Tagebuch: Empathin trennt sich von Narzissten - Diana Kolb - E-Book

Tagebuch: Empathin trennt sich von Narzissten E-Book

Diana Kolb

0,0
9,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.

Mehr erfahren.
Beschreibung

Tagebucheinträge einer wahren Geschichte. Es war einmal ein ziemlich großes kleines Mädchen, das mit ganz vielen wundervollen Gaben gesegnet war. Es konnte in die Herzen der Menschen blicken, war gutmütig und überall gern gesehen. Sie war herzensgut, doch dann kam das Leben. Sie stach sich an der Spindel und fiel in einen Tiefschlaf. Als sie wieder aufwachte, sah sie auf ihr Königreich und erkannte: Es muss aufgeräumt werden. Durch die mutige Veröffentlichung ihres Tagebuchs gewährt die Autorin Einblick in die beeindruckende Entwicklung ihres Liebeslebens. Nachdem sie in ihren Beziehungen jahrelang viel Leid zu ertragen hatte, weil sie immer an die Falschen geraten war, entdeckte sie, dass sie es mit Narzissten zu tun hatte. Sie beschloss, ihre Opferhaltung aufzugeben und dieses Problem zu lösen. Schließlich zog sie den Richtigen an, um den großartigen Schatz einer märchenhaften Liebe zu heben.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2025

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Empathin trennt sich von Narzissten, Dr. Diana Kolb© 2025 dielus edition, Bosestraße 5, 04109 Leipzig, [email protected]. Impressum siehe auch: www.dielus.comAlle Rechte vorbehalten.

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Dadurch begründete Rechte, insbesondere der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Vervielfältigungen des Werkes oder von Teilen des Werkes sind auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie sind grundsätzlich vergütungspflichtig.

Bildnachweis Umschlag:        

Dr. Diana Kolb

Bilder Innenteil:

Dr. Diana Kolb

Autorenfoto Umschlag:

Julia Körnig

Lektorat:

Maren Klingelhöfer

www.maren-klingelhoefer.de

ISBN:

9783819408908

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek: Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet abrufbar über https://portal.dnb.de.

DAS WAR UND BIN UND BLEIBE ICH

Liebe Leserin, lieber Leser,

zu Beginn will auch ich kurz das Wort an Sie richten. Diana hatte vor der Veröffentlichung des Buches wahnsinnige Angst, dass sich die erwähnten Personen vielleicht falsch verstanden oder wahrgenommen fühlen und dadurch verletzt sein könnten … Erst an zweiter Stelle stand die Angst, sich zu blamieren oder von ihrer Leserschaft verrissen zu werden.

Aber aus Angst, andere Menschen zu kränken, und aus Selbstschutz dieses Werk nicht veröffentlichen? Das wäre vielleicht sicherer gewesen. Doch wenn nur ein Mensch aus diesem Buch Mut schöpft oder es als Anstoß dient, einmal über sich selbst nachzudenken, hat Diana ihr Ziel mit der Veröffentlichung ihrer märchenhaften Geschichte erreicht.

Ich möchte auch betonen, dass Diana alle Personen, die in ihren Briefen an mich vorkommen, völlig subjektiv beschreibt. Sie sind Schauspieler in ihrem Leben, und wenn Sie ihnen im Leben begegneten, würden Sie sich vielleicht in den Bösewicht verlieben und den Superhelden unsympathisch finden.

Es könnte auch der Gedanke aufkommen, Diana könnte gelogen oder einiges nicht erzählt haben. Gelogen hat sie in meinen Augen nicht, weil sie ihre Gefühle und Gedanken ehrlich hat fließen lassen … Weggelassen hat sie sehr viel, aber mehr Zeit hatte sie nicht zum Aufschreiben, und Sie wollen sicherlich kein zentnerschweres Buch lesen.

Zu erwähnen ist noch, dass Diana einige Gedanken in Form von Märchen oder Parabeln niedergeschrieben hat. Diese sind durch die Verwendung einer anderen Schrift von ihren tatsächlichen Erlebnissen abgesetzt, damit Sie dies gleich auf den ersten Blick erkennen.

