Taufe. Ich sage ja - Okko Herlyn - E-Book

Taufe. Ich sage ja E-Book

Okko Herlyn

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Beschreibung

Was ist eigentlich eine Taufe? Warum braucht man dafür Wasser? Gibt es ein ideales Taufalter? Was hat es mit dem Versprechen zu einer christlichen Erziehung durch Eltern, Patinnen und Paten auf sich? Und wo bekomme ich einen passenden Taufspruch her? Spielt man mit dem Gedanken, sich oder sein Kind taufen zu lassen, kommen so einige Fragen auf. Doch auch für bereits getaufte Menschen gibt es immer wieder Anlässe, sich mit dem eigenen Getauftsein auseinanderzusetzen. Okko Herlyn hat es sich zur Aufgabe gemacht, biblisch orientierte Basisinformationen und praktische Hinweise rund um das Thema Taufe in einem kompakten Buch zu versammeln. Ausgehend von unseren heutigen Alltagserfahrungen begibt er sich auf die Spuren des Neuen Testaments und zeigt, welch große Bedeutung dieses einmalige Ereignis im Leben eines Menschen haben kann. Ein Buch für unterhaltsame Aha-Momente und als Geschenk: für erwachsene Täuflinge, Eltern, Patinnen und Paten und alle, die sich für die Bedeutung von Taufe und Taufversprechen interessieren.

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Okko Herlyn · Taufe. Ich sage Ja

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der

Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im

Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© 2023 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn

Alle Rechte vorbehalten

Umschlaggestaltung: Grafikbüro Sonnhüter, www.grafikbuero-sonnhueter.de, unter Verwendung eines Bildes von © Mr.C0711 (Shutterstock)

Lektorat: Viktoria Tersteegen

DTP: Burkhard Lieverkus, Wuppertal

Verwendete Schriften: Chaparal Pro, Museo Sans

Gesamtherstellung: PPP Pre Print Partner GmbH & Co. KG

ISBN 978-3-7615-6930-6 (E-Book)

www.neukirchener-verlage.de

I. „SCHADEN KANN’S NICHT“

Taufe – warum eigentlich?

1

Parkplätze an einem Supermarkt sind wahrscheinlich dazu da, dass man immer mal wieder Leute trifft, mit denen man im Moment nicht gerechnet hat. So wie neulich bei Jennifer und Thorsten, als ihnen zufällig Pfarrer Holtkamp über den Weg läuft. Was sagt man da so auf die Schnelle? Zum Glück können beide berichten, dass sie vor ein paar Monaten stolze Eltern einer kleinen Alina geworden sind.

„Ja, dann herzlichen Glückwunsch euch beiden“, sagt Holtkamp. Seit Jennifers Konfirmation vor etwa zehn Jahren ist er in seiner pastoralen Väterlichkeit seinerseits einfach beim „Du“ geblieben. „Da kann man euch ja nur alles Gute wünschen. Nun seid ihr ja schon eine richtige kleine Familie. Wenn ich bei der Gelegenheit einfach mal fragen darf: Wie sieht es denn mit Taufe aus und so?“ „Tja, habe ich auch schon dran gedacht“, sagt Jennifer, „aber ich weiß noch nicht so genau.“ „Na, dann kommt doch einfach mal vorbei. Wir können in Ruhe über alles sprechen.“

Wenige Wochen später sitzen Jennifer und Thorsten bei Pfarrer Holtkamp in dem Zimmer mit den vielen Büchern. Ihre kleine Alina haben sie gleich mitgebracht. „Schön, dass ihr da seid“, begrüßt Holtkamp sie freundlich. „Wie geht’s euch denn so als jungen Eltern?“ Beide erzählen ein bisschen von den Monaten der Schwangerschaft, von der Geburt, die nicht ganz einfach war, und von ihren ersten elterlichen Erfahrungen. Von Pampers, geeigneter Babynahrung und einem bei Ebay günstig erstandenen Kinderwagen. Und natürlich von der einen oder anderen viel zu kurzen Nacht, an die man sich erst einmal gewöhnen müsse. „Aber man wird ja auch entschädigt“, sagt Thorsten. „Gucken Sie nur, wie charmant die Kleine Sie anlächelt.“

