Tagebuch einer Ecuador Reise - Manfred Jakob - E-Book

Tagebuch einer Ecuador Reise E-Book

Manfred Jakob

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Beschreibung

Ecuador ist der kleinste unter den Andenstaaten und verdankt seinen Namen der Äquatorlinie, die etwas nördlich der Hauptstadt Quito verläuft. Das Land wird im Norden von Kolumbien und im Süden und Osten von Peru begrenzt. Eine Reise durch dieses Land hinterlässt beim Reisenden tiefe Eindrücke aufgrund der zahlreichen Extreme die dieses Land bietet. Sieben Männer aus dem Siegerland im Alter von 22 bis 52 Jahren machten sich auf, Ecuador zu entdecken. Nach dem ersten Tag in Quito geht es los mit einem fünftägigen Trekking durch die grandiose Bergwelt der Anden. Das Ziel ist der 5897 Meter hohe Cotopaxi, der höchste und wohl schönste Vulkan der Welt. Das Tagebuch beschreibt die Akklimatisationstouren und das durch starken Schneefall bedingte Scheitern am Berg. Danach geht die Reise weiter. Weg von der "Straße der Vulkane" zunächst auf die Panamericana, dann mit dem Flieger in das Erdölzentrum des Landes, Lago Agrio, und mit dem Bus an den Rio Shushufindi. Fünf Tage bleiben wir in der Lodge Nicky Amazon, mitten im Amazonasgebiet - zusammen mit jeder Menge Mücken, Taranteln, Tausendfüßlern und exotischen Fröschen. Tagsüber unternehmen wir mit einem Einbaum Ausflüge in den direkt ans Camp angrenzenden Urwald. Auf dem Fluss fischen wir Piranhas, beobachten seltene Süßwasserdelfine, Kaimane und exotische Vögel. Zusammen mit Mama Aurora, einer 60-jährigen Ureinwohnerin, backen wir Brot aus Yuka-Pflanzen, und lernen von ihr einige interessante Dinge über Naturheilkunde der Indianer. Als es nach 5 Tagen an die Heimreise geht haben wir uns schon richtig an das einfache Leben hier gewöhnt. Unsere alltäglichen Probleme in Deutschland sind vergessen, wir sind völlig relaxed. Diese Reise hat in uns allen tiefe Spuren hinterlassen. Wir haben zahlreiche Begegnungen mit den Extremen Ecuadors erleben und erfahren dürfen.

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Seitenzahl: 181

Veröffentlichungsjahr: 2010

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Über den Autor:

Manfred Jakob

1956 geboren in Siegen, seit 1986 verheiratet mit Gudrun (Lehrerin), zwei erwachsene Söhne, als Mitglied der Geschäftsleitung eines mittelständischen Konzerns verantwortlich für die Bereiche Finanzen und Controlling, bisherige Veröffentlichungen „Auf dem Weg zum Dach Afrikas“ und „Tarangire, Serengeti und Ngorongoro Krater“ in „Tansania Kilimanjaro – Reiseerlebnisse in Ostafrika“, Herausgegeben von Michael Kirchner, Heidelberg 2001.

Stark eingebunden in Beruf und Verantwortung unternimmt der Autor immer wieder Reisen in andere Welten, um Neues kennenzulernen und zurück zu sich selbst zu finden. Ziel der Reisetagebücher ist es einerseits, Informationen an Interessierte weiter zu geben und andererseits kleine Erlebnisse und Anekdoten festzuhalten.

Zitat von Karl Wilhelm Freiherr von Humboldt:

„Das Leben leicht tragen und tief genießen, ist die Summe aller Weisheit…“

Für meine Frau Gudrun

Tagebuch einer Ecuador-Reise

Die Extreme Ecuadors - Von den Gletschern der aktiven Vulkane in den Urwald des Amazonasbeckens

