Star Wars™ Dunkle Flut - Paul S. Kemp - E-Book

Star Wars™ Dunkle Flut E-Book

Paul S. Kemp

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Beschreibung

Als Jedi-Ritter Jaden Korr ein Schiff voller Sith-Krieger angreift, entdeckt er eine Armee von geistig kranken und dadurch unkontrollierbaren Jedi-Sith-Klonen – das Ergebnis eines schrecklichen Experiments. Doch bevor Jaden sie unschädlich machen kann, entkommen einige der Klone. Ihm bleibt keine Wahl. Er muss sie aufspüren, um sie zu heilen – oder zu zerstören. Er ahnt nicht, dass sich Imperiale Agenten an seine Fersen heften, die im Auftrag ihres Meisters nicht nur die Klone in ihre Gewalt bringen sollen, sondern auch Jaden selbst …

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Paul S. Kemp

DUNKLE FLUT

Aus dem Englischen

von Andreas Kasprzak

Die amerikanische Originalausgabe erschien unter dem Titel

»Star Wars™ Riptide«

bei Del Rey/The Ballantine Publishing Group, Inc., New York.

1. Auflage

Deutsche Erstveröffentlichung November 2012

bei Blanvalet, einem Unternehmen der Verlagsgruppe

Random House GmbH, München.

Copyright © 2011 by Lucasfilm Ltd. & ® or ™ where indicated.

All rights reserved. Used under authorization.

Translation Copyright © 2012 by Verlagsgruppe

Random House GmbH, München

Umschlaggestaltung: Isabelle Hirtz, München, nach einer Originalvorlage

Cover Art Copyright: © 2011 by Lucasfilm Ltd.

Cover illustration by Dave Seeley

Redaktion: Marc Winter

HS · Herstellung: sam

Satz: omnisatz GmbH, Berlin

ISBN 978-3-641-10111-4

www.blanvalet.de

Für Jen, Roarke und Riordan

Es war einmal vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis …

Dramatis Personae

JADEN KORR; Jedi-Ritter (Mensch)

MARR IDI-SHAEL; Navigator der Schrottkiste (Cereaner)

KHEDRYN FAAL; Captain der Schrottkiste (Mensch)

LÄUFER; Machtnutzender Krieger (Menschenklon)

SEHERIN; Machtnutzende Mystikerin (Menschenklon)

ANMUT; Mädchen (Menschenklon)

1. Kapitel

DIE GEGENWART

Jaden kauerte auf den Knien, und der Raum um ihn herum schien sich zu drehen. Blut rann von seiner rechten Schläfe hinab und tropfte in kleinen purpurnen Klecksen auf den Boden. Noch mehr Blut sickerte aus den Stümpfen seiner Finger. Der Schmerz ließ sein Blickfeld verschwimmen, umwölkte sein Denken. In den Ohren schrillte das sich immerzu wiederholende kurze Kreischen eines Alarmsignals, das im Gleichklang mit dem trüben Aufblitzen der Notleuchten an der Decke anschwoll und abnahm – seltsame Lichter wie winzige Sternenkränze, die tief in die grüne Kunststoffdecke eingegraben waren. Nahe der Decke sammelte sich ein Schleier aus schwarzem Rauch, der die Luft verdunkelte und nach geschmolzenem Plastoid, Gummi und Ozon stank. Er glaubte, den schwachen Geruch von verfaulendem Fleisch zu riechen, konnte sich dessen jedoch nicht sicher sein.

Behutsam legte er seine unverletzte Hand an die rechte Schläfe, fühlte das warme, klebrige Blut, das kleine Loch dort. Das Blut war frisch, die Wunde ebenso.

