Stella rollt an - Angelika Hesse - E-Book

Stella rollt an E-Book

Angelika Hesse

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Beschreibung

Let's Roll! Für die elfjährige Stella gibt es nichts Himmlischeres, als mit ihren Freundinnen Nelly und Lou auf Rollschuhen durch die Gegend zu sausen. Jede freie Minute verbringen die drei unzertrennlichen Rolling Angels auf der Rollschuhbahn. Blöd nur, dass es immer wieder Streit mit der Gang rund um Anführer Eric gibt. Die Jungs nerven mit ihren Inlinern und Hockeyschlägern und nennen sich ausgerechnet Skating Devils. Wie abgedreht ist das denn?Und Schönling Eric geht Stella mit seinen obercoolen Sprüchen doch schon in der Schule total auf den Stopper! Doch dann soll zum Entsetzen aller die Rollbahn abgerissen werden. Nun rollen Angels und Devils aufeinander zu, um eine gemeinsame Rettungsaktion zu starten. Ein teuflisch guter Plan muss her! Der Beginn der liebenswert-frechen Buchreihe rund um Stella und ihre Freunde. Das Buch ist bei Antolin gelistet!

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Seitenzahl: 230

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Angelika Hesse

Stella rollt an

 

Alle Abenteuer von Stella

Band 1: Stella rollt an

Band 2: Stella voll in Schwung

Band 3: Stella auf Eis

 

Stella stellt dir Fragen auf:

Antolin.de

Impressum

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das Recht der mechanischen, elektronischen oder fotografischen Vervielfältigung, der Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen, des Nachdrucks in Zeitschriften oder Zeitungen, des öffentlichen Vortrags, der Verfilmung oder Dramatisierung, der Übertragung durch Rundfunk, Fernsehen oder Video, auch einzelner Text- oder Bildteile.

Alle Akteure des Romans sind fiktiv, Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen wären rein zufällig und sind vom Autor nicht beabsichtigt.

 

Copyright © 2022 by Maximum Verlags GmbH

Hauptstraße 33

27299 Langwedel

www.maximum-verlag.de

 

1. Auflage 2022

 

Lektorat: Diana Schaumlöffel

Korrektorat: Angelika Wiedmaier

Satz/Layout: Sabine Knape / Alin Mattfeldt

Illustrationen: Edda Skibbe

Umschlaggestaltung: Alin Mattfeldt

Stella-Font: Fabian Eisenbeiß

E-Book: Mirjam Hecht

 

Druck: Booksfactory

Made in Germany

ISBN: 978-3-948346-68-3

 

 

Widmung

Für Julie

 

Skating-Queen, Co-Autorin, wichtigste Kritikerin, Beraterin, größte Inspiration

Inhalt

Alle Abenteuer von Stella

Impressum

Widmung

Inhalt

1. Zitronenkuchen mit Schokostückchen und ein Wunsch

2. Wahre Engel und ein Team

3. Rivalen der Rollschuhbahn

4. Angels versus Devils

5. Mäusehochzeit

6. Ein teuflischer Plan

7. Rettet die Rollschuhbahn!

8. Gebratene Nudeln und die Nummer 37

9. Angels’ Paradise

10. Geheimnisse

11. Rollende Helfer

12. Crazy Dogs

13. Die himmlische Skate-Schule

14. Highway to Hell

15. Vertreibung aus dem Paradies

16. Mathe-Olympiade

17. Verrückte Vögel

18. Wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich eine andere

19. Bos Rollerhouse

Stadtanzeiger

Die Autorin Angelika Hesse

Die Illustratorin Edda Skibbe

Stella: Die gesamte Reihe

1. Zitronenkuchen mit Schokostückchen und ein Wunsch

 

Heute kann es regnen, stürmen oder schneien, denn du strahlst ja selber wie der Sonnenschein …

Schlagartig bin ich wach. Wenn die Musik von Rolf Zuckowski so laut durchs Haus schallt, dass man sie von der Küche bis in mein Zimmer hört, kann das nur eines bedeuten: Es ist so weit! Ich habe Geburtstag und bin nun elf Jahre alt.

Mein Magen kribbelt voller Vorfreude. Ich liebe den Geburtstagsmorgen. Und auch dieser wird toll werden. Woher ich das weiß? Weil Geburtstage bei uns Vögeln immer gleich ablaufen. Keine Überraschungen! Natürlich ausgenommen der Geschenke. Vogel ist übrigens unser Familienname.

Wenn ein Vogel Geburtstag hat, verlassen die anderen Vögel schon früh ihre Nester. In der Küche läuft Wie schön, dass du geborenbist. Ich kann mich nicht erinnern, dass jemals ein anderes Lied gespielt wurde. Papa liebt es, dabei ist er mit achtundvierzig Jahren eigentlich zu alt für Kindergartensongs.

