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Moderne Märchen zum Lesen und Malen für Große und Kleine – lass dich überraschen.
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Veröffentlichungsjahr: 2020
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Danke
Liebe Ilse Otto, ohne deine tatkräftige Unterstützung würde es auch den zweiten Teil der Sternstunden nicht geben – ein dickes Danke an dich.
Danke auch dir, Gunnar, für deine Geduld und Hilfe.
Vorwort
Der vielleicht kleinste Kobold der Welt
Die Quelle der Wahrheit
Fines Dorf
Elsa entdeckt den Wald
Anna begegnet dem Sinn des Lebens
Anouk versteht
Die verwunschene Gasse
Nele und der uralte Baum
Der Käsekönig
Die vier und das neue Schlaraffenland
Im Schatten der Hexe
Pünktchen und Sonja machen einen Ausflug
Die kleine Henne Goakedi
Feuer im Wald
Küchenpolles Abenteuer
Wozu sind Kriege da
Liebe Leserin, lieber Leser,
erinnerst du dich noch an die Waldkuh Elsa? Möchtest du wissen, was sie alles im Wald erlebt? Und an Julia, die im Haus im Wald war – ob sie wohl inzwischen die verwunschene Gasse entdeckt hat?
Lass dich überraschen, auch wenn du einem kleinen frechen Kobold begegnest oder Fine begleitest, wenn sie die Quelle der Wahrheit sucht.
Ich wünsche dir viel Freude mit den neuen Märchen.
Deine
Eva Stern
Hmm – ihr Menschen seid schon merkwürdig. Was Blütenpollen sind, wisst ihr alle, aber wenn euch jemand fragt, was eine Küchenpolle ist, dann guckt ihr bloß komisch. Ich bin aber eine, und damit ihr eine Vorstellung von mir habt, beschreib ich mich einmal. Ich bin klein, etwa so wie euer Daumennagel. Mein Kopf mit den wunderschönen Haaren dran sieht aus wie eine Pusteblume. Ihr wisst schon, das, was vom Löwenzahn übrigbleibt. Das ist auch schon das Wichtigste. Mein Körper ist zart, auch meine Arme und Beine, dass ihr sagen würdet, ich sehe aus wie ein Strich in der Landschaft. Und das ist auch gut so, dass ich so leicht bin, denn das brauche ich für mein allerliebstes Hobby. Wie ihr euch bei meinem Namen ja unschwer vorstellen könnt, lebe ich in der Küche. Und für mich ist es das Allerallerschönste, wenn das Küchenfenster beim Kochen geöffnet ist und ich mich vom Wind auf den leckeren Düften durch die ganze Küche tragen lassen kann. Hin und her und immer wieder, Küchenpolle summt dann Lieder! Was für ein Spaß, damit könnte ich den ganzen Tag verbringen. Aber das geht natürlich nicht. Kobolde haben schließlich wichtige Aufgaben. Wie – das habt ihr auch nicht gewusst? Da habt ihr Computer, Autos, könnt zum Mond fliegen, aber von den wirklich wichtigen Dingen habt ihr keine Ahnung. Na gut, ich will euch auch das erklären. Die Menschen sind so oft unzufrieden mit ihrem Leben. Sie ächzen und stöhnen und beschweren sich: »Jeden Tag der gleiche Trott«, kriegt man zu hören, »morgens aufstehen, arbeiten gehen, abends fernsehen – jeden Tag dasselbe.« Die Menschen langweilen sich, haben gar keinen Blick mehr für das Besondere. Aber da komme ich ins Spiel! Die Küche ist ein wunderbares Arbeitsgebiet. Was glaubt ihr, was passiert, wenn ich da, wo sonst das Salz steht, den Zucker hinschiebe? Zimt und Curry sehen sich auch ganz schön ähnlich. Ich sage euch, das gibt völlig neue Geschmackserlebnisse. Und zu gerne kitzel ich euch Menschen beim Kochen in der Nase. Ihr denkt, es ist der Pfeffer, der euch so lustig niesen lässt? Falsch gedacht, das bin ich! Ich sorge schon dafür, dass euch nicht langweilig wird.
