Start-up:Kirche - Michael Moynagh - E-Book

Start-up:Kirche E-Book

Michael Moynagh

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Beschreibung

Am Anfang braucht es nur ein paar Freunde, die die Vision teilen, eine neue christliche Gemeinschaft zu gründen "Startup: Kirche" ist der praktische Leitfaden, um eine neue christliche Community mit Menschen zu gründen, die bisher nicht in die Kirche gegangen sind. Beispiele aus dem wirklichen Leben illustrieren Themen wie - Hören auf den Kontext - Organisieren von praktischer Nächstenliebe - mit den Beteiligten eine Community bilden - den christlichen Glauben auf eine akzeptable und nicht peinliche Weise teilen - eine gottesdienstliche Gemeinschaft werden und mit der größeren Kirche verbunden sein - derjenigen, die neu zum Glauben gekommen sind, ermutigen, den Prozess mit ihren Freunden zu wiederholen. Dieses Buch bietet keine Gebrauchsanweisung, die man Schritt für Schritt befolgen muss, dafür aber viel Inspiration, eine geistliche Reise in ein unbekanntes Land zu wagen und sich von Gott überraschen zu lassen.

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Seitenzahl: 204

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Michael Moynagh

Start-up:Kirche

Neue christliche Communities gründen

Mit einem Vorwort von Michael Herbst

Englische Originalausgabe:

Michael Moynagh: Godsent: A Handbook for new Christian Communities, 2nd. Edition, Published by Fresh Expressions Limited, freshexpressions.org.uk

© Michael Moynagh 2023

Bibelzitate folgen der Bibel nach Martin Luthers Übersetzung, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.

Aus dem Englischen von Rahel Dirren

Gefördert durch einen Druckkosten-Zuschuss des Reuss-Instituts

© 2024 Brunnen Verlag GmbH, Gießen

Lektorat: Uwe Bertelmann

Umschlagillustration: Alicia Bock/stocksy.com

Umschlaggestaltung: Jonathan Maul, Brunnen Verlag GmbH

Satz: Brunnen Verlag GmbH

ISBN Buch 978-3-7655-2152-2

ISBN E-Book 978-3-7655-7852-6

www.brunnen-verlag.de

Inhalt

Vorwort

Erste Schritte

1.

Worum geht es?

2.

Warum müssen wir uns diese Gedanken machen?

3.

Was könnte mein erster Schritt sein?

4.

Eine großartige geistliche Erfahrung machen

5.

Wie wird die Initiative nachhaltig?

6.

Wie entstehen neue

Communities

in meiner Geimeinde?

Auf Gott und die Welt hören

7.

Wozu sind wir berufen?

8.

Was ist der erste Schritt?

Lieben & handeln

9.

Wie entsteht eine Idee?

10.

Wie können wir lernen innovativ zu sein?

Gemeinschaft entsteht

11.

Wie werden wir zu einer Gemeinschaft?

Den Glauben an Jesus Christus teilen

12.

Warum den Glauben teilen?

13.

Was ist Ihre

Theory of Change?

14.

Wie kann man Jesus auf natürliche Art kennenlernen?

Kirche entsteht

15.

Wie werden wir zu einer christlichen Community?

16.

Wie können wir im Glauben wachsen?

17.

Wann ist man eine Gottesdienstgemeinschaft/Kirche?

Wiederholen

18.

Den Kreislauf von vorne beginnen

Anhang

Danke!

Material

Vorwort

Wer würde schon „Kirche“ und „Start-up“ in einem Atemzug nennen!?

Kirche: Das ist doch das Alte, das, was immer schon da war und immer schon so ähnlich daherkam. Kirche: Das ist die ehrwürdige Institution – die freilich schon seit Längerem mit Problemen zu kämpfen hat und für ihr Angebot auf immer weniger Resonanz stößt. Kirche ist ein Unternehmen in einer schweren Krise.