Ein Reisebericht von Manfred Jakob

www.tredition.de

Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

© 2010 Autor: Manfred Jakob Verlag: tredition GmbH

www.tredition.de

Fotos: Frank Spieth, Frank Heinbach, Manfred Jakob

ISBN: 978-3-86850-814-7

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Vorwort

Das vorliegende Tagebuch ist entstanden, weil ich einerseits die Erlebnisse unserer Reise im Oktober 2008 in Worten festhalten wollte. Ich glaube, es geht jedem so, dass nach einiger Zeit die Ereignisse, Bilder und Gespräche einer solchen Reise im Gedächtnis jedes Einzelnen etwas verblassen. Natürlich kommen beim Betrachten von Bildern oder Filmen wieder die Erinnerungen zurück. Ich glaube aber, dass diese Erinnerungen beim Lesen eines Tagebuches auf eine andere Weise wieder lebendig werden können. Jedenfalls ging es mir beim Schreiben dieser Zeilen so. Viele Eindrücke der Reise kamen vor allem beim Niederschreiben einiger Dialoge so ins Gedächtnis zurück, dass ich mich wieder mittendrin fühlte. Ich hoffe, dass es auch den Lesern, die diese Reise nicht selbst mitgemacht haben, genauso geht. Andererseits wollte ich denen, die eine solche Reise planen, ein paar Tipps geben, worauf bei einer Reise nach Ecuador zu achten ist. Mir ist schon klar, dass ich dabei sehr persönliche Wertungen vorgenommen habe, aber ich glaube, dass gerade diese persönlichen Wertungen und Tipps einen Reiseführer ausmachen, weil diese sonst nur sehr schwer zu bekommen sind. Auch aus diesem Grund habe ich unsere Erfahrungen zu Papier gebracht.

Ich möchte die Gelegenheit außerdem noch nutzen, um mich bei meinen sechs Reisebegleitern für die tolle Unterstützung und die tollen gemeinsamen Gespräche während der Reise zu bedanken. Ihr wart ein tolles Team und ich würde jederzeit mit jedem von euch wieder eine solche Reise machen. Auch wenn wir eine total gemischte Truppe waren, haben wir doch sehr gut miteinander harmoniert. Vielen Dank auch an meine Frau Gudrun, die uns in Gedanken von zu Hause aus auf der ganzen Reise begleitet hat und viele Dinge organisiert hat. Danke auch an Jean und das gesamte Team von Safari Tours. Auch wenn wir den Cotopaxi nicht geschafft haben, so durften wir wunderbare Eindrücke von den Vulkanbergen Ecuadors mit nach Hause nehmen. Ganz besonders danken möchte ich der Firma Dracaena und dem Team der Nicky Amazon Lodge. Ein besonderer Dank dabei gilt Paula, die uns eindrucksvoll den Urwald Ecuadors näher gebracht hat.

Wer mehr über Ecuador oder unsere Reise wissen möchte, der kann sich selbstverständlich auch per email mit mir in Verbindung setzen. Meine email-Adresse lautet: [email protected]

Manfred Jakob, im August 2009

•   Vorbereitungen

Ca. 15 Monate hat die organisatorische Vorbereitung zu dieser Reise gedauert. Über ein halbes Jahr hat jeder von uns auf seine ganz spezielle Weise trainiert. Und das, um auf den zweithöchsten Gipfel Ecuadors, den Vulkanberg Cotopaxi, zu gelangen.

Ecuador ist der kleinste unter den Andenstaaten und verdankt seinen Namen der Äquatorlinie, die etwas nördlich der Hauptstadt Quito verläuft. Das Land wird im Norden von Kolumbien und im Süden und Osten von Peru begrenzt. Eine Reise durch dieses Land hinterlässt beim Reisenden tiefe Eindrücke aufgrund der zahlreichen Extreme die dieses Land bietet. Das Land wird von der Andenkette, die quer durch die Mitte Ecuadors verläuft, in drei Teile geteilt: Im Westen liegt die Küstenebene, Costa genannt und im Osten liegt das sehr dünn besiedelte Amazonasgebiet, der so genannte Oriente. Die zentrale Andenregion bildet das Hochland, die so genannte Sierra, die von zwei durch starken Vulkanismus geprägten Gebirgsketten begrenzt wird. Die Galapagos Inseln, die ebenfalls zu Ecuador gehören, liegen etwa 1.000 km vor der Küste im Pazifik. Die Vulkane Ecuadors sind die schönsten und höchsten der Welt. Alexander von Humboldt hat diese Gegend bereits vor ca. 200 Jahren erforscht und als „Straße der Vulkane“ bezeichnet. Acht dieser Vulkanberge sind noch aktiv und können jederzeit ausbrechen, wie das Beispiel des 5.016 Meter hohen Tungurahua zeigt, der im Februar 2008 ausbrach. Ecuador liegt im Nordwesten Südamerikas und ist geographisch, topographisch, klimatisch und ethnisch eines der vielfältigsten Länder der Erde. Das Land ist ungefähr so groß wie Großbritannien und hat etwa 14 Millionen Einwohner.

