka war an die dramatische Art und Weise gewöhnt, wie Klone Kriegsgeschichten zum Besten gaben, doch Kaeden stand ihnen in nichts nach. Ihr zufolge hatte der Drescher mit einem Mal ein Bewusstsein entwickelt und gegen sein Schicksal als Erntegerät rebelliert, und allein Kaedens raschem Eingreifen – und ihren schweren Stiefeln – war es zu verdanken, dass der Apparat keine Chance gehabt hatte, die ganze Galaxis zu unterwerfen.

„Und als sich das Ding schließlich nicht mehr bewegte“, schloss Kaeden, „wies meine Schwester mich darauf hin, dass ich blute. Ich entgegnete, das sei nur fair, schließlich würde der Drescher ja auch Öl verlieren, doch dann wurde ich einen Moment lang ohnmächtig, also war die Sache wohl doch schlimmer, als ich gedacht hatte. Später wachte ich dann im Hospital auf, mit diesem feschen Verband und der dämlichen Maschine in einer Plastikwanne neben meiner Pritsche.“

Ahsoka lachte, was sie selbst wohl am meisten überraschte, und hielt ein verbogenes Metallstück in die Höhe, bei dem es sich einst um das Kühlsystem des Dreschers gehandelt hatte.

„Hier ist das Problem“, sagte sie. „Na ja, ich meine, ein Teil des Problems. Wenn du mir hierfür einen Ersatz besorgen kannst, denke ich, kann ich den Drescher reparieren.“

„Einen Ersatz?“ Kaedens Lächeln erstarb. „Kannst du das vielleicht nicht, keine Ahnung, irgendwie wieder geradebiegen?“

Ahsoka ließ ihren Blick über die Bauteile schweifen. Das hier war nicht der Tempel und hatte auch nichts mit ihrer Felderfahrung im Befehligen von Truppen zu tun. Es gab keine Versorgungslinien und keinen Nachschub, oder jedenfalls nicht kostenlos. Ersatz war die letzte Option.

„Ich kann’s versuchen“, sagte sie. „Währenddessen könntest du mir ja ein bisschen mehr darüber erzählen, wie die Dinge hier so laufen?“

Gestern Abend war Kaeden nicht übermäßig neugierig gewesen, was Ahsoka wohl nach Raada verschlagen haben mochte, und während das Mädchen von Schichtrotationen und Erntezyklen schwadronierte, wurde Ahsoka klar, dass ihre Gründe, herzukommen, für Kaeden offensichtlich nicht weiter wichtig waren. Kaeden zufolge war Raada ein guter Ort, um ein unspektakuläres Leben zu führen: Hier gab es harte Arbeit, hinreichend zu essen und gerade genügend Druck von den Behörden, um die Leute in der Spur zu halten. Niemand stellte zu viele Fragen, und solange man seine Arbeitsquoten erfüllte, fiel man nicht weiter auf. Ahsoka Tano passte hier nicht allzu gut her, doch Ashla würde bestens zurechtkommen.

Ahsoka sah sich nach etwas Schwerem um, mit dem sie das Metall bearbeiten konnte. Wenn sie tatsächlich vorhatte, sich ihren Lebensunterhalt damit zu verdienen, Dinge zu reparieren, musste sie sich unbedingt ein paar ordentliche Werkzeuge besorgen. Im Stillen zählte sie ihre Credits und versuchte, sich auszurechnen, wie viele davon sie für eine ungewisse Zukunft ausgeben konnte. Irgendwann würde sie nicht mehr umhinkönnen, etwas von ihrem wenigen Geld zu investieren, zumal Werkzeuge ihr außerdem dabei helfen würden, ihre Tarngeschichte glaubwürdiger zu machen.

Am Ende trampelte sie mit ihrem Stiefelabsatz auf dem am Boden liegenden Metallteil herum, um den Tisch nicht kaputtzumachen. Als sie fertig war, war das Teil zwar nicht unbedingt so gut wie neu, aber zumindest lief keine Kühlflüssigkeit mehr aus. Sie machte sich daran, den Drescher wieder zusammenzusetzen.

