Suchtprävention in der Schule - Karina Weichold - E-Book

Suchtprävention in der Schule E-Book

Karina Weichold

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Beschreibung

Das Lebenskompetenzenprogramm IPSY (Information + Psychosoziale Kompetenz = Schutz) wurde für die Klassenstufen 5–7 basierend auf dem aktuellen Forschungsstand zur Entstehung von jugendlichem Substanzmissbrauch entwickelt und als eines der wenigen Lebenskompetenzprogramme weltweit auch langfristig mit Bezug auf Substanzkonsum erfolgreich evaluiert. Das Programm fördert darüber hinaus nachweislich Lebenskompetenzen und die Bindung an die Schule bei Jugendlichen. Auch das Miteinander im Klassenverband wird positiv beeinflusst. Das Buch enthält eine hoch strukturierte, praktische und nutzerfreundliche Anleitung zur Durchführung des Programms im Schulalltag und eine Zusammenfassung der theoretischen Grundlagen sowie der Befunde zur Durchführbarkeit, Akzeptanz und Effektivität. Alle Arbeitsmaterialien können nach erfolgter Registrierung von der Website des Hogrefe Verlags heruntergeladen werden. Für die aktuelle Neuauflage des Werkes wurde die Handreichung zum IPSY-Programm umfassend modernisiert und aktuelle Forschungsbefunde zur Evaluation ergänzt. Dazu flossen in die Überarbeitung Erkenntnisse zu den Gelingensbedingungen der Implementation des Programms in Schulen aus ganz Deutschland ein.

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Karina Weichold

Anja Blumenthal

Anne Kilian

Rainer K. Silbereisen

Suchtprävention in der Schule

IPSY – Ein Lebenskompetenzenprogramm für die Klassenstufen 5–7

apl. Prof. Dr. Karina Weichold, geb. 1974. 1992 – 1998 Studium der Psychologie in Jena und Galway, Irland. 1998 – 2012 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. 2002 Promotion. 2012 Habilitation. 2012 – 2017 Vertretungsprofessorin am Lehrstuhl für Entwicklungspsychologie. Seit 2014 Leiterin der Professur für Psychologie bzw. des Arbeitsbereich Jugendforschung. 2018 Ernennung zur apl. Professorin an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Arbeitsschwerpunkte: Entwicklung von Problemverhalten und positiver Entwicklung in Pubertät und Jugend, Entwicklung und Evaluation von Interventionsprogrammen zur Kompetenz- und Persönlichkeitsförderung (insbesondere im Kontext von Schule, Kommune und Sozialpolitik).

Dr. Anja Blumenthal, geb. 1980. 2000 – 2007 Studium der Psychologie in Berlin. 2007 – 2017 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Entwicklungspsychologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. 2012 Promotion. Seit 2018 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Arbeitsbereich Jugendforschung des Instituts für Psychologie an der Universität Jena. Arbeitsschwerpunkte: Psychosoziale Entwicklung im Jugendalter, Evaluation schulbasierter Interventionsprogramme, Bedingungen und Indikatoren erfolgreicher Umsetzung evidenzbasierter Interventionsprogramme im Schulkontext.

Anne Kilian, geb. 1987. 2010 – 2018 Studium der Psychologie in Jena. 2017 – 2018 Verkehrspsychologin bei der DEKRA Akademie. Seit 2018 wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt IPSY am Arbeitsbereich Jugendforschung des Instituts für Psychologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Arbeitsschwerpunkte: Verbreitung des Lebenskompetenzenprogramms IPSY, positive und problematische Entwicklung im Jugendalter, Gelingensbedingungen der Implementation schulischer Präventionsprogramme.

Prof. Dr. Rainer K. Silbereisen, geb. 1944. Studium in Münster und Berlin. 1972 – 1975 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Psychologischen Institut der TU Berlin. 1975 Promotion. 1975 – 1977 Postdoktorand an der Universität des Saarlands. 1977 – 1986 Professor für Pädagogische Psychologie an der TU Berlin. 1986 – 1992 Professor für Entwicklungspsychologie an der Universität Gießen. 1992 – 1994 Full Professor of Human Development Pennsylvania State University. 1994 – 2012 Professor und Lehrstuhlinhaber Friedrich-Schiller-Universität Jena. 2002 – 2017 Direktor Center for Applied Developmental Science Friedrich Schiller Universität Jena. Arbeitsschwerpunkt: Entwicklungspsychologie der Lebensspanne.

