Stimmen vom Fliegenbein - Christa Lehny - E-Book

Stimmen vom Fliegenbein E-Book

Christa Lehny

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Beschreibung

Marcus erleidet als kleines Kind bei seinem Opa ein Trauma, welches seine kleine Seele nicht verarbeiten kann. Nach Jahren im Waisenhaus, darf er zur Pflegemutter Annika. Dort verbringt er eine glückliche Zeit, bis das er erwachsen und selbstständig ist. Eines Tages geschehen in der nahen Umgebung mehrere Morde, die erst aufhören, als ein kleiner Junge vom Spielplatz verschwindet.

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Seitenzahl: 119

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Inhalt

Impressum 2

Song 3

Kapitel 1 4

Kapitel 2 8

Kapitel 3 17

Kapitel 4 27

Kapitel 5 39

Kapitel 6 49

Kapitel 7 58

Kapitel 8 69

Kapitel 9 78

Kapitel 10 87

Impressum

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fernsehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger, elektronische Datenträger und auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten.

Für den Inhalt und die Korrektur zeichnet der Autor verantwortlich.

© 2022 united p. c. Verlag

ISBN Printausgabe: 978-3-7103-5497-7

ISBN e-book: 978-3-7103-5509-7

Lektorat: Susanne Schilp

Umschlagfoto: www.pixabay.com

Umschlaggestaltung, Layout & Satz:united p. c. Verlag

www.united-pc.eu

Song

Song, - von „ If you `re going to San Francisco,

geschrieben von John Phillips

Interpret : , Scott McKenzie

Kapitel 1

Das 4000 Seelen Dorf ist umgeben von Wiesen und Feldern. Die Kirche und die vielen kleinen Häuser fügen sich harmonisch zwischen den Bauernhöfen ein. Der Sportplatz mit dem dazugehörigen Vereinshaus besteht erst seit ein paar Jahren, doch junge Leute sieht man nicht. Ältere Männer, Frauen und Kinder, sind mit den täglichen Arbeiten auf den Höfen und Feldern beschäftigt. Hin und wieder hört man Rindviecher und Schweine. Hühner laufen gackernd umher und Hunde verteidigen laut bellend ihr Revier, wenn sich jemand, der nicht zu ihrem Rudel gehört, dem Haus nähert. Es ist zwar Leben im Dorf, doch bekommt man den Eindruck, dass es ein Sonntag oder Feiertag sein muss und sich das sonst so bunte und geräuschvollere Treiben in die Häuser zurückzieht. Am Dorfausgang befindet sich ein großes Gebäude, es sieht aus wie eine Schule. Es hat hohe Fenster und einen breiten Eingangsbereich, den man über fünf Steinstufen erreicht. Auf dem Podest vor den beiden Flügeltüren wachen zwei steinerne Löwen. Zu dem Haus gehört ein großes Grundstück, welches einen parkähnlichen Eindruck erweckt, mit den vielen älteren, hohen Bäumen, den schönen Hortensiensträuchern und weiteren blühenden Hecken. Mit Holzbalken ist ein großes Viereck abgeteilt und mit Sand gefüllt. Eine kleine Schaufel und Schubkarre liegen mittendrin. An ein paar Bäumen mit starken Ästen hängen Seile. Kinder verschiedener Altersstufen hangeln sich lachend, einmal Schwung holend, daran und lassen sich hin und her pendeln. Die Kinder werden beaufsichtigt von vier Ordensschwestern, die zwischendurch auch schon mal als Schlichterinnen einige Raufereien besänftigen müssen. Eine helle Glocke ertönt und die Kinder beenden ihre Spiele. Laut wird noch einiges unter den Spielkameraden geklärt, doch sie gehen zu der festgelegten Sammelstelle, um sich paarweise aufzustellen. Die Schwestern zählen die Kinder ab und dann gehen sie gemeinsam ins Haus. Es ist ein schöner sonniger Tag, jedoch scheint die Sonne nicht hell und klar vom Himmel. Die Luft ist mit Nebelschwaden durchzogen und es riecht nach Rauch, es ist das Jahr 1942 - .

Dem Dorf nähert sich ein Sanitätsfahrzeug der Wehrmacht, gekennzeichnet mit einem roten Kreuz auf dem Dach und an den beiden Seitentüren. Schnell erreicht der Wagen die Ortschaft, durchquert sie und bleibt vor einem Haus, fast am Ende der Dorfstraße, stehen. Eine junge Frau in Schwesterntracht steigt aus dem Fahrzeug. Auf ihrem Arm trägt sie ein kleines Kind. Sie beugt sich ein wenig in das Fahrzeug und greift nach einem kleinen Koffer. Der Fahrer bleibt im Auto sitzen und lässt den Motor weiterlaufen. Ein alter Mann hat bereits die Haustür geöffnet und geht der Frau durch den Vorgarten entgegen: „Hallo Sophie”, begrüßt er sie und nimmt ihr den Koffer ab. „Hallo Vati”, mit weinerlicher Stimme antwortet sie dem Mann. Sie übergibt ihrem Vater den Jungen und sagt: „Bitte Vati, ich muss Marcus bei dir lassen, weil ich dringend in der Stadt benötigt werde. Von Karl hört man nichts mehr. Sobald ich kann, hole ich den Jungen wieder ab. Bitte sorge für ihn.” Der kleine Junge dreht sich auf dem Arm seines Opa zu seiner Mama und fängt an zu weinen. Sie umarmt ihren Vater und spricht beruhigend auf ihr Kind ein: „Liebling, hier bei Opa kannst du erst mal bleiben, bitte sei lieb und höre auf Opa, Mama holt dich bald wieder ab.” Sie küsst ihren Vater und den Buben, drückt ihn nochmal und streicht über sein Haar. Ohne eine Antwort von ihrem Vater abzuwarten, dreht sie sich um und geht zum Auto zurück. Ihren Kopf hält sie gesenkt, damit keiner die Tränen sehen kann. Der Fahrer wartet, bis sie wieder neben ihm sitzt, und dann fahren beide schnell weg. Dem alten Mann bleibt nichts anderes übrig, als die Gegebenheiten hinzunehmen. Er hat es sich seit Kriegsbeginn abgewöhnt, Fragen zu stellen oder auf Antworten zu warten. Seine Frau ist schon vor längerer Zeit gestorben. Vor drei Jahren hat seine Tochter geheiratet und ist mit ihrem Mann in die Stadt gezogen. Kurz nach der Hochzeit kam der Einberufungsbefehl von der Wehrmacht für Karl, seinem Schwiegersohn, und seither hat er nichts mehr von ihm gehört. Seine Tochter wusste ja offensichtlich auch nicht, ob er noch lebte.

Möge Gott ihm helfen, dass er diese Aufgabe bewältigt und dass seinen Kindern nichts passiert. Er geht mit seinem Enkel auf dem Arm und dem Koffer an der Hand in sein Haus und schließt die Tür hinter sich zu.

- Zwei Jahre später -

Leise und alleine spielt Marcus mit seiner Soldatenfigur. Sein Großvater hat sie selber aus einem Holzstück geschnitzt und ihm zu seinem vierten Geburtstag geschenkt. Das ist auch schon wieder so lange her. Er fühlt sich zwar wohl bei seinem Opa, doch kann er sich noch genau an seine Mama erinnern. Warum holte sie ihn nicht einfach wieder ab? Wie lange sollte er denn noch warten? Er sieht zu seinem Großvater rüber, der am Esstisch sitzt und Kartoffeln schält. Interessiert lauscht Marcus dem Geräusch der Kartoffel, wenn sie in den Topf mit Wasser fällt. Plötzlich läuft über die Arme vom Opa eine rote Flüssigkeit. Jetzt bilden sich schon zwei kleine Pfützen auf dem Fußboden. Marcus erhebt sich aus seiner Hockstellung und hält seine Soldatenfigur fest in seiner Hand. Warum singt sein Opa jetzt das Lied von der Fliege? Sie singen es doch immer zusammen, haben Spaß dabei und lachen. Aber die Stimmung ist anders als sonst, das Kind bleibt wie angewurzelt stehen und hört den Opa leise singen: „Du dumme Fliege, wenn ich dich kriege, dann reiß ich dir dein linkes Beinchen aus, dann musst du hinken auf einem Schinken und kommst in das Krankenhaus - ... dann wirst... du...- operiert, mit -... Salbe -.... ein.. - ge - .. schmiert - ... “

Plötzlich sackt der Großvater zusammen. Der Topf fällt herunter und das Wasser verteilt sich mit den Kartoffeln über den halben Küchenboden. Nun ist es still, die rote Farbe wird immer mehr. Marcus ahnt, dass etwas passiert sein muss. Er schaut sich in der Küche um, alles färbt sich rot, nicht nur der Fußboden, die Kartoffeln und der Topf, sondern auch die Zimmerwände und die Decke, überall läuft das Rot herunter. Obwohl das Kind die Augen zusammenkneift, sieht es überall die Farbe Rot und traut sich nicht, sich zu bewegen. Es schreit und schreit und bekommt nicht mit, wie zwei Arme nach ihm greifen und ihn hochheben.

- .... Marcus wird nie erfahren, dass sich sein Opa die Pulsschlagadern aufgeschnitten hat.

Kapitel 2

Die Altstadt des nahe gelegenen Ortes ist ringförmig um die große Kirche angelegt. Neben dem Pfarramt befindet sich ein Gemeindehaus. Es verfügt über einen Saal mit einer Bühne. Verschiedene Veranstaltungen können dort stattfinden. Besonders beliebt bei jungen Leuten sind die Tanzveranstaltungen. Freitags und samstags spielen verschiedene Bands aus den umliegenden Gegenden die aktuellen Hits. Um den Kern herum sind im Laufe der Zeit die unterschiedlichsten Gebäude dazu gekommen, sodass der Ort nun zu einer Kleinstadt herangewachsen ist. Malerisch wirken die vereinzelt in der Landschaft verteilten kleineren Häuser, die weitab von der Bundesstraße liegen. Das letzte Haus vor dem Waldgebiet ist aus Ziegelsteine erbaut. Die rot angestrichenen Holzfensterläden klappern, obwohl Metallhaken sie mit dem Mauerwerk verbinden und somit einen sicheren Halt gewährleisten. Auf einer unteren Außenfensterbank blühen in Tontöpfen verschiedene Gartenblumen. In der oberen Etage steht ein Fenster auf und die halb zugezogene Gardine bewegt sich leicht im Wind. Dunkle Dachziegel bedecken das Haus und aus dem Schornstein steigt Rauch auf. An der linken Frontseite ist ein kleines Waschbecken aus Emaille an der Hauswand angeschraubt. Ein Abflussrohr führt in das darunterliegende Abwassersystem. Eine Ablage bietet Platz für ein kleines Stück Seife und eine Handbürste.

Es führt ein Schotterweg zur Hauptstraße und trennt das Anwesen von einem Mischwald. Der liebevoll gestaltete Garten begrenzt das Grundstück auf der anderen Seite. Ein alter Apfel-,- und ein Birnenbaum haben dort ihre Plätze sowie ein Blumen-, -und ein Gemüsebeet. Ein Naturteich bietet Wasserpflanzen und Kleintieren einen idyllischen Lebensbereich. Der Rasen sieht gepflegt aus und die zwischen den beiden Bäumen befestigte Hängematte lädt förmlich dazu ein, sich dort niederzulassen, die Augen zu schließen und in Gedanken zu versinken. Etwas höher gelegen, hinter einer halbhohen Steinmauer, gelangt man über einen leicht ansteigenden Pfad zu einer alten Eiche. Die etwas abseits stehende Holzbank dient als Ruheplatz. Von dort aus sieht man die Bundesstraße und in der Dämmerung die Lichter der Stadt. Von der Hauptstraße aus führt der steinig, sandige Weg direkt zum Haus und endet in einem Wendekreis. Dort parken ein Pritschenwagen und ein dunkelroter VW Käfer. Die schmalen Seitenfenster des Käfers stehen schräg offen und am Innenspiegel hängt an einer Holzperlenkette ein Kreuz. Im Heckteil des Wagens, auf der Hutablage, liegt eine geschnitzte Soldatenfigur. -