Ein Start-up steht dagegen für das Neue, den Aufbruch, den Mut zum Risiko. Start-ups sind junge Unternehmen, die hohe Risiken in Kauf nehmen, aber mit der Überzeugung antreten, etwas auf den Markt zu bringen, das seine Käufer finden wird. Eine neue Geschäftsidee, eine innovative Strategie. Wenn es gut geht, werden Start-ups irgendwann zu „Einhörnern“, deren Wert mehr als eine Milliarde Euro beträgt. Start-ups sind Ausdruck einer entschiedenen Haltung: Mit den herkömmlichen Mitteln geht es nicht mehr. Start-ups brechen also mit lang eingeführten Prozeduren, wie man ein Geschäft führt, eine Dienstleistung anbietet oder eine Ware vermarktet. Wenn sich Existenzgründerinnen und junge Unternehmer auf den Weg machen, tun sie es mutig, hoffnungsfroh, erwartungsvoll.

Wer also würde schon „Kirche“ und „Start-up“ in einem Atemzug nennen? In diesem Fall steht die Antwort auf dem Buch-Cover: Michael Moynagh tut es. Seine Leidenschaft gilt seit Langem den neuen missionalen Communities. Sie sind seiner festen Überzeugung nach der Schlüssel zu dem Versuch, das Evangelium von Jesus Christus in einer postvolkskirchlichen, hochgradig säkularisierten Gesellschaft wieder zu Gehör zu bringen – mit großer Hoffnung auf Resonanz.

Wer ist Michael Moynagh? Zunächst ist Moynagh ein anglikanischer Geistlicher, in unserer Diktion also ein Pfarrer. Zugleich ist er auch akademischer Forscher und Lehrer, eng verbunden mit dem angesehenen College Wycliffe Hall in Oxford. Er ist ein bienenfleißiger Autor, dessen Werke seit gut 10 Jahren in Deutschland viele inspiriert haben, neu über Kirche nachzudenken. Vor allem ist er der Nestor der kirchlichen Erneuerungsbewegung, die unter dem Namen fresh expressions of church bekannt wurde. Worum es bei den „neuen Ausdrucksformen gemeindlichen Lebens“ geht, hat er in zahlreichen Anläufen durchdacht und seinen Leserinnen und Lesern theoretisch vermittelt, aber auch mit vielen Praxisbeispielen ans Herz gelegt. Sein wichtigstes Buch zur Sache erschien schon 2012: Church for Every Context (deutsch im Brunnen-Verlag 2016 unter dem Titel: Fresh Expressions of Church. Eine Einführung in Theorie und Praxis). Er hat in diesem grundlegenden Werk bestimmt, was eine „fresh expression“ von anderen, durchaus sinnvollen kirchlichen Projekten unterscheidet. Demnach ist eine „fresh expression“ …

missional:

Sie versteht sich als Teil der Mission Gottes, des großen göttlichen Abenteuers, in dem Gott sich auf den Weg macht, um seine Welt zu erneuern und seine Menschenkinder mit sich selbst zu versöhnen. Darum wendet sich eine

Fresh expression

gerade denen zu, die in keine Kirche gehen, um sie mit dem Evangelium vertraut zu machen. Im englischen Original dieses Buches wird das deutlich: Der Titel lautet dort „Godsent“ (von Gott gesandt).

kontextuell:

Sie ist tief verwurzelt in der Lebenswelt

der

Menschen, an die sie sich wendet. Mission ist kein Überfallkommando, das ab und an mit großem Eifer zu den Menschen „da draußen“ aufbricht, um sich dann wieder hinter die sicheren Mauern des eigenen Gemeindelebens zurückzuziehen. Wer eine „fresh expression“ gründet, wird Teil der Lebenswelt (des „Sozialraums“), lebt das Leben mit denen, die für den Glauben an Christus gewonnen werden sollen, und sucht mit ihnen nach den Berührungspunkten zwischen ihrem Leben und dem Evangelium.

transformierend:

Ihre Leidenschaft ist es, den geliebten Mitmenschen die Nachfolge Christi als Lebensform vorzuleben, vorzustellen und vorzuschlagen.

ekklesial oder gemeindebildend:

Eine „fresh expression“ ist keine „Zwischenlösung“, die man in der Hoffnung wählt, dass über kurz oder lang die Menschen, die man erreicht, doch im traditionellen kirchlichen Raum heimisch werden, z. B. im Gottesdienst der Ortskirchengemeinde. Nicht, dass das nicht geschehen könnte! Aber es ist nicht der Normalfall, denn eine „fresh expression“ trägt in sich den Keim einer eigenständigen, vollständigen Gestalt von Kirche aus eigenem Recht – hoffentlich mit guten, vertrauensvollen und engen Beziehungen zur traditionellen kirchlichen Welt, aber doch als die eigentliche gemeindliche Heimat ihrer Mitglieder.