Unabhängig davon hat Diana ihre wichtigsten und innersten Belange niedergeschrieben. Bitte lesen Sie dieses Buch deshalb mit Bedacht.

Das liebe Tagebuch

HSP-KRIEGERIN

MAN SIEHT NUR MIT DEM HERZEN GUT …

09. 07. 2017

Liebes Tagebuch,ich habe mich von Nic getrennt und bin mit Lillith und Carlotta wieder bei meinen Eltern eingezogen. Gerade sehe ich viele Menschen in meinem Alter, die wieder bei ihren Eltern wohnen. Ein beruhigendes Gefühl. Vor allem nach Trennungen zieht es die Menschen mit ihren Kindern erst einmal wieder zu Mama und Papa ins gewohnte Nest zurück. Hier kann man Wunden lecken und neue Kraft tanken, um dann weitere Schritte zu gehen. Mitte dreißig scheint ein Trennungsalter zu sein, in dem viele Ehen nicht standhalten. Der Bekannte meiner Kollegin hat sich von seiner Frau getrennt und wohnt wieder bei Mama, und auch mein Nachbar ist getrennt und lebt bei seinen Eltern. Er hat seine vierjährige Tochter alle zwei Wochen.

Ich bin nach dem Abitur ausgezogen und habe allein gelebt. Danach habe ich mit Nic in seinem Haus zusammen gewohnt. Das war ziemlich schwierig. Seine Ex und sein Kind haben über uns und die Schwägerin mit Familie hat unter uns gewohnt. Jetzt lebe ich wieder zu Hause. Es gibt Positives wie Negatives. So wäscht meine Mama meine Wäsche und die der Kinder. Ich habe wirklich ein schlechtes Gewissen, dass sie dies tut und ich ihr nicht helfe. Zum anderen aber ist es sehr komfortabel. Denn ich hasse Wäschewaschen und kann die Wäsche auch nicht so schön zusammenlegen wie meine Mama. Mein Papa ist ein bisschen cholerisch, aber es ist einfach lustig zu sehen, wie er seine Enkelkinder oftmals richtig anfährt, wenn sie ihn nerven (weil sie zum Beispiel mal wieder zu laut sind oder keine Hausschuhe tragen), und sie ihn trotzdem wirklich sehr lieb haben, ihm das nie übelnehmen und vor Liebe laut aufschreien, wenn sie ihn wiedersehen. Kinder verzeihen. Kinder können vergessen. So hoffe ich auch, dass mir meine Kinder irgendwann die Trennung verzeihen. Es nagt an meinem Gewissen, dass es ihnen so schlecht geht, weil ich mich trennen musste. Jeden Tag tut es mehr weh, und die Schuld wiegt manchmal so schwer, dass ich nicht atmen kann.

Ich nehme mir eben alles sehr zu Herzen und halte mich für eine Elfe in einer falschen Welt. Meine Seele, die geschützt und gehalten werden möchte, gehört in einen zierlichen Körper. Leider bin ich 1, 80 m, und meine großen Brüste haben bisher nur den Männern gefallen.

21. 07. 2017

Liebes Tagebuch,heute ist Nics Geburtstag. Es war komisch, ihm dieses Jahr etwas zum Geburtstag zu schenken. Aber das habe ich mit Lillith, die inzwischen sieben ist, jedes Jahr gemacht. Ich liebe Geburtstage so sehr. Manchmal bin ich als Kind sogar um Mitternacht geweckt worden. Oder später, als ich dann ein Handy hatte, habe ich immer geguckt, wer mir als Erster gratuliert. Bei meiner Freundin ist es üblich, den Ersten, der ihr zum Geburtstag gratuliert, zum Frühstück einzuladen. Ich finde diese Tradition herrlich. Ich muss das unbedingt auch einführen.

