Verhängnisvolle Begierde - Eva Stern - E-Book

Verhängnisvolle Begierde E-Book

Eva Stern

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Beschreibung

Als die unscheinbare Henrietta den charismatischen Kunststudenten Ricardo kennenlernt, ändert sich ihr graues Dasein schlagartig. Er will erotische Bilder mit ihr fotografisch inszenieren und – inhaltlich fortsetzen! Henrietta willigt ein, Modell zu stehen und erfährt so zum ersten Mal in ihrem Leben zügellose Lust. Die Bilder werden immer gewagter und düsterer, aber für Ricardo ist sie zu allem bereit. Ihr wachsendes unnachgibiges Verlangen, sich endlich mit dem attraktiven Künstler zu vereinigen, soll jedoch erst im Zusammenhang mit dem geheimnisvollen letzten Bild gestillt werden. Doch was Ricardo verlangt, schockiert sie zutiefst. Ist sie bereit für ihn und seine Kunst dieses großes Opfer zu bringen, um etwas Einzigartiges und nie Dagewesenes zu inszenieren?

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Seitenzahl: 201

Veröffentlichungsjahr: 2013

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Eva Stern

Verhängnisvolle Begierde

– Erotik –

1. Auflage September 2012

Titelbild: © iStockphoto/Gremlin

©opyright 2012 by U-Line & Eva Stern

Lektorat: Franziska Köhler

Satz: nimatypografik

Druck & Bindung: AALEXX Buchproduktion GmbH

www.aalexx.de

ISBN: 978-3-939239-87-1

Alle Rechte vorbehalten. Ein Nachdruck oder

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DUNKELKAMMER

eine Edition des

Ubooks-Verlag

U-line UG (haftungsbeschränkt)

Neudorf 6 | 64756 Mossautal

www.u-line-verlag.de

Inhalt

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

1. Kapitel

Mit einem tiefen Stoßseufzer ließ sich Henrietta auf den heruntergeklappten Deckel der Kloschüssel sinken.

Sie hatte es tatsächlich geschafft! Zum ersten Mal war sie standhaft geblieben. Heute würde sienichtlänger arbeiten. Sollte doch mal jemand anderes bis spät in die Nacht durchschuften.

Geheimnisvoll lächelnd war sie an den Kolleginnen vorbeigeschritten, hatte ihnen ein schönes Wochenende gewünscht und die Firma pünktlich verlassen. Das Getuschel hinter ihrem Rücken hatte sie deutlich mitbekommen.

«Das ich nicht lache ... Die und ein Date ... so verklemmt wie die ist!»

Die gemeinen Worte hatten wehgetan. Am meisten jedoch schmerzte die Tatsache, dass die anderen recht hatten. Natürlich hatte sie kein Date. Sie wurde von der Männerwelt ja überhaupt nicht wahrgenommen.

Frustriert verließ Henrietta die Toilettenkabine und betrachtete im Waschraum ihr verhasstes Spiegelbild. Bei ihrem Gesicht hatte sie immer den Eindruck, einzelne Partien seien willkürlich und völlig unpassend zusammengewürfelt worden. Da war zunächst ihre schmale Nase, die zwar vortrefflich in ein zartes Gesicht gepasst hätte, zwischen ihren puttenhaften Pausbäckchen jedoch völlig deplatziert wirkte. Und dann diese wulstigen Lippen … Sie lenkten den Blick gnadenlos von ihren eigentlich recht hübschen blauen Augen ab, die von den fleischigen Wangen sowieso schon viel zu weit in den Hintergrund gedrängt wurden.

Henrietta konnte nicht verstehen, dass es Menschen gab, die solche aufgedunsenen Lippen auch noch sinnlich ­fanden.

Konnte sie die Form von Nase und Lippen ihren Genen zuschreiben, für die sie keine Verantwortung trug, so waren­ die allzu weichen Konturen ihres Gesichtes doch ausschließlich etlichen überflüssigen Pfunden anzurechnen. Magisch wurde Henriettas Blick jedes Mal exakt auf die Stelle unter ihrem Kinn gelenkt, an der sich bei geneigtem Kopf eine kleine Wulst bildete.