Michael Moynagh gehörte von Anfang an zu den anglikanischen Protagonisten dieses missionarischen Aufbruchs, dessen Ideen auch in Deutschland Gehör fanden. Er sprach auf Konferenzen, beriet kirchliche Aufbrüche, wurde durch die Übersetzungen seiner Bücher auch bei uns gehört. Das gilt auch in besonderem Maß für unsere Arbeit am Greifswalder Institut zur Erforschung von Evangelisation und Gemeindeentwicklung (IEEG, 2004–2022). Und es gilt für die beiden neuen Einrichtungen, die das Erbe des IEEG weiterentwickeln: die Forschungsstelle für missionale Kirchen- und Gemeindeentwicklung (MKG) an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und das Institut zur Erforschung von Mission und Kirche (IMK), das seinen Platz in der lutherischen Kirche in Österreich gefunden hat.

Dabei ist ein Aspekt nicht aus dem Nachdenken über Gemeinde und Kirche wegzudenken: Wir haben verstanden, dass Michael Moynagh keineswegs ein festes „Konzept“ anbietet: „Macht dieses oder jenes, denn es hat auch in England funktioniert!“ Was wo und mit wem und auf welche Weise geschehen soll, ist von Ort zu Ort und von Zeit zu Zeit verschieden. Es ist eben im strengen Sinn ebenso kontextuell wie missional. Diese Überzeugung gehört zum festen Repertoire derer, die sich mit „fresh expressions“ befassen und dem weisen Anglikaner darin folgen, dass wir nicht einzelne Maßnahmen, Events und Reformen brauchen, sondern eben neue missional-kontextuelle Gemeinschaften. Und diese Gemeinschaften können so verschieden aussehen wie die vielen Start-ups in der Wirtschaft.

Aber der Weg zu diesen verschiedenen Lösungen der einen missionarischen Aufgabe kann beschrieben werden. Michael Moynagh spricht von einer gemeinsamen „missional journey“. Auf dieser Reise, an deren Zielpunkt erst eine neue missionale Gemeinschaft entstanden sein wird, sind bestimmte Schritte unverzichtbar:

auf Gott hören wie auch auf die Menschen in dieser speziellen Lebenswelt, in der sich das neue gemeindliche Start-up bilden soll,

eine einfache Weise, die Menschen in dieser Lebenswelt zu lieben

und mit ihnen Gemeinschaft zu bilden und zu leben,

den Glauben an Christus mit ihnen zu teilen

und so irgendwann zu einer neuen, tief in dieser Lebenswelt verwurzelten Gemeinde zu werden.

Und dann? Dann beginnt alles wieder von vorne.

Wenn gerade zum Ausdruck kam, dass diese „Reise“ mit ihren Stationen zum kleinen 1x1 missionarischer Bewegungen gehört: Wozu braucht es noch dieses neue Buch? Die Antwort findet, wer auch nur die ersten Seiten liest. Hier werden diejenigen Leserinnen und Leser angesprochen, die Ernst machen wollen, aber noch nicht recht wissen, wie. Michael Moynagh geht nämlich auf etwa 240 Seiten ins Detail, erläutert jeden Schritt der Reise zu einer neuen missionalen Gemeinschaft. Er erklärt, bebildert mit zahlreichen Beispielen, wie es aussehen könnte (aber nicht muss!), regt an, wie man mit bescheidenen Mitteln, sozusagen im eigenen Wohnzimmer, anfangen kann, und ermuntert dann, sich mit eigenen Ideen anzuschließen. Dabei trifft er genau den Ton: Er regt an, inspiriert und orientiert, er sorgt dafür, dass der Kompass nach Norden ausgerichtet bleibt. Aber er schreibt nichts vor. Die Ideen, die Michael Moynagh vorstellt, sind eben Beispiele und nicht Rezepte nach dem alten Motto: „Man nehme …“. Das ist nun eine gute und eine schlechte Nachricht. Wer sich auf den Weg macht, muss selbst nachdenken, beten, sich beraten, erproben, scheitern, das Gelingen feiern. Und: Wer sich auf den Weg macht, darf selbst nachdenken, beten, sich beraten, erproben, scheitern, das Gelingen feiern.

