Taktische Periodisierung im Fußball - Timo Jankowski - E-Book

Taktische Periodisierung im Fußball E-Book

Timo Jankowski

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Beschreibung

"Um Klavier spielen zu lernen, rennt der Klavierspieler nicht um das Klavier, er spielt das Klavier!" Vorbei sind die Zeiten, in denen die Ausdauer im Wald trainiert wurde und die Schnelligkeit völlig fußball-untypisch nach einem Pfiff-Signal wie in der Leichtathletik. Isolierte Torschussübungen sind ebenso wenig spielnah wie Passübungen ohne einen taktischen Bezug zum Spiel. Das Ziel der taktischen Periodisierung ist es daher, so spielnah wie möglich zu trainieren, weshalb alle Übungen mit Ball absolviert werden. Ausgangslage für die Trainingsplanung ist das Spiel selbst, das der beste Lehrmeister ist. Der Ball und die Taktik stehen im Mittelpunkt der Trainingsgestaltung, da erst durch die Taktik andere Leistungsfaktoren wie die Athletik in ein Fußballspiel übertragen werden können. Viele der momentan erfolgreichsten Weltklasse-Trainer und Mannschaften nutzen das Konzept der taktischen Periodisierung: so auch Pep Guardiola, José Mourinho, Marcelo Bielsa, Diego Simeone, André Villas-Boas und Vereine wie der FC Barcelona oder der FC Porto. In aufwendiger Recherche wurden Hunderte von Trainingseinheiten beobachtet, Videos ausgewertet, Fachliteratur gesichtet, Übungen analysiert und speziell auf vielfach nachgefragte Bedürfnisse zugeschnitten, sodass jeder Trainer und jede Mannschaft diese Übungen nutzen kann. Mithilfe der taktischen Periodisierung wird Ihr Team sich schnell extrem verbessern.

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Seitenzahl: 239

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Für alle, für die Fußball mehr als „nur“ ein Spiel ist!

Be positive – Timo Jankowski, April 2015

Allgemeiner Hinweis:

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird bei Personenbezeichnungen die männliche Sprachform verwendet. Gemeint ist sowohl die männliche als auch die weibliche und die diverse Form.

Das vorliegende Buch wurde sorgfältig erarbeitet. Dennoch erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Weder der Autor noch der Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch vorgestellten Informationen resultieren, Haftung übernehmen.

Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

Timo Jankowski

TAKTISCHE PERIODISIERUNG IM FUSSBALL

Die erfolgreichste Methodologie im Fußball

Taktische Periodisierung im Fußball

Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Details sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar.

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie das Recht der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form – durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren – ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, gespeichert, vervielfältigt oder verbreitet werden.

© 2015 by Meyer & Meyer Verlag, Aachen2., überarbeitete und ergänzte Auflage 2021

Auckland, Beirut, Dubai, Hägendorf, Hongkong, Indianapolis, Kairo, Kapstadt, Manila, Maidenhead, Neu-Delhi, Singapur, Sydney, Teheran, Wien

Member of the World Sport Publishers’ Association (WSPA)

eISBN: 978-3-84033-784-0E-Mail: [email protected]

Inhalt

VORWORT ZUR 2. ÜBERARBEITETEN AUFLAGE

1DIE WEITERENTWICKLUNG DES FUSSBALLS UND DIE BEDEUTUNG DER TAKTISCHEN PERIODISIERUNG

Das Konzept der taktischen Periodisierung

2GRUNDVORAUSSETZUNGEN UND SCHLÜSSELFAKTOREN: FUSSBALL ALS SPIEL DER SPIELER – „HINTER JEDEM SPIELER STECKT EIN MENSCH“. ÜBER OBJEKTIVE REFERENZEN, SPIELFÄHIGKEIT, WERTE UND EINE POSITIVE LERNUMGEBUNG

2.1Growth Mindset vs. Fixed Mindset

3TRAININGSPLANUNG UND TRAININGSSTEUERUNG – DEFINITIONEN UND GRUNDLAGEN

3.1Gesetzmäßigkeiten des Trainings als Basis für sportlichen Erfolg

3.2Trainingsprinzipien als Grundlage der Planung und Steuerung

3.3Prinzipien zur Festigung der Anpassung

3.4Tapering: Leistung im richtigen Moment abrufen

4LANGFRISTIGE ATHLETENENTWICKLUNG – DIE SIEBEN STUFEN DES „LONG-TERM ATHLETE DEVELOPMENTS“ (LTAD)

5EIN QUERSCHNITT DURCH VERSCHIEDENE PERIODISIERUNGSMODELLE

5.1Die klassische lineare Periodisierung

5.1.1Vorbereitungsperiode

5.1.2Wettkampfperiode

5.1.3Übergangsperiode

5.1.4Ganzjahresperiodisierung im Fußball – Zyklisierung bei einer Doppelperiodisierung

5.1.5Nutzen der klassischen Periodisierung für den Fußball

5.2Die Blockperiodisierung

5.2.1Kennzeichen der Blockperiodisierung

5.2.2Nutzen der Blockperiodisierung im Fußball

5.3Die Wellenperiodisierung

5.3.1Nutzen der Wellenperiodisierung im Fußball

5.4Die Coerver-Methode

5.4.1Die Coerver-Pyramide

5.5Das Erfolgsrezept der Brazilian Soccer Schools von Simon Clifford und die konzeptionelle Integration von Futsal