Okay, ich mag Kinderlieder ja auch. Weil sie so schön vertraut sind und mir ein warmes Gefühl in den Bauch zaubern. Aber inzwischen fahre ich auf ganz andere Musik ab. Ich mag Lieder, zu deren Rhythmen man sich bewegen und tanzen kann. Songs von Rihanna, Katy Perry oder Ed Sheeran. Musikalisch betrachtet, lebt jedes Familienmitglied in diesem Haus in einem anderen Universum.

Aus Mamas Radio in der Küche dudelt den ganzen Tag 80er-Jahre-Musik. Keiner darf es wagen, ihren Lieblingssender zu verstellen. Leider schafft es auch die musikalische Untermalung nicht, dass sie sich aufs Kochen konzentriert. Irgendetwas schmeckt immer angebrannt. Wenn es nicht die Kartoffeln trifft, dann die Bratwürste oder die Dosenerbsen. Nudeln gibt es bei uns wahlweise super al dente oder super matschig. Aber wir meckern inzwischen nicht mehr. Paps sagt: „Der Hunger treibt’s rein.“ Und Mama betont: „Ich bin doch kein Gourmet-Restaurant.“

Meine ältere Schwester Jule zieht sich lieber Fantasy-Hörbücher statt Musik rein. Das heißt, wenn sie nicht gerade über ihren Schulbüchern hängt und lernt oder buchdicke Referate verfasst. Sie ist fünfzehn, furchtbar klug und lässt das ständig obernervig raushängen. Dafür stecke ich sie sportlich dreimal in die Tasche. Jule kann nicht mal richtig Rollschuhlaufen. Ich habe ein paarmal versucht, es ihr beizubringen. Aber sie bekommt selbst die einfachsten Drehungen nicht hin. Nun verstauben ihre pinken Rollschuhe im Keller. In zwei oder drei Jahren könnten sie mir passen. Dann werde ich sie aus ihrem Dornröschenschlaf befreien. Aber nur, wenn man sie irgendwie umfärben kann. Pink ist nicht so mein Ding.

Voller Vorfreude angele ich nun ein Paar Socken aus meinem Kleiderschrank. Zum Glück ist heute Samstag und ich kann meinen Geburtstagsmorgen in voller Länge genießen. Ich schlüpfe in Jeans und das nächstbeste T-Shirt, binde meine schulterlangen dunklen Haare zum Pferdeschwanz und laufe ins Bad. Ich spritze mir mit den Händen etwas kaltes Wasser ins Gesicht und lege eine Turborunde Zähneputzen ein. Die Katzenwäsche muss reichen. Schnell noch die Hausschuhe an und dann schieße ich die Treppe ins Erdgeschoss zur Küche hinunter.

Flüstern.

„Sie kommt.“ Paps.

„Augenblick noch! Wir sind noch nicht so weit!“ Mama.

„Verdammt. Wo ist denn das Feuerzeug schon wieder? Das lag doch gerade noch hier.“ Paps.

„Mach doch die Augen auf. Liegt genau vor deiner Nase.“ Mama.

„Mensch Paps, pass doch auf, das Kerzenwachs tropft auf den Kuchen.“ Jule.

„Mist!“ Paps.

„Ist ja nicht so schlimm, kratzen wir später ab.“ Mama.

„Okay, jetzt kannst du reinkommen.“ Jule.

„Heute kann es regnen, stürmen oder schneien, denn du strahlst ja selber wie der Sonnenschein …“ Rolf Zuckowski.

G-e-n-i-a-l! Habe ich schon erwähnt, wie sehr ich das liebe?

 

Die bunte Happy-Birthday-Girlande aus Stoff hängt quer im Raum. Der Küchentisch ist über und über mit Geschenken bedeckt. In der Mitte steht mein Geburtstagskuchen. Ich tippe auf Zitronenkuchen mit dunklen Schokostückchen.

Mein Lieblingskuchen! Die Kerzen am Kuchenrand brennen. Ich muss sie nicht abzählen. Ich weiß, dass es elf sind. Darauf ist Verlass. Über meinem Stuhl hängt die Stuhl-Husse mit der kleinen goldenen Krone. Alles wie immer! Schön!

„Alles Gute zum elften Geburtstag, mein Schatz“, brüllt Mama gegen die Musik an.

Sie läuft mir entgegen und drückt mich so kräftig, dass ich fast keine Luft bekomme. Ihre Augen sind feucht. Sie heult an jedem Vogelküken-Geburtstag. Wenn Paps Geburtstag hat, macht sie das nie. An ihrem eigenen auch nicht. Ihr siebenundvierzigster Geburtstag letztes Jahr bildete da allerdings eine Ausnahme. Da heulte sie den ganzen Tag, weil sie an diesem Morgen mehrere graue Haare auf ihrem Kopf entdeckt hatte. Paps hat sie getröstet und gemeint, sie solle nicht traurig sein. Sie könnte ihre Haare ja färben und sie hätte wenigstens noch welche. Er würde sich in der Dauermauser befinden und trotzdem nicht in Tränen ausbrechen.