Wenn es gut geht, macht dieses Buch Christinnen und Christen Mut: Leben und Dienst ihrer Gemeinschaften noch einmal neu anzuschauen, sich nach außen zu wenden und mit anderen zusammen aufzubrechen, ja, neue missionale Gemeinschaften zu gründen, die über die Grenzen unserer Reichweite hinausreichen und damit die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass Menschen das Evangelium für sich als rettende und heilsame Kraft entdecken.

Dann könnte es sein, dass man beim Stichwort „Start-up“ auch an Kirche denkt.

Dass Sie diese deutsche Ausgabe in Händen halten, ist auch dem Reuss-Institut zu verdanken, einem Aus- und Weiterbildungsinstitut der reformierten und katholischen Kirche in der Schweiz, das erst seit 2019 unter diesem Namen existiert und damit selbst noch eine Art Start-up ist. Vom Reuss-Institut ging die Initiative zur Übersetzung dieses Buchs aus und es hat die Realisierung durch einen großzügigen Druckkostenzuschuss ermöglicht. Für die engagierte Begleitung der Herausgabe ist vor allem Frau Pfarrerin Sabine Brändlin zu danken.

Trunstadt, im Advent 2023

Michael Herbst

Erste Schritte

1. Worum geht es?

Ein Weg, wie Sie Jesus im 21. Jahrhundert nachfolgen können

Sind Sie bereit für ein Gedankenexperiment? Können wir uns kurz darauf verständigen, dass wir unsere theologische Prägung in den Hintergrund rücken? Dann lassen Sie uns doch von folgender Situation ausgehen: Stellen Sie sich vor, Gott hat einen Plan, um diese Welt zu verändern, und lädt Sie ein, bei diesem Plan mitzuwirken. Wie können Sie einen Beitrag leisten, wenn Sie nicht wissen, wie Ihr Glaube mit Ihrem Alltag zusammenhängt? Oder wenn Ihre Woche bereits so voll ist, dass nichts Neues mehr darin Platz findet?

Mit Start-up:Kirche halten Sie eine auf das Leben ausgerichtete Anleitung in den Händen, wie man Jesus im 21. Jahrhundert nachfolgen kann. Suchen Sie sich als Erstes einen Freund, eine Freundin – oder mehrere. Finden Sie dann gemeinsam heraus, wie Sie die Menschen um Sie herum lieben und ihnen dienen können – das können die Menschen in der Nachbarschaft sein, am Arbeitsplatz oder solche, mit denen Sie ein Hobby verbindet. Freunden Sie sich mit ihnen an, erzählen Sie ihnen von Jesus und so entsteht an diesem Ort eine neue christliche Community. Die neue Community bleibt aber nicht für sich allein. Sie ist mit einer bestehenden Gottesdienstgemeinschaft, einer Ortsgemeinde, oder mit einem Kirchenverband vernetzt.

Klingt das ein wenig einschüchternd? Keine Angst. Nicht alle durchlaufen alle Stationen der Reise. Und in Start-up:Kirche lesen Sie über den Heiligen Geist, der Sie bei jedem Schritt begleitet. Wenn Sie gerne das große Ganze sehen, stellen Sie sich vor, was durch diese Reise alles verändert werden kann. Und wenn Sie sich lieber auf den Moment konzentrieren, hilft Ihnen Start-up:Kirche dabei, den nächsten Schritt zu finden.

Das große Thema des Buchs ist Liebe. Wie können Christen und Christinnen ihre Nächsten im Alltag des 21. Jahrhunderts lieben?