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[email protected]

www.hogrefe.de

Umschlagabbildung: © iStock.com by Getty Images / SDI Productions

Illustrationen: Klaus Gehrmann, Freiburg; www.klausgehrmann.net

Satz: Matthias Lenke, Weimar

Format: EPUB

2., überarbeitete Auflage 2023

© 2014 und 2023 Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, Göttingen

(E-Book-ISBN [PDF] 978-3-8409-3215-1; E-Book-ISBN [EPUB] 978-3-8444-3215-2)

ISBN 978-3-8017-3215-8

https://doi.org/10.1026/03215-000

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Zitierfähigkeit: Dieses EPUB beinhaltet Seitenzahlen zwischen senkrechten Strichen (Beispiel: |1|), die den Seitenzahlen der gedruckten Ausgabe und des E-Books im PDF-Format entsprechen.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort zur zweiten Auflage

Vorwort zur ersten Auflage

Kapitel 1  Einführung

Kapitel 2  Theoretische Grundlagen

2.1  Verbreitung von Substanzkonsum im Jugendalter

2.2  Erklärungsmodelle

2.2.1  Allgemeine Entwicklungsmechanismen und jugendliches Problemverhalten

2.2.2  Jugendtypische Entwicklungsaufgaben und Substanzkonsum

2.2.3  Modelle zum Einfluss von Risiko und Protektion auf jugendlichen Substanzkonsum

2.3  Schulische Prävention von Substanzkonsum im Jugendalter

2.3.1  Schule als Präventionskontext

2.3.2  Merkmale wirksamer universeller, schulbasierter Programme

Kapitel 3  Das Lebenskompetenzenprogramm IPSY

3.1  Präventionsmodell und Curriculum

3.2  Training und Vermittlung

3.3  Evaluation

3.3.1  Anlage der Studien

3.3.2  Akzeptanz und Umsetzbarkeit des IPSY-Programms

3.3.3  Kurz- und langfristige Programmeffekte von IPSY auf die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler

3.3.4  Effekte von IPSY bei verschiedenen Personengruppen

3.3.5  Wirkmechanismen von IPSY: Vermittler der Programmeffekte

3.3.6  Transfer: Effektivität von IPSY in anderen kulturellen Kontexten

3.3.7  Zusammenfassung der Evaluationsbefunde

3.4  Befunde zur Umsetzung des IPSY-Programms im Schulalltag

3.4.1  Implementationsforschung – Welche Faktoren begünstigen oder erschweren die Umsetzung des IPSY-Programms in der Schule?

