Taylor - Ein Mann, ein Wort - Suzanne Brockmann - E-Book

Taylor - Ein Mann, ein Wort E-Book

Suzanne Brockmann

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Beschreibung

Operation Heartbreaker: Besiege die Gefahr, vertraue deinen Freunden - und verschenke nie dein Herz.

Wie bringt man eine schöne Frau zur Vernunft? Navy SEAL Bobby Taylor steht vor einem riesigen Problem. Er hat seinem besten Kumpel Wes versprochen, dessen Schwester Colleen zu beschützen. Leichter gesagt als getan, denn Colleen ist nicht nur sehr attraktiv, sondern auch sehr waghalsig: Sie plant einen riskanten Einsatz in einem Krisengebiet, wo sie Kindern helfen will. Bobby versucht, sie davon abzubringen - vergebens. Und dann geht es plötzlich um mehr als ein Versprechen unter Freunden. Denn zwischen hitzigen Diskussionen und noch hitzigeren Küssen sind da auf einmal Leidenschaft und Liebe. Vielleicht für immer? Vorausgesetzt, Colleen setzt nicht leichtsinnig ihr gemeinsames Lebensglück aufs Spiel…

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Seitenzahl: 353

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Alle Rechte, einschließlich das der vollständigen oder auszugsweisen Vervielfältigung, des Ab- oder Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten und bedürfen in jedem Fall der Zustimmung des Verlages.

Der Preis dieses Bandes versteht sich einschließlich

Suzanne Brockmann

Operation Heartbreaker 10: Taylor – Ein Mann, ein Wort

Roman

Aus dem Amerikanischen von

MIRA® TASCHENBUCH

MIRA® TASCHENBÜCHER

erscheinen in der Harlequin Enterprises GmbH,

Valentinskamp 24, 20354 Hamburg

Geschäftsführer: Thomas Beckmann

Copyright © 2011 by MIRA Taschenbuch

in der Harlequin Enterprises GmbH

Titel der nordamerikanischen Originalausgabe:

Taylor’s Temptation

Copyright © 2001 by Suzanne Brockman

erschienen bei: Silhouette Books, Toronto

Published by arrangement with

HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

Konzeption/Reihengestaltung: fredebold&partner gmbh, Köln

Umschlaggestaltung: pecher und soiron, Köln

Redaktion: Stefanie Kruschandl

Titelabbildung: iStockphoto

Autorenfoto: © by Harlequin Enterprise S.A., Schweiz

Satz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling

ISBN (eBook, PDF) 978-3-86278-101-0 ISBN (eBook, EPUB) 978-3-86278-100-3

www.mira-taschenbuch.de

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eBook-Herstellung und Auslieferung: readbox publishing, Dortmundwww.readbox.net

PROLOG

Es war irre!“ Rio Rosetti schüttelte den Kopf. Die explosiven Ereignisse der vergangenen Nacht ließen ihn immer noch nicht los. „Einfach irre!“

Mike und Thomas saßen ihm in der Kantine gegenüber. Ihre Spiegeleier mit Speck waren vergessen und wurden langsam kalt, während die beiden gespannt darauf warteten, dass Rio fortfuhr.

Sie ließen es sich nicht anmerken, aber Rio wusste genau, dass sie vor Neid fast platzten, weil er dabei gewesen war – hautnah und mitten im Geschehen an der Seite zweier legendärer Chiefs der Alpha Squad: Bobby Taylor und Wes Skelly.

„Hey, Little E., schnapp dir deine Ausrüstung!“, hatte Chief Skelly ihn vor gerade mal sechs Stunden aufgefordert. War das wirklich erst sechs Stunden her? „Onkel Bobby und ich wollen dir zeigen, wie man es richtig macht.“

Zwillingsbrüder mit verschiedenen Müttern, so wurden Bobby und Wes oft genannt. Mit äußerst verschiedenen Müttern. Denn die beiden Männer waren zwar unzertrennlich, sahen sich aber kein bisschen ähnlich.