Die kurzen Lichtblitze ließen seine Bewegungen ruckartig wirken, nicht wie seine eigenen, das abgehackte Stottern einer Marionette in ungeübten Händen. Sein Körper schmerzte. Er fühlte sich, als sei er verprügelt worden. Die Stümpfe der Finger, die er auf dem Eismond verloren hatte, puckerten – irgendwie waren die Wunden wieder aufgeplatzt und sonderten Eiter ab. Sein Schädel fühlte sich an, als habe jemand einen Nagel hindurchgetrieben … und er hatte keine Ahnung, wo er sich befand.

Er glaubte, Blicke auf sich zu spüren. Er schaute sich in dem dunklen Korridor um, doch seine Augen waren außerstande, sich zu fokussieren. Er sah niemanden. Der Boden unter ihm vibrierte, als würde Energie hindurchströmen, begleitet vom rasselnden Geräusch einer riesigen Lunge. Das Gefühl war beunruhigend. Aus unregelmäßigen, in die Wände gerissenen Löchern baumelten Drähte wie lose Eingeweide. Schwarze Brandmale umrundeten die Löcher. Eine Kontrolltafel, ein dunkler Kasten, hing lose aus einer Blende in der Wand, als wäre sie von einem gewaltigen Spannungsstoß herausgesprengt worden.

Er stellte fest, dass es ihm schwerfiel, sich längere Zeit auf irgendetwas zu konzentrieren, bevor sein Blickfeld schließlich rotierte. Der Rauch ließ seine trüben Augen tränen. Die blitzenden Lichter und das Heulen der Sirene raubten ihm die Orientierung, ließen nicht zu, dass er einen klaren Gedanken fassen konnte. Der Schmerz in seinem Kopf wollte einfach nicht nachlassen. Er wollte schreien, seine Finger ins Gehirn graben und die Pein herausreißen. Er hatte noch nie zuvor etwas Vergleichbares gefühlt.

Was war mit ihm passiert? Er konnte sich nicht daran erinnern. Schlimmer noch, er konnte überhaupt nicht klar denken. Und dann spürte er es: den schwachen Hauch von Energie der Dunklen Seite. Ihr Miasma erfüllte die Luft, schmierig auf seiner Haut, zornig, böse. Er schluckte mit trockener Kehle. War er von einem Sith angegriffen worden?

Mit reiner Willenskraft stieß er die Berührung der Dunklen Seite von seinem innersten Selbst fort, hielt sie eine Armlänge weit von sich. Einen Gegner zu haben, gab ihm einen Fokus. Er wappnete sich gegen den Schmerz in seinem Kopf und stand mit schwachen Beinen auf. Jeder Schlag seines Herzens fühlte sich wie ein Hammerschlag gegen den Schädel an. Tschonk! Tschonk!

Er versuchte, auf den Füßen zu bleiben, aber der Raum schien sich noch schneller zu drehen, der Alarm laut in seinen Ohren, während der Boden unter ihm brummte, dröhnte, rotierte, herumwirbelte. Er wankte, er schwankte. Die Übelkeit trieb Galle in seinen Rachen.

Ohne Vorwarnung nahm der Schmerz in den Schläfen explosionsartig zu, ein weiß glühender Blitz der Agonie, der einen lang anhaltenden Schrei heraufbeschwor. Sein Heulen hallte von den Wänden wider, wurde in die Dunkelheit davongetragen, und als wäre der Schrei eine Tonspur, strömte eine Flut von Erinnerungen und Bildern in sein Bewusstsein, rasche, flüchtige Impressionen von Farben, Gesichtern, eine Reihe halb erinnerter oder halb eingebildeter Dinge. Er war außerstande, sich lange auf eins dieser Bilder zu konzentrieren, außerstande, ihren Fluss zu verlangsamen. Sie loderten in seiner Wahrnehmung auf und erloschen wieder – wie Funken, die für einen Moment aufflammten und dann verschwanden, um lediglich ein schattenhaftes Nachbild zurückzulassen.