1. Ein Beispiel

Die Gruppe „Knit and Natter“ (stricken und plaudern) entstand in England, als Christine Crowder sich mit drei Menschen aus ihrem Freundeskreis traf und so für weitere Personen eine Gelegenheit schaffte, für einen bestimmten Zweck zu stricken. Sie strickten Gebetsmäntel für Trauernde, Decken für das lokale Frauenhaus und Mützen für „Weihnachten im Schuhkarton“. Dabei beteten sie für die zukünftigen Besitzer und Besitzerinnen der gestrickten Stücke. Bald darauf halfen etwa 30 Personen mit. Die meisten von ihnen waren keine regelmäßigen Kirchenbesuchende, aber die kurzen geistlichen Impulse am Schluss waren beliebt und wurden bald zum Zentrum der Treffen.

2. Der Unterschied

In vielen Kirchen gibt es solche Initiativen, um Menschen außerhalb der Gemeinde zu erreichen. Die Hoffnung der Initiativen ist meist, dass einige der Erreichten bald am Sonntagmorgen in der Kirche anzutreffen sind. Aber das geschieht selten. Denn viele Menschen empfinden heute eine Kluft zwischen sich und den kulturellen Gepflogenheiten der Kirche.

Bei Knit and Natter war das anders. Die Teilnehmenden hatten die Möglichkeit, hier und jetzt und unter der Woche Kirche zu leben. Die Leitung gründete keine Sonntagmorgen-Gemeinde nach ihren Vorstellungen und lud dann dazu ein, sondern versuchte, gemeinsam mit den Teilnehmenden eine neue christliche Community aufzubauen. Eine, die für die Teilnehmenden in deren Alltag passte. Sie sagten nicht: „Komm am Sonntag zu unserem Gottesdienst.“ Sie sagten: „Wir kommen zu dir. Wenn du möchtest, bringen wir die Kirche zu dir, wo auch immer du bist.“

3. Vier Werte

Der beschriebene Ansatz der Nachfolge Christi basiert auf vier christlichen Werten.

Missional – in die Welt hinausgehen

: Beschäftigen Sie sich mit Menschen außerhalb der Kirche. Gott lebt Mission, er wirkt in dieser Welt, um seine Liebe weiterzugeben. Es geht also nicht darum, hauptsächlich mit Christen und Christinnen zusammenzuarbeiten, sondern darum, an Gottes Mission mitzuwirken.

Kontextuell – im Kontext gründen

: Lieben Sie andere und teilen Sie Ihren Glauben an Christus auf eine Art und Weise, die der Situation der Menschen entspricht. Jesus war voll und ganz Teil seiner jüdischen Kultur. Deshalb ist es auch für uns wichtig, voll und ganz Teil unserer Kultur zu sein.

Transformierend – das Leben verändern

: Wo es passend ist, ermutigen Sie Menschen dazu, offen für Christus zu sein und so an einem volleren Leben teilzuhaben. Jesus beruft seine Jünger, andere Menschen in der Nachfolge zu unterstützen (Matthäus 28,19). Es geht also darum, den Auftrag Christi wahrzunehmen und sich in Gottes Missionsplan für die Welt einzureihen.

Ekklesial – mit der Kirche vernetzen

: Unterstützen Sie zum Glauben Gekommene darin, eine

christliche Community

zu gründen – an dem Ort, an dem sie sind, und als Teil der weiteren Kirche.

1

Sie könnten eine neue

Community

innerhalb einer Ortsgemeinde oder allenfalls auch eine neue eigenständige Gemeinde bilden. Die Teilnehmenden werden dazu ermächtigt, eine auf sie abgestimmte Gemeinde zu gründen.

Warum laden wir die Menschen nicht einfach am Sonntag in unsere Gemeinde ein?

Der Gottesdienst könnte zu weit weg oder zu einer unpassenden Zeit stattfinden. Kirche sollte im Alltag dort stattfinden, wo die Menschen sind.

Der Gottesdienst könnte kulturell unpassend sein. Die Predigt, die Musik usw. passen vielleicht nicht für die Menschen, die Sie kennen. Kirche im Alltag sollte auf eine Art stattfinden, mit der sich Ihr Freundeskreis identifizieren kann.

Der Gottesdienst könnte zu viel Glauben und christliches Vorwissen voraussetzen. Ihre Gemeinde besteht vielleicht nur aus langjährigen Mitgliedern. Kirche im Alltag richtet sich nach denen, die Christus erst gerade kennengelernt haben.