Ich mag meinen Paps, so wie er ist. Auch mit ganz kurz geschorenen zwei Millimeter langen Haaren. Es fühlt sich schön an, wenn man ihm über den Kopf streicht. So samtig.

Paps reguliert die Lautstärke an der kleinen Musikanlage. Endlich kann man wieder sein eigenes Wort verstehen.

„Mein Küken“, sagt er und breitet seine Arme aus.

„Paps“, beschwere ich mich, falle ihm aber dennoch in die Arme. Ich mag es nicht, wenn er mich mit diesem Kosenamen anredet. Wann kapiert er endlich, dass ich kein Baby mehr bin?

Dann kommt Jule, beugt sich zu mir hinunter und küsst mich auf die Wange. „Happy Birthday, Schwesterchen“, sagt sie und rückt ihre Brille zurecht.

„Puste mal schnell die Kerzen aus, bevor das ganze Wachs auf den Kuchen tropft“, meint Mama.

Ich brauche zwei Anläufe bis alle Kerzen erloschen sind.

„Oh Mama, du hast dich bei der Kuchendeko mal wieder selbst übertroffen!“, rufe ich begeistert.

Der Kuchen mit dunkler Schokoladenglasur ist mit einem großen Rollschuh aus buntem Fondant verziert. Fondant ist so was wie Knete aus Zuckerteig.

„Der Kuchen ist viel zu schön, um ihn anzuschneiden“, sage ich.

„Na ja, der Rollschuh ist mir nicht so richtig gelungen. Die Rollen sind nicht rund, und die Schnürsenkel zu dick“, entschuldigt sich Mama.

„Der Rollschuh ist toll! Und wenn unter der Schokoglasur mein Lieblingskuchen steckt, ist alles perfekt.“

Sie lächelt. „Wie immer, Zitronenkuchen mit Schokostückchen, so wie du es magst, mein Geburtstagsspatz.“

Dann geht’s endlich ans Geschenkeauspacken. Ich nehme mir immer erst das Päckchen vor, das am langweiligsten aussieht. Eines, bei dem man bereits erahnen kann, was in dem Geschenkpapier steckt. Bücher erkennt man sofort an der Form oder an dem Geschenkpapier unserer Lieblingsbuchhandlung. Die verpacken ihre Bücher wahlweise in buntes Teddy- oder smaragdgrünes Papier mit Glitzerpunkten. Auf dem Tisch liegen genau zwei solcher Päckchen. Ich wähle das kleinere und packe es aus.

„Ein Buch“, versuche ich die Überraschte zu mimen. Es ist ein hübsches, buntes Notizbuch mit Stiftlasche und Gummiband.

„Wenn du mal etwas Schönes aufschreiben willst“, sagt Mama.

Aufschreiben? Am Schreibtisch hängen ist Jules Hobby. Ich habe mein Leben dem Rollerskaten gewidmet.

„Du könntest dir Tanzschritte notieren“, schlägt Jule vor. Kann sie Gedanken lesen?

„Stimmt. Mensch, danke.“

Ich öffne das nächste Päckchen im bunten Happy-Birthday-Papier. „Wow, wie cool!“

Es ist ein kurzärmeliges T-Shirt in Dunkelblau. Auf dem Rücken steht in großen Lettern Rollerqueen. Auf der Vorderseite ist ein weißer Rollschuh aufgedruckt.

Mama lächelt und reicht mir ein weiteres Geschenk. „Öffne das als Nächstes.“

Um die Spannung zu erhöhen, drücke ich an dem flachen kleinen Päckchen herum und schüttele es. „Hm. Fühlt sich weich an.“

„Mega! Mega! Mega!“, jubele ich, nachdem ich es aufgemacht habe. Ich halte die bunt geringelten Kniestrümpfe in die Höhe. „Kniestrümpfe fürs Skaten.“

„Wie du sie dir gewünscht hast“, sagt Mama.

„Die sind so hübsch. Sie werden toll zu meinen Jeansshorts und den Skates aussehen.“

Mama strahlt. „So bin ich früher als Teenager auch rumgelaufen. Wenn bei uns im Jugendhaus am ersten Samstag im Monat die Rollerdisco stattfand, sind meine Freundinnen und ich …“

„… so lange Rollschuh gelaufen, bis uns die Füße gequalmt haben“, beendet Jule den Satz.

Wir haben die Geschichte schon tausend Mal gehört.

Mama seufzt. „Ja, genau. Also ihr Interesse und das Talent fürs Rollschuhlaufen hat Stella definitiv von mir.“

„Ja, ja, Mama“, sage ich und grinse.