Chief Taylor war hochgewachsen und muskulös wie eine Raubkatze. Ganz sicher war Rio sich nicht – dort, wo Bobbys Kopf saß, wurde die Luft bestimmt schon recht dünn –, aber er vermutete, dass der Chief an die zwei Meter groß war. Seine Schultern waren so breit wie die eines Footballspielers, aber er bewegte sich bemerkenswert schnell und elegant. Im Grunde war es fast schon unheimlich, dass solch ein Schrank von einem Mann so geschmeidig war.

Nicht nur hinsichtlich der Körpergröße unterschied er sich von Wes Skelly. Der war eher durchschnittlich groß, etwa so wie Rio, ungefähr 1,78 Meter, und er war ähnlich drahtig gebaut.

In Bobbys Adern floss indianisches Blut, Navajo-Blut. Dieses Erbe zeigte sich in seinem eleganten, scharf geschnittenen Gesicht und seinem dunklen Teint, der in der Sonne einen warmen Ton annahm – nicht vergleichbar mit Rios leicht oliv getönter Sonnenbräune. Außerdem hatte der Chief lange, glatte schwarze Haare, die er zu einem langen Zopf geflochten trug, was ihm eine sehr mystische, sehr geheimnisvolle Aura verlieh.

Wes dagegen hatte irische Vorfahren und rotblonde Haare. Seine blauen Augen funkelten vor koboldhaftem Übermut. Kein Zweifel: Wenn Wes Skelly einen Raum betrat, kam Leben in die Bude. Er war ständig in Bewegung, wie eine Flipperkugel, und wenn er sich nicht bewegte, dann redete er. Er war witzig, rüde und laut, und seine Ungeduld grenzte schon an Taktlosigkeit.

Bobby dagegen war der König der Coolness, die Ruhe in Person. Er konnte vollkommen still dasitzen, ohne sich zu bewegen, und einfach nur zuschauen und zuhören. Das hielt er stundenlang durch, bevor er sich zu irgendetwas äußerte.

Aber so unterschiedlich die beiden auch aussahen und sich benahmen: Sie waren eins im Denken. Sie beendeten sogar die Sätze des anderen und kannten einander so gut, dass der eine immer genau wusste, was dem anderen gerade durch den Kopf ging.

Das war vermutlich auch der Grund, warum Bobby so wenig sagte: Er brauchte es nicht. Wes las seine Gedanken und redete für ihn – und das ohne Unterlass.

Wenn der große Chief allerdings doch mal etwas sagte, dann hörten die Männer zu. Sogar die Offiziere hörten auf ihn.

Rio natürlich erst recht: Er hatte schon früh während seiner SEAL-Ausbildung und lange, bevor er der legendären Alpha Squad von SEAL Team Ten zugeteilt wurde, gelernt, ganz besonders auf das zu achten, was Chief Bobby Taylor so von sich gab.

Bobby hatte zeitweilig als BUD/S-Ausbilder in Coronado gearbeitet und dabei Rio Rosetti, Mike Lee und Thomas King unter seine gewaltigen Fittiche genommen. Das hieß nicht, dass er sie verwöhnt hätte – ganz im Gegenteil. Dadurch, dass er sie zu den Besten einer Klasse hochintelligenter, selbstsicherer und entschlossener Männer erklärte, verlangte er ihnen sehr viel mehr ab als den anderen. Er hatte sie härter angetrieben, keine Entschuldigungen gelten lassen und nie weniger von ihnen erwartet, als dass sie ihr Bestes gaben. Immer und jedes Mal.

Und sie hatten alles getan, um seinen Ansprüchen gerecht zu werden, und sich damit die heiß begehrten Plätze im besten SEAL-Team der Navy erkämpft. Zweifellos unter anderem deshalb, weil auch Captain Joe Catalanotto wusste, dass es sich lohnte, auf Bobby zu hören.

