Starke Interviews und Gespräche - Phil Humor - E-Book

Starke Interviews und Gespräche E-Book

Phil Humor

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  • Herausgeber: BookRix
  • Kategorie: Lebensstil
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2020
Beschreibung

Starke Interviews und Gespräche:   Interview mit Herkules * Interview mit Echnaton und Nofretete * Interview mit Shitstorm * Interview mit Diego Velázquez * Gespräch mit der Kunst * Interview mit einem Dschinn * Interview mit einem Weihnachtspullover * Go for Gold – Interview mit Midas * Interrobang * Interview mit dem Mond * Interview mit einer Kiwi * Gespräch mit einer Kerze und einer Zitrone

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Phil Humor

Starke Interviews und Gespräche

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Inhalt

 

Starke Interviews und Gespräche:

 

Interview mit Herkules * Interview mit Echnaton und Nofretete * Interview mit Shitstorm * Interview mit Diego Velázquez * Gespräch mit der Kunst * Interview mit einem Dschinn * Interview mit einem Weihnachtspullover * Go for Gold – Interview mit Midas * Interrobang * Interview mit dem Mond * Interview mit einer Kiwi * Gespräch mit einer Kerze und einer Zitrone

 

 

Interview mit Herkules

 

Moderator: "Zum Thema 'Unnötige Gewalt' haben wir uns einen Experten ins Studio geholt: Herkules – Heroe, Kraftmensch, Recke. Ähnelten Deine Aktionen nicht doch eher dem Reckturnen?"

 

Herkules: "Ich hasse Jenseits-Reisen, Zeitreisen; bekomme davon immer Jetlag. Eine Ungehörigkeit, uns Promis aus der Historie oder vom Olymp zu holen – als ob man im Hotel auf die Rezeptionsklingel hauen würde; ich grolle."

 

Er umklammert seine Keule.

 

Moderator: "Du giltst als aufbrausend, jähzornig. Hat sich das im Laufe der Jahrtausende gebessert? Als Halbgott ist man in gewisser Weise ja auch Vorbild."

 

Herkules haut mit seiner Keule um sich. Er trägt ein Löwenfell.

 

Moderator: "Es mal mit Anti-Aggressionstraining versucht? Uns würden ohne Weiteres weitere 12 Aufgaben einfallen. Du hast Dir damit ja einen gewissen Ruf erarbeitet. Einige von Deinen Widersachern haben wir zu uns eingeladen; Aussprache ist wichtig. Wir setzen heutzutage weniger auf die Keule und mehr auf kommunikative Fähigkeiten. Du hast Deine drei Söhne und Deine Frau Megara im Wahn erschlagen. Die Schuld Hera in die Schuhe zu schieben – wie lange funktioniert so eine Ausweich-Strategie: Sich seinen Problemen nicht stellen zu müssen, da ja die Götter Schuld haben?"

 

Herkules: "Du hast doch keine Ahnung, wie sehr die sich einmischen! Hera ist rachsüchtig ... Aber Du hast recht, im Grunde war mein Cousin Eurystheus der bessere König für Mykene – ich wollte es nicht wahrhaben, fühlte mich übergangen. Stärke in Verbindung mit Wut – das schafft tragische Helden; aber wem ist damit geholfen? Wir sind Sternbilder am Firmament, sitzen auf dem Olymp – aber im Grunde bräuchten wir Rat. Schon kurios: Die Vorbilder geben zu, dass sie der Therapie bedürfen. Die 12 Aufgaben haben mich kein Stück weitergebracht; wem habe ich damit geholfen? Ich habe geklaut, gemordet – für alles einen Vorwand, eine Ausrede parat. Ich habe einige Eurer Superhelden-Filme gesehen – im Grunde suchen die nur einen Anlass, um ihre Aggression rauslassen zu können – ein Gegner muss her; sonst leiden die; man windet sich vor Sehnsucht nach dem Bösen, man ist versessen darauf, es den Monstern zu zeigen; nur weil man seine eigenen inneren Monster nicht zum Schweigen bringen kann. Irgendwie erbärmlich."

 

Moderator: "Machst Du Bodybuilding? Wird in den Mythen zumindest mit keinem Wort erwähnt. Kraft als Geschenk – wie ist es mit Kraft, die man sich erst aneignen muss – ist das nicht wertvoller?"

 

Herkules: "Im Grunde war mein Weg vorgezeichnet. Jähzorn und Kraft – ich hatte nie viel Spielraum. Ich habe mit Löwen gerungen, mit Ebern, fleischfressenden Pferden, der Hydra, mit Amazonen ... Kann es sein, dass ich es als Makel empfand, dass das Wort 'Halbgott' für mich die Herausforderung enthielt, weiterhin keine halben Sachen zu machen, sondern mich als würdig zu erweisen? Eine Würdigkeit, die nie im Rahmen des Möglichen war – sich nach etwas sehnen, verzehren, was ohnehin unerreichbar bleibt, sich einem auf ewig entzieht. – Wie ist es mit Jesus, wieso gilt er nicht als Halbgott? Meine Mutter Alkmene war wie Maria menschlich."