Er kniff die Augen zusammen und schloss krampfhaft den Mund, um den Schrei abzuschneiden. Der Schmerz wollte nicht aufhören. Sein Kopf würde explodieren, zweifellos würde er zerspringen. Er wankte weiter umher. Sein Schädel hämmerte. Der Mageninhalt stieg ihm in die Kehle. Die Augen tränten.

Außerstande, sich noch länger auf den Beinen zu halten, sackte er zu Boden. Das Rotieren ringsum ließ langsam nach. Auch der Schmerz verging allmählich. Er sackte vor Erleichterung in sich zusammen. Viel mehr wäre er nicht in der Lage gewesen zu ertragen.

Geistige Klarheit trat an die Stelle des Schmerzes, und während sein Kopf sich klärte, fügten sich Bilder und Geschehnisse einem Puzzle gleich wieder zusammen, stellten ihn aus ihren Bruchstücken wieder vollkommen her. Er versank in der Macht und fand dort Trost. Er schloss für eine Weile die Augen, und als er sie wieder öffnete, sah er sich mit scheinbar neuen Augen um.

Er saß in der Mitte eines breiten Korridors. Die matten, unregelmäßigen Blitze der sonderbaren Deckenlampen gaben nur wenige Einzelheiten preis. Die Wände, die Decke und der Boden bestanden aus einer Substanz, die er noch nie zuvor gesehen hatte, hellgrün, semitransparent. Zuerst dachte er, es handele sich um irgendeine Art von Plastoid oder um lackierten Transparistahl, aber nein, es handelte sich scheinbar um irgendeine Form von Kunstharz. Zum ersten Mal bemerkte er, dass der Boden nicht bloß unter ihm vibrierte, sondern außerdem warm war wie Fleisch. Tief im Innern glühten schwache Lichtstreifen, kaum sichtbar, Kapillare von Lumineszenz. Die Anordnung wirkte durchdacht, irgendeine Art von Matrix, und auch das Muster dieser Blitze war nicht willkürlich, obgleich er nicht lange genug hinsehen konnte, ohne dass die Lichtblitze im Boden ihn durcheinanderbrachten. Er versuchte, dem, was er sah, einen Sinn abzugewinnen. Die Bauweise, die Technologie, auf die sie hindeutete … Wo war er?

Ein Wort brach sich in seinen Gedanken Bahn, eine blitzartige Eingebung, die ohne Erklärung kam und ging. Rakata. Er lehnte sich vor, versuchte, sich zu erinnern. Er hatte das Gefühl, am Rande irgendeiner Offenbarung zu stehen. Er versuchte, das Wort zu analysieren, es dazu zu zwingen, eine Bedeutung anzunehmen und einen Sinn zu ergeben, aber dieser entzog sich ihm.

»Rakata«, sagte er, und das Wort klang seltsam von seinen Lippen. Es laut auszusprechen löste nichts weiter aus. Dennoch nahmen mehr und mehr Erinnerungen wieder ihren angestammten Platz ein. Namen, Ereignisse und Gesichter verbanden sich miteinander, seine eigene Lebensgeschichte, die unmittelbar unterhalb der Bewusstseinsebene erzählt wurde. Er musste am Kopf getroffen worden sein – hart. Am Ende würde er begreifen, was passiert war – zumindest hoffte er das.

Trotzdem wusste er, dass er nicht einfach tatenlos rumsitzen und darauf warten konnte, bis es so weit war. Die Dunkle Seite war überall um ihn herum. Mit Händen zu greifender Zorn verseuchte die Luft, drängte sich gegen ihn. Alarmsirenen heulten. Die Vibrationen im Boden nahmen zu und ließen nach – wie von Lungenflügeln, ruckartig, nicht so sehr wie gewöhnliches Atmen, sondern eher wie ein Todesröcheln. Er musste von hier verschwinden, wo auch immer er sich befand.

Irgendwo in der Ferne donnerte eine Explosion, und alles erzitterte. Dann befand er sich also auf einem Raumschiff oder irgendeiner Art von Raumstation. Er schaute sich nach einem Sichtfenster um, entdeckte jedoch keines.