Jetzt, wo wir getrennt sind, ist es merkwürdig, Nic etwas zu schenken, besonders weil ich vor zwei Monaten auch ein Geschenk von ihm bekommen habe. Schon Tage vorher sagte meine Große, dass sie ein ganz tolles Geschenk für mich hätten. Jeden Tag bereitete sie mich darauf vor. „Ein super schönes Geschenk, ich habe es extra eingepackt und mit ganz viel Arbeit wunderschön bemalt.“ Ich habe es geöffnet. Mir ist die Farbe aus dem Gesicht gewichen. Es war so Kleinscheiß aus der früheren gemeinsamen Wohnung, Dinge, die so herumfliegen – alles, was Männer nicht gebrauchen können … Ich habe wirklich einen Oscar für die geschauspielerte Freude verdient, obwohl mir eher zum Schreien oder Heulen zu Mute war. Nur für Lillith, die mich mit großen Augen erwartungsvoll anstarrte, habe ich mich zusammengerissen, was meinen Schmerz für den Moment erst einmal dämpfte.

Und weil ich ihm eigentlich gar nichts zum Geburtstag schenken wollte, aber eine Giftschlange dann doch übertrieben fand, entschied ich mich für: „den Kindern eine Freude machen und ein Bild malen“. Was allerdings mehr darauf hinauslief, selbst an dem Bild zu malen und Lillith zu überzeugen, dass die Versuche, eine Kette zu machen, schon sehr gut seien und sie weitermachen solle. Vielleicht hätte ich sie an ihre Bemühungen für mein Geschenk erinnern sollen. Sie hat einen großen Perfektionssinn, was Kunst angeht, und kann sich schwer für ihre eigenen Produkte begeistern.

12. 09. 2017

Liebes Tagebuch,ich war heute beim Friseur. Das kommt vielleicht 5-bis 6-mal im Jahr vor. Das letzte Mal wollte ich eigentlich absagen, weil mir vorher gesagt wurde, dass Nic das Aufenthaltsbestimmungsrecht für die Kinder bekommen hat. Leider hatte ich wohl den ersten Termin des Tages und konnte nicht mehr stornieren. So bin ich doch hingegangen.

MEIN LEBEN VOR SECHS JAHREN

Meine Haare kann ich nur bürsten, wenn sie nass sind, sonst hab ich einen Mopp auf dem Kopf und mache meine Haare kaputt. Ich habe sehr starke Locken, und meine Haare sind sehr trocken. Da sagt die Friseurin doch tatsächlich zu mir, dass ich meine Haare aber nicht gepflegt hätte. Da musste ich ihr stecken, dass es mir beschissen geht. Dass ich meine Kinder gerade verloren habe, weil mein Mann sich an mir rächen und mich für die Trennung büßen lassen will. Danach war sie sofort ruhig.

Und heute, ein halbes Jahr später, fragt sie mich, wie es meinen Kindern geht und ob ich für mein Recht gekämpft habe. Und ich schaue diese Frau an und frage mich, woher sie das nach so langer Zeit noch weiß. Mich, die große, dicke Frau mit der großen Oberweite, hat diese Frau nicht vergessen, und das, obwohl sie so viele Menschen in diesem Jahr frisiert, mit ihnen gesprochen und ihren Geschichten gelauscht hat. Es rührt mich sehr und es macht mich glücklich. Vielleicht bin ich doch wertvoller und beachtenswerter, als ich denke.

16. 09. 2017

Liebes Tagebuch,ich möchte meinem Nic nicht wehtun. Ich habe ihn ja mal geliebt. Aber wieso gibt er mir keine Möglichkeit, ihn zu mögen? Er hetzt meine Kinder gegen mich auf und stellt mich vor ihnen schlecht dar. Das fing an, als er mir etwas an den Kopf geworfen hat und sagte, ich solle das mit meinen vielen „Boyfriends“ besprechen. Habe ich ihn so verletzt, dass er versucht, mich vor den Kindern schlecht zu machen? Jeglicher Funken Liebe ist dadurch aus jeder Faser meines Wesens gewichen. Wie kann ein Mensch eine Mutter schlecht machen? Wenn er nur ein wenig Respekt vor mir hätte, würde er nicht schlecht über mich reden. Auch wenn er ganz furchtbar böse auf mich ist, was er ja sehr beteuert, nicht zu sein, dann tut man so etwas kleinen Kindern nicht an. Dann versucht man doch alles Schlimme, was den Kindern wehtut, zu verhindern. Er will Geld haben, und wenn ich wüsste, dass er meine Kinder dann in Ruhe lässt, dann würde ich ihm alles geben, was er will. Aber ich glaube, dass es nie genug sein wird.