Ein Doppelkinn! Ihr Kopf stützte sich zu allem Überfluss auch noch auf ein mächtiges Koppelkinn!

Wie zur Krönung des Ganzen hatte die Natur ihr auch noch kraftloses, viel zu weiches Haar zugedacht, das so schlaff an ihrem Kopf herabhing, dass es kaum in der Lage war, ihre kleinen eng anliegenden Ohren zu bedecken. Die Tatsache, dass es in einem goldigen Blond leuchtete, konnte da auch nichts mehr wettmachen.

Das Haar ist der schönste Schmuck der Frau.

Wo hatte sie diese dumme Behauptung nur gelesen?

Egal, Henrietta vertraute ihren «Schmuck» meist einem einfachen Haargummi an, das es schlicht in ihrem Nacken zusammenhielt.

Doch Henriettas Unzufriedenheit beschränkte sich nicht allein auf Gesicht und Haare; wenn sie den Blick etwas senkte, so konfrontierte der großflächige Spiegel über dem Waschbecken sie gnadenlos mit der eigenen Körperfülle. Ihre Brüste für sich genommen waren gar nicht mal so übel ... zwei große Männerhände voll – wäre da nur nicht dieser dicke Bauch!

Sollten sich, aus welchen Gründen auch immer, doch einmal die Blicke eines Mannes zu ihr verirren, so mussten sie doch unweigerlich an ihren Speckröllchen hängen bleiben. An ihrem Bauch oder dem, zumindest in Henriettas Augen, viel zu fetten Hintern. Es war zum Heulen. Zum Heulen, aber nicht zu ändern. Henrietta konnte all die Diäten gar nicht mehr zählen. Früher oder später hatte sie jedes Mal aufgegeben und ihren Frust mit einer Fressattacke bekämpft.

Niedergeschlagen wandte sie den Blick ab und trat auf die Tür zu. Und was sollte sie jetzt mit ihrer freien Zeit an­fangen?

Nach Verlassen der Firma war sie erst etwas ziellos durch die Stadt gelaufen, um dann kurz entschlossen das vor ihr auftauchende Museum zu betreten. Sie hatte befürchtet, dass ihr eine Kollegin folgen würde, um zu überprüfen, ob an dem Date etwas dran wäre. Nun, sie hatte eben eine ­Verabredung in diesem Museum!

Hierhinein würde ihr sicher keines dieser oberflächlichen Modepüppchen folgen. Da ihr nichts Besseres einfiel und sie den Eintrittspreis ohnehin schon entrichtet hatte, beschloss Henrietta, gleich da zu bleiben und sich die Gemäldegalerie anzuschauen. Es war eine Wanderausstellung: «Sinnliche Reise durch die Jahrhunderte».

Na ja, wenn sie die Nächte schon einsam verbringen musste,­ konnte sie sich hier vielleicht ein paar Bilder zum Weiterträumen abspeichern.

Irgendwann hatte Henrietta damit begonnen, sich in andereFrauen hineinzuversetzen. Anfangs waren es besonders schöneFrauen gewesen, die sie auf der Straße oder in Geschäften gesehen hatte. Bald schon suchte sie gezielt nach aufreizend gekleideten Geschlechtsgenossinnen, nach Frauen, die sich gerne auch etwas schamlos gebärdeten. Henrietta prägte sich die Bilder dieser Frauen ganz genau ein, um sie abends im Bett genüsslich wieder hervorzuholen, in ihre Körper zu schlüpfen und sich allen möglichen Ausschweifungen hinzugeben.

Einmal war sie in einem Sexshop gewesen, um sich erotische Magazine zu besorgen, doch da traute sie sich nicht mehr hin. Sie wollte sich lediglich Magazine kaufen, Magazine zum Träumen – und keinen Vibrator!

«Wer braucht schon einen Mann, wenn es so erregendes Spielzeug gibt. Jederzeit verfügbar und ansonsten völlig anspruchslos!»Die Verkäuferin hatte sie mit einem wissenden, verständnisvollen Lächeln betrachtet.

Verdammt, sah ihr denn schon jeder an, dass sie die Nächte­ einsam verbrachte? Dass es keinen Mann in ihrem Leben gab – noch nie gegeben hatte?