Er krabbelte zur Wand hinüber und stemmte sich daran in die Höhe. Der Schmerz in den Fingerstümpfen ließ ihn zusammenzucken. Die glatte Oberfläche der Wand pulsierte schwach unter seiner Berührung, und mit einem Mal überkam ihn die unbehagliche Furcht, dass er im Bauch irgendeiner namenlosen pseudomechanischen Bestie erwacht sein könnte, dass er verschlungen worden war und jetzt langsam verdaut wurde.

Er leckte sich über die Lippen und stieß sich von der Wand ab. Seine verletzten Finger hinterließen blutige Schlieren auf der glatten grünen Oberfläche. Das beruhigende Gewicht seines Lichtschwerts hing an seinem Gürtel, und er legte eine Hand auf den kühlen Griff der Waffe. Er hatte es geschafft …

Wohin hatte er es geschafft? Auf ein Schiff. Auf die Schrottkiste. Er hatte es auf die Schrottkiste geschafft. Er erinnerte sich daran, seine andere Klinge – die, die er als Junge auf Coruscant gefertigt hatte – Marr gegeben zu haben.

Marr.

Ein Gesicht blitzte in seiner Erinnerung auf: hellbraun, verwittert, mit einer Haarkrause, die eine gewaltige Stirn umringte. Das Gesicht eines Cereaners – Marr.

»Marr?«, rief er über den Lärm der Sirenen hinweg. Seine raue Stimme hallte den Korridor hinunter. Vor seinem geistigen Auge sah er ein schielendes Auge, ein merklich asymmetrisches Gesicht und ein breites Lächeln. Das Bild wurde von einem Namen begleitet. »Khedryn?«

Keine Antwort – er war allein. Einen Moment nahm er sich Zeit, um seinen körperlichen Zustand einzuschätzen, Gliedmaßen, Brust und Bauch zu überprüfen. Abgesehen von den Wunden an der Hand, die wieder aufgegangen waren, und dem kleinen Loch im Kopf hatte er offensichtlich keine ernsthaften Verletzungen erlitten. Allerdings war er in einen Kampf verwickelt gewesen. Seine Wangen fühlten sich wund an, wenn er sie berührte; an den Rippen und auf den Armen fanden sich mehrere blaue Flecken wie vom Abblocken von Schlägen.

Er führte eine Bestandsaufnahme seiner Ausrüstung durch, durchsuchte sorgfältig seine Taschen, die Fächer seines Gürtels – Nahrungsriegel, Reserveenergiezellen für seinen Blaster, Flüssigkeit, eine Glühleuchte … aber kein Medipack.

Er nahm die Glühleuchte in die verletzte Hand und schaltete sie ein. Sie erhellte einen Pfad auf dem semitransparenten Boden, den Korridor hinab. Die haarfeinen Leuchtfäden im Boden schienen mit ihrem Glühen darauf zu reagieren, als würden die Photonen in einer Sprache miteinander kommunizieren, die er nicht verstand. Er folgte dem Strahl seiner Glühleuchte und versuchte, einen Weg hier rauszufinden.

Wenn er in Bewegung war, fühlte er sich wieder mehr wie er selbst. Der Korridor teilte sich mehrmals. Als er näher kam, öffneten sich mit feucht anmutenden Geräuschen senkrechte Durchlässe in den Wänden, die weitere Gänge und Kammern dahinter offenbarten. Einmal mehr wunderte er sich über die Technik.

Der Rauch ließ seine Augen tränen, sorgte dafür, dass seine Kehle sich rau anfühlte. Die Blinkmuster der Lichter in den Wänden und im Boden zogen ihn weiter, Irrlichter, die ihn in ein Schicksal lockten, das er nicht verstand. Immer wieder schüttelten ferne Explosionen das Schiff durch, deren Wucht ihn ins Wanken brachte, so schwach war er noch immer auf den Beinen.