Aber zurück zum Einsatz, der gerade mal sechs Stunden her war: Die Alpha Squad war angefordert worden, um ein Einsatzkommando der FInCOM zu unterstützen. Ein besonders unangenehmer südamerikanischer Drogenboss war mit seiner Luxusyacht so gerade eben außerhalb der US-amerikanischen Hoheitsgewässer vor Anker gegangen. Eine klare Provokation. Die FInCOM konnte – oder wollte – den Bösewicht nicht einfach einkassieren, solange er die unsichtbare Grenze zum amerikanischen Territorium nicht überschritten hatte. Rio wusste nicht, ob es in diesem Fall am Können oder am Wollen haperte, aber das interessierte ihn auch nicht.

Jedenfalls kamen deshalb die SEALs ins Spiel.

Geleitet wurde der Einsatz von Lieutenant Lucky O’Donlon. In erster Linie, weil er einen besonders hinterhältigen Plan ausgebrütet hatte, der Captain Joe Cats Sinn für schwarzen Humor sehr entgegenkam. Der Lieutenant hatte entschieden, dass ein kleiner Trupp SEALs zur Yacht hinausschwimmen sollte – sie hieß übrigens Swiss Chocolate, ein bescheuerter Name für ein Schiff. Die SEALs sollten heimlich an Bord gehen, sich Zutritt zur Brücke verschaffen und sich kreativ mit dem computergesteuerten Navigationssystem auseinandersetzen.

Mit dem Ergebnis, dass der Kapitän der Yacht glauben würde, er steuere nach Süden, während ihr Kurs sie in Wirklichkeit nordwestwärts führte.

Der Bösewicht würde Befehl geben, zurück nach Südamerika zu schippern, und die Yacht würde geradewegs Kurs auf Miami nehmen – hinein in die offenen Arme des US-amerikanischen Einsatzkommandos.

Der Plan war einfach zu schön!

Bobby und Wes waren von Lieutenant O’Donlon damit beauftragt worden, sich heimlich auf die Brücke der Yacht zu schleichen. Und Rio hatte dabei sein sollen.

„Ich wusste verdammt gut, dass sie mich dabei nicht brauchten“, erzählte er Thomas und Mike. „Im Gegenteil. Mir war klar, dass ich sie nur behindern würde.“ Bobby und Wes brauchten keine Worte zu wechseln, ja nicht einmal Handzeichen auszutauschen. Sie schauten einander kaum an, sondern wussten einfach, was der andere dachte. Das Ganze war total unheimlich. Rio hatte Derartiges schon bei Trainingseinsätzen erlebt, aber bei einem echten Einsatz wirkte es noch verrückter.

„Was ist denn nun passiert, Rosetti?“, fragte Thomas King. Der hochgewachsene Afroamerikaner platzte fast vor Ungeduld, ließ sich aber nichts anmerken. Er war ein ausgezeichneter Pokerspieler. Das wusste Rio aus eigener Erfahrung; er hatte den Pokertisch schon mehr als einmal mit leeren Taschen verlassen.

Meistens trug Thomas eine völlig undurchdringliche Miene zur Schau, die Lider halb geschlossen und ohne erkennbare Gefühlsregung. Zusammen mit den Narben in seinem Gesicht – eine zog sich durch die rechte Augenbraue, eine zweite über einen Wangenknochen – verlieh ihm das eine gefährliche Ausstrahlung, um die Rio mit seinem seines Erachtens viel zu durchschnittlichen Gesicht ihn beneidete.

Dass viele die Straßenseite wechselten, wenn sie Thomas auf sich zukommen sahen, hatte jedoch noch einen anderen Grund: seine Augen. Sie waren so tief dunkelbraun, dass sie beinah schwarz wirkten, und sie funkelten vor Scharfsinn und Intelligenz. Thomas war sowohl Mitglied bei Phi-Beta-Kappa, der ältesten und angesehensten studentischen Vereinigung der USA, als auch bei Mensa International, der weltweit größten, ältesten und bekanntesten Gesellschaft für Menschen mit hohem Intelligenzquotienten. Seine Augen verrieten auch, was seine ausdruckslose Miene zu verbergen suchte: Nämlich, dass er immer in höchster Alarmbereitschaft war – bereit, in Sekundenbruchteilen und ohne zu zögern einen tödlichen Angriff zu starten, wenn sich das als nötig erweisen sollte.