 

Alles, was ich gut kann, habe ich angeblich von ihr geerbt. Und das, was ich nicht beherrsche, wie Ordnung halten oder Mathe, liegt an Paps’ Genen.

„Und dann bin ich Hand in Hand mit Boris zu Boogie Wonderland gelaufen. Das ist ein Song aus einem alten Rollschuhfilm der späten 70er-Jahre. Der Film heißt Roller Boogie.“ Sie bekommt einen verträumten Gesichtsausdruck. „Der Boris hatte es wirklich drauf!“

„Mama!“, stöhnen Jule und ich im Chor.

Wir können es beide nicht leiden, wenn Mama in alten Zeiten schwelgt. Sie kann doch vor Paps nicht von ihren Verflossenen schwärmen.

„Du beleidigst Paps“, sage ich.

Paps nickt und schiebt pikiert die Unterlippe vor. Natürlich spielt er nur den Gekränkten. Paps nimmt so was easy.

Meine Mutter winkt lachend ab. „Ach, was. Das ist doch ewig her. Das war lange vor Papa. Ich war in etwa so alt wie Jule. War einfach eine tolle Zeit damals. Aber der Boris! Mann, was konnte der sich auf den Dingern bewegen!“

„Rollerskates“, korrigiere ich. „Nicht Dinger.“

„Discoroller! Richtige Discoroller! Ich hatte diese typisch blau-gelben mit gelben Rollen. Und zur Disco trug ich blaue Nylonshorts und weiße Kniestrümpfe. Und ein Stirnband! Ich hatte eine Figur, sag ich euch. Nur die Dauerwelle hätte damals nicht sein müssen.“

„Was ist eine Dauerwelle?“, frage ich.

„Die Haare werden mit Wicklern aufgedreht und mit einem chemischen Mittel fixiert. Die Locken überstehen dann sogar die Haarwäsche und müssen rauswachsen“, erklärt meine Mutter.

„Wie cool“, sagt Jule.

„Gar nicht cool. Ich sah aus wie ein Pudel. Aber das war der Style damals. Sind ja alle so rumgelaufen.“

Während Mama die 80er-Jahre und ihre Jugend aufleben lässt, werfe ich einen Rundblick in die Küche. Ich vermisse ein Geschenk. Ein Paket, das so groß ist, dass Skates hineinpassen. So ein Mist! Die hatte ich mir doch so sehr gewünscht! Ich liebe meine alten Rollschuhe, aber sie sind inzwischen viel zu klein. Als ich am Wochenende mit Lou und Nelly den ganzen Tag auf der Rollschuhbahn der Bezirkssportanlage trainiert habe, konnte ich abends kaum noch laufen. Beide großen Zehen waren rot und geschwollen und schmerzten höllisch. Das habe ich natürlich nicht an die große Glocke gehängt. Mama hätte mir sofort Rollschuhverbot erteilt.

Lou und Nelly sind meine besten Freundinnen. Zu dritt bilden wir die Rolling Angels und besuchen die 5a des Lise-Meitner-Gymnasiums.

Ich widme mich Jules Geschenk. Bloß keine Enttäuschung anmerken lassen! Jules Gesicht wird ein bisschen rot. Konzentriert verfolgt sie, wie ich den Klebestreifen vom Geschenkpapier knibbele. „Eine CD!“ Auf dem Cover steht in Jules schönster Schreibschrift:

Stella greift nach den Sternen– das Rollschuhinternat

Darunter hat sie mich in einem Sternenregen gemalt. Man kann genau erkennen, dass ich es bin: Dunkler Zopf, grüne Augen, mein Muttermal an der Lippe. Sogar meine Himmelfahrtsnase hat sie richtig gut hinbekommen. Und ich stehe natürlich auf meinen Rollschuhen. Auf meinen türkisgrünen Skates, die mir leider nicht mehr passen und die ich mir deswegen zum Geburtstag in Größe 36,5 oder 37 gewünscht habe.

 

„Was ist denn auf der CD drauf?“, frage ich begriffsstutzig. „Musik?“

Jule schüttelt den Kopf. „Es ist ein Hörbuch! Erkennt man doch am Titel.“

„Sie hat die Geschichte selber geschrieben und dann auf ihrem Laptop eingesprochen“, erklärt Mama stolz.

Sprachlos starre ich Jule mit großen Augen an. Schließlich laufe ich zu ihr rüber und falle ihr um den Hals.

„Wie cool ist das denn? Eine eigene Geschichte über mich? Über ein Rollschuhinternat?!“

Ein Rollschuhinternat. Was für eine fantastische Vorstellung! Eine Schule, auf der Skaten, Sprungtraining und Tanzunterricht statt Erdkunde und Mathe auf dem Stundenplan stehen. Warum existiert so was nicht im echten Leben?