Carlotta sollte ich an ihrem zweiten Geburtstag nicht sehen dürfen, weil Nic an diesem Tag die Kinder hat? Spät habe ich gemerkt, dass er mich nur am Boden sehen und „bitte, bitte“ sagen hören wollte, damit ich sie sehen darf – das kleine Bündel, das ich neun Monate in mir getragen habe, das Kind, für das ich einen Bandscheibenvorfall fast ohne Schmerzmittel ertragen habe. Für sie habe ich mich vor ihm im letzten Moment kleingemacht und beinahe darum gefleht, dass ich sie an ihrem Geburtstag sehen darf. Und dann behauptet er, dass ich das Handrührgerät geklaut hätte, damit er für ihren Geburtstag keine Muffins backen kann. Er verdreht so viel und alles nur, um mich schlecht dastehen und für die Trennung büßen zu lassen, und das auf dem Rücken unserer Kinder. Wie kann man so etwas nur tun?

Ich habe mich vor ihm erniedrigt und ich bin, weil er es mir gnädigerweise erlaubt hat, morgens zu ihm gegangen, um ihm zu helfen, die Muffins zu backen. Denn das tut eine Mutter. Wie beim „kaukasischen Kreidekreis“ von Brecht lässt die wahre Mutter los, damit ihrem Kind kein Leid zu gefügt wird.

Früher habe ich die ganze Geburtstagsorganisation übernommen. Ich habe Geschenke besorgt und jeden Fitzel eingepackt, Ganz egal, ob für Nic, Lillith oder mich selbst: Ich habe Kuchen gebacken, die Party organisiert, Einladungen mit Lillith kreiert und verteilt, den Geburtstagstisch hergerichtet und schon Tage vorher die Geburtstagsstimmung aufgebaut. Ich konnte aber diesmal für Carlotta keine Party organisieren, weil ich erst viel zu spät gecheckt habe, dass sie ihren Geburtstag bei mir verbringen darf, wenn ich vor Nic auf die Knie gehe. Leider hatten dann die meisten Gäste keine Zeit mehr.

Ich hatte den Handmixer mitgenommen und den Standmixer bei Nic gelassen. Es war keine böse Absicht, dass ich ihm den Handmixer nicht gleich auf Anfrage gebracht habe … Nach der Geburtstagsaktion sagte Nic, ich solle Dinge nicht mehr ungefragt mitnehmen. (Ich habe für Dinge, die mir gehören, nicht nachgefragt. Bei allem anderen habe ich gefragt …) Das sind ja nicht alles seine Sachen, die ich zurückgelassen habe. Das Ausziehen und Mitnehmen der wichtigsten Sachen war wie ein kleiner Tod. Ich durfte erst mal nur das Wichtigste mitnehmen. Ich hab so viel zurückgelassen.