Aber einmal, da war ich wirklich in Gefahr. Was passiert ist, wollt ihr wissen? Na gut, ich erzähle es euch. Eines Tages, als ich wieder mal so ganz in meinem Element war und durch die Küche getobt bin, hatte ich auf einmal so einen verführerischen Duft in der Nase. Wo kam der wohl her? Mitten auf dem Küchentisch stand eine große Rührschüssel voller Pfannkuchenteig. Wie das duftete! Ich wusste, es ist gefährlich, aber ich konnte nicht widerstehen. Ich ließ mich auf dem Schüsselrand nieder, um wirklich nur ein ganz kleines bisschen zu naschen, ganz wenig nur, ich schwör, großes Pollenehrenwort! Aber da ist es auch schon passiert. Ich hing fest. Der leckere Pfannkuchenteig klebte in meinen Haaren. Sie standen nicht mehr ab in alle Himmelsrichtungen, federleicht, damit ich überhaupt fliegen kann. Nein, sie hingen klebrig und schwer herunter und hielten mich so in der Schüssel fest. Was sollte ich tun? Ich kam ja nicht weg, also blieb mir nur ein einziger Ausweg. Ich machte es mir so gemütlich wie möglich und fing an, langsam, aber sicher den ganzen Teig aus meinen Haaren zu schlecken. Puh, war das mühsam! Als ich endlich damit fertig war, war ich so satt, das könnt ihr euch gar nicht vorstellen. Ich konnte mich grade noch vom Schüsselrand auf den Küchentisch plumpsen und in eine dunkle Ecke wehen lassen. Dann habe ich erst mal geschlafen, sehr tief und sehr lange. Ihr merkt also, das Leben einer Küchenpolle kann ganz schön gefährlich sein. Ich könnte euch da auch noch mehr erzählen, aber davon später. Für heute ist die Geschichte von der Küchenpolle zu Ende. Tschüss!
Eine Landschaft wie gemalt. Grüne Hügel, große Waldgebiete, Kornfelder, Obstwiesen. Mitten in dieser Idylle liegt ein kleines Dorf. Es gibt dort viele Bauernhöfe, ein paar kleine Geschäfte, ein Café und eine Schule. Die meisten Menschen leben schon lange hier, fast alle sind hier geboren. So auch Fine. Jetzt grade liegt Fine hinter dem Haus im Garten, mitten auf der Wiese. Sie spürt die wärmenden Sonnenstrahlen auf der Haut, hat die Augen geschlossen und träumt.
Fine träumt von einer Welt, in der die Großen nicht mehr streiten und sich nicht mehr belügen. Grade haben die Eltern sich wieder angeschrien. Mama hat Papa gesagt, die neue Handtasche wäre ganz billig gewesen, aber Papa hat zufällig das Preisschild gesehen. Dafür hat er Mama erzählt, dass er noch arbeiten muss, sie hat aber gehört, wie er sich mit seinem Freund auf ein Bier verabredet hat. Schon gab es das größte Theater. Und ihr kleiner Bruder hat die Deutscharbeit versteckt und will nicht sagen, dass er eine Fünf hat.
Was ist bloß los mit der Welt, fragt sich Fine. Sie hält es einfach nicht mehr aus. Schnell springt sie auf und läuft zum Haus gegenüber. Da wohnt Tom, ihr bester Freund. Mit ihm kann sie über alles reden, und sie haben sich auch noch nie angelogen. Tom hält ihr die Tür auf, er hat sie schon durch das Fenster gesehen. »Was ist los, was machst du für ein Gesicht?«, fragt er die Freundin. »Komm, ich koche uns erst mal einen Kakao, das beruhigt die Nerven.« Während Tom den Kakao kocht, geht Fine schon weiter in sein Zimmer und macht es sich dort gemütlich. Kurze Zeit später reicht Tom ihr ihre bunte Lieblingstasse und setzt sich zu ihr. Fine redet sich alles von der Seele, was sie bedrückt, und Tom hört ihr aufmerksam zu. »Wenn ich doch nur etwas tun könnte, damit sich alle besser verstehen«, seufzt sie zum Schluss und schaut Tom an.
Tom überlegt einen Moment, und plötzlich ist er ganz aufgeregt.