Thomas wurde von allen auch Thomas genannt. Nicht Tommy, auch nicht Tom. Kein Mitglied von SEAL Team Ten nannte ihn je anders als Thomas, und alle behandelten ihn mit Respekt. Rio hingegen, der auf einen Spitznamen wie „Panther“ oder „Habicht“ gehofft hatte, wurde „Elvis“ gerufen. Oder noch schlimmer: „Little Elvis“ oder gar „Little E.“.

Dabei war „Elvis“ schon peinlich genug.

„Wir fuhren mit einem Schlauchboot zur Swiss Chocolate raus“, fuhr Rio in seiner Erzählung fort. „Das letzte Stück schwammen wir.“ Die schnelle Fahrt in dem kleinen Schlauchboot durch die nächtliche Dunkelheit auf dem offenen Meer hatte seinen Herzschlag beschleunigt. Das hing natürlich auch damit zusammen, dass er wusste, dass sie an Bord einer bewachten Yacht gehen und auf die Brücke gelangen sollten, ohne dass man sie bemerkte. Ihn beunruhigte aber noch etwas anderes.

Was, wenn er versagte?

Bobby konnte Rios Gedanken offensichtlich genauso gut lesen wie die seines Kumpels Wes Skelly, denn er legte ihm kurz eine Hand auf die Schulter. Eine beruhigende Geste, bevor sie aus dem Wasser stiegen und sich an Bord der Yacht schlichen.

„Das verdammte Ding war beleuchtet wie ein Weihnachtsbaum, und es wimmelte nur so von Wachen“, fuhr Rio fort. „Sie waren alle gleich gekleidet und trugen diese niedlichen kleinen Uzis. Wahrscheinlich fand ihr Boss es einfach geil, so zu tun, als hätte er eine eigene kleine Armee. Aber das waren keine Soldaten, nicht einmal ansatzweise. Das waren einfach Straßenjungs in teuren Uniformen. Die hatten keinen blassen Schimmer davon, wie man Wache steht oder wonach man Ausschau halten muss. Ich schwöre euch, Jungs, wir sind einfach an denen vorbeimarschiert, und die hatten nicht die leiseste Ahnung, dass wir da waren! Dafür machten sie viel zu viel Lärm und wurden obendrein von der Festbeleuchtung der Yacht geblendet. Das Ganze war lächerlich einfach.“

„Wenn es so lächerlich einfach war“, fragte Mike Lee, „warum liegt Chief Taylor dann im Krankenhaus?“

Rio schüttelte den Kopf. „Dieser Teil der Geschichte war natürlich nicht witzig.“ Irgendwer an Bord der Yacht hatte beschlossen, die Party aufs Deck zu verlagern und ein mitternächtliches Bad im Meer zu nehmen. Also wurden Flutlichter eingeschaltet, um das Wasser zu beleuchten, und dann brach die Hölle los. „Aber bis zu dem Moment, in dem wir das Schiff wieder verlassen wollten, war das Ganze ein Kinderspiel. Ihr wisst doch, was Bobby und Wes können? Ihre telepathische Kommunikation?“

Thomas lächelte. „Oh ja, ich habe schon oft gesehen, wie sie einander anschauen und …“

„Diesmal nicht“, unterbrach Rio seinen Freund. „Ich meine, diesmal schauten sie einander nicht an. Jungs, ich sage euch, das war mehr als nur cool! Da war ein Wachtposten auf der Brücke, klar? Nur einer, sonst niemand. Bis auf ihn war die Brücke leer und dunkel. Kapitän und Mannschaft waren alle unter Deck. Wahrscheinlich dröhnten sie sich die Birne zu, so wie die Partygirls und die Gäste. Jedenfalls entdecken die beiden Chiefs diesen Wachtposten – und setzen ihn einfach so außer Gefecht, ohne dass er uns auch nur bemerkt, geschweige denn einen Laut von sich gibt. Gemeinsam. Das sah aus wie ein jahrelang eingeübter Tanz, aufgeführt in absoluter Perfektion. Ich sage euch, das war allerhöchster Kunstgenuss.“

„Die beiden arbeiten schon sehr lange zusammen“, warf Mike ein.