„Ja, Kinder sind schon ein Segen“, sagt Holtkamp, „auch wenn es später nicht immer ganz einfach wird. Ich spreche da auch ein wenig aus eigener Erfahrung. Aber zurück zu euch. Ihr wollt also eure Alina taufen lassen. Find ich gut. Darf man fragen: warum?“

„Na ja“, beginnt Jennifer etwas zögerlich, „ich weiß auch nicht so genau, aber das ist doch irgendwie so üblich. Ich selbst bin ja auch getauft. Wissen Sie, heutzutage bricht so vieles an Traditionen weg. Da finde ich es wichtig, dass man wenigstens noch ein bisschen an guten alten Sitten und Gebräuchen festhält. Meine Oma war übrigens direkt dafür, als ich ihr von unserer Begegnung neulich erzählt habe. Jetzt sag du doch auch mal was.“ Jennifer stößt ihren Mann leicht in die Seite.

„Ich sehe das ähnlich“, ist jetzt auch Thorsten im Thema angekommen. „Ich bin zwar kein großer Kirchgänger, aber Taufe und so finde ich schon wichtig. Ich spiele ja hier beim VfL in der Zweiten. Torwart. Also ohne mein Maskottchen geht da gar nichts. Einige bekreuzigen sich vor dem Anpfiff oder schicken ein Gebet zu Allah. Der Ball ist rund, wie man so sagt. Und passieren kann immer was. So ähnlich stelle ich mir das auch mit der Taufe vor. Auch im Leben kann immer mal was passieren. Man weiß ja nie. Vielleicht ist die Taufe so eine Art Versicherung gegen die Restrisiken des Lebens. Schaden kann’s jedenfalls nicht.“

2

Warum eigentlich taufen? Gute Frage. Jennifer und Thorsten haben für sich bereits zwei verschiedene Antworten gefunden, die wir uns noch einmal in Ruhe ansehen wollen.

Jennifer begründet die Taufe ihres Kindes damit, dass das „so üblich“ sei. Zumindest für sie und ihre Familie. Sie selbst wurde schließlich auch getauft. Viele Dinge im Leben sind ja üblich. Das Grüßen der Nachbarn, das Mitbringsel bei einem Besuch, „Gesundheit“ sagen, wenn in der Nähe jemand niest. Manche selbstverständlichen Gewohnheiten erleichtern einfach das Leben. Man muss schließlich nicht bei allem und jedem immer wieder neu und lange über dessen tieferen Sinn nachdenken.

Auch in der Bibel werden uns verschiedene Gewohnheiten geschildert, die für die Menschen der damaligen Zeit offenbar selbstverständlich waren. Etwa das Einhalten der Feiertage, das Achten der Gebote oder der Segensspruch über dem Essen. Von Jesus selbst wird uns berichtet, dass er am Sabbat – wie es dort heißt – „nach seiner Gewohnheit“ in die Synagoge ging (Lukas 4,16). Wenn nun Jennifer ihren Taufwunsch damit begründet, dass das in ihrer Familie „so üblich“ sei, so scheint sie sich damit zunächst in durchaus respektabler Gesellschaft zu befinden. Gewohnheiten gehören nun einmal zu unserem Leben.

Kein Wunder, wenn wir wie selbstverständlich das Bedürfnis verspüren, gute Gewohnheiten nun auch an die nachfolgende Generation weiterzugeben: ordentliche Tischmanieren, höfliche Umgangsformen, ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung. Vieles, was für uns selbst üblich ist, weil es sich eben auch bewährt hat, reichen wir gerne an Kinder und Enkel weiter: mancherlei praktische Fertigkeiten, die eine oder andere Lebenserfahrung, Wertvorstellungen und Erziehungsprinzipien. Jennifer ist aus guter Familientradition getauft. Warum sollte ihre Tochter nicht auch getauft werden?