Ich habe einen Traum. Von dem habe ich bisher nur Jule, Lou und Nelly erzählt. Wenn ich erwachsen bin, möchte ich singen und auf Rollschuhen tanzen. So wie die Darsteller bei Starlight Express.

Das Bochumer Musical Starlight Express erzählt die Geschichte der alten Dampflok Rusty. Rusty hat im Rennen gegen die moderneren Diesel- und Elektrozüge erst keine Chance. Er verliert den Mut und glaubt, dass ihm nur der Starlight Express helfen kann. Die Musik von Andrew Lloyd Webber und die Geschichte sind einfach wundervoll.

Ich weiß noch, wie Jule, Mama, Paps und ich das erste Mal dort waren. Mama hatte Plätze in der ersten Reihe gebucht. Wir saßen direkt an der Bahn. Wenn die Darsteller in ihren bunten Kostümen auf ihren Rollschuhen an uns vorbeibrausten, konnte ich den Fahrtwind in meinem Gesicht spüren. Zu gerne wäre ich einfach aufgesprungen und mitgelaufen. Aber ich war erst fünf und besaß damals gar keine Rollschuhe, sondern nur schlecht rollende Kinder-Plastik-Inliner.

Im zweiten Akt steht Rusty allein auf der Bühne und beginnt zaghaft den Song Starlight Express zu singen. Plötzlich funkeln überall Sterne. Ein toller Moment. Der Moment, in dem ich jedes Mal Rotz und Wasser heule. Wirklich immer! Ich war nämlich in den letzten Jahren ganze dreimal in diesem Musical und habe seitdem schon drei Paar Rollschuhe verschlissen. Richtige Rollschuhe! Keine verstellbaren Plastikdinger.

Irgendwann werde ich auch auf einer Bühne stehen. Es ist bestimmt kein Zufall, dass ich Stella heiße. Stella kommt nämlich aus dem Lateinischen und bedeutet Stern. Und Star ist das englische Wort für Stern. Es ist Schicksal. Rusty überholt am Ende die modernen Züge und gewinnt, weil er die Kraft in sich selbst entdeckt. Wenn ich nur fest genug an mich selbst glaube und oft genug trainiere, kann ich alles schaffen! Ich werde später in einem tollen Kostüm mit Skates an den Füßen über eine spiegelglatte Bühne zu wunderschönen Liedern brausen. Scheinwerfer werden auf mich gerichtet sein und die Leute im Publikum werden mir zujubeln. Das heißt, wenn bis dahin meine Zehen nicht verkrüppelt sind, weil ich in viel zu kleinen Skates üben muss.

„Ich werde mir deine CD nach dem Frühstück sofort anhören“, verspreche ich Jule und widme mich den letzten Geschenken: ein neuer Füller; ein Mädchenroman, der von einem Nordseeurlaub erzählt; ein dunkelblauer Fahrradsattelüberzug und eine lecker nach Mandeln duftende Bodylotion. Als Letztes packe ich eine schicke Jeansweste aus. Das war’s.

Ich schiebe meine Geschenke zur Seite, um Platz für die Frühstücksteller zu schaffen. Mama holt Käse, Butter und Marmelade aus dem Kühlschrank. Jule deckt den Tisch ein und Paps legt Brötchen und Croissants in den Brotkorb. Ich befördere meinen Geburtstagskuchen vorsichtshalber ins Wohnzimmer. Ich möchte auf keinen Fall riskieren, dass ihn jemand anschneidet und den schönen Rollschuh zerstört. Nicht bevor Lou und Nelly ihn gesehen haben.

Als wir alle am Frühstückstisch sitzen und ich gerade den ersten Biss in mein Marmeladenbrötchen machen will, schiebt Mama mir einen kleinen gelben Umschlag über den Tisch und sagt beiläufig: „Ach, da ist ja noch etwas.“

Im Umschlag steckt eine kleine Karte, darauf steht:

Happy Birthday! Dieser Gutschein ist für ein paar neue Rollschuhe, einzulösen bei Hollmann Sports.

Wir haben dich lieb. Deine Mama und Dein Paps.

Mama lächelt schelmisch. „Das hätten wir fast vergessen.“

Ich glaube ihr kein Wort! Von wegen, vergessen!

„Mann, Mama. Das ist Folter. Ich dachte schon …“

„Schuhe muss man anprobieren, Rollschuhe erst recht. Und vielleicht willst du dir ja mal ein anderes Modell aussuchen“, fällt sie mir ins Wort.

„Meine türkisgrünen Skates gegen ein anderes Modell austauschen? Nie im Leben!“

Mama lacht. „Das habe ich mir schon gedacht. Weißt du, dass du die gesamte Kindergartenzeit in der gleichen Jacke rumgelaufen bist? Immer wenn sie zu klein geworden ist, bin ich in der Stadt rumgerannt, um sie eine Nummer größer zu besorgen. Du hast dich strikt geweigert, dir eine neue Jacke auszusuchen. Und dann das Theater, als es sie nicht mehr in deiner Größe zu kaufen gab!“ Mama schüttelt den Kopf.

