Tartaglia - Philipp Weiss - E-Book

Tartaglia E-Book

Philipp Weiß

4,9

Beschreibung

Eine leise Erzählung über die Verwandlung, das Verstummen, den Liebesmoment und den Tod: Herculine reist durch Kontinente, Länder, Dörfer und Landschaften, fotografiert Karnevale und Maskeraden. Tartaglia, der Stotterer, bleibt in seinem Zimmer, an seinem Tisch. Im Raum, neben dem Kamin: Bücherstapel - Goethes gesammelte Werke, die ihm zum Feuermachen dienen an Wintertagen. Anstatt in die Welt zu gehen, durchquert er Sprachlandstriche und kartografiert Innenwelten. Dann, an einem Februarmorgen, ist Tartaglia fort …

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Das Buch

Eine leise Erzählung über die Verwandlung, das Verstummen, den Liebesmoment und den Tod: Herculine reist durch Kontinente, Länder, Dörfer und Landschaften, fotografiert Karnevale und Maskeraden. Tartaglia, der Stotterer, bleibt in seinem Zimmer, an seinem Tisch. Im Raum, neben dem Kamin: Bücherstapel – Goethes gesammelte Werke, die ihm zum Feuermachen dienen an Wintertagen. Anstatt in die Welt zu gehen, durchquert er Sprachlandstriche und kartografiert Innenwelten. Dann, an einem Februarmorgen, ist Tartaglia fort …

Der Autor

Philipp Weiss, 1982 in Wien geboren; Auszeichnungen u. a. das Hans-Gratzer-Stipendium am Schauspielhaus Wien 2011, Nominierung zum Ingeborg-Bachmann-Preis 2009, Österreichisches Staatsstipendium für Literatur 2008/2009, 3. Litarena Literaturpreis 2007, Hermann-Lenz-Stipendium 2006; zahlreiche Publikationen, u. a. im Residenz Verlag, in kolik, Volltext, manuskripte und im Wissenschaftsverlag Walter de Gruyter (über Peter Handkes Wunschloses Unglück, 2009) sowie im Passagen Verlag (egon. Ein Kunst-Stück, 2008)

Die Textlicht-Reihe

Textlicht ist junge, unterhaltsame Literatur in einem handlichen Format, egal ob für daheim oder unterwegs, nebenher oder zwischendurch – die Bücher der Textlicht-Reihe sind Literatur, die unter die Haut geht und noch lange im Kopf bleibt.

Philipp Weiss

Tartaglia

Inhalt

Kapitel 1

Er nannte mich Herculine. Da ich anderen zufolge ein Mann sei, meinem Empfinden nach eine Frau bin, und das auch nach außen, somit für die Welt ein verirrter Cherub bin, ein durch die Unbestimmtheit schwirrender Faun, Inkubus, so sagte er. Wie ich ihn auch als Frau liebte und nicht als Mann, da ich ihn immer als anders empfand, er mich aber weder als Frau noch als Mann liebte, sondern als das ihm unbegreiflich Nahe.

Herculine – mit diesem Namen rief er mich, seit ich ihm die Aufzeichnungen der Herculine Barbin geschenkt hatte, die sich das Leben nahm, da sie ein fremdartiges Mischwesen war, ein Satyr, eine Undine, die durch die Netze fiel und nur in der Negation eines Ortes ihren Platz finden konnte, im Tod.

Die arabischen Gelehrten scheinen, wenn sie vom Tod sprechen, den wunderbaren Ausdruck /der gewisse Körper/ zu verwenden. Ich ertappe mich manchmal dabei, mir seinen Körper in verschiedenen Stadien der Verwesung zu denken. Sein zarter Körper zunächst, das bläuliche Netz der Venen, ein Flechtwerk, und die Blasen auf der Haut, Selbstverdauung, Durchwirktwerden und Maden und die Zersetzung nach und nach, das Ausfallen von Zähnen und Haaren und zuletzt etwas Namenloses. Dieser gewisse Körper, nämlich sein Körper im Zustand der Fäulnis, ist für mich zum Synonym für den Tod geworden. Die Erlegung des Todes stelle ich mir wie ein Maskenfest vor.