Die Gemeinde könnte für Ihren Freundeskreis aus vielen Fremden bestehen. Menschen, die den christlichen Glauben neu entdecken, kennen die anderen Mitglieder der Gottesdienstgemeinde vermutlich nicht und könnten dadurch eingeschüchtert werden. Kirche im Alltag findet unter Menschen statt, die sich bereits kennen.

4. Wie finden wir den Weg?

Die Missional Journey2 kann als Landkarte gesehen werden, die Sie bei der Suche nach dem richtigen Weg zur Gründung einer neuen christlichen Community unterstützt. Sie hilft, zurückzuschauen, um zu sehen, wie weit Sie gekommen sind, und die nächsten Schritte zu erkennen.

Wie bei jeder Landkarte gibt es mehrere Wege ans Ziel, aber jeder Weg verläuft nach den folgenden Kriterien:

Hören

Sie liebevoll auf Gott und die Menschen um Sie herum.

Dadurch werden Sie im Gebet eine einfache Art entdecken, zu

handeln und diese Menschen zu lieben

.

Dieser liebevolle Weg wird wie ein Brunnen, um den sich Menschen versammeln und

Gemeinschaft leben

.

Das Vertrauen wächst und Sie werden natürliche Gelegenheiten finden, Ihren

Glauben an Christus zu teilen

. Dies kann durch eine einfache Einladung geschehen: „Wollen wir gemeinsam Spiritualität entdecken? Jesus ist als einer der bedeutendsten geistlichen Lehrer bekannt. Schauen wir uns doch einige der Geschichten an, die er erzählt hat, und tauschen uns darüber aus.“ Menschen finden zum Glauben und eine neue

christliche Community

, die mit der ganzen Kirche vernetzt ist, nimmt Gestalt an.

Sie ist da, wo die zum Glauben Gekommenen sind, und wird deshalb für sie zu ihrer

Gemeinde

– zu dem Ort, an dem sie

Kirche

leben.

Zum Glauben Gekommene

wiederholen den Kreislauf

auf ihre eigene Art, wodurch die Gemeindeentwicklung sich weiter multipliziert.

Im Alltag sieht das natürlich etwas weniger geordnet aus. Die Schritte können überlappen oder gleichzeitig ablaufen oder die Reihenfolge ändert sich. Oft wechseln die Teams während des Prozesses wieder zu einem früheren Schritt.

Die Schritte sind nicht einfach ein Sprungbrett für den nächsten Schritt, sondern haben auch einen Eigenwert. Die Schritte Auf Gott und die Welt hören, Lieben und handeln sowie Gemeinschaft entsteht sind in sich selbst erstrebenswert. Das heißt, jeder Schritt läuft weiter, auch wenn nächste Schritte dazukommen. Deshalb überlappen sich die Kreise in der Grafik.

Zwei Beispiele

„Thirst“ (Durst) ist eine neue christliche Gemeinschaft, die unter Eltern entstanden ist, die ihre Kinder zur Schule bringen. Sue hörte anderen Eltern zu und merkte, dass diese sich treffen wollten. Also zeigte sie ihre Liebe, indem sie organisierte, dass die Eltern einmal in der Woche das Lehrerzimmer nutzen durften, und Snacks mitbrachte. Alle, die wollten, waren willkommen. So entstand Gemeinschaft unter den Eltern, die regelmäßig kamen. Eine christliche Community bildete sich, indem sie eine „Entdeckergruppe“ an einem anderen Tag startete, wo sie ihren Glauben an Jesus teilte. Nach einiger Zeit wurde diese Gruppe für die Teilnehmenden zu ihrer „Gemeinde“. Aber die Kinder und Partner oder Partnerinnen der Teilnehmenden waren an diesen Treffen jeweils nicht dabei. Also wiederholten sie diesen Kreislauf und gründeten ein generationenübergreifendes Treffen jeweils am Samstagnachmittag, zu dem alle kommen konnten, die wollten.