5.6Das Entwicklungsmodell von Horst Wein

5.6.1Gedanken zum Thema Spielintelligenz im Fußball

5.6.2Spielintelligenz im Wettkampf

5.6.3Exkurs: „Ich mag das kontrollierte Chaos“ – Fußball als Gehirnsport schneller wahrnehmen, schneller handeln

5.6.4Die Schulung der Spielintelligenz: Das fünfstufige Entwicklungsmodell von Horst Wein im Detail

5.6.5Horst Weins Mini-Fußballkonzept „FUNiño“ und die Studie U 9 von Manchester United

5.6.6Beispiele für offene Fragen im Fußballtraining

5.7Zusammenfassung der vorgestellten Periodisierungsmodelle

5.8Verwendung des Pareto-Prinzips im Fußball

6PERFORMANCE STATT KOMPETENZ

7DAS ERFOLGSKONZEPT DER TAKTISCHEN PERIODISIERUNG – EIN FUSSBALLSPEZIFISCHER, GANZHEITLICHER UND TAKTISCHER ANSATZ

7.1Die vier (fünf) Phasen des Spiels und die Bedeutung des Umschaltverhaltens

7.2Bedeutung und Entwicklung eines Spielmodells im Konzept der taktischen Periodisierung

7.2.1Die Entwicklungsschritte eines Spielmodells im Detail

7.2.2Beispiel für die Untergliederung taktischer Verhaltensweisen

7.3Das Supra-Prinzip der Spezifität und die methodologischen Prinzipien der taktischen Periodisierung mit ihren häufigsten Fehlerquellen

7.3.1Die acht methodologischen Prinzipien

7.3.2Fehlerquellen bei der Anwendung der taktischen Periodisierung

7.4Teamskalen

7.5Taktische Konzentration: Die Wichtigkeit der Spezifität und der spielnahen Intensität

7.6Vermittlung der Lerninhalte bei der taktischen Periodisierung

7.6.1Die differenzielle Lernmethode

7.6.2Implizites Lernen

7.7Der Morphozyklus – der Wochenaufbau der taktischen Periodisierung im Detail

7.7.1Der Wochenplan im Detail

7.8Taktische Periodisierung von Trainingsinhalten und die enormen Vorteile von Positionsspielen

7.9Abschlussbetrachtung und Überlegenheit der taktischen Periodisierung

8BEISPIEL EINER IN DER PRAXIS ERPROBTEN METHODOLOGIE

9LAST, NOT LEAST – „ZUFRIEDENHEIT VS. DANKBARKEIT“

ANHANG

1 Über den Autor

2 Bildnachweis

3 Hinweise

Vorwort zur2.überarbeiteten Auflage

Nachdem José Mourinho 2004 mit dem FC Porto unerwartet die Champions League gewinnen konnte und dann im Anschluss als „Special-One“ gleich zweimal hintereinander mit Chelsea London die Premier League gewinnen konnte und nach außen extrem überzeugt schien von seiner Erfolgsmethode, begann ich mich, parallel zum Start meiner Trainerausbildung, intensiv mit José Mourinho und seiner Erfolgsmethode zu beschäftigen.

Zu Beginn meiner Recherchen und bis zur Veröffentlichung der 1. Auflage war es extrem schwierig, im deutschsprachigen Raum überhaupt an Informationen über diese Erfolgsmethode zu kommen.

Informationen gab es nahezu ausschließlich auf Portugiesisch und Spanisch, selten in Englisch, was die Recherche sehr erschwert hat und durch die in einer Fremdsprache verwendete Terminologie wurde diese ebenfalls nicht leichter.

Erst in den letzten Jahren, nachdem immer mehr erfolgreiche Trainer – nicht nur aus Portugal – das Konzept und die Ideen der taktischen Periodisierung nutzen, vervielfachten sich entsprechende Literatur oder Artikel im Internet über konkrete Inhalte.

Eine wichtige Grundlage für viele Inhalte, Ideen, Inspirationen und Referenzen aus diesem Buch waren folgende drei Personen und ihr wiedergegebenes Wissen, das sie mit der Fußballwelt auf Englisch teilen und die ich jedem, der sich intensiv mit den besten Referenzen beschäftigen möchte, ans Herz legen würde:

•„Complex Football“ von Javier Mallo, der neben der taktischen Periodisierung in seinem Buch auch auf Paco Seirulos Ideen eingeht, der neben dem Erfolg des FC Barcelona auch Pep Guardiola wesentlich mitgeprägt hat.

•„What is Tactical Periodization“ von Xavier Tamarit ( u. a. Co-Trainer beim FC Southampton und FC Valenica)

•Losgelöst von der Denkweise der taktischen Periodisierung der Niederländer Raymond Verheijen, der für viele als der beste Trainerausbilder der Welt gilt und mit Hilfe objektiver Referenzen und Theorien neue Maßstäbe in der Denkweise des Fußballs gesetzt hat.