„Stella ist ja kein Kindergartenkind mehr. Nicht wahr, Schatz?“, sagt Paps. „Ich bin gespannt, für welche Rollschuhe du dich entscheidest.“

„Fahren wir gleich zu Hollmann Sports?“, frage ich. „Dann kann ich sie heute noch ausprobieren. Lou und Nelly kommen heute Nachmittag. Wir wollten nach dem Kuchenessen noch zur Bezi.“

Die Bezi, die Bezirkssportanlage Grünheide am Stadtrand, beheimatet eine tolle Freiluft-Rollschuhbahn. Die Bahn ist unser zweites Zuhause. So oft es geht brausen Nelly, Lou und ich mit unseren Skates dort über den glatten Spezialboden. Nirgendwo sonst kann man besser Pirouetten, Sprünge und Drehungen üben. Mit etwas Glück gehört uns die Bahn heute allein, was leider nicht immer der Fall ist.

Mama verspricht, gleich nach dem Frühstück mit mir zu Hollmann Sports zu fahren. Ich lade mir meine Geschenke auf den Arm und gehe in mein Zimmer, um mich abfahrbereit zu machen. Ich wusste, dass es ein perfekter Geburtstagsmorgen wird! Zitronenkuchen mit Schokostückchen und ein Gutschein für neue Rollschuhe. Was will ich mehr?

2. Wahre Engel und ein Team

 

Das Sportgeschäft befindet sich in einem Industriegebiet, auf dem Hinterhof eines alten Fabrikgebäudes. Ein unscheinbares, rotes Schild weist den Weg zum Paradies:

Hollmann Sports – Ihr Rollsport- und Eislaufspezialist

Okay zugegeben, Paradies ist übertrieben. In der Hockeybedarf-Ecke riecht es manchmal wie in den Umkleidekabinen der Schulsporthalle. So nach Muff und schwitzigen Füßen. Aber mein Herz schlägt jedes Mal höher, sobald ich diesen Laden betrete.

Ich marschiere mit Mama geradewegs in den Rollsport- und Fashionbereich für Mädchen.

„Ich habe übrigens noch eine Überraschung für dich“, verkündet Mama.

„Noch eine?“

„Oma und Opa möchten, dass du dir etwas Schönes zum Geburtstag aussuchst.“

Mein Glückstag!

„Genial! Und was genau soll ich mir aussuchen?“

„Was dir gefällt. Wie wäre es mit einer neuen Sporthose, einer Trainingsjacke oder einem Shirt?!“

„Wäre ein Kürkleid drin?“, frage ich vorsichtig.

Wie oft schon habe ich auf den Ständern die hübschen Kürkleider bewundert. Kleider, die jeden Sprung mitmachen, mit flatternden Chiffonröcken, hübsch bestickt, mit Perlen oder Pailletten besetzt.

Mama verzieht kritisch das Gesicht. „Die trägt man doch nur bei Wettbewerben in der Halle. Das ist nichts fürs Rollschuhlaufen auf der Straße.“

Als sie meine Enttäuschung bemerkt, lenkt sie ein. „Aber wenn du unbedingt möchtest … Vielleicht findest du ein günstiges Kleid im Sale.“

Herr Hollmann, der Besitzer des Ladens, schlendert in seiner gewohnt gemütlichen Gangart auf uns zu. Er hat mir letztes Jahr meine türkisgrünen Rollschuhe verkauft und zwischendurch die abgelaufenen Stopper ausgetauscht. Er ist riesengroß, trägt einen Seehundschnurrbart und war früher Profi-Hockeyspieler in der Bundesliga.

„Die junge Dame kenne ich doch! Was kann ich heute für dich tun? Sind die Stopper schon wieder hinüber?“

„Ich brauche neue Skates“, erwidere ich.

„Und ihre Füße müssen vorher unbedingt ausgemessen werden“, sagt Mama und lässt sich schon mal auf der kleinen roten Bank nieder.

„Dann bitte einmal Schuhe ausziehen und auf die Messplatte stellen. Rutsch mit der Ferse ganz bis zum Anschlag.“

Herr Hollmann geht vor mir in die Hocke. Er streicht meine Füße aus, damit ich meine Zehen richtig ausstrecke und schiebt den Regler hinunter. „Eine gute 37 musst du nehmen. Auf keinen Fall kleiner, aber auch nicht viel größer. Kommt ein bisschen auf das Modell an“, stellt er fest und steht wieder auf.

Mein Blick klebt gebannt an einer Puppe, auf der ein traumhaft schönes rotes Kürkleid mit Fransenrock aufgezogen ist. Das Oberteil ist über und über mit bunten funkelnden Steinen verziert.