Hot Chocolate entstand in Dundee (Schottland), weil eine Gruppe von Christen und Christinnen diese „Missional Journey“ intuitiv unternahm. Sie brachten den Teenagern im Stadtzentrum heiße Schokolade und hörten ihnen zu. Dabei fanden sie heraus, dass die jungen Menschen einen Ort suchten, an dem sie sich treffen konnten. Sie zeigten den Jugendlichen ihre Liebe, indem sie ihnen einen Raum in ihrer Kirche zur Verfügung stellten. Während der Treffen entstand Gemeinschaft unter den Teenagern und christlichen Freiwilligen. Die Christen und Christinnen teilten ihren Glauben an Jesus, indem sie interessierte Jugendliche dazu ermutigten, bei ihrer Teamsitzung dabei zu sein (Essen, Planung, Ausrichten auf Gott). Das Team wurde größer und so entstand eine Gemeinde, eine christliche Community, die mit der Muttergemeinde verbunden war. Die Gemeinde hat bis jetzt den letzten Schritt („Wiederholen“) noch nicht getan und sich noch nicht multipliziert, wurde aber in den 20 Jahren, in denen sie besteht, eine Inspiration für andere.

Sie müssen sich nicht unter Druck setzen, den ganzen Kreislauf zu durchlaufen. Wichtig ist Folgendes: Die Schritte Auf Gott und die Welt hören sowie Lieben und handeln kommen zuerst und sind die Motivation für die nächsten Schritte.

Als Jesus seine 72 Jüngerinnen und Jünger in Lukas 10 aussandte, hatten sie ein klares Ziel: die Städte und Dörfer auf sein Kommen vorzubereiten. Im Voraus warnte Jesus, dass sie nicht überall mit offenen Armen empfangen werden würden. Die Jüngerinnen und Jünger hatten ein Ziel vor Augen, aber sie wussten auch, dass dieses Ziel realistischerweise nicht immer erreicht werden würde.

Die Missional Journey kann Ihnen als Vision dienen und Sie im nächsten Schritt unterstützen. Sie müssen den Weg aber nicht genauso durchlaufen wie vorgeschlagen. Gehen Sie in dem Tempo, das Gottes Geist Ihnen zeigt, einen Schritt nach dem anderen.

5. Das Ziel

Der Schritt Kirche entsteht beschreibt die Phase, in der eine neue christliche Community entsteht. Einige Mitglieder werden dies als „meine Gemeinde“ empfinden. Andere werden die Community als eine von vielen Gottesdienstgemeinschaften sehen, die Teil der Ortsgemeinde sind. Weitere werden zum Beispiel von missionalen Gemeinschaften oder Fresh Expressions sprechen. Nennen Sie die Community, wie Sie möchten.

Wichtig ist: Eine neue christliche Community ist nicht besser als eine bestehende Gottesdienstgemeinschaft. Sie ist eine Alternative für Menschen, für die sich die Kirche in ihrer überkommenen Form unzugänglich anfühlt. Die Kirche ist sowohl als auch. Es geht um die Kirche in vielfältiger Gestalt. Einige sprechen von Mixed Ecology. Damit sind alte und neue Gottesdienste, verschiedene Stile und Veranstaltungsformen und -größen, Zeiten und Orte gemeint. Alle Ausdrucksformen sind miteinander verbunden und bilden ein vielfältiges Ökosystem.

Stellen Sie sich ein Rad vor mit der Muttergemeinde als Radnabe und einer oder mehreren neuen christlichen Communities am Radkranz. Diese Communities sind miteinander und mit der Muttergemeinde an der Radnabe verbunden.

6. Das klingt nach viel Arbeit …

Keine Angst, dieses Buch begleitet Sie bei jedem Schritt. Der Anfang ist kinderleicht. Suchen Sie sich einen Freund, eine Freundin und lesen Sie die nächsten Kapitel betend gemeinsam. Oder vielleicht sind Sie bereits mittendrin im Prozess. Vielleicht organisieren Sie einen Mittagstisch für Senioren und Seniorinnen oder treffen sich einmal die Woche zum Kaffee mit Menschen, die nicht in die Kirche gehen. Wenn da ein Gemeinschaftsgefühl vorhanden ist, haben Sie bereits die erste Hälfte der Missional Journey geschafft.