Eine der wichtigsten Ideen in diesem Konzept ist die Dynamik und Flexibilität, mit der es zum Leben erweckt wird, innerhalb einiger fixer Bausteine und Ideen.

So hat sich im Laufe der Jahre auch meine eigene subjektive Anwendung dieses objektiven Konzepts ständig weiterentwickelt und das ständige Auseinandersetzen in Theorie und Praxis zu einer Weiterentwicklung geführt, die ich hier in diesem Buch mit den Lesern teilen möchte.

Ich möchte darauf hinweisen und festhalten, dass der Vater dieser Idee der portugiesische Professor Vitor Frade ist, der dieses geniale Konstrukt für die Fußballwelt geschaffen hat und die Grundlage der vorgestellten Ideen auf diesem Gedankenkonstrukt aufbaut, ich dem Leser jedoch keine blinde Kopie dieser Ideen wiedergeben möchte sondern eine subjektive Interpretation dieser, auch mit Erkenntnissen aus anderen Methoden und Bereichen, die ich versucht habe, in dieses Konstrukt zu integrieren, um dadurch den Leser zu begeistern, ebenfalls seine der eigenen Situation und eigenen Ideen angepasste Version dieses Konzeptes zu entwickeln.

In einem Artikel in der New York Times wies Professor Frade darauf hin, dass sein Konzept der taktischen Periodisierung eine Management-Philosophie ist und eine spezielle Art über Fußball zu denken und wie heißt es so schön: „Die Gedanken sind frei.“

Im selben Artikel in der New York Times sagt Vitor Frade weiter über die taktische Periodisierung:

“It is not a method, it is a methodology. You have a methodology so that you don’t need methods.”

Eine Methodologie im Fußball ist der Weg mit dem die grundlegende Fußballausrichtung eines Vereins oder Verbands, die Spielidee sowie das Spielmodell und die Spielprinzipien logisch aufeinander aufbauend für alle Bereiche definiert und umgesetzt werden soll:

„Wie wir arbeiten, trainieren und nach welchen Werten und Prinzipien wir Fußball spielen und uns entwickeln wollen, wenn wir das Spiel auf eine definierte Weise interpretieren.“

Der Begriff der Methodologie ist im deutschsprachigen Fußball-Raum leider so gut wie nicht verbreitet, was einer der Hauptgründe für eine oftmals falsche Anwendung dieses Konzeptes ist, es ist eben keine einzelne Methode, die man einfach aneinanderreihen kann, sondern viel mehr als das.

„Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.“

Deshalb taucht der Begriff der Methodologie neu auch im Untertitel des Buches auf, mit dem Ziel, dazu beizutragen, den Begriff der Methodologie als fußballspezifisches Gedankenkonstrukt im deutschsprachigen Fußballraum zu etablieren, da die Beschäftigung mit dieser Begrifflichkeit zu einer persönlichen Weiterentwicklung führen wird, was letztendlich den Spielern und der Mannschaft zu Gute kommen wird.

Viel Spaß beim Lesen und kritischen Hinterfragen der Inhalte und der eigenen Gedankenkonstrukte, denn:

„Was Paul über Fritz sagt, sagt mehr über Paul aus, als über Fritz.“

KAPITEL 1

Die Weiterentwicklung des Fußballs und die Bedeutung der taktischen Periodisierung

KAPITEL 1

Die Weiterentwicklung des Fußballs und die Bedeutung der taktischen Periodisierung

„Im Fußball gibt es nicht nur eine Wahrheit – und warum Fußball kein Krieg ist, sondern ein Spiel.“

„Look at the best, learn from the best, be the best“: Weltklassespieler unter sich – Cristiano Ronaldo und Lionel Messi

Leider ist immer noch von etlichen Trainern bei der Motivationsansprache vor einem Spiel zu hören, dass Fußball Krieg sein soll.

Da Krieg ohnehin etwas Negatives ist, kann man über diese Aussage nur schmunzeln.

Fußball ist laut Definition ein Spiel.

Sicherlich spielen Duelle, eine positive Aggressivität und Durchsetzungsvermögen eine wichtige Rolle.

Doch wer beim Fußball von Krieg statt von einem Spiel ausgeht, wird auch sein Training falsch aufbauen und die Spieler werden davonlaufen.

Oftmals lassen Trainer mit dieser Auffassung vom Fußball ihre Spieler ähnlich wie beim Militär sinnlos Runden um den Platz laufen und ihre Spieler kreisen dabei die Arme oder führen andere militärähnliche Drills durch.

Mal ehrlich, wie viele Fußballer haben Sie schon gesehen, die im Spiel mit immer demselben Tempo im Kreis laufen und die Arme kreisen?

Duelle als Teil des Spiels – Cristiano Ronaldo durchsetzungsstark

Trainerlegende Wiel Coerver sagte sinngemäß einmal, dass es im Fußball nicht nur eine Wahrheit gibt und viele Wege zum Ziel führen:

•Brasilien wurde Weltmeister mit Joga Bonito.

•Spanien wurde Weltmeister mit Tiki-Taka.

•Deutschland wurde Weltmeister mit Disziplin und Organisation.