„Sie haben gemeinsam das BUD/S-Training durchlaufen“, ergänzte Thomas. „Sie waren von Anfang an Schwimmkumpel.“

„Diese Perfektion!“, schwärmte Rio und schüttelte bewundernd den Kopf. „Vollendete Perfektion! Ich nahm den Platz des Wachtpostens ein, für den Fall, dass jemand zur Brücke hochsah. In der Zwischenzeit machte Skelly den mechanischen Kompass unbrauchbar. Und Bobby knackte in etwa vier Sekunden den Navigationscomputer.“

Das war ebenfalls eine der unbegreiflichen Seiten an Bobby Taylor: Trotz seiner gewaltigen Pranken konnte er jede Computertastatur schneller bedienen, als Rio auch nur ansatzweise für möglich gehalten hätte. Außerdem brauchte er die Monitoranzeige nur durchzuscrollen und erfasste dabei blitzschnell alle relevanten Informationen.

„Er brauchte keine drei Minuten, um zu erledigen, was zu erledigen war“, fuhr Rio fort, „und dann waren wir auch schon wieder draußen. Hatten die Brücke verlassen. Lucky und Spaceman waren im Wasser und gaben uns Zeichen, dass die Luft rein war.“ Er schüttelte den Kopf bei dem Gedanken daran, wie nahe sie dran gewesen waren, lautlos und unbemerkt in die Nacht zu entschwinden. „Und dann strömten plötzlich all die süßen Bikinipuppen an Deck und liefen direkt auf uns zu. Wir hatten einfach unglaubliches Pech. Wären wir irgendwo anders auf dem Boot gewesen, hätten die Mädels uns das perfekte Ablenkungsmanöver geliefert. Wir wären völlig unsichtbar geblieben. Ich meine, welcher unerfahrene Wachtposten hält schon Ausschau nach unerwünschten Subjekten, die an Bord herumschleichen, wenn so viele Strandhäschen in String-Bikinis übers Deck hoppeln? Aber irgendwer beschloss, ausgerechnet auf der Steuerbordseite schwimmen zu gehen – genau dort, wo wir uns versteckt hielten. Das Flutlicht ging an, vermutlich nur, damit die Jungs an Bord mehr von den Mädchen im Wasser sehen konnten, aber peng – da waren wir. Im Scheinwerferlicht wie Stars auf dem roten Teppich. Wir konnten uns nirgendwo verstecken und hatten nur eine Möglichkeit, abzuhauen: den Sprung über Bord.“ Rio seufzte.

„Bobby packte mich kurzerhand und warf mich über die Reling“, gab er zu. Er hatte wahrscheinlich zu langsam reagiert und hätte sich jetzt noch am liebsten dafür in den Hintern gebissen. „Was dann passiert ist, habe ich nicht gesehen. Wes erzählte, Bobby hätte sich vor ihn gestellt und ihn vor den Kugeln abgeschirmt, die durch die Luft schwirrten, als sie beide ins Wasser sprangen. Dabei hat Bobby was abbekommen – eine Kugel in die Schulter, eine zweite in die Hüfte. Obwohl er verletzt war, zog er Wes und mich unter Wasser – und damit außer Sicht- und Schussweite.“

Sirenen waren losgegangen. Rio hatte sie auch unter Wasser noch hören können, genauso wie das Geratter der automatischen Waffen der Wachtposten und die entsetzten Schreie der Frauen.

„Und dann setzte sich die Swiss Chocolate in Bewegung“, fuhr er lächelnd fort, „geradewegs Richtung Miami.“

Sie waren aufgetaucht und sahen dem Boot nach. Bobby lachte mit ihnen. Rio und Wes Skelly hatten nicht einmal bemerkt, dass er verwundet war. Nicht bevor Bobby den Mund aufmachte und sie ruhig und trocken wie immer informierte: „Wir sollten uns beeilen, zum Boot zurückzukommen. Ich locke die Haie an.“