Die Energie der Dunklen Seite wurde dichter. Er näherte sich ihrer Quelle, und ihre Kraft beunruhigte ihn. Er lehnte sich hinein, dagegen, wie er es vielleicht bei einem Sturm tun mochte. Ihm kam eine flüchtige Erinnerung an Machtblitze in den Sinn, die knisternd aus seinen Fingern stoben – Energie, geboren aus Furcht oder Zorn. Er musterte seine Hände – die unverletzte und die andere, an der drei Finger fehlten – und wusste, dass Furcht und Zorn nicht länger Macht über ihn hatten. Machtblitze waren keine Waffe, die er noch einmal einsetzen würde.

Weiter voraus entdeckte er eine breite, senkrechte Fuge, deren Ausmaß auf eine wesentlich größere Tür hinwies, auf eine wesentlich größere Kammer dahinter. Die Lichter im Boden und in den Wänden schufen um ihn herum ein Kaleidoskop von Farben – Rot-, Grün- und Gelbtöne, die ihn vorwärts winkten. Doch er wurde langsamer, als er etwas Grässliches in der Luft spürte, irgendeine drohende Gefahr, die in der Dunkelheit jenseits dieser Tür lauerte. Die Härchen in seinem Nacken richteten sich auf. Die Lichter flackerten jetzt noch schneller, noch drängender, als würden sie seine Empfindungen spüren. Er blieb stehen, schluckte. Auf seinem Fleisch sammelte sich Schweiß.

Die Glühleuchte erstarb, dann die Lichter in den Wänden und im Boden, bis bloß noch die trüben, unregelmäßigen Blitze der Deckenbeleuchtung übrig waren. Er stand allein im Korridor, gebadet in Dunkelheit, in Licht … in Dunkelheit, in Licht.

Aus dem Raum jenseits der Tür drang ein Kreischen, das seine Anspannung durchbrach, ein anhaltendes Heulen des Hasses, das nur teilweise menschlich klang. Der schiere, unverfälschte Zorn, der darin lag, ließ Jaden taumeln. Er wich einen halben Schritt zurück, die Hand auf dem Heft seines Lichtschwerts. Adrenalin durchflutete ihn, machte seine Sinne hypersensibel.

Das Kreischen klang zu einem wilden Knurren ab, aber er hörte die Hinterlist darin. Ein lautes Dröhnen drang aus dem Innern der Kammer, dann noch eins. Schritte? Mit Sicherheit irgendeine Art von Bewegung. Welches Grauen auch immer in der Kammer lauerte, es kam auf ihn zu. Er öffnete sich der Macht und löste das Lichtschwert vom Gürtel. Das Metall des Griffs lag kühl in der schweißglatten Hand.

»Jaden«, sagte eine Stimme hinter ihm, eine Stimme, die sich einem Angelhaken gleich in sein Gedächtnis bohrte und Erinnerungen an die Oberfläche seines Bewusstseins zerrte.

Er drehte sich um und sah verstohlene Gestalten aus den Schatten auftauchen. Waren sie ihm gefolgt? Wie hatte ihm das entgehen können? Jaden erkannte sie – einer mit dem Arm um die Kehle des anderen –, doch sein Verstand konnte ihnen nicht sofort Namen zuordnen. »Ich kenne euch«, sagte er.

Und mit einem Mal durchfluteten ihn Erinnerungen. Er entsann sich, wo er war, warum er hierhergekommen war, was ihm zugestoßen war. Der plötzliche Ansturm der Erinnerungen und Gefühle überwältigte ihn. Er umklammerte seinen Kopf und stöhnte.

Eine der Gestalten hielt etwas in ihrer ausgestreckten Hand – den Griff eines Lichtschwerts. Der Mann aktivierte die Waffe, und ein roter Strich zerteilte die Dunkelheit.