•Italien wurde Weltmeister mit Catenaccio.

•Argentinien wurde Weltmeister mit Diego Maradona und Frankeich mit Zinedine Zidane.

•Die Niederlande wurden noch nie Weltmeister, trotz Johan Cruyff, Marco van Basten und Arjen Robben.

Erfolg im Fußball ist mit vielen verschiedenen Wegen und Spielideen möglich und genau das macht den Fußball so interessant und abwechslungsreich, wie keine andere Sportart.

Doch Fakt ist, wie bei einem Benchmarking in der Wirtschaft, muss man die besten Fußballmannschaften und die weltbesten Spieler auf den jeweiligen Positionen genauestens analysieren, wie diese spielen, sich verhalten und wie sie trainieren.

„Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.“

Der Fußball und eine auf den Fußball abgestimmte Trainingslehre entwickeln sich rasant weiter …

Auch wenn Zahlenspiele und Statistiken im Fußball oftmals belächelt werden, kommt man nicht darum herum, anzuerkennen, dass es von hoher Bedeutung – gerade in der Ausbildung – ist, wenn ein Fußballtrainer weiß, dass beispielsweise 80 % aller Pässe direkt oder nach maximal einer zusätzlichen Ballberührung gespielt werden, oder dass 75 % aller Ballmitnahmen im Spitzenbereich mit Gegnerdruck im Rücken stattfinden.

Ganz zu schweigen davon, dass, abhängig von der Liga, mittlerweile +/- 30 % aller Tore nach Standardsituationen fallen.

Taktikgenie Marcelo Bielsa, der bei der WM 2010 Nationaltrainer von Chile war, nahm 700 Videos mit Material der Gegner nach Südafrika mit und begründete dies mit der Aussage:

„Ich weiß, dass Erfolg und Glück keine Synonyme sind.“

Durch TV und Internet gelangt Fußball-Know-How nun auch in die entlegensten Winkel der Welt, wodurch ein jahrzehntelanger Wettbewerbsvorteil der westlichen Fußballwelt verschwindet.

Vermeintlich „kleine Nationen“ haben in allen Bereichen des Fußballs enorm aufgeholt und das Niveau wird immer ausgeglichener.

Wer sich nicht weiterentwickelt, wird mittlerweile von den „kleinen Nationen“ gefressen, die hungrig nach Erfolg sind.

Costa Rica marschierte bei der WM 2014 völlig verdient ins Viertelfinale und Wales drang bei der Euro 2016 bis zum Halbfinale vor.

Bei der FIFA-Klub-Weltmeisterschaft 2014 gelang Auckland City FC aus der kleinen Rugby- und Kricketnation Neuseeland erstmals das Erreichen des Halbfinales und belegte mit einem 4:2-Sieg im Elfmeterschießen gegen den mexikanischen Vertreter CD Cruz Azul den dritten Platz.

Auch in Neusseland entwickelt sich der Fußball weiter: Auckland City FC – dritter Platz bei der FIFA-Klub-WM 2014.

Mannschaften aus der viertklassigen Regionalliga in Deutschland werfen Teams aus der Ersten Bundesliga aus dem DFB-Pokal.

Es passiert auch immer öfters, dass beispielsweise Nationalmannschaften aus Ländern mit geringen Einwohnerzahlen, wie die Färoer-Inseln mit nicht einmal 50.000 Einwohnern, den Europameister Griechenland mit 10 Millionen Einwohnern auswärts verdient mit 0:1 schlagen, da auch diese Teams über sehr gute Strukturen und Förderprogramme verfügen.

Damit Island international konkurrenzfähig ist, wurden u. a. zahlreiche Fußballhallen gebaut, damit auch in den kalten und dunklen Wintermonaten ein Spielbetrieb stattfinden kann.

Die Erfolge dieses gut durchdachten Systems sprechen für sich: So scheiterte Island 2013 erst im letzten Play-off-Spiel für die WM-Qualifikation gegen Kroatien, nachdem das Hinspiel 0:0 ausgegangen war.

WM-Finale dank einer überragenden Nachwuchsausbildung – Kroatien mit gerade einmal 4 Millionen Einwohnern

2014 wurden die Niederlande mit Weltstars wie Arjen Robben in der EM-Qualifikation souverän mit 2:0 von Island geschlagen und bei der Euro 2016 spielte man in der Gruppenphase gegen den späteren Europameister Portugal unentschieden und gewann dann sogar im Achtelfinale gegen das Mutterland des Fußballs, England. Uruguay mit 3,5 Millionen Einwohnern ist bei jeder WM und bei der Copa America ein äußerst schwer zu schlagender Gegner, was nur aufgrund einer hervorragenden Ausbildung der Spieler möglich ist.

Bei der Weltmeisterschaft 2018 konnte Kroatien mit gerade einmal etwas mehr als 4 Millionen Einwohnern erst im Finale gestoppt werden, wobei gleich 14 Spieler konzeptionell in einer der weltbesten Akademien bei Dinamo Zagreb ausgebildet wurden.

Interessant ist auch der Gedanke, was passieren würde, wenn Länder in Afrika eine bessere Infrastruktur im Fußball hätten oder nur schon jedes Kind einen Ball hätte.