 

Moderator: "Jede Menge Halbgötter in der Mythen-Welt unterwegs; man muss sich für eine Seite entscheiden. Das Witzige: Man kann es nicht allen recht machen. Man zieht sich den Zorn von Göttern zu, irgendwer ist immer beleidigt."

 

Herkules: "Wem sagst Du das. Weil Zeus fremdgegangen ist, habe ich das auszubaden: Ich bin sein illegitimer Sohn – seine Frau Hera ist wütend auf mich ... Man wird in eine konfliktbeladene Situation geboren und zweifelt zum Schluss selbst an seiner eigenen Legitimation. Eine Gewalt-Orgie soll das wettmachen, ein Exzess an Mutproben – die zwar wunderbar geeignet sind, um dann in Mythen-Werken zu landen oder in Sandalen-Filmen, aber macht es die Welt besser, wenn man sich Monster herbei-fantasiert? Mit ein bisschen gutem Willen sind es lediglich Halb-Monster oder Viertel-Monster ... Ich habe sie lediglich für meine Reue gebraucht, Punching-Bälle ..."

 

Moderator: "Sehr einsichtsvoll; allerdings geht uns das zu schnell. Die Welt lebt ja von Konflikten. Man will die Welt lesen wie einen Spannungs-Roman. Der Frieden gehört an den Schluss – aber doch nicht in den Mittel-Teil. Unnötige Gewalt ist angesagt, die ist gefragt. – Was sagst Du zum 'Tapferen Schneiderlein'? Offensichtlich eine Parodie auf Dein Leben. Macht Dir das was aus?"

 

Herkules: "Ich stelle mir Zornausbruch immer so vor wie Vulkanausbruch – da bahnt sich was an ... lasst es die Welt wissen. Wäre schön, wenn einem das alles egal ist: Ob man parodiert wird, ob man sich laufend selbst übertreffen muss, um nur halbwegs mit sich im Reinen zu sein. So viele Monster hat die Welt gar nicht, wie ich benötige; sie kann nicht nachliefern; ein Monster-Defizit. Behängt mit einem Löwen-Fell, dabei würde ich gerne mal Jeans tragen."

 

Moderator: "Dein Leben ähnelt einem Videogame; fühlst Du Dich manchmal so, als ob alles inszeniert wäre, man selbst lediglich ein Spielstein?"

 

Herkules: "Ob einen die Gefühle schieben oder ein Gott – man hat lediglich Status als ein Spielstein –, das hat was Deprimierendes und was Beruhigendes."

 

Moderator: "Heroen als Verbindungsglied zur Götterwelt; wie eine Treppenstufe – oder wenn man so will, eine ganze Himmelsleiter. Das steht sich nicht disparat gegenüber – man ist aufgefordert, es den Heroen gleichzutun, ihrem Beispiel zu folgen. Siehst Du Dich als Vorbild?"

 

Herkules: "Manchmal hat man das Gefühl, die ganze Welt ist nur Menagerie der Götter – eine Tierschau. Dafür waren die Exemplare gedacht, die ich für Eurystheus einfangen sollte – wie z. B die Kerynitische Hirschkuh. Was Edles wird entweiht – es einsperren. Ein prächtiges Tier – goldene Hufe und goldenes Geweih – gerade dadurch Ausstellungs-würdig. Und warum sollte ich den Gürtel der Amazone Hippolyte klauen? Nur weil Eurystheus' Tochter Admete sich den wünscht? Obwohl, Shopping-Guru wäre ein interessanter Beruf."

 

Moderator: "Eigentlich haben Dich die 12 Aufgaben doch nicht weitergebracht – auch wenn man einen Augiasstall ausmistet … man fühlt sich versifft, das ändert nichts an der eigenen Fragwürdigkeit. Braucht man nicht eher so etwas wie eine schmutzabweisende Seele?"

 

Herkules: "Immerhin wurde ich sprichwörtlich. Herkulesarbeit, Herkulesaufgabe – angetrieben von Reue, das Delphische Orakel meinte, das sei eine gute Sache. Aber im Grunde nur eine weitere Tretmühle. Innere Zerrissenheit – das Göttliche in einem verhöhnt die menschliche Seite, man will ihr entkommen, sie rausreißen, bis man merkt, dass gerade in der Kombination von Diesseits und Jenseits etwas Erstaunliches möglich ist: Wahre Wertschätzung von beidem – als ob man Mann und Frau gleichzeitig ist. Ein Gott erlebt sich nicht als göttlich, für ihn ist das normal. Außergewöhnlich wird es durch die Mixtur: eine Arznei, durch die man wunderbar genesen kann."

 

Moderator: "Das ist sehr optimistisch formuliert. Aber es bleibt ja die unschöne Tatsache, dass ein Halbgott auf dem Olymp nicht ganz so willkommen ist. Und auch als Sternbild hat es etwas Fragwürdiges."