Bereits im Sommer 2007 habe ich begonnen die Reise zu planen, die mit einem Trekking durch die grandiose Bergwelt der Anden beginnt und mit einer Dschungeltour im Amazonasbecken endet.

„Verwirkliche deine Träume und du begegnest dir in Freude!“ Gunter König

•   Mittwoch 01. Oktober 2008 (Anreise über Miami nach Quito)

Heute ist es nun endlich so weit, der Tag unserer Abreise ist gekommen. Ich habe bereits vor zwei Wochen ein Großraumtaxi bestellt, dass heute morgen, am 01. Oktober 2008, etwas früher als geplant um 04:30 Uhr vor unserem Haus steht. Ich gehe hinaus und frage den Fahrer, ob er noch eine Tasse Kaffee mit uns trinken möchte, aber er lehnt ab und sagt mir, dass er lieber im Auto auf uns warten will.

So langsam macht sich Nervosität bei mir breit. „Wo bleiben die denn?“, frage ich meine Frau Gudrun. Und da klingelt schon der erste an der Tür. Es ist Frank Spieth, der von seiner Frau Heidi gebracht wird. Frank ist 42 Jahre alt und selbständiger Unternehmer. Frank war schon in Tanzania auf dem Kilimanjaro mit dabei. Als nächster kommt Stephan Weiß. Stephan ist Sozialpädagoge und 44 Jahre alt. Ich habe Stephan durch Gudrun kennengelernt, er arbeitet an der gleichen Schule wie Gudrun. Zusammen mit Frank Heinbach waren Stephan und ich vor zwei Wochen zur Vorbereitung auf diese Tour auf der Oberwalder Hütte, die auf über 3.000 Meter Höhe in der Nähe des Gloßglockner liegt. Andreas Bathe wird ebenfalls von seiner Frau gebracht. Andreas ist 33 Jahre alt und arbeitet als Lagerist in der Firma von Frank Spieth. Nach Andreas kommen auch die beiden Heinbachs. Frank ist 48 Jahre alt und Mediziner. Frank ist ebenfalls in Afrika auf dem Kilimanjaro dabei gewesen und war 2003 mit mir in Nepal, wo wir im Khumbu-Tal gewandert sind. Franks Sohn Alexander ist mit 18 Jahren der jüngste der Gruppe und wird im nächsten Jahr sein Abitur machen. Mein Sohn Michael ist nur drei Jahre älter und hat mit Bergwandern in großen Höhen, wie übrigens die meisten anderen der Gruppe auch, überhaupt keine Erfahrung. Die wird er in den nächsten Tagen sammeln können. Michael macht z.Zt. eine Ausbildung zum Industrie-Kaufmann. Mein Name ist Manfred Jakob, ich bin 52 Jahre alt und arbeite als Leiter Finanzen bei einer großen Firma im Siegerland. Ich liebe es, solche Touren zu planen und zu organisieren. Die Vorfreude auf solche Reisen, es ist nun mittlerweile bereits die dritte große Tour, ist für mich immer das schönste.

Bilder von links oben bis rechts unten: Andreas, Alexander und Frank Heinbach, Stephan, Frank Spieth, Michael und Manfred