Fußball-Olympiasieger Nigeria mit über 150 Millionen fußballbegeisterten Einwohnern würde bei entsprechenden Strukturen viele europäische Teams wohl überrollen.

Aus einer einzigen Fußballschule in Abidjan/Elfenbeinküste, in der es eine mehr oder weniger westliche Infrastruktur gibt, stammen Weltstars wie Yaya Touré (u. a. Manchester City), Kolo Touré (u. a. FC Liverpool), Salomon Kalou (u. a. FC Chelsea), Emmanuel Eboue (u. a. FC Arsenal) oder Arthur Boka (u. a. VfB Stuttgart).

Doch auch die Elfenbeinküste mit ihren Topstars muss hellwach sein: Beim Africa-Cup of Nations 2012 in Gabun und Äquatorialguinea verlor die Elfenbeinküste das Finale gegen ein als völliger Außenseiter abgestempeltes Sambia, das dank der perfekten Taktischen Umsetzung des strategischen Plans ihres charismatischen Trainers Hervé Renard verdient den Titel gewinnen konnte.

Auf der Pressekonferenz vor dem Finale spricht Renard über die Magie des Fußballs, auf die mehr denn je in den aktuellen Zeiten geachtet werden sollte, dass sie uns nicht verloren geht:

„Acht Jahre lang habe ich den Müll rausgetragen. Jetzt stehe ich als Trainer im Endspiel des Afrika-Cups. Fußball ist magisch, oder?“

2015 vollbrachte Renard das Kunststück, als erster Trainer zweimal den Afrika-Cup zu gewinnen und besiegte nun als Nationaltrainer der Elfenbeinküste Ghana in einem denkwürdigen Elfmeterschießen.

Disziplin und harte Arbeit: Hervé Renard – vom Gebäudereiniger in Frankreich zum Afrika-Meister mit Sambia und der Elfenbeinküste und nun wohl bald bei der nächsten Weltmeisterschaft zu sehen.

Dass bei der WM 2014 viele sogenannte Fans der deutschen Nationalmannschaft sich beim Unentschieden gegen Ghana oder dem Sieg in der Verlängerung gegen Algerien über die DFB-Elf beschweren und „… wie es denn sein könnte, dass Deutschland gegen diese Teams nicht klar gewinnt“, kann nur einer totalen westlichen Überheblichkeit oder einem komplett fehlenden Fußballsachverstand zugeschrieben werden.

Als ob in Afrika kein Fußball gespielt werden würde …

Generell gibt es im Fußball gerade in unseren Breitengraden und vor allem im deutschsprachigen Raum extrem negative Verhaltensmuster und unproduktive Einstellungen, die sich vor allem durch diese sogenannten Fans verbreiten:

Mitte Juli wurde die deutsche Nationalmannschaft nach dem WM-Sieg noch frenetisch gefeiert, um dann nicht einmal zwei Monate später beim erneuten Aufeinandertreffen bei der 2:4-Niederlage gegen Argentinien, nach nicht einmal 20 Minuten, von den eigenen „Fans“ ausgepfiffen zu werden!

Der Autor Timo Jankowski in der Elfenbeinküste – Lebensfreude und begnadete Talente; aber oftmals – wie auch auf diesem Bild – teilen sich 30-40 Kinder einen einzigen Ball.

Wie in allen Lebensbereichen macht die Globalisierung auch im Fußball nicht halt.

Mannschaften aus Afrika verteidigen diszipliniert wie Europäer, Europäer zaubern wie Brasilianer, Brasilianer spielen ein kompaktes Pressing gegen den Ball und kontern.

Es gibt extrem starke Kopfballspieler aus Mexiko und Chile, aber Engländer mit Problemen im Luftkampf.

Das 1-4-3-3 wird schon lange nicht mehr nur von niederländischen Teams genutzt und die Niederländer selbst spielten bei der WM 2014 mit einer Grundordnung im 1-3-5-2.

Schaut man sich die momentan weltbesten Nationalteams und Vereinsmannschaften genau an, stößt man zwangsläufig bei einer exakten Analyse darauf, dass nahezu alle Trainer und Mannschaften, die momentan im Fußball Erfolg haben, eine spezielle Form der Trainingsplanung und Trainingssteuerung sowie dasselbe Konzept für ihre Erfolge einsetzen.

DAS KONZEPT DER TAKTISCHEN PERIODISIERUNG

Pep Guardiola und José Mourinho – die beiden bekanntesten Vertreter, die ihre Planungen taktisch periodisieren.

In nahezu allen Topligen spielen fast ausschließlich Mannschaften um Titel, deren Trainer eine Methodologie, die sich um das Spielmodell dreht, entwickelt haben.

Dass in den fünf Topligen neben den jeweils einheimischen Trainern bereits seit mehreren Jahren am häufigsten Trainer aus Portugal zu finden sind, die alle tief mit dem Konzept der Taktischen Periodisierung vertraut sind, ist eine weitere Bestätigung dieses Konzepts in der Praxis.

Zudem ist die Nationalmannschaft von Portugal seit Jahren in Relation zur Einwohnerzahl die erfolgreichste Nationalmannschaft auf der Welt.