„Der Chief blutete stark“, erzählte Rio seinen Freunden. „Es hatte ihn schlimmer erwischt, als ihm selbst klar war.“ Und das Wasser war nicht kalt genug, um die Blutung zu stoppen. „Noch im Wasser banden wir sein Bein ab, so gut es ging. Lucky und Spaceman schwammen voraus, so schnell sie konnten, um das Schlauchboot zu erreichen und zu uns zu bringen.“

Bobby Taylor litt heftige Schmerzen, aber er schwamm langsam und stetig weiter durch die Dunkelheit. Offenbar befürchtete er, das Bewusstsein zu verlieren, wenn er aufhörte, sich zu bewegen, und sich von Wes zurück zum Schlauchboot ziehen ließ. Das wollte er unter keinen Umständen. Die Haie in diesem Seegebiet waren gefährlich, und wenn er bewusstlos geworden wäre, hätte er Rio und Wes möglicherweise noch mehr in Gefahr gebracht.

„Wes und ich schwammen links und rechts neben Bobby her. Wes redete die ganze Zeit – keine Ahnung, wie er das anstellte, ohne literweise Wasser zu schlucken. Er zog Bobby damit auf, dass er den Helden gespielt hatte, machte Witze darüber, dass er sich eine Kugel im Hintern eingefangen hatte, und tat einfach alles, damit Bobby wach blieb.

Erst als Bobby immer langsamer wurde und uns schließlich eingestand, dass er nicht mehr konnte und Hilfe brauchte, hörte Wes auf zu reden. Er nahm Bobby in den Rettungsgriff und zog ab, als sei der Teufel hinter ihm her. Er konzentrierte all seine Energie darauf, uns in Rekordzeit zurück zum Boot zu bringen.“

Rio lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. „Als wir das Boot schließlich erreichten, hatte Lucky schon per Funk Hilfe angefordert. Kurz darauf kam ein Helikopter, nahm Bobby an Bord und flog ihn ins Krankenhaus.“

Erleichtert wiederholte er, was er Thomas und Mike gleich als Allererstes erzählt hatte, noch bevor sie sich an den Frühstückstisch gesetzt hatten: „Das wird wieder. Bobby hat an der Hüfte zwar geblutet wie ein Schwein, sonst ist es aber halb so wild, und die Kugel in der Schulter ist in der Muskulatur stecken geblieben, ohne einen Knochen anzukratzen. Er wird ein paar Wochen dienstunfähig sein, vielleicht auch einen Monat, aber danach …“ Rio grinste. „Chief Bobby Taylor kommt wieder. Darauf könnt ihr euch verlassen!“

1. KAPITEL

Navy SEAL Chief Bobby Taylor saß in der Tinte. Ganz gewaltig sogar.

„Du musst mir einfach helfen, Mann!“, sagte Wes zu ihm. „Sie ist wild entschlossen, das durchzuziehen. Hat einfach aufgelegt und das Telefon nicht abgenommen, als ich wieder angerufen habe. Ich bin in weniger als zwanzig Minuten unterwegs zu einem Einsatz und könnte ihr nur eine E-Mail schicken. Nur – das kann ich mir auch sparen. Sie liest sie ja doch nicht.“

Sie – das war Colleen Mary Skelly, die kleine Schwester seines besten Freundes. Halt, nein, nicht seine kleine Schwester. Seine jüngere Schwester. Klein war Colleen nicht, schon sehr lange nicht mehr.

Das allerdings schien Wes einfach nicht zu begreifen.

Bobby versuchte es mit vernünftigen Argumenten: „Wenn ich sie anrufe, wird sie ganz bestimmt sofort wieder auflegen.“

„Ich will ja gar nicht, dass du sie anrufst.“ Wes warf seinen Seesack über die Schulter und ließ die Bombe platzen: „Ich will, dass du hinfährst.“

Bobby lachte. Nicht laut. Niemals würde er seinem besten Freund ins Gesicht lachen, wenn der zum überfürsorglichen Bruder mutierte. Aber innerlich lachte er nicht nur. Er krümmte sich auf dem Boden vor Lachen.

Äußerlich zog er nur eine Augenbraue fragend in die Höhe. „Nach Boston?“ Es war nicht wirklich eine Frage.

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