3.4.2  Anlage der Studie(n)

3.4.3  Ergebnisse

3.4.4  Zusammenfassung und Ausblick

Kapitel 4  Praktische Hinweise zur Programmvermittlung

4.1  Informationen zu Aufbau und Handhabung des Programmmanuals

4.2  Durchführungsmodalitäten

4.3  Wiederkehrende Übungen

4.4  Organisatorisches

Kapitel 5  Manual für Klassenstufe 5

Literatur

Anhang

Das Programm IPSY: Rückmeldungen der Implementierenden

Das Programm IPSY: Kurzinformation

Hinweise zu den Online-Materialien

|12|Kapitel 1Einführung

Erwachsenwerden: Fast alle Mädchen und Jungen machen Erfahrungen mit Alkohol (95 % bis zum Alter von 18 – 25 Jahren), rund 30 % mit Zigaretten, zwei Drittel mit dem Konsumieren von Wasserpfeife (65 %), ein Drittel mit E-Zigaretten (35 %), fast ein Viertel mit E-Shishas (23 %) und 10 % mit Tabakerhitzern (Orth & Merkel, 2022). Obwohl besonders für das Jugendalter empfohlen wird, den Konsum psychoaktiver Substanzen wie Alkohol weitestgehend zu meiden (Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen, 2022) und das Jugendschutzgesetz den Zugang und damit verbunden den Konsum von Alkohol und Tabak reguliert, ist Abstinenz bei Präventionsmaßnahmen in diesem Bereich oft kein realistisches Ziel. Vielmehr geht es darum, den verantwortungsvollen Umgang insbesondere mit den o. g. legal verfügbaren psychoaktiven Substanzen vor dem Hintergrund kulturtypischer Gepflogenheiten und Standards zu erlernen. Dies wird sogar als eigene Entwicklungsaufgabe dieses Lebensabschnitts gesehen (Franzkowiak, 1999; Hurrelmann & Quenzel, 2018). Der Konsum von Alkohol und Zigaretten im frühen und mittleren Jugendalter kann jedoch, wenn er früh, häufig und in großen Mengen erfolgt bzw. die Kriterien für Missbrauch oder Abhängigkeit erfüllt, die Funktionstüchtigkeit und die psychosoziale Anpassung junger Menschen beeinträchtigen und wird damit als Fehlanpassung bzw. Problemverhalten bezeichnet (Jessor, 2016), das es zu verhindern gilt. Vor diesem Hintergrund setzt das suchpräventive Lebenskompetenzenprogramm IPSY (Information + Psychosoziale Kompetenz = Schutz) an.

Die Grenze zwischen Gebrauch und Missbrauch ist besonders beim Konsum legal verfügbarer und kulturell akzeptierter psychoaktiver Substanzen im Jugendalter schwer zu ziehen. Dies liegt auch daran, dass klinische Klassifikationssysteme (wie ICD-11, World Health Organization [WHO], 2022; oder DSM-5, American Psychological Association [APA], 2018) primär auf die Diagnosestellung bei Erwachsenen ausgerichtet sind, wobei Symptome wie Toleranzentwicklung oder soziale und legale Folgeschäden auf Jugendliche kaum anwendbar sind, und diese zudem über ein nur eingeschränktes Urteilsvermögen (verglichen mit Erwachsenen) in affektiv aufgeladenen Situationen sowie eine erhöhte Risikobereitschaft aufgrund der alterstypischen Umstrukturierungen im Gehirn verfügen (Steinberg et al., 2006; Spear, 2000; zur Zus. Weichold, 2023).

Von Missbrauch kann man bei Jugendlichen ausgehen, wenn sie in einem sehr frühen Alter konsumieren, Lebensumstände beeinträchtigt werden, physische Abhängigkeit besteht, schädigende Folgen für Personen oder Sachen eintreten, eine Steigerung der Dosis notwendig wird sowie eine erfolgreiche Auseinandersetzung mit der Umwelt gefährdet ist (Newcomb & Bentler, 1989). Eine sich möglicherweise im weiteren Verlauf entwickelnde Abhängigkeit wird definiert durch Toleranzentwicklung, Entzugssymptome, stärkeren Konsum als beabsichtigt, erfolglose Kontrollversuche, hohen Zeitaufwand für Beschaffung und Konsum, Einschränkung anderer Aktivitäten sowie Fortsetzung des Konsums trotz schädlicher Folgen. Schließlich zählen akute Rauschzustände oder psychotische Zustände in Folge des Konsums zu den Diagnosekriterien von psychischen und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen (WHO, 2022). Missbrauch und Abhängigkeit stehen nicht nur mit negativen (kurz- und langfristigen) Konsequenzen für viele Aspekte individueller psychosozialer Anpassung in Beziehung, sie gehen auch mit hohen Kosten für die Gemeinschaft und Volkswirtschaft einher. Die volkswirtschaftlichen Kosten, die sich aus alkoholbezogenen Erkrankungen und dem Verlust an Ressourcen ergeben, belaufen sich jährlich in Deutschland auf über 16 Mrd. Euro (Adams & Effertz, 2011). Zudem identifizierte die WHO Alkohol als drittgrößten Risikofaktor (und Zigaretten als |13|siebtgrößten) für einen vorzeitigen Tod und den Verlust der Lebensqualität (WHO, 2011; 2018).

Mit IPSY wird, als ein Beitrag zur Suchtprävention, ein Programm vorgelegt, das den Missbrauch von Alkohol und Tabak sowie spätere Abhängigkeit verhindern und zugleich einen verantwortungsvollen Umgang mit diesen Substanzen fördern will. Dabei wird der verantwortungsvolle Gebrauch durch verfügbares Wissen über die Wirkungsweise und die Folgen von Substanzkonsum, eine allgemein kritische Einstellung sowie den Verzicht auf härtere Drogen und Gebrauch in bestimmten Situationen definiert (Franzkowiak, 1999).