Neben den Trainern aus Portugal mit José Mourinho an der Spitze, baut aber auch Pep Guardiola höchst erfolgreich auf ein Konzept mit dem Spielmodell als Ausgangspunkt auf, genauso wie viele weitere, international-renommierte Spitzentrainer.

•Louis van Gaal – einer der erfolgreichsten Trainer in der Geschichte des Fußballs, baut sein Training komplett spielnah nach einer klar strukturierten Spielidee und taktischen Prinzipien auf.

•Marcelo Bielsa der u. a. bei Olympique Marseille und Athletic Bilbao tätig war, wird von keinem Geringeren als Pep Guardiola offiziell als Vorbild bezeichnet. Zuletzt stieg er mit Leeds United in die Premier League auf und begeisterte auch dort mit seinem einprägsamen Spielstil.

•Pokalsieger mit dem BVB, Meister mit Paris Saint-Germain und Champions-League-Sieger mit Chelsea London – auch Thomas Tuchel baut sein Training fußballspezifisch anhand eines Spielmodells auf.

•Carlos Queiroz, der mit Portugal U-17- und U-20-Weltmeister wurde, Assistenztrainer bei Manchester United und Cheftrainer bei Real Madrid war sowie als Nationaltrainer von Kolumbien und des Irak tätig war, mit denen er sich für zwei Weltmeisterschaften qualifizieren konnte.

•André Villas-Boas, der mit dem FC Porto Meisterschaft, Pokal und die Europa League gewann und als Cheftrainer u. a. bei Chelsea London, Tottenham Hotspurs, Zenit St. Petersburg und Olympique Marseille tätig war, ist ein Fachmann dieser Methodologie.

•Auch er baut seine Planungen nach taktischen Schwerpunkten auf: der Nordire Brendan Rodgers, der u. a. die Geschicke als Cheftrainer beim FC Liverpool leitete und mit Celtic Glasgow zweimal Meister wurde und mit Leicester City 2020/2021 den Cup gewann.

•Algeriens ehemaliger Nationaltrainer Christian Gourcuff ist einer der angesehensten Taktikexperten in Frankreich und feierte große Erfolge beim FC Lorient. In seinem Buch Un autre regard sur le football wird deutlich, dass auch bei ihm alles aus der Taktik abgeleitet wird.

•Rudi Garcia, der auf allen Stationen, wie dem OSC Lille, bei AS Romoder Olympique Marseille, mit tollem Angriffsfußball die Fans begeisterte, hat ein taktisches Konzept in der Tasche, nach dem er sein Training gestaltet.

•Zählt ebenfalls zu den Bewunderern von Marcelo Bielsa: Mauricio Pochettino. Der 20-fache argentinische Nationalspieler machte als Trainer bei Espanyol Barcelona, dem FC Southampton und Tottenham Hotspurs durch sein hervorragendes, taktisch strukturiertes Konzept auf sich aufmerksam und ist aktuell bei Paris Saint-Germain tätig.

•Der belgische Nationaltrainer Roberto Martínez, der auch beim FC Everton tätig war und 2013 mit Wigan Athletic und dem Konzept der taktischen Periodisierung als Underdog den FA-Cup gewinnen konnte.

•Erreichte das WM-Viertelfinale in Brasilien mit Costa Rica – Jorge Luis Pinto, der auf seiner Webseite http://www.jorgeluispinto.com Einblicke in seine Taktikgeheimnisse und Arbeitsweise gibt.

•Der Niederländer Pepijn Lijnders der als Co-Trainer des FC Liverpool mit Jürgen Klopp die Champions League gewinnen konnte, studierte die Methodologie während er acht Jahre im Nachwuchsbereich des FC Porto tätig war und in dieser Zeit auch direkt mit Vitor Frade zu tun hatte.

•Auch Bayern Münchens Trainer Julian Nagelsmann strukturiert seine Prozesse mithilfe einer taktischen Vorgehensweise und seiner 31 Prinzipien.

Zahlreiche weitere bekannte Spitzentrainer, wie Leonardo Jardim (u .a. AS Monaco, Sporting Lissabon) ,Nuno Espiritio (u. a. Wolverhampton Wanderes, Tottenham Hotspurs) Jorge Sampaoli (u. a. Chile, FC Sevilla, Argentinien, Olympique Marseille), Julen Lopetegui (u. a. FC Porto, Spanien, Real Madrid, FC Sevilla), Jorge Jesus (u. a. Sporting Lissabon, Flamengo Rio de Janeiro, Benfica Lissabon),Marco Silva (u. a. FC Watford, FC Everton) oder auch Carlos Carvalhal (u. a. Besiktas Istanbul, Swansea City)können als bekannte Vertreter dieser Methodologie benannt werden.

Erfolg mit einer taktischen Periodisierung – Jorge Sampaoli

„Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.“

Nach wie vor planen viele Fußballtrainer ihr Training immer noch mit veralteten Modellen, aufbauend auf falschen Referenzen und fachfremden Periodisierungskonzepten, die aus der Leichtathletik oder anderen sportartfremden Disziplinen stammen.