18. 09. 2017

Liebes Tagebuch,ich war schon immer ein toughes und selbstbewusstes Mädchen. Nicht überheblich, eher lebenshungrig und unbeschreiblich gutgläubig und naiv. Plötzlich lief mir Nick über den Weg. Er wirkte wahnsinnig attraktiv auf mich: so stark … so selbstbewusst … so völlig frei von jedweder Konvention –. ein Freigeist mit wundervollen Gedanken. Liebevoll … voller verrückter Ideen … lebenslustig … lebensdurstig …

Seine Krankheit (eine progressive Muskelerkrankung) war mir völlig egal. Ich liebte ihn so sehr und glaubte, uns würde nie etwas trennen. Er war so schillernd … schlau … hilfsbereit … und dann stach ich mich an der Spindel, die ich im ganzen Land versuchte hatte zu verstecken. Ich fiel in einen hundertjährigen Schlaf, und als ich erwachte, sah ich neben mir auf dem Nachttischschränkchen meine rosarote Brille und musste erkennen, dass Nic und ich uns verändert hatten. Aber unsere Veränderungen waren nicht kompatibel. All meine Vorstellungen von Liebe konnten nicht mehr erfüllt werden. Ich habe schon immer an eine sehr romantische Form der Liebe geglaubt und festgehalten. Daran, dass man für den anderen alles tut, damit es ihm gut geht, und auf ihn aufpasst, ihn umsorgt und beschützt. Dabei habe ich wohl aufgehört, mich selbst zu lieben und auf mich selbst aufzupassen. Bereitwillig gab ich alles ab, womit ich mich ungern beschäftigte und ließ zu, dass Nic alles so regelte, dass es gut für mich ist. Aber wie soll das eine andere Person in diesem Unfang schon können?! Um die Harmonie nicht zu gefährden oder im Streit leben zu müssen, habe ich viel geschwiegen.

Ohne die rosarote Brille erkannte ich, dass Nic gar nicht auf mich achtete. Er tat alles erdenklich Gute für mich, ermutigte mich, bestärkte mich und half mir, stark zu sein, aber nur, wenn er dadurch keine Einschränkungen hatte. Ich sollte bereits vorher wissen, wie ich ihn unterstützen und helfen kann. Habe ich einmal nicht daran gedacht, dass er ja wegen seiner Krankheit zum Beispiel die Wäsche nicht aufhängen kann, war ich Schuld und wurde bereits am Anfang unserer Beziehung mit Nichtachtung gestraft. Ich konnte seinem Bild der christlichen, treusorgenden Ehefrau, die keine Widerworte gibt und seine Entscheidungen nie in Frage stellt, auch wenn sie weiß, dass es falsch ist, nicht gerecht werden. Ich habe alles so lange mitgemacht, weil ich dachte, das sei Liebe. Ich habe ihn alles machen und entscheiden lassen. Dummheit? Naivität? Liebe?

Ohne rosarote Brille kann ich wieder sehen. Gerade ist es meine persönliche Hölle. Nic hat versucht, mir die Kinder wegzunehmen. Er hat mir Geld genommen und er hat meinem Herzen Gewalt angetan. Ich weiß noch nicht, was noch alles kommt und wohin mich das Leben spült. Aber ich fühle, dass ich alles aushalten kann, wenn ich weiterhin an die Liebe glaube.

Für meine Kinder bin ich noch länger als gewollt in der gemeinsamen Wohnung geblieben und habe alle schlimmen Dinge erduldet. Sein ganzer gekränkter männlicher Stolz konnte mich nicht kaputt machen. Ich bin zwar in die Knie gegangen, aber ich bin wieder aufgestanden. Und ich werde weitergehen. Niemals stehen bleiben!