Wir sind eine ziemlich bunt zusammengewürfelte Truppe. Dies meine ich in vielerlei Hinsicht: altersmäßig von 18 bis 52 Jahren, das Spektrum der unterschiedlichsten Berufe und Charaktere und vor allem die Erfahrung in Bezug auf Bergwandern in großen Höhen. Ich mache mir da schon meine Gedanken, passt die Gruppe wirklich zusammen oder wird es Probleme geben? Wie werde ich als Ältester der Gruppe mithalten können? Habe ich genügend Kondition, um den Aufstieg zum Cotopaxi zu schaffen? Aber es ist nicht nur Kondition, sondern auch Erfahrung gefragt und da bin ich einigen jüngeren eine Nasenlänge voraus. Ich freue mich jedenfalls schon wie verrückt auf diese Reise. Also trinkt noch jeder von uns eine Tasse Kaffee und dann gehen wir gemeinsam hinaus zum Taxi. Es ist ein 9-Sitzer Mercedes Sprinter. Der Fahrer steigt aus und lädt unsere Taschen und Rucksäcke hinten ins Fahrzeug. Wir verabschieden uns von unseren Frauen und bekommen jeder noch ein „…und pass auf dich auf!“, mit auf den Weg. Eva, die Frau von Frank Heinbach, sagt zu ihrem Mann: „…und bring mir den Jungen bloß gesund wieder!“ Das werden wir schon! Wir schließen die Türen des Sprinter und ab geht die Fahrt nach Frankfurt. Es ist heute Morgen um diese Uhrzeit wenig Verkehr auf der Autobahn und so kann uns der Fahrer bereits um 06:20 Uhr am Terminal 1 mitsamt unseren Taschen und Rucksäcken aussteigen lassen. Ich bezahle den vereinbarten Preis und verabrede mich mit dem Fahrer in genau zwei Wochen wieder hier. Die genaue Uhrzeit werde ich ihm noch einen Tag vorher per SMS mitteilen