Herr Hollmann ist meinem Blick gefolgt. „Wunderschön, nicht? Das Oberteil ist mit echten Swarovski-Steinen besetzt. Sehr aufwendig verarbeitet. Neue Kollektion unseres Herstellers aus den USA. Zeig ich dir gerne. Aber erst kümmern wir uns um deine Rollschuhe. Was hast du dir denn vorgestellt?“

Ich erkläre Herrn Hollmann, dass ich bei meinem alten Modell bleiben möchte. Er durchstöbert das Regal, wird aber nicht fündig.

„Ich schaue im Computer nach, ob ich sie bestellen kann“, sagt er und verschwindet in sein kleines Büro.

Zwei Minuten später kommt er zurück. „Tut mir leid. Das Modell ist momentan nicht lieferbar. Kriegen wir frühstens in drei Monaten wieder rein.“

Drei Monate? So lange kann ich nicht warten!

Herr Hollmann zwirbelt seinen Seehundbart. „Hm. Was könnte ich dir denn anbieten? Ach, ich denke, ich habe da was sehr Feines.“

Er inspiziert den Kartonturm neben dem Regal. „Mal sehen“, sagt er. „Hier haben wir eine 37.“

Er zieht einen Karton aus dem Stapel und öffnet ihn. Zwei hellblaue Skates kommen zum Vorschein. „Die haben wir erst gestern geliefert bekommen. Sind noch nicht mal im Computer angelegt. Sehr hochwertig. Veloursleder. Erstklassige Rollen. Aluminium-Fahrgestell und ein exzellentes Kugellager. Kann ich dir in Babyblau und Rosé anbieten.“

Ich streiche über das samtige Obermaterial. Die Rollen sind transparent-grau und glitzern hübsch. Nicht schlecht!

Mama beäugt den Karton. Als sie das Preisschild entdeckt, weiten sich ihre Augen. Okay, ich weiß, was das bedeutet!

„Nein, danke. Ich schau erst noch mal weiter.“ Es würde keinen Sinn machen, Skates anzuprobieren, die das Budget sprengen.

„Anprobieren kannst du sie ja mal“, schlägt Mama zögerlich vor. Ich schüttele fest den Kopf und greife im Regal nach dem nächstbesten Paar Rollschuhe in meiner Größe. Schon beim Reinschlüpfen werden die schlichten, weißen Skates und ich keine Freunde. „Die drücken furchtbar am Knöchel. Viel zu hart.“

„Läuft sich das nicht ein?“, fragt Mama.

„Sie sollte schon das Gefühl haben, dass der Schuh optimal am Fuß anliegt“, erwidert Herr Hollmann. „Wir suchen weiter.“

In den nächsten fünfzehn Minuten teste ich mich durch das halbe Regal. Einige Skates sind mir nicht hübsch genug. Andere sind unbequem oder nicht in meiner Größe vorrätig. Bei zwei Paaren laufen mir die Rollen viel zu schwerfällig.

Nach dem achten Paar zuckt auch Herr Hollmann ratlos die Schultern. „Soll ich ihr die türkisfarbenen Skates bestellen?“

Mama schüttelt den Kopf. „Stella soll das blaue Modell anprobieren.“ Entschlossen greift Mama ins Regal und stellt die babyblauen Skates vor mir ab.

Herr Hollmann fädelt die Schnürsenkel ein. Meine Füße gleiten in die Schuhe. Die weiche Innenpolsterung fühlt sich super angenehm an. Mein Herzschlag beschleunigt sich. Ich binde die Schnürsenkel und richte mich dann auf. Mein Magen wird flau, als ich auf der Stelle leicht vor- und zurückrolle. Die sind es! Ganz klare Kiste!

„Lauf mal eine Runde durchs Geschäft“, sagt Herr Hollmann. „Das Fahrgefühl wird dich umhauen. Versprochen!“

Die Rollen gleiten leicht und geschmeidig über den Vinylboden. Wahnsinn! Ich drehe eine Runde durch den Laden. Und dann noch eine!

Mama ist mir gefolgt und steht nun mit verschränkten Armen und einem Lächeln im Gesicht vor mir. „Liebe auf den ersten Blick, oder?“

Ich rolle langsam und mit gesenktem Kopf auf sie zu. „Aber die sind doch viel zu teuer“, flüstere ich.