Aber so war es nun einmal. Ihr Liebesleben würde sich für alle Zeit in wilden Träumen erschöpfen, bei denen sie sich selbst befriedigte. Im Dunkeln versteht sich, damit die Illusion erhalten blieb.

Entschlossen öffnete sie die Tür des Toilettenraumes, um mit ihrem Rundgang zu beginnen.

Als Henrietta den ersten Ausstellungsraum betrat, war sie überrascht von der wohligen Atmosphäre, die ihr hier entgegenschlug. Sie hatte das Gefühl, in eine ganz eigene Welt eingedrungen zu sein. Eine Welt jenseits von Hektik und Lärm. Eine Welt der Sinne.

Der Raum war menschenleer. Niemand war da, der sie heimlich anstarren würde, um sich über sie lustig zu machen. Henrietta konnte sich ganz ungezwungen der Betrachtung all der sinnlichen Exponate hingeben.

Überwiegend waren üppige Frauen abgebildet, die sich mehr oder weniger nackt, ganz ungeniert in der Natur aufhielten und eindeutig dem Müßiggang frönten. Auf einem Bild tanzten drei junge Grazien lediglich in transparente ­Tücher gehüllt unter blühenden Bäumen, während ein ­junger Mann sich völlig unbeeindruckt einem Zweig zuwandte. Ein kleines Schildchen unter dem Bild nannte ihr den Künstler: Sandro Botticelli.

Auch das nächste Bild war diesem Künstler zuzuordnen:Die Geburt der Venus, wer kannte nicht diese hinreißende, in der Muschel stehende Schönheit.

Das Kribbeln in Henriettas Bauch hatte sich ganz plötzlich eingestellt. Sie war gerade in ein emotionsgeladenes Bildnis von Tizian vertieft, als dieses seltsame Gefühl eingesetzt hatte. Sie empfand beinahe so, wie in einer ihrer Fantasien, in denen sie sich im verführerischen Körper einer anderen den lüsternen Blicken fremder Männer aussetzte.

War es die Wirkung der künstlerischen Darstellung?

Erstmals hatte sie eine gewisse Dynamik in einem der Bilder wahrgenommen. Kein Müßiggang, sondern Verlangen – oder war es Verzweiflung? Die Angst, verlassen zu werden?

Auf jeden Fall eine aufgebrachte Frau, die sich besitzergreifend an den geliebten Mann klammert, der offensichtlich gerade im Begriff war, sie zu verlassen.

Die Frau war nackt. Natürlich.

Henrietta war gerade in den Körper der sich Festklammernden geschlüpft und malte sich genüsslich aus, was sie alles tun würde, um ihn weiterhin an sich zu binden, als die dunkle Stimme eines Mannes leise in ihr Ohr drang.

Henrietta hatte sein Kommen überhaupt nicht bemerkt und so zuckte sie erschrocken zusammen, als der Fremde so plötzlich direkt hinter ihr stand.

«Entschuldigen Sie bitte, ich wollte Sie keinesfalls erschrecken. Es tut mir wirklich leid, aber ich dachte, da Sie sich so intensiv mit diesem Bild befassen, würden Sie vielleicht gern etwas mehr überVenus und Adoniserfahren.»

Verwirrt starrte Henrietta den jungen Mann an.

In der Gestalt der Venus hatte sie soeben ihre Hand unter das Gewand des Adonis geschoben und hielt dessen weiches Glied fest umklammert; bereit, ihm auf vielfältige, lustvolle Weise zu ansehnlicher Größe zu verhelfen, als sie plötzlich aus ihren Gedanken gerissen worden war.

Im ersten Moment hatte sie geglaubt, ihre Fantasie wäre wahr geworden. Die Ähnlichkeit der beiden Männer war einfach verblüffend.

Beide hatten dieses dunkle, lockige Haar, das kurz geschnit­ten das grazile Antlitz ihres Besitzers umschmeichelte; die gleichen braunen Augen, die ihr Gegenüber mit ähnlich sanftem Blick betrachteten, und wie Adonis so zierte auch diesen jungen Mann eine schmale, geradezu aristokratisch wirkende Nase, die sich über einem ebenso vollen, wie sinnlichen Mund erhaben hervortat. Ja selbst das niedliche Grübchen im Kinn des Adonis fand sich an gleicher Stelle auch bei diesem Jüngling wieder.