Das Gepäck haben wir auf drei Gepäckwagen verstaut und gehen zum Einchecken in die Schalterhalle. Am Lufthansa-Schalter in der Abflughalle A hat sich schon eine lange Schlange gebildet. Wir stellen uns hinten an und warten geduldig, bis der nächste Schalter zum Einchecken frei wird. Ganz rechts außen winkt uns ein junger Mann zu sich. Als wir zu siebt und mit drei Gepäckwagen vor seinem Schalter stehen, merke ich, dass er mit dieser Situation nicht gerechnet hat und offensichtlich überfordert ist. Der Schalter links daneben ist nicht besetzt. Ich erkläre ihm, dass wir einen Transitflug über Miami nach Quito haben. Der Flug wird von United Airlines durchgeführt, die Flug-Nr. lautet UA8849 und startet um 09:45 Uhr ab Frankfurt. Ich merke, dass der junge Mann am Schalter nervös wird. Wir haben bereits drei Gepäckstücke auf das Band gelegt, als erstes liegt Michaels Rucksack ganz vorne. In der Zwischenzeit ist ein zweiter junger Mann aufgetaucht, der offensichtlich seinem Kollegen zu Hilfe gekommen ist. Frank und Alexander Heinbach haben ihre Gepäckstücke bereits auf Anweisung dieses zweiten Kollegen auf das linke Band des freien Schalters gelegt. „Damit das Ganze etwas schneller geht!“, erläutert er uns. Dabei macht er noch ein paar vermeintliche Witzchen und verunsichert den jüngeren Kollegen am rechten Schalter noch mehr. Ich denke noch „so ein Doofmann“, und lege weitere Gepäckstücke auf das Band. In der Zwischenzeit rattert der Drucker und hat schon einige Tags ausgedruckt, die beide Kollegen an den Gepäckstücken anbringen. Einige Gepäckstücke sind bereits nach hinten auf das Transportband gefallen und schon nicht mehr zu sehen. „Na, das ging doch noch ganz schnell“, sagt der doofe Kollege links, während der junge rechts die Tags zählt. „Dreizehn!“ sagt er schließlich zu mir. „Wie? Dreizehn?“, frage ich ihn. Mittlerweile stehen nur noch Stephan, Frank Spieth und ich am Schalter, die anderen sind zum Rauchen vor die Tür gegangen und haben die Schalterhalle verlassen. „Genau dreizehn Tags!“, antwortet der junge Typ rechts. „Es müssten aber vierzehn sein. Wenn ich richtig aufgepasst habe, hatte jeder von uns zwei Gepäckstücke dabei und wir sind zu siebt“, sage ich. „Auf meiner Seite waren es genau sechs Gepäckstücke“, flötet der Doofmann links, „und ich verzähle mich nie!“ Jetzt wird der junge Kollege rechts erst recht nervös. Sollte er etwa einen Fehler gemacht haben? Er zählt die Tags ein zweites und ein drittes Mal, aber es bleiben nur dreizehn. Ich weise Stephan an, die anderen noch einmal zum Schalter zu holen. „Was ist denn passiert?“, fragt Frank Heinbach. Ich erläutere ihm kurz die Situation und frage ihn, wie viele Gepäckstücke er auf das linke Band gestellt hat. Wir rekonstruieren noch einmal alle Gepäckstücke und deren Reihenfolge. Schließlich vermute ich, dass es Michaels Rucksack gewesen sein muss, der als erstes Gepäckstück rechts lag und wahrscheinlich ungetagt auf das Transportband gefallen ist. Der Doofmann links ist sich so sicher, dass es eigentlich nur so gewesen sein kann. Mittlerweile ist der junge Typ rechts ins Schwitzen gekommen und hat die Tags noch ein viertes und fünftes Mal gezählt. Aber es werden nicht mehr als dreizehn Tags. „Was machen wir denn nun?“, frage ich etwas naiv. „Weiß ich auch nicht“, antwortet der Junge rechts. „Ich könnte ja mal unten in der Gepäcksammelstelle anrufen“, sinniert er weiter. „Dann tun Sie das bitte mal. Wir haben übrigens eine seit Jahren geplante Expedition auf den Cotopaxi vor und in den Rucksäcken ist unsere komplette Ausrüstung. Wenn die nicht in Quito ankommt, sind Sie dafür verantwortlich, dass wir die Expedition nicht durchführen können.“ Ich werde langsam sauer und das merkt der junge Typ jetzt auch. Der Doofmann links macht immer noch seine Mätzchen und geht mir ganz schön auf den Keks. Als beide endlich die Nummer der Gepäcksammelstelle unten ermittelt haben, erzählt der junge Bursche rechts seine ganze Geschichte und bittet seinen Partner am anderen Ende der Leitung, doch bitte nach einem ungetagten Gepäckstück Ausschau zu halten. Schließlich legt er den Hörer auf und will mir weiß machen, dass man nun alles unternimmt, um dieses Gepäckstück ausfindig zu machen und es unverzüglich an die bereits wartende Maschine nach Miami zu bringen. Er klingt allerdings wenig überzeugend. „Ich hätte gerne irgend einen Nachweis von Ihnen, dass wir vierzehn Gepäckstücke aufgegeben aber nur dreizehn Tags erhalten haben“, sage ich zu dem jungen Kerl. Er gibt mir einen kleinen Zettel auf dem er das Gesagte notiert, zusammen mit seinem Namen und seiner Telefon-Nummer. „Bitte fragen Sie doch noch einmal beim Boarding-Schalter, ob der Rucksack mittlerweile aufgetaucht ist.“ Ohne mich zu bedanken, wofür auch, gehe ich zu den anderen nach draußen vor die Halle.

„Wieso ausgerechnet mein Rucksack?“, lamentiert Michael. „Ich weiß doch nicht genau, ob es dein Rucksack oder irgendein anderer Rucksack war. Ich vermute nur, dass es dein Rucksack sein könnte“, antworte ich ihm. „Jetzt beruhige dich mal“, sagt Frank Heinbach, „Quito ist doch das Mekka aller Trekker, da werden wir schon eine passende Ausrüstung für dich finden.“ Auf diese Worte sollten wir später noch zurückkommen. Alexander hat sein Sturmfeuerzeug angezündet und lässt es auf dem Boden ausbrennen. „Man darf Feuerzeuge nur ohne Benzin mit an Bord nehmen“, erklärt er mir. Michael hört nicht auf zu jammern, wegen seines fehlenden Rucksackes. Ich entschließe mich also zu Hause bei meiner Frau Gudrun anzurufen und erzähle ihr die Geschichte. „Eventuell könntest du ja mal beim Flughafen anrufen und nach dem Gepäck fragen.“ Ich gebe ihr noch Namen und Telefon-Nummer von unserem Unglücks-Einchecker und habe wenig Hoffnung, dass der Rucksack wieder auftaucht. Viel später, als wir wieder von der Reise zurück sind, erfahre ich von Gudrun, dass sie sich direkt am nächsten Tag auf den Weg nach Frankfurt gemacht hat und wahrhaftig in die untere Gepäckhalle gelangt ist, um nach dem ungetagten Rucksack zu suchen. Als sie ihn nicht findet, gibt sie noch eine Beschreibung von Michaels Rucksack ab, erläutert den Beamten, dass er lebensnotwendig für die ganze Gruppe und das Gelingen der Expedition sei und fährt wieder nach Hause.