IPSY setzt einerseits den Lebenskompetenzenansatz der Weltgesundheitsorganisation (WHO, 1997; 2020) um, d. h. im Gegensatz zu früheren Präventionsbemühungen in diesem Feld (z. B. affektive Erziehung, reine Wissensvermittlung) werden vorrangig Kompetenzen vermittelt, die jungen Menschen helfen, mit den Herausforderungen des Alltags und anstehenden Entwicklungsaufgaben besser umgehen zu können, beispielsweise selbstsicher zu kommunizieren. Andererseits wurde das Programm basierend auf dem aktuellen theoretischen und empirischen Stand der Grundlagenforschung zum Konsum von Alkohol, Tabak und anderen Drogen im Jugendalter entwickelt und setzt damit an weiteren wichtigen Risiko- und Protektionsfaktoren für jugendlichen Substanzkonsum an, wie der Bindung an die Schule. Weiterhin wurden Merkmale früherer effektiver präventiver Maßnahmen berücksichtigt (wie der interaktive Charakter eines Programms) und vorliegende Manuale nachweislich wirksamer Programme gesichtet.

Das Programm IPSY ist eine universelle Präventionsmaßnahme, d. h. es wurde für Populationsgruppen wie beispielsweise Jahrgangsstufen in Schulen entwickelt, bevor bei der breiten Mehrheit Problemverhalten erstmals auftritt, ohne Einschränkung auf eine bestimmte Zielgruppe.1 IPSY wird im Klassenverband (Klassenstufe 5 bis 7) in verschiedenen Schularten und in der Regel von pädagogischem Personal (meist Klassen- oder Beratungslehrkräfte oder Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter) vermittelt. Adaptionen des Programms zum Einsatz in anderen Settings wie Jugendzentren oder Heimen sind jedoch denkbar. IPSY wurde im Rahmen eines mehrjährigen Forschungsprogramms anhand einer Reihe empirischer Studien auf seine Durchführbarkeit und Akzeptanz sowie seine Effektivität hin überprüft. Damit erfüllt das Programm die notwendigen Kriterien, um in der Praxis weite Verbreitung finden zu können (vgl. Pentz, 2010). Hierzu zählen nicht nur die theoriebasierte Programmentwicklung, sondern auch eine erfolgreiche Pilottestung, die Replikation der Durchführbarkeit und Wirksamkeit anhand großer Stichproben (unter verschiedenen kulturellen Rahmenbedingungen) sowie die Analyse von Wirkmechanismen und möglichen Einflüssen auf die Programmvermittlung und -effektivität. Die Befunde der dazu umgesetzten Studien belegen insgesamt, dass das Programm IPSY einen wirksamen Beitrag zur Suchtprävention und Entwicklungsförderung bei Jugendlichen darstellt, dabei leicht zu vermitteln und bei Jugendlichen wie den durchführenden Pädagoginnen und Pädagogen beliebt ist (Weichold, 2014; siehe Kapitel 3). Dies wird auch durch externe Evaluationen der Programmeffekte des IPSY-Programms bestätigt, z. B. durch die Expertinnen und Experten der CTC-Grüne Liste Prävention (vgl. www.gruene-liste-praevention.de), die IPSY die höchste Stufe der Wirksamkeitsnachweise attestieren und seine Implementation in der Praxis empfehlen, oder durch positive Bewertungen im Rahmen von Reviews zur Wirksamkeit schulbasierter suchtpräventiver Lebenskompetenzenprogramme (z. B. Leiblein, Bitzer & Spörhase, 2022).

Das vorliegende Buch bietet die Grundlage für eine erfolgreiche Vermittlung des Programms IPSY. Es werden nicht nur die theoretischen Grundlagen (Kapitel 2) und Evaluationsergebnisse sowie Befunde zur Progammimplementation in Schulen (Kapitel 3) vorgestellt, sondern auch praktische Hinweise zur Umsetzung (Kapitel 4) gegeben. Schließlich werden detailliert die zu vermittelnden Inhalte dargestellt (Kapitel 5). Für künftige Vermittelnde des IPSY-Programms ist es unabdingbar, sich mit dem gesamten Buch umfassend vertraut zu machen.