19. 09. 2017

Ich habe eine neue Blume gepflanzt. Sie ist so wunderschön. Ihre Farben strahlen, und wenn ich nur an ihr vorübergehe, dann muss ich innehalten und an ihr riechen, weil sie einen wundervollen und betörenden Duft verströmt. Dies bringt mich dazu, anzuhalten, einen Moment zu verweilen, zu atmen und zu genießen. Und dann kann ich sehen, dass da unter anderen wunderschönen Gewächsen eine Trauerweide und ein Dornenbusch stehen. Der Baum ist noch nicht sehr groß, aber ich habe seinen Samen mit meinen eigenen Händen in den Boden gepflanzt. Ich spürte beim Graben meine Finger in der kühlen, erfrischenden Erde und sprach eine Weile mit dem Regenwurm über Gott und die Welt. Das Samenkorn nahm sich dann jeden Tag das, was es brauchte, um zu wachsen. Jeden Tag war ich bei ihm und sah, wie es das erste Mal aus der Erde kam. Ich durfte miterleben, wie sich der kleine Baum immer nach der Sonne ausrichtete und immer größer und stärker wurde. Meine Trauerweide gibt keinen Anlass zu trauern. Ihre Äste hängen wie Arme von ihrem Stamm und öffnen sich jedem Menschen, der ihre Nähe sucht. Man kann unter ihr beschützt und versteckt verweilen und tauscht mit ihr Sauerstoff und Kohlenstoffdioxid. Man gibt das Verbrauchte ab und bekommt mehr als genug zum Leben. An warmen Tagen kann man sich hervorragend in ihrem Schatten aufhalten, und ich lese Geschichten von interessanten und aufregenden Menschen oder höre von Dingen, die mir zuvor verborgen gewesen waren. An Wintertagen kann ich, wenn ich unter ihr sitze, meinen Atem sehen und spüre mich selbst. Mein warmer Atem kommt in die Welt und trifft auf die kalte, eisige Luft der Umgebung. Mein Atem kühlt sich ab, und die darin enthaltenen Wasserstoffmoleküle beginnen zu tanzen und wirbeln so schnell und so schön umher, dass daraus sichtbarer Nebel wird. Dann finde ich die Ruhe in mir, einzelne gefrorene Tropfen zu betrachten, die an den Ästen verweilen, das Sonnenlicht brechen und mir dadurch kleine Regenbögen schenken. Manchmal kommt dann der Wind hinzu und lässt diese Rainbowdots für mich in meinem Garten tanzen. Für jeden Menschen ist dort, unter meiner Salix babylonica, ein Ort zum Verweilen. An manchen Tagen bin ich überrascht, wer sich unter ihr alles findet. Dort gibt es Menschen, die ich früher in meiner unendlich großen Dummheit und Impertinenz als Penner bezeichnet hätte. Doch die Trauerweide gibt ihnen so viel Wärme. Manchmal muss sie auch mit ansehen, dass Hunde ihr Beinchen heben und sie zum Dank für ihre Hilfe anpinkeln. Aber sie lässt auch sie immer wieder unter ihren Armen verweilen. Liebende haben in ihren Stamm ihre Initialen eingeritzt und versuchen somit, ihrer Liebe Bestand zu geben. Und auch ich muss gestehen, dass ich Buchstaben in sie eingeritzt habe. Als das Harz aus ihr tropfte, wusste ich, dass sie für meine fixe Idee, Liebe so zu archivieren, bezahlt hat. Manchmal spielen Kinder auf ihren Ästen. Dann erscheint sie als ganz anderer Baum. Sobald Kinder sie berühren, wird sie zu einem Weidekätzchenbaum, und ihre Äste sind so stark, dass sie sich zum Klettern hervorragend eignen. Die Kinder haben eine Schaukel an ihr festgemacht, und manchmal setze ich mich dazu und darf mitspielen oder ich schließe die Augen und lausche dem Kinderlachen.

Ich habe die Trauerweide gegossen und dabei zugesehen, wie sich Moos auf ihr bildete und Pilze neben ihr wuchsen. Im Jahreslauf hat sie ihre Blätter verloren und wie ein Wunder jedes Mal wieder Knospen und kleine zarte Blätter hervorgebracht. Ich kenne jedes einzelne Blatt und bin wahnsinnig stolz darauf. Ich sehe ihr manchmal einfach nur gerne zu. Sie gibt mir so viel Kraft und lässt mich niemals aufgeben. Auch wenn ich die Wurzeln nicht sehen kann, weiß ich, dass sie wunderschön sind und schon jetzt sehr tief in die Erde gehen. Sie holt sich Energie und Kraft aus dem Innersten der Erde und der Welt. Auch wenn ich mir manchmal einreden mag, dass ich sie durch meine kleine Gießkanne oder meine Streicheleinheiten wachsen lasse, so weiß ich sehr wohl, dass sie ihre Stärke aus dem Urinnersten der Welt zieht, und auch diese Erkenntnis beruhigt mich, da ich weiß, dass sie stark ist und mit jedem neuen Tag noch stärker wird und ich keine Schuld daran trage, wenn ich in meinem jugendlichen Leichtsinn und amourösen Gedanken Buchstaben in sie ritze. Das ist zwar nicht schön, doch sie geht dadurch nicht kaputt.