Wir begeben uns nun alle zum Gate. Der Flieger steht schon längst draußen und ich gehe zum Schalter, um meine Geschichte zu erzählen und nach dem verlorenen Gepäckstück zu fragen. Ein etwas älterer Kollege in einer Lufthansa Uniform hört sich meine Geschichte an und schüttelt erst einmal mit dem Kopf. Er verlangt von mir die Boarding-Pässe und die Tags. Als er die Tags überprüft hat, schüttelt er noch mehr mit dem Kopf. „Wissen Sie, wie der junge Kollege vom Check-In hieß?“ Ich gebe ihm Name und Telefon-Nummer. Er greift zum Hörer und wählt besagte Nummer. Zuerst staucht er den jungen Kollegen richtig zusammen, dann höre ich wie er sagt: „Das ist doch ein Transitflug über Miami. Wenn der Mann nicht zu mir gekommen wäre, wären alle Koffer in Miami geblieben und gar nicht nach Quito gelangt. Wie kann man nur so einen Blödsinn machen?“ Er legt den Hörer auf und wendet sich mir zu: „Da sind Sie an den richtigen geraten. Seitdem wir bei Lufthansa sparen müssen, werden manchmal auch Leih- und Aushilfskräfte am Check-In eingesetzt, und solch eine Leihkraft hat Ihren Check-In durchgeführt. Ich muss nun alle Gepäckstück wieder auschecken und neu tagen, weil der Kollege die Gepäckstücke nur bis Miami aufgegeben hat. Er hat übersehen, dass es sich bei Ihrem Flug um einen Transitflug nach Quito handelt. Da ihr Flieger in einer halben Stunde abhebt, müssen wir uns beeilen. Also auf geht’s!“ Es kommt ein wenig Hektik am Schalter auf, da auch noch die Rolle mit den Tags zu Ende gegangen ist und der Mann eine neue Rolle in den Drucker einlegen muss. In der Zwischenzeit sind meine Freunde schon einmal an Bord gegangen. Der freundliche Lufthansa-Offizier hat sich eine rot-weißgestreifte Sicherheitsweste angezogen und erläutert mir, dass er nun nach unten zur Maschine geht, um die Koffer mit neuen Tags zu versehen. Ich soll in der Zwischenzeit auf ihn warten und noch nicht in die Maschine gehen. Ich werde nervös, mittlerweile sind alle Passagiere im Flugzeug, nur ich stehe noch hier rum und warte auf positive Nachrichten. Endlich taucht die rotweiß-gestreifte Sicherheitsweste wieder auf. „Jetzt aber schnell in den Flieger“, sagt er zu mir, „ich habe alle Gepäckstücke neu getagt. Es waren allerdings nur dreizehn Stück. Wo das andere Gepäckstück abgeblieben ist, kann ich Ihnen nicht sagen, aber fragen Sie bei der Landung in Miami noch einmal nach. Viel Glück und alles Gute.“ Ich bedanke mich noch bei ihm und zeige der Stewardess, die schon auf die Uhr schaut, meinen Boarding-Pass und besteige das Flugzeug.