Wenn überhaupt eine Planung vorliegt, dann werden die Trainingswochen und einzelnen Tage immer noch in Schnelligkeits- oder Ausdauerwochen unterteilt, statt das Training nach fußballspezifischen Schwerpunkten zu planen, wo selbst konditionelle Faktoren immer in ein taktisches Konzept eingebettet sind, wie es im Modell der taktischen Periodisierung der Fall ist.

Im ersten Teil des Buchs wird auf eine Vielzahl an Theorien und objektiven Referenzen eingegangen, die dazu beitragen sollen, Nährstoff für den Aufbau und die Entwicklung einer eigenen Methodologie passend auf die benötigten Gegebenheiten, wie Altersstufe oder Spielklasse, zu geben.

Des Weiteren wird ein Überblick über die klassischen Periodisierungsmodelle geliefert, um aufzuzeigen, warum diese nicht ausreichen, um die Komplexität des Fußballs zu erfassen, jedoch können einzelne Aspekte ebenfalls sinnvoll in die eigene fußballspezifische Methodologie einfließen.

Danach werden die wichtigsten Konzepte aus dem Modell der taktischen Periodisierung unter die Lupe genommen und wie diese in den eigenen Prozess integriert werden können.

Im zweiten Teil des Buchs werden eine komplette methodologische Anwendung inklusive Spielmodell sowie Spiel- und Trainingsprinzipien vorgestellt, aus denen anschließend dann über 100 ausgewählte Trainingsübungen präsentiert werden, die an dieses Spielmodell und diese Prinzipien gekoppelt sind.

Das Spezielle an dem aufgezeigten Modell und den Übungen ist, dass dieses Konzept in der Praxis über viele Jahre höchst erfolgreich umgesetzt wurde und bis zur Veröffentlichung der 4. Auflage mit diesem Konzept als Grundlage neben etlichen Junioren- und A-Nationalspielern über 60 Spieler entwickelt wurden, die ihr Debüt im Profifußball feiern konnten.

In der Darstellung wurde darauf geachtet, dass ein möglichst hoher Übertrag für Trainer aller Alters- und Leistungsklassen besteht.

Generell soll dazu ermutigt werden, nicht nur im „Copy-Paste-Modus“ zu verweilen, sondern aktiv mitzudenken und kritisch zu hinterfragen, welche Aspekte in den Aufbau einer eigenen Methodologie übernommen werden können.

Es geht darum, eigene Hypothesen im Training und am Spieltag aufzustellen und diese im Anschluss kritisch zu evaluieren, wodurch sich die eigene Methodologie auf ein immer höheres Niveau heben wird, was eines der Hauptziele in diesem Konzept ist.

Das Buch soll gute Ausgangshypothesen liefern und inspirieren, damit ein Trainer Anregungen und Ideen hat, um eine auf sein Umfeld und die dort vorherrschenden externen Faktoren passende Methodologie zu erschaffen und seinen eigenen Weg zu gehen.

„Wenn du anderen immer etwas nachmachst, wirst du nie deren Level erreichen. Du musst den Stil deiner Spieler respektieren. Es ist so einfach.“ – José Mourinho

KAPITEL 2

Grundvoraussetzungen und Schlüsselfaktoren: Fußball als Spiel der Spieler – „hinter jedem Spieler steckt ein Mensch.“ Über objektive Referenzen, Spielfähigkeit, Werte und eine positive Lernumgebung

KAPITEL 2

Grundvoraussetzungen und Schlüsselfaktoren: Fußball als Spiel der Spieler – „hinter jedem Spieler steckt ein Mensch.“ Über objektive Referenzen, Spielfähigkeit, Werte und eine positive Lernumgebung

„You need an inner, deep-rooted belief you are good enough. No confidence, no performance.”

Selbstvertrauen oder Arroganz – das ist oft ein schmaler Grat. Fakt ist jedoch, ohne Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten gibt es keine Weltklasseleistung.

Ohne Planung kein Erfolg, doch aufgrund der extrem hohen Komplexität im Fußball kann es selbst mit einer perfekten Planung an manchen Tagen zu Niederlagen kommen.

Die enorme Komplexität wird sehr gut im folgenden Schaubild von Prof. Jürgen Weineck aufgezeigt, in dem die Vielfältigkeit der benötigten Fähigkeiten dargestellt wird.

Komponenten der Leistungsfähigkeit im Fußball nach Weineck (Weineck, J. (2004). Optimales Fußballtraining (4., überarbeitete Aufl.) Balingen: Spitta.)

Jedoch können, der Komplexität zum Trotz, die Chancen auf einen Sieg durch eine perfekte Planung und Ausbildung enorm erhöht werden und somit kann auch dem Zufall entgegengewirkt werden.

Zu Beginn jeder Planung muss – wie bereits in Kap. 1 erwähnt – eine Weltstandsanalyse erstellt werden:

•Was machen die weltbesten Mannschaften und Trainer und warum sind sie so erfolgreich?

Daraus abgeleitet, ergeben sich Zielsetzungen in der Ausbildung eines Fußballers.

Was muss ein Fußballer in seiner Ausbildung erfahren, damit er sich auf höchstem Niveau durchsetzen kann?