Er hieß Ricardo Martella und war, wie er ihr sogleich eröffnete, Kunststudent. An den Wochenenden jobbte er als Aufsicht in diesem Museum.

Während der junge Mann all sein Wissen bezüglich Tizian,dem besagten Bild und der italienischen Renaissance im Allgemeinen in einem nicht enden wollenden Redeschwall vor Henrietta ausbreitete, gab diese sich erneut ihren erotischenFantasien hin.

Es war für sie eine völlig neue Erfahrung, es in der Anwesenheit eines anderen Menschen, eines Mannes zu tun. Noch dazu eines so attraktiven Mannes. Seine Nähe erregte sie maßlos, wenngleich sie sich natürlich völlig darüber im Klaren war, dasssieihm lediglich als kurzweilige Unterbrechung des öden, von Langeweile geprägten Nachmittags diente.

Als Frau würde er sie jedenfalls nicht wahrnehmen, so sehr Henrietta es sich im Geheimen auch wünschte. Da ­dieser Mann offenbar die Absicht hatte, sein umfangreiches, künstlerisches Wissen lückenlos an sie weiterzugeben, genoss sie einfach seine Nähe und vertiefte sich abermals in die Person der verliebten Venus.

Adonis hatte seine Pläne mittlerweile geändert und gab sich nur allzu bereitwillig den Verlockungen der Venus hin.

Ein wohliges Knurren entschlüpfte seinen Lippen, als sie ihre Zungenspitze lustvoll um seine Eichel kreisen ließ. Während ihre Rechte noch immer den Schaft des mittlerweile stahlharten Schwanzes rieb, knetete ihre Linke zu Adonis’ Ergötzen liebevoll seine Hoden.

Auf beiden Seiten steigerte sich das Verlangen immer drängender und als Adonis Venus’ Kopf packte, um seinen Schwanz tiefer in ihren Mund zu stoßen, ließ sie ihn voller Wonne und nur allzu bereitwillig zwischen ihre Lippen gleiten. Lustvoll und begierig saugte sie das pralle Glied. Ganz so, als hinge ihr Überleben davon ab.

Wieder und wieder ließ sie zwischendurch ihre eifrige Zunge­ den Schaft des bebenden Schwanzes abmessen, um aus einer übermütigen Laune heraus plötzlich noch ein Stückchen weiter hinabzugleiten, wo sie mit einem gleichermaßen sanften, wie auch bestimmenden Happs den ganzen Hodensack des Jünglings komplett in ihrem Mund verschwinden ließ.

Ganz zärtlich schob ihre raue Zunge die empfindlichen Kugeln in diesem besonderen Verließ hin und her, presste sie sanft gegen den Gaumen, ließ sie sodann wieder frei, um sie im nächsten Augenblick erneut dieser lustvoll, quälenden Tortur auszusetzen.

Venus ließ erst wieder von ihnen ab, nachdem sie auch mit den unnachgiebigen Reihen ihrer kräftigen Zähne Bekanntschaft ­gemacht hatten. Das bis ins Maßlose gesteigerte, wilde Begehren des Mannes brach sogleich gewaltsam über die junge Frau herein, kaum dass sein pulsierender Phallus wieder uneingeschränkte ­Bewegungsfreiheit erlangt hatte.

Wie von Sinnen stieß Adonis sein Gemächt wieder und wieder in die dargebotene Öffnung. Viel zu klein schien die Höhle, an deren­ Ende seine Spitze mit jedem Stoß fester gegen den Gaumen stieß – so lange, bis sein schäumender Saft in einem harten Strahl hervorgeschossen kam, sich über ihren Gaumen und ihre Zunge ergoss, um seinen vorgeschriebenen Weg im gierigen Schlund der lüsternen Venus zu vollenden.

Angestachelt von diesem zügellosen Gebaren hatte auch Henriettas Körper den Tau der Lust in immer neuen Schüben hervorquellen lassen. Jeder Anprall gegen den Gaumen der Venus ließ ihre Möse schwelgerisch überlaufen. Als der Saft des Jünglings sich endlich in ihrem Mund entlud, gab es auch in Henriettas Höschen kaum noch eine trockene Stelle.