Und auch das kennen wir aus der Bibel. Immer wieder begegnet uns dort die Aufforderung, das, was man selbst von seinen Eltern mitbekommen hat, an seine Kinder und Kindeskinder weiterzugeben. „Was wir gehört haben und wissen und unsre Väter uns erzählt haben, das wollen wir nicht verschweigen ihren Kindern“ (Psalm 78,3f) – so oder ähnlich lesen wir es an mehr als einer Stelle.

Doch die ganze Angelegenheit hat auch ihre Schattenseite. Selbst ursprünglich gute Gewohnheiten können mit der Zeit ihren Sinn verlieren und zu einem leeren Ritual verdorren. Mit dem Hinweis, „dass das so üblich ist“ oder „immer schon so war“, kann auch eine unbequeme Frage schnell zum Verstummen gebracht und manch eine neue Idee im Keim erstickt werden. Dass die Taufe in Jennifers Familie „so üblich“ ist, mag so sein. Aber reicht es hin, um nun auch Alina taufen zu lassen?

Es fällt doch auf, dass die Bibel die Weitergabe von Traditionen immerhin an bestimmte Inhalte bindet: „Wir verkündigen dem kommenden Geschlecht den Ruhm des Herrn und seine Macht und seine Wunder, die er getan hat“ (Psalm 78,4). In der Bibel werden Traditionen nicht um der Tradition, sondern um Gottes Willen weitergegeben. Das ist noch einmal etwas anderes als eine bloße „gute Gewohnheit“. So wird z. B. berichtet, dass das Volk Israel auf dem Weg ins Gelobte Land beim Durchzug durch den Jordan aufgefordert wird, ein paar Gedenksteine aufzurichten. Warum? Antwort: „Wenn eure Kinder später einmal fragen: Was bedeuten euch diese Steine?, so sollt ihr ihnen sagen …“ (Josua 4,6f). Und dann erfolgen die Berichte über Gottes Befreiungstat, die eben von Generation zu Generation weiterzugeben sind. Der Frage, was das im Hinblick auf die Taufe bedeutet, werden wir also noch nachgehen müssen.

Thorsten hat eine andere Begründung für die Taufe seines Kindes gefunden: „eine Art Versicherung gegen die Restrisiken des Lebens“. Ist das so verkehrt? Versicherungen sind ja grundsätzlich nichts Verwerfliches. Mit Recht lassen wir uns gegen manches Risiko, das sonst nur schwer zu stemmen wäre, versichern: Unfall, Krankheit, Altersarmut, Feuer, Sturm und Hagel oder einen unvorhersehbaren Reiserücktritt. Versicherungen sind zunächst einmal ein Ausdruck dafür, dass wir mit den Risiken des Lebens, die ja niemand ganz im Griff haben kann, verantwortlich umgehen. Und dennoch bleibt immer ein Rest. Alles ist eben doch nicht vollständig in den Griff zu kriegen. Weder auf dem Fußballplatz noch im Leben. Warum nicht auch dafür Vorsorge tragen?

Und auch hier scheint sich Thorsten in respektabler biblischer Gesellschaft zu befinden. Nicht zu zählen sind die vielen Bitten an Gott um Bewahrung, um Schutz, um Rettung aus unvorhergesehener Not, wie sie uns etwa in den Psalmen begegnen: „Neige deine Ohren zu mir, hilf mir eilends! Sei mir ein starker Fels und eine Burg, dass du mir helfest!“ (Psalm 31,3) „Herr, mein Fels, meine Burg, mein Erretter; mein Gott, mein Hort, auf den ich traue, mein Schild … und mein Schutz!“ (Psalm 18,3). Also ist die Taufe eine Art Versicherung gegen Lebensrisiken, die anderweitig nicht abgedeckt sind? Auch diese Frage werden wir im Auge behalten.