„Qualität hat seinen Preis. Oma und Opa könnten einen Teil dazu beisteuern.“

Mir fallen tausend Rollschuhschrauben vom Herzen. Ich stürze Mama in die Arme. „Danke! Danke! Danke!“ Dann rolle ich wieder los. Mama lacht, als ich rufe: „Kann ich sie gleich anbehalten?“

 

Happy verlasse ich den Laden. Ein Kürkleid aus dem Sale war nun nicht mehr drin. Aber das ist nicht weiter schlimm. War sowieso eine behämmerte Idee. Ich kann doch nicht so overdressed auf der Bezi auftauchen. Nelly und Lou in Jeans und T-Shirt und ich in einem teuren Fummel?! Ein No-Go! Wir sind doch ein Team! Wir sind drei Rolling Angels! Nicht eine glamourös glitzernde Göttin und zwei Erzengel. Immerhin war noch genug Geld für eine Skate-Bag drin. Eine dreieckige Transporttasche, speziell für Skates, wünsche ich mir schon ewig. Sie ist roséfarben mit einem hellblauen und einem pinken Streifen. Und sie passt einfach perfekt zu meinen neuen Rollschuhen!

* * *

Nachmittags kommen Lou und Nelly.

„Heute kann es regnen, stürmen oder schneien …“, singen Lou und Nelly los, kaum dass ich die Tür geöffnet habe.

Lou hat sich einen roten Geburtstagshaarreif mit Happy-Birthday-Schriftzug in ihr kurzes dunkles Haar gesteckt. Nelly hat einen blauen Geburtstagshaarreif für ihre blonden Locken gewählt.

Ich pruste los. „Den Song gab es heute Morgen schon.“

„Wissen wir doch“, sagt Lou grinsend. „Das Lieblingslied deines Vaters.“

Sie stellen ihre Rucksäcke im Flur ab und umarmen mich nacheinander.

„Leute, ihr werdet umfallen, wenn ihr meine neuen Skates seht!“ Ich stelle meine neue Tasche auf den Tisch. Stolz öffne ich den Reißverschluss.

„Oh, du hast jetzt eine richtige Skate-Bag. Und die Rollschuhe sind wahnsinnig hübsch! Tolle Farbe!“ Lou nimmt einen Skate in die Hand und dreht ihn bewundernd hin und her. „Da kann man richtig neidisch werden.“

„Komm, deine Rollschuhe sind doch auch schön“, sagt Nelly.

„Ja, jetzt.“ Lou grinst. „Dank dir!“

Bei Lous alten gelben Skates sind ständig die Schrauben rausgefallen. Schließlich waren sie reif für die Mülltonne. Irreparabel. Darüber war Lou natürlich todunglücklich. Ihre Mutter hat dann einer Kollegin ein Paar Rollschuhe abgekauft. Der Sohn hatte die Skates von Verwandten geschenkt bekommen und nie getragen. Extrem günstig! Fast geschenkt!

„Aber ich will bunte oder weiße Rollschuhe! Mit denen laufe ich nicht rum“, hat Lou gezetert und drei Tage geheult. „Ich mag die schwarzen Biester nicht.“

„Entweder die oder du musst bis Weihnachten warten.“ Lous Mutter ließ sich nicht erweichen.

Nelly hat daraufhin einfach die pinken Schnürsenkel aus ihren pinken Skates und die schwarzen Schnürsenkel aus Lous Skates gezogen und getauscht. Dann hat sie mit einer speziellen Farbe eine hübsche Blume auf die schwarzen Stiefel gepinselt. „So, und jetzt krieg dich wieder ein“, sagte sie und wollte von Lous Katzenjammer nichts mehr hören. Nun sehen Lous Skates total stylish aus.

Nelly hat es einfach drauf. Ihre Mutter hat vor Nellys Geburt eine Schneiderlehre gemacht und ein paar Semester Modedesign studiert. Nun arbeitet sie zwar im Büro eines Handwerksbetriebs, hat aber ihren Sinn für Mode und ihre kreative Ader an Nelly vererbt. Nelly ist unser Fashion-Engel.

Nachdem meine Skates fachmännisch bewundert wurden, führe ich Lou und Nelly meine restlichen Geburtstagsgeschenke in meinem Zimmer vor.

„Das Rollerqueen-T-Shirt zieh ich gleich auf der Bezi an“, sage ich und halte es vor die Brust. „Super, oder?“

Lou und Nelly tauschen einen kurzen Blick, den ich nicht deuten kann.

„Was ist? Gefällt es euch nicht?“

„Doch, doch“, antwortet Nelly hastig.

„Ist cool. Aber ich habe eine Frage: Könnten wir jetzt endlich den Kuchen verdrücken?“ Lou lebt in ständiger Angst, schlagartig verhungern zu müssen.

Nelly und mich hält selbst ein knurrender Magen nicht vom Skaten ab. Für Lou sind regelmäßige Snackpausen überlebenswichtig. Oft lehnt sie kauend an der Bande der Rollerbahn, schaut uns zu und kommentiert: „Nelly, du musst das Bein höher strecken!“ Oder: „Echt super, Stella. Aber wenn du jetzt noch darauf achten würdest, dass deine Arme lang sind, sähe es noch besser aus!“ Wir nennen sie deswegen spaßeshalber unseren Coach-Engel.