 

Herkules bearbeitet mit seiner Keule den Glastisch.

 

Moderator: "Es war letztlich wohl so eine Art Beschäftigungs-Therapie – Eurystheus hat sich für Dich was Hübsches ausgedacht, um Dich davon abzuhalten, ihn einfach zu stürzen. Warum diese Skrupel? Hast Du wirklich gedacht, diese 12 Aufgaben dienen der Sühne? Ein völlig sinnloses Unterfangen."

 

Herkules: "Manchmal verrennt man sich in etwas. Außerdem wurde ich zwischendurch ganz gut bezahlt – oder aber ich nahm mir meinen Teil; das ist das Schöne an der Gewalt: Sie macht nie viel Federlesens. Es hat etwas Elastisches, man federt so durchs Leben. Wird mir der Lohn vorenthalten, dann verfüge ich über Möglichkeiten, mich schadlos zu halten; ich schade ja nur denen, um die es nicht schade ist. Ein Held darf sich nicht zu schade dafür sein, ordentlich zuzulangen, wenn Fortuna ihre Einwilligung gibt."

 

Moderator: "Klingt plausibel. Du hättest Eurystheus beseitigen sollen, stattdessen hast Du ihn zum Richter über Deine Seele gemacht, ihn dazu ernannt. Warum macht man das?"

 

Herkules: "Man erkennt nicht immer, wer der eigentliche Schädling ist – außerdem hatte ich das Gefühl, das Schicksal wolle es so; ich wollte dem Schicksal gehorchen, wollte ein treuer Schüler sein, den Gang des Universums nicht durch eigenes Nachdenken durcheinanderbringen – diesen Eindruck hat man manchmal, wenn man zurückblickt –, als ob man dem Schicksal was schuldig sei, seine Ganggenauigkeit nicht stören, dieses gigantische Räderwerk … Man hat einen Heiden-Respekt davor. Wer kommt schon auf die Idee, dass Hera einem unablässig schaden will, Schaden zufügen will? Man denkt an Versöhnung, man ist Diplomat, man offeriert Geschenke – bis man merkt, dass man es mit einer wirklich Gnadenlosen zu tun hat, die nichts wissen will von Beilegung eines Streits, den man nie wollte. Er wird einem aufgenötigt: der Streit als Beigabe, eine Fehde, die sich durch Dein ganzes Leben zieht – und wobei Dir körperliche Stärke kaum hilft. Dennoch suchte ich Zuflucht bei der Stärke, wappnete mich mit immer stärkeren Waffen – dem Gift der Hydra, in das ich meine Pfeile tauchte, das Fell des Nemeischen Löwen – fortan unverwundbar, fast wie Achill, sich einhüllen in seine bisherigen Erfolge – sollen die einen beschützen; das ist kein Ausruhen auf den Lorbeeren, das ist Kämpfen mit den Lorbeeren, sie als Waffe nutzen, sie zu Waffen schmieden!"

 

Moderator: "Als Nächstes haben wir Hydra zu Gast bei uns im Studio; sie konnte einigermaßen wieder instand gesetzt werden; Du hast sie ja ganz schön zugerichtet."

 

Hydra robbt rein.

 

Herkules: "Die Krücken und die Pflaster – das ist doch alles Show!"

 

Er will auf sie losgehen.

 

Hydra: "Ich bin jetzt privatversichert. Die flicken mich jederzeit wieder zusammen. Kommt daher und drischt wie ein Wilder auf mich ein. Frechheit ist das; mich nennt er elendes Schlangengezücht, beschimpft mich, tritt mich, haut nach mir. Okay, ich habe mehr Köpfe als üblich; aber ist das ein Grund ausfällig zu werden? Nur weil er mich für seine Rehabilitation braucht, dafür bin ich dann gut genug, ein schreckliches Monster, dem man gar nicht schnell genug den Garaus machen kann, da schaut man lieber gar nicht genau hin, wie wunderbar dieses Wesen ist. Ich habe mittlerweile mehr als hundert Köpfe – das macht was her, damit kann man sich sehen lassen."

 

Herkules haut mit der Keule auf sie ein.

 

Moderator: "Wir spielen hier nicht 'Hau den Lukas' – bitte setz Dich wieder."

 

Hydra streckt ihm die Zunge raus – und das hundertfach.

 

Herkules: "Ich glaubs ja nicht! Wenn die alle wieder auferstehen – dann war mein Leben ja völlig sinnlos. In der Zerstörung fand ich mein Glück, meine Befriedigung; das kann mir die Wissenschaft doch nicht wieder wegnehmen – Ihr betätigt Euch als Zeit-Manipulatoren, verändert Zeitlinien, greift ins Jenseits hinein ...?"

 

Hydra: "Ich finde das gut. Kommt mir sehr entgegen. Da kann unsereins wieder mitmischen, ist voll dabei."

 

Herkules sieht völlig deprimiert aus.