Ein Beispiel für den nächsten Schritt ist ein Mittagstisch in Lincolnshire (England). Nach dem Mittagessen führte das Team eine „spirituelle Extrazeit“ ein. Alle, die bleiben wollten, versammelten sich um einen Tisch mit einer Kerze. Es wurde christliche Musik abgespielt und eine ermutigende Bibelstelle gelesen (auch sonstige spirituelle Texte eignen sich). Dann war man einige Zeit ruhig für ein stilles Gebet (oder auch „positive Gedanken“, wenn die Teilnehmenden dies bevorzugen). Zum Abschluss las man ein oder zwei Gebete. Insgesamt waren das etwa 15 Minuten. Mehr als die Hälfte des ganzen Mittagstisches blieb für diese Andacht.

Vielleicht könnten Sie etwas Ähnliches einführen.

Zum weiteren Austausch

Lektüre

Lesen Sie Matthäus 25,14-30 (das Gleichnis der Talente).

Stellen Sie sich vor, diese Geschichte würde heute stattfinden. Wie würde das aussehen?

Welche „Talente“ – Interessen und Leidenschaften, Gaben und Fähigkeiten, Wissen und Erfahrungen – hat Gott Ihnen gegeben? Wie könnten Sie diese Talente anderen Menschen in Ihrem Freundeskreis, in der Nachbarschaft, am Arbeitsplatz oder an anderen Orten zur Verfügung stellen?

Mit wem könnten Sie zusammenarbeiten?

Reflexion

Was ist Ihre Reaktion zu diesem Kapitel?

Was finden Sie spannend, was herausfordernd? Welche Fragen und Bedenken haben Sie?

Welchen Teil von

Start-up:Kirche

würden Sie aufgrund Ihrer obigen Antworten gerne als Nächstes lesen?

Stellen Sie sich vor …

Stellen Sie sich vor, Sie laden ein paar (noch) nicht-christliche Freunde und Freundinnen in eine typische Ortsgemeinde ein (zum Beispiel in Ihre eigene). Was fände Ihr Freundeskreis überraschend, was hilfreich und was unattraktiv? Wenn diese Menschen Jesus nachfolgen würden, was wäre für sie eine natürliche Art von Gottesdienst?

Würden sie eine Predigt oder ein Gespräch, einen Podcast oder ein Video, eine Diskussion oder eine Kombination dieser Vorschläge bevorzugen?

Fänden sie es hilfreicher, christliche Lieder zu singen oder christliche Musik zu hören? Welche Art von christlicher Musik würden sie bevorzugen?

Würden sie den Gottesdienst gerne mit einem Essen kombinieren oder Essen und Kirche lieber getrennt halten wollen?

Wie würden sie beten? Mit spontan gesprochenen, aufgeschriebenen oder stillen Gebeten? Oder würden sie lieber beim Anblick eines christlichen Kunstwerks meditieren?

Was wäre für sie sonst noch hilfreich?

1

Anm. d. Übers.: Neue christliche

Communities

sind „Teil der weiteren Kirche“, da sie in christlicher Tradition verwurzelt und mit anderen Kirchen und Gemeinden verbunden sind.

2

Anm. d. Übers.: Die

Missional Journey

(wörtl.: missionale Reise, missionaler Prozess) versteht sich als kirchlicher Wachstumskreislauf.

2. Warum müssen wir uns diese Gedanken machen?

5 Gründe, die zum Nachdenken anregen

Was wir suchen, ist ein Weg, wie man Jesus im 21. Jahrhundert nachfolgen kann.

Suchen Sie sich einen Freund, eine Freundin, oder mehrere, hören Sie gemeinsam auf Gott und Ihr Umfeld und lieben Sie die Menschen um Sie herum. Schließen Sie Freundschaften und bauen Sie Gemeinschaft mit diesen Menschen auf. Nach einiger Zeit können Sie von Ihrem Glauben an Christus erzählen. Wenn die Teilnehmenden bereit sind, gründen Sie da, wo Sie sind, eine neue christliche Community. Ermutigen Sie dann die Menschen, die neu zum Glauben gefunden haben, es Ihnen nachzumachen und die Missional Journey auf ihre eigene Art zu durchlaufen. Die Gründe, weshalb dieser Weg sinnvoll ist, werden in diesem Kapitel erläutert.

1. Sie können Menschen lieben

Die Missional Journey