Der unergründliche Blick des Studenten riss Henrietta aus ihrem Wachtraum und zurück in die Realität. Er hatte aufgehört zu reden. Der letzte Laut, den sie vernommen hatte, war ein inbrünstig hervorgestoßenes, lustvolles Stöhnen gewesen.

Oh Gott! War sie das etwa selber gewesen? Sie hatte sich so tief in ihre Fantasie fallen lassen, dass sie den jungen Mann völlig vergessen hatte. Normalerweise gab sie sich solchen «Gestaltwandlungen» nur hin, wenn sie allein war.

Die Erkenntnis, dass Ricardo sie die ganze Zeit beobachtet hatte, trieb ihr die Schamesröte ins Gesicht.

Raus hier! So schnell wie möglich fort und nie mehr wieder­kommen!

Hektisch wandte sie sich der Tür zu, um mit eiligen Schritten davonzustürmen, doch die anziehende Stimme des ­Studenten hielt sie im letzten Augenblick zurück.

«Bitte warte!» Mit ausholenden Schritten und entrücktem Blick lief er hastig auf Henrietta zu, umfasste mit beiden Händen ihre Schultern und sprach mit beschwörenden Worten eindringlich auf die Frau ein. «Bitte warte! Geh nicht! Zur Scham gibt es nicht den geringsten Grund. Wie du dich in dieses Bild hast fallen lassen ... Noch nie habe ich erlebt, das sich jemand so tief und intensiv in eine Figur hat hineinversetzen können. Als spräche Venus selbst aus dir. Ja, sie verzehrte sich wohl sehr nach diesem Adonis... Du solltest dir die Ausstellung weiter anschauen, sie scheint allein für dich gemacht zu sein. Diese Sinnlichkeit, die der Künstler zum Ausdruck bringen wollte, hat noch keine Frau zuvor so erschöpfend aufgenommen.»

Der flehende Blick aus seinen dunklen, wie im Fieber glänzenden Augen durchfuhr Henrietta wie ein glühendes Schwert. Der Druck seiner Hände, sein heißer Atem, der ihr entgegenschlug, gepaart mit dem berückendem Duft seines Aftershaves raubten ihr beinahe die Sinne.

Fast hätte sie sich ergeben in seine Arme sinken lassen, als im letzten Moment doch noch die Stimme der Vernunft zur Flucht mahnte. Mit einer kraftvollen, für den Studenten überraschenden Drehung entwand sich Henrietta Ricardos Händen und stürzte hektisch hinaus.

Wie blöd war sie eigentlich? Der Typ machte sich einen Spaß daraus, sie zu verarschen! Beinahe wäre sie ihm auf den Leim gegangen, beinahe!

Als spräche Venus selbst aus dir.Schwülstiger ging’s wohl nicht.

Sie wusste ja, dass sie ein hässliches Entlein war, warum mussten Typen wie er auch noch grausame Spielchen mit ihr treiben?

Schluchzend stürmte sie den Flur entlang und dem Ausgang zu. Verzweifelt versuchte Henrietta, den jungen Mann aus ihrem Bewusstsein zu verbannen, doch seine beschwörende Stimme sollte sie noch bis nach Hause verfolgen.

«Komm wieder! Ich bitte dich aus tiefstem Herzen: Komm wieder!»

In ihrem kleinen Apartment angelangt musste Henrietta erst einmal wieder ihre Fassung zurückgewinnen, doch der schwere Wein, den sie nun trank, war nicht unbedingt ­geeignet, ihr aufgewühltes Gemüt wieder in ruhigere Bahnen zu lenken. Die ersten Gläser hatte sie so hastig hinuntergestürzt, dass seine Wirkung erst einsetzen konnte, als die Flasche bereits bis zur Neige geleert war.

Adonis ... Ricardo ... Ihr Geist im Körper der Venus ... Verlangen ... Lust ... enthemmte, überschäumende Lust! Allein und unbeobachtet, berauscht vom Wein und den unverarbeiteten Eindrücken der letzten Stunde fiel plötzlich jegliche Scham von Henrietta ab.

Sie war die Venus!

Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie das Verlangen, dem eigenen wollüstigen Treiben im Spiegel zuzuschauen. Rasch zerrte sie die biederen Kleidungsstücke von ihrem erhitzten Körper, schleuderte den durchnässten Slip in die Ecke und löste hektisch das Haarband. Mit lüsternen Blicken konnte sie ihren nackten Leib nun eingehend in Augenschein nehmen.

Den Hals abwärtswandernd verharrte Henriettas Blick an den aufgerichteten Spitzen ihrer üppigen Brüste. Genüsslich ließ sie ihre Mittelfinger langsam und beharrlich um die harten Knospen kreisen. Immer dichter kamen sie dabei den erwartungsfrohen Zentren. Berührten sie erst sachte und rieben ihre nimmersatten Nippel bald immer fester und gieriger.

Hemmungslos drängte Henriettas Stöhnen immer unbeherrschter aus ihrer Kehle, während sie die aufgerichteten Brustwarzen zwischen Daumen, Zeige- und Mittelfinger zwirbelte oder sie mit ihren scharfen Fingernägeln bearbeitete.

… Meine Titten!

Es stimulierte Henrietta enorm, vulgäre Ausdrücke zu denken und mehr noch, sie gar auszusprechen: Geil ... Titten ... Möse ... ficken ... lecken ... Schwanz ... lutschen ...

«Schwanz lutschen» gehörte eindeutig zu ihren absoluten Favoriten.

«Ricardo ... leck mich! Fick mich! Lass mich deinen Schwanz lutschen ... lutschen ... lutschen!»

Voller Verlangen ließ sie ihre Zunge schneller und schneller hervorschnellen. Züngelte mit ihrer Spitze lustvoll über die Lippen hinweg und leckte ausgiebig den imaginären, formvollendeten Schwanz des heißblütigen Adonis-Ricardo!

Das verräterische Glitzern auf den Innenseiten ihrer Schenkel zog Henriettas Aufmerksamkeit alsbald auf das weibliche Pendant in ihrer Körpermitte. Gierig verlangte ihre Möse längst gleichermaßen nach Befriedigung. Wie ein stummer Schrei nach Erfüllung erschien Henrietta der sich in kleinen, nicht enden wollenden Schüben über die weiße Haut ergießende Nektar.

Ja, du gefräßiger Schlund, es wird mir ein Vergnügen sein, deinen­ Heißhunger zu stillen!

Um die Fütterung auch uneingeschränkt mit ansehen zu können, ließ Henrietta sich so dicht wie möglich vor der Spiegeltür ihres Kleiderschrankes nieder, spreizte die angewinkelten Beine so weit es ihr möglich war und gab sich beinahe andächtig der ausgiebigen Betrachtung ihrer weiblichsten Körperstelle hin. Das Licht der Schlafzimmerlampe setzte den eingefangenen Frauenakt zu Henriettas Zufriedenheit vortrefflich in Szene.

Die aus unzähligen Nächten vertrauten Furchen der pral­len Schamlippen leuchteten ihr nun erstmals in einem ­satten Rot entgegen. Die kleine Kugel am vorderen Ende, diese kleine, so viel Lust spendende Perle, erstrahlte im Licht der Lampe in ihrer ganzen Schönheit.

Ohne ihre Möse aus den Augen zu lassen, versenkte Henrietta Mittel- und Zeigefinger ihrer linken Hand genüsslich in die Tiefen dieser Lustgrotte. Ein paar kräftige Stöße … ein dritter … vierter Finger verstärkten die Gier ihrer Möse nur noch weiter.

Mit immer schnelleren, heftigeren Stößen rammte Henrietta ihre Hand jetzt zwischen die glitschigen Lippen ihrer bebenden Spalte. Die schmatzenden Geräusche erklangen dabei wie aufpeitschende Musik in ihren Ohren!

«Adonis – Ricardo! Nehmt mich!»

Die Erinnerung an das zurückliegende Zusammentreffen mit diesem Adonis der Gegenwart war noch so frisch und präsent, dass Henrietta den festen Griff seiner Hände noch immer zu spüren glaubte. Sein herber, männlicher Duft hatte sich so tief in ihrem Gedächtnis verankert, dass sie sich sicher war, ihn bis zum Ende aller Tage mit sich herumzutragen.