Meine kleine Trauerweide ist perfekt, so wie sie ist -jeder einzelne Ast, jedes Astloch, ihre Rinde und Blätter …

Meine Dornenhecke ist ganz verworren. Jeder Ast bahnt sich mit unglaublicher Kraft seinen Weg durch das Dickicht meines Gartens. Jeder einzelne Zweig ist voller Lebensenergie. Unglaublich schnell ist sie gewachsen, und wenn ich mich einmal für ein paar Sekunden umdrehe und ihr den Rücken zukehre, ist sie auch schon wieder 10 Zentimeter höher und hat neue Triebe ausgeworfen wie Angeln. An jedem Ende hängt ein Herz und lächelt zufrieden und voller Liebe. Manchmal, aber nur manchmal, wenn sie Lust dazu hat, färbt sie ihre Rosenblüten in alle Farben -von klassisch Rot, Weiß und Gelb bis hin zu ungewöhnlich Türkis. In sehr seltenen Momenten gibt es auch Glitzerrosen oder Regenbogenrosen zu entdecken. Wenn man eine Weile neben der Hecke verweilt, kann man regelrecht dabei zusehen, wie ihre Äste sich langsam um Herz und Seele wickeln, und dann kommt man so schnell nicht wieder von ihr los. Ihre Wurzeln sind noch nicht sehr dick, doch sie sind so zahlreich, dass sie den gesamten Boden überdecken. In jede kleinste Ecke reicht diese wunderschöne Hecke.

Baum und Hecke, alle Blumen, Tiere, Insekten und Menschen, auch das schöne Unkraut, alles hat seine Berechtigung in diesem geheimen und zugleich öffentlichen Garten. Und auch wenn nicht immer alles und jeder im gleichen Maße verstanden wird, so hat alles seine Richtigkeit und ist perfekt.

20. 09. 2017

Liebes Tagebuch,mir tut so viel leid. Es tut mir leid, dass Nic so mies ist. Vielleicht wäre ich ja wieder zurückgekommen, wenn er sich nicht so unmöglich verhalten hätte. Dabei hat er mir gesagt, dass wir uns in drei Jahren trennen werden. Ich sei dann nicht mehr im Circle (damit meinte er den innersten Kreis unserer Familie), und er werde auch nichts tun, um mich wieder zurückzuholen. Er sei ein Prophet und ein Gesandter Gottes. Ich habe alles versucht, um eine gute Frau zu werden. Ich habe versucht, dem ganzen Quatsch von „Folgen“ und „sich dem Kapitän unterordnen“ zu leben und meine Rolle als First Mate, die nicht widersprechen oder in die Leitung eingreifen darf, zu erfüllen. Dadurch hat Lillith aber ein furchtbares Frauenbild bekommen. Sie glaubt, dass Männer die Führer sind und dass die Frau dem Mann zu folgen hat, ohne zu widersprechen.

Ich gebe mir für so vieles die Schuld: dafür, dass meine Kinder in einen Kampf geraten sind, den sie eigentlich gar nicht mitkämpfen sollten; dafür, dass meine Mitarbeiter von ihrer Monsterchefin gefressen werden; dafür, dass meine Eltern so eine große Mehrbelastung haben; dafür, dass die Krankenkasse für mich bezahlen muss, weil ich nun krankgeschrieben bin; und dafür, dass Menschen mich kennenlernen müssen, wie ich gerade am Boden liege.