Der Flieger hebt pünktlich um 09:45 Uhr in Frankfurt ab. Ich lehne mich in meinem Sitz zurück. Wir haben alle unterschiedliche Sitzreihen. Im Mittelgang sitzen Stephan, Frank Spieth und Michael nebeneinander. Drei Reihen dahinter sitzen Frank und Alexander Heinbach und ich sitze neben Andreas etwas weiter vorne in der rechten Reihe. Der Flug verläuft ruhig ohne Turbulenzen ist aber sehr lang. Wir verbringen die Zeit mit Essen, Trinken, Lesen und Musikhören. Die angebotenen Filme interessieren uns überhaupt nicht. Nach etwa drei Stunden überfliegen wir Island, den amerikanischen Kontinent erreichen wir nach etwa sechs Stunden Flugzeit oberhalb von Halifax, nördlich von Boston gelegen. Die Flugroute geht dann weiter an der Ostküste runter über North Carolina, South Carolina bis Georgia. Während des Fluges spreche ich einen Steward auf die Erlebnisse und den ungetagten Rucksack in Frankfurt an. Er verspricht mir, mit dem Flugkapitän zu reden und ihn zu bitten, ein Fax nach Frankfurt zu senden. Kurz vor der Landung in Miami sagt mir der Steward, dass Frankfurt auf das Fax geantwortet hat in dem es heißt, dass der Rucksack zwar nicht aufgetaucht sei, man habe aber immerhin eine Spur. Ich soll mich beim Aussteigen an die Chef-Stewardess wenden, damit wir in Miami eine Vermissten-Meldung aufgeben können. Schließlich setzen wir zur Landung in Miami an. Es geht alles glatt und wir landen bei schönstem Wetter um 13:25 Uhr in Miami, USA. Wir freuen uns alle schon auf die Immigrationsformalitäten. Im Flieger haben wir bereits die Einreiseformulare ausgefüllt. Einmal habe ich mich verschrieben und frage die Stewardess, ob ich das so lassen kann. „Wenn Sie keine Probleme bekommen wollen, dann sollten Sie das Formular noch einmal und zwar ohne Fehler ausfüllen“, antwortet sie mir. Na, das kann ja heiter werden. Am Ausgang frage ich nach der Chef-Stewardess. „Einen Moment, sie kommt gleich“, bekomme ich zur Antwort. Als alle Passagiere das Flugzeug verlassen haben, stehe ich immer noch hier und warte auf die Chef-Stewardess. Endlich kommt eine kleine rundliche Frau um die vierzig auf mich zu und fragt, ob ich der Herr Jakob sei. „Ja“, antworte ich brav. „Ich werde Sie zum United Airlines Schalter begleiten, wo wir eine Vermisstenmeldung für Ihren Rucksack aufgeben können“, sagt sie mir und wendet sich schon zum Gehen. „Wie lange wird das etwa dauern? Unsere Maschine nach Quito startet um 15:35 Uhr, also in knapp zwei Stunden“, frage ich die Dame. „Oh, dann sollten Sie sich lieber beeilen den Flieger zu bekommen. Das ist nicht mehr viel Zeit. Übrigens ist ihr Rucksack in Frankfurt nicht aufgetaucht.“ Ich bedanke mich noch für die Bemühungen und gehe schnellen Schrittes zu meinen bereits wartenden Freunden. „Wo bleibst du denn?“, werde ich schon begrüßt. „Die Schlangen an den Schaltern für die Einreise werden immer länger.“ Und wahrhaftig, wir sind die letzten, die in die Immigrationshalle gelangen und müssen uns an der Schlange hinten anstellen. Ich schalte mein Handy ein, um eventuelle Nachrichten per SMS abzufragen, aber es sind keine SMS auf dem Handy. Also schalte ich es wieder aus. Im hinteren Teil der Halle stehen einige Uniformierte. Ich sage zu Michael, dass er in der Schlange stehen bleiben soll, während ich die Beamten nach den Möglichkeiten einer Vermisstenmeldung für unseren Rucksack befragen will. Ich gehe also auf die uniformierten Americanos zu und sehe, wie sich die Minen der drei Beamten verfinstern. Der eine Beamte brüllt irgendetwas in meine Richtung, was ich aber nicht verstehe und macht eine Handbewegung, dass ich wieder in Richtung Schlange verschwinden soll. Als ich weiter auf die drei zugehe und gerade den Mund öffnen will, höre ich den Beamten brüllen: „Go back in this direction, go back!“ „I only want to ask…“, weiter komme ich nicht. Ein lautes „Go back!“ und ein Handzeichen fordern mich auf zurück zu gehen. Fast hätte ich salutiert und ich hatte schon ein „Yes, Sir!“ auf den Lippen. Kann mich aber gerade noch bremsen und gehe zurück in die Schlange. Die spinnen, die Amerikaner! Und es kommt noch besser: das Prozedere für die Einreise in die USA übertrifft alles, was ich bisher erlebt habe!