„Ich habe mein Schiff auf dem Raumhafen gelassen“, sagte Ahsoka. „Muss ich das irgendwo melden?“

„Nein“, sagte Kaeden. „Sorg nur dafür, dass es gut verschlossen ist. In dieser Gegend gibt es mehr als nur ein paar Leute, die auf günstige Gelegenheiten lauern.“

Damit meinte sie Diebe, wurde Ahsoka klar. Es war eben kein Platz in der Galaxis vollkommen. „Aus eben diesem Grund habe ich den Großteil meiner Habe an Bord gelassen“, log sie. „Das Schiff ist besser gesichert als dieses Haus.“

„Wir können dir helfen, das zu ändern“, sagte Kaeden. „Meine Schwester und ich, meine ich. Sie ist ziemlich gut darin, Schlösser zu bauen, und ich verstehe mich darauf, die Leute davon zu überzeugen, dass es sinnvoller ist, dich in Ruhe zu lassen.“

„Wenn du nicht gerade dabei bist, dich mit irgendwelchen Maschinen zu prügeln, nehme ich an?“, sagte Ahsoka.

„Wenn irgendwas schiefgeht, verlieren die meisten Leute gerne mal Arme und Beine“, sagte Kaeden zu ihrer eigenen Verteidigung. „Mir könnte so was nie passieren. Dafür bin ich einfach zu gut.“

Kaeden rollte sich vom Bett herunter und kam herüber, um sich anzusehen, was Ahsoka machte. Sie stieß einen anerkennenden Pfiff aus und wies dann auf die Bauteile, die noch auf dem Tisch lagen.

„Wozu sind die da?“, fragte sie.

„Ich habe nicht die leiseste Ahnung“, entgegnete Ahsoka. „Allerdings scheinen sie nicht zu der Maschine zu gehören, deshalb habe ich sie beiseitegelegt. Ich denke, der Drescher dürfte jetzt wieder funktionieren, sobald du die Kühlflüssigkeit nachgefüllt und ihn aufgetankt hast.“

„Darum kümmere ich mich, wenn ich die Klinge wieder anbaue“, sagte Kaeden.

Sie betätigte einen Schalter und die Repulsoren liefen an, um den Drescher etwa einen Meter über den Tisch emporsteigen zu lassen. Sie schaltete das Gerät wieder aus.

„Ausgezeichnet“, sagte sie. „Ich teste die Steuerung und die anderen Funktionen draußen, um zu sehen, ob alles richtig läuft, wie es soll, aber wegen der Repulsoren habe ich mir die größten Sorgen gemacht. Wenn das Ding nicht fliegen kann, nützt es einem nicht allzu viel.“

Ahsoka wusste zwar nicht, was der Drescher einem nützen würde, wenn er sich nicht lenken ließ, doch was das betraf, war sie keine Expertin, deshalb ging sie nicht weiter darauf ein.

„Gern geschehen“, sagte sie. Sie zog den Rest des Essens aus dem Rationspack und schlang ihn rasch hinunter. Kaeden sah ihr beim Kauen zu.

„Kann ich dich für deine Hilfe mit Essen bezahlen?“, fragte das Mädchen. „Ich meine, das wäre doch ein guter Anfang, und später überlegen wir uns dann irgendeine andere Regelung.“

„Kann ich Rationen gegen Werkzeug eintauschen?“, wollte Ahsoka wissen.

„Nein“, sagte Kaeden. „Essensrationen sind für diejenigen von uns, die schon länger hier sind, nicht so viel wert wie Werkzeug.“

Ahsoka erwog ihre Optionen. Bislang hatte sie noch keine Zeit gehabt, eine vollständige Bestandsaufnahme der Dinge zu machen, die sich an Bord des Schiffs befanden, doch es bestand durchaus die Möglichkeit, dass darunter auch die Werkzeuge waren, die sie brauchte. Und Nahrungsmittel brauchte sie trotzdem.

„Ausnahmsweise, dieses eine Mal“, sagte sie, in der Hoffnung, wie jemand zu klingen, der es gewohnt war, hart zu verhandeln. „Aber nächstes Mal einigen wir uns, bevor ich irgendwelche Reparaturen durchführe.“