3

Warum eigentlich taufen? Wenn wir diese Frage einmal direkt an die Bibel richten, so gibt es dort – bei allem Respekt vor guten Gewohnheiten und nachvollziehbaren Sicherheitsbedürfnissen – eigentlich nur eine Antwort. Die Kirche tauft aus dem einfachen Grund, weil Jesus Christus es so geboten hat: „Gehet hin und lehret alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende“ (Matthäus 28,19f). Dieser unmissverständliche Taufauftrag ist der eigentliche Grund für die Taufe – bis zum heutigen Tag.

Allein diese Tatsache könnte Jennifer schon einmal ein wenig entlasten. Denn in dem unscheinbaren Nebensatz, wonach auch ihre Oma für die Taufe der Enkelin sei, könnte sich ja auch ein kleiner moralischer Druck verbergen. Und auch das kennen wir: Etwas tun, weil man nicht nur selbst es will, sondern weil auch andere es wünschen. Doch nicht jeder Wunsch anderer taugt etwas. Erwartungen von Seiten der Eltern oder Großeltern können auch psychischen Stress machen. Und manch ein von Seiten der Jungen gedankenlos übernommener Wunsch der Alten hat auch schon Schaden angerichtet.

So könnte Jennifer, sofern sie das aus dem Konfirmandenunterricht noch behalten hat, auf die Warum-Frage von Pfarrer Holtkamp schlicht darauf verweisen, dass sie gerne – Familientradition hin oder her – dem Taufgebot Jesu folgen möchte. Zumal es ja auch Menschen gibt, die auf solche Familientraditionen gar nicht zurückgreifen können – und dennoch die Taufe wünschen.

Deshalb sind gute Familientraditionen noch lange nicht überflüssig. So könnte Jennifer z. B. ihre Oma einmal fragen, was genau sie mit ihrem Taufwunsch verbindet. Ist es ihrerseits etwa auch nur eine bloße Familientradition? Oder könnte sie bei der Gelegenheit etwas davon erzählen, was ihre eigene Taufe für sie und ihr Leben bedeutet? Weshalb ist es ihr wichtig, zu Jesus Christus und zu seiner Gemeinde zu gehören? Es könnte vielleicht sogar sein, dass das ein etwas längeres Gespräch wird. Eben damit Alina am Ende nicht nur deshalb getauft wird, weil das „so üblich“ ist.

Es gibt also einen unmissverständlichen Auftrag zur Taufe – durch Jesus Christus. Mit ihm fängt alles an. Grund genug, uns ein wenig in der Bibel umzusehen. Wie war das eigentlich mit der Taufe – damals?

II. „TAUFEN“ KOMMT VON „UNTERTAUCHEN“

Wie alles anfing

Mit Jesus Christus fängt die Taufe an. Genauer gesagt: die Taufe „auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“. Das ist der Anfang. Doch es gibt da eine Vorgeschichte. Im Neuen Testament lesen wir, dass es vor Jesu Taufbefehl bereits eine andere Taufe gegeben hat, die Taufe durch Johannes den Täufer. Eine merkwürdige Geschichte.

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Wir treffen diesen Johannes in jenen Tagen am Ufer des Jordan, irgendwo in der Wüste. Eine etwas absonderliche Gestalt. Schon äußerlich. Umwandet mit einem Kleid aus Kamelhaaren und einem ledernen Gürtel ernährt er sich von Heuschrecken und wildem Honig. Außergewöhnliches erregt natürlich immer sogleich Neugier. Das kennen wir. Heutzutage lebt nicht nur die Regenbogenpresse davon. So verwundert es nicht, dass die Menschen der Umgebung zu Johannes hinströmen. „Da ging zu ihm hinaus Jerusalem und ganz Judäa und das ganze Land am Jordan“, heißt es (Matthäus 3,5). Also immerhin nicht wenige Menschen. Aber was ist es genau, was diese Menschen zu Johannes, dem Sonderling, treibt? Bloße Sensationsgier wegen seines ungewöhnlichen Äußeren? Oder steckt noch etwas anderes dahinter?

Ja, es ist noch etwas anderes. Johannes hat nämlich auch Ungewöhnliches zu sagen