1

Präventionsbemühungen können sich auf ganze Populationsgruppen wie Schulklassen beziehen (häufig platziert vor dem Erstkonsum, universelle Prävention), auf spezifische Risikogruppen (selektive Prävention), oder auf diejenigen abzielen, die schon Probleme zeigen, um eine weitere Eskalation oder Folgeschäden zu vermeiden (indikative Prävention), und sie können sowohl den Kontext als auch die Person betreffen (zur Zus. Ferrer-Wreder et al., 2004).

|14|Kapitel 2Theoretische Grundlagen

Für eine theoriebasierte Programmentwicklung des suchtpräventiven Lebenskompetenzenprogramms IPSY war es notwendig, sich im Vorfeld mit (1) epidemiologischen Daten und (2) dem Stand der Grundlagenforschung, den ätiologischen Modellen und Konzepten vertraut zu machen. Weiterhin wurde der (3) aktuelle Stand der Präventionsforschung analysiert und effektive Beispiele im Bereich schulbasierter Suchtprävention gesichtet. Im Folgenden werden die Gesichtspunkte aus den drei Forschungsbereichen vorgestellt, die für die Entwicklung des Programms IPSY besonders bedeutsam waren.

2.1  Verbreitung von Substanzkonsum im Jugendalter

Zur Verbreitung des Konsums von Alkohol und Tabak unter Jugendlichen (12- bis 17-Jährige) und jungen Erwachsenen (18- bis 25-Jährige) liefern die regelmäßigen Befragungen (Drogenaffinitätsstudie und Alkoholsurvey) der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung repräsentative Daten für Deutschland (BZgA; Orth & Merkel, 2019; 2020; 2022).

Für den Konsum von Alkohol zeigen die Befunde der aktuellen Erhebungen, dass praktisch jede und jeder Jugendliche bis zum Ende des frühen Erwachsenenalters Alkohol zumindest einmal probiert hat. Zum ersten Mal trinken Jugendliche im Alter von durchschnittlich 15 Jahren Alkohol, ein Jahr später erleben sie ihren ersten Rausch (Orth & Merkel, 2019). Die Lebenszeitprävalenz (mindestens einmaliger Alkoholkonsum im Leben) steigt von 20 % bei den 12- bis 13-Jährigen über 63 % bei den 14- bis 15-Jährigen auf 88 % im Alter von 16 – 17 Jahren. Unter den 18- bis 25-Jährigen liegt die Lebenszeitprävalenz für Alkohol dann bei 95 %. Schon unter den 12- bis 17-Jährigen sind 10 % der Jungen und 7 % der Mädchen regelmäßige Alkoholkonsumenten bzw. -konsumentinnen (mindestens einmal pro Woche ein alkoholisches Getränk) und 10 % der weiblichen bzw. 11 % der männlichen Jugendlichen betrinken sich an mindestens einem Tag im Monat (Rauschtrinken ist definiert durch mindestens vier alkoholische Getränke bei Frauen und fünf bei Männern zu einer Trinkgelegenheit). In der Altersgruppe der 18- bis 25-Jährigen trinken 40 % der jungen Männer und 23 % der jungen Frauen regelmäßig Alkohol bzw. berichten 38 % der Männer und 27 % der Frauen von Rauschtrinken im letzten Monat (Orth & Merkel, 2022).

Der Konsum von Zigaretten ist unter deutschen Jugendlichen weniger verbreitet als der von Alkohol. Unter den 12- bis 13-Jährigen haben 0,3 % schon mindestens einmal Zigaretten geraucht, bei den 14- bis 15-Jährigen sind es 6 %, bei den 16- bis 17-Jährigen 14 %. Bis zum Alter von 25 Jahren haben 29 % der jungen Menschen Zigaretten probiert. Täglich rauchen rund 1 % der 14- bis 17-jährigen männlichen und weiblichen Jugendlichen bzw. 17 % der jungen Männer und 12 % der jungen Frauen im Alter von 18 bis 25 Jahren. Unter den Jugendlichen (12 - bis 17-Jährige) konsumieren 0,5 % der Jungen bzw. 0,3 % der Mädchen mehr als 10 Zigaretten täglich und gelten damit als starke Raucherinnen und Raucher. Im jungen Erwachsenenalter (18 – 25 Jahre) sind dies 12 % der jungen Männer und 8 % der jungen Frauen (ebd.).