NIC

22. 09. 2017

Liebes Tagebuch,jeder Mensch hat seinen eigenen Weg. Dieser Weg sieht ganz unterschiedlich aus. Mein Weg ist ein kleiner geschwungener Schotterweg. Ganz oft ist er sogar eher nur ein Trampelpfad im Wald, über den sich Wurzeln hin und wieder ihren Weg bahnen. Er ist von wuchernden wilden Pflanzen eingezäunt.

Und dann kam diese vierspurige Autobahn mit bunten Laternen und Straßenmusik. Ich habe meinen Weg völlig außer Acht gelassen und bin, ohne nachzudenken, blind vor Liebe und Euphorie auf diese Autobahn gesprungen. Anfangs war alles so aufregend und neu. Ich hielt meinen Blick immer auf diese Straße, weil ich hier so neu und unsicher war. Es war ja nicht mein Weg. Alles war hier so unbekannt und spannend.

Heute weiß ich, dass niemand einen anderen Menschen glücklich machen kann. Man kann nur sich selbst glücklich machen. So, wie man keinen anderen Menschen ändern kann. Wie vermessen allein der Gedanke schon ist. Man kann nur sich selbst und die eigene Sicht auf sich und die Dinge ändern. Denn erst, wenn man sich selbst liebt und mit all seinen Talenten, aber besonders auch mit all seinen Fehlern akzeptieren kann, dann kann man andere Menschen lieben.

Ich war so klein auf dieser fremden Autobahn. So unsicher … Nicht ich selbst … Zwar hatte er mich an die Hand genommen und mir viel gezeigt und beigebracht. Wie man eine Rettungsgasse bildet, wie man von links überholt und auch manchmal von rechts, wenn es sein muss. Er zeigte mir die Lichthupe, und ich durfte ganz schnell fahren. Ich hörte unterschiedliche Musik auf unterschiedlichen Streckenabschnitten, und manchmal blieben wir stehen und sahen uns die bunten Lichter an. Es war toll. Nur nachher, als wir dann am Ende abbogen und vor die Wand fuhren … Und das immer und immer wieder …

Aber ich habe meinen Weg verloren. Ich war Teil dieser Autobahn. Doch hat sie mich zu dem gemacht, was ich heute bin? Nein! Ich bin immer noch die Gleiche. Ich habe nur meinen Trampelpfad verlassen und eine Zeitlang vergessen. Aber dieser Weg ist nicht besser oder schlechter als eine Autobahn. Doch ich habe ihn sehr lange nicht gesehen, weil er von der Autobahn aus so klein und unscheinbar erschien. Bei näherer Betrachtung ist dort immer wieder Neues und Wunderschönes zu entdecken. Es könnte mich bekümmern, dass ich so lange nicht meinen eigenen Weg gegangen bin. Aber ich kann diesen Weg auch einfach wieder einschlagen.

Und so denke ich funktioniert die Liebe. Zwei Menschen … Zwei Wege … Man geht einfach eine Zeitlang gemeinsam auf dem einen Weg, und dann geht man gemeinsam eine Weile auf dem Weg des anderen. Die Liebe sorgt dafür, dass beide Wege gemeinsam so unendlich schön gestaltet werden und es eine Freude und Wonne für jeden Menschen ist, darauf eine Zeitlang zu verweilen. Aber man darf nie seinen eigenen Weg außer Acht lassen. Das habe ich jetzt gelernt.

24. 09. 2017

Liebes Tagebuch,heute habe ich so viele Rollen eingenommen, dass ich keine Ahnung habe, wer ich davon wirklich bin. Bin ich tatsächlich alle diese Menschen? Heute Morgen bin ich aufgewacht und musste zum Arzt, um mich weiter krankschreiben zu lassen. Ich war die gebrochene Frau, die momentan keine Kraft hat zu arbeiten, weil sie versucht, das Wichtigste in ihrem Leben zu beschützen, ihre Kinder; ich war einer der vielen Menschen mit Burnout und einer angehenden Depression.

Ich kann jetzt wirklich sagen, dass ich hart an mir arbeite.

---ENDE DER LESEPROBE---