Ein Lichtreflex lenkte ihren Blick auf den Fußboden. Die nicht versiegende Quelle ihres Liebestaus hatte bereits eine ausgedehnte Pfütze darauf hinterlassen, deren Anblick Henrietta sowohl mit Verwunderung als auch mit Befriedigung erkannte.

Bei den lustvollen Spielen in ihrem Bett hatte das Laken solche Spuren stets rückstandslos aufgesaugt. Lediglich eine feuchte Stelle war später Zeuge ihres Treibens gewesen. Die anregende Wirkung des Weines beflügelte Henriettas ­Fantasie auf nie da gewesene Weise.

Nicht ein Adonis – nein!

Mit beiden wollte sie sich in die Fluten der ausgeschwemmten Lust stürzen.

Adonis und Venus und Adonis!

Ricardo ... Venus … Adonis!

Sie war die Venus!

Venus, die zu einem erotischen Reigen lockte – wild und ekstatisch.

Begehrlich glitten ihre Finger immer zügelloser über ­ihren lüsternen Körper hinweg, bis sie in Form zweier draller Schwänze ihre erwartungsfreudigen Lippenpaare mit einem kräftigen Stoß auseinander drückten. Im Rhythmus der Leidenschaft drangen beide gleichzeitig in die Nässe der so unterschiedlichen Höhlen vor; ausdauernd und ­unnachgiebig vollzogen sie das uralte Spiel und verharrten nicht eher, bis alle völlig entkräftet im Garten der Lüste niedersanken.

2. Kapitel

Orientierungslos hob Henrietta den Kopf, als sie Stunden später aus ihrem Rausch erwachte. Ein heftiger Schmerz ließ sie jedoch sogleich wieder zurücksinken.

Warum lag sie auf dem Fußboden? Nackt – vor dem Spiegel?

Welcher Tag war heute? War es morgens ... abends ...?

Die Erinnerung setzte nur langsam und keinesfalls vollständig wieder ein. Das vorgetäuschte Date ... das Museum ... Venus und Adonis ... Ricardo!

Die Erinnerung an den Vorfall im Museum trieb Henrietta augenblicklich die Schamesröte ins Gesicht. Doch auch in ihrem Unterleib blieb der Gedanke an Ricardo nicht folgenlos. Eine regelrechte Feuerwalze rollte durch ihren matten Körper und ließ die erloschene Glut im Nu wieder aufglimmen. Ricardo!

Sie hatte Wein getrunken. Viel Wein. Ihre Kopfschmerzen und die leere Flasche führten zu der Erkenntnis, dass sie eindeutigzuviel Wein getrunken hatte.

Henrietta konnte sich noch lustvoller Gedankenspiele entsinnen. Die anschließende Orgie blieb ihr jedoch in ihren­ Einzelheiten verschlossen. Nun – der eingetrocknete Fleck vor dem Spiegel, ihr klebriger Körper und ein unverkennbarer Geruch ließen genügend Spielraum für mögliche Szenarien.

Henrietta blieb noch eine Weile liegen, ehe sie vorsichtig aufstand und auf wackligen Füßen ins Badezimmer wankte. Schnell eine Kopfschmerztablette eingeworfen und dann eine ausgiebige Dusche.

Henrietta war froh, dass sie an diesem Tag nicht zur Arbeit musste. Ein starker Kaffee, in aller Ruhe und ohne Eile genossen, erwies sich als reines Lebenselixier. Danach kroch sie in ihr unberührtes Bett, um noch ein Weilchen auszuruhen, doch schon nach kurzer Zeit war sie wieder eingeschlummert.

Als sie ein weiteres Mal erwachte, fühlte Henrietta sich wieder vollständig nüchtern und angenehm erfrischt. Endlich glaubte sie sich in der Lage, die Ereignisse im Museum objektiv und ohne verklärende Gefühlswallungen überdenken zu können, doch die heraufbeschworene Gestalt Ricardos hatte ihre Emotionen fester im Griff, als Henrietta sich das eingestehen wollte.

Komm wieder!

Was hatte er in ihr gesehen?