Zunächst, dass ist es wichtig, dass als Ausgangspunkt die richtigen objektiven Referenzen verwendet werden.

Im deutschsprachigen Raum wird leider immer noch in vielen Fällen mit folgendem falschen Modell unterrichtet, in dem mehrere gravierende Punkte falsch dargestellt werden, was einen negativen Einfluss auf den Transfer in der Wissensvermittlung auf die Mannschaft und die Spieler hat:

Beispielsweise fehlt in diesem Modell der Begriff der Spielintelligenz komplett. Auch dass der Begriff Technik vor Taktik auftaucht, ist ein fataler Fehler und vermutlich der Grund, warum immer noch so viel falsches, isoliertes Techniktraining stattfindet.

Ein physischer Vorgang ist im Fußball sowohl die Technik wie auch die Taktik und vermutlich der Grund, warum sportartfremde Athletiktrainer Fußballspieler in Grund und Boden trainiert haben.

Der wohl weltbeste Trainerausbilder Raymond Verheijen geht neben vielen anderen bahnbrechenden objektiven Referenzen auch auf diese Thematik detailliert ein:

https://www.fcevolution.com/

Nach Verheijen ist es, objektiv betrachtet, im Fußball das Ziel, die Kommunikation einer Mannschaft zu verbessern, da jede Fußballaktion mit nonverbaler oder verbaler Kommunikation beginnt, worunter Taktik zu verstehen ist.

Nach der Kommunikation trifft der Spieler eine Entscheidung (Spielintelligenz) und führt dann diese Entscheidung aus (Technik).

Das Niveau eines Spielers beim Treffen einer Entscheidung und beim Ausführen dieser baut auf der Kommunikation auf und kann als Spielfähigkeit bezeichnet werden.

Um diese Spielfähigkeit zu entwickeln, bedarf es gewisser Grundvoraussetzungen.

Eine davon ist die Persönlichkeitsentwicklung, die eine äußerst wichtige Angelegenheit ist, gerade in Zeiten, in denen das Ego oftmals über allem zu stehen scheint.

Die Vermittlung von Werten wie Demut sollte gerade im Teamkontext des Fußballs eine zentrale Rolle einnehmen.

Zu oft vergessen wir, den Mensch in den Mittelpunkt zu stellen und dass dies der Zugang zu jedem Fußballspieler ist.

„Man muss es genießen, mit Leuten zu tun zu haben.“ – Udo Lattek

Der frühere Meistertrainer Udo Lattek wusste um die Bedeutung eines menschlichen Umgangs mit seinen Spielern.

Studien belegen, dass 80 % aller Aussagen in einer Umgebung wie beim Fußball negativer Natur sind. Gerade Erwachsene be- und verurteilen ihr Gegenüber permanent, wodurch sich emotionale Blockaden entwickeln und sich eine deutlich schlechtere Lernentwicklung einstellt.

Deshalb ist eine positive Lernumgebung, in der gleichzeitig hohe Anforderungen und ein absolutes Vertrauensverhältnis besteht und in der Fehler gemacht werden dürfen und aus denen konstruktiv gelernt wird, die Grundvoraussetzung, um ein Trainingskonzept umzusetzen.

Spieler, die sich wohlfühlen, eine höhere intrinsische Motivation an den Tag legen und härter für ihre Ziele arbeiten.

Welcher Spieler und Mensch wird nicht gerne gelobt und positiv unterstützt?

„Für einen Spieler - und auch für jeden Menschen – gibt es keine schöneren Worte als ‚gut gemacht‘. Das sind die beiden besten Worte, die man sich für den Sport ausgedacht hat. Man braucht keine Superlative.“ – Sir Alex Ferguson

Mensch im Mittelpunkt – Sir Alex Ferguson konnte noch Jahre später seinen ehemaligen Schützling Cristiano Ronaldo von einer Rückkehr zu Manchester United überzeugen.

Natürlich will der Trainer seine Spieler verbessern und ein positiver Umgang mit Kritik ist enorm wichtig, nur sollte diese immer konstruktiv sein und den Spieler weiterbringen. So werden durch dieses Wissen die Spieler in erster Linie ihren Stärken nach gefördert und nicht, um lediglich die Schwächen auszumerzen.

Angst ist im Gegensatz zu Furcht immer vom Menschen gemacht. Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten statt Angst ist also das Motto, was auch der Trainer des Nationalmannschaft von Belgien, Roberto Martínez, bestätigt:

Roberto Martínez Montolin

„Jugar sin miedo – Spiele ohne Angst.“

Viele Trainer nutzen als Führungsstil „Angst“, was niemals ein guter Ratgeber sein kann, da Angst blockiert und das Potenzial unter Angsteinfluss niemals voll entfaltet werden kann.

Emotionen als Klebstoff zwischen den Akteuren

Der lebenserfahrene und im Abstiegskampf erprobte Profitrainer Tomislav Stipic bringt es mit folgender Aussage perfekt auf den Punkt:

„Angst frisst Seele“

Die Spieler müssen immer wissen, woran sie bei einem Trainer sind. Der spanische Welt- und Europameistertrainer Vicente del Bosque bestätigt dies mit der simplen Aussage: