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Kapitel aus dem Band 'Recherche im Netz' Recherche ist eines der wichtigsten Handwerkszeuge der journalistischen Praxis. Doch wie recherchiert man richtig? Welche Techniken muss man beherrschen – speziell bei der Recherche im Netz? Welche rechtlichen Rahmenbedingungen gilt es zu beachten? Wie fundiert sind die Suchergebnisse von Google und anderen Suchmaschinen? Wie geht man mit Leaking und Fakes um? Welches Recherchepotential birgt das Soziale Netz? Wie funktionieren Crowdfounding, Crowdsourcing und Crossborder-Reporting, welche Rolle können diese Herangehensweisen in Zukunft spielen? Und: Worin besteht die Herausforderung für die demokratische Öffentlichkeit in der modernen Mediengesellschaft? Diese und weitere fragen werden in diesem Band von Medienexperten, Juristen und Journalismusforschern erörtert und beantwortet.
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Seitenzahl: 34
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Hektor Haarkötter
Suchen und Finden: Wir googeln nicht zu viel, sondern zu schlecht
Europa Verlag AG Zürich
HEKTORHAARKÖTTER
Die Internetsuchmaschine Google ist heute für Journalisten am Computer das Arbeitswerkzeug Nummer eins. Wegen des monopolartigen Charakters wird auch von der »Googleisierung des Journalismus« gesprochen. Dennoch kennen viele Journalisten die grundlegenden Funktionen der Suchmaschine zur Verfeinerung und Effektivierung der Internetrecherche nicht. Auch ist das Wissen unter Journalisten nicht sehr weit verbreitet, dass Google nur einen kleinen Ausschnitt des Wissensspektrums im weltweiten Datennetz abdeckt. Die Kenntnis alternativer und spezieller Suchmaschinen ist darum für Journalisten dringend notwendig.
Sich der wichtigsten Suchoperationen und Einschränkungsmöglichkeiten für die Google-Recherche bewusst werden.
Weitere journalistisch relevante Programme und Werkzeuge aus dem »Googleversum« kennenlernen.
Alternative und spezielle Suchmaschinen für die Internetrecherche nutzen können.
»Don’t be evil« – »Tue nichts Böses«, das ist das Firmenmotto des kalifornischen Suchmaschinenanbieters Google. Dies kann überprüfen, wer statt der gewöhnlichen Suchseite der Internetfirma aus Mountain View/California die Internetadresse www.google.org eingibt. Hier zeigt Google seine soziale Ader, führt Hilfs- und Umweltprojekte vor, die die Firma unterstützt, zeigt, wie Nichtregierungsorganisationen Unterstützung von dem Suchmaschinenbetreiber erhalten können, und demonstriert das eigene Engagement für Kultur- und Bildungseinrichtungen. Ja, Google tut Gutes. Dennoch hat das Image von Google so stark gelitten, dass es schon Buchtitel gibt, die geradewegs fragen: »Ist Google böse?« (Kilgenstein 2011), und in denen der Suchmaschinenbetreiber sich als »Datenkrake« oder »weltgrößte Detektivagentur« schmähen lassen muss (ebenda, 11). Selbst Apologeten kommen nicht umhin festzustellen: »Googles Sammelwut, was Daten betrifft, ist legendär« (Kiefer 2010, 478).
Die Onlineforschung hat herausgefunden, dass 76 Prozent aller Internetnutzer wenigstens einmal in der Woche eine Suchmaschine nutzen: Google & Co. sind nach E-Mail-Diensten die zweitwichtigste Anwendung im Internet (Eimeren & Fress 2007, 370). Die Wichtigkeit der Suchmaschinen hat auch mit den allgemeinen Zielen der Internetnutzung zu tun: In der ARD/ZDF-Onlinestudie 2007 überwog bei 72 Prozent der Befragten der Aspekt der Informationsgewinnung als wichtigster Nutzungsgrund (ebenda, 368).
Unter Journalisten hat sich die Google-Suchmaschine als Arbeitswerkzeug Nummer eins etabliert. Nach einer Erhebung von Machill, Beiler & Zenker (2007, 333) bezeichnen 99,3 Prozent der befragten Journalisten Google als am meisten genutzte Suchmaschine. Auch unter Schweizer Journalisten aller Sprachgruppen ist nach einer Umfrage von Bernet & Keel (2009, 4) die Suchmaschine von Google mit 99,8 Prozent aller Suchanfragen der Quasi-Monopolist: »Was Google nicht findet, gelangt sehr schwer in die journalistische Themenfindung oder Recherche.« Für den Journalismus hat das durchaus nicht nur Nachteile. Machill u.a. (2007, 52) weisen darauf hin, dass gerade kleinere Redaktionen, die keine finanziellen Mittel für die Abonnements teurer Datenbanken oder Ausschnittdienste haben, durch Google erst in die Lage gesetzt werden, »Fact Checking« zu betreiben oder Originalquellen zu recherchieren.
Diesen fraglos positiven Seiten stehen negative Entwicklungen gegenüber wie etwa die Tatsache, dass die Google-Suchmaschine sich selbst zum »Gatekeeper« und damit Journalisten ihren ureigensten Zweck streitig gemacht hat. Wyss und Keel (2007, 144