Mag ja sein, dass er sie zunächst nur aus purer Langeweile angesprochen hatte. Dass sie zu Beginn tatsächlich nur eine Projektionsfläche für sein Fachwissen gewesen war ...

Ich bitte dich aus tiefstem Herzen: Komm wieder!

Der Blick, mit dem er sie angeschaut hatte, als ihr dieser verräterische, lustvolle Laut entschlüpft war ... Hatte sie tatsächlich gestöhnt?

Komm wieder!

Hatte er sich über sie lustig gemacht?

Nein!

Das was sie in seinem Gesichtsausdruck gesehen hatte war Verzückung gewesen. Überraschung und Verzückung. Vielleicht auch eine Spur Erregung, auf jeden Fall und da war sich Henrietta ganz sicher: Bewunderung!

Wenn sie sich die Modelle der Maler vergangener Zeiten vorstellte, so waren sie doch allesamt von eher kräftiger Statur – so wie sie. Auch zierte sie fast ausnahmslos das gleiche feine Haar, wie auch Henrietta es besaß, wenngleich man in der heutigen Zeit einer kräftigen Mähne den Vorzug gab.

Das von aller Welt bewunderte Bildnis der «Mona Lisa», wurde von Henrietta plötzlich mit ganz anderen Augen gesehen. Schönheit war relativ und sie, Henrietta war schlicht und ergreifend im falschen Jahrhundert geboren worden. Ricardo hatte es erkannt.

Er, der sich ausgiebig mit den Schönheitsvorstellungen vergangener Zeiten auskannte, hatte seine ganz eigene Ideal­vorstellung. Doch nicht allein die Äußerlichkeiten, nein, auch und vor Allem war es offensichtlich ihre Fähigkeit gewesen, sich in die Protagonistin des Gemäldes hineinzuversetzen.

Er hatte die Venus in ihr erkannt.

Ein Blick auf den Wecker verriet Henrietta, dass es Samstag,­ ein Uhr mittags war. Perfekt. Sie konnte sich in aller Ruhe und mit der gebotenen Sorgfalt zurechtmachen, bevor sie Ricardos Wunsch entsprechen und zu ihm zurückkehren würde.

Als Henrietta das imposante Portal durchschritt, strömten gerade etliche Besucher dem Ausgang zu. Eine größere Gruppe­ war offenbar im Begriff, das Museum zu verlassen, doch Henriettas Erleichterung darüber, sollte nur von kurzer Dauer sein. Mit klopfendem Herzen hatte sie zunächst den bereits vertrauten Ausstellungsraum betreten und als von Ricardo kein Spur zu sehen war, auch alle anderen durchschritten, aber in keinem der Räume konnte sie den jungen Kunststudenten entdecken.

Enttäuscht wandte sie sich den großflächigen Gemälden zu, deren Lebendigkeit und Dynamik weitaus mehr Zuwendung verdient hatten, als Henrietta in diesem Moment zu geben bereit war. Weit mehr als die Werke der Renaissance waren die bewegenden, sinnlichen Bilder des Barock dazu geeignet, ihre Fantasie zu beflügeln, doch ohne die Anwesenheit Ricardos, waren es für Henrietta nur kunstvolle Pinselstriche.

Sie wollte sich gerade resigniert abwenden, um das Museum zu verlassen, als seine Stimme plötzlich aus dem Nebenraum zu ihr herüberdrang.

Ricardo!

Aufgeregt wollte sie zu ihm hinübereilen, als er auch schon lächelnd in der Türöffnung erschien. Ein paar Besucher hatten sich an seine Fersen geheftet und lauschten aufmerksam seinen kurzweiligen Ausführungen.

«... Peter Paul Rubens, sicherlich einer der berühmtesten Künstler des siebzehnten Jahrhunderts. Wer verknüpft seinen Namennichtsofort mit der Darstellung üppiger Frauenkörper, voller Sinnlichkeit? Auf der rechten Seite sehen Sie zunächst eines seiner bekanntesten Werke. Diedrei Grazienentstanden erst wenige Jahre vor seinem Tod. Sie dürften in erwähnter Hinsicht sicherlich symbolisch sein ...»

Henrietta mischte sich kurzerhand unter Ricardos Anhängerschaft. Hatte er sie bemerkt?