In der Kammer hinter Jaden ertönte ein weiteres Kreischen. Die Lichter an den Wänden erwachten wie als Reaktion darauf flackernd zum Leben, heller als zuvor, und schließlich erkannte Jaden in den Lichtfasern das, was sie wahrhaftig waren – Adern, in denen Energie der Dunklen Seite zirkulierte. Er war tatsächlich im Bauch einer Bestie aufgewacht.

Ein neuerliches Kreischen ließ die Wände vibrieren. Er schaltete sein Lichtschwert ein, dessen gelber Schein seine Antwort auf die Dunkelheit war, die ihn umgab.

2. Kapitel

ZWEI TAGE ZUVOR

Jaden blickte durch das Sichtfenster der Schrottkiste. Sein Spiegelbild überlagerte die kleiner werdenden Sphären des Eismondes und des blauen Gasriesen, den er umkreiste. Er starrte sein eigenes Abbild an, zum ersten Mal seit Monaten imstande, seinem eigenen Blick standzuhalten. Er hatte auf dem Eismond Finger verloren, sich Knochen gebrochen, aber er hatte auch seine Furcht dort zurückgelassen und im Zuge dessen seinen Geist geheilt.

Jetzt wurde ihm bewusst, dass seine Zweifel bezüglich seiner Verbindung zur Macht kein Schwert der Schwäche waren, die seiner Entschlossenheit zusetzten und ihn auf die Dunkle Seite trieben. Stattdessen waren sie ein Schild der Selbstbetrachtung, die ihn genau davor schützten. Er würde der Dunklen Seite niemals anheimfallen, weil er sie dafür zu gut verstand.

Meister Katarn hatte indirekt versucht, ihm das zu vermitteln, doch Jaden hatte diese Lektion erst zur Gänze gelernt, als er zu einem unkartografierten Mond in den Unbekannten Regionen gereist und machtnutzenden Klonen die Stirn geboten hatte, die aus Sith- und Jedi-Genen gezüchtet worden waren. Er hoffte, Meister Katarn bald wiederzusehen. Es war schon zu lange her. Jaden hatte sie so weit auseinanderdriften lassen, dass sich ihre Umlaufbahnen schon nicht mehr kreuzten. Hier würde er Abhilfe schaffen.

Er hielt seine Hände vor sich, eine gesund, die andere verstümmelt – die Stümpfe seiner verlorenen Finger besaßen noch immer die schwarzrote Färbung von verkohltem Fleisch. Er wusste, dass er nie wieder mitansehen würde, wie sich unfreiwillig Machtblitze aus seinen Fingerspitzen entluden. Nicht, weil Machtblitze der Dunklen Seite zugeschrieben wurden – für Jaden war die Macht ein Werkzeug, weder hell noch dunkel –, sondern weil die unkontrollierte Entfesselung einen Mangel an Verstehen darstellte, einen Mangel an Verständnis für die Macht und für sich selbst. Nun verstand er beides.

Tatsächlich fühlte er die Macht auf eine neue Weise, fühlte sie mit derselben unbekümmerten Freude, die er verspürt hatte, als er ihrer als Kind zum ersten Mal offenbar geworden war, eine Offenbarung, die ihn dazu gebracht hatte, aus Ersatzteilen in der Werkstatt seines Onkels ein Lichtschwert zu konstruieren. Er erinnerte sich nicht daran, wie er das Lichtschwert selbst gebaut hatte. Es fühlte sich wie ein Traum an. Ihm ging durch den Kopf, dass er womöglich die ganze Zeit über in Trance war, aber er erinnerte sich daran, die Waffe zum ersten Mal aktiviert zu haben, sich an der Schönheit ihrer schlanken und unerschütterlichen violetten Klinge erfreut zu haben, am ruhigen Summen ihrer Energie. Als er seinem Onkel sein Werk gezeigt hatte, konnte dieser es kaum glauben.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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